Die Deutschen und der Orient
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Die Deutschen und der Orient
Machiavell die türkischen Sultane indessen nicht, weil sie – wie einst etwa
Der islamische Prophet – ein »Betrüger« 17
die römischen Kaiser von ihren Prätorianern – viel zu sehr von ihrer Mili- tärelite abhingen. Und in ebendieser Abhängigkeit sah er auch den Grund da für, dass sie der politischen Entwicklung in Europa weit hinterherhink- ten :
Die Türkischen Kaiser sind nur darum dem Erdrosseln so sehr ausge- setzt, weil sie diese [europäische] Staatskunst noch nicht einzuführen verstanden haben. Die Türken sind Sklaven des Sultans, und der Sultan Sklav der Janitscharen. Im christlichen Europa aber muß ein Fürst alle Stände seiner Unterthanen gleich gut behandeln, ohne solche Unter- schiede zu machen, die einen Neid erregen würden, welcher ihm selbst fürchterlich werden könnte. 7
Der islamische Prophet – ein »Betrüger« Während Voltaire, mit dem der Kronprinz seit 1736 einen regen Briefwech- sel pflegte, das auf Französisch verfasste Manuskript des Anti-Machiavell redigierte, 8 las und kommentierte Friedrich dessen im Entstehen begriffene Tragödie Mahomet, deren zum Teil mehrfach überarbeitete Akte der Schriftsteller ihm regelmäßig übersandte. Seine Begeisterung für das Stück wurde noch zusätzlich angefacht, als ihm Voltaire bei ihrer ersten persönli- chen Begegnung, die wenige Monate nach Friedrichs Herrschaftsantritt auf Schloss Moyland bei Kleve stattfand, 9 das noch nicht vollendete Drama vor- trug. Er [Voltaire] hat uns Mahomet I deklamiert, eine seiner bewunderungs- würdigen Tragödien; wir waren außer uns vor Entzücken, und ich konnte ihn nur bewundern und schweigen, 10
und man darf wohl annehmen, dass er die prophetenfeindliche Einstel- lung des französischen Aufklärers teilte. Seine Geringschätzung gegenüber dem islamischen Propheten unverblümt zum Ausdruck bringen sollte der preußische Monarch aber erst in seinem in den vierziger Jahren verfassten und später immer wieder überarbeiteten historischen Werk Geschichte mei-
steht :
18 Friedrich der Große als Trendsetter (…) Mohammed war nicht fromm, sondern nur ein Betrüger, der sich der Religion bediente, um sein Reich und seine Herrschaft zu begrün- den. 11
Den Religionsstifter des Islam als Betrüger und falschen Propheten zu dif- famieren war im Deutschland der Aufklärung eine gängige Haltung, die sich bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts hielt. 12 Dazu beigetragen hatte nicht zuletzt auch die 1697 veröffentlichte, ganz in der Tradition antiislami- scher Konfrontationstheologie stehende Muhammad-Biographie des eng- lischen Geistlichen Humphrey Prideaux. 13 Diese extrem islamfeindliche und äußerst wirkungsvolle Schrift, die nur ein Jahr später in französischer Sprache herausgegeben wurde, 14 hatte offenbar auch in Deutschland so viel Aufsehen erregt, dass 1699 in Leipzig gleich zwei deutsche Übersetzungen erschienen – die eine unter dem programmatischen Titel : Constantinopoli- tan[ischer] oder Türckischer Kirchen-Staat, in welchem die vornemste Glau- Download 310.51 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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