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Offener Brief
an den Bundesvorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Werte Genossen! Die außerordentliche Tragweite des englischen Generalstreiks 45 für die gesamte internationale Arbeiterbewegung und insbesondere für die deutschen Arbeiter veranlassen uns, dem Bundesvorstand des ADGB folgende Vorschläge zu einer wirklich tatkräftigen Unterstützung der englischen Arbeiterklasse zu machen: 1. Die Brüsseler Entschließung 46 des Exekutivausschusses der Bergarbeiterinternationale bildet zweifellos eine günstige Basis für die Entfaltung einer internationalen Solidaritätsaktion für den Kampf der englischen Arbeiter. Jedoch hängt alles davon ab, daß die dort in Betracht gezogenen Maßnahmen so schnell wie möglich durchgeführt werden. Die englischen Arbeiter stehen bereits im Kampf. Jede Stunde ist kostbar. Jede Verzögerung der Solidaritätsaktion nützt unmittelbar der englischen Bourgeoisie, die alle ihre Kräfte zusammenrafft, um die englischen Arbeiter niederzuschlagen. Es gibt nur eine Möglichkeit, die internationale Hilfsaktion in Gang zu bringen: die selbständige Initiative der angeschlossenen nationalen Verbände. Wir schlagen deshalb vor, unverzüglich das gemeinsame Vorgehen der wichtigsten Verbände auch in Deutschland zu organisieren, um die durch den Generalstreik in England geschaffene Lage auch zugunsten der deutschen Arbeiter auszunützen. 2. Die KPD betrachtet es als ungenügend, wenn der Bergarbeiter- und Transportarbeiterverband den Export von deutscher Kohle bloß nach England verhindert. Diese Maßnahme allein würde im gegenwärtigen Moment einen Schlag ins Wasser bedeuten. Denn es ist bekannt, daß die englische Industrie und das Transportwesen für längere Zeit mit Kohle eingedeckt sind. Worauf es ankommt ist zu verhindern, daß die deutsche Bourgeoisie in die Lage versetzt wird, für England auf dem Weltmarkt einzuspringen, um auf diese Weise zum wirksamsten Streikbrecher gegenüber der kämpfenden englischen Arbeiterschaft zu werden. Wir schlagen deshalb vor, daß für die Dauer des englischen Streiks jeglicher Export von Kohle eingestellt wird. 3. Ebenso muß verhindert werden, daß unter dem Titel „Reparationslieferungen” der englischen Bourgeoisie Kohle für Exportzwecke seitens der deutschen Bourgeoisie zur 45 Der Generalstreik und der Bergarbeiterstreik in England wurden ausgelöst durch den Angriff der Unternehmer auf den Lebensstandard der Arbeiterklasse, Die Bergarbeiter beantworteten die Aussperrung, die von den Grubenbesitzern verhängt worden war, weil die Bergarbeiter einen Abbau der Löhne und eine Verlängerung des Arbeitstages abgelehnt hatten, am 1. Mai 1926 mit dem Streik. Zum Zeichen der Solidarität mit den Bergarbeitern begann am 3. Mai ein Generalstreik, an dem mehrere Millionen organisierter Arbeiter der wichtigsten Zweige der Industrie und des Verkehrswesens teilnahmen. Am 12. Mai, mitten im Kampfe der Arbeiter, übten der Führer des Generalrates der englischen Trade-Unions an den streikenden Arbeitern Verrat und erklärten den Generalstreik für beendet. Aber der Kampf der Bergarbeiter ging weiter. Lediglich die Repressalien der Regierung und der Unternehmer sowie die schwere materielle Lage zwangen die Bergarbeiter, im November 1926 den Streik einzustellen und die Bedingungen der Grubenbesitzer anzunehmen. 46 Die Entschließung wurde am 16. April 1926 auf der Tagung des Exekutivkomitees der reformistischen Internationalen Bergarbeiterföderation in Brüssel in einer Situation angenommen, in der sich die englischen Bergarbeiter zum Streik rüsteten. Die Entschließung spricht von einer allseitigen Unterstützung der Bergarbeiter und versichert feierlich, „erforderlichenfalls“ alle nationalen Bergarbeiterverbände zu einem Solidaritätsstreik aufzurufen. Die Tatsachen entlarven den demagogischen Charakter der Solidaritätserklärung. Die Bergarbeiter wurden von ihren reformistischen Führern verraten, die niemals daran dachten, die Entschließung zu verwirklichen. Verfügung gestellt wird, weil auf diese Weise ein großer Teil des Exportbedarfs der englischen Bourgeoisie für die nächste Zeit eingedeckt werden könnte. 4. Wir schlagen weiter vor, zur sofortigen Schaffung eines Unterstützungsfonds für den englischen Kampf einen Extrabeitrag von allen Mitgliedern des ADGB zu erheben. 5. Die durch den Generalstreik in England geschaffene Lage ist besonders geeignet, endlich auch in Deutschland den Kampf für die Forderungen der Bergarbeiter und der gesamten Arbeiterschaft - Achtstundentag, Siebenstundenschicht im Bergbau, höhere Löhne, ausreichende Unterstützung der Erwerbslosen und Kurzarbeiter - zu organisieren. Es ist durchaus ungenügend, wenn der BAV den Bergarbeitern empfiehlt, keine Überschichten zu verfahren. Notwendig ist die fristlose Aufhebung des Arbeitszeitabkommens und die restlose Wiederherstellung der Siebenstundenschicht. 6. Um dies zu erreichen und den Sieg zu gewährleisten, ist sofort eine gewerkschaftliche Allianz der Bergarbeiter, Eisenbahnarbeiter, Transportarbeiter und Metallarbeiter herzustellen. 7. Die Durchführung all dieser, sowohl für die deutsche als für die englische Arbeiterklasse lebensnotwendigen Maßnahmen kann selbstverständlich nur im Kampfe erfolgen. Seit langem war die Lage nicht so günstig wie jetzt. Alle Voraussetzungen für eine siegreiche Beendigung des Kampfes sind gegeben. Die Sympathie der deutschen Arbeiterschaft für die Kämpfe der englischen Brüder hat breiteste Schichten ergriffen. Zur Durchführung dieser und aller anderen, sich aus der täglich sich verschärfenden Situation ergebenden Maßnahmen sowie der Beschlüsse der Brüsseler Tagung ist die Proklamierung des sofortigen Streiks der deutschen Berg- und Transportarbeiter, der Eisenbahner, Binnenschiffer, Hafenarbeiter und Metallarbeiter mit dem Ziele der restlosen Unterstützung des englischen Kampfes und der Durchsetzung der Forderungen der deutschen Arbeiterschaft notwendig. Zur Durchführung des Kampfes ist die Einsetzung einer zentralen Kampfleitung aus allen beteiligten Verbänden erforderlich. Wir halten es zum Schluß für unbedingt notwendig, daß der ADGB die ganze deutsche Arbeiterschaft für diesen Kampf mobilisiert, sie zu Demonstrationsversammlungen aufruft, in denen einerseits der tatkräftigen Sympathie zum englischen Kampfe Ausdruck gegeben und andererseits der Kampfwille der breitesten Massen zusammengefaßt wird. 8. Der Kampf in England ist eine Kraftprobe, die die imperialistische englische Bourgeoisie der englischen Arbeiterklasse liefert, weil diese sich immer mehr und mehr für den revolutionären Kampf um die Ziele des Sozialismus organisiert. Wir halten es für nötig, daß in der gewerkschaftlichen Kampagne dieser Charakter des Kampfes um so mehr herausgehoben wird, als auch in Deutschland die Offensive der Unternehmer von einem immer schärfer werdenden Angriff der Reaktion gegen die Arbeiterbewegung begleitet wird. Wir sind der festen Überzeugung, daß eine Durchführung unserer Vorschläge die Kraft des deutschen Proletariats erhöhen und den Einfluß der Gewerkschaften in den breiten Massen festigen würde. Wir schlagen Euch vor, diese Vorschläge zur Grundlage der Aktion des ADGB anläßlich des Kampfes in England zu machen, und erwarten von Euch eine dementsprechende Antwort. I. A.: Ernst Thälmann „Die Rote Fahne” vom 6. Mai 1926. Der Tag der roten Front! Das Pfingsttreffen des Roten Frontkämpferbundes steht im Mittelpunkt des brennenden Hasses der gesamten Reaktion. Wochenlang ging der Sturm um sein Verbot. Wenn die preußische Regierung es nicht gewagt hat, diese einmütige Forderung der legalen und der illegalen Faschisten zu erfüllen, so ist dies nur ein Ausdruck des gewaltigen Massendrucks, der hinter unserem Roten Pfingsttag steht. Hunderttausende Arbeiter sammeln sich in Berlin um die Roten Frontkämpfer, und im Reich stehen Millionen in derselben Front. Jawohl, es ist ein Kampfaufmarsch gegen die Bourgeoisie. Im Moment schärfster Provokationen gegen die Arbeiterklasse, der organisierten Vorbereitung des Staatsstreichs festigen wir die rote Front in ihrer ganzen Breite. Die Lage ist außerordentlich ernst. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß im kommenden Herbst und Winter Not und Elend, Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit ins Unerträgliche wachsen werden. Das Unternehmertum und seine Regierung treffen alle Vorbereitungen, um den Widerstand der Arbeiterklasse mit der Waffe des Staatsstreichs und der Diktatur niederzuschlagen. Die faschistischen Bürgerkriegsarmeen werden unter dem Schutz der Reichswehr organisiert und bewaffnet. Die legale und illegale Konterrevolution sind zu einer Front verschmolzen. Zum Volksentscheid soll der werktätigen Bevölkerung eine erste Schlacht geliefert werden. Aus allen Teilen des Reiches mehren sich die Meldungen, daß die völkischen Kampftruppen 47 unter fürsorglichem Schutz der republikanischen Behörden die Abstimmung mit terroristischen Mitteln verhindern wollen. Ein Erfolg des Volksentscheids soll mit allen Mitteln verhindert werden. Hier erwächst den Kameraden eine große, wichtige Aufgabe. Der Rote Frontkämpferbund muß die zum Volksentscheid aufmarschierenden Massen vor den blutigen Anschlägen der Faschisten schützen. Er soll das wachsame Auge der proletarischen Einheitsfront sein. Die Bourgeoisie wird gerade in den nächsten Monaten mit allen Kräften bemüht sein, mit Provokation, Gewalt und hinterlistiger Propaganda die proletarische Einheitsfront zu sprengen. Der Rote Frontkämpferbund ist selbst ein Stück dieser Front. Er soll in jede Lücke springen, die der Angriff der Bourgeoisie, der Verrat der Reformisten in die Reihen der Arbeiterklasse reißen. Viele Kameraden des Reichsbanners kommen zu uns, angewidert von der Feigheit und Erbärmlichkeit ihrer kleinbürgerlichen Führung. Der Rote Frontkämpferbund steht jedem Arbeiter offen, der ehrlich für die proletarische Einheitsfront und den Sozialismus kämpfen will. Wir stoßen auch jene nicht zurück, die noch von Illusionen über die Weimarer Republik befangen sind. Wollt ihr für die Einheitsfront ohne Vorbehalt gegen die Bourgeoisie kämpfen? Wenn ja, dann seid ihr uns willkommen als gleichwertige Kampfgenossen. Unser Rotes Pfingsttreffen ist nicht nur eine Heerschau der Kräfte - es ist ein Signal zur Mobilisierung, ein Appell an die Arbeiterklasse, ein Mahnruf an die Indifferenten und Säumigen: Die geballte Faust des Proletariats gegen die Reaktion! Bildet die rote Klassenfront! Schließt die Reihen zum Kampf! Vorwärts durch Kampf zum Sieg! „Die Rote Fahne” vom 23. Mai 1926. 47 Völkische Kampftruppen - von der Reaktion geschaffene Organisationen faschistisch-militaristischen Charakters (Freikorps, Stahlhelm, Hitlerbanden u. a.) zur Niederhaltung der revolutionären Arbeiterbewegung und aller anderen demokratischen Kräfte. Über die Taktik der Kommunistischen Partei Polens „Die Rote Fahne” vom 23. Mai veröffentlichte einen Bericht ihres Warschauer Korrespondenten über die Taktik der KPP während der letzten Ereignisse in Polen. Dieser Bericht spiegelt die Auffassung gewisser Kreise der Kommunistischen Partei Polens wider. Wir können nicht umhin, diese Taktik der schärfsten Kritik zu unterwerfen. Der Verfasser des Artikels geht von dem durchaus richtigen Grundsatz aus, daß die Hauptaufgabe der Partei darin bestand, „die Arbeitermassen von Pilsudski und dem Pilsudskitum zu trennen”. Aber aus diesem richtigen Grundsatz zieht der Verfasser die absolut unrichtige und antileninistische Schlußfolgerung, daß der Weg dazu war, „den Kampf Pilsudskis gegen die Reaktion zu unterstützen, ihn auf möglichst breite Massen auszudehnen und als revolutionären Kampf weiterzutreiben”. Worin besteht der Sinn dieses sogenannten Kampfes Pilsudskis gegen die Reaktion? Es ist für jeden Marxisten klar, daß an dem letzten Umsturz 48 zwei verschiedene und einander entgegengesetzte Elemente teilnahmen: einerseits die Arbeiterklasse und die werktätige Bauernschaft, der verarmte Mittelstand, die unterdrückten nationalen Minderheiten - andererseits aber die Militärclique in der Person Pilsudskis, dessen Ziele keineswegs revolutionär, sondern reaktionär sind. Er stellt sich nicht die Befreiung des Proletariats vom Joch der Faschisten und der Bourgeoisie zur Aufgabe, sondern den Verrat aller Schichten der Werktätigen im Namen von „Ruhe und Ordnung”, im Namen der bürgerlichen Verfassung, im Namen des Blocks mit der Konterrevolution und im Namen der lakaienhaften Liebedienerei vor dem englischen Imperialismus. Eben in der Verbindung dieser konterrevolutionären Rolle mit der gleichzeitigen Ausnutzung der Freiheitsillusionen der breiten Massen, in der Aufrichtung der demokratischen Flagge über den weißen Bajonetten besteht der eigentümliche bonapartistische Charakter des Pilsudskitums. Darin besteht eben sein grundlegender Klassenwiderspruch. Unter diesen Verhältnissen war es die Aufgabe der Kommunistischen Partei: erstens, die Illusionen der Massen in bezug auf „Pilsudskis Kampf gegen die Reaktion” zu vernichten; zweitens, den selbständigen, schonungslosen Kampf der Massen gegen Pilsudski und gegen die offene Reaktion zu organisieren. Wenn man aber von einem „Kampf Pilsudskis gegen die Reaktion” redet, kann man die Illusionen der Massen in bezug auf Pilsudski nicht zerstreuen, ja, man muß sie noch mehr festigen. Redet man von einer „Unterstützung” dieses angeblichen Kampfes Pilsudskis gegen die Reaktion durch die Kommunistische Partei, so kann man weder die selbständige Aktion des Proletariats gegen seine Feinde noch den Kampf gegen die bonapartistische verräterische Bande Pilsudskis selbst organisieren. Ganz im Gegenteil: Auf diese Weise kann man nur die Klassenaktivität des Proletariats lähmen, den Prozeß seiner Befreiung von jeglichen Illusionen hemmen und auf diese Weise faktisch, wenn auch unbewußt, Pilsudskis Lage erleichtern. In der Geschichte des bolschewistischen Kampfes finden wir ein glänzendes Beispiel dessen, wie sich eine kommunistische Partei im Moment des bewaffneten Konfliktes zwischen den offenen Weißgardisten und dem kleinbürgerlichen Bonapartismus zu verhalten hat. Dieser „Kampf Pilsudskis gegen die Reaktion” erinnert in gewissem Sinne an den historischen Moment des Kampfes Kerenskis gegen Kornilow im Jahre 1917. Gewiß, es besteht ein großer Unterschied zwischen der Situation von 1917 in Rußland und der Lage im heutigen Polen, aber die Klassenwertung des grundlegenden geschichtlichen Problems bleibt auch für den gegebenen Augenblick in Polen durchaus richtig. 48 Gemeint ist der bewaffnete Umsturz, der von Pilsudski vom 12. zum 13. Mai 1926 vollzogen wurde. Das Ergebnis des Umsturzes war die Errichtung eines Regimes der Diktatur Pilsudskis und seiner Clique, die allmählich die Faschisierung des Landes vollzogen. Lenin hat keine Sekunde die Möglichkeit der Parole „Unterstützung des Kampfes Kerenskis gegen Kornilow” zugelassen. Unmittelbar nach dem Vormarsch Kornilows auf Petrograd Anfang September schrieb Lenin in einem Brief an das Zentralkomitee der Partei, in dem er folgende genaue Direktive gab: „Die Kerenskiregierung dürfen wir selbst jetzt nicht unterstützen. Das wäre Prinzipienlosigkeit. Man wird fragen: Soll man etwa gegen Kornilow nicht kämpfen? Gewiß soll man es! Aber das ist nicht ein und dasselbe; hier gibt es eine Grenze; sie wird von manchen Bolschewiki überschritten, die ins ‚Paktieren’ verfallen und sich vom Strom der Ereignisse mitreißen lassen.” [W. I. Lenin, „An das Zentralkomitee der SDAPR(B)”; Lenin/Stalin, „Das Jahr 1917”, Dietz Verlag, Berlin 1950, S. 441.] Bedeutet diese Taktik die Neutralität der Kommunisten im Kampfe der Arbeiter- und Bauernmassen gegen das Weißgardistentum? Keineswegs. Lenin sagte: „Wir werden kämpfen, wir kämpfen gegen Kornilow ebenso wie die Truppen Kerenskis, aber wir unterstützen Kerenski nicht, sondern entlarven seine Schwäche. Das ist ein Unterschied. Das ist ein recht feiner, aber überaus wesentlicher Unterschied, den man nicht vergessen darf.” [Ebenda, S. 442.] Gerade „diesen Unterschied”, der recht fein, aber höchst wesentlich ist, haben unsere polnischen Genossen übersehen. An derselben Stelle definiert Lenin auch die neuen positiven Aufgaben der Bolschewiki unmittelbar nach Ausbruch des Kampfes: „Worin besteht nun die Änderung unserer Taktik nach dem Aufstand Kornilows? … das Volk (das gegen Kornilow kämpft) über Kerenskis Schwäche und über seine Schwankungen aufklären. Das taten wir auch früher. Jetzt aber ist das die Hauptsache geworden: darin besteht die Änderung.” [Ebenda] Der Warschauer Berichterstatter der „Roten Fahne”, der die Ereignisse in Polen darstellt, häuft Fehler auf Fehler. Die Aufgabe der KP erblickt er darin, daß sie „im Kampf zwischen dem Faschismus und den Massen der Pilsudskileute bestrebt sein muß, den Druck der Massen auf ihre Führer in der Richtung eines tatsächlichen Kampfes gegen den Faschismus um die Macht für die Verwirklichung der Forderungen der Arbeiter- und Bauernmassen zu verstärken”. Diese Taktik hat mit Bolschewismus nichts gemeinsam. Diese Taktik hat nichts gemein mit folgendem Grundsatz Lenins: „Die Phrasen von der Verteidigung des Landes, von der Einheitsfront der revolutionären Demokratie, von der Unterstützung der Provisorischen Regierung usw. usw. müssen eben als Phrasen schonungslos bekämpft worden. Jetzt ist es Zeit zu handeln: ihr, meine Herren Sozialrevolutionäre und Menschewiki, habt diese Phrasen längst abgedroschen. Jetzt ist es Zeit zu handeln, den Krieg gegen Kornilow muß man revolutionär führen, indem man die Massen hineinzieht, sie in Bewegung bringt, sie anfeuert (Kerenski aber fürchtet die Massen, fürchtet das Volk.).” [Ebenda, S. 443.] Der Aufruf des ZK der KPP, erlassen in dem Moment, als der bewaffnete Kampf unvermeidlich geworden war, sagt: „Der Platz der revolutionären Arbeiter ist aber in diesem Kampfe in den Reihen der Gegner der Regierung, der Faschisten und Kapitalisten.“ Das bedeutet soviel wie die Anerkennung der Militärclique Pilsudskis als tatsächlichen Gegner der polnischen Kapitalisten. Das bedeutet die Entstellung der „Hauptsache” bei den polnischen Ereignissen. Das ist eine Vertauschung der „Tat” der Volksmassen unter Führung der KP durch „Phrasen” über die „revolutionäre Einheitsfront der revolutionären Demokratie”. Lenin hatte tausendmal recht, als er im Herbst 1917 diese Taktik brandmarkte. Jeder polnische Kommunist, jedes Mitglied der Kommunistischen Internationale muß im Mai 1926 mit aller Entschiedenheit diese selbe Taktik verurteilen. Wir sind fest davon überzeugt, daß unsere polnischen Genossen und das ZK unserer polnischen Bruderpartei aufs rascheste und energischste diese Fehler korrigieren werden. Die Kommunistische Internationale, die die Schwierigkeiten der KP Polens in der jetzigen Situation wohl begreift und den heldenhaften Kampf der polnischen Genossen sieht, muß ihnen mit allen Mitteln helfen, ihre Linie zu korrigieren und die Massen auf den Leninschen Weg des Kampfes zu führen, sowohl gegen die Faschisten als auch gegen das Pilsudskitum. „Die Rote Fahne” vom 3. Juni 1926. Die Bedeutung der Volksbewegung zur Fürstenenteignung Am Tage der Abstimmung über das Entgegnungsgesetz ist es Pflicht der Kommunistischen Partei, den breiten Massen nochmals die Bedeutung dieses Kampfabschnittes für die ganze Entwicklung ihres Befreiungskampfes gegen den Kapitalismus ins Gedächtnis zu rufen. Die Kommunisten lehnen die kleinbürgerlich-unmarxistische Deutung der Ursachen und Wurzeln dieser Bewegung ab, die sie, losgelöst von den Kämpfen der Klassen, als „verfassungsrechtlichen” Kampf gegen die fürstlichen Räuber allein gewertet wissen will. Wir gingen in diesen Kampf gegen die Fürsten mit der bewußten Überzeugung, daß er in seinem Verlauf zu einem Kampf gegen die ganze Bourgeoisie werden muß. Unser Leitmotiv war die alte Erfahrung der revolutionären Arbeiterbewegung, daß jeder Kampf der Arbeiterklasse, begonnen auf dem Boden der bürgerlichen Demokratie, zu einem revolutionären werden muß, den Rahmen der Demokratie sprengt, wenn er die Eigentumsinteressen der Bourgeoisie verletzt und die Bourgeoisie nicht mehr imstande ist, die Bewegung mit solchen Mitteln der Demokratie wie Parlament, Verfassung usw. Niederzuhalten. Hat die Entwicklung unsere marxistische Betrachtungsweise der Volksentscheidsbewegung gerechtfertigt? Vollkommen. Die Fronten des Kampfes verlaufen jetzt klar und eindeutig: Auf der einen Seite die Arbeiterklasse und Millionen verelendeter Kleinbürger und Kleinbauern, auf der anderen Seite die ganze Bourgeoisie, von den rheinischen Schlotbaronen und den ostelbischen Junkern bis zu den liberalen Händlern. Das Kampfobjekt ist nicht die Fürstenenteignung allein, sondern sind alle Fragen des proletarischen Klassenkampfes. Sogar die Sozialdemokratie, die von den Massen in diese Bewegung förmlich hineingepeitscht werden mußte, sieht sich jetzt gezwungen, vor dem Tage der Abstimmung die Zollfrage, der in den nächsten Wochen außerordentliche Bedeutung zukommen wird, in die Bewegung gegen die Fürsten zu werfen. Freilich nicht aus selbständigem Willen zur Verbreiterung und Vorwärtstreibung des Kampfes, sondern unter dem Druck der Massen. Wir haben diese Entwicklung vorausgesehen und bewußt gefördert. Der Brief Hindenburgs an Loebell 49 war für uns ein zwangsläufiges Erlebnis der Klassenscheidung, die die Bewegung zur Folge haben mußte. Die Bewegung verläuft noch im Rahmen der bürgerlichen Demokratie, aber von seiten der Bourgeoisie sind alle Vorbereitungen getroffen, um im Falle des Sieges der auf dem Boden der Demokratie begonnenen Bewegung die deutsche Arbeiterklasse vor die Entscheidung zu stellen, den Willen der Massen im schärfsten außerparlamentarischen Kampf durchzusetzen oder zu kapitulieren. Drei Tage vor der Abstimmung erklärte Marx: „Eine entschädigungslose Enteignung des gesamten Vermögens bestimmter Staatsbürger in der im Entwurf vorgesehenen Art und Weise widerspricht den Grundsätzen, die in einem Rechtsstaate die Grundlage für jeden Gesetzgebungsakt zu bilden haben.” Ihm sekundiert der badische Demokratenführer Haas: „Der Volksentscheid mag ausfallen wie er will, Baden wird zu seinem [den Fürsten. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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