Kasten 1 Diktator und Ultimatumspiel


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Kasten 2.



Diktator und Ultimatumspiel  

Experimentelle Studien über Fairnessmotive basieren häufig auf dem Diktator- und Ultimatum-

spiel. Diese Spiele sind äußerst einfach und demonstrieren zugleich, dass reale Versuchspersonen 

keineswegs immer so handeln, wie man es von einem Homo oeconomicus erwarten würde. Im 

Sinne der klassischen Spieltheorie ist «Diktator» eigentlich kein strategisches Spiel. Hier teilt ein 

Spieler den Kuchen auf, der andere muss akzeptieren, was er bekommt. Zum Beispiel soll ein Spie-

ler, der Diktator, einen Betrag von 10 € aufteilen. Ein Homo oeconomicus nimmt den gesamten 

Betrag, Spieler 2 geht leer aus. In Experimenten zeigt sich aber immer wieder, dass ein Großteil 

der Personen einen Teil abgibt. Das Ultimatumspiel, eingeführt in die experimentelle Forschung 

von Güth, Schmittberger und Schwarze (1982), ist eine interessante Erweiterung des Diktator-

spiels. Die Macht des Diktators wird im Ultimatumspiel durch ein Vetorecht des Mitspielers ein-

geschränkt. Der erste Spieler schlägt eine Aufteilung vor. Der zweite Spieler kann zustimmen oder 

die Aufteilung ablehnen. Lehnt er ab, erhalten beide Spieler nichts. Es gibt sehr viele, sogar Pareto-

optimale Nash-Gleichgewichte im Ultimatumspiel. Bleiben wir beim Beispiel mit den 10 €. Die 

Strategie von Spieler 1 ist z. B. «6 € für mich, 4 € für Spieler 2». Spieler 2 wählt die Strategie «Ich 

werde alle Angebote unter 4 € ablehnen, sonst aber akzeptieren». Diese Strategienkombination ist 

– ebenso wie alle anderen Aufteilungen der Summe – ein Pareto-optimales Nash-Gleichgewicht. 

Aber ist es auch teilspielperfekt? Leider nicht, denn wenn es zum Schwur kommt, müsste Spieler 2 

ablehnen und auf die angebotene Summe verzichten. Bei der Wahl zwischen «etwas» und 

«nichts» wird der rationale Spieler aber immer ein noch so kleines Angebot akzeptieren. Die Dro-

hung mit dem Vetorecht ist unglaubwürdig. Ein rationaler Spieler bietet dem Mitspieler den 

kleinstmöglichen Betrag an, und dieser wird akzeptieren. Die Lösung ist ein teilspielperfektes, Pa-

reto-optimales Nash-Gleichgewicht. Das Vetorecht beschert dem Mitspieler keinen Machtge-

winn! In Experimenten verhalten sich Menschen aus Fleisch und Blut aber ganz anders. Sie üben 

Vergeltung, selbst wenn sie dafür Kosten aufbringen müssen. Im Ultimatumspiel werden in der 

Regel höhere Beträge an den Mitspieler abgegeben als im Diktatorspiel (Forsythe et al. 1994). Die 

Erklärung ist, dass die Versuchspersonen zwei Gründe haben können, die in die gleiche Richtung 

gehen: zum einen das Fairnessmotiv wie im Diktatorspiel, zum anderen gilt es zu bedenken, dass 

ein Mitspieler bei zu geringen Angeboten «rachsüchtig» handeln könnte. Selbst ein Homo oeco-

nomicus wird in einer Interaktion mit einem rachsüchtigen Spieler bereit sein, diesem genau den 

Schwellenwert zu geben, ab dem er der Aufteilung zustimmen wird. Anders als in der wirklichen 

Welt existieren im Reich des Homo oeconomicus aber weder Rachsucht noch Fairnessmotive.  

 

 



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