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Die Red.]
Dieser Punkt trifft in der heutigen Situation nicht nur für die deutsche Partei, sondern für verschiedene andere Sektionen in der Kommunistischen Internationale ebenfalls zu. Die Lage in der polnischen Partei ist in gewissem Sinne auch ein Beispiel dafür. Die Rolle, die Polen in Verbindung mit der wachsenden Kriegsgefahr spielt, ist bekannt: Polen spielt als Aufmarsch- und Angriffsgebiet gegen die Sowjetunion die wichtigste Rolle. Deshalb ist es hier notwendig - trotzdem die fraktionellen Tendenzen und Gruppen sehr ausgeprägt sind - mit allen Mitteln zu versuchen, eine Einigung in der polnischen Frage herbeizuführen. Wir müssen hier auf dem VI. Weltkongreß versuchen, eine Form zu finden, um die Partei einheitlich zu gestalten. Denn von der jetzigen inneren Lage in der polnischen Partei profitiert nur die Bourgeoisie und mit ihr die Sozialdemokratie. In den 21 Bedingungen wird von der unbedingten Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit, der Unterordnung der Parlamentsfraktion, der Gewerkschaftsfraktion und der Presse unter das Zentralkomitee gesprochen. Diese Forderengen der 21 Bedingungen sind jetzt um so notwendiger, weil wir es mit großen Schwierigkeiten zu tun haben und den größten Ereignissen entgegengehen. Natürlich bedeuten die 21 Bedingungen nicht, daß wir es in der Partei unterlassen sollen, mit allen uns zur Verfügung stehenden ideologischen Mitteln jene Genossen, die einen falschen Standpunkt haben, von ihrem falschen Standpunkt abzubringen. Das ist die erste Aufgabe des Zentralkomitees und der Gesamtpartei. Aber man kann nicht nur diese ideologischen Maß nahmen anwenden, wenn die Garantien zur Sicherung der Durchführung der richtigen Politik der Partei nicht mehr ausreichen. Wir brauchen eine umfassende Parteidemokratie. Wir müssen die kollektive Arbeit in der ganzen Partei von oben bis unten und von unten bis oben verstärken. Aber die Disziplin darf deswegen nicht gelockert, sondern muß noch erhöht werden. Auf dem IX. Plenum faßten die Delegation der KPdSU(B) und die deutsche Delegation unter anderem einen gemeinsamen Beschluß in der Frage der Duldsamkeit gegenüber den Trägern der rechten Gefahr. Es gibt eine gewisse Tendenz, sich von den rechten Abweichungen politisch abzugrenzen, aber gleichzeitig die rechte Gefahr in der deutschen Partei zu unterschätzen. Vor allen Dingen unterschätzen diese Genossen die ideologische Einwirkung derjenigen, die bereits ein ganzes System von Abweichungen aufgestellt haben. Sie sehen unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht das verstärkte Einwirken des Reformismus, dieser rechten Ideologie, auf unsere Partei, besonders auf einen Teil der Funktionäre in den Gewerkschaften, in den Parlamenten, in den Massenorganisationen und sogar auf Parteileitungen. Aus dieser falschen politischen Einschätzung heraus leisten diese Genossen gegen unbedingt notwendige Maßnahmen manchmal Widerstand. Einige führende Genossen aus den Bezirken verkleinern und beschönigen die Bedeutung der theoretischen Abweichung der rechten Gruppe und auch der opportunistischen Verstöße in der Praxis, die oft bis zur Grenze des Verrates an der KPD und der revolutionären Arbeiterbewegung führen. Auch in unserer Delegation zum VI. Weltkongreß bestanden in dieser Frage einige Meinungsverschiedenheiten. Die überwiegende Mehrheit der Genossen sprach allerdings gegen die Duldsamkeit gegenüber den Trägern der rechten Gefahr. Inzwischen hat die Delegation der KPdSU(B) ihrerseits einen Ergänzungsantrag in dieser Frage eingereicht, den ich mit ihrem Einverständnis hier zur Verlesung bringe: „Die Kommunistische Partei Deutschlands, die eine der besten Abteilungen der internationalen proletarischen Armee ist, steht gleichzeitig der bestorganisierten Sozialdemokratie gegenüber, die noch außerordentlich starke Wurzeln im Lande hat, wodurch ein günstiger Boden für rechte Abweichungen in der kommunistischen Bewegung selbst geschaffen wird. Deshalb sind die aktuellen Aufgaben der Partei: der konsequente Kampf gegen die rechten Abweichungen (Losung der Produktionskontrolle im gegenwärtigen Moment, Opposition gegen die Beschlüsse des 4. Kongresses der RGI, kompromißlerische Stellung zur linken Sozialdemokratie usw.); die vollständige Überwindung der Strömung, die diesen Abweichungen gegenüber eine versöhnliche Stellung einnimmt, bei gleichzeitiger Heranziehung der besten Kräfte der Partei, die auf dem Boden der Beschlüsse der Komintern und des Essener Parteitages der KPD stehen, zur verantwortlichen Arbeit, bei entschiedenem Kurs auf die Konsolidierung der Partei, bei Zusammenfassung aller Kräfte der vorhandenen Führung und Stärkung ihres kollektiven Charakters - bei bedingungsloser Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit.” [„Protokoll sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale Moskau, 17. Juli-1. September 1928”, Bd. IV, S. 36/37. Die Red.] Die Mehrheit der deutschen Delegation ist mit diesem Antrag einverstanden. Auf dieser Linie wird die Parteiführung der KPD den Essener Kurs der Konsolidierung der Partei fortsetzen und vertiefen. Dabei muß die Partei mehr als bisher alles daran setzen, um neue Kräfte zu entwickeln und weitere proletarische Elemente zur Parteiarbeit heranzuziehen. Wir verhehlen natürlich nicht, daß die Partei in der organisatorischen Arbeit und in der Durchführung der politischen Linie eine Reihe von Mängeln und Schwächen hat. Es sind nicht sosehr direkte Fehler als vielmehr Unterlassungen begangen worden. Die Selbstkritik der Führung und der Gesamtpartei ist noch nicht genügend entwickelt. Aber wir werden dabei nicht gestatten, daß die rechte Gruppe in der Partei jede Schwäche in der Parteiarbeit zu fraktionellen Zwecken ausnützt, um die Linie und die Führung der Partei anzugreifen. Wir betrachten die Thesen, die von der Delegation der KPdSU(B) vorgelegt wurden, als eine neue Grundlage für die Aufgaben, die wir in nächster Zeit in Deutschland zu erledigen haben. Ich hoffe, daß die Delegierten des VI. Weltkongresses unseren Standpunkt unterstützen und uns dadurch helfen, weitere Fortschritte in der Entwicklung der deutschen Partei zu ermöglichen. In dieser Situation der wachsenden Kriegsgefahr ist es notwendig, daß alle Sektionen und auch die deutsche Sektion die antimilitaristische Tradition der proletarischen Jugend und des Kommunistischen Jugendverbandes besser für den bestimmten Aufgabenkreis des Kampfes gegen den imperialistischen Krieg ausnützen. Durch ihre Tatkraft, durch ihre Begeisterung, ihren, Opfermut, ihre allgemeine Initiative ist die Jugend einer der wichtigsten revolutionären Faktoren, mit denen die Kommunistische Partei ihre revolutionäre Arbeit gegen den imperialistischen Krieg und im imperialistischen Krieg - die Umwandlung des Krieges in den Bürgerkrieg - durchführen muß. Eine zweite Frage: Durch die ganze soziale Umschichtung im Produktionsprozeß werden auch die Frauen mehr und mehr in die tägliche Arbeit hineingezogen. Im Kampf gegen die wachsende imperialistische Kriegsgefahr dürfen wir auch die Gewinnung und Organisierung der Frauen in den wichtigsten Ländern nicht außer acht lassen. Ein letztes Wort an alle Sektionen, einschließlich der deutschen Partei. Ich glaube, niemand auf diesem Kongreß zweifelt daran, daß wir den ernstesten Ereignissen entgegengehen. Keiner kann heute wissen, ob der Imperialismus uns noch soviel Zeit läßt, in Friedenszeiten zum VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale zusammenzutreten. Die kapitalistische Stabilisierung ist faul. Eine neue Periode des revolutionären Aufschwunges reift heran. In dieser Situation brauchen wir mehr denn je den Internationalismus, die revolutionäre Solidarität der werktätigen Massen der ganzen Welt im Bündnis mit den unterdrückten Kolonialvölkern. Wir hatten mehrere Jahre den Kampf gegen den Trotzkismus zu führen. In diesem großen Kampfe ist der Leninismus in der gesamten Kommunistischen Internationale un-bestrittener Sieger geblieben. Stärker noch als zuvor ist aus diesem harten Kampfe der Geist des Internationalismus hervorgegangen, der Geist der unbedingten Treue zur Kommunistischen Inter-nationale und des festen Vertrauens in ihre führende Partei, die KPdSU(B). Dieser revolutionäre Geist muß bei allem unserem Denken und Handeln weiter in uns fortleben. Mit revolutionärer Energie und in festem, unerschütterlichem Glauben an die revolutionäre Kraft des Proletariats und aller Werktätigen unter Führung der Kommunistischen Internationale, der einzigen wirklichen Internationale in der ganzen Welt, ist uns der Sieg gewiß. „Protokoll sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, Moskau, 17. Juli - 1. September 1928”, Bd. 1, S. 16-18 und 300-317. Die Beschlüsse des VI. Weltkongresses und die heutige Lage I Mehr als zwei Monate sind bereits seit dem Ende des VI. Weltkongresses vergangen; alle Ereignisse der internationalen und der deutschen Politik bestätigen in vollem Umfange die Richtigkeit der politischen Analyse und der allgemeinen Perspektive, die der VI. Kongreß den kommunistischen Parteien der ganzen Welt gab. Auf Grund dieser richtigen Einschätzung der Weltlage und dieser klaren Perspektive des Klassenkampfes arbeitete der Kongreß in allen Grundfragen der Arbeiterbewegung die wichtigsten Auf gaben heraus, die vor den einzelnen Sektionen der Kornintern stehen. Unsere deutsche Partei muß die Beschlüsse des Weltkongresses, insbesondere das Programm der Komintern und die Resolution zur internationalen Lage und zu den Aufgaben der Kommunistischen Internationale sorgfältig durcharbeiten. Die Beschlüsse des VI. Weltkongresses müssen bis in ihre letzten Einzelheiten Gemeingut jedes Kommunisten, jedes aktiven Parteimitglieds werden. Aus diesen Beschlüssen ergibt sich die Generallinie unserer Politik in der gesamten nächsten Periode. Um diese Beschlüsse führen wir den Kampf gegen das rechte Liquidatorentum und gegen die schwankende Versöhnlergruppe, die im Gegensatz zur Politik des VI. Weltkongresses stehen. Das Hauptkennzeichen der gegenwärtigen Situation ist die Verschärfung aller inneren und äußeren Widersprüche des kapitalistischen Weltsystems. Auf ökonomischem Gebiete steigert sich der Konflikt zwischen dem Wachsen der Produktivkräfte und der Verengung der Märkte unaufhörlich. Dadurch spitzen sich alle internationalen Gegensätze zu. Die Gegensätze zwischen den imperialistischen Großmächten führen zum Krieg. Der Gegensatz der gesamten imperialistischen Welt zur sozialistischen Sowjetunion schafft unvermeidlich die Gefahr der bewaffneten Intervention. Es wäre aber falsch, nur die äußeren, nicht auch die inneren Gegensätze des Kapitalismus zu sehen. Beide Gruppen von Widersprüchen sind untrennbar miteinander verbunden; sie beeinflussen einander und verstärken sich gegenseitig. Der gleiche Konflikt zwischen Produktivkräften und Absatzmärkten, der zum Kriege und zur Intervention treibt, erzeugt auch die Zuspitzung des Klassenkampfes innerhalb der wichtigsten kapitalistischen Länder. Die Streikwelle, die seit den letzten Wochen sich in ganz Europa erhebt, die Flut von Wirtschaftskämpfen, die Hunderttausende von Arbeitern in Deutschland ergreift, zeugen für die Richtigkeit dieser Thesen des VI. Weltkongresses. Für unsere deutsche Partei ergeben sich daraus zwei Aufgaben, denen jeder konkrete Schritt unserer Politik, jede Kampfmaßnahme der Partei und ihrer einzelnen Organisationen untergeordnet werden müssen: Mobilisierung der Massen gegen die Kriegsgefahr, Anspannung aller Kräfte für die Verteidigung der Sowjetunion und Eroberung der Führung der proletarischen Massen in den gegenwärtigen Wirtschaftskämpfen, die nur die Vorboten größerer revolutionärer Aktionen sind. Der Kampf gegen die imperialistische Kriegsgefahr muß von uns viel energischer, viel grundsätzlicher, viel offensiver als bisher geführt werden. Dieser Kampf ist undenkbar ohne eine entschiedene Entlarvung des Pazifismus, der eine der wichtigsten Waffen zur Vorbereitung des Krieges in den Händen der Imperialisten ist. Dieser Kampf ist aber auch undenkbar ohne die rücksichtsloseste Entlarvung der Sozialdemokratie, die in Deutschland eine aktive, eine treibende Kraft für den Interventionskrieg gegen die Sowjetunion darstellt. Es genügt heute nicht mehr, die internationale Kriegsgefahr zu bekämpfen. Wir müssen dazu übergehen, das Hauptfeuer gegen die Kriegsgefahr im eigenen Lande, gegen die Rüstungs- und Kriegspolitik „unserer” eigenen Regierung zu richten. Diese Regierung ist gegenwärtig das sozialdemokratische Koalitionskabinett Hermann Müller-Severing-Hilferding, das die Politik des Bürgerblocks unverändert setzt. Mit der Panzerkreuzerkampagne hat die Partei trotz aller Mängel und Schwächen in der Durchführung dieser Kampagne einen ersten Schritt vorwärts getan: der Kampf gegen die Kriegsgefahr wurde als Kampf gegen die eigene Regierung, als Kampf gegen die Kriegspolitik der Sozialdemokratie geführt. Damit handelte unsere Partei im Sinne der Richtlinien des VI. Weltkongresses. Aber wir müssen, über diesen Anfang hinaus, rasch und entschlossen weitergehen. Wir müssen in den eigenen Reihen jede Regung des Opportunismus in der Kriegsfrage u Dazu gehört die Zerstörung aller pazifistischen Illusionen, aller Versuche, den Kampf gegen die Sozialdemokratie und besonders gegen ihre „linken” Führer abzuschwächen und die Vorstellung zu verbreiten, als käme ein Teil der Reformisten, sei es auch ihr „Zinkester” Flügel, als unser Verbündeter gegen den deutschen Imperialismus auch nur zeitweise in Frage. Der VI. Weltkongreß verlangt „eine Steigerung des Internationalismus, des Kampfgeistes der Arbeiterklasse”. Er richtet zu gleich an alle Sektionen, darunter auch an die KPD die äußerst ernste Mahnung und Warnung: „Die Erfahrung hat gezeigt, daß die kommunistischen Parteien nicht auf der Höhe dieser internationalen Aufgaben stehen. Bereits das 7. erweiterte Plenum des EKKI konstatierte, daß fast alle Parteien der KI nicht genügend Energie im Kampf um die Unterstützung des englischen Streiks und der chinesischen Revolution entwickelt haben’ … In einer Reihe von Fällen - besonders im Kampf gegen die Intervention in China - haben die Sektionen der Kommunistischen Internationale sich nicht genügend imstande gezeigt, die Massen zu mobilisieren. Der Kongreß lenkt die Aufmerksamkeit aller kommunistischen Parteien auf die Notwendigkeit, diese Mängel aufs gründlichste zu beseitigen, diese Fragen systematisch durchzuarbeiten (gründliche Beleuchtung in der Presse, propagandistische und agitatorische Literatur usw.) und sich weit energischer um die Selbsterziehung und die Erziehung der breiten proletarischen Massen zum Kampf und zum Internationalismus zu bekümmern.“ [„Protokoll sechster Weltkongreß der Kommunistischen Internationale, Moskau 17. Juli - 1. September 1928”, Bd. IV, S. 28/29. Die Red.] In dieser Hinsicht wird auch in der KPD viel zuwenig getan. Es ist unsere dringendste Pflicht, den Geist des Internationalismus zu verstärken, die vorhandenen Mängel zu beseitigen und „die Selbsterziehung und die Erziehung der breiten proletarischen Massen” ganz erheblich zu verstärken. Die Kriegsfrage hängt eng mit der Rolle der Sozialdemokratie zusammen. Die reformistischen Spitzen sind in Deutschland ganz besonders fest mit den Organen der bürgerlichen Staatsgewalt und dem Trustkapital verwachsen. Das Schlichtungswesen, gegen das die Hunderttausende ausgesperrter Hüttenarbeiter im Ruhrgebiet jetzt im schärfsten Kampfe stehen, ist eines der Mittel, mit deren Hilfe die Sozialdemokraten alle Arbeiterorganisationen und die gesamte Arbeiterklasse in den Dienst des organisierten Unternehmertums und der imperialistischen Staatsmacht hineinzupressen suchen. Der Kampf gegen die Kriegsgefahr, der Kampf gegen das Unternehmertum, der Kampf gegen die reformistische Arbeiterbürokratie sind nur drei Seiten ein und derselben revolutionären Gesamtpolitik. Wenn man eines dieser Elemente beseitigt, wird unsere Gesamtpolitik unmöglich gemacht. Wenn man den Kampf gegen die Sozialdemokratie mildert, schwächt man sogleich unseren Kampf gegen das Trustkapital und gegen den imperialistischen Krieg. Gerade hierin besteht die Gefahr der rechten und versöhnlerischen Abweichungen in unserer Partei. Die Vertreter dieser Abweichungen stehen in Widerspruch zum Standpunkt des VI. Weltkongresses: „Die kommunistischen Parteien müssen die Arbeitermassen unermüdlich aufklären über den unmittelbaren Zusammenhang, der zwischen der Propagierung des ‚Wirtschaftsfriedens’, dem Schlichtungswesen und den Repressalien gegen die revolutionäre Avantgarde der proletarischen Bewegung sowie der Vorbereitung des imperialistischen Krieges bestehet.“ [Ebenda, S. 29. Die Red.] II Während die Sozialdemokratie in den meisten Ländern bereits aus der Regierung verdrängt und durch den Bürgerblock ersetzt ist, befindet sie sich in Deutschland nach den Maiwahlen dieses Jahres abermals an der Spitze der Koalitionsregierung. Die SPD betreibt die Koalitionspolitik seit mehr als neun Jahren. Es wäre aber ein großer Irrtum anzunehmen, daß die jetzige Koalitionsregierung der Hermann Müller nur eine einfache Wiederholung der früheren Koalitionskabinette sei. Die politische Resolution des VI. Kongresses unterstreicht ausdrücklich, daß die jetzigen Koalitionsregierungen einen viel reaktionäreren Charakter haben als alle früheren: „Insbesondere gilt das für die Fragen der Außenpolitik überhaupt, wie vor allem der Kriegspolitik. Die sozialdemokratische Führung wird hier eine viel verräterischere Rolle spielen als in allen vorhergegangenen 1tappen ihrer Entwicklung.” [Ebenda, S. 23. Die Red.] Der Kongreß analysierte ausführlich die veränderte Rolle der Sozialdemokratie, ihre neue Stellung im bürgerlichen Staat, die erhöhte konterrevolutionäre Bedeutung ihrer Koalitionspolitik in diesem Stadium. Diese Tatsachen bilden die objektive Grundlage für die schroffe Rechtsschwenkung in der gesamten Politik der Sozialdemokratie. Die Reformisten sind „von der schamhaften Verteidigung des Kapitalismus zu seiner offenen Unterstützung, zu seinem aktiven Aufbau, von den Phrasen über Klassenkampf zur Predigt des ‚Wirtschaftsfriedens’, von der ‚Verteidigung des Vaterlandes’ zur Vorbereitung des Krieges gegen die Sowjetunion… übergegangen“ [Ebenda, S. 21. Die Red.] Die Sozialdemokratie, als eine Trägerin der bürgerlichen Kriegspolitik, betrachtet den Kommunismus als ihren Hauptfeind. Die sozialdemokratischen Führer wenden in wachsendem Maße faschistische Kampfmethoden gegen die revolutionäre Arbeiterschaft an, greifen zu gewaltsamen Mitteln der Unterdrückung von Streiks und gehen an der Seite der Polizei gegen das Proletariat vor. Das zeigte sich besonders kraß während des letzten Hamburger Hafenarbeiterstreiks und an einzelnen Orten während des jetzigen Ruhrkampfes, wo die Rollkommandos des Reichsbanners unter sozialdemokratischer Führung als direkte Unternehmergarde und staatliche Hilfspolizei gegen die kämpfenden Arbeiter vorgeschickt werden. Die reformistische Gewerkschaftsbürokratie verteidigt bedingungslos das kapitalistische Schlichtungssystem, sie begnügt sich nicht mit dem einfachen Verrat aller Streiks und aller Lohn- und Wirtschaftsforderungen der Arbeiterschaft, sondern macht die aktive Niederknüppelung und Abwürgung aller Streiks und Wirtschaftskämpfe im Interesse des Trustkapitals zur Hauptaufgabe ihrer Politik. III Aus diesen neuen Erscheinungen der politischen Entwicklung zog der Weltkongreß weitgehende taktische Konsequenzen für alle Parteien der Komintern. Worin besteht das Wesen dieser „taktischen Wendung”? Der Kampf gegen die Sozialdemokratie muß verschärft werden! Die Einheitsfronttaktik gegenüber den sozialdemokratischen Arbeitermassen bewahrt nach wie vor ihren Inhalt und ihre Bedeutung. Aber die Formen ihrer Anwendung müssen verändert werden: „Die Verschärfung des Kampfes gegen die Sozialdemokratie verschiebt den Schwerpunkt entschieden auf die Einheitsfront von unten.“ [Ebenda, S. 30. Die Red.] Das kommt besonders in unserer Gewerkschaftsarbeit zum Ausdruck. Das zentrale Problem der Eroberung des führenden Einflusses auf die Mehrheit der Arbeiterklasse durch die Kommunistische Partei und die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition kann nur „in erbittertem Kampf gegen die Sozialdemokratie und die politisch korrumpierte Gewerkschaftsbürokratie“ gelöst werden. Im Verlauf der großen Wirtschaftskämpfe, die jetzt ausfochten werden, und noch gewaltigerer Klassenkämpfe, die unzweifelhaft herannahen, ist es unsere Hauptaufgabe, die Energie und Initiative der Massen zu entfalten und in günstigen Situationen den Kampf auch gegen den Willen der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie zu führen. Die Beschlüsse des VI. Weltkongresses verpflichten uns zum Kampf gegen die Kapitulantentaktik der rechten Fraktion. Die Kongreßbeschlüsse kennzeichnen genau das Wesen dieser rechten Kapitulationstaktik gegenüber der Gewerkschaftsbürokratie: „‚Einheit um jeden Preis’, Verzicht auf das Eintreten für ausgeschlossene Genossen, Verzicht auf energischen Kampf gegen das Zwangsschlichtungsverfahren, rückhaltlose Unterwerfung unter den bürokratischen Gewerkschaftsapparat, Milderung der Kritik an den reformistischen Leitungen usw.“ [Ebenda, S. 31. Die Red.] In dem besonderen Kapitel der politischen Kongreßresolution, das sich mit den Aufgaben der deutschen Partei beschäftigt, wird der „konsequente Kampf” gegen die rechten Abweichungen folgender Art verlangt: „Losung der Produktionskontrolle im gegenwärtigen Moment, Opposition gegen die Beschlüsse des 4. Kongresses der RGI, kompromißlerische Stellung zur linken Sozialdemokratie usw.” [Ebenda, S. 37. Die Red. ] Der Kongreß sagt klar und deutlich, worin die Rechtsgefahr in der Komintern und in der KPD besteht. Er verpflichtet unsere Partei, „in jeder Weise den Kampf gegen die Taktik der Kapitulationen” zu führen, und stellt als aktuelle Aufgabe der Partei den konsequenten Kampf gegen die rechten Abweichungen. Die Gruppe Ewert-Gerhart rückt zwar von einzelnen Formulierungen der rechten Liquidatoren ab, aber sie führt keinen konsequenten Kampf gegen die opportunistische Richtung, sondern fällt der Partei in den Rücken, sobald diese ernsthaft den Opportunismus schlägt. Darin besteht das Versöhnlertum dieser Gruppe. Sie versucht die revolutionäre Linie der Komintern, die Taktik des VI. Weltkongresses mit der Kapitulationspolitik des rechten Liquidatorentums zu „versöhnen”. Sie ist für die Komintern mit Worten und hilft dem Opportunismus in der Tat. Der VI. Weltkongreß verlangt daher „die vollständige Überwindung der Strömung, die diesen (den rechten [Von Ernst Thälmann eingefügt. Die Red. ] ) Abweichungen gegenüber eine versöhnlerische Stellung einnimmt” [Ebenda, S. 37. Die Red.] Er sagt geradezu, daß der Kampf gegen die Rechtsgefahr „zur Voraussetzung hat einen systematischen Kampf gegen den versöhnlichen Standpunkt” [Ebenda, S. 42/43. Die Red.] Diesen Kampf führt unsere Partei mit aller Entschlossenheit durch, unbekümmert um die Störungs- und Verleumdungsversuche einiger kleiner Fraktionsgruppen. Sie handelt dabei im Sinne des VI. Weltkongresses. Der VI. Weltkongreß sagte auf Grund der gesamten Entwicklung des Klassenkampfes in den letzten Jahren voraus, daß wir einer Periode größter Massenkämpfe und revolutionärer Zusammenstöße entgegengehen. Diese Orientierung wird durch die letzten Ereignisse in Europa und Deutschland voll und ganz bestätigt. Eine Streikwelle, wie sie seit fünf Jahren nicht mehr gesehen wurde, erhebt sich in einer ganzen Reihe von Ländern. Eine Viertelmillion Hüttenarbeiter kämpft im Ruhrgebiet gegen die brutale Aussperrungspolitik der Unternehmer. Eine halbe Million Textilarbeiter steht vor der Aussperrung. An der Wasserkante streiken die Werftarbeiter. In der Zementindustrie werden Zehntausende von Arbeitern gekündigt. Nur ein Blinder kann nicht sehen, daß diese großen Konflikte mehr signalisieren als die bloße Offensive des Unternehmertums. Das Unternehmertum geht zum Generalangriff über. Aber die Arbeiterschaft antwortet auf diese Herausforderung nicht mehr wie in früheren Jahren mit der einfachen Abwehr, sondern sie eröffnet die Gegenoffensive gegen den Klassenfeind, sie geht bereits zum Angriff auf die Positionen des Trustkapitals über und schlägt ihre ersten Durchbruchsschlachten. Diese Kämpfe müssen unvermeidlich die Grundlagen der kapitalistischen Stabilisierung erschüttern und den Wall der reformistischen Sabotagepolitik sprengen. Diese große Wendung im proletarischen Klassenkampf wird sich um so schneller und um so gründlicher vollziehen, je fester und stärker sich die Kommunistische Partei in den bevorstehenden Machtproben erweist. Die gegenwärtigen Wirtschaftskämpfe tragen ausgesprochen politischen Charakter. Es geht nicht nur um Lohn- und Arbeitszeitforderungen, sondern der Kampf richtet sich gegen die bürgerliche Staatsgewalt. In dieser ernsten und aussichtsreichen Situation säubern wir unsere Partei von allen faulen und schädlichen Überresten des sozialdemokratischen Opportunismus, die noch in unseren Reihen stecken. Wir kämpfen auf der Plattform des VI. Weltkongresses der Komintern. Diese Plattform bedeutet: Klasse gegen Klasse! Offensive gegen Offensive! Gegen die Diktatur des Trustkapitals - die Diktatur des Proletariats! Gegen den Dreibund von Unternehmern, Staat und Reformisten - den revolutionären Kampf für den Sozialismus! „Die Rote Fahne“ Vom 11. November 1928 Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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