Dietrich franke regionale geologie von ostdeutschland
Download 25.05 Mb. Pdf ko'rish
|
- Bu sahifa navigatsiya:
- Granulitgebirgs-Ganggranite
- Granulitgebirgs-Lagergranit
Granulitgebirge Granulite Massif NE-SW streichende ellipsenförmige Grundgebirgsstruktur im Ostteil des → Sächsisch-Thüringischen Schollenkomplexes (Abb. 3), begrenzt im Nordosten durch die → Elbezone, im Südosten und Südwesten durch die → Mittelsächsische Senke, im Nordwesten durch die → Nordwestsächsische Scholle (→ Colditzer Senke) und im Westen durch postvariszische Synklinalstrukturen des Übergangs- und Tafeldeckgebirgsstockwerks (→ Mülsener Senke, → Zeitz-Schmöllner Mulde). Am Aufbau sind drei Struktureinheiten beteiligt: der zentrale, den Hauptteil einnehmende → Granulit- Komplex, der in diesen in Einzelschollen integrierte → Cordieritgneis-Komplex sowie der beide schalenfömig umgebende → Granulitgebirgs-Schiefermantel (Abb. 38). Räumlich untergeordnet treten zudem Metabasite und Meta-Ultrabasite sowie syn- bis postkinematische Granite auf. Petrofaziell besteht das Kerngebiet des Granulitgebirges überwiegend aus felsischen Granuliten in verschiedenen strukturellen und mineralfaziellen Varietäten, in geringerem Maße aus mafischen und ultramafischen Gesteinen. Insbesondere randlich sind Metabasite als grobkörnige oder geflaserte Gabbros sowie Bronzitserpentinite verbreitet. Im Dach der Granulite treten als Schiefergebirgszungen Biotit-, Granat- und Cordieritgneise auf. Die Lagerungsverhältnisse werden im Zentralbereich durch weitspannige Gewölbe, Rücken, Mulden und Halbkuppeln mit NW-SE-, NNW-SSE, W-E und NE-SW streichenden Achsen charakterisiert. In den Randbereichen herrscht überwiegend steile Lagerung vor. Der Granulitkörper wird von flachen Abscherzonen durchsetzt. Die Schiefergebirgszungen und der Schiefergebirgsmantel sind offensichtlich durch Detachments vom Granulit getrennt. Die Metabasite werden zumeist als in den Granulitblock aus der Tiefe eingeschuppte Linsenkörper interpretiert. Zur Datierung der (mehrmaligen?) tektonometamorphen Prozesse in den hochmetamorphen Gesteinsserien bestehen unterschiedliche Auffassungen. Sowohl spätproterozoische und frühpaläozoische (ordovizische), zuweilen auch spätarchäische Alter wurden diskutiert. Heute wird eine finale variszische Hauptprägung des Granulitgebirges während des → Dinantium durch radiogeochronologische U/Pb-Alter von Zirkonen mit 350-340 Ma wahrscheinlich gemacht. Als zusätzliche Zeitmarken für das Ende der granulitfaziellen Gefügeprägung werden diskonforme Granitgänge (→ Granulitgebirgs-Ganggranite) sowie der → Mittweidaer Granit des späten → Dinantium, die den Granulit durchsetzen, betrachtet. Umstritten ist auch die Frage nach den Protolithen der Granulite und Cordieritgneise (sedimentäre und/oder magmatische Genese). Das Alter der Granulit-Protolithe wurde in Anbetracht des hohen Metamorphosegrades ehemals meist als proterozoisch gedeutet, neuere geochronologischen Daten belegen allerdings ein vorwiegend ordovizisches Edukt
(470-454 Ma b.p.). Schließlich bestehen bis
heute Meinungsverschiedenheiten bezüglich der regionaltektonischen Ursachen der Granulitisierung (begrenzte ozeanische oder intrakontinentale Subduktion, Subfluenzprozesse, kontinentale Riftbildung mit nachfolgender Subduktion). Die heutige Position des Granulitgebirges wird sowohl als autochthone bis parautochthone Aufpressung aus tieferen Krustenbereichen als auch als allochthoner, von Südosten aus einem Bereich verdickter Kruste im Gebiet des Böhmischen Massivs auf vorgelagerte Einheiten überschobener Deckenkomplex interpretiert. Die gegenwärtig gängige Deutung des Granulitkontaktes zu den umgebenden Gesteinen geht von einer Bildung durch postkollisionale Abscherzonen aus. Dabei bewirkte die isothermale
621
Exhumierung der Granulite eine Aufheizung und Metamorphose der überlagernden Schiefergebirgs-Einheiten. Die Hochtemperatur-Scherzone („Innerer Schiefermantel“) zwischen dem Granulit und dem „Äußeren Schiefermantel“ weist einen metamorphen Lagenbau auf und besteht aus Ultramyloniten, eingeschuppten Glimmerschiefern und Gneisen, Flasergabbros, Bronzitserpentiniten und synkinematisch gebildeten Graniten. Bemerkenswert ist der vergleichsweise kurze Zeitraum des Exhumierungsprozesses. Der Höhepunkt der granulitfaziellen Metamorphose in ca. 60 km Tiefe lag, im Gegensatz zu der jahrzehntelang angenommenen präkambrischen Beanspruchung, um 340-341 Ma b.p., d.h. etwa im Oberen Unter-Viséum/V1b bis Unteren Mittel-Viséum/V2a. Die Hebungsrate in flachere Niveaus der Mittel- und Oberkruste soll durchschnittlich 9-18 mm/Jahr betragen haben. In Monzaniten ermittelte Schließungstemperaturen von ca. 315 Ma b.p. deuten auf eine Lage in nur noch 10 km Tiefe hin. Die dem Granulitkomplex benachbarten variszischen Molassesedimente des → Westfalium B/C der → Flöhaer Teilsenke (→ Flöha-Formation) bzw. des → Westfalium D (→ Zwickau-Formation) der → Oelsnitzer Teilsenke (312-305 Ma b.p.) weisen noch keine zweifelsfreien Abtragungsprodukte (Granulitgerölle) auf. Das schließt jedoch, wie wiederholt angenommen, eine schon oberkarbonische Exhumierung zumindest von Teilen des Granulitgebirges nicht grundsätzlich aus. Vom exhumierten Granulitmassiv herzuleitende Komponenten kommen mit ausreichender Sicherheit erstmalig im sog. „Grauen Konglomerat“ des → Unterrotliegend der → Härtensdorf-Formation im Nordostabschnitt der → Chemnitzer Teilsenke vor (~295 Ma b.p.). Zur Klärung der strittigen tektonischen Probleme wurde Anfang der 1960er Jahre im Rahmen des Basisbohrprogramms der DDR das Niederbringen einer 5000 m-Forschungsbohrung diskutiert, später jedoch zugunsten wirtschaftlich wichtigerer Aufgaben zur Tiefenerkundung der Erdöl-Erdgas-Perspektivität im Bereich
der → Nordostdeutschen Senke zurückgestellt. Bedeutende Ergebnisse zur Klärung des Tiefenbaues im Bereich des Granulitgebirges erbrachten reflexions- und refraktionsseismische Messungen im Rahmen des Projektes → Granu´95. Bedeutender Tagesaufschluss: 30-40 m hoher Steilhang am Ostufer der Zschopau beim Ort Schönborn mit der Grenze Granulitkomplex (Pyroxengranulit) zur Verwitterungskruste (anatektische Biotitschiefer). Synonyme: Sächsisches Granulitgebirge; Granulitmassiv (i.w.S.); Granulit-Komplex. /GG/ Literatur: K.H. S CHEUMANN (1954); H.-J. B EHR (1961); K. P IETZSCH (1962); G. M ATHÉ (1969); A. W ATZNAUER et al. (1971); A. W ATZNAUER (1974); W. N EUMANN (1974b, 1975a, 1975b, 1976, 1979, 1984); C.-D. W ERNER (1987); B. G OTTESMANN et al. (1987); H. P RESCHER et al. (1987); J. R ÖTZLER (1989); G. R ÖLLIG et al. (1990); L. W OLF (1991a, 1991b); J. R ÖTZLER (1992); W. F RANKE (1993): A.v.Q UADT (1993); S. R EICH et al. (1994); J. R EINHARDT & U. K LEEMANN (1994); C.-D. W ERNER (1994); C. L ÜNSER (1994); W. F RANKE (1995); U. K RONER (1995); A. H ENK (1995); L. N ASDALA et al. (1996); C.M. K RAWCZYK et al. (1996); W. L ORENZ (1997); J. R ÖTZLER (1997); U. K RONER & U. S EBASTIAN (1997); N. B AUMANN et al. (1997); H.-J. B ERGER et al. (1997a); A. K RÖNER et al. (1998); N. B AUMANN (1998); C.M. K RAWCZYK & D EKORP O ROGENIC P ROCESSES R ESEARCH G ROUP (1998); C.M. K RAWCZYK et al. (1998); K. S CHUSTER et al. (1998a, 1998b); U. E NDERLE et al. (1998) ; M. A PEL (1999); W. L ORENZ & H.-M. N ITZSCHE (2000); K. R ÖTZLER & R.L. R OMER (2001); R.L. R OMER & K. R ÖTZLER (2001); H.-J. B ERGER (2001); E. K USCHKA (2002); R.L. R OMER & K. R ÖTZLER (2003); U. K RONER & T. H AHN (2004); R.L. R OMER et al. (2004); R. W ALTER (2007); H.-J. B ERGER et al. (2008b, 2008f); J.-M. L ANGE et al. (2008); H.-J. F ÖRSTER et al. (2008); U. L INNEMANN et al. (2008); R.L. R OMER et al. (2008); U. K RONER & T. H AHN (2008); J. R ÖTZLER & R.L. R OMER (2010); U. K RONER & I. G OERZ (2010); H.-J. B ERGER et al. (2011b, 2011f); H.-J. F ÖRSTER et al. (2011) 622
Granulitgebirge dyke granites im Bereich des → Granulitkomplexes auftretende meist annähernd Nord-Süd streichende kleinkörnige, selten auch schwach porphyrische und teilweise schwach tektonisch beanspruchte Granitgänge von wenigen Metern Mächtigkeit. Bedeutende Tagesaufschlüsse: Zschopautal südlich von Waldheim. /GG/
F ÖRSTER et al. (2008, 2011) Granulitgebirgs-Hochlage Granulite Massif Elevation NE-SW streichende permosilesische Hebungsstruktur im Bereich des → Granulitgebirges (Abb. 9), unter anderem mit Schüttung von Granulitgeröllen nach Süden in die → Vorerzgebirgs-Senke (→ Westfalium D) sowie nach Nordwesten in die → Colditzer Senke (Basissedimente). Zuweilen wurde vermutet, dass entgegen den heutigen Vorstellungen über den Zeitpunkt der Exhumierung des Granulitgebirges bereits im höheren Ordovizium Material aus diesem Bereich geschüttet wurde, worauf Schwermineralassoziationen in oberordovizischen Quarziten des → Frankenberger Zwischengebirges hindeuten sollen. /GG/
URZE (1966); L. E ISSMANN (1970); G. K ATZUNG & G. E HMKE . (1993) Granulitgebirgs-Lagergranit Granulitgebirge Sill Granite Bezeichnung für langgestreckte, wenige Dezimeter bis mehrere hundert Meter mächtige lagerförmige variszische Granitkörper (Granitgneise), die insbesondere vom Nordwest- und Nordrand des → Granulitgebirges (Penig, Gehringswalde, Rochlitz, Döbeln) bekannt sind. Es handelt sich hier um Produkte anatektischer Teilschmelzen im Bereich des inneren → Granulitgebirgs- Schiefermantels (Abb. 38). Meist sind es schwach biotitführende Monzogranite mit etwas Muskowit oder Amphibol und akzessorischen Mineralen wie Apatit, Zirkon u.a. Radiogeochronologische Messungen an magmatischen Zirkonen erbrachten 207
Pb/ 206
Pb- Alterswerte von 331 1 Ma (höchstes → Viséum). /GG/ Literatur: K. P IETZSCH (1962); A. K RÖNER et al. (1998); W. L ORENZ & H.-M. N ITZSCHE (2000); H.-J. F ÖRSTER et al. (2008, 2011) Granulitgebirgs-Schiefermantel Granulite Massif Schist Envelope konzentrisch um den → Granulit-Komplex verlaufende Gesteinseinheiten (Abb. 38), die in dem als Scherzone interpretierten inneren Schiefermantel hauptsächlich von Paragneisen und Glimmerschiefern des → ?Neoproterozoikum bis → Kambrium aufgebaut werden (→ Wolkenburg-Gruppe, → Limmritz-Gruppe, → Hohenstein-Gruppe) und mit
deutlich abnehmendem Metamorphosegrad nach außen hin (äußerer Schiefermantel) in phyllitische Schiefer, Tonschiefer und quarzitische Serien vom Typ des thüringisch-vogtländischen → Ordovizium im Nordwesten (→ Weißelster-Gruppe, → Phycoden-Gruppe und → Gräfenthal-Gruppe mit etwa 3500 m Gesamtmächtigkeit) bzw. in quarzitische Sandsteine und dunkle Tonschiefer mit Anklängen an die → bayerische Fazies des → Ordovizium im Südosten (→ Silurberg-Folge) übergehen. Gebietsweise wurden auch bis zu 450 m mächtige Vorkommen von → Silur und → Devon (z.B. im Norden → Altmörbitz, → Koltzschen; im Süden → Oberlichtenau, → Chemnitz) nachgewiesen. Am Nordrand wird gelegentlich auch mit bedeutenden Resedimentationsprozessen und großdimensionaler gravitativer Umlagerung von silurischen und devonischen Gesteinskomplexen gerechnet. Im Gegensatz zum Nordwestteil des Schiefermantels ist der Südostabschnitt teilweise von variszischen Auf-und Überschiebungen überfahren worden. /GG/
623
J AEGER (1981); W. N EUMANN et al. (1981); G. F REYER et al. (1982); H. P RESCHER et al. (1987); J. R ÖTZLER (1989); E. S CHWANDTKE (1991); J. R ÖTZLER (1992); M. K URZE (1993); J. R EINHARDT & U. K LEEMANN (1994); S. R EICH et al. (1994); S. R EICH (1996); W. L ORENZ (1997); J. R ÖTZLER (1997); O. W ERNER & S. R EICH (1997); U. K RONER & U. S EBASTIAN (1997); H.-J. B ERGER et al. (1997a); H. W IEFEL (1997a); W. L ORENZ & H.-M. N ITZSCHE (2000); H.-J. B ERGER (2001); M. G EHMLICH (2003); H.-J. B ERGER (2008a); M. K URZE et al. (2008); H.-J. B ERGER et al. (2008e); O. E LICKI et al. (2008, 2011) Download 25.05 Mb. Do'stlaringiz bilan baham: |
ma'muriyatiga murojaat qiling