Die abteilung der deutschen philologie der student des III. Studienjahres rasulbek tolliboyev
Situation im deutschen Sprachgebiet im 17. und 18. Jahrhundert
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KURS ISHI TOLLIBOYEV RASULBEK
2 Situation im deutschen Sprachgebiet im 17. und 18. Jahrhundert
Der Beginn einer ernsthaft betriebenen Sprachkultivierung innerhalb des deutschen Sprachraums wird in der sprachgeschichtlichen Forschungsliteratur häufig in der Frühphase der europäischen Aufklärung - vornehmlich initiiert durch die gehobene Bildungsschicht - angesetzt. Der Sprachpurismus trat demnach, diachron betrachtet, erst nach der Ablösung des Mittelhochdeutschen durch das Frühneuhochdeutsche und mit dem Einsetzen der europäischen Renaissance sichtbar in Erscheinung. Das Lateinische wurde infolgedessen vor allem im wissenschaftlichen Bereich sowie auch in der Lyrik immer mehr durch die deutsche Muttersprache verdrängt, da durch die Erfindung des Buchdrucks immer mehr Menschen auch außerhalb des Klerus an geistige und gleichermaßen weltliche Literatur gelangen konnten, was die Alphabetisierungsrate der Bevölkerung ungemein ansteigen ließ. Den Untergang des Lateinischen bzw. sämtlicher klassischer Sprachen und gleichzeitigen Beginn einer neuen deutschen Sprachära beschreibt der wohl bedeutendste Dichter des Barock Martin Opitz in seinem Vortrag Aristarchus oder über die Verachtung der deutschen Sprache, welchen er im Jahre 1617 vor den Beuthener Gymnasiasten hielt, mit folgenden radikalen Worten: „Und in kurzem, ehe wir noch ihr Verschwinden bemerken, werden wir sehen, daß sie schon entschwunden ist“ (zit. nach Szyrocki 1989: 699). Opitz stellt die deutsche Sprache stets als eine edle Jungfrau dar, welche durch äußere Faktoren und fremdsprachliche (lateinische, französische und griechische) Interferenzen verdorben und geschändet würde, sei die von den Germanen stammende Muttersprache doch allen anderen Sprachen der Welt deutlich überlegen. Nach dem Motto Hic Rhodus, hic salta! fordert er erstmals eine Pflege und energische Wahrung der Superiorität der eigenen Muttersprache durch grundsätzliche Distanzierung von übertriebenem Gebrauch fremdsprachlicher Lexeme, auch wenn man humanitas und elegantia aus Frankreich und Italien lernen kann (Jones 1995: 37). Für die Sprachpfleger des Barock war die Reinheit der Sprache von zentraler Bedeutung, was häufig in der Lyrik zum Ausdruck kam. So legt Martin Opitz in seinem Opus magnum Buch von der Deutschen Poeterey im Jahre 1624 sein Ideal der sprachlichen Reinheit dar, indem er den ästhetischen Rahmen der Rhetorik vorgibt und sich dabei auf die Elemente der Zierlichkeit, Zusammensetzung und Erhabenheit der Wörter beruft. Im 6. Kapitel Von der zuebereitung vnd ziehr der worte behandelt Opitz ganz präzise den korrekten Gebrauch von Lexemen, „wie es der natur auch gemeße“ sei Nach seiner Vorstellung erfordert das Element der Zierlichkeit, dass die Worte unbedingt rein und deutlich sein müssten. Um eine solche Reinheit in der Wortwahl sowohl in der mündlichen als auch schriftlichen Kommunikation zu erreichen, solle man sich stets am Hochdeutschen orientieren und es vollständig unterlassen, mittels Dialekt zu kommunizieren, da ansonsten „falsch geredet wird“ (ebd.). Interessant ist hierbei, dass zu der Zeit Opitzens der ernsthafte Glaube an so etwas wie eine urtümliche und absolut reine hochdeutsche Sprache überwog, die unabhängig von sämtlichen Mundarten, welche ohnehin Missbildungen und fehlerhafte Varianten des Hochdeutschen seien, seit jeher existieren würde. Die aktuell vertretene sprachwissenschaftliche Ansicht ist jedoch, dass das Hochdeutsche selbst ein Mischprodukt aus vielen unterschiedlichen hochdeutschen Dialekten ist, weshalb die damalige Vorstellung von Opitz und seiner Zeitgenossen inzwischen als überholt und absurd erscheinen mag. Dieses Ideal war auch womöglich der Auslöser für die immense Abneigung und Entrüstung der Sprachpfleger gegenüber Fremdwörtern, wie sie insbesondere Opitz (ebd.). in seinem parodistischen Kurzgedicht meiner Meinung nach äußerst trefflich formuliert: So stehet es auch zum hefftigsten unsauber, wenn allerley Lateinische, Frantzösische, Spanische unnd Welsche wörter in den text unserer rede geflickt werden; als wenn ich wolte sagen: Nennt an die courtoisie, und die deuotion, Die euch ein cheualier, madonna, thut erzeigen: Ein' handvol von fauor petirt er nur zue lohn, und bleibet ewer Knecht und seruiteur gantz eigen. Des Weiteren fährt Opitz, sich über den Fremdwort-Fetischismus seiner Zeitgenossen echauffierend, fort und demonstriert die römischen Schriftgelehrten aus der Antike als Vorbild für den deutschen Sprachraum: Wie selttzam dieses nun klinget, so ist nichts desto weniger die thorheit innerhalb kurtzen Jharen so eingeriessen, das ein jeder, der nur drey oder vier außländische wörter, die er zum offtern nicht verstehet, erwuscht hat, bey aller gelegenheit sich bemühet dieselben herauß zue werffen, Da doch die Lateiner eine solche abschew vor dergleichen getragen, das in jhren versen auch fast kein griechisch wort gefunden wird, (…) Opitz prangert hier explizit mangelnde Verständlichkeit im sprachlichen Austausch der Menschen untereinander bei forschem und unüberlegtem Gebrach von „außländischen wörter[n]“ an, was seine Sprachkritik auf eine pragmatische statt ideologische Ebene trägt. Angesichts der damaligen hohen Verbreitung humanistischer Bildungsinhalte, welche vornehmlich in lateinischer und griechischer Sprache verfasst worden sind und in gebildeten Kreisen nicht mehr wegzudenken waren, mag Opitzens naturalistisch angehauchte Sprachvorstellung dennoch etwas eigenartig und befremdlich erscheinen. Doch mit seiner überaus herben Kritik am damals stark verbreiteten Gebrauch von Fremd- und Lehnwörtern stand er nicht allein - im Gegenteil. Sie war der Anstoß für eine neue Ära in der deutschen Sprachgeschichte mit weitreichenden Folgen für Lyrik und Morphologie. Besonders Campe orientierte sich sichtlich an den kritischen Gedanken Opitzens zur Sprachreinheit als Vorlage und führte sie weiter zu seiner eigenen puristischen Konzeption aus, welche im folgenden Kapitel behandelt werden soll. Download 82.96 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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