Charles Chaplin Paulette Goddard Jack Oakie Reginald Gardiner Henry Daniell Billy Gilbert


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Überarbeitung und Fertigstellung

Bis zur Fertigstellung von Der große Diktator vergehen 

jedoch noch Monate. Ende Juni 1940, die deutschen 

Truppen haben gerade Paris besetzt, dreht Chaplin die 

Schlussrede. Die ganze Zeit über werden Retakes für 

andere Sequenzen aufgenommen. Im Juli komponiert 

Chaplin unter Mitarbeit von Meredith Willson die Film-

musik, die Ton- und Musikaufnahmen beginnen Ende 

des Monats. Am 1. September liegt die erste vollständige 

Kopie des Films vor. 

Nach internen Vorführungen überarbeitet Chaplin den 

Film noch mehrere Male. Für die Ghetto-Szenen setzt 

er aufwendige Nachdrehs an, die Kulisse muss neu 

aufgebaut, die nötigen Schauspieler zusammengesucht 

werden. Am 3. Oktober wird der Film einem exklusiven 

Publikum, u.a. James Roosevelt, Aldous Huxley, John

Steinbeck und Lewis Milestones vorgeführt.  Anschlie-

ßend nimmt Chaplin noch kleinere Änderungen am Ton

vor. Insgesamt hat Chaplin zwei Millionen Dollar in 

die Produktion investiert. Gedreht wurden im Lauf der 

insgesamt 168 Drehtage fast 90 Stunden Filmmaterial.

Premiere

Die Pressevorführung am Vorabend der Premiere ist 

wenig aufschlussreich für Chaplin: „Ein besonderes 

Charakteristikum der Pressevorführung einer Komödie 

ist es, dass das Lachen immer mit einem Trotzdem auf

„Es fällt mir schwer, meine 

Reaktion auf ‚Der große Dikta-

tor‘ zu beschreiben. Ich musste

 so lachen und war so tief be-

wegt. Wenn man den emotiona-

len Bogen bedenkt, den er 

schlägt... es ist ein Wunder. 

Die Fähigkeit, einen von der 

Dicken Berta am Anfang bis zu

 diesem Schluss zu führen! Der 

Schluss kommt nicht abrupt, 

Chaplin baut ihn behutsam auf, 

er bereitet uns so behutsam 

auf die eigenen Gefühle vor, 

bis sie auf einer anderen Ebene 

wirksam werden. 

Natürlich, Lachen ist auch ein

 Gefühl, es ist sogar ein außer-

ordentliches Gefühl – aber das

 Lachen hinter sich und lang-

sam, unterirdisch dieses andere 

Gefühl entstehen zu lassen... Es 

ist ein großartiger Film sowohl 

hinsichtlich der Konzeption als 

auch der Inszenierung.“ 

Sydney Lumet

Hannah im Kampf mit Hynkels Schergen: “Der große Diktator ... frevelt in der Szene, wo ein jüdisches Mädchen SA-Männern der Reihe nach eine Bratpfanne auf den Kopf haut, ohne dass es in Stücke gerissen würde”, schrieb Adorno.

Der Maschine ausgeliefert

Die Verwechslung



die Welt kommt“, schreibt er in seiner Autobiographie. 

„So war es auch bei dieser Vorführung mit dem Lachen 

– soweit überhaupt gelacht wurde.“ 

Das politische Klima in den USA dieser Tage ist auf-

geheizt. Die Befürworter des amerikanischen Eingreifens 

stoßen nach wie vor auf harten Widerspruch, die 

profaschistischen Kräfte treten, unterstützt von 

Deutschland, sehr aggressiv auf. Chaplin hat unzählige 

Drohbriefe bekommen. Für den Fall einer Störung der 

Premiere durch Nazi-Sympathisanten wird mit Harry 

Bridges, dem Chef der Hafenarbeiter-Gewerkschaft, 

vereinbart, dass er einige erfahrene Männer bereit hält.

Die Premiere von Der große Diktator am 15. Oktober

1940 in New York verläuft schließlich ohne Zwischen-

fälle. Die Reaktion auf den Film ist gespalten: Begeister-

ten Äußerungen steht die Kritik gegenüber, dass der Film

den Ereignissen in Nazi-Deutschland und Europa nicht 

angemessen sei. Dem Erfolg des Films tut dies keinen 

Abbruch: Der große Diktator wird zum größten Erfolg 

Charlie Chaplins, nur Vom Winde verweht verzeichnet 

zu dieser Zeit höhere Einspielergebnisse. Die Europa-

Premiere findet am 16. Dezember 1940 in London statt,

auf dem Höhepunkt der deutschen Luftangriffe. Der New

Statesman schreibt über den Film: „Die beste Ermuti-

gung, die man uns geben konnte.“



Nachwirkungen

Chaplin engagiert sich in den nächsten Jahren leiden-

schaftlich für den Kriegseintritt der USA. Im Januar 

1941 nimmt er mit einer Delegation aus Hollywood an 

den Feierlichkeiten zur Amtseinführung Roosevelts 

teil. Dessen einziger Kommentar bezieht sich nach 

Chaplins Erinnerung auf die Schwierigkeiten, die die 

USA wegen des Films mit den Staaten Südamerikas 

bekommen hätten. Dennoch darf Chaplin aus Anlass 

der Feierlichkeiten die Schlussansprache aus Der große 



Diktator vor einem Radio-Publikum von 60 Millionen 

Menschen verlesen. 

Nach dem Kriegseintritt der USA Ende 1941 fordert 

Chaplin auf zahlreichen öffentlichen Auftritten die soge-

nannte zweite Front und die Unterstützung der Sowjet-

union im Krieg gegen Hitlerdeutschland. Sein Engage-

ment stößt vielerorts auf Kritik – nach dem Krieg be-

gründet es den Vorwurf, Chaplin sei Kommunist. „In-

folge meiner Reden für die zweite Front wurde das 

gesellschaftliche Leben in New York merklich ruhiger 

für mich“, erinnert sich Charlie Chaplin in seiner Auto-

biographie. „Jetzt hatte ich das Gefühl, in eine politische 

Lawine geraten zu sein. Ich begann, mich nach meinen 

Motiven zu fragen: Wie weit war es der Schauspieler in 

mir gewesen, den es danach verlangt hatte, die Reaktion 

eines lebendigen Publikums zu erleben? Hätte ich diese 

Donquichoterie begonnen, wenn ich keinen Anti-Nazi-

Film gemacht hätte? War es vielleicht eine Sublimierung 

all meiner Irritationen und Reaktionen beim Erscheinen 

des Tonfilms? Ich glaube, all diese Elemente spielten 

eine Rolle, doch das stärkste Motiv waren mein Hass 

und meine Verachtung gegenüber dem Nazi-System.“

In Deutschland wird Der große Diktator – sieht man von 

einer Filmkopie ab, die sich Goebbels angeblich besorgt 

und an die Reichskanzlei ausgeliehen haben soll – erst-

mals kurz nach Kriegsende in einer von den Allierten für

ausgewählte Filmschaffende und Intellektuelle organi-

sierten Vorstellung gezeigt. Man befindet, dass es für

eine Aufführung des Films in Deutschland noch zu früh

sei. Erst 1958 kommt Der große Diktator in die west-

deutschen Kinos, in der DDR wird er erstmals 1980 im 

Fernsehen aufgeführt. 

„Hütet euch vor den Verfüh-

rungskünsten der Nazis! Diese 

Nazi-Wölfe werden sich bald in

einen Schafspelz hüllen. Sie 

werden uns den Frieden sehr 

schmackhaft machen, und 

bevor wir dessen gewahr 

geworden sind, werden wir 

der Nazi-Ideologie erlegen 

sein. Dann werden wir zu 

Sklaven geworden sein. Sie 

werden uns unsere Freiheit 

nehmen und unser Bewusstsein 

kontrollieren. Die Welt wird von 

der Gestapo beherrscht werden. 

Sie werden uns aus der Luft 

regieren. Ja, das ist die Macht 

der Zukunft.

(...) Lasst uns auf einen Sieg

im Frühjahr hinarbeiten. Wenn 

wir an diesem Gedanken fest-

halten, mit ihm arbeiten und

leben, dann wird er in uns 

den Geist erzeugen, der 

unsere Energie stärken und 

unseren Schwung beflügeln 

muss. Lasst uns nach dem 

Unmöglichen streben. Wir 

wollen daran denken, dass es 

die größten Errungenschaften 

in der Geschichte waren, das zu 

bezwingen, was unbezwinglich 

schien.“ 

Charlie Chaplin, Rede auf dem Madison 

Square Garden, 22. Juli 1942

„Indem Chaplin den Schnurrbart Hitlers benutzte, um den Mythos Charlie zu reintegrieren, 

löschte er den Mythos des Diktators aus. Es war notwendig, diesen Film zu machen, sei es 

auch nur zum Spaß oder der guten Ordnung willen.“ 

La Revue du Cinema, 1948

Paulette Goddard

Fachkundige Abnahme der Militärparade


Wie Der große Diktator enden sollte, hat Chaplin schon 

in der ersten Treatment-Fassung vom Dezember 1938 

beschrieben: „Charlie tritt vor. Er beginnt langsam – er 

hat eine Heidenangst. Aber seine Worte verleihen ihm 

Kraft. Beim Reden verwandelt sich der Clown in einen 

Propheten.“ Bis die Szene ihre endgültige Gestalt findet, 

dauert es jedoch noch lange. Entworfen, zum Teil sogar 

gedreht wurden verschiedene Szenen, mit denen die 

Rede unterlegt werden sollte: Soldaten, die aus dem

Stechschritt in einen Walzer verfallen; ein Exekutions-

kommando, das die Waffen niederlegt; die aufmar-

schierten Truppen, die während der Rede in Freuden-

tänze ausbrechen. Chaplin schrieb die Rede nach Ab-

schluss der Haupt-Dreharbeiten, zwischen April und 

Juni 1940. Gedreht wurde die Szene Ende Juni. Die 

Kriegssituation in Europa hatte sich wenige Tage zuvor 

mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris 

grundlegend geändert. 

Im Chaplin-Umfeld war der Schluss umstritten, wie sich 

Tim Durant erinnert: „Es gab eine große Diskussion 

darüber, dass das nicht in den Film gehörte. Es war 

geschmacklos. Es war nicht richtig, dass Charlie sich 

dazu hergab, Propaganda zu machen.“ Man befürchtete, 

die bis dahin anti-interventionistische Mehrheit in den 

USA zu provozieren und einen Flop an der Kinokasse 

zu riskieren. Andere, wie Chaplins orthodox linke Assi-

stenten Dan James und Robert Meltzer, stießen sich am 

ungehemmten Idealismus der Rede – beide wurden von 

den Aufnahmen der Rede ausgeschlossen, weil Chaplin 

sich durch ihre Ablehnung gestört fühlte. In der End-

fassung des Films nimmt die Rede volle sechs Minuten

ein. Im Oktober 1940, wenige Tage nach der Welt-

premiere, nimmt Chaplin in der New York Times zur Kritik 

an der Rede Stellung: „Es ist die Rede, die der Friseur 

gehalten hätte, die er hätte halten müssen. (...) Es wäre 

viel einfacher gewesen,den Friseur und Hannah in einen 

fernen Horizont verschwinden zu lassen, unterwegs zum

gelobten Land, vor der untergehenden Sonne. Aber es 

gibt kein gelobtes Land für die Unterdrückten dieser 

Erde. Es gibt keinen Ort jenseits des Horizonts, wo sie 

eine Zuflucht finden könnten.“

Klaus Mann sieht in der Schlussrede die Konsequenz 

eines gescheiterten Films: „Der Film hat keinen Stil, 

keinen roten Faden, keine überzeugende Kraft. (...) Er ist

eine lächerliche Farce, ausgeschmückt mit geschwolle-

nen Bekenntnissen. Chaplins Rede am Schluss des 

Films ist unerträglich banal.“ Adorno, ein Bewunderer 

Chaplins, befand: „Die wogenden Ährenfelder am 

Ende von Chaplins Hitler-Film desavourieren die 

antifaschistische Freiheitsrede. Sie gleichen der blonden 

Haarsträhne des Mädels, dessen Lagerleben im Som-

merwind von der UFA photographiert wird.“

Am eindringlichsten beschreibt Sergej Eisenstein in 

seinem Essay Charlie, The Kid von 1945 die Schluss-

rede: „Im Diktator spielt er [Chaplin] beide Parteien, 

beide entgegengesetzten Pole der Infantilität: den 

triumphierenden wie den unterlegenen. (...) Deswegen 

hat wohl gerade dieser Film eine so erstaunliche Wir-

kung. Und deswegen spricht Chaplin gerade in diesem

Film zum erstenmal mit lebendiger Stimme. (...) Die

Worte des Aufruhrs im Finale des Diktators symboli-

sieren gleichsam die Neugeburt des Kindes Chaplin als 

Tribun. (...) Und damit tritt er den großen Meistern des 

jahrhundertelangen Kampfes der Satire mit der Fin-

sternis würdig und gleichberechtigt zur Seite (...) Und

vielleicht ist er sogar der Größte von ihnen, weil er dem

Golgatha finsterster faschistischer Reaktion sein ver-

nichtendendes Lachen entgegenschleudert, er, der jüng-

ste der Davids: Charles Spencer Chaplin aus Hollywood, 

der von nun an heißen soll: Charlie the Grown-up.“



Die Schlussrede im Wortlaut

Schultz: „Sie müssen reden!“ – Friseur: „Ich kann nicht.“

Schultz: „Sie müssen! Es ist unsere einzige Hoffnung!“

Friseur: „Hoffnung… Es tut mir leid, aber ich will kein 

Kaiser sein. Das ist nicht meine Sache. Ich möchte 

niemanden beherrschen und niemanden bezwingen. 

Es ist mein Wunsch, einem jeden zu helfen – wenn es 

möglich ist – sei er Jude oder Nichtjude, Weißer oder 

Schwarzer. Wir alle haben den Wunsch, einander zu 

helfen. Das liegt in der Natur des Menschen. Wir wollen 

vom Glück des Nächsten leben – nicht von seinem 

Elend. Wir wollen nicht hassen und uns nicht gegenseitig 

verachten. In dieser Welt gibt es Raum für alle, und die 

gute Erde ist reich und vermag einem jeden von uns das 

Notwendige zu geben.

Wir könnten frei und anmutig durchs Leben gehen, doch 

wir haben den Weg verloren. Die Gier hat die Seelen der 

Menschen vergiftet – sie hat die Welt mit einer Mauer 

aus Hass umgeben – hat uns im Stechschritt in Elend 

und Blutvergießen marschieren lassen. Wir haben die 

Möglichkeit entwickelt, uns mit hoher Geschwindigkeit 

fortzubewegen, doch wir haben uns selbst eingesperrt. 

Die Maschinen, die uns im Überfluss geben sollten, ha-

ben uns in Not gebracht. Unser Wissen hat uns zynisch,

die Schärfe unseres Verstandes hat uns kalt und lieblos

gemacht. Wir denken zuviel und fühlen zu wenig. Drin-

gender als der Technik bedürfen wir der Menschlichkeit. 

Güte und Sanftmut sind wichtiger für uns als Intelligenz. 

Mit dem Verlust dieser Eigenschaften wird das Leben 

immer gewalttätiger, und alles wird verloren sein.

„Aus dieser nicht enden-

wollenden und für meinen 

Geschmack zu kurzen Ein-

stellung hat sich mir aus-

schließlich eingeprägt das

 verzaubernde Timbre einer

 Stimme um die beunruhi-

gendste aller Metamorphosen. 

Nach und nach verschwindet 

die leuchtende Maske Charlies, 

zerrieben von den Nuancen der 

Panchromatie und decouvriert 

durch die nahegerückte Kamera, 

welcher Effekt noch durch das 

Teleskop der großen Leinwand 

verstärkt wird. Hinter der 

Maske erscheint wie in einer 

Überblendung das Gesicht 

eines schon alten Mannes

durchzogen von ein bißchen 

bitterem Lächeln, die Haare von 

weißen Strähnen durchzogen: 

das Gesicht von Charles 

Spencer Chaplin. Dieser Vor-

gang einer fotografischen 

Psychoanalyse wird mit 

Sicherheit einer der wichtigsten 

Augenblicke der Filmgeschichte 

bleiben.“ 

André Bazin, La Revue du Cinema, 1948

Die Schlussrede in 

Der Große Diktator 

Dreharbeiten der Schlussrede, Juni 194o

Begrüßung in Osterlich


Das Flugzeug und das Radio haben uns näher gebracht. 

Das innerste Wesen dieser Dinge ruft nach den guten 

Eigenschaften im Menschen – ruft nach weltweiter Brü-

derlichkeit – fordert uns auf, uns zu vereinigen. In die-

sem Augenblick erreicht meine Stimme Millionen Men-

schen in der ganzen Welt – Millionen verzweifelter Män-

ner, Frauen und kleiner Kinder –, die die Opfer sind ei-

nes Systems, das Menschen dazu bringt, Unschuldige 

zu quälen und in Gefängnisse zu werfen. Denen, die 

mich hören können, rufe ich zu: Verzweifelt nicht! Das 

Elend, das über uns gekommen ist, ist nichts als Gier, 

die vorübergeht, die Bitterkeit von Menschen, die den 

Fortschritt der Menschheit fürchten. Der Hass der Men-

schen wird aufhören, Diktatoren werden sterben, und 

die Macht, die sie dem Volk genommen haben, wird 

dem Volk zurückgegeben werden. Solange Menschen 

sterben, kann die Freiheit niemals untergehen.

Soldaten! Unterwerft euch nicht diesen Gewalttätern, 

die euch verachten und versklaven, die euer Leben 

in starre Regeln zwingen und euch befehlen, was 

ihr tun, was ihr denken und was ihr fühlen sollt! Sie 

drillen euch, sie päppeln euch auf und behandeln euch 

wie Vieh, um euch schließlich als Kanonenfutter zu 

verbrauchen. Unterwerft euch nicht diesen Unmenschen 

– Maschinenmenschen mit Maschinengehirnen, 

Maschinenherzen. Ihr seid keine Maschinen! Ihr 

seid Menschen! In euren Herzen lebt die Liebe zur 

Menschheit! Hasst nicht. Nur der Unglückliche kann 

hassen – der Ungeliebte, der Pervertierte!

Soldaten! Kämpft nicht für die Sklaverei! Kämpft für die 

Freiheit! Im siebzehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums 

steht geschrieben, das Reich Gottes sei im Menschen 

– nicht in einem Menschen oder in einer besonderen 

Gruppe von Menschen, sondern in allen! In euch! 

Ihr, das Volk, habt die Macht – die Macht, Maschinen 

zu erschaffen. Die Macht, Glück hervorzubringen. Ihr, 

das Volk, habt die Macht, das Leben frei und schön 

zu gestalten – aus diesem Leben ein wundersames 

Abenteuer werden zu lassen. Lasst uns also – im Namen 

der Demokratie – diese Macht anwenden – vereinigt 

euch! Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine 

gesittete Welt, in der jedermann die Möglichkeit hat zu 

arbeiten, die der Jugend eine Zukunft und die dem Alter 

Sicherheit zu geben vermag.

Die Gewalttäter sind zur Macht gekommen, weil sie euch 

diese Dinge versprochen haben. Doch sie lügen! Sie 

halten ihre Versprechungen nicht. Sie werden das nie 

tun! Diktatoren befreien sich selbst, aber sie versklaven 

das Volk. Lasst uns nun dafür kämpfen, die Welt zu 

befreien – die nationalen Schranken niederzureißen 

– die Gier, den Hass und die Intoleranz beiseite zu 

werfen. Lasst uns kämpfen für eine Welt der Vernunft 

– eine Welt, in der Wissenschaft und Fortschritt zu 

unser aller Glück führen sollen. Soldaten, im Namen der 

Demokratie, lasst uns zusammen stehen! 

Hannah, kannst du mich hören? Wo auch immer du 

bist, blicke nach oben. Blicke auf, Hannah! Die Wolken 

zerstreuen sich. Die Sonne bricht durch! Wir kommen 

aus der Finsternis in das Licht! Wir kommen in eine neue 

Welt – in eine freundlichere Welt, wo die Menschen 

sich über ihre Gier, ihren Hass und ihre Gewalttätigkeit 

erheben. Blicke empor, Hannah! Die Seele des 

Menschen hat Flügel bekommen, und nun endlich 

beginnt er zu fliegen! Er fliegt in den Regenbogen, in 

das Licht der Hoffnung. Blicke empor, Hannah! Blicke 

empor!“


„Und heute ist es Charlie, 

ja, Charlie Chaplin, der mit 

seinem nicht nur naiven

sondern auch kindlich-klugen, 

immer aufs Leben gerichteten 

Blick – ich kann nicht sagen, 

mit welcher Methode, mit 

welchen künstlerischen Mitteln 

oder auf welchem Wege – in 

seinem Diktator eine großartige, 

vernichtende Satire schafft, dem 

Sieg des menschlichen Geistes 

über die Unmenschlichkeit zum 

Ruhm.“


Sergej Eisenstein: Charlie The Kid, 1945

Kurz vor dem Untergang: Hynkel auf Entenjagd



Im Gegensatz zu den 

Hynkel-Reden, die Charlie 

Chaplin den Aussagen 

der Beteiligten zufolge 

weitgehend aus dem 

Stegreif gehalten hat, ist der Tanz Hynkels mit der Erd-

kugel exakt ausgearbeitet und choreographiert. Die 

Szene taucht zunächst als Randbemerkung in einem

frühen Skript Anfang 1939 auf. In der ersten voll-

ständigen Drehbuchversion ist die Szene auf vier Skript-

seiten ausgeschrieben, als Musik ist hier noch Peer 

Gynt vorgesehen. Im folgenden arbeitet Chaplin weiter 

an der Ausgestaltung der Szene. In der Fassung vom 

Dezember 1939 ist sie mit Tanz-Nummer überschrieben 

und in zehn Sätzen arrangiert. Die Musik basiert auf 

Wagners Lohengrin-Vorspiel, das im Film auch die 

Schlussrede einleitet.

Vom 21. bis 23. Dezember 1939 nimmt Chaplin die 

Tanzszene auf. Am 6. Januar 1940 dreht er Retakes

Anfang Februar sichtet er das Material noch einmal 

mehrere Tage. Die letzten Retakes der Szene entstehen 

am 6. und 15. Februar 1940. 

Tanz-Nummer

I  Hynkel geht wie hypnotisiert zur Erdkugel (die eine 

Hand an der Hüfte – die andere ausgestreckt). Er hebt

sie von ihrem Ständer. Einen Augenblick lang herrscht 

eine magische Konzentration. Die Erdkugel verwandelt 

sich in einen Ballon. Hynkel lässt ihn hochschnellen 

– von Handgelenk zu Handgelenk zu Kopf. Er sieht, 

dass er alles damit machen kann, was er will. Die Welt 

liegt ihm zu Füßen. Er lacht ekstatisch, während er lässig 

mit ihr spielt. 

II  Jetzt zeigt er seine Macht. Er packt den Globus, 

stampft leicht mit dem Fuß. Er verändert seinen Griff, so 

dass seine rechte Hand oben ist – seine linke unten. 

III  Dann schlägt seine Stimmung um – er entwickelt 

sinnliche Gefühle für die Welt. Sie entgleitet ihm fast.



IV  Voller Rache packt er sie zornig, tritt sie böse von 

sich weg.



V  Sie kehrt zu ihm zurück. Befriedigt von seiner 

offensichtlichen Macht über sie, spielt Hynkel wieder bei-

läufig mit der Weltkugel – mit albernen Gesten. Stößt sie 

mit einem komischen Tritt fort.



VI  Er fängt die Kugel – energisch lässt er sie von 

Handgelenk zu Handgelenk springen, während er vor 

seinem Schreibtisch steht. 

VII  Anmutig lehnt er sich rücklings über den Tisch

und gibt sich plötzlich ganz griechisch. Er lässt den Glo-

bus von der Fußspitze zum Kopf, dann zum Hintern 

springen. Er ist völlig hingerissen von all der Schönheit. 



VIII  Er kommt hinter dem Tisch auf die Füße – 

entwickelt mystische Gefühle für die Welt, wirft sie hoch 

in die Luft, springt ihr nach, auf die Tischplatte hinauf, wo 

er sie fängt.



IX  Wieder wirft er sie hoch, springt vom Tisch in die Luft, 

um sie zu holen (Zeitlupe).



X  Er fängt sie grob (spielt wilder Mann). Lacht teuflisch. 

Der Globus platzt. Entgeistert hebt er die Hand und 

bricht in Tränen aus

Der Tanz mit der Weltkugel

„Der Tanz mit der Weltkugel 

schließlich ist zu Recht als 

ein unübertreffliches Symbol 

für jede Art von Größenwahn 

bekannt geworden. Spätestens 

in dieser Szene wird jedoch 

auch die bedenkliche 

Faszination, die seine 

Hauptfigur auf Charlie ausübt, 

überdeutlich. Die Grazie, mit 

der Hynkel tanzt, ist nicht die 

seine, sondern die

 Chaplins.“

Wolfram Tichy: Chaplin

(I) Hynkel geht wie hypnotisiert zur Erdkugel

(VII) Er ist völlig hingerissen von all der Schönheit.


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