Vortrag der Gemeinde Gerstungen Öffentliches Kolloquium Hat David heute noch eine Chance gegen Goliath Dankmarshausen, 15. 03. 2017


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Gemeindeverwaltung Gerstungen * Wilhelmstraße 53 * 99834 Gerstungen 

 

 

 



 

Vortrag der Gemeinde Gerstungen 

Öffentliches Kolloquium 

Hat David heute noch eine Chance gegen Goliath 

Dankmarshausen, 15.03.2017 

 

(Start) Seit nunmehr 10 Jahren befassen wir uns zum Schutz unserer 

Trinkwasserversorgung intensiv mit der Versenkung von Salzabwässern der Kaliindustrie. 

 

(Folie 2) Das von der Abwasserversenkung inzwischen betroffene Gebiet wird in etwa 

begrenzt durch die Städte Eisenach, Bad Salzungen, Bad Hersfeld und Bebra. 

   

(Folie 3) Auf dieser Folie sehen Sie die vermutliche Ausbreitung der versenkten 

Salzabwässer im Plattendolomit. Dies ist eine von der TLUG beauftragte Visualisierung 

der von K+S verwendeten Daten. Inwieweit diese Verbreitung den Tatsachen entspricht, 

kann von uns nicht eingeschätzt werden. 

 

(Folie 4) Die Theorie sagt, dass die Salzabwässer in den nach unten und nach oben 

dichten Plattendolomit verpresst werden und dort verbleiben. 

 

(Folie 5) Doch die Praxis sieht anders aus. Der Plattendolomit ist von Störungen 

durchzogen. Das verpresste Salzabwasser verdrängt zuerst das vorhandene, natürlich 

versalzene Formationswasser in den darüber liegenden Buntsandstein bevor ein Teil des 

Abwassers dann selber dorthin gelangt. 

Gemessen wird der so genannte Versenkrücklauf  in die Werra bereits seit Beginn der 

Versenkung. Heute bezeichnet man dies als diffusen Eintrag. 

 

(Folie 6) Im Jahr 2007 hat die TLUG diesen Kenntnisstand auf einem Schnitt dargestellt. 

K+S behauptet, dass der Übertritt von Salzabwasser in den Buntsandstein nur an einigen 

wenigen Stellen im Werratal passiert und keine Gefährdung des für die 

Trinkwassergewinnung genutzten Grundwasserleiters besteht. 

Tatsächlich dürfte es sich jedoch ganz anders verhalten.  

 


 



(Folie 7) Im Jahr 2010 wurde mittels Hubschrauber die elektrische Leitfähigkeit des 

Untergrundes in verschiedenen Tiefen gemessen. Je höher der Salzgehalt im 

Grundwasser umso höher ist die Leitfähigkeit. Die Farbe ändert sich mit steigender 

elektrischer Leitfähigkeit von blau über grün, gelb zu rot. Hier sehen Sie z.B. die Messung 

in der Tiefe von 60 bis 80 m. 

  

(Folie 8) Auf dieser Folie ist die Messung in 160 bis 180 m Tiefe abgebildet.  

Es ergibt sich die folgende Schlussfolgerung aus diesen Messungen: In weiten Teilen des 

Versenkgebietes hat sich das verdrängte salzhaltige Formationswasser und das 

verpresste Salzabwasser bereits im Grundwasserleiter Buntsandstein ausgebreitet. 

 

(Folie 9) In einer Schnittdarstellung der übereinander gelegten Messungen von Südwest 

nach Nordost erkennt man die Verbreitung der salzhaltigen Wässer und die 

Aufstiegszonen. Dies ist Stand 2010. 

 

(Folie 10) Für die Zeit davor gibt es einige Darstellungen wie die Folgende. 

I

m „G


eologischen Jahrbuch

 aus dem Jahr 2006 wurde von Käbel der Kenntnisstand des 



Jahres 1980 zur Verbreitung von Salzabwasser im Mittleren und Unteren Buntsandstein 

dokumentiert. 

 

(Folie 11) Auf unsere Karte projiziert erkennt man die damals bekannte Verbreitung. Die 

Darstellung endet an der damaligen Grenze zwischen Ost und West. 

 

(Folie 12) Der dazugehörige Schnitt des Kenntnisstands von 1980. Die in den 

Buntsandstein verdrängten Salzabwässer sind ockerfarben dargestellt. 

 

(Folie 13) Auf Thüringer Seite gibt es in dem von der Versenkung betroffenen Gebiet 

kaum noch größere Trinkwasserschutzzonen, außer in Gerstungen. 

Wie sind wir nun in Gerstungen betroffen?  

 

(Folie 14) Um dies zu zeigen zoomen wir uns in die Karte hinein. An dieser Stelle möchte 

ich nochmals darauf hinweisen, dass K+S sich sehr bemüht auch in ihren Darstellungen 

zu dokumentieren, dass es von Hessen her keine Verbindung in die Gerstunger Mulde 

geben soll, denn der obere Bereich soll die Ausbreitung  des Salzabwassers im 

Plattendolomit der Gerstunger Mulde darstellen, hier wurden von 1998 bis 2007 -  9 Mill 

cbm Lauge versenkt  

 


 



(Folie 15). Tatsächlich ist es wenig glaubhaft, dass nur an dieser Stelle kein 

Salzabwasserübertritt  über den Salzhang hinaus von Hessen nach Thüringen möglich ist.  

 

(Folie 16) Ein paar Kilometer weiter östlich wird dies von K+S selber dokumentiert. 

 

(Folie 17) Z.B. 1989 bereits wurde die Beeinflussung von Messstellen in Gerstungen mit 

Salzabwässern umfangreich dokumentiert. Diese Arbeit vom Zentralen Geologischen 

Institut der DDR umfasst 151 Seiten und kann bei Interesse auch digital weiter gegeben 

werden. 

 

(Folie 18) Zurück zur Karte. Die blauen Tropfen stellen die Lage unserer 5 aktiven 

Trinkwasserbrunnen dar.  

Die 3 roten Ausrufezeichen die Lage der wegen Versalzung stillgelegten Brunnen. Diese 

Brunnen waren bereits versalzen als man 1998 in der Gerstungen Mulde mit der 

Versenkung begann. 

(Folie 19) In der aktuellen Versenkgenehmigung sind zwei Gerstunger Brunnen 

namentlich und als gefährdet erwähnt. Einer davon ist der Brunnen Kohlbach 1. Als vor 10 

Jahren die Versenkung in Gerstungen eingestellt wurde, kam es kurzzeitig zu einem 

Absinken der Chloridgehalte  in diesem aktiven Brunnen. Doch wenige Monate später 

begann der Salzgehalt in diesem Brunnen wieder zu steigen.  

 

(Folie 20) Bis heute hält der Trend an. Der Grenzwert laut Trinkwasserverordnung liegt bei 

250 mg/l Chlorid. 

In der aktuellen Versenkgenehmigung kann man nachlesen, dass man sich das Verhalten 

dieses Brunnens nicht erklären kann. Genehmigt hat das Regierungspräsidium Kassel 

trotzdem. Für uns liegt die Ursache auf der Hand. 

 

(Folien 21, 22 und 23) In einem Flyer zum 90jährigen Jubiläum der Wassergütestelle an 

der Werra wurde auf Seite 2 der Verlust von Trinkwassergewinnungsanlagen sogar von 

der TLUG dokumentiert. 

 

(Folie 24) 1987 plante der damalige VEB Wasserversorgung Erfurt im Auftrag des VEB 

Kalibetrieb „Werra“ die Ersatzwasserversorgung für die hier aufgeführten 20 Orte der  

Gruppenwasserversorgung „Horschlitter Mulde“. Diese wiederum wurde aber erst wegen 

des versenkbedingten Ausfalls lokaler Wasserversorgungseinrichtungen 20 Jahre davor, 

Ende der 1960 Jahre gegründet. Die Investitionen dafür waren mit 40 Mill Mark geschätzt. 

 


 

Würde man heute verantwortungsvoll handeln und dem geltenden Recht entsprechen, 



müsste man über die Sanierung mehrerer Grundwasserkörper in Hessen und in Thüringen 

reden und nicht den umfangreich dokumentierten Schaden der durch die fast 

hundertjährige Verpressung von Salzabwässern entstanden ist durch immer neue 

Genehmigungen wissentlich weiter vergrößern und die Versalzung billigend in Kauf 

nehmen. 

Es wurden schon zu viele Brunnen und Quellen geopfert 

 wie z.B. in Dankmarshausen, 



Dippach, Berka/Werra, Gerstungen, Sallmannshausen, Lauchröden aber auch in 

Heringen, Philippsthal und anderen hessischen Orte. 



 

Die aktuelle Versenkgenehmigung ist aus wasserrechtlicher Sicht eine Farce. Befasst man 

sich inhaltlich damit, wird man unwillkürlich an die Verhältnisse in einer Bananenrepublik 

erinnert.  



 

 

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