Der republik usbekistan


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Bog'liq
Kunstmärchen 2

Der Pietismus (von lateinisch pietas; „Gottesfurcht“, „Frömmigkeit“) ist nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im kontinentaleuropäischen Protestantismus. Theologisch versteht sich der Pietismus als eine Besinnung auf zentrale Anliegen der Reformation (etwa Ersatz des toten Buchstabenglaubens durch wahre Gottesfurcht und werktätige Liebe), die jedoch durch die Aufnahme anderer Traditionsstränge in spezifischer Weise umgeformt wurden. Das fromme Subjekt rückt in den Fokus der pietistischen Bewegung, die reine Lehre sowie die kirchliche Einheit geraten dabei in den Hintergrund. So findet sich einerseits in der pietistischen Bewegung ein moderner, „frühaufklärerischer“ Zug, da sie der Persönlichkeit des Einzelnen, zu dessen frommer Pflicht die Selbstbeobachtung gehören sollte, einen hohen Stellenwert gibt. Andererseits ist der Pietismus im Laufe seiner Entwicklung in weiten Teilen eine theologisch und sozial konservative Bewegung geworden.

Die pietistische Bewegung in Deutschland hat seit ihrer Entstehung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zahlreiche Veränderungen durchgemacht: vom klassischen Pietismus der Barockzeit über den Spätpietismus des ausgehenden 18. und des beginnenden 19. Jahrhunderts, die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts und die Gemeinschaftsbewegung bis zur evangelikalen Bewegung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die kirchenkritische Strömung innerhalb des Pietismus wird als radikaler Pietismus umschrieben und zeigte sich in Form eines Separatismus (Ablösung von der Staatskirche).

Das Wort „Pietismus“ ist eine lateinisch-französisch-griechische Hybridbildung. Zum französischen Wort piété, das seinerseits wie das deutsche Wort „Pietät“ aus dem Stamm „pietat“ des lateinischen Wortes pietas („Pflichtgefühl“, „Pflichtbewusstsein“, „pflichtgerechtes Verhalten gegenüber den Göttern und den Menschen“, „Ehrfurcht“, „Gottesfurcht“, „Frömmigkeit“) gebildet ist, tritt die Latinisierung der griechischen Endung „-ismós“ für intensivierte Denkhaltungen oder Ideologien. Es wird meist mit dem Hauptwerk von Philipp Jacob Spener Pia Desideria (1675) in Verbindung gebracht, aber Speners Erinnerung zufolge war das seit 1680 schriftlich dokumentierte Wort bereits um 1674 im Raum Frankfurt am Main eine spöttische Bezeichnung für „Frömmelei“.

Als positive Selbstbezeichnung hat erstmals der pietistische Leipziger Poesie-Professor Joachim Feller (1638–1691) das Wort „Pietist“ verwendet, beispielsweise im August des Jahres 1689 in dem Sonett auf den verstorbenen Leipziger Theologiestudenten Martin Born (1666–1689):



Es ist ietzt Stadt-bekannt der Nahm der Pietisten;

Was ist ein Pietist? Der Gottes Wort studirt /

Und nach demselben auch ein heilges Leben führt. […]

Es folgte Fellers Bekenntnis in dem Sonett auf den am 18. Oktober 1689 verstorbenen Leipziger Kaufmann Joachim Göring (1625–1689):



Ich habe jüngst gedacht / der hieß'gen Pietisten / […]

Ich selbsten will hiemit gestehen ohne Scheu /

Daß ich ein Pietist ohn Schmeich- und Heucheln sei. […]

In vergleichbar positivem Sinn bedeutet das Wort „Pietismus“ das Streben nach intensivierter, vertiefter Frömmigkeit.

Der Pietismus ist durch zahlreiche Bewegungen und die in ihnen wirksam gewordenen Anschauungen entscheidend beeinflusst worden. Ausgangspunkt dieser Bewegungen sind die empfundenen Schwierigkeiten der Verwirklichung des Glaubens im Leben der Kirchen (der Reformation). Es sind die Fragen nach persönlicher Frömmigkeit, eines christlichen Lebens und den daraus entstehenden Konsequenzen für das Wesen der Kirche, auf die in diesen Bewegungen Antworten gesucht wurden.

Aus dem deutschen Bereich sind es vor allem die Täufer (seit 1525), die Schwenkfeldianer, Paracelsus (1493–1541), Valentin Weigel (1533–1588), Jakob Böhme (1575–1624), Christian Hoburg (1607–1675) und deren Anhänger und mystisch-spiritualistische Gesinnungsgenossen, die die Frage nach dem „wahren Christentum“ wachhielten und den aufrichtigen Christen in den Kirchen stellten.

Johann Arndt (1555–1621) hat in besonderer Weise durch sein Erbauungsbuch „Vier Bücher vom wahren Christentum“ die Anschauungen von Kirchenvätern, der spätmittelalterlichen Mystik, Thomas von Kempen, Paracelsus und Valentin Weigel vermittelt. Damit hat Arndt eine Synthese von Luthertum, Mystik, Alchemie und Spiritualismus vollzogen. Die Auseinandersetzungen um seine weit verbreitenden Erbauungsbücher zeigen, dass seinen Kritikern die Aufnahme heterodoxer Gedanken bei Arndt durchaus bewusst war. Einen wichtigen Fürsprecher fanden die Frömmigkeitsimpulse Arndts in Johann Gerhard. Auch der Dichter Angelus Silesius schöpfte im 17. Jahrhundert aus dem Pietismus und in dessen Blütezeit entstand im 18. Jahrhundert der Messias von Klopstock.

Die Frömmigkeitsbewegung innerhalb der lutherischen Kirchen hat auch dem Pietismus den Weg bereitet. Herausragende Vertreter sind neben Johann Gerhard, unter anderem Andreas Musculus, Stephan Praetorius, Philipp Nicolai, Johann Valentin Andreae und Theophil Großgebauer.

Wichtig und nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss, den der englische Puritanismus durch die Verbreitung seiner Erbauungsbücher und theologischen Abhandlungen auf den Pietismus der Barockzeit hatte. Ebenso beeinflusste auch die niederländische Nadere Reformatie den Pietismus, in besonderer Weise den reformierten Pietismus, denn die reformierten Kirchen im Deutschen Reich hatten ein intensives Beziehungsgeflecht zu ihren Schwesterkirchen in den niederen Landen.


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