Das Lächeln der Frauen


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Das Lächeln der Frauen

Nichts haßt er mehr, als wenn jemand plötzlich vor ihm steht und sagt:
»Sind Sie nicht Robert Miller?«
 
2. Es gibt in der Tat keine englische Verlagsausgabe. Warum das so ist, das
ist eine längere Geschichte, mit der ich Sie jetzt nicht langweilen will. Nur
soviel: Der Agent, der Robert Miller vertritt, auch ein Engländer, den ich
sehr gut kenne, ist direkt mit dem Manuskript an unseren Verlag
herangetreten, und wir haben es übersetzen lassen. In einem englischen
Verlag ist es bisher nicht erschienen. Mag sein, daß die Geschichte für ein
englisches Publikum nicht so geeignet ist oder auf dem englischen Markt
derzeit andere Themen gefragt sind.
 
3. Es ist derzeit nicht sicher, ob Monsieur Miller in nächster Zeit für
Presseaktivitäten zur Verfügung steht, im Moment sieht es eher nicht
danach aus.


Das war glatt gelogen und doch auch wieder nicht. In Wirklichkeit würde ja
nur ein Zahnarzt zur Lesung nach Paris kommen und als Miller ein paar
Fragen beantworten und ein paar Bücher signieren.
 
Es war ein ziemlicher Schlag für ihn, daß seine Frau ihn verlassen hat, und
seither ist er sehr schwankend in seinen Entscheidungen. Sollte er jedoch
irgendwann zu einer Lesung nach Paris kommen, ist es mir ein Vergnügen,
Ihnen eine - oder besser gesagt zwei - Karten zu reservieren.
Ich hielt einen Moment inne und überflog meinen Brief. Es klang alles sehr
glaubwürdig und souverän, fand ich. Und vor allem war das Ganze kein
bißchen unfreundlich. Und dann warf ich meinen ersten Köder aus:
 
Liebe Mademoiselle Bredin, ich hoffe, damit Ihre Fragen beantwortet zu
haben. Ich würde Ihnen wirklich gerne mehr helfen, aber Sie werden
verstehen, daß ich mich über die Wünsche (und Rechte) unseres Autors
nicht einfach hinwegsetzen kann. Allerdings (und wenn Sie mir versprechen,
es nicht an die große Glocke zu hängen) ließe sich vielleicht etwas
Informelleres arrangieren.
Wie es der Zufall will, treffe ich Robert Miller am kommenden Freitag, um
mit ihm über sein neues Buch zu sprechen. Es war eine ganz spontane Idee -
er hat an diesem Tag in Paris zu tun und nicht sehr viel Zeit, aber wir
werden uns zum Abendessen sehen. Wenn Sie mögen und es sich zeitlich
einrichten können, könnten Sie vielleicht am Anfang ganz zufällig
vorbeikommen und auf einen Drink dazustoßen und hätten auf diese Weise
die Gelegenheit, Ihrem Lieblingsautor wenigstens einmal persönlich die
Hand zu schütteln.
Es ist das beste Angebot, das ich Ihnen zur Zeit machen kann, und ich
mache es auch nur, damit Sie mir nicht noch mehr beleidigte Mails
schreiben.
Nun - was sagen Sie?
Es war das beste unmoralische Angebot, das ich ihr zur Zeit machen
konnte, und ich war mir eigentlich ziemlich sicher, daß Aurélie Bredin
anbeißen würde. Unmoralisch war es vor allem deswegen, weil die Person,


um die es eigentlich ging, am Ende gar nicht zu dem Essen erscheinen
würde. Doch das konnte Mademoiselle Bredin natürlich nicht wissen.
Ich schickte die Mail mit »sehr herzlichen Grüßen« ab und ging dann
entschlossenen Schrittes zu meinem Schreibtisch, um einen Bogen
Büttenpapier und meinen Kugelschreiber zu holen.
Sie würde kommen - vor allem, wenn sie den Brief von Robert Miller las,
den ich gleich als nächstes verfassen würde. Ich setzte mich an den Tisch,
goß mir ein Glas Wein ein und nahm einen großen Schluck.

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