Dietrich franke regionale geologie von ostdeutschland
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Harznordrand-Grauwacke → Harznordrand-Kulm. Harznordrand-Halle-Störung Harz Northern Border-Halle Fault gelegentlich ausgewiesenes und auf geologischen Übersichtskarten dargestelltes überregionales Störungselement, konstruiert aus der Verbindung von → Harznordrand-Störung im Westen und → Hallescher Störung im Osten. Ungestörte Lagerungsverhältnisse des jungpaläozoisch- mesozoischen Tafeldeckgebirges in dem entsprechenden Zwischengebiet scheinen jedoch zumindest für das postvariszische Stockwerk gegen eine derartige Konnektierung beider Störungselemente zu sprechen. /SH/ Literatur: G. M ARTIKLOS et al. (2001); G. B EUTLER (2001); I. R APPSILBER (2003); I. R APPSILBER et al. (2005); V. W REDE (2008, 2009); T. V OIGT et al. (2009) Harznordrand-Kulm → gelegentlich verwendete Bezeichnung für → Kulmgrauwacken des → Dinantium im Bereich der → Harznordrand-Störung; dazu gehören inbesondere die sog. → Wernigerode-Grauwacke bzw. der → Darlingerode-Kulm im Westen sowie die → Thale- Randgrauwacke im Osten. Synonyme Bezeichnungen sind Nordrandgrauwacke und Nordostharzer Randgrauwacke.
Harz Northern Boundary Olisthostrome informelle lithostratigraphische Einheit des → Dinantium im Bereich der → Harznordrand-Störung nördlich des → Ramberg-Plutons sowie nordöstlich des → Brocken-Massivs (hier: → Wernigerode- Olisthostrom südlich Wernigerode), Teilglied der sog. → Kulm-Olisthostrom-Formation. Als Olistolithe wurden lokal sowohl Schichtenfolgen des → Silur als auch des → Devon (vorzugsweise Herzynkalke) biostratigraphisch gesichert nachgewiesen. Für die Mächtikeit des Olisthostroms werden Werte von über 200 m angegeben. Die Verbreitung dieser generell NW- SE dem Harzrand mehr oder weniger parallel streichenden Olisthostrombildungen wird allerdings unterschiedlich interpretiert (Abb. 29.2). Bedeutender Tagesaufschluss: Schweng westlich von Hasserode mit Olistolithen des Silur (Graptolithenschiefer), des Unterdevon und Mitteldevon (Karbonatgesteine/Herzynkalke/Cephalopodenkalke). Die Folge wird von 724
Kulmgrauwacken (Flyschfazies des Viséum) überlagert. Hinsichtlich der Genese der Harzer Olisthostrome gibt es unterschiedliche Ansichten. Zum einen werden sie als mehr oder weniger umfangreiche, durch submarine Massenverlagerungen gebildete Gleitmassen betrachtet, zum anderen als tektonisch generierte melange-artige Scherzonen. Bedeutender Tagesaufschluss: Auflässiger Steinbruch an der Westseite des Tänntals 300 m südwestlich von Öhrenfeld (Darlingerode/Harz). Synonym: Harzrand-Olisthostrom. /HZ/
UCHHOLZ (1958); H. L UTZENS et al. (1963); K. R UCHHOLZ (1972); H. L UTZENS & M. S CHWAB (1972); M. S CHWAB (1973); M. R EICHSTEIN (1988), H. L UTZENS (1991a); K. M OHR (1993); R. S CHULZ (1997a); F. K NOLLE et al. (1997); C. H INZE et al. (1998); M. S CHWAB & B.-C. E HLING (2008b); M. S CHWAB (2008a); H.J. F RANZKE & M. S CHWAB (2011) Harznordrand-Paläozoikum → Harznordrand-Zone. Harznordrand-Störung Harz Northern Border Fault generell WNW-ESE streichende und bis zu einer Teufe von ca. 1000 m mit durchschnittlich 60° oder steiler nach Süden einfallende, im Wesentlichen aus drei jeweils in das Harzpaläozoikum hineinlaufenden Teilstörungen zusammengesetzte Bruchstruktur zwischen dem → Harz als Hochscholle im Südwesten und der → Subherzynen Senke als Tiefscholle im Nordosten (Abb. 29). Als Versetzungsbetrag werden unterschiedliche Werte zwischen 3000 m und bis zu 7000 m angegeben, die Tiefenreichweite soll schätzungsweise 10-12 km, nach gravimetrischen Indikationen sogar bis 30 km betragen. Ihre Anlage erfolgte wahrscheinlich variszisch, vielleicht auch schon prävariszisch. Das heutige Strukturbild ist hauptsächlich Ergebnis mehrphasiger postvariszischer Aktivierungen. Neben einer vermutlich jungkimmerischen Abschiebung ist insbesondere die während der → subherzynen Bewegungen (insbesondere im Zeitraum → Santonium bis → Campanium) erfolgte Heraushebung der Harzscholle sowie deren Nordnordost gerichtete, mindestens 2-3 km betragende frontale Überschiebung auf ihr Vorland von Bedeutung (Abb. 28.5). Zwischen Mittlerem Santon und Unterem Campan ist die mit 2-3 km Mächtigkeit anzunehmende mesozoische Bedeckung des Harzes abgetragen worden. Auch während des → Tertiär erfolgte Hebungen lassen sich noch nachweisen. Im Zuge dieser lokal differenziert abgelaufenen Bewegungen wurde in der gesamten Erstreckung der Störungszone das jungpaläozoisch- mesozoische Deckgebirge der Subherzynen Senke auf einer Breite von bis zu 2,5 km zumeist steilgestellt (→ Harz-Aufrichtungszone). Alternative Interpretationen zur Kinematik der Harznordrand-Störung gehen von bedeutsamen Blattverschiebungen (wrench fault system) mit Bildung einer sog. push-up-Struktur im Bereich der heutigen Harzscholle aus, die nicht allein auf hauptsächlich oberkretazischen Bewegungen beschränkt waren. Die Harznordrand-Störung wird im gravimetrischen Bild deutlich nachgezeichnet. Häufig wird eine südostwärtige Fortsetzung in der → Halleschen Störung angenommen. Ehemals existierender bedeutsamer Tagesaufschluss mit konkretem Nachweis der Störung: Baugrube in der Nähe der Kurklinik „Teufelsbad“ in Blankenburg/Harz im Zeitraum 1995/96. Indirekte Belege: Teufelsmauer zwischen Blankenburg (Großvaterfelsen) und Ballenstedt (Gegensteine); Felsklippe im Ilsetal westlich der ersten Ilsebrücke am Ostufer der Ilse; Präsidentenweg direkt westlich Thale. Synonyme: Harznordrand- Lineament; Nordharz-Randstörung; Nordharz-Lineament pars. Literatur: W. S CHRIEL (1954); W. S CHWAN (1956); E. S CHLEGEL (1961); G. M ÖBUS (1966); K. M OHR (1969, 1975); M. S CHWAB (1976); W. S TACKEBRANDT (1983, 1986); V. W REDE (1988); P. B ORMANN et al. (1989); O. W AGENBRETH & W. S TEINER (1990); S. K ÖNIG & V. W REDE (1994); H.J. F RANZKE & D. S CHMIDT (1995); G. J ENTZSCH & T. J AHR (1995); W. C ONRAD (1995); T. K AEMMEL (1996); H.J. F RANZKE & U. O SWALD (1996); D. S CHMIDT & J. A RIKI (1996); W. C ONRAD (1996); V. W REDE (1997); R. S CHULZ (1997a); U. K RIEBEL et al. (1997); H.J F RANZKE 725
U. O SSWALD (1997); F. K NOLLE et al. (1997); F. K OCKEL & H.J. F RANZKE (1998); C. H INZE et al. (1998); H.-J. B EHR et al. (2002); H.J. F RANZKE et al. (2004, 2005); T. V OIGT et al. (2004, 2005, 2006); H. H UCKRIEDE (2005b); H.J. F RANZKE et al. (2007); M. F RÜHAUF & M. S CHWAB (2008); V. W REDE (2008); K.-H. R ADZINSKI et al. (2008a) ; M. S CHWAB (2008a); T. V OIGT et al. (2009); V. W REDE (2009); H.-J. B RINK (2011); H.J. F RANZKE & M. S CHWAB (2011) Harznordrand-Zone Harz Northern Border Zone Bezeichnung für schmale, oft nur einige hundert Meter breite WNW-ESE streichende Schollen von Präflysch- und Flyschablagerungen insbesondere des höheren → Devon und des → Dinantium am Nordrand des → Harzes. Besondere Kennzeichen sind ein mehr oder weniger SE-NW gerichtetes, der → Harznordrand-Störung mehr oder weniger parallel laufendes Streichen vieler Bruchstrukturen, die den häufigen Richtungen von Schicht- und Schieferungsflächen des devonisch-karbonischen Grundgebirges in diesem Gebiet folgen, das zusätzliche Auftreten von SW-NE oder ± Nord-Süd orientierten tektonischen Strukturen, das lokale Fehlen kontaktmetamorpher Erscheinungen in den variszisch deformierten Serien nördlich des postkinematischen → Ramberg-Plutons sowie andere Besonderheiten. Diese vom allgemeinen Strukturbau des Harzes abweichenden Merkmale wurden sowohl mit Querfaltung als auch lineamentgebundener Tektonik erklärt; neuerdings werden sie jedoch häufig als Folge einer postvariszischen, nach Nordosten abgetreppten Überschiebungsstaffel im System der → Harznordrand-Störung betrachtet. Die variszisch geprägten Strukturen der Nordrandzone werden von den wahrscheinlich im frühen Rotliegend angelegten, Nord-Süd bis NNW-SSE streichenden → Mittelharzer Eruptivgesteinsgängen ungebrochen gequert. Auch die Intrusion des → Ilsestein-Granits folgte SE-NW gerichteten Spalten. Bei Blankenburg erzeugte offensichtlich eine postvariszische Tiefenstörung das dort entwickelte Nord-Süd-Streichen von Schichtung und Schieferung. Die jüngsten Bewegungsimpulse zeigen eine der bisherigen Kinematik entgegen gerichte kompressive Verformung, die zur Inversion von Abschiebungen zu Aufschiebungen und Überschiebungen geführt hat. Kompressive Überprägungen können in die oberkretazisch-alttertiäre Inversionsphase gestellt werden. Am sog. Sporn von Rieder grenzen → Tanne-Zone und → Selke-Decke an Nord-Süd streichenden Strukturen aneinander. Im Ostabschnitt der Zone lagert das Rotliegend des → Meisdorfer Beckens diskordant dem Harzvariszikum (→ Selke-Decke, → Harzgeröder Zone) auf. Bedeutender Tagesaufschluss: Präsidentenweg Thale. Synonyme: Harznordrand-Paläozoikum; Harznordrand-Kulm pars. /HZ/ Literatur: W. S CHRIEL (1954); E. S CHLEGEL (1957, 1961); H. S CHLEGEL (1962); G. M ÖBUS (1966); K. R ABITZSCH & P. S TRING (1967); M. S CHWAB (1976); W. S TACKEBRANDT (1983); K. M OHR (1993); S. K ÖNIG & V. W REDE (1994); H.J. F RANZKE & U. O SSWALD (1996, 1997); F. K NOLLE et al. (1997); F. K OCKEL & H.J. F RANZKE (1998); C. H INZE et al. (1998); U. K ÖNIG & M. SA CHWAB (2001); H.J. F RANZKE et al. (2004); T. V OIGT et al. (2005); H. H UCKRIEDE (2005b); M. S CHWAB (2008a); H.J. F RANZKE & M. S CHWAB (2011); H.-J. B RINK (2011, 2012); H.J. F RANZKE (2012) Harzostrand-Störung → Ostharzrand-Störung. Harzpaläozoikum → häufig verwendete zusammenfassende Bezeichnung für die variszisch deformierten Einheiten des → Präsilesium im Bereich des → Harzes; gelegentlich werden auch die variszisch nicht deformierten permosilesischen Einheiten des molassoiden → Übergangsstockwerks in diesen Begriff mit einbezogen. Harzrand-Olisthostrom → Harznordrand-Olisthostrom. 726
Harz Swell NW-SE streichendes kretazisches Hebungsgebiet am Südrand der → Subherzynen Kreidemulde, das sich insbesondere ab dem Unter-Campanium durch verstärkte nordwärts gerichtete klastische, teilweise Olisthostromartige Schütttungen (→ Ilsenburg-Formation) bemerkbar macht. /HZ/ Literatur: K.-A. T RÖGER (2000a) Harzsüdrand-Störung Harz Southern Border Fault zuweilen verwendete Bezeichnung für ein nicht durchgängig verfolgbares System NW-SE streichender, in der Regel nur geringe Versatzbeträge aufweisender Bruchstörungselemente am Südrand des Harzes. Synonym: Südharz-Lineament pars. /HZ/
H INZE et al. (1998) Harz-Untiefe Harz Shoal aus dem Isopachenverlauf des höheren → Zechstein im Bereich der → Südharzvorsenke postulierte Untiefenregion im Gebiet des → Harzes. /HZ/
B LEI & W. J UNG (1962); R. L ANGBEIN (1963); W. J UNG (1968); G. S EIDEL & R. L ANGBEIN (1974a); R. L ANGBEIN & G. S EIDEL (1995a) Harzvorland: Nördliches ... → zuweilen verwendete alternative Bezeichnung für → Subherzyne Senke. Harzvorland: Südöstliches ... Southeastern Harz Foreland oft verwendete Bezeichnung für ein geologisch heterogen aufgebautes Gebiet südöstlich des → Harzes und südwestlich der → Halle-Wittenberger-Scholle, die im Wesentlichen die → Merseburger Scholle und die → Hermundurische Scholle im Nordost-Abschnitt des → Thüringer Beckens s.l. umfasst. Die Nordwestgrenze wird durch den Ausstrich der Ablagerungen des → Zechstein am östlichen bzw. südöstlichen Harzrand, die nördliche Begrenzung durch die sog. → Halle-Hettstedter- Gebirgsbrücke (→ Hettstedter Störung im Westen/→ Rothenburger Störung im Osten) und die Nordostgrenze durch den Zechstein-Ausstrich bzw. die → Hallesche Störung gebildet. Weiter südöstlich markieren die → Zwochauer Störung und die → Röthaer Störung sowie der Ausstrich der Zechstein-Ablagerungen im Bereich des → Altenburger Sattels die Abgrenzung. Als Südwestgrenze wird häufig die → Finne-Störungszone, d.h. die Südwestgrenze der → Hermundurischen Scholle gewählt. In diesem Sinne bildet das „Südöstliche Harzvorland“ als regionalgeologische Einheit den Nordostabschnitt des → Thüringer Beckens s.l. mit → Hermundurischer Scholle im Südwesten und → Merseburger Scholle im Nordosten. Der cadomisch-variszisch geprägte Untergrund des Gebietes wird vornehmlich auf der Grundlage von Regionalvergleichen zu den südwestlich und nordöstlich angrenzenden tiefengeologisch besser erkundeten Gebieten (Bohrungen des → Thüringer Beckens s. str. bzw. der → Halle- Wittenberger Scholle) von Nordwest nach Südost von Bildungen der → Nördlichen Phyllitzone, der → Mitteldeutschen Kristallinzone, der → ?Südlichen Phyllitzone, dem Südwest-Abschnitt der → Delitzscher Synklinale (→ Bohrung Schladebach 1880) sowie von Ablagerungen des → Nordsächsischen Antiklinoriums und des → Nordsächsischen Synklinoriums (Bohrungen der Uranerkundung) gebildet. Einziges zutage tretendes präsilesisches Grundgebirge kommt im → Kyffhäuser-Aufbruch vor. Diskordant über dem gefalteten Untergrund folgen permosilesische Molassebildungen der nördlichen → Saale-Senke (→ Bohrung Querfurt 1/64; → Bohrung Schladebach 1880), die ihrerseits vom jungpaläozoisch-mesozoischen Tafeldeckgebirge mit → Zechstein- und → Trias-Sedimenten überlagert werden. Von hohem wirtschaftlichem Stellenwert waren und sind gebietsweise auch heute noch die Braunkohle- und Steine und Erden-führenden Schichtenfolgen des → Tertiär und → Quartär, die das geologische
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Oberflächenbild des Südöstlichen Harzvorlandes insbesondere in dessen östlichen Teilbereichen maßgeblich bestimmen. Bedeutsame saxonische Strukturelemente sind → Mansfelder Mulde (mit → Schwittersdorfer Teilmulde und → Bennstedt-Nietlebener Teilmulde), → Sangerhäuser Mulde, → Querfurter Mulde, → Naumburger Mulde, → Bornaer Mulde und → Zeitz- Schmöllner Mulde sowie → Hornburger Sattel, → Teutschenthaler Sattel, → Merseburger Sattel und → Merseburger Buntsandsteinplatte, → Bottendorfer Aufbruch sowie → Kyffhäuser- Aufbruch. Die wichtigsten internen Störungselemente stellen mit NW-SE-Streichen die → Blankenheim-Geiseltal-Störung und die → Kyffhäuser-Nordostrandstörung, mit NE-SW- Streichen insbesondere die → Hornburger Tiefenstörung dar. /TB/
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