Ernst Thälmann als Leitfigur der kommunistischen Erziehung in der ddr
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- 3. Das Thälmann-Bild im Fach Heimatkunde (Lehrbuchtexte Klasse 3 und 4, 1970-1989) Dokument D 3.a
- Ernst Thälmann - Vorbild der Pioniere
- Ernst Thälmann als Vorsitzender der KPD und als Vorbild für alle Antifaschisten
- Ernst Thälmann in den Händen der Faschisten
- Ernst Thälmanns Standhaftigkeit und Siegeszuversicht in den Zuchthäusern der Faschisten
- Dokument D 3.c Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4 (4. Aufl. der Ausgabe 1985). Berlin (Volk und Wissen) 1988, S. 72ff.. Hände weg von Sowjetrußland
- Die KPD kämpft gegen Hunger und Arbeitslosigkeit
- Ernst Thälmann warnte das deutsche Volk vor Faschismus und Krieg
- Dokument D 3.d Stundenentwurf zum Thema: Exkursion zum Ernst-Thälmann-Denkmal in Staßfurt
Dokument D 2.h Lesebuch Klasse 9/10 (13. Aufl. der Ausgabe 1970). Berlin (Volk und Wissen) 1981, S. 94f. Held Thälmann (Heinrich Mann, 1936) Die proletarische deutsche Jugend hat Helden und darf zu ihnen aufblicken. Helden, die auf dem Richtblock des Dritten Reiches sterben oder in den grauenvollen Kerkern des Dritten Reiches weiterleben – alles um ihrer Gesinnung willen und alles vermöge des Festigkeit ihres Charakters. Der gefangene Ernst Thälmann ist sehr stark – viel stärker als seine Peiniger, die ihn verschwinden lassen möchten und es nicht wagen. Thälmann ist ein wirklicher Arbeiter mit Fäusten und einem gesunden Verstand. der Feind, der ihn gefangenhält, stellt von allem das Gegenteil dar. Held Thälmann hält durch, obwohl sie ihm, wie manchem anderen proletarischen Kämpfer, natürlich angeboten haben, er braucht nur zu verraten – Verrat an seiner Sache und Klasse –, dann würden sie ihn in ihre Bande aufnehmen und er hätte den Reichtum und die Macht. Nein! Er pfeift auf ihre lausige Macht und ihren geklauten Reichtum. Er begreift mit einem gesunden Verstand: das Gefängnis macht ihn stärker von Tag zu Tag. Das Gefängnis überzeugt viele, die es nie geglaubt hätten, von der Gerechtigkeit seiner Sache. Seinen Namen kennt die ganze Welt. Alle, die in der ganzen Welt zum Volk gehören, wünschen sich, Held Thälmann möchte vom siegreichen Volk aus seiner Zelle geholt werden, über den Gefängnishof, durch das Gefängnistor, hinaus in die Freiheit. Proletarische Jugend! Eure Helden und ihr selbst sollt einstmals frei sein. 3. Das Thälmann-Bild im Fach Heimatkunde (Lehrbuchtexte Klasse 3 und 4, 1970-1989) Dokument D 3.a Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3 (5. Aufl. der Ausgabe 1984). Berlin (Volk und Wissen) 1988, S. 55-66 (Kapi- tel: Ernst Thälmann - Vorbild der Pioniere). Ernst Thälmann - Vorbild der Pioniere [Thälmann-Porträtfoto] Bei der Aufnahme der Jungpioniere als Thälmannpioniere sprechen sie das Gelöbnis der Thälmannpioniere: Ernst Thälmann ist mein Vorbild. Ich gelobe, zu arbeiten und zu kämpfen, wie es Ernst Thälmann lehrt. Ich will nach den Gesetzen der Thälmannpioniere handeln. Getreu dem Gruß bin ich für Frieden und Sozialismus immer bereit. Ernst Thälmann wurde am 16. April 1886 geboren. Schon als Kind mußte er den Eltern im Geschäft bei der Arbeit helfen. Er lernte gern und verhielt sich seine Mitschülern gegenüber kameradschaftlich. Als junger Arbeiter setzte er sich mutig für ein besseres Leben der Werktätigen ein. 1. Stelle fest, wann Ernst Thälmann geboren wurde! 2. Berichte, was du über die Kindheit Ernst Thälmanns weißt! Ernst Thälmann als Vorsitzender der KPD und als Vorbild für alle Antifaschisten Rastlos im Kampf für die Unterdrückten Ernst Thälmann wurde Vorsitzender der KPD. Er lebte nun in Berlin. Jeden Tag war er unterwegs, beriet sich mit Genossen und Arbeitern und erklärte ihnen die Aufgaben der Partei. Bei Versammlungen und Kundgebun- gen, in Gesprächen, auch im Zug oder im Autobus, interessierte sich Ernst Thälmann für das Leben der Ar- beiter, für die Höhe der Miete, die Ausgaben für Strom und Gas, für das Einkommen der Familie und vieles mehr. Besonders anstrengend für Ernst Thälmann waren die Vorbereitungen der Parteitage der KPD und seine Ver- sammlungsreisen durch Deutschland. Fritz Selbmann, ein Kampfgefährte Ernst Thälmanns, berichtet von einer solchen Versammlungsreise: „Nach den Versammlungen arbeitete er immer noch. Er schrieb Nachrichten für die Zeitung, verfaßte Aufrufe und sah Artikel durch. An einem dieser Abende saß ich unglücklich daneben, besorgte heiße Zitrone und war in Sorge um seine Gesundheit, denn Thälmann war krank. Er hatte Fieber, war erschöpft und heiser. Aber jeder Versuch, ihn zu überreden, doch einmal eine Versammlung auszulassen, führte dazu, daß er mit mir schimpfte.“ [...] Seltene Augenblicke Müde und abgekämpft kam Ernst Thälmann am 18. Juli in Dresden an. Es blieb etwas Zeit zum Ausruhen. So fuhren die Genossen mit ihm am Morgen des 19. Juli in die Sächsische Schweiz. Vom Basteifelsen bot sich bei Sommerwetter ein wunderbarer Blick auf die Elbe. Ernst Thälmann stand stumm und versunken. Keiner der Genossen mochte ihn stören. Manchmal ging Ernst Thälmann zusammen mit seinen Genossen nach den Beratungen auf einen Imbiß oder einen zünftigen Skat in ein Lokal. Ernst Thälmann genoß diese wenigen Stunden der Entspannung. Er konnte sehr ausgelassen sein, erzählte Witze und neckte seine Skatbrüder. Gern schob er auch auf der Kegelbahn eine Kugel. Für die Arbeitereinheit Unterstützt durch Fabrikherren und Großgrundbesitzer, wurden die Faschisten immer stärker. Sie verbreiteten Lügen und versprachen Arbeit und Wohlstand für alle. Ernst Thälmann erkannte, daß die Arbeiter, die damals noch zwei Parteien hatten, die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), gemeinsam kämpfen müssen. Er sagte allen Werktätigen die Wahrheit: „Ihr steht einem gefährlichen Feind gegenüber, den Fabrikherren, die im Krieg und Frieden nur von einem getrieben werden: von ihrer unersättlichen Geldgier. Wir wollen, daß alle Arbeiter gemeinsam gegen die Faschisten kämpfen!“ [Abb. Foto: „Ernst Thälmann spricht auf dem Parteitag der KPD“ - S. 61] Ernst Thälmann wurde Vorsitzender der KPD. Entschlossen kämpfte er an ihrer Spitze gegen die Unterdrük- kung des Volkes durch die Faschisten und gegen den Krieg. Er war allen Antifaschisten Vorbild. Ernst Thälmann in den Händen der Faschisten Es war im Jahre 1933. Trotz des unermüdlichen Kampfes der Kommunistischen Partei gelangten die Faschi- sten an die Macht. Seit ein paar Tagen bewohnte der Vorsitzende der KPD, Ernst Thälmann, ein kleines Zim- mer in der Lützower Straße 9. Nur wenige kannten seinen Aufenthaltsort. Auch die anderen leitenden Genos- sen der KPD hatten geheime Unterkünfte bezogen. Dennoch blieben sie besonders gefährdet, weil die Faschi- sten sie mit großem Eifer suchten. Anfang März fiel Ernst Thälmann durch Verrat in die Hände der Faschi- sten. Er wurde von ihnen verhaftet. Das war ein schwerer Verlust für die Kommunistische Partei. Grausam mißhandelt Später berichtete Ernst Thälmann über die Behandlung durch die Faschisten im Jahre 1934: „Zu beschreiben, was jetzt in diesem Vernehmungszimmer von abends 5 Uhr bis 9.30 Uhr geschah, ist fast unmöglich. Zuerst begannen sie mit gutem Zureden, um über diese oder jene Genossen und über den Kampf der Kommunistischen Partei etwas zu erfahren. Damit hatten sie keinen Erfolg. Darauf folgten brutale Angrif- fe gegen mich, bei denen mir vier Zähne aus dem Kiefer herausgeschlagen wurden. Aber sie erzielten keine Erfolge. Dann wurde mir der Mund zugehalten, und es gab Hiebe ins Gesicht und über Brust und Rücken. Hingestürzt, wälzte ich mich am Boden, mit dem Gesicht immer nach unten und gab auf Fragen überhaupt keine Antwort mehr.“ [Abb. Foto: „Ernst Thälmann im Hof des Zuchthauses Moabit“ - S. 62] Freiheit für Ernst Thälmann Einen Tag nach Ernst Thälmanns Verhaftung forderte die KPD die Arbeiter der ganzen Welt auf, für seine Befreiung und die aller Antifaschisten zu kämpfen. Aus vielen Ländern, besonders aus der Sowjetunion, er- klang der Ruf: „Freiheit für Ernst Thälmann!“ Zum fünfzigsten Geburtstag Ernst Thälmanns trafen im Gefängnis Säcke und Körbe voller Karten, Briefe und Telegramme aus vielen Ländern ein. Ernst Thälmann erhielt davon nur wenige. Auch ein Strauß roter Rosen wurde im Gefängnis abgegeben. Auf der Glückwunschkarte stand: „Das rote Berlin grüßt seinen Führer.“ Trotz Gefängnismauern Verbindung zu den Genossen Die Faschisten fürchteten Ernst Thälmann auch noch im Gefängnis. Deshalb wurde er mehr als elfeinhalb Jahr in Einzelhaft gehalten. Auch auf dem Gefängnishof war er stets allein. Trotz der strengen Bewachung konnte Ernst Thälmann Verbindung zu Genossen halten und ihnen Ratschläge erteilen. Manchmal durfte ihn seine Frau oder seine Tochter Irma im Gefängnis besuchen. Sie stellten die Verbindung zu den Genossen her. Bei den Gesprächen war immer eine Aufseher der Faschisten anwesend. Es war sehr schwierig, über den Kampf der Kommunisten gegen die Faschisten zu sprechen. Manchmal gelang es, Ernst Thälmann einen Zettel mit wichtigen Mitteilungen zuzustecken. Da die Faschisten aus den Gesprächen nichts entnehmen konnten, überlegten sie sich etwas anderes. Sie wollten Ernst Thälmann und seine Besucher belauschen. Nun fanden die Gespräche ohne faschistische Aufseher statt. Dafür hatten sie in der Zelle ein verstecktes Mikrofon eingebaut. Die Faschisten saßen in einem anderen Raum und konnten so alles mithören. Trotzdem überlisteten Ernst Thälmann und seine Tochter Irma die Faschisten. Irma brachte, unter ihrem Kleid verborgen, zwei kleine Schreibtafeln mit. Laut sprachen sie über unwichtige Dinge. Wichtige Mitteilungen und Informationen schrie- ben sie dabei jedoch auf die Tafeln. [Abb. Reproduktion eines Plakates: „Die Welt kämpft für Ernst Thälmann“ - S. 64] Überzeugt vom Sieg über die Faschisten Die schlimmste Nachricht, die Ernst Thälmann während der ganzen Gefängniszeit erhielt, war die vom Über- fall der deutschen Faschisten auf die Sowjetunion. Er war ein Freund der Sowjetunion. Viele Male war er dort. Nach dem Überfall der Faschisten auf die Sowjetunion sagte der faschistische Aufseher höhnisch zu Ernst Thälmann: „Wir führen einen Blitzkrieg gegen die Russen. In wenigen Tagen sind wir in Moskau.“ Ernst Thälmann antwortete ihm: „Die faschistischen Armeen werden in der Sowjetunion ihr Ende finden. Das ganze sowjetische Volk wird kämpfen, bis das Sowjetland frei ist. Euer Krieg endet in der Sowjetunion mit eurer völligen Vernichtung. Das Sowjetvolk, jeder Mensch in der Sowjetunion, hat viel zu verlieren; denn das ganze Land gehört dem Volke.“ Der Aufseher lachte laut. Aber was Ernst Thälmann sagte, wurde Wirklichkeit. Der Haß der Faschisten auf Ernst Thälmann war grenzenlos. Im Jahre 1944 ermordeten sie Ernst Thälmann, den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands, feige und hinterhältig. 1. Lies den Text „Ernst Thälmann in den Händen der Faschisten“ und stelle fest, in welchem Jahr Ernst Thälmann von den Faschisten verhaftet wurde! 2. Nenne das Jahr, in dem Ernst Thälmann von den Faschisten ermordet wurde! 3. Lies aus dem Text vor, warum Ernst Thälmann ermordet wurde! 4. Begründe, weshalb uns Ernst Thälmann immer Vorbild ist! 5. Erkunde, ob du in deinem Heimatkreis dem Namen Ernst Thälmanns begegnest! Berichte darüber! Nutze zur Lösung der Aufgaben auch diese Zeitleiste! 1933 verhafteten die Faschisten Ernst Thälmann. Er blieb standhaft und verriet seine Genossen nicht. Er hielt trotz großer Schwierigkeiten Verbindung zu ihnen. Ernst Thälmann war davon überzeugt, daß die Sowjetunion die Faschisten besiegen wird. In vielen Ländern forderten die Werktätigen seine Freilassung. 1944 ermordeten die Faschisten den Arbeiterführer Ernst Thälmann. [Zeitleiste mit Thälmann-Porträt - S. 65] [Abb. Foto, ganzseitig: „Ernst-Thälmann-Denkmal in Weimar“ mit Pionieren, die den Pioniergruß ausüben - S. 66] Dokument D 3.b Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4 (6. Aufl. der Ausgabe 1978). Berlin (Volk und Wissen) 1983, S. 104-107. Ernst Thälmanns Standhaftigkeit und Siegeszuversicht in den Zuchthäusern der Faschisten Im Jahre 1933 rissen die Faschisten die Macht an sich. Nun begann eine Verfolgung aller Hitlergegner. Ernst Thälmann wurde verhaftet und mit ihm viele Tausende von Arbeitern. Man quälte und schlug ihn und hielt ihn monatelang in einer Zelle gefangen, die bei Tag und Nacht grell erleuchtet war. Dann mußt Ernst Thälmann viele Jahre in Einzelhaft verbringen. Die faschistischen Henker wollten ihn zwingen, seine Partei und Genossen zu verraten. Sie hofften, auf diese Weise die Antifaschisten von ihrem Widerstandskampf abzuhalten. Aber Ernst Thälmann blieb, was er immer war: der tapfere, unbeugsame Führer der deutschen Arbeiterklasse, der Feind des Faschismus und der mutige Kämpfer gegen die Kriegstreiber. Deshalb fürchteten die Faschisten ihn auch noch im Gefängnis. Abschied für immer In den folgenden Schilderungen erfahren wir vom letzten Besuch Irma Thälmanns bei ihrem Vater. Das war im Jahre 1943, als die Faschisten Ernst Thälmann in das Gefängnis der Stadt Bautzen verschleppt hatten. Vater bat mich, ich solle nach Weißwasser zurückfahren, dort bleiben und ihn in vierzehn Tagen auf der Rück- fahrt nach Singen noch einmal besuchen. Eine solche Aufforderung hatte Vater nie an uns gestellt. Aber er sah die politischen und militärischen Zusammenhänge und war der Auffassung, daß der Krieg dem Ende zugehe, daß der Vormarsch der sowjetischen Armee nicht mehr aufzuhalten sei. [Abb. Foto: „Ernst Thälmann auf dem Hof des Zuchthauses“ - S. 105] Die bevorstehende Niederlage jedoch mußte den Haß der Faschisten noch mehr verstärken - Vater fühlte sein Leben mehr denn je bedroht. In seiner Antwort auf Briefe eines Kerkergenossen schrieb Vater: „Wird man mich so ohne weiteres aus der Kerkerverbannung wieder in die Welt zurückkehren lassen? Nein! Freiwillig ganz bestimmt nicht. Es besteht sogar die Wahrscheinlichkeit, so grausam und so hart es ist, es hier auszusprechen, daß bei einem für Deutschland gefahrvollen Vordrängen der Sowjetarmeen und im Zusammenhang mit der damit verbundenen Verschlechterung der Gesamtkriegslage das nationalsozialistische Regime alles tun wird, um die Persönlichkeit ‘Ernst Thälmann’ schachmatt zu setzen. Das Hitlerregime wird in einer solchen Situation nicht davor zurück- schrecken, Thälmann vorzeitig ... fortzuschaffen oder aber für immer zu erledigen.“ Nach vierzehn Tagen kam ich nach Bautzen zurück. Ich unterhielt mich wieder mit meinem Freund, dem Ge- päckträger, und sagte ihm, daß meine Mutter in nächster Zeit nach Bautzen kommen werde. Ich beschrieb sie ihm, und er versprach, auch ihr zu helfen. Dann ging ich zum Gefängnis. Vater begrüßte mich und flüsterte mir, als sich der Beamte eine Sekunde abwandte, zu: „Wo ist das Material?“ Ich gab ihm zu verstehen, daß es in Bautzen im Hotel sei. Vater erschrak; er sorgte sich um mich und um die sichere Aufbewahrung des Materials, aber ich beruhigte ihn. Es war ein schrecklich heißer Tag, und mein Vater litt in seiner engen Zelle sehr an Durst. So bat er mich: „Kannst du mir nicht ein bißchen Obst besorgen?“ Ich versprach es ihm: Nach dem Verlassen des Gefängnisses suchte ich überall in Bautzen nach Obst. Ich bekam nichts. Da sagte man mir, daß es in einer Großhandlung noch Äpfel und Birnen gäbe. Ich ging dort hin. Auf meine Frage ant- wortete der Verkäuferin: „Sie sind keine ständige Kundin. Ich kann Ihnen nichts verkaufen, wir haben nicht genug.“ Doch ich bat sie sehr dringend: „Bitte geben Sie mir etwas. Ich möchte es für meinen Vater haben, der im Gefängnis ist.“ Da fragte sie: „Sind Sie vielleicht die Tochter Ernst Thälmanns?“ Ich bejahte. Da packte sie Äpfel und Birnen ein. Ich fragte, ob sie meinem Vater ständig Obst geben würde, wenn der Ge- fängniswärter es abholte. Sie damit einverstanden. Nun schrieb ich vor meiner Abreise, auf dem Bahnhof von Bautzen, auf offener Karte an Vater: „Lieber Vater! Schicke in die Großhandlung R. Du wirst dort laufend Obst kaufen können.“ Diese Karte verursachte viel Aufregung - die Postbeamten haben in Bautzen erzählt, daß ich bei meinem Vater zu Besuch war. Das kam der Gestapo zu Ohren. Die Gestapoleute erklärten: „Nur seine Tochter hat gewußt, daß Thälmann in Bautzen ist - also hat sie überall Propaganda gemacht.“ Nun sagten sie zu Vater, daß ich ihn unter meinen Namen nicht mehr besuchen dürfte. Vater erklärte: „Wenn meine Tochter unter falschem Namen zu mir kommen soll, dann kommt sie nicht. Unter falschem Namen schreiben erlaube ich ebenfalls nicht.“ Dies war also mein letzter Besuch bei meinem Vater. Ich habe ihn in Bautzen das letzte Mal gesehen. Meine Mutter ist noch zweimal unter ihrem Mädchennamen nach Bautzen gefahren. Sie hat im Hotel unter diesem Namen gewohnt. Wir sind aber heute noch überzeugt, daß trotzdem ganz Bautzen erfahren hat, daß die Frau Ernst Thälmanns zu Besuch war... Dokument D 3.c Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4 (4. Aufl. der Ausgabe 1985). Berlin (Volk und Wissen) 1988, S. 72ff.. Hände weg von Sowjetrußland Der erste sozialistische Staat wurde von den Imperialisten in aller Welt gehaßt. Sie wollten die Macht der Ar- beiter und Bauern in Rußland vernichten und die Völker Rußlands wieder ausbeuten und unterdrücken. Doch die Arbeiter und Bauern Sowjetrußlands hatten in der Welt viele treue Freunde gefunden. Auch die fortschritt- lichen deutschen Arbeiter standen fest an der Seite des ersten sozialistischen Staates der Welt. Als die junge Sowjetmacht von Soldaten aus vielen kapitalistischen Ländern überfallen wurde, streikten hun- derttausende Arbeiter in Deutschland, Frankreich, England und in anderen Ländern. In Hamburg sagte Ernst Thälmann den Matrosen, Hafenarbeitern und Eisenbahnern: „Kontrolliert den Verkehr nach dem Osten. Verweigert den Transport von Munition und Truppen. Übt Solida- rität mit den kämpfenden russischen Brüdern.“ 1921 fuhr Ernst Thälmann nach Moskau. Es war ein unvergeßliches Erlebnis für ihn, den Führer der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution persönlich kennenzulernen. Lenin erklärte Ernst Thälmann, wie er den Ok- toberaufstand vorbereitet und geführt hatte. Er erklärte ihm vor allem, daß die Arbeiter, Bauern und Soldaten nur siegen können, wenn sie eine starke kampfbereite Partei haben. Ernst Thälmann berichtete in Deutschland in vielen Versammlungen mit Begeisterung von den Leistungen der Arbeiter und Bauern Sowjetrußlands. Er rief die werktätigen Menschen auf, dem Beispiel der Arbeiter und Bauern Rußlands zu folgen und gegen die Kapitalisten, Großgrundbesitzer und Generäle im eigenen Land zu kämpfen. [Abb. Foto: „Die Arbeiter in Dresden zeigen ihre Solidarität mit der jungen Sowjetunion“ - S. 72] Als 1926 erneut ausländische Kapitalisten zum Überfall auf die Sowjetunion hetzten, rief die KPD zum Wi- derstand auf. In vielen Städten fanden Kundgebungen statt. Unüberhörbar forderten die Arbeiter: „Hände weg von Sowjetrußland!“ Ihre Herzen schlugen für den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat der Welt. 1. Erkläre, was die Losung „Hände weg von Sowjetrußland!“ bedeutete! 2. Berichte, welches Verhältnis Ernst Thälmann zur Sowjetunion hatte! Nutze dein Wissen aus Klasse 3! Die KPD kämpft gegen Hunger und Arbeitslosigkeit Unter der Herrschaft der Kapitalisten und Großgrundbesitzer verschlechterte sich das Leben der Werktätigen in Deutschland immer mehr. 1929 und in den folgenden Jahren herrschte überall große Arbeitslosigkeit. Bald waren über 6 Millionen Werktätige ohne Arbeit. Jede dritte Familie hatte keinen Verdiener. Das bracht Not und Elend über viele Menschen. Nicht nur in den Arbeiterfamilien war der Hunger täglicher Gast. Viele Men- schen mußten beim Bäcker, Fleischer und im Gemüseladen borgen und anschreiben lassen. [2 Abb.: „Arbeiter warten vergeblich auf Arbeit.“/ „Ihre Kinder müssen hungern“ - S. 73] Die Kommunistische Partei Deutschlands führte unter Leitung Ernst Thälmanns den Kampf gegen den Hunger und Arbeitslosigkeit. Die Partei organisierte Streiks gegen immer neue Entlassungen. Sie kämpfte gegen das ständige Steigen der Preise. Das Beispiel des ersten sozialistischen Staates der Welt gab den deutschen Arbei- tern Mut für ihren Kampf gegen die eigenen Ausbeuter und Unterdrücker. Ernst Thälmann warnte das deutsche Volk vor Faschismus und Krieg Ernst Thälmann hatte die Pläne der macht- und geldgierigen deutschen Kapitalisten und Großgrundbesitzer durchschaut. Deren Ziel war es, jene an die Macht zu bringen, die mit Gewalt ihre Interessen vertreten würden, die Faschisten. Die deutschen Kommunisten wußten, daß das Krieg bedeutete. Ein Krieg bedrohte aber nicht nur das Leben von Arbeitern. Dem Krieg würden auch Bauern, Künstler, Lehrer, Ärzte und andere Menschen zum Opfer fallen. Die Kommunisten hatten erkannt, wie man dieser Gefahr begegnen konnte. Auf Flugblättern und in ihrer Zei- tung „Die Rote Fahne“ riefen sie die Werktätigen in Stadt und Land zum gemeinsamen Kampf auf. Aber die Feinde des Volkes verstanden es noch immer, viele Arbeiter, Bauern und andere Werktätige zu betrü- gen. So konnte es geschehen, daß 1933 die Faschisten mit Hilfe der Kapitalisten und Großgrundbesitzer zur Herrschaft gelangten. Jetzt zeigte sich, wie recht Ernst Thälmann hatte, als er alle Gegner der Faschisten auf- forderte, in einer Front zu kämpfen. Die Faschisten verboten alle anderen Parteien und die Gewerkschaften. Vor allem Kommunisten, aber auch Sozialdemokraten, Christen und andere Widerstandskämpfer wurden wäh- rend der zwölfjährigen Herrschaft der Faschisten eingekerkert, gefoltert, viele ermordet. Auch ernst Thälmann fiel in die Hände der Faschisten. Er mußte elfeinhalb Jahre in Einzelhaft verbringen. Die Faschisten folterten ihn. Er sollte seine Partei, seine Genossen verraten. Er blieb standhaft. Die Faschisten konnten seinen Mut nicht brechen. Deshalb ermordeten sie ihn 1944 feige und hinterhältig. So wie Ernst Thälmann blieben viele Kommunisten ihrer Partei treu und kämpften tapfer gegen die Faschisten. In zahlreichen Städten und Dörfern unserer Deutschen Demokratischen Republik gibt es Straßen oder Plätze, Betriebe oder Schulen, deren Namen an die Helden des Widerstandes erinnern. Das Gedenken an Artur Bek- ker, Liselotte Hermann und Werner Seelenbinder steht für viele im antifaschistischen Widerstand gefallene Genossen. Dokument D 3.d Stundenentwurf zum Thema: Exkursion zum Ernst-Thälmann-Denkmal in Staßfurt (aus: Reuter/Kohn, o.J., S. 7f.) Stundenziele: Am Beispiel den Thälmann-Denkmals erfahren die Schüler Sinn und Bedeutung der örtlichen Gedenkstätten. Sie werden dazu angehalten, die Gedenkstätten pfleglich zu behandeln. Stundenverlauf: Hinweis: Die Schüler müssen auf den Besuch der Gedenkstätte vorbereitet sein. Der Lehrer sollte die Kinder über rich- tiges Verhalten in kulturellen Einrichtungen belehren. Dazu könnte er einige Minuten eines Pioniernachmitta- ges oder auch einer anderen Unterrichtsstunde verwenden. 1. Teilziel - (Festigung und Erarbeitung) Wie verhalten wir uns in Gedenkstätten? Bevor die Gedenkstätten betreten werden, sollten die Schüler nochmals angehalten werden, Gedenkstätten pfleglich zu behandeln. Der Lehrer kann dabei auf Kenntnisse der Schüler über das Verhalten in kulturellen Einrichtungen aus der vorangegangenen Belehrung zurückgreifen. An konkreten Beispielen sollte richtiges Verhalten erläutert werden (z.B. Rasenfläche nicht betreten - Wege benutzen, keine Blumen abreißen, nicht herumtollen usw.). Vom Staat werden in jedem Jahr große Geldsummen für die Erhaltung und Pflege der Ge- denkstätten ausgegeben. 2. Teilziel - (Wiederholung und Erarbeitung) Warum ehren wir Ernst Thälmann? Die Schüler besitzen bereits Kenntnisse über das Leben und den Kampf Ernst Thälmanns für ein besseres Leben der Werktätigen, für den Frieden und gegen Faschismus. In einem Unterrichtsgespräch sollte der Lehrer diese Kenntnisse festigen und systematisieren. Dabei muß den Schülern bewußt werden, daß Thälmanns Kampf für ein besseres Leben der Arbeiter erst in unserem sozialistischen Staat erfolgreich beendet wurde. Sie sollen erkennen, daß Thälmann eine Vorkämpfer war für unser glückliches Leben heute. 3. Teilziel - (Erarbeitung) Weshalb schaffen die Bürger Staßfurts Gedenkstätten? Ausgehend vom Beispiel des Ernst-Thälmann-Denkmals in Staßfurt soll den Schülern Sinn und Bedeutung der örtlichen Gedenkstätten vertraut gemacht werden. Analog kann auch in den anderen Orten vorgegangen werden. Eventuell ist eine Exkursion in den Nachbarort oder die Kreisstadt durchzuführen. Bei diesem Stundenvorschlag wurde bewußt auf die Einbeziehung anderer Kulturstätten, Sportstätten etc. verzichtet. Der Lehrer kann die Stunde bzw. die Exkursion entsprechend er- weitern. 4. Teilziel Unsere Klasse ehrt Ernst Thälmann! Der Unterrichtsgang kann emotional abschließen mit einer Ehrung Ernst Thälmanns. Das Niederlegen von Blumensträußen, das Vortragen eines passenden Gedichtes wären Höhepunkt und sinnvoller Abschluß der Exkursion. |
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