Marx-engels-lenin-stalin-institut beim zk der sed


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Die Red.
 
Dieser  Punkt  trifft  in  der  heutigen  Situation  nicht  nur  für  die  deutsche  Partei,  sondern  für 
verschiedene andere Sektionen in der Kommunistischen Internationale ebenfalls zu. Die Lage 
in der polnischen Partei ist in gewissem Sinne auch ein Beispiel dafür. Die Rolle, die Polen in 
Verbindung mit der wachsenden Kriegsgefahr spielt, ist bekannt: Polen spielt als Aufmarsch- 
und Angriffsgebiet gegen die Sowjetunion die wichtigste Rolle. Deshalb ist es hier notwendig 
- trotzdem die fraktionellen Tendenzen und Gruppen sehr ausgeprägt sind - mit allen Mitteln 
zu  versuchen,  eine  Einigung  in  der  polnischen  Frage  herbeizuführen.  Wir  müssen  hier  auf 
dem VI. Weltkongreß versuchen, eine Form zu finden, um die Partei einheitlich zu gestalten. 
Denn von der jetzigen inneren Lage in der polnischen Partei profitiert nur die Bourgeoisie und 
mit ihr die Sozialdemokratie. 
In  den  21  Bedingungen  wird  von  der  unbedingten  Unterordnung  der  Minderheit  unter  die 
Mehrheit,  der  Unterordnung  der  Parlamentsfraktion,  der  Gewerkschaftsfraktion  und  der 
Presse  unter  das  Zentralkomitee  gesprochen.  Diese  Forderengen  der  21  Bedingungen  sind 
jetzt  um  so  notwendiger,  weil  wir  es  mit  großen  Schwierigkeiten  zu  tun  haben  und  den 
größten Ereignissen entgegengehen. Natürlich bedeuten die 21 Bedingungen nicht, daß wir es 
in der Partei unterlassen sollen, mit allen uns zur Verfügung stehenden ideologischen Mitteln 
jene  Genossen,  die  einen  falschen  Standpunkt  haben,  von  ihrem  falschen  Standpunkt 
abzubringen. Das ist die erste Aufgabe des Zentralkomitees und der Gesamtpartei. Aber man 
kann  nicht  nur  diese  ideologischen  Maß  nahmen  anwenden,  wenn  die  Garantien  zur 
Sicherung  der  Durchführung  der  richtigen  Politik  der  Partei  nicht  mehr  ausreichen.  Wir 
brauchen eine umfassende Parteidemokratie.  Wir müssen die kollektive Arbeit in der ganzen 
Partei  von  oben  bis  unten  und  von  unten  bis  oben  verstärken.  Aber  die  Disziplin  darf 
deswegen nicht gelockert, sondern muß noch erhöht werden. 
Auf dem IX. Plenum faßten die Delegation der KPdSU(B) und die deutsche Delegation unter 
anderem einen gemeinsamen Beschluß in der Frage der Duldsamkeit gegenüber den Trägern 
der  rechten  Gefahr.  Es  gibt  eine  gewisse  Tendenz,  sich  von  den  rechten  Abweichungen 
politisch  abzugrenzen,  aber  gleichzeitig  die  rechte  Gefahr  in  der  deutschen  Partei  zu 
unterschätzen. Vor allen Dingen unterschätzen diese Genossen die ideologische Einwirkung 
derjenigen,  die  bereits  ein  ganzes  System  von  Abweichungen  aufgestellt  haben.  Sie  sehen 

unter  den  gegenwärtigen  Verhältnissen  nicht  das  verstärkte  Einwirken  des  Reformismus, 
dieser rechten  Ideologie, auf unsere Partei, besonders auf einen Teil der  Funktionäre in den 
Gewerkschaften,  in  den  Parlamenten,  in  den  Massenorganisationen  und  sogar  auf 
Parteileitungen.  Aus  dieser  falschen  politischen  Einschätzung  heraus  leisten  diese  Genossen 
gegen unbedingt notwendige Maßnahmen manchmal Widerstand. Einige führende Genossen 
aus den Bezirken verkleinern und beschönigen die Bedeutung der theoretischen Abweichung 
der  rechten  Gruppe  und  auch  der  opportunistischen  Verstöße  in  der  Praxis,  die  oft  bis  zur 
Grenze des Verrates an der KPD und der revolutionären Arbeiterbewegung führen. Auch in 
unserer  Delegation  zum  VI.  Weltkongreß  bestanden  in  dieser  Frage  einige 
Meinungsverschiedenheiten.  Die  überwiegende  Mehrheit  der  Genossen  sprach  allerdings 
gegen die Duldsamkeit gegenüber den Trägern der rechten Gefahr. 
Inzwischen  hat  die  Delegation  der  KPdSU(B)  ihrerseits  einen  Ergänzungsantrag  in  dieser 
Frage eingereicht, den ich mit ihrem Einverständnis hier zur Verlesung bringe: 
 
„Die  Kommunistische  Partei  Deutschlands,  die  eine  der  besten  Abteilungen  der  internationalen 
proletarischen  Armee  ist,  steht  gleichzeitig  der  bestorganisierten  Sozialdemokratie  gegenüber,  die 
noch  außerordentlich  starke  Wurzeln  im  Lande  hat,  wodurch  ein  günstiger  Boden  für  rechte 
Abweichungen in der kommunistischen Bewegung selbst geschaffen wird. Deshalb sind die aktuellen 
Aufgaben  der  Partei:  der  konsequente  Kampf  gegen  die  rechten  Abweichungen  (Losung  der 
Produktionskontrolle im gegenwärtigen Moment, Opposition gegen die Beschlüsse des 4. Kongresses 
der RGI, kompromißlerische Stellung zur linken Sozialdemokratie usw.); die vollständige Überwindung 
der  Strömung,  die  diesen  Abweichungen  gegenüber  eine  versöhnliche  Stellung  einnimmt,  bei 
gleichzeitiger  Heranziehung  der  besten  Kräfte  der  Partei,  die  auf  dem  Boden  der  Beschlüsse  der 
Komintern  und  des  Essener  Parteitages  der  KPD  stehen,  zur  verantwortlichen  Arbeit,  bei 
entschiedenem  Kurs  auf  die  Konsolidierung  der  Partei,  bei  Zusammenfassung  aller  Kräfte  der 
vorhandenen Führung und Stärkung ihres kollektiven Charakters - bei bedingungsloser Unterordnung 
der Minderheit unter die Mehrheit.” 
[„Protokoll sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale Moskau, 17. 
Juli-1. September 1928”, Bd. IV, S. 36/37. Die Red.]
 
 
Die Mehrheit der deutschen Delegation ist mit diesem Antrag einverstanden. Auf dieser Linie 
wird  die  Parteiführung  der  KPD  den  Essener  Kurs  der  Konsolidierung  der  Partei  fortsetzen 
und  vertiefen.  Dabei  muß  die  Partei  mehr  als  bisher  alles  daran  setzen,  um  neue  Kräfte  zu 
entwickeln und weitere proletarische Elemente zur Parteiarbeit heranzuziehen. Wir verhehlen 
natürlich  nicht,  daß  die  Partei  in  der  organisatorischen  Arbeit  und  in  der  Durchführung  der 
politischen  Linie  eine  Reihe  von  Mängeln  und  Schwächen  hat.  Es  sind  nicht  sosehr  direkte 
Fehler als vielmehr Unterlassungen begangen worden. Die Selbstkritik der Führung und der 
Gesamtpartei ist noch nicht genügend entwickelt. Aber wir werden dabei nicht gestatten, daß 
die  rechte  Gruppe  in  der  Partei  jede  Schwäche  in  der  Parteiarbeit  zu  fraktionellen  Zwecken 
ausnützt, um die Linie und die Führung der Partei anzugreifen. 
Wir betrachten die Thesen, die von der Delegation der KPdSU(B) vorgelegt wurden, als eine 
neue Grundlage für die Aufgaben, die wir in nächster Zeit in Deutschland zu erledigen haben. 
Ich hoffe, daß die Delegierten des VI. Weltkongresses unseren Standpunkt unterstützen und 
uns  dadurch  helfen,  weitere  Fortschritte  in  der  Entwicklung  der  deutschen  Partei  zu 
ermöglichen. 
In  dieser  Situation  der  wachsenden  Kriegsgefahr  ist  es  notwendig,  daß  alle  Sektionen  und 
auch die deutsche Sektion die antimilitaristische Tradition der proletarischen Jugend und des 
Kommunistischen  Jugendverbandes  besser  für  den  bestimmten  Aufgabenkreis  des  Kampfes 
gegen  den  imperialistischen  Krieg  ausnützen.  Durch  ihre  Tatkraft,  durch  ihre  Begeisterung, 
ihren, Opfermut, ihre allgemeine Initiative ist die Jugend einer der wichtigsten revolutionären 
Faktoren,  mit  denen  die  Kommunistische  Partei  ihre  revolutionäre  Arbeit  gegen  den 
imperialistischen Krieg und im imperialistischen Krieg - die Umwandlung des Krieges in den 
Bürgerkrieg - durchführen muß. 
Eine  zweite  Frage:  Durch  die  ganze  soziale  Umschichtung  im  Produktionsprozeß  werden 
auch  die  Frauen  mehr  und  mehr  in  die  tägliche  Arbeit  hineingezogen.  Im  Kampf  gegen  die 

wachsende imperialistische Kriegsgefahr dürfen wir auch die Gewinnung und Organisierung 
der Frauen in den wichtigsten Ländern nicht außer acht lassen. 
Ein letztes Wort an alle Sektionen, einschließlich der deutschen Partei. Ich glaube, niemand 
auf  diesem  Kongreß  zweifelt  daran,  daß  wir  den  ernstesten  Ereignissen  entgegengehen. 
Keiner kann heute wissen, ob der Imperialismus uns noch soviel Zeit läßt, in Friedenszeiten 
zum  VII.  Weltkongreß  der  Kommunistischen  Internationale  zusammenzutreten.  Die 
kapitalistische  Stabilisierung  ist  faul.  Eine  neue  Periode  des  revolutionären  Aufschwunges 
reift  heran.  In  dieser  Situation  brauchen  wir  mehr  denn  je  den  Internationalismus,  die 
revolutionäre  Solidarität  der  werktätigen  Massen  der  ganzen  Welt  im  Bündnis  mit  den 
unterdrückten Kolonialvölkern. Wir hatten mehrere Jahre den Kampf gegen den Trotzkismus 
zu  führen.  In  diesem  großen  Kampfe  ist  der  Leninismus  in  der  gesamten  Kommunistischen 
Internationale un-bestrittener Sieger  geblieben. Stärker noch  als zuvor ist aus diesem harten 
Kampfe  der  Geist  des  Internationalismus  hervorgegangen,  der  Geist  der  unbedingten  Treue 
zur  Kommunistischen  Inter-nationale  und  des  festen  Vertrauens  in  ihre  führende  Partei,  die 
KPdSU(B). Dieser revolutionäre Geist muß bei allem unserem Denken und Handeln weiter in 
uns  fortleben.  Mit  revolutionärer  Energie  und  in  festem,  unerschütterlichem  Glauben  an  die 
revolutionäre  Kraft  des  Proletariats  und  aller  Werktätigen  unter  Führung  der 
Kommunistischen  Internationale, der einzigen wirklichen  Internationale in der  ganzen Welt, 
ist uns der Sieg gewiß. 
 
„Protokoll sechster Weltkongreß 
der Kommunistischen Internationale, 
Moskau, 17. Juli - 1. September 1928”, 
Bd. 1, S. 16-18 und 300-317. 

Die Beschlüsse des VI. Weltkongresses 
und die heutige Lage 
 

 
Mehr  als  zwei  Monate  sind  bereits  seit  dem  Ende  des  VI.  Weltkongresses  vergangen;  alle 
Ereignisse  der  internationalen  und  der  deutschen  Politik  bestätigen  in  vollem  Umfange  die 
Richtigkeit der politischen Analyse und der allgemeinen Perspektive, die der VI. Kongreß den 
kommunistischen Parteien der ganzen Welt gab. Auf Grund dieser richtigen Einschätzung der 
Weltlage  und  dieser  klaren  Perspektive  des  Klassenkampfes  arbeitete  der  Kongreß  in  allen 
Grundfragen der Arbeiterbewegung die wichtigsten Auf gaben heraus, die vor den einzelnen 
Sektionen der Kornintern stehen. 
Unsere deutsche Partei muß die Beschlüsse des Weltkongresses, insbesondere das Programm 
der  Komintern  und  die  Resolution  zur  internationalen  Lage  und  zu  den  Aufgaben  der 
Kommunistischen  Internationale  sorgfältig  durcharbeiten.  Die  Beschlüsse  des  VI. 
Weltkongresses müssen bis in ihre letzten Einzelheiten Gemeingut jedes Kommunisten, jedes 
aktiven Parteimitglieds werden. Aus diesen Beschlüssen ergibt sich die Generallinie unserer 
Politik in der gesamten nächsten Periode. Um diese Beschlüsse führen wir den Kampf gegen 
das rechte Liquidatorentum und gegen die schwankende Versöhnlergruppe, die im Gegensatz 
zur Politik des VI. Weltkongresses stehen. 
Das  Hauptkennzeichen  der  gegenwärtigen  Situation  ist  die  Verschärfung  aller  inneren  und 
äußeren Widersprüche des kapitalistischen Weltsystems. Auf ökonomischem Gebiete steigert 
sich der Konflikt zwischen dem Wachsen der Produktivkräfte und der Verengung der Märkte 
unaufhörlich.  Dadurch  spitzen  sich  alle  internationalen  Gegensätze  zu.  Die  Gegensätze 
zwischen den imperialistischen Großmächten führen zum Krieg. Der Gegensatz der gesamten 
imperialistischen Welt zur sozialistischen Sowjetunion schafft unvermeidlich die Gefahr der 
bewaffneten Intervention. 
Es wäre aber falsch, nur die äußeren, nicht auch die inneren Gegensätze des Kapitalismus zu 
sehen.  Beide  Gruppen  von  Widersprüchen  sind  untrennbar  miteinander  verbunden;  sie 
beeinflussen  einander  und  verstärken  sich  gegenseitig.  Der  gleiche  Konflikt  zwischen 
Produktivkräften  und  Absatzmärkten,  der  zum  Kriege  und  zur  Intervention  treibt,  erzeugt 
auch  die  Zuspitzung  des  Klassenkampfes  innerhalb  der  wichtigsten  kapitalistischen  Länder. 
Die  Streikwelle,  die  seit  den  letzten  Wochen  sich  in  ganz  Europa  erhebt,  die  Flut  von 
Wirtschaftskämpfen, die Hunderttausende von Arbeitern in Deutschland  ergreift, zeugen  für 
die Richtigkeit dieser Thesen des VI. Weltkongresses. 
Für unsere deutsche Partei ergeben sich daraus zwei Aufgaben, denen jeder konkrete Schritt 
unserer  Politik,  jede  Kampfmaßnahme  der  Partei  und  ihrer  einzelnen  Organisationen 
untergeordnet  werden  müssen:  Mobilisierung  der  Massen  gegen  die  Kriegsgefahr, 
Anspannung  aller  Kräfte  für  die  Verteidigung  der  Sowjetunion  und  Eroberung  der  Führung 
der  proletarischen  Massen  in  den  gegenwärtigen  Wirtschaftskämpfen,  die  nur  die  Vorboten 
größerer revolutionärer Aktionen sind. 
Der  Kampf  gegen  die  imperialistische  Kriegsgefahr  muß  von  uns  viel  energischer,  viel 
grundsätzlicher, viel offensiver als bisher geführt werden. Dieser Kampf ist undenkbar ohne 
eine  entschiedene  Entlarvung  des  Pazifismus,  der  eine  der  wichtigsten  Waffen  zur 
Vorbereitung  des  Krieges  in  den  Händen  der  Imperialisten  ist.  Dieser  Kampf  ist  aber  auch 
undenkbar  ohne  die  rücksichtsloseste  Entlarvung  der  Sozialdemokratie,  die  in  Deutschland 
eine aktive,  eine treibende Kraft für den  Interventionskrieg  gegen die Sowjetunion darstellt. 
Es genügt heute nicht mehr, die internationale Kriegsgefahr zu bekämpfen. Wir müssen dazu 
übergehen,  das  Hauptfeuer  gegen  die  Kriegsgefahr  im  eigenen  Lande,  gegen  die  Rüstungs- 
und  Kriegspolitik  „unserer”  eigenen  Regierung  zu  richten.  Diese  Regierung  ist  gegenwärtig 

das  sozialdemokratische  Koalitionskabinett  Hermann  Müller-Severing-Hilferding,  das  die 
Politik  des  Bürgerblocks  unverändert  setzt.  Mit  der  Panzerkreuzerkampagne  hat  die  Partei 
trotz aller Mängel und Schwächen in der Durchführung dieser Kampagne einen ersten Schritt 
vorwärts  getan:  der  Kampf  gegen  die  Kriegsgefahr  wurde  als  Kampf  gegen  die  eigene 
Regierung, als Kampf gegen die Kriegspolitik der Sozialdemokratie geführt. Damit handelte 
unsere Partei im Sinne der Richtlinien des VI. Weltkongresses. Aber wir müssen, über diesen 
Anfang hinaus, rasch und entschlossen weitergehen. Wir müssen in den eigenen Reihen jede 
Regung  des  Opportunismus  in  der  Kriegsfrage  u  Dazu  gehört  die  Zerstörung  aller 
pazifistischen  Illusionen,  aller  Versuche,  den  Kampf  gegen  die  Sozialdemokratie  und 
besonders gegen ihre „linken” Führer abzuschwächen und die Vorstellung zu verbreiten, als 
käme  ein  Teil  der  Reformisten,  sei  es  auch  ihr  „Zinkester”  Flügel,  als  unser  Verbündeter 
gegen den deutschen Imperialismus auch nur zeitweise in Frage. 
Der VI. Weltkongreß verlangt „eine Steigerung des Internationalismus, des Kampfgeistes der 
Arbeiterklasse”. Er richtet zu gleich an alle Sektionen, darunter auch an die KPD die äußerst 
ernste Mahnung und Warnung: 
 
„Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  daß  die  kommunistischen  Parteien  nicht  auf  der  Höhe  dieser 
internationalen Aufgaben stehen. Bereits das 7. erweiterte Plenum des EKKI konstatierte, daß fast alle 
Parteien der KI nicht genügend Energie im Kampf um die Unterstützung des englischen Streiks und 
der  chinesischen  Revolution  entwickelt  haben’  …  In  einer  Reihe  von  Fällen  -  besonders  im  Kampf 
gegen die Intervention in China - haben die Sektionen der Kommunistischen Internationale sich nicht 
genügend imstande gezeigt, die Massen zu mobilisieren. Der Kongreß lenkt die Aufmerksamkeit aller 
kommunistischen Parteien auf die Notwendigkeit, diese Mängel aufs gründlichste zu beseitigen, diese 
Fragen systematisch durchzuarbeiten (gründliche Beleuchtung in der Presse, propagandistische und 
agitatorische Literatur usw.) und sich weit energischer um die Selbsterziehung und die Erziehung der 
breiten  proletarischen  Massen  zum  Kampf  und  zum  Internationalismus  zu  bekümmern.“ 
[„Protokoll 
sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, Moskau 17. Juli - 1. September 1928”, Bd. IV, S. 28/29. Die Red.
 
In dieser Hinsicht wird auch in der KPD viel zuwenig getan. Es ist unsere dringendste Pflicht, 
den  Geist  des  Internationalismus  zu  verstärken,  die  vorhandenen  Mängel  zu  beseitigen  und 
„die Selbsterziehung und die Erziehung der breiten proletarischen Massen” ganz erheblich zu 
verstärken. 
 
Die  Kriegsfrage  hängt  eng  mit  der  Rolle  der  Sozialdemokratie  zusammen.  Die 
reformistischen  Spitzen  sind  in  Deutschland  ganz  besonders  fest  mit  den  Organen  der 
bürgerlichen Staatsgewalt und dem Trustkapital  verwachsen. Das Schlichtungswesen,  gegen 
das  die  Hunderttausende  ausgesperrter  Hüttenarbeiter  im  Ruhrgebiet  jetzt  im  schärfsten 
Kampfe  stehen,  ist  eines  der  Mittel,  mit  deren  Hilfe  die  Sozialdemokraten  alle 
Arbeiterorganisationen  und  die  gesamte  Arbeiterklasse  in  den  Dienst  des  organisierten 
Unternehmertums und der imperialistischen Staatsmacht hineinzupressen suchen. Der Kampf 
gegen  die  Kriegsgefahr,  der  Kampf  gegen  das  Unternehmertum,  der  Kampf  gegen  die 
reformistische  Arbeiterbürokratie  sind  nur  drei  Seiten  ein  und  derselben  revolutionären 
Gesamtpolitik.
  Wenn  man  eines  dieser  Elemente  beseitigt,  wird  unsere  Gesamtpolitik 
unmöglich  gemacht.  Wenn  man  den  Kampf  gegen  die  Sozialdemokratie  mildert,  schwächt 
man sogleich unseren Kampf gegen das Trustkapital und gegen den imperialistischen Krieg. 
Gerade hierin besteht die Gefahr der rechten und versöhnlerischen Abweichungen in unserer 
Partei.  Die  Vertreter  dieser  Abweichungen  stehen  in  Widerspruch  zum  Standpunkt  des  VI. 
Weltkongresses: 
 
„Die  kommunistischen  Parteien  müssen  die  Arbeitermassen  unermüdlich  aufklären  über  den 
unmittelbaren  Zusammenhang,  der  zwischen  der  Propagierung  des  ‚Wirtschaftsfriedens’,  dem 
Schlichtungswesen  und  den  Repressalien  gegen  die  revolutionäre  Avantgarde  der  proletarischen 
Bewegung sowie der Vorbereitung des imperialistischen Krieges bestehet.“ 
[Ebenda, S. 29. Die Red.
 

II 
 
Während  die  Sozialdemokratie  in  den  meisten  Ländern  bereits  aus  der  Regierung  verdrängt 
und durch den Bürgerblock ersetzt ist, befindet sie sich in Deutschland nach den Maiwahlen 
dieses  Jahres  abermals  an  der  Spitze  der  Koalitionsregierung.  Die  SPD  betreibt  die 
Koalitionspolitik seit mehr als neun Jahren. Es wäre aber ein großer Irrtum anzunehmen, daß 
die  jetzige  Koalitionsregierung  der  Hermann  Müller  nur  eine  einfache  Wiederholung  der 
früheren Koalitionskabinette sei. 
Die  politische  Resolution  des  VI.  Kongresses  unterstreicht  ausdrücklich,  daß  die  jetzigen 
Koalitionsregierungen einen viel reaktionäreren Charakter haben als alle früheren: 
 
„Insbesondere gilt das für die Fragen der Außenpolitik überhaupt, wie vor allem der Kriegspolitik. Die 
sozialdemokratische  Führung  wird  hier  eine  viel  verräterischere  Rolle  spielen  als  in  allen 
vorhergegangenen 1tappen ihrer Entwicklung.”
 [Ebenda, S. 23. Die Red.]
 
 
Der  Kongreß  analysierte  ausführlich  die  veränderte  Rolle  der  Sozialdemokratie,  ihre  neue 
Stellung  im  bürgerlichen  Staat,  die  erhöhte  konterrevolutionäre  Bedeutung  ihrer 
Koalitionspolitik in diesem Stadium. Diese Tatsachen bilden die objektive Grundlage für die 
schroffe  Rechtsschwenkung  in  der  gesamten  Politik  der  Sozialdemokratie.  Die  Reformisten 
sind 
„von  der  schamhaften  Verteidigung  des  Kapitalismus  zu  seiner  offenen  Unterstützung,  zu  seinem 
aktiven  Aufbau,  von  den  Phrasen  über  Klassenkampf  zur  Predigt  des  ‚Wirtschaftsfriedens’,  von  der 
‚Verteidigung des Vaterlandes’ zur Vorbereitung des Krieges gegen die Sowjetunion… übergegangen“ 
[Ebenda, S. 21. Die Red.]
 
 
Die  Sozialdemokratie,  als  eine  Trägerin  der  bürgerlichen  Kriegspolitik,  betrachtet  den 
Kommunismus  als  ihren  Hauptfeind.  Die  sozialdemokratischen  Führer  wenden  in 
wachsendem Maße faschistische Kampfmethoden gegen die revolutionäre Arbeiterschaft an, 
greifen  zu  gewaltsamen  Mitteln  der  Unterdrückung  von  Streiks  und  gehen  an  der  Seite  der 
Polizei  gegen  das  Proletariat  vor.  Das  zeigte  sich  besonders  kraß  während  des  letzten 
Hamburger Hafenarbeiterstreiks und an einzelnen Orten während des jetzigen Ruhrkampfes, 
wo  die  Rollkommandos  des  Reichsbanners  unter  sozialdemokratischer  Führung  als  direkte 
Unternehmergarde  und  staatliche  Hilfspolizei  gegen  die  kämpfenden  Arbeiter  vorgeschickt 
werden. 
Die  reformistische  Gewerkschaftsbürokratie  verteidigt  bedingungslos  das  kapitalistische 
Schlichtungssystem,  sie  begnügt  sich  nicht  mit  dem  einfachen  Verrat  aller  Streiks  und  aller 
Lohn-  und  Wirtschaftsforderungen  der  Arbeiterschaft,  sondern  macht  die  aktive 
Niederknüppelung  und  Abwürgung  aller  Streiks  und  Wirtschaftskämpfe  im  Interesse  des 
Trustkapitals zur Hauptaufgabe ihrer Politik. 
 
III 
 
Aus  diesen  neuen  Erscheinungen  der  politischen  Entwicklung  zog  der  Weltkongreß 
weitgehende  taktische  Konsequenzen  für  alle  Parteien  der  Komintern.  Worin  besteht  das 
Wesen dieser „taktischen Wendung”? Der Kampf gegen die Sozialdemokratie muß verschärft 
werden! Die Einheitsfronttaktik gegenüber den sozialdemokratischen Arbeitermassen bewahrt 
nach  wie  vor  ihren  Inhalt  und  ihre  Bedeutung.  Aber  die  Formen  ihrer  Anwendung  müssen 
verändert werden: 
 
„Die Verschärfung des Kampfes gegen die Sozialdemokratie verschiebt den Schwerpunkt entschieden 
auf die Einheitsfront von unten.“ 
[Ebenda, S. 30. Die Red.]
 
 

Das kommt besonders in unserer  Gewerkschaftsarbeit zum Ausdruck. Das zentrale Problem 
der  Eroberung  des  führenden  Einflusses  auf  die  Mehrheit  der  Arbeiterklasse  durch  die 
Kommunistische  Partei  und  die  Revolutionäre  Gewerkschaftsopposition  kann  nur  „in 
erbittertem  Kampf  gegen  die  Sozialdemokratie  und  die  politisch  korrumpierte 
Gewerkschaftsbürokratie“ gelöst werden. 
Im Verlauf der großen Wirtschaftskämpfe, die jetzt ausfochten werden, und noch gewaltigerer 
Klassenkämpfe,  die  unzweifelhaft  herannahen,  ist  es  unsere  Hauptaufgabe,  die  Energie  und 
Initiative  der  Massen  zu  entfalten  und  in  günstigen  Situationen  den  Kampf  auch  gegen  den 
Willen  der  reformistischen  Gewerkschaftsbürokratie  zu  führen.  Die  Beschlüsse  des  VI. 
Weltkongresses  verpflichten  uns  zum  Kampf  gegen  die  Kapitulantentaktik  der  rechten 
Fraktion.  Die  Kongreßbeschlüsse  kennzeichnen  genau  das  Wesen  dieser  rechten 
Kapitulationstaktik gegenüber der Gewerkschaftsbürokratie: 
 
„‚Einheit  um  jeden  Preis’,  Verzicht  auf  das  Eintreten  für  ausgeschlossene  Genossen,  Verzicht  auf 
energischen  Kampf  gegen  das  Zwangsschlichtungsverfahren,  rückhaltlose  Unterwerfung  unter  den 
bürokratischen  Gewerkschaftsapparat,  Milderung  der  Kritik  an  den  reformistischen  Leitungen  usw.“ 
[Ebenda, S. 31. Die Red.]
 
 
In dem besonderen Kapitel der politischen Kongreßresolution, das sich mit den Aufgaben der 
deutschen  Partei  beschäftigt,  wird  der  „konsequente  Kampf”  gegen  die  rechten 
Abweichungen folgender Art verlangt: 
 
„Losung der Produktionskontrolle im gegenwärtigen Moment, Opposition gegen die Beschlüsse des 4. 
Kongresses der RGI, kompromißlerische Stellung zur linken Sozialdemokratie usw.” 
[Ebenda, S. 37. Die 
Red.
]
 
 
Der Kongreß sagt klar und deutlich, worin die Rechtsgefahr in der Komintern und in der KPD 
besteht.  Er  verpflichtet  unsere  Partei,  „in  jeder  Weise  den  Kampf  gegen  die  Taktik  der 
Kapitulationen” zu führen, und stellt als aktuelle Aufgabe der Partei den konsequenten Kampf 
gegen die rechten Abweichungen. 
Die  Gruppe  Ewert-Gerhart  rückt  zwar  von  einzelnen  Formulierungen  der  rechten 
Liquidatoren  ab,  aber  sie  führt  keinen  konsequenten  Kampf  gegen  die  opportunistische 
Richtung, sondern fällt der Partei in den Rücken, sobald diese ernsthaft den Opportunismus 
schlägt. Darin besteht das Versöhnlertum dieser Gruppe. Sie versucht die revolutionäre Linie 
der  Komintern,  die  Taktik  des  VI.  Weltkongresses  mit  der  Kapitulationspolitik  des  rechten 
Liquidatorentums  zu  „versöhnen”.  Sie  ist  für  die  Komintern  mit  Worten  und  hilft  dem 
Opportunismus in der Tat. Der VI. Weltkongreß verlangt daher 
 
„die  vollständige  Überwindung  der  Strömung,  die  diesen  (den  rechten 
[Von  Ernst  Thälmann  eingefügt.  Die 
Red.
]
) Abweichungen gegenüber eine versöhnlerische Stellung einnimmt” 
[Ebenda, S. 37. Die Red.]
 
 
Er sagt geradezu, daß der Kampf gegen die Rechtsgefahr 
 
„zur Voraussetzung hat einen systematischen Kampf gegen den versöhnlichen Standpunkt” 
[Ebenda, S. 
42/43. Die Red.]
 
 
Diesen  Kampf  führt  unsere  Partei  mit  aller  Entschlossenheit  durch,  unbekümmert  um  die 
Störungs- und Verleumdungsversuche einiger kleiner Fraktionsgruppen. Sie handelt dabei im 
Sinne des VI. Weltkongresses. 
Der VI. Weltkongreß sagte auf Grund der gesamten Entwicklung des Klassenkampfes in den 
letzten  Jahren  voraus,  daß  wir  einer  Periode  größter  Massenkämpfe  und  revolutionärer 
Zusammenstöße  entgegengehen.  Diese  Orientierung  wird  durch  die  letzten  Ereignisse  in 
Europa  und  Deutschland  voll  und  ganz  bestätigt.  Eine  Streikwelle,  wie  sie  seit  fünf  Jahren 
nicht  mehr  gesehen  wurde,  erhebt  sich  in  einer  ganzen  Reihe  von  Ländern.  Eine 

Viertelmillion Hüttenarbeiter kämpft im Ruhrgebiet gegen die brutale Aussperrungspolitik der 
Unternehmer.  Eine  halbe  Million  Textilarbeiter  steht  vor  der  Aussperrung.  An  der 
Wasserkante  streiken  die  Werftarbeiter.  In  der  Zementindustrie  werden  Zehntausende  von 
Arbeitern  gekündigt.  Nur  ein  Blinder  kann  nicht  sehen,  daß  diese  großen  Konflikte  mehr 
signalisieren als die bloße Offensive des Unternehmertums. 
Das  Unternehmertum  geht  zum  Generalangriff  über.  Aber  die  Arbeiterschaft  antwortet  auf 
diese Herausforderung nicht mehr wie in früheren Jahren mit der einfachen Abwehr, sondern 
sie eröffnet die Gegenoffensive gegen den Klassenfeind, sie geht bereits zum Angriff auf die 
Positionen  des  Trustkapitals  über  und  schlägt  ihre  ersten  Durchbruchsschlachten.  Diese 
Kämpfe müssen unvermeidlich die Grundlagen der kapitalistischen Stabilisierung erschüttern 
und  den  Wall  der  reformistischen  Sabotagepolitik  sprengen.  Diese  große  Wendung  im 
proletarischen Klassenkampf wird sich um so schneller und um so gründlicher vollziehen, je 
fester  und  stärker  sich  die  Kommunistische  Partei  in  den  bevorstehenden  Machtproben 
erweist.  Die  gegenwärtigen  Wirtschaftskämpfe  tragen  ausgesprochen  politischen  Charakter. 
Es  geht  nicht  nur  um  Lohn-  und  Arbeitszeitforderungen,  sondern  der  Kampf  richtet  sich 
gegen die bürgerliche Staatsgewalt. In dieser ernsten und aussichtsreichen Situation säubern 
wir  unsere  Partei  von  allen  faulen  und  schädlichen  Überresten  des  sozialdemokratischen 
Opportunismus, die noch in unseren Reihen stecken. Wir kämpfen auf der Plattform des VI. 
Weltkongresses der Komintern. Diese Plattform bedeutet: 
Klasse gegen Klasse! 
Offensive gegen Offensive! 
Gegen die Diktatur des Trustkapitals - die Diktatur des Proletariats! 
Gegen den Dreibund von Unternehmern, Staat und Reformisten - den revolutionären Kampf 
für den Sozialismus! 
 
„Die Rote Fahne“ 
Vom 11. November 1928 

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