Geschichte des Geldes


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Die Geschichte des Geldes

Islamische Währungen

Dinar des Kalifen al-Amin (811)
Im Gegensatz zum mittelalterlichen Europa dominierten im islamischen Kalifat Goldmünzen. Der Herrscher Abd al-Malik hatte dort im 7. Jahrhundert eine Münzreform durchgesetzt. Das islamische Währungssystem orientierte sich an den Münzen der eroberten Gebiete: Zu den Vorbildern zählten Byzanz und das Sassanidenreich. Die Münzordnung umfasste den aus Gold geprägten Dinar und den aus Silber bestehenden Dirham. Ab dem 10. Jahrhundert kam es im Nahen und Mittleren Osten zu einer Silberknappheit. Daraufhin wurde der Dinar zum vorrangigen Zahlungsmittel im Kalifat. Möglich wurde die Herstellung der Goldmünzen in den muslimischen Ländern durch einen regen Handel mit westafrikanischen Kulturen. Das Gold wurde in Afrika im Bereich Senegal (Fluss) und Niger (Fluss) geschürft und gegen Textilien, Glas und Salz eingetauscht. Das Gold wurde anschließend aus Westafrika durch die Sahara auf den Karawanenwegen Richtung Norden und Osten transportiert.
Auch mit Ländern in Europa betrieb die islamische Welt im Mittelalter einen intensiven Handel. Unter dem Zustrom von europäischem Silber nahm Damaskus unter Sultan Saladin im 12. Jahrhundert wieder die Prägung des silbernen Dirham auf. Die Südeuropäer stellten unterdessen ab dem 13. Jahrhundert vermehrt Goldmünzen her. Nach Zerschlagung des Kalifats Mitte des 13. Jahrhunderts durch die Mongolen war der Dinar weiterhin im Sultanat der ägyptischen Mamluken im Einsatz. Diese nutzen ihn als Rechenwährung und zur Entlohnung des Heeres. Die Osmanen gaben schließlich eigene Münzsorten aus. Die offizielle Währungseinheit im Osmanischen Reich war ab dem 14. Jahrhundert der aus Silber geprägte Akçe.
Europäisches Mittelalter

Sachsenpfennig (etwa 1070–1100)
Beim Niedergang des Römischen Reiches übernahmen die Menschen im frühen Mittelalter zwar dessen Münzen, begannen jedoch erst schrittweise, sie zu kopieren und weiterzuentwickeln. Dies führte zu einer vorübergehenden Abnahme der Münzprägungen in Europa, die an ihr altes Niveau erst im 13. Jahrhundert wieder anknüpften. Zentren der Münzprägung waren Rhein, Maas und Mosel, insbesondere die für den Handel sehr günstig an der Mündung des Rheins gelegene Stadt Dorestad. Bis 750 wurden Münzen von privatunternehmerischen Münzmeistern geprägt und verkauft. 750 n. Chr. beseitigte Pippin der Jüngere in dem Teile Europas umfassenden Frankenreich die privaten Münzrechte zugunsten der Krone. Die Münzprägung wurde in den königlichen Pfalzen zentralisierte und konnte so auch besser überwacht werden. Der fränkische König Karl der Große etablierte in seinem Reich im 8. Jahrhundert eine Münzordnung nach römischem Vorbild. Sie basierte auf einem Silberstandard. Im karolingischen Münzsystem wurden 240 Denare, auch Pfennige genannt, aus einem Pfund Silber geprägt. Zwölf Pfennige entsprachen dem Wert von einem Schilling. Das System aus Pfund, Schilling und Pfennig (englisch: Penny) hatte in Europa lange Zeit Bestand, in Großbritannien sogar bis 1971. Die mit Silber aus dem Rammelsberg geprägten Otto-Adelheid-Pfennige wurden hauptsächlich für den Fernhandel genutzt und erfüllten auch in Osteuropa und Skandinavien Geldfunktionen. Während es zeitweise gelang, die Münzprägung in den königlichen Pfalzen zu zentralisieren, wurden nach und nach auch Herzögen, Bischöfen, Äbten, Grafen und Reichsstädten Münzrechte verliehen, wodurch die Münzprägung im Deutschen Reich zersplitterte. Die Münzherren setzten mit dem Münzfuß fest, wie viele Münzen aus einer Gewichtseinheit Edelmetall geprägt wurden. Je höher der Münzfuß war, desto höher war der Gewinn des Münzherren. Wertbeständige Denare wie die Kölner Pfennige behielten überregionale Bedeutung, viele andere Pfennige wurden jedoch mit weniger Silber geprägt und daher international nicht mehr akzeptiert, sie konnten nur lokal als Geld benutzt werden. Nach 1040 ging die Silberförderung im Harz und damit auch die Münzprägung zurück. Denare wurden fast ausschließlich im Fernhandel benutzt, der regionale Handel und Geschäfte des täglichen Lebens wurden münzlos im Tauschhandel abgewickelt. Erst Ende des 11. Jahrhunderts wurden mit neuen Bergwerken Silbervorkommen in Mitteleuropa erschlossen und in größerem Umfang Münzen geprägt. Zu nennen ist hier vor allem der Silberbergbau ab 1168 in Freiberg, die Friesacher Gruben, Iglau, Iglesias (Sardinien) und Kuttenberg. Erst von da an setzte eine tiefergehende Monetarisierung der Wirtschaft ein, der geldlose Tauschhandel ging zurück. Dies war der Beginn der europäischen Geldgeschichte im engeren Sinne. Die Verteilung des Edelmetalls und damit auch die monetäre Versorgung wurde stark durch den Handel bestimmt. Im Hochmittelalter floss viel Edelmetall in Regionen des europäischen Südens – wo die wertvollsten Waren herkamen – und weniger in den Norden. Entsprechend war die monetäre Durchdringung (Bargeldversorgung) im Süden zunächst stärker als im Norden Europas. Gleichwohl waren erstmals breite Bevölkerungsschichten am Geldverkehr beteiligt.
Im Hoch- und Spätmittelalter waren im Heiligen Römischen Reich neben dem Pfennig weitere Silbermünzen und Goldmünzen wie der Florentiner in Umlauf. Preise wurden in den jeweiligen, durch Silbermengen definierten Währungseinheiten angegeben. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Kurantmünzen als auch Scheidemünzen Verwendung. Kurantmünzen werden vollständig vom Materialwert gedeckt, Scheidemünzen nur anteilig. Umlaufende Goldmünzen hatten im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen Kurs zum Silberkurantgeld, der auf den Kurszetteln der Handelsplätze ablesbar war. Goldmünzen kam im Binnenland die Funktion als „Sondergeld“ beim Kauf „höchstwertiger“ Güter zu. Sie dienten zudem als Handelsmünzen zur Bezahlung von Geschäftspartnern aus dem Ausland.
Von 1350 bis Ende des 15. Jahrhunderts kam es zu Geldknappheit infolge rückläufiger Silberproduktion. Die Münzproduktion ging Ende des 14. Jahrhunderts zurück und das Münzangebot verknappte sich. Da auch der Geldverleih (Kreditgewährung) von Edelmetallvorräten abhängig war kam es zu Liquiditätskrisen. Die Geldknappheit ging mit rückläufigem Handel und wirtschaftlicher Depression einher. Zu dieser Zeit hatte Westeuropa eine negative Handelsbilanz nicht nur mit der Levante, sondern auch mit Ost- und Nordeuropa, was zu einer weiteren Verringerung der Geldmenge führte. Venedig hatte den leichteren Zugang zur ungarischen Goldproduktion und der Silberproduktion in Mitteleuropa und dem Balkan. Dadurch konnte Venedig den Gewürzhandel mit der Levante auf Kosten von Genua, Florenz, Marseille und Barcelona an sich reißen. Genua blieb der Handel mit weniger wertvollen Waren wie Alaun, Damast und Baumwolle. Durch die Eroberung weiter Gebiete des Balkans durch das Osmanische Reich ging auch die Geldversorgung Venedigs und der außereuropäische Fernhandel insgesamt zurück. Mit dem Rückgang der Silber- und Goldproduktion ging eine Verteuerung der Edelmetalle einher. Europäische Münzen wurden zunehmend mit einem geringeren Edelmetallgehalt geprägt. Zudem kam es zu fiskalisch motivierten Münzverschlechterungen, um die Kosten des Hundertjährigen Krieges zu finanzieren. 1420 hatte die französische Groschenmünze nur noch einen Silbergehalt von 20 %, der Münzgewinn machte 80 % der königlichen Einnahmen aus. Dies behinderte die Wirtschaft zusätzlich.
„Aufgrund dieser Münzverschlechterungen wird gute Ware oder natürlicher Reichtum nicht länger in das Königreich gebracht, indem man die Münze so verändert, denn die Kaufleute gehen lieber an die Orte, wo sie eine gute und feste Münze erhalten. Außerdem stören und verhindern diese Münzverschlechterungen den Binnenhandel in dem Königreich, da dadurch Geldrenten, jährliche Zahlungen, Pachten, Zinsen und ähnliches nicht gut und gerecht festgesetzt oder abgeschätzt werden können. Auch kann Geld nicht sicher verliehen oder als Kredit vergeben werden.“
– Nikolaus von Oresme
Gut war die Situation für Bauern, die mit immer weniger Silber ihre Pacht zahlen konnten, was zu einer Verarmung der Ritter und des Adels führte. 1422 drängte die Ständeversammlung auf die Einführung einer direkten Steuer (Taille (Steuer)) zu Kriegsfinanzierung, damit monetäre Stabilität wieder hergestellt werden konnte.
Herzog Philipp der Kühne von Burgund war ein Anhänger des Nikolaus von Oresme. Er sorgte dafür, dass burgundische Münzen 5 % mehr Edelmetallgehalt hatten als die Münzen der Nachbarn. Das führte gemäß dem 200 Jahre später formulierten Grahamschen Gesetz dazu, dass die weniger wertvollen flandrischen Münzen die burgundischen im Geldumlauf verdrängten, da die Menschen die wertvolleren Münzen horteten. In der Folge führte er mit der Herzogin Jeanne von Brabant einen fünfjährigen Währungskrieg, indem er die burgundischen Münzen mit niedrigerem Edelmetallgehalt prägen ließ und so Flandern mit burgundischem Geld überschwemmte. 1389 gelang es, eine Währungsvereinbarung mit Brabant zu schließen. Daraufhin wurde der Silbergehalt der burgundischen Münzen um 30 % und der Goldgehalt um 40 % erhöht. Diese deflationäre Politik steigerte den Reichtum der Adligen und des Klerus, während Pächter, Lohnarbeiter und Steuerzahler verarmten. Es kam zu Aufständen, bis der Thronnachfolger Herzog Philipp der Gute die Edelmetallgehalte mehrfach herabsetze. Die Geschichte wiederholte sich 1477 mit einer Politik der Münzaufwertung, die zu Aufständen führte. Daraufhin wurde der Edelmetallgehalt der Münzen verschlechtert und mit den Gewinnen aus der Geldprägung deutsche und Schweizer Söldner gekauft, welche die Aufstände niederschlugen. 1489 kehrte Burgund zu einer Politik des stabilen Geldes zurück.
Die Edelmetallknappheit führte dazu, dass Landesherren ohne eigene Silber- oder Goldbergwerke teilweise zu einer Art Devisenbewirtschaftung (Bullionismus) übergingen. Dies schränkte den Handel stark ein. Beispielsweise erlebte die Lyoner Messe einen beispiellosen Aufschwung, als ihr 1463 das Privileg freien Kapitalverkehrs und freier Wechselkurse eingeräumt wurde. Zudem wurde die Messe von plötzlichen Änderungen der Münzpolitik unabhängig und konnte sich so als Zentrum des internationalen Kapitalverkehrs etablieren.

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