Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland Relief, Boden und Wasser
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- Der Kaiserstuhl – ein Vulkan im Oberrheingraben Rüdiger Mäckel und Jochen Seidel
- Geologischer Aufbau, Vulkanis- mus und Tektonik
- Lössbedeckung und Formen- schatz
- Essexit
- Phonolith
64 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Relief, Boden und Wasser 1 Rebland 2 Saumgesellschaften (trocken, warm): Feldblume, Liguster, Hundsrose und offene Halbtrockenfluren 3 Lösswand: senkrecht, oft nackt; Pionierpflanzen, Vorhänge von Efeu und Waldreben, Tierlöcher, Schollenabrisse 4 Steilabbruch, Lianen 5 Akkumulationsbereich, Lössschleppe, abgerutschte oder abgestürzte Lössschollen (schattig, stickstoffreich) mit Holunder, Zaungiersch, Brennessel usw., LK: Lösskindelanhäufung, R: Wegrandbäume 6 Fahrweg mit Erosionsrinne 7 Lösskeller, Verbindungstunnel (meist aufgegeben) 1 Rebland 2 Saumgesellschaft 3 Lösswand Steilbruch 4 3 5
LK 5 Lössschleppe 6 Fahrweg Erosionsrinnen 3 2
7 Lösskeller © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Bötzingen Querschnitt durch einen Lösshohlweg 1 0
Autor: R.Mäckel Dreisam Rhein W e s t l i c h e r H o h e r K a i s e r s t u h l Ö s t l i c h e r K a i s e r s t u h l K a i s e r s t u h l H ö h e n m i t J e c h t i n g e r S a s b a c h - L i m b e r g Katharinenberg 492 442 557 Totenkopf 447 187 272 183 Badberg 433 Eichelspitze 520 Ihringen
Bötzingen Eichstetten Bahlingen Riegel
Endingen Sasbach
Königs- schaff-
hausen Jechtingen Burkheim Breisach
Achkarren Bickensohl Oberrottweil Bischoffingen Amoltern Kiechlings- bergen Leiselheim Wasenweiler Kaiserstuhl Geologie und naturräumliche Einheiten
© Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Maßstab 1: 145000 1 3 0 2 4 km kontaktmetamorphes Oligozän
Oligozän und Jura Essexite
subvulkanische Brekzien
Laven und Tuffe (Tephrite) Limburgit Phonolithe Karbonatit Siedlungsfläche quartäre Sedimente Löss und Lösslehm Name und Grenze einer naturräumlichen Einheit Hoher Kaiserstuhl Grenze der naturräumlichen Haupteinheit Kaiserstuhl Der Kaiserstuhl – ein Vulkan im Oberrheingraben Rüdiger Mäckel und Jochen Seidel Der Löss besteht überwiegend aus Quarzkörnern der Ģ Schluffgröße . Cha- rakteristisch ist auch der sehr hohe Kar- bonatgehalt (30-35%). Beide Eigen- schaften verursachen eine große Stand- festigkeit des Lockermaterials. Ģ Aqua-
tisch umgelagerter Löss wird als Schwemmlöss bezeichnet und ist im Unterschied zum Primärlöss kalkarm oder entkalkt, geschichtet und instabil. Typische Oberflächenformen der Löss- landschaft wie die Lösssohlentäler, Hohlwege und Terrassen sind durch di- rekte und indirekte Einwirkung des wirtschaftenden Menschen entstanden. Die Lösssohlentäler zeichnen sich durch eine ebene bis flachgeneigte Talsohle aus. Sie sind seitlich von steilen, scharf von der Sohle abgesetzten Terrassenbö- schungen begrenzt und beginnen häufig mit einer kreisförmigen Eintiefung. Meist sind sie mit mehrere Meter Der Kaiserstuhl bildet mit seinen höchsten Erhebungen Totenkopf (557 m), Eichelspitze (520 m) und Kathari- nenberg (492 m) ein kleines Gebirge von inselhafter Gestalt, das deutlich ab- gegrenzt aus der 180-190 m hoch gele- genen Oberrheinebene aufragt ( Ī Foto ).
wird das Gebiet in den Östlichen (oder Platten-) Kaiserstuhl, den Zentralen (oder Hohen) Kaiserstuhl und den Westlichen (oder Kuppigen) Kaiserstuhl unterteilt. Dazu gehören auch die Sas- bach-Jechtinger Höhen mit dem Lim- berg nordwestlich vom Hauptmassiv des Kaiserstuhls ᕢ . Die höchst gelegenen Berge ordnen sich im hohen Kaiserstuhl hufeisenförmig um einen zentralen Kes- sel, aus dem die waldfreien, mit Tro- ckenrasen bestandenen Kuppen des Badbergs (433 m) aufragen.
Der Kaiserstuhl ist im Tertiär mit dem Einbruch des Oberrheingrabens ent- standen
ᕤ . Die Förderung von Magma an die Erdoberfläche wurde durch die Zerrungen in der Erdkruste, die Kreu- zung zweier Schwächezonen (Ober- rheingraben, Bonndorfer Graben) und die im südlichen Oberrheingraben rela- tiv geringe Mächtigkeit der Erdkruste (ca. 25 km) begünstigt. Die Ģ magmati- schen Schmelzen haben sich über dem sedimentären Sockel abgelagert, der heute noch im Osten des Kaiserstuhls ansteht. Als Vulkanform wird ein Ī Stratovulkan angenommen, der ab- wechselnd Ģ Tuffe und
Ģ Laven aus
mehreren Schloten förderte ( ĪĪ Beitrag Schmincke, S. 60 ). Der Kaiserstuhl ist aus unterschiedli- chen geologischen Haupteinheiten auf- gebaut
ᕢ : dem sedimentären Sockel ( Ģ Oligozän , Mittlerer Ģ Jura
), der geo- logisch-tektonisch der Grabenrand- scholle des Oberrheingrabens zuzuord- nen ist, dem „eigentlichen“ Kaiserstuhl- vulkan (Tuffe, Ī Tephrite ) und dem sub- vulkanischen Zentrum ( Ī Essexit , Ī Karbonatit ). Der größte Teil des ehe- maligen Vulkans ist abgetragen worden, so dass im Zentrum des heutigen Kaiser- stuhls die subvulkanischen Gesteine an- stehen, die bei ihrer Entstehung nicht an die Erdoberfläche gelangt sind, son- dern im Schlot als Ģ Intrusivgesteine steckengeblieben sind. Geologische Besonderheiten stellen die Limburgite des Limbergs und der Karbonatit vom Badberg und Schelinger Berg dar, bei dem es sich um ein karbo- nathaltiges Vulkangestein handelt (W IMMENAUER 1989). Vereinzelt treten Ī Phonolithstöcke auf, die wirtschaft- lich genutzt werden. Lössbedeckung und Formen- schatz Die landschaftliche Eigenheit des Kai- serstuhls wird vor allem durch etliche Meter mächtige Ģ Lössdecken geprägt,
die etwa 85% des Naturraums überzie- hen. Dieses Ģ äolische Ģ Lockergestein wurde während der Kaltzeiten des Ģ Pleistozäns aus den vegetationsfreien Schotterflächen des Oberrheintieflan- des ausgeweht und von West- bzw. Süd- westwinden vor allem auf der Leeseite der grasbestandenen Erhebungen abge- lagert. Die größten Lössmächtigkeiten (bis zu 60 m) kommen daher auf der nördlichen und östlichen Seite des Kai- serstuhls vor. Lösshohlweg bei Bickensohl (NSG Eichberg) ³ · 65 Der Kaiserstuhl – ein Vulkan im Oberrheingraben mächtigen Ablagerungen verfüllt ᕣ .
grabene Bodenhorizonte und archäolo- gische Funde vermitteln ein wechsel- haftes Bild ihrer Entstehung (F RIED
- MANN
/M ÄCKEL
1998). Essexit – mittel- bis grobkörnige graue Tiefengesteine hauptsächlich bestehend aus Plagioklas, Alkalifeldspat, Nephelin, Pyroxen
Karbonatit – seltenes helles mittelkörni- ges magmatisches Gestein, das zu mehr als 50% aus Karbonatmineralen zusam- mengesetzt ist; charakteristisch für kon- tinentale Grabengebiete, z.B. den Ober- rheingraben Phonolith – Klingstein, feinkörniges vul- kanisches Gestein, das hauptsächlich aus Alkalifeldspat und Nephelin als Feldspat- vertreter besteht Stratovulkan – Schildvulkan, aus dün- nen Schichten flüssiger Lava aufgebauter Vulkan
mit verschiedenartigen Einsprenglingen NW SO
260 Winzburg
Spürenloch Eisenholz 300 1 2
3 4 5 B o h r p u n k t e Primärlöss Schwemmlöss fossile Torflagen Essexit Zersatzzone (Essexit) eingeschwemmter Hangschutt (Essexit) © Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 Oberbergen, Kaiserstuhl Aufbau des Lösssohlentales Spürenloch Schema
0 50 100 150 m Autor: A.Friedmann heute
Grundgebirge Mesozoikum Quartär Tertiär
Pliozän Unteres Miozän Kaiserstuhlvulkanismus Unteres Oligozän Mesozoikum Grundgebirge Wasser Tertiär
Mittleres-Oberes Eozän Malm
Mesozoikum (ohne Malm) Grundgebirge Unteres Eozän W O 1000 0 -1000 -2000 1000
0 -1000
0 -1000
1000 0 -1000 -2000 0 -1000 1000 0 -1000 Tektonisch-morphologische Entwicklung am Rand des Oberrhein- grabens
© Institut für Länderkunde, Leipzig 2002 nach S CHREINER 1996 0 5 km 1 2 3 4 Eine weitere auffallende Erscheinung im lössbedeckten Kaiserstuhl sind die Hohlwege, die durch fortschreitende Eintiefung der Feldwege entstanden sind (
Ī Foto ). Das Querprofil durch ei- nen Lösshohlweg zeigt im oberen Ab- schnitt senkrechte Wände, die zumeist frei von Vegetation sind. Die Lösswände werden durch Abschuppung und durch gelegentliches Abbrechen von Lösspa- keten lateral erweitert. In der Fußzone wird das erodierte Material in Form von Wülsten und Schleppen angehäuft ³ .
Kaiserstuhl vor der Flurbereinigung und Großterrassierung. Einige Hohlwege sind noch erhalten und wurden wegen ihrer landschaftsprägenden Form und besonderen Fauna und Flora unter Na- turschutz gestellt. Als weitere Oberflächenform fallen die Rebterrassen im Landschaftsbild auf. Aufgegebene Terrassen unter Wald weisen auf eine ehemals größere Ver- breitung des Weinbaus hin. Die kleinen Rebterrassen waren früher im Kaiser- stuhl weit verbreitet. Die Großterrassen entstanden im Zuge der Flurbereinigung und Rebumlegung zwischen 1965 und 1983 (
Ī Foto ). Die Terrassenflächen wurden nach innen geneigt, um Boden- erosion zu verhindern. Wegen der un- günstigen kleinklimatischen Verhältnis- se (Bildung von Kaltluftseen) und ihrer negativen Auswirkung auf die Weinpro- duktion wurden die Flächen einiger Ter- rassen später wieder nach außen ge- neigt. Viel wichtiger ist jedoch der Schutz der Anbauflächen durch Vegeta- tion (Zwischenfrucht, Grasdecke) oder Mulchen. Weitere Nachteile der Groß- terrassierung waren Ģ subterrane Abtra-
gung entlang von kleinen Hohlräumen und Erosionsschäden an den Böschun- gen, die aufwendige Schutzmaßnahmen erforderten. ͷ Blick vom Tuniberg auf den Kaiserstuhl Anlage von Groß- terrassen 1977 in Bötzingen »
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