Vorlesung 3 Schaffen von Hartmann von Aue und Wolfram von Eschenbach „Parzival“ Ritterliteratur Minnesänger Tristan und Isolde von Gottfried von Strassburg


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Vorlesung 3

WOLFRAM VON ESCHENBACH war ein mittelhochdeutscher Epiker der staufischen Klassik. Zusammen mit HARTMANN VON AUE, GOTTFRIED VON STRASSBURG und WALTHER VON DER VOGELWEIDE gehörte er zu den bedeutendsten Dichtern des Mittelalters. Seine Werke hatten großen Einfluss auf die zeitgenössische Dichtung; bekannt wurde er vor allem durch den Versroman „Parzival“, das Paarreim-Epos „Willehalm“ und die Minneerzählung „Titurel“.
WOLFRAM VON ESCHENBACH wurde um 1170–1180 geboren, wie man heute annimmt, in Eschenbach bei Ansbach in Franken. SeineLebensgeschichte ist aufgrund fehlender äußerer Quellen schwer zu rekonstruieren. Biografische Daten lassen sich nur aus seinem Werk bzw. Werknotizen entnehmen und müssen mit entsprechender Vorsicht behandelt werden. Offensichtlich entstammte er einem bayrischen, verarmten niederen Adelsgeschlecht. Möglicherweise war er ritterlichen Standes, dies behauptet er zumindest. Eine Ritterschaft ist jedoch ungeklärt und könnte auch einfach nur die Folge eines romantischen Mittelalterbildes und den damit verknüpften gesellschaftspolitischen Wunschvorstellungen des 19. Jahrhunderts sein. Er soll viel auf Wanderschaft gewesen sein. Nachgewiesen ist u. a., dass er sich wiederholt am Eisenacher Hof des Landgrafen HERMANN I. VON THÜRINGEN (um 1155–1217) aufhielt, wo er sich eine Zeit lang als Minnesänger hervortat, sein Epos „Willehalm“ schrieb und möglicherweise mit WALTHER VON DER VOGELWEIDE zusammentraf. Als Literaturmäzen förderte HERMANN I. VON THÜRINGEN den größten Teil von WOLFRAMs „Parzival“; dem zollt WOLFRAM durch die Epenfigur des Landgrafen Kingrimursel Respekt. Als nicht gesichert gilt die Annahme, dass WOLFRAM Teilnehmer am Sängerwettstreit auf der Wartburg war. Sicher scheint dagegen, dass er u. a. auf Burg Heitstein der Markgräfin VON VOHBURG, der Schwester LUDWIGs DES BAYERN, Gastfreundschaft genoss. Dauerhaften Wohnsitz soll er später mit Frau und Kind auf Burg Wildenberg (wahrscheinlich Wehlenburg bei Ansbach) gehabt haben. Er starb um 1220 und wurde in der Liebfrauenkirche von Eschenbach beigesetzt. Sein Grabmal existierte hier noch bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts.
Literarisches Schaffen
Abgesehen von seinem Wirken als Minnesänger wurde WOLFRAM vor allem durch sein literarisches Schaffen bekannt. Seine bedeutendsten Werke waren:
der Versroman „Parzival“ (um 1210),
das Epos „Willehalm“ (um 1212–1217) und
die Minneerzählung „Titurel“ (nach 1217).
Insbesondere der Versroman „Parzival“ (siehe PDF "Wolfram von Eschenbach - Parzival. Buch I-IV") hatte großen Einfluss auf die zeitgenössische Dichtung. Vollendet um 1210 und mit einem Umfang von nahezu 16 Büchern und 25000 Versen ist „Parzival“ als Vorläufer des neuzeitlichen, bürgerlichen Entwicklungsromans anzusehen. Die Grundlage für den Roman bildet die Artussage (der Artusroman „Perceval le Gallois“ von CHRÉTIEN DE TROYES war WOLFRAM sehr wahrscheinlich bekannt). Thematisch stehen das Leben des Ritters Parzival und seine Suche nach dem heiligen Gral im Mittelpunkt. Die Einführung des Gralsmotivs durch WOLFRAM bereichert den ritterlichen Rahmen der Handlung um eine religiöse Komponente. Der Gral dient als Symbol für die perfekte Symbiose von Irdischem und Göttlichem.
„Parzival“ ist mit über 80 Handschriften überliefert und übertrifft damit alle Epen des Mittelalters, sodass es als das erfolgreichste Werk jener Zeit mit ritterlicher Thematik angesehen wird. KARL SIMROCK übersetzte Parzifal ins Neuhochdeutsche (siehe PDF "Wolfram von Eschenbach - Parzival (Übersetzung von K. Simrock)"). Ins moderne Deutsche übersetzte der Schriftsteller DIETER KÜHN den Roman. Nach der Vorlage des „Parzival“ von WOLFRAM schrieb RICHARD WAGNER sein Bühnenweihespiel „Parsifal“ (1882). WOLFRAM selbst stellt eine der Hauptfiguren in Wagners Oper „Tannhäuser“ (1845) dar.
Neben „Parzival“ sind von WOLFRAM insbesondere das Paarreim-Epos „Willehalm“ (um 1212–1217) und die Minneerzählung „Titurel“ (nach 1217) bekannt; beide Werke wurden nicht vollendet. Das Epos „Willehalm“ gehört zur sogenannten Kreuzzugsdichtung, die entstand, weil unter den Kreuzfahrern des von Papst URBAN II. (1088–1099) initiierten 1. Kreuzzugs der christlichen Ritterschaft Europas zur Eroberung des Heiligen Landes (Jerusalem) auch einige fahrende Sänger waren. Die Erzählung „Titurel“ wurde von ALBRECHT VON SCHARFENBERG im so genannten „Jüngeren Titurel“ fortgeführt, einem Text, der als einer der kompliziertesten des Mittelalters gilt.
Schließlich verfasste WOLFRAM eine Reihe von Liedern, zumeist Liebeslieder („Wachter Lieder“).

Die Erzählung von Tristan und Isolde ist neben der vom Gral oder der von König Artus und seiner Tafelrunde einer der Stoffe, die von der erzählenden Literatur des europäischen Mittelalters häufig bearbeitet wurden. Zahlreiche Dichter unterschiedlicher Volksliteraturen – besonders in Frankreich und Deutschland – haben ihr dichterisches Können an der Gestaltung dieses spannungsreichen Stoffes erprobt.


Der Roman gehört nicht im engeren Sinne zur Gattung des Artusromans, da König Artus und seine Tafelrunde nicht als Handelnde auftreten, doch ist er der matière de Bretagne zuzuordnen.
Über die Person Gottfrieds von Strassburg ist so gut wie nichts bekannt. Der ›Tristan‹ und einige Minnelieder lassen Gottfried aber als hochgebildeten Autor erkennen. Dass Gottfried, wie sein Beiname nahe legt, Bürger oder Patrizier in Strassburg war, ist Spekulation. Angaben im ‚Literaturexkurs’ des ›Tristan‹, in denen der Dichter auf die zeitgenössische Literatur Bezug nimmt, lassen auf Entstehung des ›Tristan‹ bald nach 1200 schliessen.
Dem Tristanroman, der wie Wolframs ›Willehalm‹ unvollendet abgebrochen wurde, liegt eine altfranzösische Quelle zugrunde: der Tristanroman des Thomas de Bretagne (um 1170, nur fragmentarisch erhalten). Thomas’ Text stellt, wie Gottfrieds Text, die version courtoise (‚höfische Fassung’) des Stoffs dar. Daneben gab es eine version commune (‚allgemeine Fassung’): Im altfranzösischen Romanfragment des Béroul (um 1170/90) sowie im deutschen Tristanroman des Eilhard von Oberg(e) (um 1170) findet sich eine eher distanzierte Beurteilung der Liebe zwischen Tristan und Isolde. Eilhards Dichtung fusst auf dem ältesten altfranzösischen Tristanroman, der ›Estoire‹.
Der Tristanroman Gottfrieds von Strassburg hat eine missglückte Brautwerbung zum Thema, da der Werbungshelfer selbst die Braut gewinnt. Die ehebrecherische Minne stellt sich gegen die Normen der höfischen Gesellschaft, indem sie diese immer wieder überlistet und betrügt.
Die Dichtung beginnt mit der Geschichte der Eltern von Tristan, Riwalin und Blanscheflur: Riwalin, Tristans Vater, entführt die schwangere Blanscheflur in seine Heimat. Unmittelbar nach der Eheschliessung stirbt Riwalin im Kampf. Blanscheflur bringt Tristan zur Welt und stirbt. Der Name des Kindes ist Programm: der in Trauer Geborene, von der Trauer Gezeichnete.
Tristan geniesst eine vorbildliche höfische Erziehung durch den treuen Marschall Rual, kommt mit 14 Jahren nach Cornwall und tritt unerkannt in Markes Dienste. Er bewährt sich in ritterlichen Kämpfen, zieht sich aber eine Verwundung im Zweikampf mit dem riesenhaften Morolt zu, die nur von Morolts Schwester, der Königin Isolde von Irland, geheilt werden kann. Tristan reist zu ihr, gibt sich als Spielmann Tantris aus, wird geheilt und unterrichtet am irischen Hof die ‚junge Isolde’ in Sprachen und Musik.
Anschliessend reist Tristan zurück nach Cornwall und wird später von Marke dazu verpflichtet, um die junge Isolde von Irland zu werben. Nach erfolgreicher Werbung wird davon erzählt, wie Tristan mit Isolde von Irland nach Cornwall reist. Beide trinken versehentlich von einem Minnetrank und werden von gegenseitiger Liebe erfasst, die sie auch körperlich vollziehen. Unterstützung erfährt das Liebespaar durch die Zofe Brangaene: Diese tritt in der Hochzeitsnacht von Marke und Isolde an die Stelle Isoldes. Durch zahlreiche Listen begegnen Tristan und Isolde dem zunehmenden Argwohn an Markes Hof. Isolde muss sich auch einem Gottesurteil (Probe mit glühenden Eisen) unterziehen, das sie unversehrt übersteht. Schliesslich weist Marke Tristan und Isolde vom Hof und das Paar verbringt eine Zeit in der Minnegrotte. Sie wird von Gottfried als Allegorie der Liebe von Tristan und Isolde konzipiert. Nach der Rückkehr entdeckt Marke Tristan und Isolde in flagranti und Tristan flieht zu seinem Freund Kaedin. Dessen Schwester, Isolde Weisshand, verliebt sich in Tristan, der sich seinerseits immer mehr in Gefühle zu Isolde Weisshand verstrickt. Mit einem Monolog Tristans bricht der Roman ab.

- Textausschnitt 1: Aus dem Prolog – die Gemeinde der edelen herzen (vv. 45–66), eucharistische Bildlichkeit (vv. 237–240)


Im Prolog des ›Tristan‹ entwirft Gottfried ein idealisiertes Zielpublikum: die edelen herzen. Diese akzeptieren und verinnerlichen den gegensätzlichen Zustand von Freude und Schmerz, Liebe und Leid, Leben und Tod und gleichen damit dem Paar Tristan und Isolde. Am Ende des Prologs wird die Erzählung andeutungsweise mit dem Geheimnis der Eucharistie in Zusammenhang gebracht. Die edelen herzen sind also in einer Art eucharistischer Gemeinschaft miteinander verbunden. Die ehebrecherische Liebe wird auf diese Weise regelrecht zu einer Minnereligion stilisiert.
-Textausschnitt 2: Minnegeständnis (11982–12028)
Das Liebesgeständnis auf hoher See ist mehrdeutig und mit dem Wortspiel um altfranzösisch lameir verknüpft. Das Rätsel wird durch Tristan geschickt gelöst, der im vertraulichen Gespräch mit Isolde vorsichtig die verschiedenen Bedeutungen des Wortes – minne, bitter, mer – auslotet, ehe es zum gegenseitigen Liebesgeständnis kommt. Die Spannung zwischen semantischer Polyvalenz und ihrer Vereindeutigung ist ein grundlegendes Stilmerkmal des Tristanromans.
-Textausschnitt 3: Allegorie der Minnegrotte
In Gottfrieds ›Tristan‹ begegnet zum ersten Mal in deutscher Sprache die weltliche Allegorie. In der Waldlebenepisode wird die Minnegrotte als fossiure a la gent amant beschrieben, deren verschiedene Eigenschaften (sinewel, wît, hôch und ûfreht, snêwîz, alumbe eben unde sleht) einer Auslegung zugeführt werden. Die Deutung der Grottenarchitektur auf sittlich-ethische Qualitäten in der Allegorese soll den Rezipienten ein Lehrgebäude der idealen Minne vorführen. Diese ist âne winkel, âkust und list und steht im bewusst inszenierten Widerspruch zu den Listen, deren sich Tristan und Isolde am Hof Markes bedienen müssen.
- Allegorie in der mittelalterlichen Literatur
Das allegorische Verfahren war in der lateinischsprachigen geistlichen Literatur weit verbreitet, insbesondere auch in der Bibelexegese (Bibeldeutung) seit der Spätantike: Man war der Auffassung, dass der biblische Text neben dem wörtlichen Sinn noch einen Zweitsinn oder sogar einen mehrfach gestaffelten Sinn (mehrere significationes) habe. Die Welt als Gottes Schöpfung konnte ebenfalls gemäss diesem Verfahren gedeutet werden: Vorherrschend war die Meinung, dass das ‚Buch der Schrift’ (Bibel) und das ‚Buch der Natur’ (Gottes Schöpfung) einen geheimen geistlichen Sinn haben, den es zu entschlüsseln gilt.
In der mittelalterlichen Hermeneutik dominierte die Lehre vom vierfachen Schriftsinn. Als Paradigma für diesen dient die vierfache Deutungsmöglichkeit von Jerusalem: Nach dem sensus litteralis ist Jerusalem eine Stadt auf Erden, nach dem sensus allegoricus bedeutet Jerusalem die Kirche, nach dem sensus moralis verweist Jerusalem auf die Seele des Gläubigen und nach dem sensus anagogicus meint Jerusalem schliesslich die himmlische Gottesstadt. Auch Otfrid von Weissenburg bedient sich in seinem ›Evangelienbuch‹ (863/71) dieses Verfahrens. Die aus den vier Evangelien zusammengestellte Geschichte des Lebens Jesu wird in fünf Büchern nicht nur erzählt, sondern in besonderen Abschnitten (überschrieben als Spiritualiter, Mystice oder Moraliter) allegorisch gedeutet.
- Textausschnitt 4: Der literarische Exkurs
Bei Gottfrieds Literaturexkurs handelt es sich um eine für damalige Zeit einzigartige Überschau zur zeitgenössischen deutschen Literatur. Als Epiker wird zunächst Hartmann von Aue erwähnt, dessen Dichtung aufgrund der Übereinstimmung von rede und meine (san bei Chrétien) sowie wegen der Durchsichtigkeit der cristallînen wortelîn hochgelobt wird. Angesichts der von Gottfried inszenierten Mehrdeutigkeiten scheint das Lob allerdings ironisch zu sein. Gottfried setzt sich ferner ab von einem unbekannten Gegner, den er als des hasen geselle bezeichnet. In der Forschung wird vermutet, dass damit Wolfram von Eschenbach gemeint ist. Dann wendet sich Gottfried den Minnesängern zu und hebt besonders Heinrich von Veldeke hervor (er inpfete daz êrste rîs/ in tiutischer zungen). Im weiteren Verlauf seines Literaturexkurses beklagt er, dass die nahtegale von Hagenouwe schon verstummt, Reinmar von Hagenau (der Alte) also schon verstorben (um 1190/1210) sei. Walther von der Vogelweide erscheint als dessen Nachfolger (vor 1198 – nach 1227).

Der Ursprung der Tristan-Legende lässt sich nicht zuverlässig rekonstruieren; neben zahlreichen anderen Entstehungsideen erscheinen vor allem ein orientalischer Ursprung, ein germanischer Ursprung und ein keltischer Ursprung als möglich.


Dabei gilt insbesondere die keltische Ursprungstheorie als wahrscheinlich, da es hier lokale und historische Bezüge gibt (siehe Drystan fab Tallwch, Diarmuid und Gráinne sowie Scéla Cano meic Gartnáin, „Die Geschichte von Cano, dem Sohn Gartnáns“). In Cornwall hat man eine Stele aus dem 6. Jahrhundert mit dem Namen Drustanus in der Inschrift gefunden, möglicherweise eine latinisierte Form des Namens Tristan (siehe Tristan-Stein).
Aus keltischen Lais ging der Stoff vermutlich zunächst in nordfranzösische und anglonormannische Spielmannsdichtungen über. Sie sind allesamt nur fragmentarisch überliefert, so auch die im 12. Jh. entstandenen Romane von Béroul und die kunstvollere Bearbeitung des Thomas von England (eines Anglonormannen) sowie eine in ihrer Existenz umstrittene Tristan-Fassung Chrétiens de Troyes (ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert). Von hier aus fand die Sage den Weg in die spanische, italienische, deutsche, skandinavische, slawische und sogar in die griechische Literatur.
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass sich der Stoff im Laufe der Jahrhunderte aus den verschiedensten Quellen entwickelt hat, so dass es keinen exakten Ursprungstext gibt.
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