I. W. Piankovska Vorlesung № Der Gegenstand der theoretischen Grammatik


Oppositionsverhältnisse im System der Modi


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Vorlesungen in theoretischer Grammatik

Oppositionsverhältnisse im System der Modi
Der Indikativ
Man bezeichnet den Indikativ als das schwache (merkmallose) Oppositionsglied gegenüber dem 
Konjunktiv. Eine Verbalform wie (er) kommt ist nicht nur ein Präsens, sondern zugleich eine 
Indikativform, die bedeutet, dass das Geschehen tatsächlich stattfindet.


In struktureller Hinsicht hat das Mikroparadigma des Indikativs im Vergleich zu dem des 
Konjunktivs auch seine eigenen Kennzeichen: der Indikativ besitzt kein spezielles 
Bildungsmorphem (wie das Suffix -e im Konjunktiv), doch sind die Formen des Indikativs und die 
des Konjunktivs einander gegenübergestellt: 
a) durch den Morphembestand der Verbalformen (vgl. du kommst – du komm-e-st) 
b) durch die Personalendungen im Präsens und in allen analytischen Formen (vgl. er komm-t – 
er котт~е-); 
c) durch das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der inneren Flexion (vgl. du gibst – du geb-e-
st; er kam – er käm-e-).
Ein wichtiges Kennzeichen, das die einzelnen Tempusformen des Indikativs und die des 
Konjunktivs voneinander unterscheidet, ist außerdem, dass sie neben der verschiedenen modalen 
Bedeutung auch einen verschiedenen zeitlichen Bezug haben. Was bereits über die zeitliche 
Bedeutung des Präsens oder des Präteritums gesagt wurde, bezieht sich nicht auf das Präsens 
durchweg, oder auf das Präteritum durchweg, sondern ausschließlich auf den Indikativ Präsens bzw. 
auf den Indikativ Präteritum. Zwischen der zeitlichen Bedeutung der Tempusformen des Indikativs 
und denen des Konjunktivs gibt es keine Parallelität. Vgl,:
1) Es war Frühling — a) Wirklichkeitsform; b) auf die Vergangenheit bezogen;
2) Ich wollte, es wäre Frühling — a) Nichtwirklichkeitsform; b) auf die Gegenwart bezogen.
Diese Divergenz zwischen Indikativ und Konjunktiv hinsichtlich der zeitlichen Bedeutung 
ihrer Tempusformen erklärt sich dadurch, dass die Mikroparadigmen der beiden Modi auf 
verschiedenen Oppositionsverhältnissen beruhen. 
Der Konjunktiv 
Im Rahmen der Grundbedeutung des Konjunktivs (in der Wirklichkeit nicht statthabend – 
stattgehabt) stehen einander zwei modale Einzelbedeutungen gegenüber:
a) „In der Wirklichkeit nicht statthabend, aber als realisierbar gedacht" (Der Konjunktiv I der 

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