Das Lächeln der Frauen
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Das Lächeln der Frauen
vous plait« oder »Tschaikowsky, quatre personnes, s'il vous plaît« oder
»Debussy, six personnes, s'il vous plaît«. Dann erhoben sich ein paar der Wartenden und wurden zu ihrem Tisch geführt. »Bonsoir, Mademoiselle, vous avez une réservation? Haben Sie reserviert?« fragte mich der Empfangschef geschäftig, als ich an der Reihe war, und eine junge Frau nahm mir meinen Mantel ab und drückte mir eine Garderobenmarke in die Hand. Ich nickte. »J'ai un rendez-vous avec Monsieur André Chabanais«, sagte ich. Der Empfangschef warf einen Blick auf seine lange Liste. »Ah, oui, hier ist es«, sagte er. »Ein Tisch für drei Personen. Einen Augenblick bitte!« Er winkte einen Kellner herbei. Der Kellner, ein älterer Herr mit kurzem grauen Haar, lächelte mir mit wohlgefälligem Blick zu. »Wollen Sie mir bitte folgen, Mademoiselle?« Ich nickte und merkte, wie mein Herz plötzlich zu klopfen begann. In einer halben Stunde würde ich Robert Miller endlich kennenlernen, der sich, wie er in seinem Brief geschrieben hatte »so freute, mich bald leibhaftig zu sehen«. Ich strich mein Kleid glatt. Es war das grüne Seidenkleid, das Kleid aus dem Buch, das Kleid, das ich auf dem Photo trug, welches ich Miller geschickt hatte. Ich hatte nichts dem Zufall überlassen. Der freundliche Kellner blieb unvermittelt vor einer der holzgetäfelten Nischen stehen. »Et voila«, sagte er. »Bitte sehr!« André Chabanais sprang gleich von der Bank auf, um mich zu begrüßen. Er trug einen Anzug und ein weißes Hemd mit einer eleganten dunkelblauen Krawatte. »Mademoiselle Bredin«, rief er. »Wie schön, Sie zu sehen ... bitte, nehmen Sie Platz.« Er wies auf seinen Platz auf der Bank und blieb selbst vor einem Stuhl vis a vis stehen. »Danke.« Der Kellner rückte den Tisch mit der weißen Tischdecke und den bereits eingedeckten Gläsern ein wenig ab, und ich ging vorbei und ließ mich auf dem ledergepolsterten Sitz nieder. André Chabanais setzte sich ebenfalls. »Was möchten Sie trinken? Einen Champagner - zur Feier des großen Tages?« Er grinste mich an. Ich merkte, wie ich rot wurde, und ärgerte mich, weil ich sah, daß er es auch sah. »Werden Sie nicht frech«, entgegnete ich und hielt die Handtasche auf meinem Schoß fest an mich gedrückt. »Aber ja, ein Champagner wäre sehr schön.« Sein Blick glitt flüchtig über meine bloßen Arme, dann sah er mich wieder an. »Kompliment«, sagte er. »Sie sehen bezaubernd aus, wenn ich das einfach mal so sagen darf. Das Kleid steht Ihnen hervorragend. Es unterstreicht die Farbe Ihrer Augen.« »Danke«, sagte ich und lächelte. »Sie sehen auch gar nicht mal so schlecht aus heute abend.« »Ach ...« André Chabanais winkte dem Kellner. »Ich habe heute nur eine ganz kleine Nebenrolle, wissen Sie.« Er wandte sich um. »Zwei Champagner, bitte!« »Ich dachte, die Nebenrolle hätte ich heute«, erwiderte ich. »Schließlich bin ich ja sozusagen nur en passant hier.« »Nun, wir werden sehen«, erklärte Monsieur Chabanais. »Trotzdem dürfen Sie Ihre Handtasche ablegen. Ihr Autor wird frühestens in einer Viertelstunde da sein.« »Sie meinen, Ihr Autor«, sagte ich und legte die Handtasche zur Seite. Monsieur Chabanais lächelte. »Sagen wir einfach unser Autor.« Der Kellner kam und servierte den Champagner. Dann reichte er uns die Speisekarten. »Danke, aber wir warten noch auf einen Gast«, sagte Monsieur Chabanais und legte die Karten zur Seite. Er nahm sein Glas und prostete mir zu, und wir stießen kurz an. Der Champagner war eiskalt. Ich trank drei große Schlucke und spürte, wie meine Nervosität einer gelösten Vorfreude wich. »Danke noch mal fürs Arrangieren«, sagte ich. »Ehrlich gesagt, bin ich gespannt wie ein Flitzebogen.« Ich stellte die Sektflöte ab. André Chabanais nickte. »Das kann ich gut verstehen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wissen Sie, ich zum Beispiel bin ein großer Fan von Woody Allen. Ich hab sogar mal angefangen, Klarinette zu spielen, nur weil er auch Klarinette spielt.« Er lachte. »Leider stand meine neue Leidenschaft unter keinem guten Stern. Die Nachbarn klopften immer gegen die Decke, wenn ich übte.« Er trank einen Schluck und strich mit der Hand über die weiße Tischdecke. »Na ja, jedenfalls kam Woody Allen dann nach Paris und gab ein Konzert mit seiner komischen Alt-Herren-Jazzband. Der Saal, in dem normalerweise klassische Musik von großen Orchestern gespielt wird, war ausverkauft, und ich hatte einen Platz in der fünften Reihe ergattert. Wie alle anderen war ich nicht in erster Linie wegen der Musik hier. Ich meine, ehrlich gesagt, spielte Woody Allen auch nicht besser als ein Jazzmusiker aus irgendeiner Kneipe am Montmartre. Aber diesen alten Mann, den ich aus so vielen Filmen kannte, aus nächster Nähe zu sehen, ihn direkt sprechen zu hören - das war etwas unglaublich Besonderes und sehr aufregend.« Er beugte sich vor und stützte sein Kinn auf der Hand ab. »Über eine Sache ärgere ich mich übrigens bis heute.« Er schwieg einen Moment, und ich trank meinen Champagner aus und beugte mich auch vor. Dieser Chabanais war ein guter Geschichtenerzähler. Aber er war auch sehr aufmerksam. Als er sah, daß mein Glas leer war, machte er dem Kellner ein Zeichen und dieser brachte gleich zwei weitere Download 1.37 Mb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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