Charles Chaplin Paulette Goddard Jack Oakie Reginald Gardiner Henry Daniell Billy Gilbert
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- Die Schlussrede im Wortlaut
- Die Schlussrede in Der Große Diktator
- Tanz-Nummer I
Überarbeitung und Fertigstellung Bis zur Fertigstellung von Der große Diktator vergehen jedoch noch Monate. Ende Juni 1940, die deutschen Truppen haben gerade Paris besetzt, dreht Chaplin die Schlussrede. Die ganze Zeit über werden Retakes für andere Sequenzen aufgenommen. Im Juli komponiert Chaplin unter Mitarbeit von Meredith Willson die Film- musik, die Ton- und Musikaufnahmen beginnen Ende des Monats. Am 1. September liegt die erste vollständige Kopie des Films vor. Nach internen Vorführungen überarbeitet Chaplin den Film noch mehrere Male. Für die Ghetto-Szenen setzt er aufwendige Nachdrehs an, die Kulisse muss neu aufgebaut, die nötigen Schauspieler zusammengesucht werden. Am 3. Oktober wird der Film einem exklusiven Publikum, u.a. James Roosevelt, Aldous Huxley, John Steinbeck und Lewis Milestones vorgeführt. Anschlie- ßend nimmt Chaplin noch kleinere Änderungen am Ton vor. Insgesamt hat Chaplin zwei Millionen Dollar in die Produktion investiert. Gedreht wurden im Lauf der insgesamt 168 Drehtage fast 90 Stunden Filmmaterial.
Die Pressevorführung am Vorabend der Premiere ist wenig aufschlussreich für Chaplin: „Ein besonderes Charakteristikum der Pressevorführung einer Komödie ist es, dass das Lachen immer mit einem Trotzdem auf „Es fällt mir schwer, meine Reaktion auf ‚Der große Dikta- tor‘ zu beschreiben. Ich musste so lachen und war so tief be- wegt. Wenn man den emotiona- len Bogen bedenkt, den er schlägt... es ist ein Wunder. Die Fähigkeit, einen von der Dicken Berta am Anfang bis zu diesem Schluss zu führen! Der Schluss kommt nicht abrupt, Chaplin baut ihn behutsam auf, er bereitet uns so behutsam auf die eigenen Gefühle vor, bis sie auf einer anderen Ebene wirksam werden. Natürlich, Lachen ist auch ein Gefühl, es ist sogar ein außer- ordentliches Gefühl – aber das Lachen hinter sich und lang- sam, unterirdisch dieses andere Gefühl entstehen zu lassen... Es ist ein großartiger Film sowohl hinsichtlich der Konzeption als auch der Inszenierung.“ Sydney Lumet Hannah im Kampf mit Hynkels Schergen: “Der große Diktator ... frevelt in der Szene, wo ein jüdisches Mädchen SA-Männern der Reihe nach eine Bratpfanne auf den Kopf haut, ohne dass es in Stücke gerissen würde”, schrieb Adorno. Der Maschine ausgeliefert Die Verwechslung die Welt kommt“, schreibt er in seiner Autobiographie. „So war es auch bei dieser Vorführung mit dem Lachen – soweit überhaupt gelacht wurde.“ Das politische Klima in den USA dieser Tage ist auf- geheizt. Die Befürworter des amerikanischen Eingreifens stoßen nach wie vor auf harten Widerspruch, die profaschistischen Kräfte treten, unterstützt von Deutschland, sehr aggressiv auf. Chaplin hat unzählige Drohbriefe bekommen. Für den Fall einer Störung der Premiere durch Nazi-Sympathisanten wird mit Harry Bridges, dem Chef der Hafenarbeiter-Gewerkschaft, vereinbart, dass er einige erfahrene Männer bereit hält. Die Premiere von Der große Diktator am 15. Oktober 1940 in New York verläuft schließlich ohne Zwischen- fälle. Die Reaktion auf den Film ist gespalten: Begeister- ten Äußerungen steht die Kritik gegenüber, dass der Film den Ereignissen in Nazi-Deutschland und Europa nicht angemessen sei. Dem Erfolg des Films tut dies keinen Abbruch: Der große Diktator wird zum größten Erfolg Charlie Chaplins, nur Vom Winde verweht verzeichnet zu dieser Zeit höhere Einspielergebnisse. Die Europa- Premiere findet am 16. Dezember 1940 in London statt, auf dem Höhepunkt der deutschen Luftangriffe. Der New
gung, die man uns geben konnte.“ Nachwirkungen Chaplin engagiert sich in den nächsten Jahren leiden- schaftlich für den Kriegseintritt der USA. Im Januar 1941 nimmt er mit einer Delegation aus Hollywood an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung Roosevelts teil. Dessen einziger Kommentar bezieht sich nach Chaplins Erinnerung auf die Schwierigkeiten, die die USA wegen des Films mit den Staaten Südamerikas bekommen hätten. Dennoch darf Chaplin aus Anlass der Feierlichkeiten die Schlussansprache aus Der große Diktator vor einem Radio-Publikum von 60 Millionen Menschen verlesen. Nach dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 fordert Chaplin auf zahlreichen öffentlichen Auftritten die soge- nannte zweite Front und die Unterstützung der Sowjet- union im Krieg gegen Hitlerdeutschland. Sein Engage- ment stößt vielerorts auf Kritik – nach dem Krieg be- gründet es den Vorwurf, Chaplin sei Kommunist. „In- folge meiner Reden für die zweite Front wurde das gesellschaftliche Leben in New York merklich ruhiger für mich“, erinnert sich Charlie Chaplin in seiner Auto- biographie. „Jetzt hatte ich das Gefühl, in eine politische Lawine geraten zu sein. Ich begann, mich nach meinen Motiven zu fragen: Wie weit war es der Schauspieler in mir gewesen, den es danach verlangt hatte, die Reaktion eines lebendigen Publikums zu erleben? Hätte ich diese Donquichoterie begonnen, wenn ich keinen Anti-Nazi- Film gemacht hätte? War es vielleicht eine Sublimierung all meiner Irritationen und Reaktionen beim Erscheinen des Tonfilms? Ich glaube, all diese Elemente spielten eine Rolle, doch das stärkste Motiv waren mein Hass und meine Verachtung gegenüber dem Nazi-System.“ In Deutschland wird Der große Diktator – sieht man von einer Filmkopie ab, die sich Goebbels angeblich besorgt und an die Reichskanzlei ausgeliehen haben soll – erst- mals kurz nach Kriegsende in einer von den Allierten für ausgewählte Filmschaffende und Intellektuelle organi- sierten Vorstellung gezeigt. Man befindet, dass es für eine Aufführung des Films in Deutschland noch zu früh sei. Erst 1958 kommt Der große Diktator in die west- deutschen Kinos, in der DDR wird er erstmals 1980 im Fernsehen aufgeführt. „Hütet euch vor den Verfüh- rungskünsten der Nazis! Diese Nazi-Wölfe werden sich bald in einen Schafspelz hüllen. Sie werden uns den Frieden sehr schmackhaft machen, und bevor wir dessen gewahr geworden sind, werden wir der Nazi-Ideologie erlegen sein. Dann werden wir zu Sklaven geworden sein. Sie werden uns unsere Freiheit nehmen und unser Bewusstsein kontrollieren. Die Welt wird von der Gestapo beherrscht werden. Sie werden uns aus der Luft regieren. Ja, das ist die Macht der Zukunft. (...) Lasst uns auf einen Sieg im Frühjahr hinarbeiten. Wenn wir an diesem Gedanken fest- halten, mit ihm arbeiten und leben, dann wird er in uns den Geist erzeugen, der unsere Energie stärken und unseren Schwung beflügeln muss. Lasst uns nach dem Unmöglichen streben. Wir wollen daran denken, dass es die größten Errungenschaften in der Geschichte waren, das zu bezwingen, was unbezwinglich schien.“ Charlie Chaplin, Rede auf dem Madison Square Garden, 22. Juli 1942 „Indem Chaplin den Schnurrbart Hitlers benutzte, um den Mythos Charlie zu reintegrieren, löschte er den Mythos des Diktators aus. Es war notwendig, diesen Film zu machen, sei es auch nur zum Spaß oder der guten Ordnung willen.“ La Revue du Cinema, 1948 Paulette Goddard Fachkundige Abnahme der Militärparade
Wie Der große Diktator enden sollte, hat Chaplin schon in der ersten Treatment-Fassung vom Dezember 1938 beschrieben: „Charlie tritt vor. Er beginnt langsam – er hat eine Heidenangst. Aber seine Worte verleihen ihm Kraft. Beim Reden verwandelt sich der Clown in einen Propheten.“ Bis die Szene ihre endgültige Gestalt findet, dauert es jedoch noch lange. Entworfen, zum Teil sogar gedreht wurden verschiedene Szenen, mit denen die Rede unterlegt werden sollte: Soldaten, die aus dem Stechschritt in einen Walzer verfallen; ein Exekutions- kommando, das die Waffen niederlegt; die aufmar- schierten Truppen, die während der Rede in Freuden- tänze ausbrechen. Chaplin schrieb die Rede nach Ab- schluss der Haupt-Dreharbeiten, zwischen April und Juni 1940. Gedreht wurde die Szene Ende Juni. Die Kriegssituation in Europa hatte sich wenige Tage zuvor mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris grundlegend geändert. Im Chaplin-Umfeld war der Schluss umstritten, wie sich Tim Durant erinnert: „Es gab eine große Diskussion darüber, dass das nicht in den Film gehörte. Es war geschmacklos. Es war nicht richtig, dass Charlie sich dazu hergab, Propaganda zu machen.“ Man befürchtete, die bis dahin anti-interventionistische Mehrheit in den USA zu provozieren und einen Flop an der Kinokasse zu riskieren. Andere, wie Chaplins orthodox linke Assi- stenten Dan James und Robert Meltzer, stießen sich am ungehemmten Idealismus der Rede – beide wurden von den Aufnahmen der Rede ausgeschlossen, weil Chaplin sich durch ihre Ablehnung gestört fühlte. In der End- fassung des Films nimmt die Rede volle sechs Minuten ein. Im Oktober 1940, wenige Tage nach der Welt- premiere, nimmt Chaplin in der New York Times zur Kritik an der Rede Stellung: „Es ist die Rede, die der Friseur gehalten hätte, die er hätte halten müssen. (...) Es wäre viel einfacher gewesen,den Friseur und Hannah in einen fernen Horizont verschwinden zu lassen, unterwegs zum gelobten Land, vor der untergehenden Sonne. Aber es gibt kein gelobtes Land für die Unterdrückten dieser Erde. Es gibt keinen Ort jenseits des Horizonts, wo sie eine Zuflucht finden könnten.“ Klaus Mann sieht in der Schlussrede die Konsequenz eines gescheiterten Films: „Der Film hat keinen Stil, keinen roten Faden, keine überzeugende Kraft. (...) Er ist eine lächerliche Farce, ausgeschmückt mit geschwolle- nen Bekenntnissen. Chaplins Rede am Schluss des Films ist unerträglich banal.“ Adorno, ein Bewunderer Chaplins, befand: „Die wogenden Ährenfelder am Ende von Chaplins Hitler-Film desavourieren die antifaschistische Freiheitsrede. Sie gleichen der blonden Haarsträhne des Mädels, dessen Lagerleben im Som- merwind von der UFA photographiert wird.“ Am eindringlichsten beschreibt Sergej Eisenstein in seinem Essay Charlie, The Kid von 1945 die Schluss- rede: „Im Diktator spielt er [Chaplin] beide Parteien, beide entgegengesetzten Pole der Infantilität: den triumphierenden wie den unterlegenen. (...) Deswegen hat wohl gerade dieser Film eine so erstaunliche Wir- kung. Und deswegen spricht Chaplin gerade in diesem Film zum erstenmal mit lebendiger Stimme. (...) Die Worte des Aufruhrs im Finale des Diktators symboli- sieren gleichsam die Neugeburt des Kindes Chaplin als Tribun. (...) Und damit tritt er den großen Meistern des jahrhundertelangen Kampfes der Satire mit der Fin- sternis würdig und gleichberechtigt zur Seite (...) Und vielleicht ist er sogar der Größte von ihnen, weil er dem Golgatha finsterster faschistischer Reaktion sein ver- nichtendendes Lachen entgegenschleudert, er, der jüng- ste der Davids: Charles Spencer Chaplin aus Hollywood, der von nun an heißen soll: Charlie the Grown-up.“ Die Schlussrede im Wortlaut Schultz: „Sie müssen reden!“ – Friseur: „Ich kann nicht.“ Schultz: „Sie müssen! Es ist unsere einzige Hoffnung!“ Friseur: „Hoffnung… Es tut mir leid, aber ich will kein Kaiser sein. Das ist nicht meine Sache. Ich möchte niemanden beherrschen und niemanden bezwingen. Es ist mein Wunsch, einem jeden zu helfen – wenn es möglich ist – sei er Jude oder Nichtjude, Weißer oder Schwarzer. Wir alle haben den Wunsch, einander zu helfen. Das liegt in der Natur des Menschen. Wir wollen vom Glück des Nächsten leben – nicht von seinem Elend. Wir wollen nicht hassen und uns nicht gegenseitig verachten. In dieser Welt gibt es Raum für alle, und die gute Erde ist reich und vermag einem jeden von uns das Notwendige zu geben. Wir könnten frei und anmutig durchs Leben gehen, doch wir haben den Weg verloren. Die Gier hat die Seelen der Menschen vergiftet – sie hat die Welt mit einer Mauer aus Hass umgeben – hat uns im Stechschritt in Elend und Blutvergießen marschieren lassen. Wir haben die Möglichkeit entwickelt, uns mit hoher Geschwindigkeit fortzubewegen, doch wir haben uns selbst eingesperrt. Die Maschinen, die uns im Überfluss geben sollten, ha- ben uns in Not gebracht. Unser Wissen hat uns zynisch, die Schärfe unseres Verstandes hat uns kalt und lieblos gemacht. Wir denken zuviel und fühlen zu wenig. Drin- gender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit. Güte und Sanftmut sind wichtiger für uns als Intelligenz. Mit dem Verlust dieser Eigenschaften wird das Leben immer gewalttätiger, und alles wird verloren sein. „Aus dieser nicht enden- wollenden und für meinen Geschmack zu kurzen Ein- stellung hat sich mir aus- schließlich eingeprägt das verzaubernde Timbre einer Stimme um die beunruhi- gendste aller Metamorphosen. Nach und nach verschwindet die leuchtende Maske Charlies, zerrieben von den Nuancen der Panchromatie und decouvriert durch die nahegerückte Kamera, welcher Effekt noch durch das Teleskop der großen Leinwand verstärkt wird. Hinter der Maske erscheint wie in einer Überblendung das Gesicht eines schon alten Mannes, durchzogen von ein bißchen bitterem Lächeln, die Haare von weißen Strähnen durchzogen: das Gesicht von Charles Spencer Chaplin. Dieser Vor- gang einer fotografischen Psychoanalyse wird mit Sicherheit einer der wichtigsten Augenblicke der Filmgeschichte bleiben.“ André Bazin, La Revue du Cinema, 1948
Dreharbeiten der Schlussrede, Juni 194o Begrüßung in Osterlich
Das Flugzeug und das Radio haben uns näher gebracht. Das innerste Wesen dieser Dinge ruft nach den guten Eigenschaften im Menschen – ruft nach weltweiter Brü- derlichkeit – fordert uns auf, uns zu vereinigen. In die- sem Augenblick erreicht meine Stimme Millionen Men- schen in der ganzen Welt – Millionen verzweifelter Män- ner, Frauen und kleiner Kinder –, die die Opfer sind ei- nes Systems, das Menschen dazu bringt, Unschuldige zu quälen und in Gefängnisse zu werfen. Denen, die mich hören können, rufe ich zu: Verzweifelt nicht! Das Elend, das über uns gekommen ist, ist nichts als Gier, die vorübergeht, die Bitterkeit von Menschen, die den Fortschritt der Menschheit fürchten. Der Hass der Men- schen wird aufhören, Diktatoren werden sterben, und die Macht, die sie dem Volk genommen haben, wird dem Volk zurückgegeben werden. Solange Menschen sterben, kann die Freiheit niemals untergehen. Soldaten! Unterwerft euch nicht diesen Gewalttätern, die euch verachten und versklaven, die euer Leben in starre Regeln zwingen und euch befehlen, was ihr tun, was ihr denken und was ihr fühlen sollt! Sie drillen euch, sie päppeln euch auf und behandeln euch wie Vieh, um euch schließlich als Kanonenfutter zu verbrauchen. Unterwerft euch nicht diesen Unmenschen – Maschinenmenschen mit Maschinengehirnen, Maschinenherzen. Ihr seid keine Maschinen! Ihr seid Menschen! In euren Herzen lebt die Liebe zur Menschheit! Hasst nicht. Nur der Unglückliche kann hassen – der Ungeliebte, der Pervertierte! Soldaten! Kämpft nicht für die Sklaverei! Kämpft für die Freiheit! Im siebzehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums steht geschrieben, das Reich Gottes sei im Menschen – nicht in einem Menschen oder in einer besonderen Gruppe von Menschen, sondern in allen! In euch! Ihr, das Volk, habt die Macht – die Macht, Maschinen zu erschaffen. Die Macht, Glück hervorzubringen. Ihr, das Volk, habt die Macht, das Leben frei und schön zu gestalten – aus diesem Leben ein wundersames Abenteuer werden zu lassen. Lasst uns also – im Namen der Demokratie – diese Macht anwenden – vereinigt euch! Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine gesittete Welt, in der jedermann die Möglichkeit hat zu arbeiten, die der Jugend eine Zukunft und die dem Alter Sicherheit zu geben vermag. Die Gewalttäter sind zur Macht gekommen, weil sie euch diese Dinge versprochen haben. Doch sie lügen! Sie halten ihre Versprechungen nicht. Sie werden das nie tun! Diktatoren befreien sich selbst, aber sie versklaven das Volk. Lasst uns nun dafür kämpfen, die Welt zu befreien – die nationalen Schranken niederzureißen – die Gier, den Hass und die Intoleranz beiseite zu werfen. Lasst uns kämpfen für eine Welt der Vernunft – eine Welt, in der Wissenschaft und Fortschritt zu unser aller Glück führen sollen. Soldaten, im Namen der Demokratie, lasst uns zusammen stehen! Hannah, kannst du mich hören? Wo auch immer du bist, blicke nach oben. Blicke auf, Hannah! Die Wolken zerstreuen sich. Die Sonne bricht durch! Wir kommen aus der Finsternis in das Licht! Wir kommen in eine neue Welt – in eine freundlichere Welt, wo die Menschen sich über ihre Gier, ihren Hass und ihre Gewalttätigkeit erheben. Blicke empor, Hannah! Die Seele des Menschen hat Flügel bekommen, und nun endlich beginnt er zu fliegen! Er fliegt in den Regenbogen, in das Licht der Hoffnung. Blicke empor, Hannah! Blicke empor!“
„Und heute ist es Charlie, ja, Charlie Chaplin, der mit seinem nicht nur naiven, sondern auch kindlich-klugen, immer aufs Leben gerichteten Blick – ich kann nicht sagen, mit welcher Methode, mit welchen künstlerischen Mitteln oder auf welchem Wege – in seinem Diktator eine großartige, vernichtende Satire schafft, dem Sieg des menschlichen Geistes über die Unmenschlichkeit zum Ruhm.“
Sergej Eisenstein: Charlie The Kid, 1945 Kurz vor dem Untergang: Hynkel auf Entenjagd Im Gegensatz zu den Hynkel-Reden, die Charlie Chaplin den Aussagen der Beteiligten zufolge weitgehend aus dem Stegreif gehalten hat, ist der Tanz Hynkels mit der Erd- kugel exakt ausgearbeitet und choreographiert. Die Szene taucht zunächst als Randbemerkung in einem frühen Skript Anfang 1939 auf. In der ersten voll- ständigen Drehbuchversion ist die Szene auf vier Skript- seiten ausgeschrieben, als Musik ist hier noch Peer
an der Ausgestaltung der Szene. In der Fassung vom Dezember 1939 ist sie mit Tanz-Nummer überschrieben und in zehn Sätzen arrangiert. Die Musik basiert auf Wagners Lohengrin-Vorspiel, das im Film auch die Schlussrede einleitet. Vom 21. bis 23. Dezember 1939 nimmt Chaplin die Tanzszene auf. Am 6. Januar 1940 dreht er Retakes, Anfang Februar sichtet er das Material noch einmal mehrere Tage. Die letzten Retakes der Szene entstehen am 6. und 15. Februar 1940.
Hand an der Hüfte – die andere ausgestreckt). Er hebt sie von ihrem Ständer. Einen Augenblick lang herrscht eine magische Konzentration. Die Erdkugel verwandelt sich in einen Ballon. Hynkel lässt ihn hochschnellen – von Handgelenk zu Handgelenk zu Kopf. Er sieht, dass er alles damit machen kann, was er will. Die Welt liegt ihm zu Füßen. Er lacht ekstatisch, während er lässig mit ihr spielt.
stampft leicht mit dem Fuß. Er verändert seinen Griff, so dass seine rechte Hand oben ist – seine linke unten.
sinnliche Gefühle für die Welt. Sie entgleitet ihm fast. IV Voller Rache packt er sie zornig, tritt sie böse von sich weg. V Sie kehrt zu ihm zurück. Befriedigt von seiner offensichtlichen Macht über sie, spielt Hynkel wieder bei- läufig mit der Weltkugel – mit albernen Gesten. Stößt sie mit einem komischen Tritt fort. VI Er fängt die Kugel – energisch lässt er sie von Handgelenk zu Handgelenk springen, während er vor seinem Schreibtisch steht.
und gibt sich plötzlich ganz griechisch. Er lässt den Glo- bus von der Fußspitze zum Kopf, dann zum Hintern springen. Er ist völlig hingerissen von all der Schönheit. VIII Er kommt hinter dem Tisch auf die Füße – entwickelt mystische Gefühle für die Welt, wirft sie hoch in die Luft, springt ihr nach, auf die Tischplatte hinauf, wo er sie fängt. IX Wieder wirft er sie hoch, springt vom Tisch in die Luft, um sie zu holen (Zeitlupe). X Er fängt sie grob (spielt wilder Mann). Lacht teuflisch. Der Globus platzt. Entgeistert hebt er die Hand und bricht in Tränen aus
„Der Tanz mit der Weltkugel schließlich ist zu Recht als ein unübertreffliches Symbol für jede Art von Größenwahn bekannt geworden. Spätestens in dieser Szene wird jedoch auch die bedenkliche Faszination, die seine Hauptfigur auf Charlie ausübt, überdeutlich. Die Grazie, mit der Hynkel tanzt, ist nicht die seine, sondern die Chaplins.“ Wolfram Tichy: Chaplin (I) Hynkel geht wie hypnotisiert zur Erdkugel (VII) Er ist völlig hingerissen von all der Schönheit.
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