Dynamische Weiterentwicklung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes für den Landkreis Landsberg am Lech
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Dynamische Weiterentwicklung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes für den Landkreis Landsberg am Lech Teil A Aufbau eines Quartiersmanagements für die Gemeinde Egling a. d. Paar Nördlicher Landkreis Landsberg a. Lech
Stand Mai 2014
Bürgerstiftung lebensWert Hauptstraße 55
86492 Egling an der Paar E-Mail: kontakt@buergerstiftung-lebenswert.de Ansprechpartner: Herr Franz Löffler Tel. 08206 1603
Inhalt 1.
Ausgangslage ............................................................................................................................ IV 2.
Gründe für ein Quartierskonzept ................................................................................................ V 3.
Grundlage für ein Quartierskonzept ........................................................................................... V 4.
Ziele eines Quartierskonzeptes ................................................................................................. VII 5.
Quartiersmanagement ............................................................................................................ VIII 6.
Wohnen und Wohnumfeld ...................................................................................................... VIII 7.
Unterstützung und Pflege ...........................................................................................................IX 8.
Soziales ...................................................................................................................................... X 9.
Bürgerbeteiligung.......................................................................................................................XI 10.
Kooperation und Vernetzung.................................................................................................XII 11.
Projektbewertung .................................................................................................................XII 12.
Anforderungen an den/ die Quartiersmanager/in sind: .........................................................XII 13.
Zeitlicher Umfang ..................................................................................................................XII 14.
Projektstand ......................................................................................................................... XIII 15.
Entwicklungsperspektive ...................................................................................................... XIII 16.
Nachhaltigkeit ..................................................................................................................... XIV 17.
Innovative Aspekte .............................................................................................................. XIV
1. Ausgangslage Geographische Lage und Verkehrsanbindung Die Gemeinde Egling an der Paar liegt im nördlichen Teil des Landkreises Landsberg am Lech, 20 km von Landsberg am Lech und 25 km von Augsburg entfernt, an der Staatsstraße Landsberg-Mering, mit eigenem Bahnhof an der Bahnlinie Weilheim- Augsburg. Laut Fortschreibung des Zensus von 2011 hat die Gemeinde Egling a.d. Paar mit den Ortsteilen Egling, Heinrichshofen und dem Weiler Hattenhofen am 31.12.2012 insgesamt 2.213 Einwohner. 1 Das Einwohnermeldeamt der Gemeinde Egling meldete zum Stichtag 31.12.2013 bereits 2.315 Einwohner. Gemeindliche Versorgungseinrichtungen / Infrastruktur In Egling an der Paar befinden sich ein Kindergarten, eine Grundschule, eine Bücherei, ein Allgemeinarzt, ein Zahnarzt und zwei podologische Praxen. Das nächstgelegene Krankenhaus befindet sich in Landsberg am Lech. Alten- und Pflegeheime, in die Personen aus Egling an der Paar im Bedarfsfall ziehen, sind in Mering und in Landsberg. Es gibt einen bayerischen Gasthof und eine Pizzeria in der Hauptstraße von Egling. Für die Nahversorgung stehen ein Getränkemarkt, ein Bäcker in Verbindung mit einem kleinen Lebensmittelgeschäft mit Basisangebot, eine Metzgerei und zwei Finanzdienstleister zur Verfügung. Im „ Eine-Welt- Laden“ wird die Poststelle betrieben und es
werden “fair“ gehandelte Produkte wie Tee, Kaffee, Süßigkeiten und Gewürze angeboten. Das Vereinsleben am Ort ist sehr vielfältig und lebendig. Es sind über 20 aktive Vereine und Verbände bei der Gemeinde registriert. So veranstaltet z.B. der Pfarrgemeinderat ein jährliches Pfarrfest, verschiedene Solidaritätsaktivitäten und hat auch einen Bibelkreis initiiert. Der sehr aktive Frauenbund organisiert u. a. eine „Mutter –
Kind Gruppe“ und auch einen regelmäßigen Seniorentreff. Ein eigener Kulturverein –„ egling huaschof Intakt “ – veranstaltet neben verschiedenen kleineren kulturellen Veranstaltungen, jährlich ein über die Dorfgrenzen hinaus anerkanntes und geschätztes Theater. Ein weiterer Verein, der Kultur und Heimatverein, betreut und unterhält das Heimatmuseum und organisiert regelmäßig themenbezogene Ausstellungen.
1 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung. GENESIS-Online Datenbank. Egling an der Paar. Mehrere Vereine zusammen veranstalten alljährlich ein vielfältiges Kinder- Sommerferien-Programm. Die Gemeinde Egling a. d. Paar erlangte am 1. Jan. 1998 wieder die politische und verwaltungsmäßige Selbständigkeit. Zuvor war sie zusammen mit Prittriching und Scheuring 20 Jahre in einer Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Prittriching organisiert. Zurzeit sind fünf Wählergruppierungen im Gemeinderat vertreten. Davon sind drei in politischen Parteien organisiert. 2. Gründe für ein Quartierskonzept Der demographische Wandel betrifft auch Egling an der Paar. Zwar wird für die Gemeinde – anders als für viele andere Gemeinden Bayerns - in den kommenden Jahren ein leichter Bevölkerungsanstieg prognostiziert, 2 der Bevölkerungsaufbau wird sich jedoch in seiner Struktur stark ändern: Im Jahr 2010 waren 16,2 % der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Egling an der Paar 65 Jahre und älter (8,2 % waren 75 Jahre und älter). 3 Bis 2021 soll der Anteil der über 65-Jährigen gegenüber 2009 um 14,8 % steigen. Das Durchschnittsalter wird sich von 40,6 Jahren im Jahr 2009 auf 43,5 Jahre im Jahr 2021 erhöhen. Gleichzeitig wird sich die Zahl der unter 18-Järigen um 12,9 % verringern. 4 Voraussichtlich werden dann ca. 420 Personen im Alter ab 65 Jahren wohnen. Weiterhin wird sich nicht nur die Anzahl bzw. der Anteil der Seniorinnen und Senioren erhöhen; es wandeln sich auch die Wünsche und Bedürfnisse der älteren Menschen und werden vielfältiger. Auch der soziale Zusammenhalt ändert sich: Familiäre Unterstützung wird möglicherweise zurückgehen, soziale Netzwerke werden an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig werden die Möglichkeiten des Lebens und Wohnens im Alter immer differenzierter. Dabei steht der Wunsch im Vordergrund, zuhause oder „wie zu Hause“ in der Gemeinde Egling a. d. Paar zu wohnen.
Für den Landkreis Landsberg am Lech wurde im Jahr 2010 ein Seniorenpolitisches Gesamtkonzept erstellt, in dem Handlungsempfehlungen für eine Vielzahl von Themenbereichen gegeben wurden. Das vorliegende Quartierskonzept greift diese Themen auf und soll als Instrument dienen, das Seniorenpolitische Gesamtkonzept
2
Gemeinden. Egling an der Paar.
3 Statistischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung: GENESIS ONLINE Datenbank
4
Statistischen Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung: Demographie-Spiegel für bayerische Gemeinden. Egling an der Paar.
dynamisch weiterzuentwickeln. In der Pflegebedarfsplanung, die Teil des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts ist, wird darauf hingewiesen, dass bei einem Ausbau der Angebote die Variante „ambulant vor stationär“ von Betroffenen und den Kommunen offensichtlich bevorzugt wird – so auch von der Gemeinde Egling an der Paar – und dass daher entsprechende Strukturen verbessert bzw. ausgebaut werden müssen. Es wird weiterhin auf die zu erwartende Zunahme der Zahl demenzkranker Personen sowie psychisch Kranker hingewiesen und auf die Notwendigkeit, diesbezüglich Vorsorge zu treffen. Es wird u.a. empfohlen, Entlastungsangebote für pflegende Angehörige durch Angebote der Tagespflege, niedrigschwellige Angebote der Tagesbetreuung vor Ort und Helferkreise zu schaffen. 5
Initiatorin und Trägerin des Quartierskonzepts ist die im Jahr 2013 von sozial engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Egling und Umgebung gegründete „Bürgerstiftung lebensWert – jung mit alt –
Deren übergeordnetes Ziel ist es, dem Gemeinwohl zu dienen. Die einzelnen Ziele der Stiftung sind erklärtermaßen: Profis und ehrenamtliche Helfer zusammenzuführen, durch das Schaffen einer Teilzeitstelle. Den Stiftungsgedanken in die Bevölkerung tragen und Akteure vor Ort vernetzen. Als Dach eines wachsenden Netzwerkes organisatorisch, informativ und beratend Hilfesuchende zu unterstützen. Das Wohnen, das soziale Umfeld und die Pflege im Alter gemeinsam lebenswert zu gestalten. Die Nachbargemeinden verstärkt mit einbeziehen und die verschiedenen kommunalen Ressourcen nutzen. Schon 2011, vor Gründung der Stiftung, haben die Gemeinde sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger ein Konzept für ein Sozialzentrum erstellt und einen Architektenwettbewerb durchgeführt. (s. Anhang). Dieses „Haus nicht nur für Senioren“ soll sukzessive als Wohn - und Begegnungszentrum entstehen: Es sind barrierefreie Wohnungen und eine ambulant betreute Wohngemeinschaft geplant. Daneben sollen ein Gemeinschaftsraum, eine Tagespflege und ein Café für Jung und Alt entstehen. Das Angebot richtet sich zum einen an alle Menschen, die auf Pflege angewiesen sind, sowie deren Angehörige, soll aber auch Begegnungsort für Bürgerinnen und Bürger jeden Alters sein. Um eine Vorstellung von den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger und deren Einstellung zur Idee des Sozialzentrums zu bekommen, wurde im Juni 2011 eine
5 Landkreis Landsberg am Lech: Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Landsberg am Lech, 2010
Befragung durchgeführt. Hierbei kam zum Ausdruck, dass bei den allermeisten Befragten der große Wunsch besteht, auch bei Unterstützungs- und Pflegebedarf in der Gemeinde wohnen bleiben zu können, wofür dieses Zentrum eine Hilfestellung bietet. Viele drückten nicht nur ihr Interesse an dem Zentrum aus, sondern auch die Bereitschaft, sich für dieses Ziel mit zu engagieren und / oder einen finanziellen Beitrag zu leisten. (s. Anhang).
Im Hinblick auf die zu erwartende Veränderung der Altersstruktur in den kommenden Jahren sieht sich die Bürgerstiftung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde in der Verantwortung, rechtzeitig die Voraussetzungen zu schaffen, dass älter werdende Menschen in Egling an der Paar auch in Zukunft sicher und weitestgehend selbstbestimmt in ihrem vertrauten Umfeld leben können. Ein wesentliches Ziel ist dabei auch, der Vereinsamung vorzubeugen. Mit einem Quartierskonzept, das alle Lebensbereiche älterer Menschen umfasst, soll deren Wünschen und Bedürfnissen Rechnung getragen werden. Es sind daher entsprechende altersgerechte Wohn-, Unterstützungs-, Pflege- und Versorgungsstrukturen aufzubauen. Das Miteinander und die gegenseitige Wertschätzung der Generationen soll in der Gemeinde weiter gefördert werden; dabei wird ein Schwerpunkt auf die Belange älterer Menschen gelegt. Mit diesen Maßnahmen in den Bereichen „Wohnen und Wohnumfeld “,
„Soziales“ sowie „Unterstützung und Pflege“ sollen nachhaltig kleinräumige und ausdifferenzierte Strukturen geschaffen werden. Des Weiteren sind die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Entwicklungsprozess, Eigeninitiativen und gegenseitige, unterstützende Hilfen zu stärken und zu aktivieren. Die Zusammenarbeit der Akteure der Seniorenarbeit ist zu koordinieren. Eine Quartiersentwicklung verläuft kontinuierlich und bedarfsorientiert. Prioritäre Themen werden vorrangig bearbeitet, andere Themen zwar nachrangig realisiert, aber nicht außer Acht gelassen. Zum Teil werden sich während des Prozesses neue Wünsche, Bedürfnisse und Notwendigkeiten ergeben, auf die entsprechend reagiert wird.
Im Folgenden werden die zentralen Themenfelder eines Quartierskonzeptes - „Wohnen und Wohnumfeld“, „Soziales“ sowie „Unterstützung und Pflege“ betrachtet, sowohl was die Überlegungen betrifft, die in der Gemeinde Egling an der Paar bereits angestellt wurden als auch die Aufgaben eines Quartiermanagers bzw. Quartiersmanagerin, die nach jetzigem Kenntnisstand zu übernehmen sind.
5. Quartiersmanagement Verantwortlich für die Quartiersentwicklung ist die Bürgerstiftung lebensWert Egling die in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Egling und ein/e hauptamtliche/r „ Kümmerer/in“ der/die die Entwicklungsprozesse in der Gemeinde (mit) initiiert, mitträgt und die Nachhaltigkeit gewährleistet. Außerdem dient er/sie als Ansprechpartner für ältere Menschen in der Gemeinde und begleitet diese. Dazu sollen feste Sprechstundenzeiten in einem zentral gelegenen Büro eingerichtet werden. Da manchmal schnell Hilfe und Rat nötig sind, soll auch eine Notfalltelefonnummer eingerichtet werden, die täglich von drei oder vier geschulten Ehrenamtlichen des Ortes bedient werden soll. Weiterhin sorgt das Quartiersmanagement für Transparenz und für Öffentlichkeitsarbeit. Es unterstützt das oben erwähnte Eigenengagement der Bürgerinnen und Bürger sowie den Ausbau sozialer Netze und koordiniert Angebote der unterschiedlichen Akteure.
Die Ermittlung der Wünsche und Bedürfnisse in Bezug auf seniorengerechtes Woh- nen ist eine wichtige Grundlage für die Quartiersentwicklung. Ein Anfang wurde durch die Bürgerstiftung LebensWert bereits mit der o.g. Befragung gemacht (s.o.). Demnach möchten die allermeisten, die sich an der Befragung beteiligt haben, im Falle einer Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit in Egling wohnen bleiben und Angebote vor Ort in Anspruch nehmen. Mit dem bereits angedachten Sozialzentrum (Architektenentwurf, siehe Punkt 3 „Grundlagen für das Quartierskonzept) wird ein wesentlicher Baustein der Quartiersentwicklung realisiert. Der/die Quartiersmanager/in muss sich zusammen mit der Stiftung lebensWert dafür einsetzen, entsprechende inhaltlichen Angebote in die Wege zu leiten und weiterhin die Wünsche und Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger erfassen und im Blick behalten. Für Seniorinnen und Senioren, die möglichst lange zuhause wohnen bleiben möch- ten, soll neben einer Erstwohnberatung eine professionelle Wohnberatung über den Landkreis organisiert und finanziert werden. Die Erstwohnberatung soll z. B. durch den/die Quartiersmanager/in oder ausgebildete Ehrenamtliche erfolgen, die bei Bedarf professionelle Beratung zu vermitteln. Auch technische Unterstützungsmög- lichkeiten und Hilfsmittel sollten die Beratenden kennen und ggf. empfehlen. Zu diesen Themen soll auch regelmäßig in der lokalen Presse und bei Informations- veranstaltungen hingewiesen werden. Dies wird im Aufgabenbereich des / der Quartiersmanagers / die Quartiersmanagerin liegen. Eine weitere Aufgabe wird sein, mit darauf hinzuwirken, dass in Egling an der Paar ein barrierefreier öffentlicher Raum entsteht. Hierzu ist die Durchführung einer oder mehrerer Ortsbegehungen unerlässlich, um Bereiche zu identifizieren, die noch nicht barrierefrei sind. Der/die Quartiersmanager/in muss schließlich das Ziel verfolgen, eine wohnortnahe Versorgungsinfrastruktur zu erhalten bzw. zu schaffen und diesbezüglich eng mit der Gemeinde kooperieren. 7. Unterstützung und Pflege Wie im vorangegangenen Punkt erwähnt, wünschen sich viele Einwohner der Gemeinde Egling an der Paar, dass sie gegebenenfalls Unterstützungs- und Pflegeleistungen vor Ort vorfinden. Durch ein barrierefreies Wohnangebot, sowie einen professionellen und ehrenamtlichen Hilfe-Mix an Pflege- und Betreuungs- leistungen am Ort (zum Teil im geplanten Sozialzentrum) ist dieses Ziel zu erreichen. Angedacht ist auch eine „Pflegewohnung auf Zeit“, hier können vorübergehende unterstützungsbedürftige Personen wohnen, bis sie wieder in die eigene Häuslichkeit zurück können. Geklärt werden muss noch, wie Reha- und Pflegeleistungen organisiert werden können. Dies ist u.a. Aufgabe der / des Quartiersmanagers. Eine professionelle Betreuung und Versorgung (Standardleistungen in der Grund- und Behandlungspflege, pflegeergänzende Maßnahmen, alternative Betreuungsformen, etc.) koordiniert der/die Quartiersmanager/in und begleitet auf Wunsch anschließend die älteren Menschen. Damit soll die Versorgung an der Schnittstelle zwischen Krankenhaus und häuslicher Versorgung verbessert werden. Bezüglich der Pflege- und Unterstützungsleistungen soll dabei weiterhin stets Wahlfreiheit bestehen. Derzeit werden unterstützungs- und pflegebedürftige Menschen von drei ambulanten Diensten versorgt, die aus Moorenweis, Landsberg am Lech und Mering kommen. Es ist notwendig, einen ambulanten Dienst / eine Sozialstation mit Stützpunkt in der Gemeinde Egling an der Paar zu gewinnen, um somit auch eine 24-Stunden- Notfallversorgung vor Ort gewährleisten zu können. Der/ die Quartiersmanager/in wird sich dafür einsetzen. Ältere Menschen, die eine Tagespflege in Anspruch nehmen wollen, müssen zurzeit von Einrichtungen anderer Orte abgeholt werden. Im geplanten Sozialzentrum soll eine Tagespflege entstehen, wobei auf einen guten Personalschlüssel und hohe Qualität großer Wert gelegt wird.
Auch niedrigschwellige Angebote gibt es in der Gemeinde Egling an der Paar nicht, die nächstgelegenen befinden sich in Mering. Der Bedarf für derartige Angebote in der Gemeinde ist jedoch gegeben. Daher sind mit Hilfe des Quartiersmanagers / der Quartiersmanagerin Entlastungsangebote aufzubauen und zu vernetzen, z. B. ehrenamtliche Helfer- und Gesprächskreise, Betreuungsgruppen für Pflegebedürftige, demenziell oder psychisch Erkrankte, etc. Es wurden bereits Überlegungen angestellt, ein bis zwei Mal in der Woche – übergangsweise im Pfarrheim - eine Betreuungsgruppe anzubieten. Später soll dies im Sozialzentrum stattfinden. In Egling a. d. Paar gibt es eine informelle
Nachbarschaftshilfe. Eine kleine Gruppe Ehrenamtlicher übernimmt z. B. Fahrdienste. Der/ die Quartiersmanagerin wird mit der Bürgerstiftung zusammen eine mögliche Organisationsform für bürgerschaft- liches Engagement (z. B. eine offizielle Nachbarschaftshilfe in Form eines Vereins) finden und bei der Umsetzung behilflich sein: Er / sie soll professionelle und ehrenamtliche Hilfe- und Unterstützungsleistungen vermitteln und koordinieren. Dabei sind zugehende Besuche wichtig, denn gerade im ländlichen Raum gibt es Vorbehalte zur Inanspruchnahme von Leistungen. Solche Assistenzleistungen können Fahr-, Hol- und Bringdienste, hauswirtschaftliche Hilfen, Hausnotruf, etc. sein. Dem Quartiersmanager / der Quartiersmanagerin obliegt es nicht nur, fehlende Dienste aufzubauen, sondern bestehende Unterstützungs- und Hilfsangebote für die einzelnen hilfsbedürftigen Personen zu organisieren und zu koordinieren. 8. Soziales In der Gemeinde Egling an der Paar wird zurzeit einmal im Monat ein Seniorentreffen organisiert. Hier finden auch Vorträge und Ausflüge statt. Außerdem existiert ein aktives Vereinsleben, bei dem Senioren sehr aktiv mitwirken. Bei einer Zunahme Älterer wird es jedoch immer wichtiger, einen Nachbarschafts- treffpunkt zu haben und noch zahlreichere und vielfältiger soziale Angebote zu schaffen. Im „Haus nicht nur für Senioren“ (Sozialzentrum) soll eine Begegnungsmöglichkeit eingerichtet werden. Ein Café für Jung und Alt soll außerdem die Begegnung aller Generationen fördern. Alle Angebote sollen erfasst und koordiniert sowie stets den Bedürfnissen angepasst werden. Eine Beratungsstelle existiert in Egling an der Paar noch nicht. Der/die Quartiersmanager/in wird Ansprechpartner/in für ratsuchende Pflegebedürftige bzw. für deren Angehörige sein. Hierzu wird er/sie zu festgelegten Zeiten telefonisch und persönlich erreichbar sein und vor allem auch aufsuchende Hausbesuche
durchführen. Er/sie wird soll von drei bis vier fortgebildeten Ehrenamtlichen unterstützt werden, die ein Notfalltelefon für Ratsuchende mit bedienen. Solange das Sozialzentrum noch nicht errichtet ist, obliegt es dem/der Quartiersmanager/in, einen Treffpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde als Voraussetzung für Veranstaltungen (generationenübergreifend und für speziell für Seniorinnen und Senioren) festzulegen. Bedarfsorientierte Angebote wie Informationsveranstaltungen, geselliges Zusammensein, z. B. auch ein Mittagstisch, etc. organisiert oder koordiniert sie/er. Dazu ist wiederum eine Vernetzung mit verschiedenen Anbietern unabdingbar. Voraussichtlich wird hier auch auf ehrenamtlich Tätige in der Gemeinde zurückgegriffen werden müssen. Engagement soll ermutigt werden und entsprechende Strukturen und soziale Netze sind aufzubauen. Eigeninitiativen können sich bei der/dem Quartiersmanager/in Unterstützung und Rat einholen. Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich bereits ehrenamtlich. Die Aufgabe des Quartiersmanagements wird es sein, Aufgaben und Freiwillige zu koordinieren und weitere Bürgerinnen und Bürger für das Ehrenamt zu gewinnen. Eigeninitiativen werden aktiv unterstützt. 9. Bürgerbeteiligung Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Egling an der Paar, sich in die Bürgerstiftung (auch finanziell) einzubringen ist sehr hoch. Auch bei der Befragung im Jahr 2011 kamen viele positive Rückmeldungen zum geplanten Sozialzentrum sowie Aussagen, die darauf schließen lassen, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger bereitwillig engagieren werden (s. Anhang). Die Öffentlichkeit soll bezüglich der Quartiersentwicklung stets auf dem Laufenden gehalten werden. Die Bürgerstiftung hat bereits eine Website eingerichtet, auf der die Stiftung sich vorstellt. Auf dieser Plattform soll über das Quartiersprojekt jeweils aktuell berichten und über das gesamte Programm informiert werden. Die Öffentlichkeitsarbeit obliegt dem / der Quartiersmanager/in, die Bürgerstiftung wird sie / ihn jedoch sowohl was den Internetauftritt als auch Presseberichte betrifft, unterstützen. Eine wichtige Aufgabe des/der Quartiersmanagers/in ist die Einbindung und Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern am Gestaltungsprozess des Sozialzentrums und der Quartiersentwicklung. Er/sie erfasst die Wünsche und Bedürfnisse älterer Menschen und organisiert z. B. künftige Arbeitsgruppen, Ortsbegehungen und Bürgerwerkstätten, bei denen die Planungen diskutiert werden können. Selbsthilfeinitiativen sollen durch den/die Quartiersmanager/in gestärkt werden.
Für die Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Egling an der Paar soll im Quartiersprozess ein bedarfsgerechtes, passgenaues Angebot geschaffen werden. Die Bürgerstiftung lebensWert möchte diesbezüglich als Ansprechpartner fungieren und ein Netzwerk zusammenführen. Der/die künftige Quartiersmanager/in wird diese Aufgabe mit übernehmen. Angebote von verschiedenen Anbietern und Einrichtungen werden in Vernetzungstreffen koordiniert, künftige Arbeitsgruppen mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort unterstützt, der Kontakt zur Gemeinde und dem Landratsamt gepflegt.
Schließlich erfolgt über die /den Quartiersmanager/in in regelmäßigen Abständen eine Evaluation der Quartiersentwicklung.
Mit Beratung, Organisation, Kooperation und Vernetzung, und Evaluation kommt ein breites Spektrum an Aufgaben auf den/die Quartiersmanager/in zu. Eine fachliche Qualifikation ist daher wesentlich. Folgende Anforderungen sollte der/die Quartiersmanager/in erfüllen: Abgeschlossenen Berufsausbildung, bevorzugt im sozialen Bereich Berufliche Erfahrung im sozialen Bereich oder vergleichbare Erfahrungen durch gesonderte persönliche Betroffenheit Grundkenntnisse in sozialrechtlichen Ansprüchen Teamfähigkeit und gute Kommunikationsfähigkeit und freundlicher Umgang mit Menschen Möglichst Erfahrung mit der Organisation von Veranstaltungen und der Öffentlichkeitsarbeit und Moderationsfähigkeiten 13. Zeitlicher Umfang Zu Anfang der Quartiersentwicklung werden auf den/die Quartiersmanager/in besonders viele Aufgaben zukommen, die auf ehrenamtlicher Basis nicht zu leisten
sind. Daher soll eine Teilzeitstelle im Umfang von 20 Stunden wöchentlich geschaffen werden. Die personelle und arbeitszeitliche Ausstattung wird als notwendig angesehen, damit die erforderlichen Strukturen für eine nachhaltige und mitwirkungsorientierte Quartiersentwicklung erarbeitet werden können. Der Stellenbedarf wird in diesem Umfang zunächst für zwei Jahre gesehen. In diesem Zeitraum soll auch eine organisatorische Struktur aufgebaut werden, bei der haupt- und ehrenamtlich Tätige zusammenarbeiten, so dass nach dieser Zeit die Stundenanzahl beschränkt werden kann.
„Haus nicht nur für Senioren“: Durch einen Gemeinderatsbeschluss wurde ein zentral gelegenes Grundstück von ca. 6000 qm für das Projekt gesichert. Es wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt und das favorisierte Modell der Bevölkerung zusammen mit einem Fragebogen zu Pflege und Betreuung zugesandt. Der Zuspruch war sehr groß (s. Textauszüge aus den Antworten der Befragung). Es ist geplant, das Projekt in Modulen Schritt für Schritt zu verwirklichen. Räumlichkeiten für das Quartiersmanagement sind bereits vorhanden: Die Gemeinde hat der Bürgerstiftung als Träger des Quartierskonzepts dauerhaft eine barrierefreie, zentral gelegene Erdgeschosswohnung mit Parkplätzen direkt vor dem Haus zugesagt. Diese wird mietfrei überlassen werden, voraussichtlich sind lediglich die Nebenkosten von der Bürgerstiftung zu tragen. Bis diese Wohnung frei wird, kann das Quartiersmanagementbüro übergangsweise im Pfarrheim in der Schulstraße 13 untergebracht werden. Das Pfarrheim ist ebenfalls rollstuhlgerecht gebaut mit entsprechenden Sanitäranlagen und Parkplätzen. 15. Entwicklungsperspektive Das Quartierskonzept wird von der Bürgerstiftung und der Gemeinde getragen und finanziell unterstützt. Auch der Landkreis begrüßt die Entwicklung und ist an einer modellhaften Quartiersentwicklung für den Landkreis interessiert. Mit anderen Gemeinden soll zusammengearbeitet werden: Es besteht bereits ein Pfarreien Verbund mit den Gemeinden Dünzelbach, Scheuring und Prittriching. In diesem Verbundraum leben heute bereits ca. 7.000 Personen. Bei der Bürgerbefragung haben sich sehr viele Bürger hinter die Idee des Sozialzentrums gestellt, weshalb mit einem großen Rückhalt und Engagement sowie finanzieller Beteiligung zu rechnen ist. Das Sozialzentrum soll in einzelnen Modulen errichtet und je nach Bedürfnissen und vorhandener Ressourcen entwickelt werden.
Nicht nur bezüglich des Sozialzentrums - auch in anderen Bereichen kann auf die bestehende ehrenamtliche Bereitschaft aufgebaut werden. Währen der ersten zwei Jahre des Projekts wird mit einem größeren Zeitaufwand für den/die Kümmerer/in gerechnet. Für die Zeit nach der Anschubfinanzierung durch das Bayerische Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration wird die Stelle des / der Quartiersmanagers/in mit reduziertem Personalaufwand fortgeführt. Dafür stellt die Bürgerstiftung Gelder zur Verfügung und auch die Gemeinde erklärt sich bereit, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Weiteren Finanzierungsmöglichkeiten wird nachgegangen. Zum Beispiel bemüht sich die Gemeinde Egling, an der Förderung der LEADER-Region Ammersee teilzunehmen.
Der Bürgerstiftung und der Gemeinde ist es wichtig, dass das Quartierskonzept die Weichen für die zukünftige Entwicklung der Gemeinde Egling an der Paar stellt. Es wird mit seinem alle Akteure und alle Lebensbereiche umfassenden Charakter als die beste Antwort auf die zu erwartende demographische Entwicklung gesehen. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Prozess wird eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen sein. Zum einen sind bereits Hochengagierte in der Bürgerstiftung tätig, zum anderen hat die Umfrage im Jahr 2001 ein großes Engagement der Bürgerschaft gezeigt. Dies ist nicht zuletzt wichtig, um bezahlbare Angebote bereitzustellen. Weiterhin ist die Bereitschaft der Bürger, sich finanziell zu beteiligen sehr hoch. Die Bürgerstiftung als Trägerin strebt eine enge Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Landkreis an. Auch der Landkreis begrüßt die geplante Quartiersentwicklung und sieht diese als beispielgebend für den gesamten Landkreis Landsberg am Lech an. Dieses gemeinsame Auftreten schafft Vertrauen, was eine wichtige Basis für das nachhaltige Gelingen der Quartiersentwicklung ist und weiteres Engagement der Bürgerinnen und Bürger fördert. Die Bürgerstiftung als Trägerin des Quartierskonzepts wird sich aktiv und nachhaltig für dessen Gelingen einsetzen. 17. Innovative Aspekte Das Quartierskonzept ist ein alle Lebensbereiche umfassendes Konzept, das älteren Menschen der Gemeinde ermöglichen wird, in ihrem vertrauten Umfeld wohnen bleiben und weitestgehend selbstbestimmt leben zu können. Bislang ist die einzige Lösung bei Pflegebedarf und ohne ausreichende familiäre Unterstützung nur der Umzug in ein Pflegeheim außerhalb von Egling an der Paar. Ein zuverlässiges, auf mehrere Stützen gebautes System aus familiärer, ehrenamtlicher und professioneller Hilfe soll eine Alternative dazu bieten. Eine Vielfalt passgenauer und bezahlbarer Angebote kann so vorgehalten werden. Dazu wird die Bürgerstiftung mit der Gemeinde Egling an der Paar und auch mit angrenzenden Gemeinden zusammenarbeiten. Die interkommunale Zusammenarbeit sowie das Quartierskonzept als Solches werden einen Modellcharakter für andere Gemeinden im Landkreis haben.
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