Faust Der Tragödie erster Teil Zueignung


Faust. Es ist doch auch bemerkenswerth zu achten, Zu sehn wie Teufel die Natur betrachten. Mephistopheles


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Faust

Faust.
Es ist doch auch bemerkenswerth zu achten,
Zu sehn wie Teufel die Natur betrachten.
Mephistopheles.
Was geht mich’s an! Natur sey wie sie sey!
’s ist Ehrenpunkt: der Teufel war dabei!


Wir sind die Leute Großes zu erreichen;
Tumult, Gewalt und Unsinn! sieh das Zeichen! –
Doch, daß ich endlich ganz verständlich spreche,
Gefiel dir nichts an unsrer Oberfläche?
Du übersahst, in ungemess’nen Weiten,
„Die Reiche der Welt und ihre Herlichkeiten.“
(Matth. 4.)
Doch, ungenügsam wie du bist,
Empfandest du wohl kein Gelüst?
Faust.
Und doch! ein Großes zog mich an.
Errathe!
Mephistopheles.
Das ist bald gethan.
Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus,
Im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus,
Krummenge Gäßchen, spitze Giebeln,
Beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln;
Fleischbänke wo die Schmeißen hausen,
Die fetten Braten anzuschmausen;
Da findest du zu jeder Zeit
Gewiß Gestank und Thätigkeit.
Dann weite Plätze, breite Straßen,
Vornehmen Schein sich anzumaßen;
Und endlich, wo kein Thor beschränkt,
Vorstädte gränzenlos verlängt.
Da freut’ ich mich an Rollekutschen,
Am lärmigen Hin- und Wiederrutschen,
Am ewigen Hin- und Wiederlaufen,
Zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen.
Und, wenn ich führe, wenn ich ritte,
Erschien ich immer ihre Mitte,


Von Hunderttausenden verehrt.
Faust.
Das kann mich nicht zufrieden stellen!
Man freut sich daß das Volk sich mehrt,
Nach seiner Art behaglich nährt,
Sogar sich bildet, sich belehrt, –
Und man erzieht sich nur Rebellen.
Mephistopheles.
Dann baut’ ich, grandios, mir selbst bewußt,
Am lustigen Ort ein Schloß zur Lust.
Wald, Hügel, Flächen, Wiesen, Feld
Zum Garten prächtig umbestellt.
Vor grünen Wänden Sammet-Matten,
Schnurwege, kunstgerechte Schatten,
Cascadensturz, durch Fels zu Fels gepaart,
Und Wasserstrahlen aller Art;
Ehrwürdig steigt es dort, doch an den Seiten,
Da zischt’s und pischt’s, in tausend Kleinigkeiten.
Dann aber ließ ich allerschönsten Frauen,
Vertraut-bequeme Häuslein bauen;
Verbrächte da gränzenlose Zeit
In allerliebst-geselliger Einsamkeit.
Ich sage Frau’n; denn ein für allemal
Denk’ ich die Schönen im Plural.

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