Faust Der Tragödie erster Teil Zueignung
Helena. Ist unser Glück. Faust
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Faust
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- Helena. Ich fühle mich so fern und doch so nah, Und sage nur zu gern: da bin ich! da! Faust.
Helena.
Ist unser Glück. Faust. Schatz ist sie, Hochgewinn, Besitz und Pfand; Bestätigung wer gibt sie? Helena. Meine Hand. Chor. Wer verdächt’ es unsrer Fürstin Gönnet sie dem Herrn der Burg Freundliches Erzeigen. Denn gesteht, sämmtliche sind wir Ja Gefangene, wie schon öfter Seit dem schmählichen Untergang Ilios und der ängstlich- Labyrinthischen Kummerfahrt. Fraun, gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, Aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, Vielleicht schwarzborstigen Faunen, Wie es bringt die Gelegenheit, Ueber die schwellenden Glieder Vollertheilen sie gleiches Recht. Nah und näher sitzen sie schon An einander gelehnet, Schulter an Schulter, Knie an Knie; Hand in Hand wiegen sie sich Ueber des Throns Aufgepolsterter Herrlichkeit. Nicht versagt sich die Majestät Heimlicher Freuden Vor den Augen des Volkes Uebermüthiges Offenbarseyn. Helena. Ich fühle mich so fern und doch so nah, Und sage nur zu gern: da bin ich! da! Faust. Ich athme kaum, mir zittert, stockt das Wort, Es ist ein Traum, verschwunden Tag und Ort. Helena. Ich scheine mir verlebt und doch so neu, In dich verwebt, dem Unbekannten treu. Faust. Durchgrüble nicht das einzigste Geschick, Daseyn ist Pflicht und wär’s ein Augenblick. Phorkyas (heftig eintretend). Buchstabirt in Liebes-Fibeln, Tändelnd grübelt nur am Liebeln, Müßig liebelt fort im Grübeln, Doch dazu ist keine Zeit. Fühlt ihr nicht ein dumpfes Wettern? Hört nur die Trompete schmettern, Das Verderben ist nicht weit. Menelas mit Volkes-Wogen Kommt auf euch herangezogen; Rüstet euch zu herbem Streit! Von der Sieger-Schaar umwimmelt, Wie Deiphobus verstümmelt, Büßest du das Fraun-Geleit. Bammelt erst die leichte Waare, Dieser gleich ist am Altare Neugeschliffnes Beil bereit. Faust. Verwegne Störung! widerwärtig dringt sie ein, Auch nicht in Gefahren mag ich sinnlos Ungestüme. Den schönsten Boten Unglücksbotschaft häßlicht ihn; Du Häßlichste gar nur schlimme Botschaft bringst du gern. Doch dießmal soll dir’s nicht gerathen, leeres Hauchs Erschüttere du die Lüfte. Hier ist nicht Gefahr, Und selbst Gefahr erschiene nur als eitles Dräun. (Signale, Explosionen von den Thürmen, Trompeten und Zinken, kriegerische Musik, Durchmarsch gewaltiger Heereskraft.) Faust. Nein gleich sollst du versammelt schauen Der Helden ungetrennten Kreis: Nur der verdient die Gunst der Frauen, Der kräftigst sie zu schützen weiß. (Zu den Heerführern, die sich von den Colonnen absondern und herantreten.) Mit angehaltnem stillen Wüthen, Das euch gewiß den Sieg verschafft, Ihr Nordens jugendliche Blüthen, Ihr Ostens blumenreiche Kraft. In Stahl gehüllt, vom Strahl umwittert, Die Schaar die Reich um Reich zerbrach, Sie treten auf, die Erde schüttert, Sie schreiten fort, es donnert nach. An Pylos traten wir zu Lande, Der alte Nestor ist nicht mehr, Und alle kleinen Königsbande Zersprengt das ungebundne Heer. Drängt ungesäumt von diesen Mauern Jetzt Menelas dem Meer zurück! Dort irren mag er, rauben, lauern, Ihm war es Neigung und Geschick. Herzoge soll ich euch begrüßen, Gebietet Sparta’s Königin, Nun legt ihr Berg und Thal zu Füßen, Und euer sey des Reichs Gewinn. Germane du! Corinthus Buchten Vertheidige mit Wall und Schutz, Achaia dann mit hundert Schluchten Empfehl’ ich Gothe deinem Trutz. Nach Elis ziehn der Franken Heere, Messene sey der Sachsen Loos, Normanne reinige die Meere Und Argolis erschaff’ er groß. Dann wird ein jeder häuslich wohnen, Nach außen richten Kraft und Blitz; Doch Sparta soll euch überthronen, Der Königin verjährter Sitz. All-Einzeln sieht sie euch genießen Des Landes dem kein Wohl gebricht; Ihr sucht getrost zu ihren Füßen Bestätigung und Recht und Licht. (Faust steigt herab, die Fürsten schließen einen Kreis um ihn, Befehl und Anordnung näher zu vernehmen.) Chor. Wer die Schönste für sich begehrt, Tüchtig vor allen Dingen Seh’ er nach Waffen weise sich um; Schmeichelnd wohl gewann er sich Was auf Erden das Höchste; Aber ruhig besitzt er’s nicht: Schleicher listig entschmeicheln sie ihm, Räuber kühnlich entreißen sie ihm, Dieses zu hindern sey er bedacht. Unsern Fürsten lob’ ich drum, Schätz’ ihn höher vor andern, Wie er so tapfer klug sich verband, Daß die Starken gehorchend stehn Jedes Winkes gewärtig. Seinen Befehl vollziehn sie treu, Jeder sich selbst zu eignem Nutz, Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank, Beiden zu höchlichem Ruhmes-Gewinn. Denn wer entreißet sie jetzt Dem gewalt’gen Besitzer? Ihm gehört sie, ihm sey sie gegönnt, Doppelt von uns gegönnt, die er Sammt ihr zugleich innen mit sicherster Mauer, Außen mit mächtigstem Heer umgab. Faust. Die Gaben, diesen hier verliehen – An jeglichen ein reiches Land – Sind groß und herrlich, laß sie ziehen! Wir halten in der Mitte Stand. Und sie beschützen um die Wette, Rings um von Wellen angehüpft, Nichtinsel dich, mit leichter Hügelkette Europens letztem Bergast angeknüpft. Das Land, vor aller Länder Sonnen Sey ewig jedem Stamm beglückt, Nun meiner Königin gewonnen, Das früh an ihr hinaufgeblickt. Als, mit Eurotas Schilfgeflüster, Sie leuchtend aus der Schale brach, Der hohen Mutter, dem Geschwister Das Licht der Augen überstach. Dieß Land, allein zu dir gekehret, Entbietet seinen höchsten Flor; Dem Erdkreis, der dir angehöret, Dein Vaterland, o zieh’ es vor! Und duldet auch auf seiner Berge Rücken Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil, Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken, Die Ziege nimmt genäschig kargen Theil. Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche, Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün. Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche Siehst Wollenheerden ausgebreitet ziehn. Vertheilt, vorsichtig, abgemessen schreitet Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand, Doch Obdach ist den sämmtlichen bereitet, Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand. Pan schützt sie dort und Lebensnymphen wohnen In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum, Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen, Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum. Alt-Wälder sind’s! die Eiche starret mächtig, Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast; Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig, Steigt rein empor und spielt mit seiner Last. Und mütterlich im stillen Schattenkreise Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm; Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise, Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm. Hier ist das Wohlbehagen erblich, Die Wange heitert wie der Mund, Ein jeder ist an seinem Platz unsterblich, Sie sind zufrieden und gesund. Und so entwickelt sich am reinen Tage Zu Vaterkraft das holde Kind. Wir staunen drob; noch immer bleibt die Frage: Ob’s Götter, ob es Menschen sind? So war Apoll den Hirten zugestaltet Daß ihm der schönsten einer glich; Denn wo Natur im reinen Kreise waltet Ergreifen alle Welten sich. (Neben ihr sitzend.) So ist es mir, so ist es dir gelungen, Vergangenheit sey hinter uns gethan; O fühle dich vom höchsten Gott entsprungen, Der ersten Welt gehörst du einzig an. Nicht feste Burg soll dich umschreiben! Noch zirkt, in ewiger Jugendkraft Für uns, zu wonnevollem Bleiben, Arkadien in Sparta’s Nachbarschaft. Gelockt auf seligem Grund zu wohnen Du flüchtetest in’s heiterste Geschick! Zur Laube wandeln sich die Thronen, Arkadisch frei sey unser Glück! (Der Schauplatz verwandelt sich durchaus. An eine Reihevon Felsenhöhlen lehnen sich geschlossene Lauben. Schattiger Hain bis an die rings umgebende Felsensteile hinan. Faust und Helena werden nicht gesehen. Der Chor liegt schlafend vertheilt umher.) Download 1.18 Mb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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