Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
Download 5.05 Kb. Pdf ko'rish
|
zu bezeichnen. Nur eine Macht in der Welt gibt es, die wirklich für den Frieden kämpft, das ist die Sowjetunion. Von Versailles bis zum Hooverplan haben wir Kommunisten der Bourgeoisie rücksichtslos die Maske vom Gesicht gerissen. Auch auf der jetzigen sogenannten Abrüstungskonferenz ist der Vertreter der Sowjetregierung, Genosse Litwinow, der einzige, der wirklich gegen den imperialistischen Krieg kämpft. Genosse Thälmann beschäftigt sich dann ausführlich mit den Problemen des japanisch-chinesischen Krieges, wobei er das berüchtigte Tanaka-Memorandum, in dem die Ziele des japanischen Imperialismus mit brutaler Deutlichkeit dargelegt werden, zum Beweis für die Kriegspläne gegen die Sowjetunion heranzieht. Der Krieg im Fernen Osten zeigt uns den ungeheuerlichen Plan der Imperialisten, China aufzuteilen und zu versklaven und die chinesische Sowjetrevolution mit blutiger Gewalt zu erdrosseln. Aber dieser Krieg richtet sich zugleich gegen die Sowjetunion. Schon bilden sich in der Mandschurei weißgardistische Armeen, um das sowjetrussische Wladiwostok anzugreifen. Nachdem der japanische Imperialismus die Kriegsfackel entzündet hat, erwächst die ungeheuerliche Gefahr, daß unmittelbar das Weltverbrechen der Imperialisten, der Interventionskrieg gegen die Sowjetunion, entbrennt. Genossen, ich sage mit allem Ernst, daß die Stunde des Krieges gegen die Sowjetunion noch nie so nahe war, wie jetzt. Die Bourgeoisie aller Länder sieht in dem Krieg das große Geschäft. Das zeigen zahllose Auslassungen der bürgerlichen Presse. Auch solche Zeitungen wie der „Deutsche“, das Organ der christlichen Gewerkschaften, hetzen zum Kriege. Die Aktien der Rüstungsindustrie steigen. Die Plenartagung des ZK Die Plenartagung des Zentralkomitees unserer Partei, die vor einigen Tagen stattfand, hat deshalb mit Recht in den Mittelpunkt unserer revolutionären Arbeit den Kampf gegen das imperialistische Kriegsverbrechen gestellt. Wir rufen: Hände weg von China! Gegen die Aufteilung Chinas durch die Imperialisten! Für den Schutz der chinesischen Sowjetrevolution! Und vor allem: Für die aktivste Verteidigung der Sowjetunion! Wir erklären von dieser Stelle: Wir sind die einzige Partei, die für den Frieden kämpft. Die Verteidigung der Sowjetunion ist die Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes der Arbeiter aller Länder. Wenn die Imperialisten den Angriff auf die Sowjetunion wagen sollten, wird das eintreten, was unser Genosse Stalin gesagt hat: Die Rote Armee und die Rote Marine, die das Schwert der Arbeiter und Werktätigen der ganzen Welt sind, die getragen sind vom Klassenbewußtsein des russischen Arbeiter- und Bauernvolkes und die darum allen Söldnerarmeen und sonstigen Heeren der kapitalistischen Länder hundertfach überlegen sind - diese Rote Armee und Rote Marine wird in engster Verbundenheit mit dem internationalen Proletariat nicht zulassen, daß auch nur ein Fußbreit Sowjet-russischen Bodens von den Imperialisten geraubt wird. Die russische Revolution hat dreißig Milliarden zaristischer Schulden annulliert. Die Imperialisten waren nicht in der Lage, der Sowjetunion auch nur einen Pfennig der zaristischen Schulden, einen Pfennig für Reparationen und Tribute abzutrotzen. Zwei Systeme stehen sich in der Welt gegenüber: Auf der einen Seite das System des Hungers, des Faschismus, des Krieges, das System der Diktatur der Bourgeoisie. Auf der anderen Seite: der Sieg der Diktatur des Proletariats, der Sieg des Sozialismus! 14 Jahre proletarische Diktatur in der UdSSR - das bedeutet einen ungeheuren Triumph der revolutionären Bewegung. Die Sowjetunion zeigt uns den Ausweg des Sozialismus. Es ist eine Tatsache, daß der Fünfjahrplan in vier Jahren vollendet wird. (Beifall) Ein riesiger Aufbau der Industrie und der gigantischen Getreidefabriken auf dem Lande vollzieht sich. Neue Städte wachsen aus der Erde. Die Löhne steigen. Das Proletariat ist die herrschende Klasse und hat die Waffen in seinen Händen. Die Arbeitslosigkeit ist restlos ausgemerzt. Der zweite Fünfjahrplan, der die Reste der Klassen beseitigt, bedeutet eine neue gigantische welthistorische Wendung. Früher sprachen wir vom Zukunftsstaat Jetzt sehen wir mit unseren eigenen Augen, wie die sozialistische Gesellschaft in der Sowjetunion aufgebaut wird. Selbst die Bourgeoisie kann die Erfolge des sozialistischen Aufbaus nicht mehr wegleugnen. Nur eine Ziffer: die gesamte Produktion der kapitalistischen Industrie auf der ganzen Welt ist gegenüber 1926 um ein Fünftel gesunken, obwohl die Kriegsindustrie dabei eingerechnet ist, die fieberhaft arbeitet. In der Sowjetunion ist aber zu gleicher Zeit die Industrieproduktion um 170 Prozent, das heißt um sechs Fünftel gestiegen. Hier zeigt sich die ungeheure Überlegenheit der sozialistischen Planwirtschaft unter der proletarischen Diktatur. Wir Kommunisten zeigen den proletarischen Ausweg auch in Deutschland! Auch gegen die Youngsklaverei und gegen Versailles gibt es nur ein Mittel: Die Arbeiterklasse muß an die Stelle der kapitalistischen Sklaverei den Sieg des Sozialismus setzen! Auch die Präsidentenwahlen stehen im Zeichen des Kampfes der beiden Welten: Dort die kapitalistische Welt der Kriegshetzer, der Kapitalsknechte, hier die Welt der Arbeiterklasse und des Sozialismus! Dort der Generalfeldmarschall von Hindenburg, für den die Leipart und Noske ihre Unterschriften unter den nationalistischen Wahlaufruf gesetzt haben, in dem der Satz steht, Hindenburg habe während des Krieges „unsere Waffen siegreich in Feindesland getragen“. Hier sehen wir die Kriegslüsternheit der deutschen Bourgeoisie. Der zweite Kandidat, Herr Duesterberg, ist der Vorsitzende des Stahlhelms, dessen Ehrenvorsitzender Hindenburg heißt. Hier kann man nur sagen: Gleiche Kappen, gleiche Brüder! Auch der dritte Kandidat, den die Partei des faschistischen Mordterrors aufgestellt hat, der Mann der gemeinsamen Konferenzen mit den Industriellen, Adolf Hitler, ist der Todfeind der sozialen und nationalen Befreiung. Hitler hetzt im Interesse der kapitalistischen Ausbeutungs- und Erfüllungspolitik seine Mörder auf die proletarischen Freiheitskämpfer! Dreimal - heute erneut - haben die Nazis im Reichstag gegen die Einstellung der Tributzahlungen und gegen den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund Stellung genommen und die kommunistischen Anträge, die diese Forderungen enthalten, zur Ablehnung gebracht. Gegen diese vereinigte Front der Arbeiterfeinde rufen wir die Arbeiter, werktätigen Schichten, die Frauen und die Jugend auf! Den faschistischen Angriffen stellen wir die Front des roten Massenselbstschutzes entgegen. Niemals werden die Arbeiter Deutschlands, dieses hochentwickelten Industrielandes, es dulden und zugeben, daß sich die Nationalsozialisten dieses Land erobern. Aber der Kurs der Politik der Bourgeoisie auf Ausbeutung und Ausplünderung der werktätigen Massen richtet sich nicht nach der Frage der Zusammensetzung der Regierung. Die Brüning-Regierung ist es, die die Politik der Durchführung der faschistischen Diktatur in Deutschland betreibt. Das christliche Zentrum, angetrieben von Hugenberg, diesem stärksten Antreiber und Einpeitscher der Politik des Finanzkapitals, ist es, das seine Aktionen gegen die Massen, die Politik der „kalten Faschisierung“ durchführt. Das christliche Zentrum, die Partei der Reichsverordnungen, die Partei, die mit der Sozialdemokratie die größte Verantwortung für das ganze Massenelend trägt, ist es, die im Dienste des Finanzkapitals die größte Verantwortung für das ganze Massenelend trägt, ist es, die im Dienste des Finanzkapitals die wechselseitige Ausnutzung der SPD und der Nazis betreibt. Die ganze Offensive der Bourgeoisie richtet sich gegen unsere Partei, die die Bourgeoisie in die Illegalität drängen möchte. Die Massen kämpfen mit äußerster Entschiedenheit für die Aufrechterhaltung der Legalität. Aber wenn eine Partei, wie die unsere, die nicht bloß durch blutleere Formeln, sondern durch Kampf und durch Blutopfer stahlhart zusammengeschmiedet ist, von der Bourgeoisie gezwungen würde, von der Legalität zur Illegalität überzugehen, dann erklären wir in diesem Wahlkampf: Wir werden niemals, weder in der Legalität, noch in der Illegalität, unsere revolutionären Pflichten gegenüber dem Proletariat vernachlässigen oder einstellen. Wir fühlen uns mit den Massen verbunden, denn wir verkörpern die Zukunft. Wir verkörpern den Ausweg. Wir sind die einzige Partei, die den Massen ein Programm vorlegen, einen Weg weisen kann. Im August 1930 hat das Zentralkomitee unserer Partei sein Freiheitsprogramm geschaffen, das den Weg der sozialen und nationalen Befreiung aufzeigt. Kampf-Deklaration des Zentralkomitees Vor wenigen Tagen, auf der letzten Sitzung unseres Zentralkomitees, haben wir eine neue Deklaration des ZK der KPD beschlossen, die der Öffentlichkeit übergeben wird. In dieser Deklaration heißt es: „Jeder Arbeiter, jede Arbeiterin im Betrieb, jeder Erwerbslose an der Stempelstelle, jeder Angestellte im Kontor, jeder Handwerker und Kleingewerbetreibende, jeder Bauer hinter der Pflugschar muß das eine wissen: Solange der Kapitalismus in Deutschland besteht, solange kann es keine Befreiung von den Ketten des Versailler Raubfriedens und der Youngsklaverei geben! Solange die Fabriken, die Bergwerke, die Banken und großen Güter den privatkapitalistischen Ausbeutern gehören, solange wird die herrschende Klasse auch im Dienste des internationalen Finanzkapitals die deutschen Arbeiter und Werktätigen doppelt ausplündern und unterdrücken!… Wer das Doppeljoch der sozialen und nationalen Sklaverei zerschmettern will, der marschiere mit der Kommunistischen Partei! In unseren Reihen steht die Blüte der proletarischen Jugend. Die mutigsten, opferbereiten und kampfgewohnten Regimenter der deutschen Arbeiterklasse folgen uns. An alle Werktätigen Deutschlands ergeht unser Ruf: Kämpft mit uns gegen jeden Pfennig Lohn- und Gehaltsraub, gegen jeden Pfennig Unterstützungs- und Rentenraub, gegen jeden Pfennig erhöhter Steuerlast! Jeder Groschen, den man euch nimmt, ist ein Tributgroschen für die Kapitalisten Deutschlands und Frankreichs, Englands und Amerikas!“ Diese Deklaration ist für uns eine neue Waffe, um die Massen mit gewaltigem Elan- zu mobilisieren, unsere Kampfformationen zu stärken und zu erweitern. Es gibt heute Millionen in Deutschland, von denen keiner weiß, ob er jemals wieder in den Produktionsprozeß zurückkehrt, ob er in den Schächten, in den Fabriken, im Handel oder Verkehr jemals wieder Arbeit bekommt. Diese Armen werden dem Hungertode entgegengetrieben. Die Kapitalisten, die sozialdemokratischen Führer und die Faschisten reden alle gerne von der „Volksgemeinschaft“. Was soll dieses Wort? Was haben die kapitalistischen Volksausplünderer mit dem arbeitenden Volk gemeinsam? So viel, wie die Laus mit dem Menschen gemeinsam hat! Zwei Fronten stehen sich gegenüber! Der Kampf zwischen diesen beiden Klassenfronten wird in Deutschland immer heftiger werden. Schon kündigt die Hitlerpartei verschärften Mordterror an. Herr Gregor Straßer erklärte vor einigen Wochen wörtlich, was die Hitlerpartei für ein Regierungsprogramm hat: „Marxisten gibt es, wenn wir regieren, nicht mehr. Wer sich zu irgend einer Internationale bekennt, hört auf, ein Deutscher zu sein Und wer etwa „Heil Moskau“ rufen sollte, wird aufgehängt.“ Oder nehmt das Essener Naziblatt, das für das dritte Reich ankündigte, daß die „bleichen Knochen der RGO-Führer im leichten Morgenwinde an den Laternenpfählen gegeneinander klappern“ werden. Alle diese blutgierigen, terroristischen Pläne werden an der heldenmütigen Todesverachtung und der proletarischen Kampfentschlossenheit der roten Einheitsfront zu Nichts zerschellen. Millionen stehen schon heute mit Todfeindschaft gegen das kapitalistische System. Millionen denken daran, daß es nicht so weiter geht, Millionen reihen sich bereits in die rote Klassenfront ein. Die heutige gewaltige Heerschau zeigt die tiefe Verbundenheit der Massen mit unserer Partei, die die einzige Partei des Proletariats in Deutschland ist. Nehmt ein kleines Beispiel: Selbst der Mittelstand setzt sich zur Wehr. Das zeigt der Bierstreik in Berlin und Hamburg, der Lichtstreik der Kleingewerbetreibenden in Hamburg und anderes mehr. So werden immer neue Schichten in den Kampf gegen das kapitalistische System hineingerissen und erkennen die proletarische Führung an. Sie begreifen unsere Losung im Präsidentschaftswahlkampf: Für die Armen, gegen die Reichen! Wir sind die einzige Partei, die mit keiner Clique des Finanzkapitals verbunden ist. Könnt ihr euch vorstellen, daß bei dieser Kundgebung, so wie bei Hitler, die kostbaren Luxusautos der Großindustriellen erscheinen? Zu uns kommen andere Autos: die Lastwagen der Proletarier, aber vor allem die berühmten Polizeiwagen, die Überfallautos. Das ist keine Schande für uns, sondern eine Ehre! Das Deutschland von heute gehört nicht den Armen! Das Deutschland von heute ist das Deutschland des Youngsystems, das Deutschland der Millionäre und ihrer Lakaien, der Hitler- und SPD-Führer. Wir wollen ein anderes Deutschland. Dieses andere Deutschland ist auf dem Marsche! Das Deutschland, in dem ihr befreit seid von den Ketten der kapitalistischen und der Versailler Sklaverei! Das Deutschland, in dem nur essen soll, wer auch arbeitet! Das Deutschland, das uns gehört und in dem das Proletariat die herrschende Klasse ist, die die ganze Macht in ihren Händen hält! Für dieses Deutschland legt ein begeistertes Kampfgelöbnis am 12. März ab: Für das Deutschland des proletarischen Sieges! Die Rote Fahne, 1.3.1932 Die Parole des roten Berlin: Thälmann! 20000 jubeln dem roten Arbeiterkandidaten im Sportpalast zu Zehntausende in 13 Parallelkundgebungen Genossen Thälmanns Ruf gegen die imperialistischen Kriegsverbrecher Abrechnung mit Löbe-Programmerklärung der sozialen und nationalen Freiheitspolitik des kommenden Rätedeutschlands So sieghaft wie an dem gestrigen Abend brauste die „Internationale“ noch nie durch den Sportpalast. Das Arbeitervolk Berlins gab gestern schon seine Stimme ab. Es überflutete zu zehntausenden den Westen. Es füllte den größten Saal Berlins, den Sportpalast Stunden vor Beginn der Thälmann-Kundgebung. Es zog weiter zu anderen Sälen, die in Sekundenschnelle überfüllt waren. Es zog durch die Straßen zu Tausenden, die auch in den 13 Parallelkundgebungen in den Stadtteilen keinen Einlaß mehr fanden. Die Notverordnungsopfer kamen stundenweit in Kälte und Schneegestöber anmarschiert. Die Arbeitermassen Berlins gaben ihre Stimme ab, und diese Stimme rief immer wieder: „Es lebe die Kommunistische Partei! Es lebe ihr Führer, der Präsidentschaftskandidat der roten Einheitsfront! Es lebe Ernst Thälmann!“ Elan und Opfermut, revolutionäre Leidenschaft und Begeisterung geben unseren Kundgebungen das Gepräge. Aber das, was gestern im Sportpalast geschah, hat noch niemand erlebt: Dieser Sturm des Jubels, der sich erhob, als der Arbeiter Ernst Thälmann den Saal betrat, vor sich, Kopf an Kopf gedrängt, 20000 dem Vertreter der KPD zujubelnde Werktätige, neben und hinter sich eine Kolonne Fahnen- und Transparentträger nach der anderen, Fahnen und Transparente, die da verkündeten: „Hier marschieren übergetretene nationalsozialistische Arbeiter!“ „Wir früheren Schupos kämpfen mit den Kommunisten!“ „Ehemalige SAJler wählen Thälmann!“ Die Massen haben sich von ihren Plätzen erhoben. Sie grüßen die Fahne, auf der in Flammenschrift steht: „Schutzstaffel Hans Brüder!“ Sie klatschen der Riesendelegation uniformierter Berliner Verkehrsarbeiter zu. Sie winken den einmarschierenden Eisenbahnern, den Staatsarbeitern, den Postlern. Sie donnern ihr „Rot Front!“ den Klassengenossen zu, die soeben den Saal betreten, ein Transparent zu ihren Häupten, auf dem gemeldet wird: „Neuköllner SAP vom Splitter zur roten Einheitsfront!“ Es gibt nur eine Forderung, die diese Massen stellen, es gibt nur ein Ziel, das sie haben; es gibt nur einen Willen, der sie beseelt: Schluß mit diesem System? Wir wollen ein freies, sozialistisches Räte-Deutschland! Rede des Genossen Thälmann Genossinnen und Genossen! Die heutige revolutionäre Heerschau in dieser Kundgebung in den Straßen des roten Berlins zeigt die gewaltige, leidenschaftliche Verbundenheit des revolutionären Proletariats Groß- Berlins mit der Kommunistischen Partei. Wir wissen, daß nicht Schmutz und Lügen recht behalten werden, sondern die Tatsachen der Politik einer Partei im Gegensatz zu den Tatsachen der Politik der anderen Parteien. Wenn wir heute in dieser Kundgebung feststellen, daß alle Klassenfeinde, alle Klassengegner, die das Volk beschwindeln, den Armen, den deutschen Werktätigen aus ihrem Blut und Schweiß die Tributgroschen auspressen, so müssen wir von dieser Stelle vor allem die Entwicklung vom Jahre 1918 bis heute Revue passieren lassen. Hindenburgs Rundfunkrede - Ohrfeigen für die SPD Vor einigen Minuten hat der kaiserliche Generalfeldmarschall im Rundfunk gesprochen, um sein sogenanntes Programm den Massen zu erklären. Was sagte Hindenburg in dieser kurzen Ansprache? Er sagte, daß er kein Kandidat der Linken, kein Kandidat der schwarz-rot- goldenen Front sei. Er hat damit der Sozialdemokratie eine Ohrfeige gegeben. Er sagte weiter, daß seine Kandidatur ihm von den Rechtsgruppen angeboten sei und damit verschärfte er die Ohrfeige, die eine doppelte Ohrfeige für die Sozialdemokratie wurde. Zur Frage des Youngplans sagte er: Es war nicht zu vermeiden, den Youngplan zu unterschreiben. Und zur Frage der Notverordnungen teilte er mit, daß er vom militärischen Standpunkt aus die Notverordnungen, trotzdem sie schwere Lasten brachten, für notwendig erachte. Und zum Schluß seiner Ansprache erklärte er, daß er bei allen seinen Handlungen erinnere an den Geist von 1914, der uns wieder beseelen muß. Genossen, diese Rede des kaiserlichen Generalfeldmarschalls Hindenburg ist ein Beweis dafür, mit welcher Kühnheit und Dreistigkeit diese SPD-Führer Millionen von Menschen ins Gesicht schlagen. Wir ziehen die Bilanz von 14 Jahren Genossen, in diesen Wochen, in denen in Deutschland zum dritten Male seit dem November 1918 die Wahl des sogenannten Staatsoberhauptes der kapitalistischen Republik erfolgen soll, ziehen wir Kommunisten vor den Millionenmassen des deutschen Proletariats die Bilanz über die vierzehn Jahre, die seit dem Ende des Weltkrieges hinter uns liegen: Damals formierte sich in Deutschland aus den Millionenmassen der Feldgrauen, der Munitionsarbeiter und -arbeiterinnen, aus den Millionenmassen eines blutenden und hungernden Volkes die Armee der Revolution. Sie formierte sich unter den Losungen Karl Liebknechts, unter den Losungen des unversöhnlichen Kampfes gegen den imperialistischen Krieg und gegen die imperialistische Regierung. Sie formierte sich im schärfsten Kampf gegen die sozialdemokratische Führerschaft aller Schattierungen. Noch am Morgen des 9. November 1918 rief der „Vorwärts“ die Arbeiter auf, sich nicht von „verantwortungslosen Hetzern“ irreführen zu lassen. Noch an diesem Morgen wollte die sozialdemokratische Führerschaft das deutsche Kaiserreich retten. Aber die Massen marschieren über die Köpfe der sozialpatriotischen Führer hinweg. Vierundzwanzig Stunden später war Wilhelm nach Doorn geflüchtet und ein paar Dutzend Fürstenthrone waren auf den Kehrichthaufen der Weltgeschichte gefegt. Damals riefen Liebknecht und Rosa Luxemburg, die Gründer der Kommunistischen Partei Deutschlands, den Massen des deutschen Proletariats zu, daß es nicht genüge, die Monarchie zu stürzen, sondern daß man die Revolution vorwärts treiben, die Rätemacht in Deutschland errichten und den Sozialismus aufbauen müssen. „Hineinwachsen“ in den Sozialismus? Was antwortete damals die deutsche Bourgeoisie und Sozialdemokratie? Die sozialdemokratischen Führer erklärten, das deutsche Proletariat ist noch nicht reif, um schon allein regieren zu können, wir könnten den Sozialismus noch nicht aufbauen. Wir müßten die Macht mit der Bourgeoisie teilen, wir brauchten die Unternehmer für die Wirtschaft. Wir müßten „allmählich auf dem Wege der Demokratie in den Sozialismus hineinwachsen“. Das kapitalistische Tollhaus Es war kein anderer als der bekannte sozialdemokratische Führer von Württemberg, Keil, der im Dezember 1918 folgendes sagte: „Mitten in dieser Übergangszeit zu sozialisieren, würde ein Stück aus dem Tollhaus sein. Inmitten einer Welt von kapitalistischen Staaten kann ein einzelnes sozialisiertes Staatswesen nicht existieren… Das russische Vorbild vermag uns nicht zu reizen. Bolschewistische Zustände von Deutschland fernzuhalten, ist Pflicht.“ Das, was Keil sagte, wurde damals in Hunderttausenden von Plakaten in ganz Deutschland den Massen eingeredet: Wenn die Kommunisten ans Ruder kommen, dann gibt es die Anarchie, dann gibt es das Tollhaus. Darum laßt den Kapitalismus leben! Ich frage euch, Genossen, was ist von all den Prophezeiungen heute übriggeblieben? Blickt um euch, in die kapitalistische Welt! Blickt um euch, auf das kapitalistische Deutschland! Die bloßen Tatsachen der Wirklichkeit entfalten eine viel beredtere Propaganda gegen die damaligen Lügen der Sozialdemokratie und gegen das kapitalistische System, als sie jemals ein kommunistischer Redner entfalten könnte. Ich frage die Versammelten und darüber hinaus Millionen von Menschen in Deutschland: ist das, was wir heute auf fünf Sechsteln der Erde, in allen kapitalistischen Ländern sehen und erleben, nicht ein Stück aus dem Tollhaus? Was ist von all den Prophezeiungen und Versprechungen von damals übriggeblieben? Hunger der Massen, Zerstörung, Niedergang, Verfaulung der kapitalistischen Wirtschaft, faschistische Entrechtung von Millionen und aber Millionen Werktätigen durch eine Handvoll kapitalistischer Drohnen und Parasiten und dazu das furchtbare Verbrechen des neuen imperialistischen Krieges, das der räuberische japanische Imperialismus im Fernen Osten entfesselt hat - das alles ist kapitalistische Wirklichkeit. Die SPD-Führer wollten „aufbauen“, aber sie haben in Wahrheit nur ein System der Zerstörung am Leben erhalten. Zerstörung von Maschinen, Zerstörung von Menschenleben, Zerstörung der Volksgesundheit, Zerstörung immer breiterer Schichten der Werktätigen und ihrer Existenz, Zerstörung aller Errungenschaften der menschlichen Kultur - das ist die Wahrheit. Und nur in dem einzigen Lande, in dem die Kommunisten regieren, in dem der Bolschewismus herrscht, in dem die Kapitalisten ausgeschaltet sind, und das angeblich so „unreife Proletariat“ allein die Macht in seine Hände genommen hat, nur in der Sowjetunion herrscht keine Anarchie, kein Chaos, dort herrscht kein Niedergang, dort herrschen keine Zustände aus dem „Tollhaus“! Würde ein Mensch in der Sowjetunion so mit der Wirtschaft umspringen, wie das in Deutschland die Kapitalisten tun, so würde man ihn zur Beobachtung seines Geisteszustandes in eine Nervenheilanstalt bringen. In Deutschland aber sind diese Leute die sogenannte Blüte der Nation. Sie fahren in ihren Luxuslimousinen bei Hindenburg oder Brüning oder Severing vor und bestimmen über die gesamte Politik in Deutschland. Und darum sagen wir in dieser ernsten Situation in Deutschland und darüber hinaus in der ganzen Welt: Das Tollhaus, von dem die sozialdemokratischen Führer sprachen, ist gekommen. Aber nicht im Zeichen des Bolschewismus, nicht im Zeichen der proletarischen Diktatur, sondern im Zeichen der bürgerlichen Klassenherrschaft, im Zeichen des Kapitalismus, im Zeichen der bürgerlichen Demokratie. Download 5.05 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©fayllar.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling
ma'muriyatiga murojaat qiling