E02 Physikalisches Praktikum Kondensator und Spule im Gleichstromkreis Es sollen experimentelle Untersuchungen zu Ein- und Ausschaltvorgängen bei Kapazitäten und Induk tivitäten im Gleichstromkreis durchgeführt werden
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©2015 E02 Physikalisches Praktikum Kondensator und Spule im Gleichstromkreis Es sollen experimentelle Untersuchungen zu Ein- und Ausschaltvorgängen bei Kapazitäten und Induk- tivitäten im Gleichstromkreis durchgeführt werden. Als Messgerät wird dabei das Oszilloskop kennen- gelernt. 1. Theoretische Grundlagen Mit der in Bild 1 dargestellten Schaltung lässt sich ein Kondensator laden und entladen. Es gilt beim Ladevorgang (Schalter auf A) zu jeder Zeit t die Kirchhoffsche Regel (Maschensatz):
( ) ( )
t I R t U U ⋅ + = 0 . (1)
Mit
( ) ( )
( ) t U C t Q t I ⋅ = = (2)
erhält man die Differentialgleichung
( ) ( ) 0 1
t U C R t U − ⋅ − = . (3)
Mit dieser Gleichung kann neben dem Ladevorgang auch der Entladevorgang beschrieben werden, wenn man annimmt, dass der Schalter von A nach B umgelegt wird (
0 = 0). Hat man die gesuchte Lösung U(t) von (3) bestimmt, so erhält man aus (2) I(t).
Zwischen den Enden einer Spule mit vernachläs- sigbarem Ohmschen Widerstand entsteht bei je- der Änderung der Stromstärke eine Induktions- spannung
I L U U ind ⋅ − = = . (4)
Das negative Vorzeichen drückt aus, dass diese Induktionsspannung der Stromstärkeänderung entgegenwirkt (Lenzsche Regel). Schaltet man die Spule in einen Gleichstromkreis (Bild 2), so wirkt die Induktionsspannung als zusätzlich in Reihe geschaltete Spannungsquelle. Mit dem Schalter in Stellung A gilt:
R I L U ⋅ = ⋅ − 0 . (5) Daraus folgt mit
R U I 0 0 =
(6)
die Differentialgleichung Bild 1: Schaltung zur Ladung und Entladung eines Kondensators Bild 2: Schaltung zum Ein- und Ausschaltvorgang an einer Spule E02 – Kondensator und Spule im Gleichstromkreis
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( ) 0 I I L R I − − = . (7)
Unter der Annahme der gleichen Bedingungen wie oben wird durch diese Gleichung auch der Aus- schaltvorgang (Schalter in B) beschrieben. Aus der Lösung I(t) von (7) lässt sich aus (4) auch U(t) berechnen.
Die Differentialgleichungen (3) und (7) haben beide gleiche Struktur:
( ) 0 1 y y y − − = τ . (8)
Diese lässt sich leicht anschaulich interpretieren: Wird die Größe
0 ausgelenkt, so ist ihre Änderungsgeschwin- digkeit y proportional zur Größe der aktuellen Auslenkung. Die in der Proportionalitätskonstanten auftretende Größe τ hat die Dimension einer Zeit, sie wird als Zeitkonstante des Systems bezeich- net. (8) wird allg. erfüllt durch
( ) τ t e y y y t y − ⋅ − + = 0 1 0 (9)
1 ist die Anfangsauslenkung zum Zeitpunkt t = 0, y 0 wird für t → ∞ erreicht. Die Größe der Auslen- kung aus der Gleichgewichtslage nimmt also ex- ponentiell mit der Zeit ab:
τ
Bei Kapazitäten gilt
R ⋅ = τ , (10)
bei Induktivitäten ist
L = τ . (11)
Mit der Lösung (9) können nun unter Berücksichtigung der entsprechenden Randbedingungen für t = 0 und für t → ∞ die Gleichungen für Ein- und Ausschaltvorgänge bei Spulen und Kondensatoren an- gegeben werden (Bild 4).
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Kondensator U y = Laden (Schalterstellung A) Entladen (Schalterstellung B) ) 0 ( = =
y y 0
0
( ) ∞ → = t y y 1
0
0
Lösung der DGL ( )
− = − τ t e U t U 1 0 ( )
τ t e U t U − ⋅ = 0
Folgerung ( )
τ t e R U t I − ⋅ = 0
( ) τ
e R U t I − ⋅ − = 0 Spule I y = Einschalten (Schalterstellung A) Ausschalten (Schalterstellung B) ) 0 ( = =
y y 0
R U I 0 0 = ( ) ∞ → = t y y 1
R U I 0 0 = 0
Lösung der DGL ( )
− = − τ t e R U t I 1 0 ( )
τ t e R U t I − ⋅ = 0
Folgerung ( )
τ t e U t U − ⋅ = 0
( ) τ
e U t U − ⋅ − = 0 C R ⋅ = τ R L = τ E02 – Kondensator und Spule im Gleichstromkreis
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2.Versuch 2.1 Vorbetrachtung Aufgabe 1: Die Zeitkonstante τ sollen Sie in diesem Versuch auf zwei verschiedene Arten bestimmen. Wie lauten diese?
Ri = 1MΩ (u(Ri)/Ri = 1%)) wird die Entladungskennlinie U = f(t) über einem parallel geschalteten Kondensator ( C = 147µF) und ei- nem Widerstand von R = (100 ± 2)kΩ aufgenommen (siehe Bild 1).
Die Kapazität von 147µF wird mit zwei Kondensatoren C 1 = 100µF (5%) und C 2 = 47µF (2,5%) realisiert. a) Skizzieren Sie die Schaltung. b) Berechnen Sie den Ersatzwiderstand
. c) Bestimmen die Zeitkonstante τ sowie die Gesamtabweichung (absolut und relativ).
( )
τ / 0 t e U t U − ⋅ = nach
t um.
2.2.1 Verwendete Geräte Stabilisiertes Netzgerät, Rechteckgenerator, Zweistrahl-Oszilloskop, Multimeter MA 3E mit R i =
10M Ω (
u(Ri)/Ri = 0,5%), Kondensatoren, Widerstände (Toleranzen siehe Materialliste), Spulen, Um- schalter, Stoppuhr 2.2.2 Versuchshinweise Aufgabe 1: Zeitlicher Verlauf der Entladungsspannung an Kondensatoren
• Bauen Sie die Schaltung entsprechend Bild1 auf (Bei Verwendung von Elektrolyt-Kondensatoren ist auf die Polung zu achten!). • Notieren Sie sich die Toleranzen der Bauelemente
• Messen Sie den zeitlichen Verlauf der Entladungsspannung an Kondensatoren: a) bei konstanter Spannung U, konstantem Widerstand R für 2 verschiedene Kapazitäten C (
U = 10V, R x = 100k Ω , C x = 1000 µ
µ
U, konstanter Kapazität C, für 2 verschiedene Widerstände R (
U = 10V, C x = 220 µ
R x = 470k Ω und 100k Ω )
c) bei konstantem Widerstand R, konstanter Kapazität C, für 2 verschiedene Spannungen U (
R x = 100k Ω , C x = 200 µ
U = 25V und 10V)
• Stellen Sie bei Schalterstellung A den geforderten Spannungswert U ein bzw. laden Sie die Kon- densatoren auf. • Mit Betätigen des Schalters (Stellung B) beginnen Sie die Zeitmessung mittels Stoppuhr. • Notieren Sie die Zeiten nach dem Abfall der Spannung um jeweils 1V (bei 1c, U = 25V in 5V- Schritten). • Brechen Sie die Messung bei Erreichen von 0V oder nach spätestens 270s ab.
gang an einem Kondensator bzw. an einer Spule mittels eines Zweikanal-Oszilloskops
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• Verwenden Sie statt der Spannungsquelle einen Rechteckgenerator, der die Spannung U 0 peri- odisch ein- und ausschaltet.
• Geben Sie zunächst die Ausgangsspannung des Rechteckgenerators auf einen der Eingänge des Oszilloskops • Machen Sie sich mit der Bedienung des Oszil- loskops vertraut (Veränderung der y-Empfind- lichkeit, AC/DC-Umschaltung, Zeitablenkung, Triggerung ⇒ Bedienungsanleitung ist am Prakti- kumsplatz).
• Spannungs- und Stromverlauf werden nach Bild 4 am Oszilloskop sichtbar gemacht. • Der Spannungsverlauf wird über den einen y- Kanal (y 1 ) dargestellt. Um auch die Stromstärke auf dem Oszilloskop aufzeichnen zu können wird die an
R abfallende Teilspannung U=I·R auf den zweiten y-Kanal (y 2 ) gegeben. • Bestimmen Sie aus dem Oszilloskopbild mit Hilfe der x-Kalibrierung am Oszilloskop die jeweilige Zeitkonstante. • Zeichnen Sie die Oszilloskopbilder der Spule (mit und ohne Eisenkern) und des Kondensators in Schalterstellung A bzw. B ab.
2.3 Versuchsauswertung Aufgabe 1: Zeitlicher Verlauf der Entladungsspannung an Kondensatoren
• Stellen Sie die Messwerte als Funktion U = f(t) graphisch dar: – Tragen Sie die Kennlinien mit der Ausgangsspannung von U A = 10V zusammen in ein Dia- gramm ein. – Zeichnen Sie die Kennlinien zu Aufgabe 1c wie folgt: – direkt auf Millimeterpapier sowie – halblogarithmisch ( t/s linear, U/V logarithmisch)
• Bestätigen Sie aus den Messdaten und deren graphischer Darstellung die Formel für die Span- nung bei der Entladung bzw. Aufladung eines Kondensators. • Ermitteln Sie aus den Entladungskurven die Zeitkonstanten τ und vergleichen Sie diese mit den theoretischen Werten (10). • Bestimmen Sie die Messunsicherheit unter Berücksichtigung des Innenwiderstandes des Mess- gerätes und der Toleranz der Bauelemente und diskutieren Sie die Ergebnisse. • Berechnen Sie eine theoretisch zu erwartende Kurve, tragen Sie diese in die halblogarithmische Darstellung ein und diskutieren Sie die Abweichungen zur gemessenen Kurve.
Bild 4: Schaltung zur Darstellung der U,t- und I,t- Kurven bei Kondensator (A) und Spule (B) mit dem Oszilloskop
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3. Ergänzung 3.1 Vertiefende Fragen Aufgabe 1: Was ändert sich in Bild 4, wenn man den Ohmschen Widerstand der Spule nicht vernach- lässigen kann?
nen Multimeter, Stoppuhr, Spule 1000Wdg. ( L = 17mH) und vorhandenen Widerständen (
Ω bis 100k Ω ) nicht möglich?
Bei der Schaltung nach Bild1 ist die Kondensatorspannung proportional zum Zeitintegral des Stromes
( ) ( )
∫ = ⋅ = dt t I C t Q C t U 1 1 (12)
Die Schaltung kann als Integrierglied eingesetzt werden. Umgekehrt ist die Stromstärke in R propor- tional zu dU/dt. Das RC-Glied ist also prinzipiell auch als Differenzierglied verwendbar. Für praktische Anwendungen werden Operationsverstärker so mit RC-Gliedern beschaltet, dass deren Ausgangs- spannung proportional zur Ableitung bzw. zum Zeitintegral der Eingangsspannung ist.
Für Zeiten, die klein gegen die Zeitkonstante RC sind, ist der Anstieg der Kondensatorspannung in guter Näherung linear. Damit lässt sich eine Sägezahnspannung erzeugen, die beispielsweise für die Zeitablenkung beim Oszilloskop benötigt wird.
Die Differentialgleichung (8) spielt auch in anderen Gebieten der Physik eine wichtige Rolle: sie be- schreibt z.B. den radioaktiven Zerfall und den Temperaturausgleich eines wärmeren Körpers mit sei- ner kühleren Umgebung.
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