Grundbegriffe und grungprobleme
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Глушак начало
Das Substantiv als Wortart ist nach seiner Semantik sehr umfassend, es ist auch zahlenmäßig die bedeutendste Wortart der Sprache, der über 50 % des Gesamtwortschatzes zuzurechnen ist. Aber wenn man das Vorhandensein des Substantivs differenziert nach den einzelnen Funktionalstilen betrachtet, so wird sein Prozentsatz noch höher sein. Eine Untersuchung der Fachsprache des Bauwesens ergab z.B. folgendes Bild: das Substantiv — 75,8 %; das Abjektiv — 16,5 %; das Verb — 7,7 % (Gesamtumfang des Textes etwa 500 Druckseiten) [4, 16]. Die Angaben aus den anderen Quellen bestätigen eine stark dominierende Rolle des Substantivs als Wortart erstens in allen Sachstilen mit ihrer Tendenz zur Nominalisierung, zweitens in der sprachlichen Textgestaltung überhaupt [54, S. 116].
Die Wortbildungsstruktur des Substantivs kann selbst zu einem relevanten Merkmal des Stils werden. Es ist z.B. eine bekannte Tatsache, daß vor allem die zusammengesetzten Wörter in der deutschen Sprache der Gegenwart eine höchst produktive Erscheinung sind. Im Rahmen eines solchen Wortes (eines Kompositums), das mehrere Bestimmungswörter einschließen kann, finden verschiedenartige Beziehungen der Realität ihren Ausdruck. In diesem Sinne ist die Wortzusammensetzung überhaupt ein geeignetes Mittel, komplizierte Sachverhalte auf kürzeste Art zu bezeichnen, z.B. der Sonntagsnachmiltagsspaziergang, die Eisschnellauf Weltmeister in, die Dampfkesseleinmauerung u.a.m. Besonders in den technischen Fachsprachen und überhaupt im Bereich des wissenschaftlichen Stils, wie auch in den Bereichen des sachlich-offiziellen Stils, des Pressestils ist die Rolle der Zusammensetzung und der zusammengesetzten Substantive außerordentlich groß. Durch die rasche Entwicklung von Technik und Produktion wie überhaupt des gesamten gesellschaftlichen Lebens ist der Bedarf an Bezeichnungen für neue Begriffe sehr groß, und in erster Linie wird er durch die Zusammensetzung befriedigt. „Wir begegnen ihr in großem Maße in der Fachliteratur... Von hier aus dringt sie in die schöngeistige Literatur“, heißt es bei D. Faulseit und G. Kühn [36, S. 163]. Konkrete Forschungsresultate im Bereich der Fachsprache des Bauwesens sollen die Rolle der substantivischen Komposita deutlich werden lassen: die gesamte Beteiligung der Substantive an der Textgestaltung ist etwa 76 %, darunter beträgt die Zahl der zusammengesetzten Substantive etwa 56 % [4]. Die abgeleiteten Wörter sind in der deutschen Sprache ebenfalls produktiv. Sie sind nach ihrer Gestalt sehr verschieden und können ganz verschiedene inhaltliche und stilistische Potenzen in sich bergen. Darüber wird ausführlich im Buch von E. Riesel und E. Schendels berichtet [54, S. 174—181]. Hier sei darauf hingewiesen, daß bestimmte Ableitungstypen der Substantive wichtige stildifferenzierende Aufgaben erfüllen, können. Das gilt insbesondere für die suffixalen Wörter auf -ung, -heil, -keit (explizite Ableitungen), suffixlose Deverbativa (implizite Ableitungen), substantivierte Infinitive u.a. Eine spezielle Untersuchung [13, S. 104—106] ihres gegenseitigen Verhältnisses in den Funktionalstilen der Wissenschaft und der Presse (Publizistik) führte zu folgenden Resultaten: die Substantive auf -ung sind fast gleichmäßig in beiden Stilen- vertreten. Die Substantive auf -heit, -keit sind im wissenschaftlichen Stil um viermal häufiger als im Pressestil. Ungefähr dasselbe läßt sich auch über die substantivierten Infinitive sagen. Die suffixlosen Deverbativa sind dagegen im Pressestil vorherrschend. Das gegenseitige Verhältnis z.B. der Substantive auf -ung und der suffixlosen Deverbativa erweist sich in Zahlen für den Stil der Wissenschaft als 9 zu l, für den Pressestil als 6,6 zu 1. Das gegenseitige Zahlenverhältnis der Substantive auf -ung und der auf -heit, -keit ist im Stil der Wissenschaft 7 zu l, aber im Stil der Presse 30 zu 1. Innerhalb der schon erwähnten Fachsprache des Bauwesens verhält sich die Gesamtzahl der zusammengesetzten Substantive zu der der abgeleiteten Substantive wie 55 % zu 30 %. Das bedeutet im Allgemeinen, daß die Tendenz zur Zusammensetzung in den Fachsprachen viel stärker als die Tendenz zur substantivischen Ableitung wirkt, was ohne Zweifel mit bestimmten stildifferenzierenden Potenzen verbunden sein soll. Die Erforschung der stilistischen Seite bei den kategorial-grammatischen Formen des Substantivs hat der Funktionalstilistik schon manche Aufschlüsse über ihre stildifferenzierenden Potenzen gegeben, soll aber in der Zukunft noch mehr geben. Eine besondere Aufmerksamkeit zieht dabei die Kategorie des Kasus auf sich. Die deutsche Grammatik unterscheidet, wie bekannt, zwischen den reinen Kasusformen und den sogenannten Präpositionalkasus. Ihre Verteilung in verschiedenen Funktionalstilen und sogar im Rahmen ein und desselben Stils widerspiegeln die Tabellen unten, die einer speziellen Untersuchung entnommen sind [27]:
Die Tabellen zeigen sehr interessante Unterschiede zwischen den Stilen und innerhalb jedes Stils. Sie erlauben zugleich eine Verallgemeinerung, die folgenderweise aussehen kann:
Die Stildivergenzen lassen sich deutlich erkennen. In erster Linie dient der Gebrauch des deutschen G e n i t i v s als stildifferenzierendes Merkmal [9]., Er ist häuptsächlich in wissenschaftlichen Texten verwendet und relativ wenig in Texten der schönen Literatur. Weiter erscheint der Dativ als stildifferenzierendes Merkmal: sein Gebrauch in der schönen Literatur überwiegt gegenüber dem im wissenschaftlichen Stil. Der Akkusativ ist noch mehr stildifferenzierend als der Dativ, dabei sehr gebräuchlich irn Stil der schönen Literatur. Die Unterschiede innerhalb der Stile charakterisieren einerseits die Eigenart jedes Stils, andererseits sind sie auch für die Abgrenzung der Funktionalstile voneinander wesentlich: die Gebrauchsvariation des Genitivs im Stil der Wissenschaft reicht von 0,05 (minimal) bis 0,08 (maximal), dagegen im literarischen Stil von 0,09 bis 0,015. Das gestattet die Schlußfolgerung, daß die Textgestaltung im Stil der Wissenschaft gleichmäßiger und homogener ist als im Stil der schönen Literatur. Die Angaben über die anderen Kasus unterstützen diese Schlußfolgerung. Für den Dativ gelten (als minimaler und maximaler Gebrauch) 0,050 – 0,056 im Stil der Wissenschaft und 0,050 – 0,073 im Stil der schönen Literatur. Für den Akkusativ: gleichmäßige Verwendung im Stil der Wissenschaft und die Variation von 0,046 bis 0,077 im Stil der schönen Literatur. Nicht zu übersehen sind dazu noch die semantischen Funktionen der Kasus, ihre Geltung in den beiden verglichenen Funktionalstilen. Das Bild läßt sich folgenderweise skizzieren:
Auch diese Tabelle offenbart wesentliche Stildivergenzen: im Bereich des Genitivs erscheint als stildifferenzierendes Merkmal das gegenseitige Verhältnis seiner Funktionen „genitivus possessivus“ und „genitivus explicationis“, wobei die letztere im Stil der Wissenschaft stark überwiegt, während die erstere im Stil der schönen Literatur hauptsächlich anzutreffen ist. Im Bereich des Dativs kann als stildifferenzierendes Merkmal das gegenseitige Verhältnis des obligatorischen und freien Dativs angesehen werden, dabei ist der letztere nur für den Stil der schönen Literatur von Bedeutung. Im Bereich des Akkusativs verfügt der wissenschaftliche Stil über ein höchst einheitliches (homogenes) Bild. Der literarische Stil ist weniger homogen nach diesem Merkmal. Im Allgemeinen aber läßt sich die höchste Variabilität und die stärkste stildifferenzierende Kraft für den deutschen Genitiv feststellen, die schwächsten Potenzen besitzt in dieser Hinsicht der deutsche Akkusativ. Ähnliche Resultate könnten auch in bezug auf die anderen grammatischen Kategorien des Substantivs, ihre stildifferenzierende Rolle erzielt werden, aber das bleibt zweifellos die Aufgabe weiterer Untersuchungen auf dem Gebiet der deutschen Funktionalstilistik. Das Verb als Wortart besitzt die höchste Zahl von kategorialen grammatischen Formen. Die Kategorien des Verbs rücken seit einiger Zeit immer stärker ins Blickfeld der Stilforscher, sie werden damit ein Gegenstand sowohl mikrostilistischer als auch funktionalstilistischer Beschreibungen. Die Beurteilung ihrer funktionalstilistischen Potenzen wird dadurch ermöglicht, daß man auf Grund der konfrontativen Analyse verschiedener Funktionalstile im Hinblick auf die Verteilung und Häufigkeit in jedem von ihnen bezüglich der Kategorien des Verbs notwendige Stützpunkte schafft. Unter dem Aspekt der mikrostilistischen Forschung wird hauptsächlich die Aufhellung des Zusammenhangs zwischen grammatischer und stilistischer Rolle der Verbformen und Kategorien angestrebt, was sich gewöhnlich in der Betrachtung und Systematisierimg ihrer Konkurrenzfunktionen einerseits und Konkurrenzformen andrerseits äußert. In beiden genannten Richtungen sind gewisse Voraussetzungen für die weitere Forschung und. konkrete Resultate vorhanden. Aus den schon gewonnenen Resultaten geht hervor, daß sich auch die Kategorien des Verbs „in mehr oder weniger großem Umfang als potentielle Stilelemente“ erweisen [37, S. 140]. Wie W. Fleischer und G. Michel unterstreichen und wie es auch aus sämtlichen anderen Beschreibungen ersichtlich ist, verdienen besonders die Kategorien der Genera verbi, des Tempus und des Modus Beachtung unter stilistischem Gesichtspunkt. Die Kategorie der Genera verbi verfügt über zwei oppositionelle Glieder, denen eigene Formensysteme Aktiv und Passiv entsprechen. Sie gestatten in kommunikativ-syntaktischer Hinsicht die Darstellung eines Sachverhalts aus unterschiedlichen Blickrichtungen: das Aktiv stellt den Sachverhalt so dar, daß das Geschehen, Handeln usw. dem Agens zugewandt ist; beim P a s s iv ist es dagegen dem Agens abgewandt, das Agens bleibt aus oder kann weggelassen werden. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht der Sachverhalt selbst (der Vorgang, die Handlung), nicht sein Urheber (der Täter). Dieser Grundunterschied birgt in sich spezifische, daher für die Funktionalstilistik interessante Möglichkeiten des Gebrauchs jeder kategorialen Form. Die im Bereich der Genera durchgeführten Untersuchungen ergeben z.B. folgendes [21, 91]: auf je 200000 Wortformen fallen im Stil der schönen Literatur nur 4 % Passivformen, dagegen machen sie im Stil der Wissenschaft 19 % aus. Der Unterschied ist groß. Das allgemeine funktionale Gewicht der Aktiv- und Passivformen in diesen beiden Stilen zeigt die unten folgende Tabelle:
Vom Charakter der Passivkonstruktionen, nämlich von der Zahl der sie konstituierenden Glieder ausgehend, unterscheidet die deutsche Grammatik, wie bekannt, drei Abarten oder Varianten des Passivs: das eingliedrige, das zweigliedrige, das dreigliedrige Passiv. Ihre zahlenmäßige Vertretung in verschiedenen Funktionalstilen ist die Widerspiegelung bestimmter Gesetzmäßigkeiten der Verwendung, und zugleich ein Beweis für die funktionalstilistische Relevanz/Irrelevanz jeder von ihnen [47, 86]. Das läßt sich an den Zahlen folgender Tabelle ablesen, wobei in jedem Funktionalstil 900 Beispielsätze untersucht worden sind:
Der wissenschaftliche Stil zeigt eine besonders starke Tendenz zum Gebrauch des Passivs. Obwohl die Resultate verschiedener Forscher nicht immer und nicht ganz übereinstimmen, wird aus dem Vergleich der oben angeführten Tabellen deutlich, daß die Gesamthäufigkeit des Passivs im Stil der Wissenschaft 5-6mal so groß wie im Stil der schönen Literatur ist. Der Pressestil scheint in dieser Hinsicht eine Zwischenstellung einzunehmen, doch steht er offensichtlich dem wissenschaftlichen Stil näher als dem Stil der schönen Literatur. Sehr einander angeglichen sind die beiden Funktionalstile nach dem Merkmal des eingliedrigen Passivs. Das zweigliedrige Passiv ist am meisten gebräuchlich, die Zahlen dafür sind in der Tabelle besonders hoch, aber auch die Differenzen erweisen sich in dieser Hinsicht als hochsignifikant: 36 % zeigt der wissenschaftliche Stil gegen über 23 % im Pressestil (und nur etwa 6 % enthält der Stil der schönen Literatur). Die beiden Varianten der Passivkonstruktion (das eingliedrige und das zweigliedrige Passiv) gestalten agensentbehrende Aussagen, worin die funktionale Hauptaufgabe des Passivs überhaupt zu erblicken ist. Der verbale Inhalt, der Tatsachenbestand selbst wird betont, ohne Berücksichtigung des Täters: er ist belanglos, sehr verallgemeinert, oder braucht nicht anwesend zu sein. Diese Eigenschaft macht besonders das 2-gliedrige Passiv sehr geeignet für den Stil der Wissenschaft, welcher gerade Unpersönlichkeit, Verallgemeinerung, Abstraktion anstrebt, und für die Sachprosa überhaupt. Überzeugende Beispiele lassen sich in verschiedenen Texten dieses Typs finden. Einige von ihnen werden hier zur Veranschaulichung angeführt: ,,Diese Entschlossenheit und die Veränderung des internationalen Klagezustandes wird durch die Annahme der Schlußdokumente in ihrer vorliegenden Form bestätigt“ (Neues Deutschland). Dem Satz liegt die zweigliedrige Variante der Passivkonstruktion zugrunde. Als Aussage teilt er eine aktuelle Tatsache mit, die als verallgemeinerte Charakteristik der internationalen Lage in einem bestimmten Zeitmoment aufzufassen ist. „Angestrebt wird eine Umgestaltung der wirtschaftlichen, politischen und militärischen Beziehungen in der NATO... bei Aufrechterhaltung der herrschenden Rolle der USA mit dem Ziel der Aktivierung des NATO-Blocks“ (Neues Deutschland). Auch dieser Satz ist eine verallgemeinerte Feststellung in Bezug auf die politische Situation in der Welt, die Nennung eines „Täters“ wäre im Rahmen dieser Feststellung sinnlos. „Für die Beweisführung der Richtigkeit dieser Hypothese und die Ermittlung der Abmessungen der Blenden für die einzelnen Vergrößerungen wurde ein Rechenprogramm aufgestellt und durchgerechnet“ (Zeitschrift „Feingerätetechnik“). Die Information des angeführten Satzes, der nach dem Prinzip der zweigliedrigen Passivkonstruktion aufgebaut ist, enthält eine Mitteilung über die Anwendung eines bestimmten wissenschaftlich-technischen Verfahrens, das ein Produkt der kollektiven Bemühungen ist und keinem konkreten Täter zugeschrieben werden kann. Amtliche Meldungen über konkrete Ereignisse oder amtliche Beschlüsse, Anforderungen usw. werden auch meistenfalls als zweigliedrige Passiv-Sätze gestaltet, z.B.: „Bei der Eisenbahnkatastrophe wurden zwei Wagen beschädigt und mehrere Personen verletzt“ [58]. „Bei der planmäßigen Lösung der wissenschaftlichtechnischen Aufgaben des Staatsplans wurden Fortschritte erzielt“ (Neues Deutschland). „Hiermit wird bestätigt, daß...“. Innerhalb der Genera verbi existiert noch eine Form, die im Gegensatz zum „Vorgangspassiv“ als „Zustandspassiv“ aufgefaßt wird und Stativ heißt. „Das S t a t i v... bezeichnet den Zustand des Subjekts, der infolge eines Vorgangs eingetreten ist“ [58, S. 62]. Die Richtungsangabe ist dabei irrelevant. Konfrontative Untersuchungen der Verwendung dieser Form in einzelnen Funktionalstilen haben zu einigen wichtigen Feststellungen geführt. Die Stativ-Sätze erscheinen am häufigsten im Funktionalstil der Wissenschaft, bedingt durch die Spezifik seiner Darstellungsarten: beim Erörtern, Betrachten, Argumentieren u.a. werden Prozesse, Aktionen, Erscheinungen als etwas Gegebenes behandelt, d.h. in statischer Perspektive. Dagegen erscheint der Sta- tiv-Satz im Stil der schönen Literatur viel seltener, weil solchen für diesen Stil charakteristischen Darstellungsarten wie Schildern, Erzählen usw. meistens eine dynamische Perspektive zugrunde liegt. Die Tabellen, die verschiedenen durchgeführten Untersuchungen entnommen sind, sollen das Gesagte objektiv (durch Zahlenangaben) bekräftigen [21, S, 91; 47, b. ob, 20, S. 78]:
Im wissenschaftlichen Stil sind die Passivformen nach den Angaben der Tabelle fünfmal so häufig wie im Stil der schönen Literatur.
Auch nach diesen Angaben ist der Prozentsatz des Passivs im wissenschaftlichen Stil über sechsmal so groß wie im Stil der schönen Literatur.
Diese Tabelle zeigt einen geringeren Unterschied zwischen den beiden Stilen. Im Allgemeinen gibt es keine bedeutenden Inkonsequenzen in den Angaben der Tabellen. Man kann klar sehen, daß auch die Häufigkeit des Stativs im wissenschaftlichen Stil dreimal (oder etwa dreimal) so groß ist wie im literarischen Stil. Der Pressestil befindet sich in der Mittelstellung. Unten folgen Beispiele aus verschiedenen Funktionalstilen: ,,Heute sind neue Ausgangspositionen erreicht, die eine weitere planmäßige Beschleunigung des Integrationsprozesses möglich machen“ (Neues Deutschland). „Ein solches System ist bereits erfunden und funktioniert erfolgreich. Es ist der Sozialismus“ (Ebenda). „W. Schmidt weist darauf hin, daß bei Brinkmann die Adjektivdeklinationen nach einem neuen Gesichtspunkt klassifiziert sind“ (Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“). „Die Grundinformationen sind dabei auf die Problemstellung des jeweiligen Zieltextes ausgerichtet“ (Ebenda). „Die Uferstraße war umsäumt von breitkronigen Akazien“ (G. Görlich. Eine Sommergeschichte). „...Helga ist oft halb verrückt vor Eifersucht. Dann ist sie bockig, es gibt Streit, und das ganze Wochenende ist verpfeffert“ (K. Veken. Die unromantische Annerose). In allen gegebenen Beispielen erscheint die Stativ-Form des Satzes zur Wiedergabe eines resultativen Zustandes, der infolge einer früheren Aktion, eines Prozesses usw. eingetreten ist. Im letzten Beispiel aus der schönen Literatur ist das besonders klar zu sehen. Die Tempora des Verbs als Stilelemente (bzw. stildifferenzierende Merkmale) stehen schon mehrere Jahre im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Stilforscher. Ihre Synonymie im System, mannigfaltige Transpositionen im Gebrauch förderten und fördern solche Forschungen, in denen sich die Morphologie und Syntax mit der Stilistik berühren sollen. Damit ist die Perspektive auch für die weitere Forschungsarbeit angedeutet, die noch mehr Berührungspunkte voraussehen muß, insbesondere mit der Funktionalstilistik, Textlinguistik usw. Was bis jetzt geleistet worden ist, gehört eher der Mikrostilistik an, während in der Funktionalstilistik noch manche Lücken ungeschlossen bleiben. Die vorliegenden Resultate gestatten deshalb nur eine skizzenhafte Betrachtung der verbalen Tempora vom Standpunkt ihres stildifferenzierenden Potentials aus. Wie sich die Zeitformen nach verschiedenen Funktionalstilen verteilen, zeigt folgende Tabelle [20, S. 79]:
Aus dieser Tabelle resultieren einige wichtige funktionalstilistische Gesetzmäßigkeiten. Das Präsens dominiert sehr stark im Stil der Wissenschaft, wo seine Frequenz das Maximale erreicht. Das Präteritum ist dagegen am meisten für den Stil der schönen Literatur charakteristisch. Im Stil der Alltagsrede überwiegt auch das Präsens, aber man kann annehmen, daß seine Funktion hier eine andere sein muß als im wissenschaftlichen Stil. Im letzteren steht es im Dienst der Abstraktion, Verallgemeinerung, Zeitlosigkeit, entspricht also dem erörternden, betrachtenden und argumentierenden Charakter der wissenschaftlichen Rede. Dagegen ist seine Hauptaufgabe im Stil der Alltagsrede mit der Betonung des Redemoments, der Gegenwart, mit der Gestaltung des unmittelbaren Verlaufs der Gespräche verbunden. Der Sprecher benutzt dabei das Präsens, besonders beim Erzählen, auch in Bezug auf die Vergangenheit zum Zweck ihrer Verlebendigung und zugleich zur Emotionalisierung der Aussage (das erzählende Präsens). Gebräuchlich sind in der Alltagsrede das iterative, das qualitative Präsens [58, S. 48–49]. Das Präteritum paßt gut zum Schildern, das sich gerade im Stil der schönen Literatur als Hauptverfahren bewährt hat. Auch das Beschreiben bedient sich oft des Präteritums, besonders bei den epischen Darstellungen. Als spezielle Funktionen gelten in der schönen Literatur das Prätentum der erlebten Rede, das futurische Präteritum [58, S. 50]. Das P e r f e k t als Angabe der Vergangenheit in ihrer resultativen Beziehung auf die Gegenwart dominiert im Stil der Alltagsrede. E. Schendels schreibt darüber: „Die Gegenwartsbezogenheit ist der Hauptgrund, warum das Perfekt im Gespräch, also in der direkten Rede, dem Prä-teritum vorzuziehen ist“ [58, S. 51]. In der deutschen Grammatik wird seit jeher betont, daß das Perfekt nicht nur in unmittelbar dialogischer Rede, sondern auch in einzelnen aktuellen Mitteilungen verwendet wird. Solche Mitteilungen, die immer etwas Neues oder Wichtiges betonen, sind für den Alltagsverkehr sehr charakteristisch. Die geringste allgemeine Variabilität der Tempora ist nach der Tabelle dem wissenschaftlichen Stil eigen: in ihm sind weder das Plusquamperfekt noch das Futur wesentlich vertreten. Demgegenüber zeigt der Stil der schönen Literatur einen relativ hohen Prozentsatz des Plusquamperfekts. Man kann diese Tatsache damit begründen, daß eine künstlerische Darstellung verschiedene, dabei sehr spezifische und differenzierte Formvariationen zum Ausdruck der zeitlichen Beziehung braucht. Man könnte noch über besondere kommunikativ-stilistische Aufgaben einzelner Temporalformen sprechen, wie es z.B. mit dem Gebrauch des Präsens im Pressestil steht: es erscheint sehr oft in Überschritten, Schlagzeilen, Bekanntmachungen, Reklamemitteilungen usw. und bedeutet, daß eine genaue Zeitangabe dabei nicht wesentlich ist. Aber auch das Präteritum kann zu denselben Zwecken verwendet werden [58, S. 50]. Das Perfekt zeigt sich eigenartig in dem Sinne, daß es in künstlerischer Prosa einen Rahmen bildet, d.h. als Eröffnungs- und Schlußperfekt auftritt. Im Rahmen selbst steht das Präteritum. Noch kann sich das Perfekt in die Präteritumkette einschalten, sie zerreißen und dadurch die Veränderung der Sehweise betonen. Wie E. Schendels bemerkt, besitzt ein solcher Wechsel von Präteritum und Präsens in der Belletristik seinen Stilwert [58, S. 52]. Das Futur ist nach seinem Wesen weniger eine Zeitform und mehr eine Möglichkeit für den Ausdruck verschiedener modaler Schattierungen. Sie können sowohl beim Futur I als auch beim Futur II vorhanden sein. Die Modi des Verbs dienen in erster Linie zur Charakterisierung der Aussage hinsichtlich ihrer Realität oder Irrealität. Die Hauptopposition im Bereich dieser Kategorie bilden der Indikativ und der Konjunktiv. Die Erforschung ihrer Stilwerte erfolgte bis jetzt unter dem Gesichtspunkt, wie der Sprachbenutzer (der Sprechende) seine Stellungnahme zum Sachverhalt geben, d.h. „seine Ansicht über Realität oder Realisierung“ des Redegegenstandes deutlich machen kann [58, S. 144]. Im Hinblick auf die funktionalstilistische Bedeutung der Modusformen, ihre Relevanz für einzelne Funktionalstile liegen nur wenige Forschungsergebnisse vor. Die deutsche Funktionalstilistik hat diesen Problemkreis noch auszuarbeiten, und was heutzutage bekannt und erforscht ist, kann davon keine genaue Vorstellung geben. Die vergleichende Analyse einiger Funktionalstile nach dem Vorhandensein der Modusformen in jedem von ihnen läßt sich durch folgende zusammenfassende Tabelle veranschaulichen [8, S. 50–53]:
Die höchste Gebräuchlichkeit des Konjunktivs kennzeichnet den Funktionalstil der schönen Literatur, in den anderen zwei verglichenen Stilen ist sein Prozentsatz gleich, was aber nicht besagt, daß auch seine Funktionen gleich sind. Im Alltagsstil sind die Formen des Konjunktivs Ausdruck sehr verschiedener Schattierungen der Modalität, im wissenschaftlichen Stil dominieren seine Bedeutungen der Anweisung, realisierbarer Annahme, Hypothese, Absicht, erfüllbarer Möglichkeit [58, S. 89–90]. Davon überzeugen die Angaben über die Vertretung in den genannten Funktionalstilen einzelner Zeitformen des Konjunktivs, die in der Tabelle unten zusammengefügt sind [20, S. 80–81]:
Die obenerwähnten Bedeutungen des Konjunktivs im wissenschaftlichen Stil stehen in direkter Verbindung mit den für diesen Stil wesentlich charakteristischen Zeitformen – dem Präsens und Präteritum Konjunktiv. Das Präteritum dominiert auch im Stil der Alltagsrede, wobei das Präsens hier unwesentlich ist. Dagegen sind die Zeitformen das Plusquamperfekt und der Konditionalis I für diesen Stil von großer Bedeutung. Im allgemeinen also bedient sich die Alltagsrede fast ausschließlich präterita-ler Formen des Konjunktivs, die hauptsächlich dem Ausdruck der Irrealität dienen und alle zusammen als Konjunktiv II aufgefaßt werden. Wie E. Schendels schreibt, ist das Fassungsvermögen dieser Formen sehr weit. Ihre Bedeutungen sind zahlreich, sehr mannigfaltig abgestuft, „von einer Vermutung bis zur vollständigen Unerfüllbarkeit" [58, S. 86]. Die auffallendste Variabilität des Konjunktivs läßt sich anhand der Tabelle für den Funktionalstil der schönen Literatur annehmen. Obwohl das Präteritum auch hier vorherrscht, ist sein Prozentsatz nicht so hoch im Vergleich zu dem des Präsens, dann des Plusquamperfekts und des Konditionalis I, was keinem anderen Stil eigen ist. Hinter dieser Variabilität der Formen steht eine unüber- sehbare Skala funktional-semantischer Schattierungen des Konjunktivs in den Texten der schönen Literatur. Im Endergebnis der Betrachtung muß noch einmal betont werden, daß den verbalen Kategorien im Aspekt der Funktionalstilistik eine große Bedeutung beigemessen werden muß. Sie bleiben ohne Zweifel ein perspektivisches Thema für die weitere Ausarbeitung der stilistischen deutschen Grammatik unter dem Aspekt der Theorie der Funktionalstile.
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