Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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Offener Brief an die sozialdemokratischen und christlichen Arbeiter Deutschlands 
 
An die Kollegen der freien Gewerkschaften und die Reichsbannerkameraden 
 
Klassengenossen! Genossinnen! 
Die offene faschistische Diktatur ist über Deutschland aufgerichtet. Der Reichspräsident von 
Hindenburg, für den ihr auf Geheiß eurer Führer vor einem knappen Jahr mit dem Aufgebot 
aller  eurer  Kräfte  den  Wahlkampf  führtet,  weil  man  euch  sagte,  Hindenburgs  Wahl  sei  ein 
Schuß vor den Hitler-Faschismus, hat Adolf Hitler, Frick und Göring, Papen, Hugenberg und 
Seldte  die  Macht  übergeben.  Mit  Terror  und  Verfolgung  versucht  die  Bourgeoisie  die 
Arbeiterklasse und ihre Organisationen niederzuwerfen. Faschistische Banditen verüben eine 
Kette  von  Meuchelmorden  an  sozialdemokratischen,  parteilosen  und  kommunistischen 
Arbeitern. 
Immer  wieder  hat  die  Kommunistische  Partei  ihre  feste,  unverbrüchliche  Bereitschaft 
ausgesprochen, gemeinsam mit allen Arbeitern und jeder Organisation den Kampf gegen den 
Faschismus zu führen, die ihrerseits zum Kampf bereit sind. 
Wie am 20. Juli des vergangenen Jahres, so richtete am 30. Januar dieses Jahres anläßlich der 
Machtergreifung  Hitlers  die  KPD  erneut  ihr  Angebot  zum  gemeinsamen  Kampf  an  die 
Sozialdemokratie,  an  den  ADGB  und  Afa-Bund,  an  die  christlichen  Gewerkschaften.  Eure 
Führer sind auf diese Einheitsfrontvorschläge nicht eingegangen. 
Im Namen der hunderttausenden Mitglieder der Kommunistischen Partei, im Namen der mehr 
als 6 Millionen Arbeiter, Arbeiterinnen und Jungarbeiter, die bei der letzten Reichstagswahl 
ihr Vertrauen zur Kommunistischen Partei bekundeten, reiche ich euch, den Mitgliedern und 
Funktionären der SPD, der freien Gewerkschaften und darüber hinaus den Millionenmassen 
parteiloser  Arbeiter,  die  Bruderhand  zum  gemeinsamen  Kampfbündnis  gegen  den 
Faschismus. 
Die faschistischen Meuchelmörder, die mit Dolchen, Revolvern und Bomben gegen Arbeiter 
wüten,  machen  keinen  Unterschied,  ob  ihr  das  Mitgliedsbuch  der  KPD,  der  SPD  oder  der 
christlichen  Gewerkschaften  in  der  Tasche  tragt.  So  darf  auch  im  Freiheitskampf  aller 
Antifaschisten  die  Parteizugehörigkeit  kein  Hindernis  sein,  gemeinsam  zu  marschieren, 
gemeinsam zu kämpfen. 
Am Wahlsonntag oder einige Tage darauf sollen die Garden der SA und SS in das rote Berlin, 
das  kämpferische  Herz  der  deutschen  Arbeiterklasse,  einmarschieren.  Marsch  auf  Berlin  - 
diese Drohung der faschistischen Terrorformationen ist eine Kriegserklärung nicht nur gegen 
die Männer und  Frauen  und die Jugend des roten Berlin, sondern gegen  die ganze deutsche 
Arbeiterklasse, gegen das ganze werktätige Volk! 
Im  Namen  der  Kommunistischen  Partei  Deutschlands  rufe  ich  euch  Klassengenossen 
und  -genossinnen,  die  ihr  noch  nicht  in  unserem  Lager  steht,  die  ihr  aber  wie  wir  den 
Faschismus haßt und die Freiheit liebt, zur gemeinsamen Abwehr auf. 
Wenn  wir,  die  Arbeiter,  Arbeiterinnen  und  Arbeiterjugend,  deren  Hände  alle  Werte 
erschaffen,  Schulter  an  Schulter  zusammenstehen,  wenn  wir  gemeinsam  kämpfen,  sind  wir 
unüberwindlich. Wenn wir gemeinsam kämpfen, werden wir Millionen von armen Bauern auf 
dem  Lande,  Millionen  von  Angestellten,  Beamten,  Mittelständlern  in  den  Städten  mit  uns 
reißen in die gemeinsame Front des antifaschistischen Freiheitskampfes! 
Nehmt in euren Organisationen zu diesem Einheitsfrontangebot der Kommunistischen Partei 
Deutschlands Stellung! Beratet gemeinsam mit euren kommunistischen Klassengenossen die 
notwendigen Kampfmaßnahmen! Bildet gemeinsam mit uns Kommunisten den Selbstschutz, 
die  Kampffront  der  Betriebe  und  Stempelstellen.  Schafft  gemeinsam  mit  uns  breite 
Massenorgane  der  proletarischen  Einheitsfront,  in  denen  kameradschaftlich  und  brüderlich 

Kommunisten  und  Sozialdemokraten,  christliche  Arbeiter  und  Freidenker,  Organisierte  und 
Unorganisierte zusammen arbeiten und gemeinsam den Kampf organisieren! 
Es lebe die kämpfende proletarische Einheitsfront! 
Es lebe der antifaschistische Freiheitskampf! 
Es lebe der gemeinsame Kampf für Arbeitermacht und Sozialismus! 
 
Sächsische Arbeiterzeitung, 
27.2.1933 

ANHANG 
 
Resolution der Parteikonferenz der KPD 
über das XII. Plenum des EKKI und die Aufgaben der KPD 
 
I. 
 
Die  Parteikonferenz  der  KPD  hat  in  ihrer  Tagung  vom  15.  bis  17.  Oktober  1932  zu  den 
Ergebnissen  des  12.  Plenums  des  EKKI  ausführlich  Stellung  genommen  und  stimmt  dessen 
Beschlüssen vorbehaltlos und vollinhaltlich zu. 
 
II. 
 
Das 12. Plenum untersuchte das verschärfte Entwicklungsstadium der allgemeinen Krise des 
Kapitalismus, konstatierte die gewaltigen Erfolge und die gesteigerte revolutionäre Wirkung 
des  sozialistischen  Aufbaus  in  der  Sowjetunion  und  das  Wachstum  des  revolutionären 
Aufschwungs  in  der  kapitalistischen  Welt.  Entgegen  den  betrügerischen  Illusionen  und 
heuchlerischen Prophezeiungen der Bourgeoisie über einen bevorstehenden neuen „Aufstieg“ 
und eine „Festigung“ der kapitalistischen Wirtschaft traf das 12. Plenum die Feststellung, daß 
das Ende der kapitalistischen Stabilisierung 
eingetreten  ist  und  daß  sich  gegenwärtig  der  Übergang  zu  einer  neuen  Reihe  Von 
Revolutionen und Kriegen vollzieht. Diese Entwicklung drängt die Bourgeoisie immer stärker 
auf die Bahn gewaltsamer Lösungen im Innern (Faschismus) und nach außen (Krieg). 
 
III. 
 
Der  revolutionäre  Aufschwung  findet  in  Deutschland  seinen  Ausdruck  in  dem  stürmisch 
wachsenden  Widerstand  des  Proletariats  und  der  Werktätigen  gegen  Faschismus  und 
Kapitalsoffensive. Auf den geplanten Lohnabbau durch die September-Notverordnung durch 
die Papen-Regierung antwortete die Arbeiterschaft mit einer Welle von Streikbeschlüssen und 
Streiks,  die  den  Lohnabbau,  das  Kernstück  der  Notverordnung,  in  vielen  Betrieben 
verhinderten. 
Diese  Streiks,  teilweise  das  Ergebnis  der  verstärkten  Streikrüstung  und  Streikagitation  der 
KPD und RGO, teilweise die spontane Antwort der Arbeitermassen auf erneuten Lohnabbau - 
wobei es manchmal noch den Reformisten gelang, die Führung m sich zu reißen -, spiegeln 
den  entschlossenen  Kampfwillen  der  deutschen  Arbeiterklasse  wider.  Diesen  Kampfwillen 
gilt es angesichts der zu erwartenden neuen und brutaleren Überfälle der Bourgeoisie auf die 
Löhne  und  angesichts  der  neuen  Angriffe  auf  die  Sozialpolitik  zu  höheren  Formen  zu 
steigern. 
Während  eine  große  Zahl  der  unter  revolutionärer  Führung  stehenden  Streiks  zum  Erfolg 
führte,  endeten  die  Streiks,  bei  denen  auf  Grund  der  Schwächen  der  RGO  und  unserer 
innergewerkschaftlichen Arbeit die Reformisten die Führung an sich rissen, in der Mehrzahl 
der Fälle mit einem Mißerfolg der Arbeiter. 
Die reformistische These, daß erfolgreiche Streikkämpfe in der Krise nicht möglich seien, ist 
nun  durch  die  lebendigen  Erfahrungen  des  deutschen  Proletariats  widerlegt,  was  zu  einer 
weiteren Stärkung des Kampfgeistes und Streikwillens der Massen beitragen wird. 
Die  gleiche  aufsteigende  Welle  der  Massenaktivität  drückt  sich  in  den  Erfolgen  der 
Antifaschistischen Aktion 
unter Führung der KPD im Kampf gegen den faschistischen Terror 
der Hitler-Formationen aus. 
Die  KPD  vermochte  ihre  Fortschritte  an  der  Streikfront,  gegenüber  dem  faschistischen 

Mordterror und bei der Reichstagswahl vom 31. Juli vor allem durch die begonnene Wendung 
zur  verstärkten  revolutionären  Massenpolitik
  im  Sinne  der  Linie  der  Komintern  und  der 
Beschlüsse des Februar-Plenums des Zentralkomitees, insbesondere durch die konsequentere 
Anwendung  der  Einheitsfronttaktik  von  unten  als  Methode  der  Kampfmobilisierung  der 
Massen zu erzielen.  
 
IV. 
 
Die Herrschaft der Regierung Papen-Schleicher in Deutschland, die mit Hilfe der Reichswehr, 
des Stahlhelms und der Nationalsozialisten errichtet wurde, für die die Sozialdemokratie und 
das Zentrum den Weg gebahnt haben, stellt eine der Formen der faschistischen Diktatur dar. 
In  den  ernsten  Interessengegensätzen  der  verschiedenen  Kapitalistengruppierungen 
(Schwerindustrie, Chemiekapital, Großagrarier, Klein- und Mittelindustrie) in den Fragen der 
sogenannten  „Autarkie“,  der  Subventionen  und  der  Finanzpolitik,  in  den  widerstrebenden 
monarchistischen  Restaurationsbestrebungen,  in  den  verschärften  Auseinandersetzungen 
innerhalb der faschistischen Bürgerkriegstruppen (Hitler-SA und Stahlhelm), in dem Konflikt 
zwischen  Deutschnationalen  und  Nationalsozialisten  und  den  Differenzen  der  faschistischen 
Machthaber mit ihren Wegbereitern, der SPD und dem Zentrum, zeigt sich die Zerklüftung im 
Klassenlager der Bourgeoisie auf Grund der Krise des Kapitalismus. 
Die  faschistische  Papen-Schleicher-Regierung  entfaltet  in  ihrer  Außenpolitik  verstärkte 
imperialistische Aggressivität (Manöver an der Ostgrenze, Haltung in Genf, Verschärfung des 
Kampfes  um  die  Märkte  mit  Zoll-  und  Kontingentierungspolitik).  Sie  betreibt  die 
Militarisierung  der  Jugend  und  den  Kampf  für  imperialistische  Aufrüstung  Deutschlands, 
steigert  die  aktive  Rolle  des  deutschen  Imperialismus  bei  der  Vorbereitung  des 
konterrevolutionären  Krieges  gegen  die  Sowjetunion,  treibt  Deutschland  in  eine  seit  1919 
nicht  mehr  dagewesene  Isolierung  unter  dem  Versailler  System  und  verschärft  die  äußeren 
Gegensätze  Deutschlands  in  heftigstem  Maße.  Die  Gefahr  kriegerischer  Konflikte  und 
Abenteuer  mit  Frankreich  und  Polen  wächst  und  bedroht  die  Arbeiterklasse  und  die 
Werktätigen  Deutschlands  und  aller  anderen  Länder  mit  dem  Schrecken  eines  neuen 
imperialistischen Massenmordens. 
Das  Programm  der  faschistischen  Diktatur  im  Innern  ist  die  Zertrümmerung  der 
revolutionären  Organisationen  und  Einrichtungen  des  Proletariats  und  die  schrankenlose 
Ausplünderung  der  Massen,  Lohnabbau,  Teuerung,  Beseitigung  aller  Arbeiterrechte, 
Aufhebung  der  Gewerbefreiheit,  Zwangsarbeit,  Streikverbote,  Ausnahmegerichte, 
faschistische  „Verfassungsreform“  unter  Beseitigung  der  letzten  „demokratischen“  Rechte 
(Ausschaltung  des  Reichstags,  zweite  Kammer,  Wahlrechtsraub),  monarchistische 
Restauration. 
 
V. 
 
Auch  nach  der  weitgehenden  Verdrängung  der  sozialfaschistischen  Führer  aus  den  höheren 
Staatsfunktionen  (20.  Juli)  schlagen  die  Führer  der  SPD  gegenwärtig  immer  entschiedener 
den  Kurs  auf  Tolerierung  der  Papen-Schleicher-Regierung  als  „kleineres  Übel“  gegenüber 
einer Hitler-Regierung ein (Anerkennung der „Rechtmäßigkeit“ der Notverordnungen und der 
Reichstagsauflösung, Severings Eintreten für einen Staatskommissar in Preußen usw.). 
Die SPD hat in Deutschland den Faschismus an die Macht gebracht wie die Sozialfaschisten 
in  Polen  und  Italien,  sie  kämpft  keineswegs  gegen  den  Faschismus,  sondern  hinderte  und 
hindert im Gegenteil aktiv den Kampf der Massen gegen die faschistische Diktatur (20. Juli). 
Während  sich  ihr  Masseneinfluß  verringert,  greifen  die  sozialdemokratischen  Führer  zu 
immer  neuen  Betrugsmethoden.  Unter  scheinbarem  Eintreten  für  Endzielforderungen 
(„Sozialismus“, „Umbau der Wirtschaft“, „Sozialistische Aktion“), unter scheinbarem Kampf 

gegen  die  heutige  Form  der  bürgerlichen  Diktatur  („Zweite  Republik“,  „Rückkehr  zur 
Demokratie“ oder „Verteidigung der Demokratie“) treten sie in der Tat gegen die Kämpfe zur 
Sicherung der Existenz der Arbeiterklasse und der Werktätigen auf, vertrösten das Proletariat 
auf Wahlen und andere parlamentarische Aktionen, um es vom Klassenkampf abzuhalten. 
Wo sie den Kampf nicht verhindern können, versuchen sie, sich an die Spitze der Kämpfe zu 
stellen,  um  diese  desto  besser  abwürgen  zu  können  (Hamburger  Verkehrsstreik).  Sie 
anerkennen  die  für  vorbildlich  erklärten  Lohnabbau-Schiedssprüche.  Zugleich  bereiten  die 
SPD-Führer und reformistischen Gewerkschaftsführer bereits das offene Eintreten gegen den 
Streikkampf, 
die 
Verweigerung 
von 
Unterstützungen 
für 
die 
streikenden 
Gewerkschaftsmitglieder, die Erklärung der Kämpfe der Arbeiter gegen Lohnraub als „wilde 
Streiks“ vor. 
Sie unterstützen die Papen-Notverordnung in der Frage der Subventionen für die Kapitalisten 
durch  die  400-Mark-Kopfprämien  für  jeden  neueingestellten  Arbeiter.  Sie  unterstützen 
faktisch die Arbeitsdienstpflichtpläne der Bourgeoisie. 
Sie  erneuern  die  betrügerische  Behauptung,  wonach  erfolgreiche  Streiks  in  der  Krise 
„unmöglich“ seien, in der neuen Fassung, daß mit Teilstreiks „nichts mehr zu erreichen“ sei. 
Sie  führen  den  schärfsten  Kampf  gegen  die  proletarische  Einheitsfront  bei  gleichzeitigen 
demagogischen „Einheitsfront“-Manövern (Vorschlag auf Listenverbindung in Sachsen). 
Sie  betreiben  eine  gesteigerte  Hetze  gegen  die  Kommunistische  Partei  und  gegen  die 
Sowjetunion, wobei die „linken“ Filialen des Sozialfaschismus, SAP und Brandleristen, und 
die konterrevolutionäre Gruppe der Trotzkisten besondere Aktivität entfalten. 
Alle  diese  Tatsachen  bestätigen  die  Feststellung  des  12.  Plenums,  daß  die  Sozialdemokratie 
uneingeschränkt ihre Rolle als Agentur der Bourgeoisie im Lager der Arbeiterklasse ausfüllt, 
daß sie nach wie vor die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie darstellt. 
 
VI. 
 
Das  riesige  Anwachsen  der  faschistischen  Massenbewegung  der  Nationalsozialisten  auf 
Grund  der  chauvinistischen  Welle  ermöglichte  den  faschistischen  Machthabern  die 
Machtergreifung.  Die  Politik  des  Finanzkapitals,  die  gegenwärtig  die  Ausübung  der 
Regierungsgewalt  durch  die  faschistische  Terrororganisation  Hitlers  ablehnt,  entspringt 
einerseits  der  Furcht  vor  der  allzu  schroffen  Verschärfung  der  inneren  und  äußeren 
Gegensätze,  andererseits  dem  Bestreben  der  Bourgeoisie,  die  Reserven  der  faschistischen 
Massenbewegung  möglichst  unversehrt  zu  halten  und  sie  zugleich  zu  „kanalisieren“,  das 
heißt, durch Überwindung der störenden Faktoren vollends zu einem sicheren Instrument der 
faschistischen Diktatur zu machen. 
Durch  den  wachsenden  revolutionären  Aufschwung  des  Proletariats,  die  steigende 
Radikalisierung  der  werktätigen  Mittelschichten  auf  Grund  ihrer  Verelendung  durch  die 
Papen-Politik,  die  Nichteinlösung  der  maßlosen  Wahlversprechungen  Hitlers,  die  stärkeren 
Fortschritte des antifaschistischen Massenkampfes der KPD ist der bisherige Aufschwung der 
nationalsozialistischen  Bewegung  zum  Stillstand  gekommen  und  hat  einer  rückläufigen 
Entwicklung Platz gemacht. 
Die Rolle der Hitler-Partei als Stütze der schrankenlosen Ausbeutung, ihre Hilfestellung  für 
die Regierung der Kapitalisten, Junker und Generale und den Lausanner Tributpakt, die Rolle 
des  faschistischen  Mordterrors  gegen  die  revolutionäre  Arbeiterschaft  -  das  alles  hat  den 
Beginn  einer  Enttäuschung  der  werktätigen  Anhängermassen  des  Nationalsozialismus 
eingeleitet. 
 
VII. 
 
Der  fortdauernde,  langsame  Niedergang  des  Masseneinflusses  der  Sozialdemokratie,  die 

wachsende  Unzufriedenheit  der  Gewerkschaftsmitglieder  mit  der  offiziellen  Politik  des 
ADGB  und  der  beginnende  Rückgang  der  Hitler-Bewegung  geben  der  KPD  die  größten 
Möglichkeiten für die erfolgreiche Durchführung der Aufgabe: die Mehrheit des Proletariats 
für den Kampf um die politische Macht zu erobern, die übrigen werktätigen Mittelschichten 
teils als Verbündete für die Arbeiterklasse zu gewinnen, teils zu neutralisieren. 
Die Lösung dieser Aufgabe, die in der Heranführung der breitesten Massen auf Grund ihrer 
eigenen Erfahrungen in den wirtschaftlichen und politischen Tageskämpfen an die Positionen 
des  Kampfes  um  die  Macht  besteht,  erfordert  von  der  Partei  vor  allem  die  Fortführung  und 
Steigerung  der  begonnenen  Streikkampagne  unter  breitester  Anwendung  der  revolutionären 
Einheitsfronttaktik von unten. 
Die  ganze  Kraft  der  Partei,  insbesondere  der  Betriebszellen,  und  die  ganze  Arbeit  der 
Kommunisten  in  der  RGO,  in  den  roten  Verbänden  und  allen  revolutionären 
Massenorganisationen,  in  den  reformistischen,  christlichen  und  sonstigen  Gewerkschaften 
und  Organisationen  muß  darauf  gerichtet  werden,  alle  Formen  des  Widerstandes  und 
Kampfes gegen die Kapitalsoffensive, den Faschismus und die imperialistische Kriegspolitik 
zur Anwendung zu bringen und zu steigern. 
Teilstreiks,  Streiks  ganzer  Betriebe  und  Industriegruppen,  wirtschaftliche  Massenstreiks, 
politische Massen- und Proteststreiks müssen ausgelöst und verbunden werden mit mächtigen 
Massendemonstrationen 
und 
Kampfbewegungen 
der 
Erwerbslosen 
für 
ihre 
Winterhilfsforderungen,  für  die  Erhöhung  der  Unterstützungen  und  für  Arbeitsbeschaffung, 
mit dem Kampf für die sozialpolitischen Rechte der Arbeiter sowie dem Massenkampf aller 
übrigen werktätigen Schichten (Aktionen der Kleinbauern, Mieterkampf usw.). 
Es ist die Hauptaufgabe der Partei, durch die Erfahrungen der Tageskämpfe die Massen der 
organisierten und unorganisierten Arbeiter für den politischen Kampf gegen die faschistische 
Diktatur vorzubereiten, zu schulen und zu mobilisieren. 
Angesichts  der  bevorstehenden  weiteren  faschistischen  Anschläge  und  kapitalistischen 
Provokationen  der  deutschen  Bourgeoisie  gegen  das  Proletariat  muß  die  Partei  die 
Arbeiterschaft instand setzen, auf jeden neuen Vorstoß des Klassenfeindes unverzüglich mit 
größter Entschlossenheit und lebendiger Masseninitiative zu reagieren. 
 
VIII. 
 
Diese Aufgabenstellung erfordert: 
Verlegung  des  Schwergewichts  der  Parteiarbeit  in  die  Betriebszellen,  insbesondere  der 
Großbetriebe,  und  auf  die  Arbeit  an  den  Stempelstellen.  Ausbau  des  revolutionären 
Vertrauensleutekörpers,  der  Abteilungszellen  und  der  Methode  der  Parteilosenberatungen  in 
den Betrieben. 
Großzügigen Kurs auf die innergewerkschaftliche Arbeit - ohne Vernachlässigung der Arbeit 
unter den Unorganisierten -, auf die Gewinnung  der freigewerkschaftlichen und christlichen 
Gewerkschaftsmitglieder  und  unteren  Funktionäre,  auf  den  Kampf  um  alle  wählbaren 
Funktionen in den Gewerkschaftsorganisationen. 
Ausbau  der  RGO  durch  Einbeziehung  breiter  Massen  organisierter  und  unorganisierter 
Arbeiter,  Erweiterung  und  Festigung  der  Rolle  der  RGO  und  der  roten  Verbände  in  den 
Wirtschaftskämpfen. 
Stärkung der Einheitsfrontorgane, Entfaltung der breitesten proletarischen Demokratie bei der 
Kampfvorbereitung  und  -führung  (Streikleitungen,  Delegiertenkonferenzen  usw.). 
Planmäßige Heranziehung und Kontrolle der roten Betriebsräte und umfassende Vorbereitung 
der Betriebsrätewahlen. 
Angesichts der Drohungen der Bourgeoisie mit generellem „Streikverbot“ und der geplanten 
Einstellung von Streikunterstützungen seitens der reformistischen Bürokratie ernsthaften Kurs 
auf  die  Schaffung  von  Hilfsstreikkassen  in  den  Betrieben,  die  vor  dem  Zugriff  der 

Klassenfeinde gesichert sind. 
Organisierung  der  Kämpfe  der  Erwerbslosen  in  engster  Kampfgemeinschaft  mit  den 
Betriebsarbeitern  zur  Durchkreuzung  der  Papenschen  Versuche,  Erwerbslose  und 
Betriebsarbeiter gegeneinander auszuspielen. Festere Zusammenfassung der Erwerbslosen. 
Aktive  Hilfe  und  kameradschaftliche  Führung  seitens  der  Partei  für  den  Kommunistischen 
Jugendverband 
zur 
Beseitigung 
jedes 
bürokratischen 
Schematismus 
und 
der 
Vernachlässigung  der  Massenpolitik.  Ausbau  des  KJVD  zu  einer  wirklichen  kampf-  und 
schlagkräftigen Massenorganisation der proletarischen und werktätigen Jugend. 
Breite  Kampagne  zur  Gewinnung  der  Arbeiterinnen  für  den  gemeinsamen  Kampf,  über  die 
erfolgreichen  Ansätze  der  Textilarbeiterinnen  hinaus,  auf  der  Grundlage  der  Arbeiterinnen-
Delegiertenbewegung. 
Heranführung  der  durch  Steuer-,  Pacht-  und  Zinswucher  bedrängten  und  empörten 
Kleinbauern,  über  den  Kampf  gegen  Steuerdruck,  Pfändungen  und  Zwangsversteigerungen 
hinweg, an den Kampf um den Boden mit Hilfe der bäuerlichen Kampfkomitees. Verstärkung 
unserer Arbeit unter den Angestelltenschichten. 
 
IX. 
 
Der  Massenkampf  gegen  den  Hauptklassenfeind,  die  Bourgeoisie,  gegen  Faschismus  und 
Kapitalsdiktatur  erfordert  die  gleichzeitige  entschlossene  Offensive  im  Lager  der 
Arbeiterklasse  gegen  die  Sozialdemokratie.  Der  Kampf  gegen  Zentrum  und  Bayerische 
Volkspartei muß in den katholischen Gebieten rücksichtslos verstärkt werden. 
Die 
Betrugsmanöver 
der 
SPD-Führer, 
der 
reformistischen 
und 
christlichen 
Gewerkschaftsführer  müssen  konkret  entlarvt  und  die  sozialdemokratischen  Arbeiter  und 
freigewerkschaftlichen  und  christlichen  Gewerkschaftsmitglieder  für  den  gemeinsamen 
Kampf gegen den Klassenfeind gewonnen werden. 
Gegenüber  dem  Gerede  der  SPD-Führer  über  „Sozialismus“  gilt  es,  den  Kampf  um  die 
politische  Macht  der  Arbeiterklasse  als  einzigen  Weg  der  Verwirklichung  des  Sozialismus 
aufzuzeigen,  zugleich  aber  vor  den  Massen  auch  der  sozialdemokratischen  Arbeiter 
klarzustellen,  daß  die  KPD  als  einzige  wirkliche  Arbeiterpartei  mit  der  Propagierung  des 
Kampfes für den Sozialismus die konkrete Verteidigung der Tagesinteressen des Proletariats 
die aktivste Organisierung der Tageskämpfe verbindet. 
Deshalb  kühne  und  offensive  Anwendung  der  Einheitsfronttaktik  von  unten  gegenüber  den 
sozialdemokratischen  und  freigewerkschaftlichen  Arbeitern,  strengste  Unterscheidung 
zwischen ihnen und den sozialfaschistischen Führern der SPD und des ADGB. 
Deshalb  der  schärfste  Kampf  gegen  die  „linken“  Filialen  des  Sozialfaschismus  (SAPD  und 
Brandleristen) und den konterrevolutionären Trotzkismus, sowie gegen alle opportunistischen 

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