Faust Der Tragödie erster Teil Zueignung


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Faust

Famulus.
Ach! sein Verbot ist gar zu scharf,
Ich weiß nicht ob ich’s wagen darf.
Monate lang, des großen Werkes willen,
Lebt’ er im allerstillsten Stillen.
Der zarteste gelehrter Männer
Er sieht aus wie ein Kohlenbrenner,
Geschwärzt vom Ohre bis zur Nasen,
Die Augen roth vom Feuerblasen;
So lechzt er jedem Augenblick,
Geklirr der Zange gibt Musik.
Mephistopheles.
Sollt’ er den Zutritt mir verneinen?
Ich bin der Mann das Glück ihm zu beschleunen.
(Der Famulus geht ab, Mephistopheles setzt sich gravitätisch nieder.)
Kaum hab’ ich Posto hier gefaßt
Regt sich dort hinten, mir bekannt, ein Gast.
Doch dießmal ist er von den Neusten;
Er wird sich gränzenlos erdreusten.
Baccalaureus


(den Gang herstürmend).
Thor und Thüre find’ ich offen!
Nun, da läßt sich endlich hoffen, Daß nicht, wie bisher, im Moder,
Der Lebendige wie ein Todter
Sich verkümm’re, sich verderbe,
Und am Leben selber sterbe.
Diese Mauern, diese Wände
Neigen, senken sich zum Ende;
Und wenn wir nicht bald entweichen
Wird uns Fall und Sturz erreichen.
Bin verwegen, wie nicht einer,
Aber weiter bringt mich keiner.
Doch was soll ich heut erfahren!
War’s nicht hier, vor so viel Jahren,
Wo ich, ängstlich und beklommen,
War als guter Fuchs gekommen?
Wo ich diesen Bärtigen traute,
Mich an ihrem Schnack erbaute.
Aus den alten Bücherkrusten
Logen sie mir was sie wußten;
Was sie wußten selbst nicht glaubten,
Sich und mir das Leben raubten.
Wie? – Dort hinten in der Zelle
Sitzt noch Einer dunkel-helle!
Nahend seh’ ich’s mit Erstaunen,
Sitzt er noch im Pelz, dem braunen,
Wahrlich wie ich ihn verließ,
Noch gehüllt im rauhen Vließ!
Damals schien er zwar gewandt,
Als ich ihn noch nicht verstand.
Heute wird es nichts verfangen,
Frisch an ihn herangegangen!


Wenn, alter Herr, nicht Lethes trübe Fluthen
Das schiefgesenkte, kahle Haupt durchschwommen,
Seht anerkennend hier den Schüler kommen,
Entwachsen akademischen Ruthen.
Ich find’ euch noch wie ich euch sah;
Ein Andrer bin
ich
wieder da.

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