Historischer Flussverlauf der Salzach von den Salzachöfen bis zur Saalachmündung Teil 3: Hallein – Salzachöfen
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- Franziszeische Landesaufnahme (1807 – 1808)
- Hieronymus-Kataster von 1785
- Franziszeische Landesaufnahme von 1807/08
- Abb. 8
- Abb. 11
- Abb. 13
- Aubach
- Abb. 15
- Internetquellen (Stand: 5. Juli 2009)
Historischer Flussverlauf der Salzach von den Salzachöfen bis zur Saalachmündung Teil 3: Hallein – Salzachöfen Bernhard Schmall Universität Salzburg, FB Organismische Biologie, Hellbrunner Str. 34, 5020 Salzburg E-Mail: bernhard.schmall@sbg.ac.at Einleitung Die naturräumlichen Veränderungen einer von einem Wildfluss geprägten Kulturlandschaft lassen sich anhand historischer Flusskarten anschaulich darstellen. Die über Jahrhunderte hinweg beinahe ungebremste Dynamik führte beispielsweise dazu, dass Flusskarten sehr rasch ihre Aktualität einbüßten (W IESBAUER &
OPSCH , 2007). Schon sehr früh setzten daher flussbauliche Maßnahmen ein, um lokal besonders gefährdete Bereiche vor der Zerstörung durch Hochwässer zu bewahren und die Schifffahrt (vor allem der Salztransport ab Hallein) zu ermöglichen. Diese direkten Eingriffe in die Gewässermorphologie lassen sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen (W IESBAUER , 1999). Ungeachtet dieser lokalen, oftmals nur kurzfristig wirksamen flussbaulichen Maßnahmen ist die Kenntnis der historischen Flussmorphologie nützlich, um aktuelle gewässerökologische Probleme plausibel erklären zu können (z. B. A UGUSTIN
&
K RISAI , 2003; P ETZ -G
, 2003; A CHLEITNER &
ETZ - G LECHNER , 2008). Im Rahmen eines Digitalisierungsprojektes wurde ein rund 36 km langer Salzach-Abschnitt (Salzachöfen bis zur Saalachmündung) anhand historischer Flusskarten aus dem 18. und 19. Jahrhundert kartographisch dargestellt. Die ersten beiden Teile, das Stadtgebiet von Salzburg und der Abschnitt Salzburg – Hallein, wurden bereits präsentiert (S CHMALL , 2008a; b). Nun folgt der letzte Teil, welcher den Flusslauf der Salzach flussauf von Hallein bis zu den Salzachöfen im Bereich Pass Lueg zeigt. Kartengrundlagen und Bearbeitung Folgende historische Kartenwerke wurden verwendet, modifiziert, und mit Adobe Photoshop 7.0 zu einer Gesamtkarte zusammengestellt: Flusskarte von Naumann (1787): gesamter Flusslauf der Salzach vom Ende der Salzachöfen bis nach Hallein inklusive Mündungsbereiche der Zubringer (aus W IESBAUER &
OPSCH , 2007), Franziszeische Landesaufnahme (1807 – 1808): Salzach im Bereich der Salzachöfen, Unterlauf der Lammer (aus W
IESBAUER et al., 1991), Fischereikarte von Kollmann (1898): Zubringer zur Salzach, Gewässernamen (K OLLMANN , 1898). Für den Raum Golling lagen zwei weitere zusammenhängende Flusskarten aus der Zeit von 1785 – 1807/08 vor, welche zu Vergleichszwecken herangezogen wurden: Hieronymus-Kataster von 1785 (aus H OFFMANN &
U RBANEK
,
1991; W IESBAUER &
D OPSCH ,
2007) und die Franziszeische Landesaufnahme von 1807/08 (aus W IESBAUER et al., 1991). Die Gesamtkarte zeigt den Flussabschnitt vom Eintritt der Salzach in die Salzachöfen bei Flusskilometer 98 bis zum Flusskilometer 84 (heutige Stauwurzel KW Hallein-Gamp) und stellt den Gewässerverlauf – von geringfügigen Modifizierungen abgesehen – in jenem Zustand dar, wie er 1787 aufgenommen wurde. In dieser historischen Flusskarte wurden sowohl die Salzach als auch die Zubringer berücksichtigt. Die Nebengewässer wurden jedoch nur in ihrem Unterlauf bzw. in der Mündungsstrecke dargestellt. Weiters wurde auch das Umland grob charakterisiert (Waldbestände, landwirtschaftliche Flächen, Steilhänge/Fels). Kleinere Siedlungsräume wurden dabei nicht berücksichtigt bzw. lediglich punktuell dargestellt (die Punkte beziehen sich auf die Lage der Kirche des jeweiligen Ortes). Dem historischen Flussverlauf der Salzach wurde der aktuelle gegenübergestellt. Als Basis für die Bearbeitung dienten aktuelle Orthofotos aus dem Jahr 2007 (Kartengrundlage: © SAGIS, Internet 1). Alle in der Karte aufgeführten Gewässer wurden vom Verfasser begangen und hinsichtlich ihrer derzeitigen gewässermorphologischen Verhältnisse grob charakterisiert (Zustand der Mündung in die Salzach, Uferbeschaffenheit, Wasserführung, Kontinuums- unterbrechungen). Vergleich der historischen mit der aktuellen Situation Die Flusskarte, welche den historischen und aktuellen Verlauf der Salzach zeigt, ist in Abb. 2 dargestellt. Die gewässermorphologische Charakterisierung erfolgt in Fließrichtung. In jenem Bereich, wo das Hagen- und Tennengebirge sehr eng aneinanderrücken, tritt die Mittlere Salzach in die schluchtartige Enge der Salzachöfen ein. Dieser Abschnitt stellt den gewaltigsten und wohl auch eindrucksvollsten Durchbruch der Salzach dar (Abb. 1) und blieb bislang vor flussbaulichen Maßnahmen verschont 1 . Über die Eindrücke der Erstbefahrung 1931 mit dem Kajak schreibt Adolf Anderle: „Ich höre das Donnern stromab aus der völlig unzugänglichen, unterirdischen Strecke. Sind die Schwälle jetzt auch leichter, so bergen sie doch unheimliche Wucht. Vor mir, einem riesigen gotischen Fenster gleich, türmen sich
1 In diesem Zusammenhang ist interessant, dass im Winter 1561 der Versuch unternommen wurde, die Salzachöfen schiffbar zu machen. Dieses beinahe unglaubliche Unternehmen (die Salzachöfen wurden erstmals 1931 mit einem Kajak erfolgreich durchfahren) gelang, kam aber über den Probebetrieb nicht hinaus (Details siehe W IESBAUER &
D OPSCH , 2007). Felsen über der Schlucht, bilden einen Dom, durch dessen Decke spärliches Licht fällt. In engen S-Windungen zwängt sich die Salzach durch, einmal, an der engsten Stelle, kaum vier Meter breit. Fast unmöglich ist, in der Mitte zu bleiben, die Wasserbewegung ist in ein Rollen und Walzen übergegangen. Das sind keine Wirbel mehr, das Wasser rollt in der Flussachse… (W IESBAUER &
D OPSCH , 2007)“
Nach Überwindung der Salzachöfen, mit dem Eintritt in die Ebene, bot sich dem Fluss die Möglichkeit, mehr Raum zu beanspruchen als im engeren Talbereich des Pongaues. Der Abschnitt flussab der Salzachöfen bis Hallein war ursprünglich von Schotterbänken und Schotterinseln geprägt. Auch waren bereits Gerinneverzweigungen mit Haupt- und Nebenarmen ausgebildet (Furkationstypus), die sich nach jedem größeren Hochwasser änderten (W IESBAUER et al., 1991).
Abb. 2: Flusskarte der Salzach mit historischem (rechts) und aktuellem Flussverlauf (links)
Dies lässt sich anhand historischer Flusskarten aus dem Raum Golling anschaulich darstellen (Abb. 3). Wie sich zeigt, war die Salzach in diesem Bereich von einer hohen Dynamik geprägt. Eine tiefgreifende Umgestaltung des Flusslaufes fand beispielsweise zwischen 1785 und 1787 statt. In diesem Zeitraum sind für die Salzach zwei historische Hochwässer dokumentiert 2 (W
IESBAUER &
D OPSCH
, 2007). Gänzlich verlegt wurde beispielsweise die Mündung des Mitterbaches. Dieser mündete 1785 noch annähernd rechtwinkelig in die Salzach, während 1787 eine Laufverlängerung und Einmündung im spitzen Winkel ca. 300 m flussabwärts zu beobachten ist. In Golling grub sich die Salzach rechtsufrig einen Nebenarm, der sich beinahe bis zum Felsen der Burg Golling erstreckte. 20 Jahre später zeigte die Salzach wiederum eine gänzlich andere Flussmorphologie: der Mitterbach mündete wieder annähernd rechtwinkelig in die Salzach und der Nebenarm bei Golling ist gänzlich verschwunden.
1807/08. Hoch dynamische Prozesse führten zu häufigen Geschiebeumlagerungen und Laufveränderungen. Die aktuelle Gewässermorphologie der Salzach mit ihrer eingeschränkten Geschiebeführung lässt derartige Prozesse höchstens in aufgeweiteten Arealen oder im Bereich von Geschiebezubringern (z. B. Lammer) zu.
Diese hohe Dynamik ist auf historischen Flusskarten auch beim größten Zufluss dieses Abschnittes, der Lammer, erkennbar. Besonders im Mündungsbereich bildete dieser Gebirgsfluss ein umfangreiches Furkationssystem, welches starken Veränderungen unterworfen war. Von den übrigen Zuflüssen sind flussab von Kuchl die großen Schotterflächen der Taugl, eines bedeutenden Geschiebezubringers, bemerkenswert. Bei diesem Bach wurde schon in historischer Zeit ein besonderes hydrographisches Phänomen dokumentiert: da die Taugl in ihrem Unterlauf einen wasserdurchlässigen Schwemmkegel bildet, führt sie bei Niederwasser
2 In den Jahren 1786 und 1787 wurden am Pegel Burghausen folgende Hochwasserstände verzeichnet: 1786: 921 cm (bei einem Abfluss von ca. 3.800 m 3 /s) und 1787 968 cm (Abfluss ca. 4.000 m 3 /s). Zum Vergleich: Beim Hochwasser 1959 wurde ein Pegelstand von 814 cm (Abfluss ca. 3.020 m 3 /s) erreicht, beim „Jahrhundert- hochwasser“ 2002 ein Pegelstand von 810 cm (Abfluss ca. 3.000 m 3 /s). Beim größten historisch belegten Hochwasser im Jahre 1598 wurde der Pegelstand auf 1.181 cm (Abfluss ca. 4.600 m 3 /s) rückberechnet. Damals überstieg der Salzachspiegel das Straßenniveau beim Pass Lueg (W IESBAUER &
OPSCH , 2007)! Die Wasserstände beim Pegel Burghausen sind folgende: NW: 83 cm, MNW: 92 cm, MW: 171 cm, MHW: 524 cm, HW: 810 cm; die Abflüsse: NQ: 41,5 m 3 /s, MNQ: 80,2 m 3 /s, MQ: 251 m 3 /s, MHQ: 1.400 m 3 /s, HQ: 3.150 m 3 /s
(Internet 2). ihren gesamten Abfluss unterirdisch zur Salzach (S PIEGLER , 1971; S CHMALL , 2009). In der hier bearbeiteten Flusskarte von Naumann (1787) wird explizit darauf hingewiesen, dass der „Tauglerbach dermahlen ganz ohne Wasser […], aber von der Anlandung 3 ganz erschwemmt“ war. Werden die übrigen Zubringer betrachtet, so war (und ist) - bedingt durch die räumliche Nähe zu den Nördlichen Kalkalpen - der Gewässertyp des Wild- oder Gebirgsbaches häufig (z. B. Torrener Bach, Kertererbach, Weißenbach). Am Talboden mit geringem Gefälle und geringer Strömungsgeschwindigkeit fließende Wiesenbäche (Laue) beschränkten sich auf wenige Zubringer. Der Unterlauf des Mitterbaches entsprach aufgrund der Geländemorphologie diesem Gewässertyp. In unmittelbarer Nähe zur Salzach entspringende, so genannte Quell- bäche, lassen sich auf historischen Karten ebenfalls lokalisieren, beispielsweise flussauf der Mündung des Torrener Baches. Auch der Brunnbach (Name!) ist diesem Typ zuzuordnen.
Abb. 4: Die Salzach von Kuchl bis zur Tauglmündung, aufgenommen 1920 (aus K ANTNER
, 1992), zeigt noch breite, unbewachsene Schotterbänke und nur lokal gesicherte Ufer. Die im Vordergrund links- und rechtsufrig ersichtlichen Schotterflächen sind heute infolge von Regulierungsmaßnahmen verschwunden.
Bei Betrachtung der aktuellen gewässermorphologischen Situation der Salzach sind vorrangig zwei Aspekte zu berücksichtigen: Erstens endet flussauf von Hallein zumindest in Teilbereichen die durchgehende harte Regulierung mit gestrecktem Verlauf und einheitlicher Regulierungsbreite, wie sie derzeit für die bereits besprochenen Abschnitte flussab von Hallein charakteristisch ist (S CHMALL
, 2008a; b). Zweitens weist dieser Teil der Salzach keinerlei Kontinuumsunterbrechungen auf. Die freie Fließstrecke reicht derzeit über die
3 mit „Anlandung“ ist wohl die Geschiebeablagerung im Mündungsbereich gemeint. Salzachöfen hinaus bis nach Werfen, wo unlängst das neue KW Werfen-Pfarrwerfen vollendet wurde. Diese 27 km lange Salzach-Strecke stellt einen der wenigen noch vorhandenen frei fließenden Flussabschnitte dar 4 .
deutlich vom Unterlaufsystem. Der in historischer Zeit charakteristische geschwungene Verlauf mit Gleit- und Pralluferbereichen ist auch aktuell noch weitgehend erhalten. Dies darf allerdings nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass auch hier der Flusslauf der Salzach sehr stark anthropogen verändert wurde, auch wenn Z AUNER &
J UNGWIRTH
(1994) diesen Abschnitt – im Gegensatz zum Unterlauf – auch heute noch als „verhältnismäßig dynamisch und gut strukturiert“ bezeichnen. Ein Vergleich mit der historischen Flussmorphologie zeigt dies sehr deutlich. Heute ist ein Großteil der Ufer durch Blockwurf gesichert, wodurch die Fläche der einst mächtigen Schotterbänke drastisch reduziert wurde. Viele der noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ersichtlichen breiten Schotterflächen sind heute kaum noch wahrnehmbar oder gänzlich verschwunden (Abb. 4). Auch die früher zahlreichen Schotter- inseln fehlen weitgehend; die einstigen Gerinneverzweigungen (Furkationstypus) mit Haupt- und Nebenarmen sind nur noch ansatzweise erkennbar und beschränken sich fast ausschließlich auf die Mündungsbereiche einiger Zubringer, wie etwa der Lammer. Auch seitliche Umlagerungsprozesse sind heute unterbunden. Die bereits diskutierte ehemals hohe Dynamik der Salzach fehlt heute, da die Regulierungsmaßnahmen und Begradigungen dies fast gänzlich unterbinden. Daher finden Umlagerungsprozesse heute nur noch bei extremen Hochwasserereignissen statt. Die vorhandenen Strukturen (Schotterbänke, Inseln, Uferlinien) bleiben über mehrere Jahre, oftmals Jahrzehnte hinweg unverändert. Durch diese fehlenden dynamischen Prozesse wird das Substrat allmählich verfestigt, was dazu führt, dass beispielsweise die noch vorhandenen Schotterbänke der Salzach infolge von Kolmatierungs- prozessen (Akkumulierung von feinkörnigen Substanzen im Schotterlückensystem, die nicht mehr ausreichend freigespült werden können) keine adäquaten Laichhabitate für Fische darstellen (A CHLEITNER &
P ETZ
-G LECHNER
,
2008). Fehlende Umlagerungsprozesse bewirkten auch, dass so genannte Pionierstandorte kaum noch vorhanden sind bzw. von Weiden- sukzession akut bedroht sind. Dies zeigte sich beispielsweise bei einem einst charakteristischen Schotterstrauch, der Deutschen Tamariske (Rispelstrauch, Myricaria
Schotterbank bei Kuchl (W. S TROBL , persönl. Mitteilung 2001) konnte seitens des Verfassers 4 Gegenwärtig ist der Bau eines weiteren Salzach-Kraftwerkes bei Stegenwald geplant. Ungeachtet der Diskussion über die Vor- und Nachteile dieses Projektes würde das Kraftwerk das Fließkontinuum der Salzach letztmalig 2003 (1 einziges Exemplar mitten im Weidengebüsch) bestätigt werden. Seitdem gibt es trotz intensiver Suche keine Nachweise mehr (G. N OWOTNY
, schriftl. Mitteilung 2008).
Abb. 5: Aufweitungen im Rahmen des Hochwasserschutzprojektes Golling flussauf der Schwarzbachmündung, aufgenommen im Frühjahr 2008 bei Niederwasser und im Sommer 2009 bei hohen Wasserständen. Wie sich anhand der Weidensukzession belegen lässt, führten diese Maßnahmen hier zu keiner nennenswerten Umlagerungsdynamik.
Schotterflächen auch durch die eingeschränkte Geschiebeführung der Salzach unterbunden. Dafür maßgeblich verantwortlich sind die Maßnahmen des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung im Einzugsgebiet (z. B. Geschieberückhaltesperren), die Räumung von Gerinnen im Bereich der Seitenzubringer nach Hochwasser, und gewerbliche Schotterentnahmen im Flussbett der Salzach 5 (W IESBAUER et al., 1991; Z AUNER &
J UNGWIRTH
, 1994; J ÄGER
et al., 2002). Wenn sich auch diese Entnahmen im hier be-
bereits gut 10 km weiter flussabwärts unterbrechen. 5 Bei Vigaun wurden beispielsweise aus der Salzach jährlich 40.000 – 50.000 m 3 Schotter entnommen, wobei die Geschiebefracht der Salzach flussab der Lammermündung ca. 65.000 m 3 im Jahr beträgt (W IESBAUER et al., 1991). Diese gewerbliche Schotterentnahme wurde 1961 begonnen und 1993 eingestellt (K. E NSER
, persönl. Mitteilung 2001). Bei Kuchl wurde weiters zur Zeit des Autobahnbaues eine Jahresgeschiebefracht Schotter entnommen (W EISS
, 1981). sprochenen Abschnitt auf die Sohllage der Salzach nur gering auswirkten 6 (W
EISS , 1981;
W IESBAUER
et al., 1991), so führt ein verminderter Geschiebeeintrag auf längere Sicht zu einem Geschiebedefizit, weshalb Auflandungsbereiche mit vielfältigen Gerinneverzweigun- gen weitgehend fehlen (J ÄGER
et al., 2002).
Abb. 6: Im Zuge des Hochwasserschutzprojektes Golling wurde flussab der Lammermündung eine große Retentionsfläche mit einem naturnah gestalteten Nebengerinne geschaffen. Die Dotation ist allerdings derzeit bei Niederwasser der Salzach nicht immer gegeben.
Hydraulische Berechnungen über das Abflussverhalten der Salzach im Raum Golling zeigten, dass bereits bei einem 10jährlichen Hochwasserereignis eine Hochwassergefährdung für einzelne Teile des Marktes Golling besteht. Das „Jahrhunderthochwasser“ 2002 führte dann zu großflächigen Überschwemmungen. Im Rahmen des anschließend rasch in Angriff genommenen Hochwasserschutzprojektes wurden zwischen der Lammer- und Schwarz- bachmündung Flussbettaufweitungen vorgenommen, welche einerseits zusätzliche Retentionsflächen schaffen, andererseits zur Erhöhung der Strukturvielfalt beitragen sollen (Internet 3; Abb. 5; Abb. 6).
Ein Vergleich der aktuellen gewässermorphologischen Situation der Zubringer zeigt ebenfalls zum Teil gravierende Veränderungen auf.
6 Beim Pegel Golling wurde zwischen 1896 und 1940 eine Eintiefung von ca. 50 cm festgestellt, anschließend war allerdings eine Sohlaufhöhung um etwa 30 cm zu beobachten. Im Gegensatz dazu tiefte sich die Salzach beim Pegel Hallein – flussab der 1891 errichteten Zellulosewehr (heute KW Hallein-Gamp) – zwischen 1896 und 1965 um etwa 3,20 m ein (W EISS
, 1981). Die Zellulosewehr übte offensichtlich auf die Sohllage der flussauf gelegenen Strecke einen gewissen stabilisierenden Effekt aus, während im Unterwasser eine Eintiefung begünstigt wurde (vgl. W EISS
, 1981).
Umlagerungsprozesse und Laufverlagerungen statt.
Die flussab der Salzachöfen rechtsufrig niveaugleich einmündende Lammer weist in ihrem Mündungsbereich noch ein umfangreiches Furkationssystem auf, welches auch heute eine hohe Dynamik aufweist (Abb. 7). Die bei Hochwasserereignissen stattfindenden Um- lagerungsprozesse bewirken beispielsweise eine Ausbildung von Pionierstandorten. Dies darf dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier lokal durchgeführte Regulierungsmaßnahmen zu einer Reduktion der Gewässerbreite geführt haben. Historische Flusskarten zeigen, dass die Lammermündung heute lediglich die Hälfte bis zwei Drittel der ursprünglichen Breite einnimmt. Trotz dieser auch weiter flussauf bemerkbaren teilweisen Einengung des Flusslaufes infolge lokaler Blockwurfsicherungen, weist die Lammer noch weitgehend Naturufer auf. Durch Uferanrisse gefährdete Bereiche wurden im Rahmen des Hochwasserschutzprojektes Golling saniert und durch den Einbau von Buhnen entschärft. Flussauf der Straßenbrücke befindet sich im Bereich Luegwinkl eine als Laichareal für die Äsche (Thymallus thymallus) bedeutende Restwasserstrecke (W IESBAUER et al., 1991; S CHMALL , 2006; A CHLEITNER &
ETZ -G LECHNER , 2008). Am Ende dieser Strecke wird dann allerdings das Fließkontinuum durch das für Fische nahezu unpassierbare „Zobel-Wehr“ unterbrochen (A CHLEITNER &
ETZ -G LECHNER , 2008). Der linksufrig über einen Geschiebevorstoß niveaugleich einmündende Torrener Bach ist im Mündungsbereich von einer hohen Dynamik geprägt (Abb. 8). Umlagerungsprozesse sind häufig zu beobachten. Der Mündungsabschnitt dieses Baches weist naturnahe, gut strukturierte Ufer auf. Nach etwa 650 m wird das Fließkontinuum allerdings durch eine Wehranlage unterbrochen.
Abb. 9: Der heutige Mündungsabschnitt des Mitterbaches in Form eines künstlichen Durchstiches, der erst bei hohen Wasserständen der Salzach eine niveaugleiche Anbindung gewährleistet, steht in krassem Gegensatz zum anschließenden weitgehend naturnahen Gewässerverlauf dieses kleinen Wiesenbaches.
Nördlich von Golling mündet rechtsufrig der Mitterbach über eine durch Blocksteine gesicherte Stufe in die Salzach. Bei Niederwasser ist diese Mündung nicht fischpassierbar (A CHLEITNER &
P ETZ -G LECHNER , 2008, Abb. 9 oben links). Die Mündungsstrecke des Mitterbaches weist ein Trapezprofil auf und ist durch verfugten Blockwurf gesichert; etliche Sohlschwellen stellen bei Niederwasser schwer passierbare Migrationshindernisse dar. Bei der heutigen Mitterbachmündung handelt es sich allerdings um einen Durchstich. Früher mündete dieser Bach etwa 300 m weiter flussabwärts in die Salzach. Der ehemalige Verlauf ist weitgehend erhalten geblieben und an der Geländeform noch gut zu erkennen. Oberhalb des Auwaldes, nach der Eisenbahnunterführung, weist der Mitterbach naturnahen Charakter auf. Trotz gelegentlicher Ufersicherungen zeigt er auch heute noch großteils das Bild eines in engen Windungen durch die Kulturlandschaft fließenden Wiesenbaches.
Bereich zu einem Rückstau und die im Vordergrund rechts ersichtliche Retentionsfläche wird überschwemmt.
Abb. 11: Der Weißenbach mündet über einen Geschiebevorstoß in die Salzach.
Der Schwarzbach, dessen Karstquelle den bekannten Gollinger Wasserfall bildet, mündet linksufrig im Rückstaubereich einer Buhne niveaugleich in die Salzach (Abb. 10). Dieser Bach weist in seinem Unterlauf natürliche Ufer mit einer großen Strukturvielfalt auf, teilweise sind Neben- und auch Totarme vorhanden. Etwa einen Kilometer von der Mündung entfernt überwindet der Schwarzbach kataraktartig eine anstehende Felsformation; hier wird das Fließkontinuum durch einen hohen betonierten Absturz unterbrochen. Südlich von Kuchl mündet linksufrig der Weißenbach in die Salzach (Abb. 11). Der Bach ist durch eine hohe Geschiebeführung gekennzeichnet. Bedingt durch die Geländemorphologie weist der Weißenbach ein vergleichsweise hohes Gefälle auf, welches nach der Mündungsstrecke rasch zunimmt. Die Mobilisierung von abgelagertem Geschiebematerial führt zu häufigen Umlagerungsprozessen im Bereich der Gewässersohle.
von der WLV bereits sanierte Gerinneverlauf (rechts).
Der flussab rechtsufrig über eine hohe Stufe einmündende Kertererbach weist einen gänzlich naturfernen Charakter auf. Sein Gerinne ist künettenartig verbaut und mit Sohlpflasterung versehen. Dieser Abschnitt wird derzeit von der Wildbach- und Lawinenverbauung saniert. Das auf etwa die doppelte Breite erweiterte Gerinne ist so bemessen, dass ein 100jährliches Hochwasser von 34 m 3 /s schadlos abgeführt werden kann (Informationstafel der WLV beim Kertererbach, 2009). Zwar bleibt der naturferne Charakter des Kertererbaches durch die Sanierung erhalten, doch ergeben sich – im Vergleich mit der alten Verbauung – einige gewässermorphologische Verbesserungen (z. B. naturnahe Gewässersohle, Einbau von Störsteinen). Linksufrig mündet der Weißenbachgraben niveaugleich in die Salzach. Dieser sehr kleine Wiesengraben zeigt anfangs eine Abfolge von stehenden und sehr langsam fließenden Bereichen (Abb. 13). Entsprechend wird die Gewässersohle von schlammigen Substraten gebildet. Nach etwa 500 m erhöht sich die Fließgeschwindigkeit deutlich und die Gewässer- sohle wird von kiesigen Substraten dominiert. Durch die nun immer steilere Hanglage weist dieser Bach bereits nach weiteren 150 m ein sehr hohes Gefälle auf.
Abb. 13: Stehender Bereich des Weißenbachgrabens Abb. 14: Mündung des im Unterlauf nur temporär wasserführenden Schöllbaches
Flussab von Kuchl mündet rechtsufrig der in seinem Unterlauf heutzutage nur bei Schneeschmelze und anhaltenden Niederschlägen wasserführende Schöllbach (auch als Manns- oder Jadorfer Bach bezeichnet) über einen Rohrdurchlass und eine durch Blocksteine gesicherte Stufe in die Salzach (Abb. 14). Etwa 100 m flussauf ist noch ein als Aubach bezeichneter, zumeist trockener Graben erkennbar. Der linksufrig einmündende Steigbach, welcher den von der Autobahn bereits gut sichtbaren Schleierfall bildet, weist bis in den Mündungsbereich hohes Gefälle und starke Geschiebeführung auf. Ähnlich wie beim Weißenbach kommt es auch hier zu häufigen Umlagerungsprozessen im Bereich der Gewässersohle (Abb. 16). Diese charakteristischen Merkmale sind auch beim letzten linksufrigen Zubringer, dem
Geschiebe vor dem Erreichen der Salzach abzulagern. Auf etwa 200 m verläuft der Schrambach mit geringem Gefälle im Aubereich, wobei seine Gewässersohle hauptsächlich durch sandig-schlammige Substrate gebildet wird. Die Mündung des in diesem Abschnitt gut strukturierten Baches erfolgt allerdings über eine sehr hohe betonierte Stufe. Eine niveaugleiche Einmündung ist auch bei höheren Wasserständen nicht gegeben (Abb. 15).
betonierte Stufe
Abb. 16: Der in die Salzach mit hohem Gefälle einmündende, stark geschiebeführende Steigbach
Abb. 17: Der Brunnbach ist heute fast das ganze Jahr über ausgetrocknet
Der rechtsufrig einmündende Brunnbach ist heute zumeist ausgetrocknet und nur noch bei größeren Niederschlagsereignissen zeitweise wasserführend (Abb. 17). Der letzte flussab gelegene Zubringer, die Taugl (auch als Tauglbach bezeichnet), mündet rechtsufrig niveaugleich in die Salzach. Die Taugl zeigt in ihrer Mündungsstrecke einen furkierenden Gewässerverlauf (Abb. 18). Aufgrund häufiger Geschiebeumlagerungen dominieren unbewachsene Schotterbänke. Doch auch hier zeigen sich im Vergleich mit der historischen Situation – analog zur Lammermündung – große Flächenverluste. Die Taugl- mündung weist heute aufgrund von Regulierungsmaßnahmen nur noch etwa ein Drittel der ursprünglichen Breite auf. 375 m flussauf der Mündung wird das Fließkontinuum durch eine aus Grobblöcken bestehende, teils betonierte Sohlrampe unterbrochen. Der unterhalb gelegene Mündungsabschnitt ist ein bedeutendes Laichgebiet der Äsche (Thymallus
thymallus), welches sich durch extreme hydrographische Verhältnisse (Hochwässer bis nahezu gänzliche Austrocknung) auszeichnet (S CHMALL , 2009). Etwa 1 km flussauf der Mündung beginnt das NATURA-2000 Schutzgebiet „Tauglgries“, das eine Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten beherbergt, z. B. Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Kiesbank-Grashüpfer (Chorthippus pullus), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius), wertvolle Schlucht- und Hangmischwälder (Internet 4). Die großen Schotterflächen des Tauglgrieses – es handelt sich um einen wasserdurch- lässigen Schwemmkegel - stellen die Versickerungsstrecke der Taugl dar, weshalb sie – wie bereits im historischen Teil besprochen – bei Niederwasser ihren gesamten Abfluss unterirdisch der Salzach zuführt (S PIEGLER
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Abb. 18: Der Mündungsbereich der Taugl ist von einer hohen Dynamik geprägt. Hochwässer führen zu häufigen Umlagerungsprozessen.
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Internet 1 SAGIS Salzburger Geographisches Informationssystem http://www.salzburg.gv.at/landkarten.htm
Hochwassernachrichtendienst Bayern http://www.hnd.bayern.de
Hochwasserschutzprojekt Golling http://www.salzburg.gv.at/themen/nuw/wassererangelegenheiten/wasser/fluesse- seen/wasserbauprojekte/untere_salzach_mit_lammer/hochwasserschutz_golling.htm
Internet 4 Europaschutzgebiet 00015 „Tauglgries“ http://service.salzburg.gv.at/natur/Index?cmd=detail&nokey=ESG00015 Download 120.96 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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