Tourismus, auch Touristik, Fremdenverkehr, ist ein Überbegriff für


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TOURISMUS


TOURISMUS

Tourismus, auch Touristik, Fremdenverkehr, ist ein Überbegriff für Reisen einschließlich Reisebranche, das Gastgewerbe und die Freizeit­wirtschaft. Tourismus wird in verschiedene Kategorien untergeordnet, z. B. mit welchem Verkehrsmittel man reist oder um welche Art von Reisen es sich handelt (Safari, Erholungsurlaub etc.). Der Ausdruck Tourismus ist seit den 1980er Jahren gebräuchlich, bis dahin wurde der Wirtschaftszweigund dieses Gesellschaftsphänomen als Fremdenverkehr bezeichnet. Es wird nicht mehr zwischen Tourismusangeboten für Zugereiste und Menschen aus der näheren Umgebung unterschieden, so dass oft der Begriff Tourismus- und Freizeitwirtschaft benutzt wird.


Als wirtschaftliche Grundlage des Tourismus gelten im Wesentlichen die Kulturgüter und die Natur des Reiseortes.[1] Die Branche zählt weltweit zu den größten Wirtschaftszweigen. 2004 wurden nach Angaben der Welttourismusorganisation in diesem Bereich Erlöse von etwa 623 Milliarden US-Dollarerzielt. Mit weltweit rund 100 Millionen Beschäftigten gilt der Tourismus als einer der bedeutendsten Arbeitgeber. Grenzüberschreitende Reisen machen 25 bis 30 Prozent des Welthandels in diesem Dienstleistungs­bereich aus. Auswertungen und Trends zum Thema liefert die Tourismusstatistik. Etwa 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen entfallen auf den globalen Tourismus.
Das Wort Tourismus (englisch tourism, französisch tourisme) geht zurück auf das französische Substantiv le tour (= Reise, auch Rundgang, Spaziergang). Belegt ist es erstmals um 1800 imEnglischen, im Französischen taucht er 1816 auf und im Deutschen um 1830.
Die französischen Wörter tourisme und touriste wurden als offizielle Bezeichnungen erstmals vom Völkerbund verwendet, um Reisende zu beschreiben, die mehr als 24 Stunden im Auslandverbringen. Der Völkerbund hatte Französisch als Verkehrssprache.
Ganzjährig: Madeira-Tourismus
Tourismus kann folgendermaßen definiert werden: Die in einem bestimmten Ort oder Gebiet durch den Zustrom von Zugereisten oder wenigstens nicht dort Ansässigen (Freizeitreisenden, Geschäftsreisenden, Verwandten- und Bekanntenbesuchern, Eigentümern bzw. Mietern von Wochenendhäusern und Zweitwohnungen)[3] entstehende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderung und die daraus dort und anderswo resultierende Industrie oder Tätigkeit. Aus beruflichen Gründen täglich in einen anderen Ort fahrende Unternehmer oder Arbeitskräfte (Pendler) werden hier nicht erfasst.
„Touristen sind Personen, die zu Orten außerhalb ihres gewöhnlichen Umfeldes reisen und sich dort für nicht mehr als ein Jahr aufhalten aus Freizeit- oder geschäftlichen Motiven, die nicht mit der Ausübung einer bezahlten Aktivität am besuchten Ort verbunden sind.“
– Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO)
Das Bildungswesen bleibt bei diesen Definitionen weitgehend ausgeklammert. Befindet sich ein Student, der aus seinem Wohnort für zehn Monate in ein Studentenheim einer Universitätsstadt zieht, dort aus „geschäftlichen Motiven“? Wird diese Frage bejaht, so lassen seine 300 Nächtigungen in diesem Heim ohne Weiteres in die Tourismusergebnisse der Universitätsstadt aufnehmen. In der praktischen Anwendung der Definitionen bestehen in Europa unterschiedliche Vorgangsweisen, soweit eine amtliche Tourismusstatistik überhaupt geführt wird.
Für einen erweiterten Begriff von Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird der nicht-touristische Freizeitkonsum der Ortsansässigen am Wohnort hinzugerechnet.[3] Dieses volkswirtschaftlicheKonzept erfordert nicht mehr, gleiches Verhalten (etwa Kinobesuch, Baden, Schifahren) in der Skalierung der jeweiligen Ortsansässigkeit (einer Stadt, einer Region, eines Staates) getrennt zu betrachten und mehrfach zu erheben. Damit zerfällt Tourismus- und Freizeitwirtschaftliche Rechnung in drei Bilanzen, Incoming (in eine Region Einreisende, von außen eingebrachte Dienstleistungen), Outgoing und Binnentourismus (Freizeit und Tourismuswirtschaft der Bewohner der Region). So lassen sich soziologisch-geographisch etwa typische Tourismusregionen (hohe Wertschöpfung, hoher Incoming Tourismus) oder „lebendige“ Regionen (hoher Binnenanteil) feststellen.
Siehe auch: Geschichte der Tourismusforschung
Das Wortfeld „Fremde / Fremdenverkehr“ in der Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Englische und das Französische kennen nur die Bezeichnung „tourism“ bzw. «tourisme», das Deutsche hingegen noch die ältere Bezeichnung Fremdenverkehr. Im deutschen Sprachgebrauch tauchte die Bezeichnung „Tourismus“ in den 1960er Jahren auf. Seit den 1980er Jahren wurden die Bezeichnungen vieler offizieller Fremdenverkehrsinstitutionen im deutschen Sprachraum auf Tourismus umgestellt, da Gäste nicht länger als „Fremde“ bezeichnet werden sollten, weil bei der Verwendung des Begriffs „Fremder“ leicht die Konnotation„Fremdenfeindlichkeit“ aufkommt und der Volkswirtschaft nützliche Menschen nicht abgeschreckt werden sollen. Dass Reisende tatsächlich keineswegs immer bei Einheimischen willkommen sind, zeigt die um 2000 aufgetauchte Wortprägung Kriminaltourismus. Ebenso unwillkommen sind vielen Einheimischen solche Reisenden, die als Nicht-EU-Inländer mit einem Touristenvisumin ein Land der EU einreisen, um sich dort dauerhaft illegal aufzuhalten (und zu arbeiten).
Segmente des Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Unter den Begriff Tourismus fallen unterschiedliche Reisearten und -formen. Diese lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren, wobei sich demographische von verhaltensorientierten Kriterien unterscheiden lassen. Üblich sind Klassifikationen z. B. nach Motivation (z. B. Kultur- oder Bildungstourismus, naturnaher Tourismus, Sporttourismus etc.), Dauer, Organisationsform (Individual-/Veranstalterreisen), Teilnehmerzahl (Massen-/Exklusivtourismus), Zielort, Entfernung, Transportmittel, Ökobilanz (Sanfter Tourismus), Herkunft der Touristen (Ausländer-/Binnentourismus), Unterkunftsart, Alter, Familienstand und Reisezeit.[4]
Darüber hinaus gibt es noch Bezeichnungen für Tourismus-Phänomene, die in der Presse und in der Umgangssprache zu finden sind, die aber in der Tourismus-Branche selbst und der Werbung meist keine Verwendung finden, so die Bezeichnungen Sextourismus, Sauftourismus, Ballermann-Tourismus, Party-Tourismus etc.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Entwicklung des Reisens, der Urlaubs- und Freizeitgestaltung und des Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
→ Hauptartikel: Geschichte des Reisens
Prinz Ladislaus Sigismund vonPolen besucht Galerie von Cornelis van der Geest in Brüssel im Jahre 1624.
Waren es anfangs praktische Gründe wie die Suche nach Nahrungsplätzen oder Wasser oder die Flucht vor Naturkatastrophen, die Menschen zu Reisenden werden ließen, so änderten sich die Gründe nach ihrem Sesshaftwerden.
Schon im alten Ägypten und in anderen Hochkulturen auf allen Kontinenten gab (und gibt) es Fahrten bzw. Reisen aus religiösen Gründen:Wallfahrten zu den Tempeln der Gottheiten, so zum Beispiel die Hadsch genannten Pilger-Reisen frommer Muslime nach Mekka oder die Treffen vonHindus zum rituellen Bad im Ganges. Weitere Reiseanlässe waren der Fernhandel, Erkundungsfahrten über den „eigenen Horizont“ sowie die eigene Umgebung hinaus und die wirtschaftlichen und machtpolitischen Beziehungen zu Kolonien und anderen abhängigen Gebieten. Reiche Römerbesaßen Güter in Provinzen des römischen Reiches, die sie von Zeit zu Zeit besuchten. Die „Nordmänner“ bereisten Grönland und Amerika, dieAraber den gesamten Indischen Ozean. Nicht selten wurden damals Reisen von den „Bereisten“ als Aggression oder Krieg verstanden.
Der moderne Tourismus kann auf die Grand Tour zurückgeführt werden, die eine traditionelle Reise durch Europa war. Im Jahre 1624 begann der junge Prinz von Polen, Ladislaus Sigismund Wasa, der älteste Sohn von Sigismund III., eine Reise durch ganz Europa.[5] Er reiste durch Territorien Deutschlands, Belgiens, der Niederlande, wo er die Belagerung von Breda durch spanische Truppen bewunderte, Frankreich, Schweiz nach Italien, Österreich und Tschechien.[5] Es war eine pädagogische Reise[6] und eines der Ergebnisse war die Einführung der italienischen Oper in der RepublikPolen-Litauen.[7]
Europa erholte sich nach der Völkerwanderung (Reisemotiv: bessere Lebensbedingungen) nur langsam von seinem wirtschaftlichen und politischen Niedergang (während zum Beispiel in China und Japan stabile Verhältnisse herrschten). Bald entwickelte sich in Europa reger Wallfahrtstourismus. Entlang solcher Pilgerwege und an verkehrsgeografisch begünstigten Orten (Häfen, Kreuzungen von Handelsrouten) entstanden in allen KontinentenHandelszentren, die wiederum Handelsreisende hervorbrachten. Seewege entwickelten sich zu Reisewegen, hier seien, was Europa betrifft, die Seerepublik Venedig sowie Portugal undSpanien als frühe Kolonialmächte erwähnt. Die „Serenissima“ hatte regelmäßige Schiffsverbindung mit Konstantinopel, Marco Polo reiste, soweit seinen Angaben glaubhaft sind, auf dem Landweg nach China.
Christliche Pilger waren bis ins 19. Jahrhundert auf Kost und Logis in kirchlichen Herbergen angewiesen, da sie meist über kein Vermögen verfügten. Selbstbestimmt zu reisen war in Europa bis in die 1950er Jahre dem kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten, der die teuren Reisen bezahlen konnte. Insbesondere Reisen zu Bildungszwecken waren lange Zeit Privileg des Adels, der seine Söhne auf sog. Kavaliersreisen schickte, sowie später des gehobenen Bürgertums. Erholungsreisen waren unbekannt. Diese kamen in Europa erst im 19. Jahrhundert auf. Dabei ist die Industrielle Revolution als der entscheidende Wendepunkt anzusehen. Während Reisen vor der Industriellen Revolution immer einen bestimmten Zweck erfüllen sollten, war jetzt das Reisen selbst der Zweck.
Die Geschichte des Tourismus ist mit der Geschichte des Reisens größtenteils identisch. Allerdings gab und gibt es in der Entwicklung starke regionale Unterschiede. Der Alpinismus, der Ende des 18. Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent stärker einsetzte, brachte bescheidenen „Fremdenverkehr“ zunächst in der Schweiz, im 19. Jahrhundert in Österreich (am 28. Juli 1800: Erstbesteigung des Großglockners, dann 1856: Besuch von Kaiser Franz Joseph I. mit seiner Gattin Elisabeth der Franz-Josefs-Höhe), um die Wende zum 20. Jahrhundert in Küstenorten wie Binz, Heiligendamm, Heringsdorf, Nizza, Grado und Opatija. Es waren zumeist europäische Bergsteiger, die lohnende Ziele in anderen Kontinenten fanden: Berge, zu deren Besteigung die Einheimischen, wie zuvor in Europa, keinen Anlass sahen. Bädertourismus schied, von rituellen Waschungen abgesehen, in vielen anderen Kulturen aus religiösen Gründen aus.
Begründer des internationalen „Erlebnistourismus“ in Europa waren die Briten: Thomas Cook gilt als der Erfinder der Pauschalreise. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts waren die oberen Gesellschaftsschichten Englands auf Grund der Einnahmen aus dem British Empire so wohlhabend, dass sie sich als Erste Reisen in weit entfernte, für den Tourismus noch kaum erschlossene Gebiete leisten konnten. Die militärische Macht des Empires (mit Stützpunkten in allen Kontinenten) und die britische Flotte boten dazu die erwünschte Sicherheit. Das britische Beispiel wurde in Kontinentaleuropa bald nachgeahmt.
1891 startete der deutsche Geschäftsmann Albert Ballin von Hamburg aus ins Mittelmeer mit dem Schiff Augusta Victoria. Das erste weltweite Kreuzfahrtschiff war die 1901 gebaute Prinzessin Victoria Luise. Dies war der Beginn der Kreuzfahrtschiffsreisen.[8]
Machu Picchu, Cuzco
Das Recht auf Urlaub (Urlaubsanspruch) ist in Europa und Nordamerika etwa seit 1880 bekannt, konnte aber, soweit es sich nicht um unbezahlten Urlaub handelte, sondern um freie Tage, in denen der Gehaltsanspruch weiter läuft, auf breiter Basis erst im 20. Jahrhundert durchgesetzt werden. Nach § 24 der Menschenrechtskonvention gibt es das Recht auf Erholung. Sogar die UdSSR hatte in einer ihrer letzten Verfassungen in Artikel 41 die Förderung des Tourismus ausdrücklich erwähnt.
Im deutschsprachigen Raum war im 20. Jahrhundert das organisierte Reisen des Kraft durch Freude-Programms der Nationalsozialisten der erste Ansatz zum Massentourismus; bald mussten die KdF-Schiffe allerdings zu Lazarett-Schiffen umgewidmet werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war es in Deutschland und Österreich zunächst schwierig, überhaupt reisen zu können. Die Zonengrenzen der alliierten Besatzungszonen waren für die Mehrheit der Bevölkerung unpassierbar. Anfang der 1950er Jahre setzte in Westdeutschland und Österreich ein Anstieg der Reisetätigkeit aller Bevölkerungsschichten ein, auch weil infolge der technischen und sozialen Entwicklung die Freizeit deutlich zunahm.
→ Hauptartikel: Tourismus in der DDR
In sehr großen Staaten wie den USA tritt vor allem Inlandstourismus auf, da Tausende Kilometer gereist werden kann, ohne das Land verlassen zu müssen. Deshalb besitzt die Mehrheit der US-Bürger keinen Reisepass, obwohl die Menschen teilweise überaus mobil sind. In den 1970er Jahren bremste die Ölkrise vorübergehend den Aufschwung. Dann aber führte der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung in Europa zum neuen Phänomen des Massentourismus. In den anderen Kontinenten ist Tourismus meist nach wie vor nur für die höheren Gesellschaftsschichten finanzierbar. In vielen Ländern besitzt der Durchschnittsbürger kein Geld für touristische Reisen.
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