Окулова Ирина Игоревна

Deutsch – Vielfalt der Gefühle
Es ist jetzt schwer zu sagen: Was würde mit mir, wenn meine Mutter für mich Englisch als Fremdsprache in der 5. Klasse gewählt hätte? Ich habe ihr aufs Wort gehorcht, weil sie doch meine Mutter ist… und meine Deutschlehrerin zugleich. Jetzt bedauere ich diese Wahl nicht. Viele meine Mitschüler haben damals natürlich Englisch gewählt, und ich als kleines Mädchen habe nur gedacht, es sei leichter, als Deutschlehrerin die Mutter zu haben. Ich hätte nie gedacht, dass Deutsch in meinem Leben eine so wichtige Rolle spielen würde.
Wann hat alles begonnen? - Von Kindheit an. Seit der Kulturkarawane in Kirow ist unsere Familie mit dem Magister der Waldorfpädagogik Hannes Reisser befreundet. Er hat uns zweimal besucht und mir die ersten deutschen Wörter beim Malen beigebracht. Wie märchenhaft wurde die Welt auf unseren zusammen gemalten Bildern geschildert! Dabei hat er mir interessante Geschichten erzählt und ich habe ihm - ohne ein einziges Wort zu verstehen – aufmerksam zugehört. Hannes hat in mir das Schönheitsgefühl und die Fantasie erweckt. Die Liebe zur Natur und die Gewohnheit, immer mit den offenen Augen zu leben, habe ich bis jetzt noch bewahrt. Meine kleine deutsche Kinder- und Jugendbücherbibliothek stammt auch von ihm.
Dank Hannes habe ich die Brieffreundin Claudia Lindig gefunden. Ich stehe mit ihr im Briefwechsel mehr als fünf Jahre und warte auf ihre Briefe immer. Aus den Briefen von Claudia erfahre ich viel Merkwürdiges über das Leben der Jugendlichen in Deutschland. Nicht jeder hat zurzeit eine richtige Brieffreundin!
Durch die deutsche Sprache habe ich für mich mein Hobby entdeckt. Als ich klein war, schenkte mir Hannes die selbst gebastelten Puppen, Stofftiere und Zwerge. Bereits als Kleinkind hatte ich eine besondere Vorliebe für Basteln. Früher haben wir mit meiner Mutter die Spielzeuge aus den „Kinderschokolade“ - Eiern gebastelt. In unserer Sammlung sind mehr als 30 Spielzeuge. Vor kurzem habe ich den richtigen Schatz gefunden: „Den großen Bastelspaß für Kinder“. Das hat mir wirklich Spaß gemacht. Und ob! Basteln und neue Fachwörter zugleich lernen!
Deutsch und Literatur sind bei mir auch eng verbunden. Zuerst habe ich die Märchen von Brüdern Grimm und Hoffmann auf Russisch gelesen. In der 5. Klasse konnte ich schon die deutschen Märchen und meine Lieblingsgeschichten auf Deutsch ein bisschen lesen. In der 9. Klasse habe ich eine Projektarbeit nach «Albertine und das Haus der Tausend Wunder“ von F. M. Reifenberg, Jan Strathmann gemacht. In der Freizeit lese ich deutsche Zeitungen und Zeitschriften „ZUSAMMEN“, „Fertig …los!“, „Schrumdirum“ und „Perfekt“.
Und deutsche Musik? Meine Mitschüler hören gern Rammstein und Scorpions, ich bevorzuge klassische und ruhige Musik. Ich stehe auf die Lieder von Annette Louisanne. Mein Lieblingslied ist „Drück die 1“. Die Walzer von Strauß lassen mich auch nicht kalt. In meinem Alter wird viel und fein über die Liebe gesprochen. Besser, als in einem Liebeslied von Werner Bönzli, könnte man darüber nicht sagen:
Die Liebe des Menschen hat Konsequenzen,
Sie ist nicht vernünftig, sie kennt keine Grenzen.
Sie nimmt uns alles und gibt nichts zurück-
Liebe ist Leben. Liebe ist Glück!
Früher habe ich eine große Angst vor der Bühne gehabt. Dank Deutschlernen habe ich an vielen Festen teilgenommen: ich habe die kleine Barbara im Film „Barbara und die Tiere“, Schneewittchen im Weihnachtsfest, Märchenerzählerin im Theaterstück für die Grundschüler gespielt. Dadurch habe ich meine Bühnenfähigkeiten entwickelt und es hat mir mehr Selbstsicherheit gegeben.
Deutsch und Computer? Ja! Vor allem kann ich schnell Texte auf Deutsch und Russisch tippen und von einer Sprache zur anderen übergehen. Ich lerne die deutsche Landeskunde im Internet. dw-world.de/deutschkurse ist ein Kurs, wo ich Deutsch gelernt habe. deutschland.de - hier habe ich ein Quiz gefunden, mit Hilfe dessen ich die deutsche Landeskunde lerne. Der Computer siegt immer. Ich bekomme keinen Preis, aber es lohnt sich!
Wie ich schon erwähnt habe, ist meine Mutter meine Deutschlehrerin, in der Schule und noch mehr zu Hause! Ist es schlecht oder gut? Ich denke, es ist schwer. Das hat in mir Fleiß und Verantwortlichkeit entwickelt, weil ich in der Schule nicht nur meine Fehler korrigieren sollte, sondern auch immer meinen Mitschülern helfen musste. Ich fühle mich immer verantwortlich vor meiner Mutter, egal wo ich meine Deutschkenntnisse vorweisen muss.
Ob Deutsch die Wahl meines Traumberufs beeinflusst hat? In der 11. Klasse habe ich meinen Zukunftsberuf noch nicht bis zum Ende gewählt: es sollte was mit Chemie oder Biologie verbunden sein. Aber unbedingt etwas, was auch mit der deutschen Sprache zu tun hat. In Kirow gibt es viele Beispiele, sogar in unserer Schule, die zeigen, wie Deutsch den Menschen geholfen hat, einen guten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu bekommen.
So hatte ich vor einem halben Jahr gedacht. Jetzt ist die Wahl getroffen: ich bin Studentin der Kirower medizinischen Akademie, die enge Austauschbeziehungen mit Deutschland hat. An der Fakultät für Heilkunde gibt es 25 Gruppen. Jede Studentengruppe hat ihr eigenes Gesicht, ihre eigene Lernweise. Ich studiere an einer der zwei deutschsprachigen Gruppen. Auf den ersten Blick haben meine Gruppenkameraden mir sehr gefallen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt: sicher und verborgen. Ich habe keine Angst vor den unbekannten Jugendlichen gehabt. Nach fünf Monaten des Studiums verstehe ich nun: meine lieben Studienfreunde sind „Deutsch erzogen“ und unterscheiden sich stark von den vielen Studenten, die Englisch als Fremdsprache lernen. Wir sind ähnlich: wir denken und handeln ähnlich, wir verstehen uns gut!
Ja, die Sprache, egal ob das eine Fremdsprache ist (wenn man sie wirklich erlernt), macht einen großen Einfluss auf den Charakter eines Menschen. Nach 8 Jahren des Deutschlernens habe ich verstanden, dass die deutsche Sprache mich mutig, organisiert und ordentlich, bescheiden, fleißig und zielbewusst erzogen hat. Und würde man mich jetzt fragen, welche Fremdsprache ich lernen möchte, würde ich mich zweifellos für Deutsch entscheiden, denn die deutsche Sprache ist „lernenswert“, „sehenswert“ und lebensfreundlich!
Окулова Ирина Игоревна,
выпускница МБОУ «СОШ с УИОП №66» г. Кирова,
студентка Кировской ГМА