Ernst Thälmann Reden und Aufsätze
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Die Internationale,
Heft 7/8, 1932 Schlußwort auf dem XII. Plenum des EKKI Genossen, es ist verständlich, daß angesichts der aus der täglich sich verschärfenden Wirtschaftskrise und aus dem beschleunigten revolutionären Aufschwung sich ergebenden politischen Hochspannung in verschiedenen Ländern auf diesem Plenum eine spezielle Diskussion über das Problem der Wirtschaftskämpfe, über eine Reihe von taktischen Fragen auf dem Gebiet unserer gewerkschaftspolitischen Massenarbeit sowie über eine Reihe von Fragen der innergewerkschaftlichen Praxis hinter der Behandlung politischer Probleme zurücktrat. Jeder Delegierte wird mir zustimmen, wenn wir feststellen, daß die Diskussion auf dem 12. Plenum allen Sektionen eine neue Bereicherung der Kampflehren und Erfahrungen übermittelt hat. Die tschechische Delegation, besonders der Genosse Gottwald, hat uns zum Teil glänzende praktische Beispiele von Einheitsfrontaktionen, von besonderen und neuen Methoden des Herantretens an die Schichten der parteilosen, sozialdemokratischen und gewerkschaftlich organisierten Arbeiter, der Verbesserung unserer Massenarbeit gezeigt. Man muß dabei erkennen, daß wir unsere Taktik in der Frage der Wirtschaftskämpfe und politischen Massenstreiks, in Verbindung mit den Vorbereitungen zu den entscheidenden Kämpfen für die Diktatur des Proletariats, daß wir die Erfahrungen, die in den einzelnen Ländern gemacht wurden, nicht schematisch übertragen dürfen auf andere Sektionen. Unsere Beschlüsse, die wir hier fassen, dürfen in den einzelnen kapitalistischen und kolonialen Ländern nicht schematisch übernommen werden, sondern müssen nach der gegebenen Situation konkretisiert werden. Wir müssen dabei berücksichtigen, daß sich die Entwicklungsstufen der revolutionären Bewegung jederzeit verändern, und zwar durch die steigenden Schwierigkeiten der Bourgeoisie und die weitere Vertiefung der Krise. Es hängt von uns ab, wie sich die revolutionäre Schlagfertigkeit unserer Partei entwickelt, und inwieweit es unseren Parteien gelingt, die Massen der Arbeiterklasse gegen die Kapitalsoffensive in Bewegung zu setzen. Das Tempo des allgemeinen revolutionären Aufschwungs vollzieht sich in den verschiedenen Ländern sehr vielseitig unter den veränderten Bedingungen des Endes der kapitalistischen Stabilisierung. Unsere Taktik muß jeweils diesen Bedingungen angepaßt und konkretisiert werden. Man kann feststellen, daß sich der Charakter der Kämpfe in der jetzigen Situation schneller verändert, als es in dem vergangenen Zeitabschnitt der Fall war. Eine Reihe neuer Kampfformen zeigten sich in allen Ländern. Gerade auf dem Gebiete der Wirtschaftskämpfe gibt es neue internationale Erfahrungen. Die Methode der passiven Resistenz, die Tatsache, daß ökonomische Kämpfe in Verbindung mit politischen Streiks und die politischen Streiks selbst immer häufiger werden, die Tatsache, daß den einzelnen Wirtschaftskämpfen Solidaritäts- und Demonstrationsstreiks anderer Betriebe folgen, die immer heftiger werdenden Zusammenstöße mit dem Staatsapparat in diesen Kämpfen, ferner die Streiks, die mit Betriebsbesetzungen verbunden sind - alle diese Tatsachen sind von größter internationaler Bedeutung. Dazu kommen die neuen Antikriegsstreiks in einzelnen Ländern, vor allem in Japan und China, die für alle Sektionen der Komintern von außerordentlicher Wichtigkeit sind. In Deutschland haben wir weiter Fälle zu verzeichnen, wo die im Betrieb stehenden Arbeiter zur Unterstützung der Erwerbslosen in den Streik treten. In Industriezweigen Polens und Belgiens, wo einzelne Industriegruppen streikten, solidarisierten sich durch Streikbeschlüsse andere Industriegruppen mit den Streikenden. Wir haben schon politische Massenstreiks, die in manchen Ländern bereits die Elemente des Bürgerkriegs in sich tragen. Die Streikkämpfe und politischen Massenstreiks verschärfen weiterhin auch die Gegensätze und Differenzen im Lager der Bourgeoisie, sie nehmen an Heftigkeit und Zähigkeit zu, sie vertiefen die beginnende Krise im Lager der II. und der Amsterdamer Internationale und schaffen neue Voraussetzungen für unseren Masseneinfluß unter den Millionen der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter. Während früher meist nur Streiks in einzelnen Betrieben, in den meisten Fällen nur in Klein- und Mittelbetrieben, und nur vereinzelt in ganzen Industriezweigen große und politische Massenstreiks stattfanden, sehen wir, daß bereits ganze Industriezweige, bzw. mehrere Industriezweige gemeinsam von Massenstreiks und Generalstreiks ergriffen werden. Die Kunst unserer Streiktaktik muß darin bestehen: 1. rechtzeitig die Tagesforderungen und politischen Losungen den jeweiligen objektiven und subjektiven Bedingungen zur höheren Entfaltung des revolutionären Klassenkampfes anzupassen, 2. die erweiterte Massenkampffront durch geschickte Verknüpfung der wirtschaftlichen und politischen Streiks herzustellen, 3. die größtmögliche Manövrierfähigkeit an den Tag zu legen und die Steigerung der Bewegung auf ein höheres revolutionäres Niveau zu erstreben, 4. alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Massen zu der Erkenntnis der Unvermeidlichkeit und Notwendigkeit des Kampfes für den Sturz der Bourgeoisie und für die Diktatur des Proletariats zu bringen, 5. mit größter Zähigkeit und Überzeugung die mutige und kühne Anwendung der proletarischen Einheitsfrontpolitik von unten mit den richtigen Methoden der proletarischen Demokratie zu verbinden zur systematischen Loslösung der sozialdemokratischen, gewerkschaftlich organisierten und unorganisierten Arbeiter aus der Einflußsphäre der sozialfaschistischen und faschistischen Führer, 6. Herausarbeitung der führenden Rolle der Kommunistischen Partei und der revolutionären Gewerkschaftsorganisationen bei der Vertretung der Klasseninteressen des Proletariats, 7. schonungslose und schnelle Entlarvung und Bekämpfung der „linken“ Betrugsmanöver der sozialdemokratisch-reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, 8. Stärkung der Positionen der revolutionären Gewerkschaftsbewegung (wie RGO, Oppositionsbewegung und Rote Verbände), wie auch der kommunistischen Parteien und der kommunistischen Jugendverbände in den Betrieben. Von den verschiedenen Rednern fast aller Sektionen und von den Genossen, die in den revolutionären Gewerkschaftsorganisationen arbeiten, wurden hier mit besonderer Schärfe die mannigfachen „linken“ Betrugsmanöver der Amsterdamer und der Sozialdemokratie betont. Die soziale Demagogie und die besonderen „linken“ Betrugsmanöver der Amsterdamer und sozialdemokratischen Führer, die angewandt werden, um die eigenen Anhänger, die zum Kommunismus überzugehen bereit sind, weiter an die II. und Amsterdamer Internationale zu fesseln, zwingen uns, in unseren Reihen die große Gefahr des Rechtsopportunismus als die Hauptgefahr, die Gefahr des Abgleitens von der richtigen bolschewistischen Linie rechtzeitig zu erkennen und gegen sie den Kampf zu eröffnen. Das darf keineswegs das Feuer des Kampfes gegen die „links“-sektiererischen Abweichungen abschwächen. Wir müssen auch sehen, daß seitens aller Feinde der Arbeiterklasse die soziale Demagogie in größerem Maße angewandt wird! Besonders raffiniert arbeiten zum Beispiel die Nazis in Deutschland. Die brutalen Lohnabbaunotverordnungen in Deutschland werden unter dem Motto der „Arbeitsbeschaffung“ verkündet, um die Raubpläne der Papen-Regierung leichter durchzusetzen. Die Subventionierungs- und Sanierungsmaßnahmen für die Großindustrie und die Großagrarier werden als „konjunkturtreibende Maßnahmen“, als Mittel zur „Überwindung der Krise“ durch die Bourgeoisie deklariert. Diese Tatsachen und die hier genannten „linken“ Betrugsmanöver der PPS in Polen beweisen, daß nur die tägliche und andauernde Entlarvung und der unaufhörliche, zähe und tägliche Massenkampf gegen jedes „linke“ Manöver und gegen die soziale Demagogie der SP und Amsterdamer und aller Arbeiterfeinde das Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse fördern, unsere Autorität stärken und die Initiative zur selbständigen Kampfführung mehr und mehr wecken und entfachen werden. Nun zur Frage: Wie kommen wir schneller an die Millionenmassen der Arbeiter heran? Die Tatsache der Schmälerung der ökonomischen Basis der Arbeiteraristokratie, die Tatsache des Wachstums der oppositionellen Strömungen und darüber hinaus alle mit dem revolutionären Aufschwung gegebenen revolutionären Faktoren bieten uns neue günstige Voraussetzungen für unsere Arbeit in den Massen, für den Kampf an der innergewerkschaftlichen Front, wie vor allem in den Betrieben und unter den Erwerbslosen. Im belgischen Massenstreik erlebten wir in sichtbarster Form die tiefste Empörung, besonders der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter gegen den Klassenverrat der reformistischen Bürokratie. Die Mitteilung unserer belgischen Genossen ist von größter Wichtigkeit, daß der belgische Massenstreik von den Massen selbst, und zwar von den gewerkschaftlich Organisierten gemeinsam mit den Unorganisierten, von einem neuen revolutionären Aktiv geleitet und geführt wurde, von neuen Arbeiterkaders, die im Feuer des Streiks von den Massen selbst an die Spitze des Kampfes gestellt werden. Wir müssen es erreichen, daß zunächst bei unseren eigenen Genossen in den Parteien die noch vorhandenen inneren Hemmungen bei der Durchführung der innergewerkschaftlichen Arbeit überwunden werden. Die hauptsächlichsten Hemmungen sind im Grunde: Erstens eine Unterschätzung der Kampffähigkeit der organisierten Arbeiter („Mit denen ist nichts anzufangen“). Zweitens aber auch eine Überschätzung des Reifegrades der Organisierten, die sich häufig ausdrückt in Worten wie: „Die kommen von selbst zu uns“. Drittens fürchten viele Genossen noch die scharfen Auseinandersetzungen mit der Bürokratie in den Verbänden, weil sie sich ihnen nicht gewachsen und politisch nicht stark genug fühlen. Es kommt nicht darauf an, wie wir es auch in Deutschland eine Zeitlang machten, bürokratische Halbjahrespläne und papierne Sturmpläne aufzustellen und ausgeklügelte Punktsysteme auszuarbeiten; dadurch allein kommen wir nicht viel weiter. Wir brauchen eine unmittelbare systematische revolutionäre Massenarbeit. Das Plenum hat mit Recht gerade der innergewerkschaftlichen Arbeit eine große Bedeutung beigemessen. Ich muß aber sagen, daß in diesem Zusammenhang das Problem der Unorganisierten in der gesamten Diskussion kaum berührt wurde und viel zu kurz gekommen ist. Wir haben im jetzigen belgischen Generalstreik gesehen, wie die Unorganisierten durch ihre revolutionäre Zusammenarbeit mit den Organisierten eine bedeutende Rolle spielen. Ich will noch an die sehr bedeutsamen Auseinandersetzungen erinnern, die im Anschluß an den VI. Weltkongreß bei der Behandlung der deutschen Frage vor dem Präsidium des EKKI standen. Der Genosse Stalin war es, der damals - und das gilt im vollen Umfang auch für die heutige Situation - ganz besonders auf die große revolutionäre Rolle und Bedeutung der Unorganisierten hinwies. Damals wurde mit vollem Recht bereits die Notwendigkeit der Gründung neuer revolutionärer Gewerkschaftsorganisationen für Deutschland betont. Im Zusammenhang damit begann der Kampf gegen die opportunistischen Auffassungen der Genossen, die sich gegen die Gründung neuer revolutionärer Gewerkschaftsorganisationen wandten. Wir nahmen damals stärksten Kurs auch auf die Gewinnung der Unorganisierten. Heute ist das Problem der stärksten Heranziehung der Unorganisierten nach wie vor eine wichtige Aufgabe in unserer revolutionären Massenarbeit und darf in keinem Falle vermindert oder vernachlässigt werden. In allen Ländern ist der Drang der Massen zur Einheit auf Grund der neuen Situation stürmisch gewachsen. In der Arbeiterklasse selbst treten im Drang nach Einheit große Unklarheiten und gefährliche Illusionen auf, die sich besonders dann entwickeln, wenn die Wünsche und Erwartungen mancher Arbeiter über das Tempo der Einheitsfrontentwicklung nicht befriedigt werden. Wir haben auf diesem Gebiet große Erfahrungen in Deutschland. Es waren auf Grund des Naziterrors starke Einheitsstimmungen zu verzeichnen, aber auch folgende gefährliche Auffassungen wie die „Einheit über die Köpfe aller Führer hinweg!“ oder solche Auffassungen wie „Einheit über alle Parteien hinweg!“ oder „Schaffung der Einheit um jeden Preis“. Die SAP, diese „linke“ Filiale des Sozialfaschismus und auch die Brandleristen und Trotzkisten kommen mit der Losung der „Vereinigung der SPD und KPD“, um damit den Einheitswillen der Massen in falsche politische Bahnen zu lenken. Bei der prinzipiellen Ablehnung einer solchen Forderung durch die Kommunistische Partei treten manchmal Verstimmungen in den Massen auf, die ganz bewußt von den Renegaten, von der SAP und manchmal sogar von Teilen der Sozialfaschisten genährt werden. Diese Stimmungen wurden auch noch dadurch genährt, daß man vorübergehend in der Partei an einzelnen Stellen für gemeinsame Demonstrationen, Kundgebungen usw. Vorbereitungen traf, die nicht dem revolutionären Charakter entsprachen und wobei vorübergehend der prinzipielle Charakter der KP gegenüber der Sozialdemokratischen Partei verwischt und abgeschwächt wurde. So entstehen dann die verschiedensten Variationen falscher Auffassungen über die Einheitsfrontpolitik. Zum Beispiel: „Die Führer beider Parteien, der SP und der KP, tragen die Schuld am Mißlingen der Einheitsfront.“ Solche Tendenzen dringen sehr oft auch in die Peripherie der Partei ein und können in entscheidenden Situationen der Partei den größten Schaden zufügen. Durch die Wachsamkeit des deutschen ZK wurden die auf dem Gebiete der Anwendung der Einheitsfrontpolitik von oben gemachten Fehler energisch kritisiert und ausgemerzt, zur Verhinderung neuer Schwierigkeiten bei der Durchführung der revolutionären Massenpolitik. Wir hatten bei den Wahlen überall dort große Fortschritte zu verzeichnen, wo wir eine richtige und mutige Anwendung der Einheitsfrontpolitik von unten in den Massen durchführten. Das hat die Autorität der Partei in den Massen erheblich verstärkt. Wir müssen die Frage stellen: Was ist der Haupthebel zur Mobilisierung und Aktivierung der Massen für die Durchführung der Einheitsfront von unten? Die entscheidende Methode der Anwendung der Einheitsfrontpolitik, die Einheitsfrontbildung von unten, ist die gemeinsame Kampfmobilisierung der freigewerkschaftlichen, sozialdemokratischen, christlichen und unorganisierten Arbeiter zum Kampf für die gemeinsamen Forderungen der Arbeiterklasse. Dabei stellen wir die Frage unserer Führung nicht als „Bedingung“. Je stärker wir die Frage der Einheitsfrontpolitik von unten stellen, desto leichter werden wir die vorhandenen rechten Fehler in der Verschiebung der Einheitsfrontpolitik nach oben ausmerzen, die manchmal bei einer rein gefühlsmäßigen Auffassung in Teilen der Parteimitgliedschaft und bei manchen Funktionären in dem Glauben gemacht werden, als könnte das unsere Positionen in den Massen stärken. Es gab hier in der Diskussion über die Frage der Anwendung der Einheitsfrontpolitik einige unklare Formulierungen. Unsere Führerrolle bei allen Streiks darf - ob sie, wie es öfters der Fall war, spontan ausbrechen, ob sie von uns organisiert und ausgelöst wurden oder ob die Reformisten unter Massendruck zum Streik aufrufen - unsere Führerrolle darf nie und nirgends unterschätzt werden. Mit Recht sagte der Genosse Pjatnizki: Wenn wir schon die Massen führen, dann sollen wir auch betonen: Wir Kommunisten sind es, die an eurer Spitze den Kampf um Lohn und Brot fuhren. Tut man das nicht: Wie sollen wir dann in dieser veränderten Situation die Massen zu höheren Klassenzielen führen? Man darf bei den Aktionen und Streiks unter den Massen das Gesicht, die führende Rolle der Partei nicht verwischen und verstecken. Das wird sehr richtig in den Thesen zum zweiten Punkt der Tagesordnung betont. Wir stellen die Losung der Einheitsfront und nicht die der Vereinigung. Sprechen wir zum Beispiel in Deutschland von Vereinigung, dann wird jene Illusion von der „Vereinigung der SPD und KPD“, wie es zum Beispiel bei den Renegaten in Deutschland heißt, genährt. Die Losung der Vereinigung wurde von dem Genossen Lenin in der Periode der Spaltung der sozialdemokratischen Parteien bei der Herausbildung von linken revolutionären Flügeln angewandt, und da konnte man selbstverständlich von einer Vereinigung mit den zum Teil schon Bestehenden kommunistischen Parteien sprechen. Heute haben wir bereits große kommunistische Massenparteien, die reifer geworden und gewachsen sind, die ihre selbständige Rolle als einzige Führerin des Proletariats bereits in höherer Aufgabenstellung erfüllen können. Gerade in Deutschland müssen wir auf dem Gebiete der Massenpolitik noch vieles lernen von der tschechischen Partei. Wir müssen dort in der Frage der Methoden und des Tones bei der Gewinnung der sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeiter einen Umschwung vollziehen, obwohl wir in letzter Zeit schon einige Fortschritte auf diesem Gebiet zu verzeichnen haben. Das ist wichtig und absolut notwendig. Aber damit allein ist es nicht getan. Wir müssen einen bedeutenden Schritt vorwärtsgehen. Genosse Stalin sagte einmal mit Recht, daß die Massen sich von der Richtigkeit der Politik der Partei überzeugen müssen. Wir müssen also alles tun, um durch unsere Losungen und durch unsere Politik die Massen an Hand ihrer eigenen Erfahrungen zu überzeugen, daß es nur eine Arbeiterpartei, eine revolutionäre Partei gibt, die die Klasseninteressen des Proletariats und aller Werktätigen verteidigt und vertritt: die Kommunistische Partei! Wir müssen die führende Rolle unserer Partei gerade deswegen den proletarischen Massen zum politischen und revolutionären Bewußtsein bringen, weil wir sie emporheben und in den Kämpfen erziehen müssen für die großen Ziele - für den Sieg des Sozialismus. Wir dürfen keine falschen Einheitsstimmungen und Einheitsduseleien auf der Linie der „Einheit um jeden Preis“ in den Massen aufkommen lassen, wie wir auch jede syndikalistische Auffassung, zum Beispiel eine solche, ohne revolutionäre Partei den Sieg der Diktatur des Proletariats erringen zu können, aufs schärfste bekämpfen müssen. Internationale Beispiele haben gezeigt, daß die Arbeiterklasse ungeheuer empfindlich ist, wenn das Prinzip einer revolutionären Partei und ihrer führenden Rolle irgendwie verwischt, vernachlässigt oder verschoben wird. Wir haben zum Beispiel in Frankreich gesehen, wie die CGT Manöver machte in der Frage der Einheitsfrontpolitik und dadurch eine Zeitlang Hunderttausende von Arbeitern verwirrt wurden, daß unsere Partei und die CGTU einen gewissen Tempoverlust durch die geschickte Taktik der Reformisten erlitten. Erinnern wir uns an das, was bereits auf dem II. Weltkongreß gesagt wurde: „Unter gewissen historischen Verhältnissen ist es sehr wohl möglich, daß die Arbeiterklasse von sehr zahlreichen reaktionären Schichten durchschossen ist. Die Aufgabe des Kommunismus besteht nicht in der Anpassung an diese zurückgebliebenen Teile der Arbeiterklasse, sondern darin, die gesamte Arbeiterklasse bis zum Niveau des kommunistischen Vortrupps zu heben. Die Verwechslung dieser zwei Begriffe – Partei und Klasse - kann zu den größten Fehlern und zur Konfusion führen.“ Was wirkliche proletarische Führung ist, das hat der Sieg der Oktoberrevolution im Jahre 1917 bewiesen. Ohne die feste, unversöhnliche, immer mit den Massen verbundene Avantgarde, ohne die im Vordergrund stehende Partei der Bolschewik! hätte das Proletariat die Macht nicht an sich reißen können. Jede, auch nur die geringste Abschwächung der Führerrolle unserer Parteien in den Massen muß in der heutigen zugespitzten Situation verhängnisvolle Auswirkungen zeitigen. Genossen, die tschechische Partei zeigt uns neue, zum Teil glänzende Erfahrungen in der Massenpolitik. Was wir lernen können von der tschechischen Partei, sind ihre geschickten Methoden bei der Durchführung der Massenarbeit, die wir auch in den anderen Parteien, ganz besonders in der deutschen Partei, anwenden müssen. Aber man kann sagen, daß die tschechischen Genossen auch manchmal von uns lernen können. Ich erinnere an die großen Lehren und Erfahrungen der deutschen Partei auf dem Gebiete der Einheitsfrontpolitik in der Vergangenheit. Wir haben heute bei einer Perspektive der revolutionären Entwicklung leider auch solche Tatsachen und große Hauptschwächen zu verzeichnen, wie sie bereits vom Genossen Pjatnizki in bezug auf die Schwäche und mangelhafte Arbeit unserer Betriebszellen an Hand von Beispielen aufgezeigt wurden. Ziehen wir einen Vergleich zwischen den kommunistischen Betriebskadern der polnischen Partei und denen der deutschen Partei in ihrer Beziehung zur Gesamtzahl der Mitgliedschaft In Deutschland befinden sich nur noch ungefähr 12 bis 15 Prozent der gesamten Parteimitgliedschaft in den Betrieben, während in Polen aus den Teilen der Mitgliedschaft unter dem Industrieproletariat unsere dortige Partei noch annähernd 35 bis 40 Prozent ihrer Mitglieder in den Klein-, Mittel- und Großbetrieben zählt. Diese Tatsachen zwingen uns dazu, auch für die deutsche Partei einen viel stärkeren Kurs der Orientierung unserer Massenarbeit besonders auf die Großbetriebe zur Gewinnung der Betriebsarbeiter für die revolutionären Aufgaben unserer Partei und der revolutionären Gewerkschaftsorganisationen zu nehmen. Wenn wir die Beschlüsse der Komintern und Prolintern überprüfen, so haben wir in der Durchführung auf den wichtigen Gebieten der Betriebs-, Gewerkschafts- und Erwerbslosenarbeit noch ungenügende Fortschritte zu verzeichnen. Darüber hinaus müssen wir im Rahmen dieser wichtigen Massenarbeit auch die Frage der Arbeit unter den Jugendlichen und Arbeiterinnen viel stärker stellen. In Deutschland zum Beispiel versuchen wir, durch besondere neue Methoden an die Arbeiterinnen heranzukommen, zum Beispiel durch das Arbeiterinnen-Delegiertensystem, um diese Kreise des Proletariats stärker an die revolutionäre Klassenfront heranzubringen. Die Arbeit unter den Jungarbeitermassen muß unbedingt verbessert werden. Wenn wir auch auf diesen Gebieten überall unsere organisatorischen Positionen verstärken, dann wird die Lösung der Aufgabe der weiteren Entfaltung von größeren Massenstreiks durch die Verbindung der Partei mit den Massen noch leichter sein. Wie ein roter Faden zieht sich bei der Aufgabenstellung durch unsere Resolutionen die Aufgabe der Entfesselung von politischen Massenstreiks. Die untrennbare Verflechtung politischer und ökonomischer Kämpfe, die große Bedeutung der Massenstreiks als Knotenpunkte neuer Klassenauseinandersetzungen, als des wichtigsten Hebels zur Weckung, Stärkung und Hebung des revolutionären Klassenbewußtseins und der Klassenkraft des Proletariats hat gerade Lenin immer wieder betont. Wir müssen die Klassenkraft des Proletariats durch Auslösung von wirklichen Teilkämpfen und politischen Massenstreiks stärken, um die Massen näher und schneller an die Entscheidungskämpfe für die Diktatur des Proletariats heranzubringen. Das sind die Probleme, an deren konkreter Lösung alle Sektionen auf Grund der Beschlüsse des XII. Plenums mit aller Energie arbeiten müssen. In der Gewerkschaftskommission dieses Plenums hatten folgende Fragen eine besondere Bedeutung. Wir müssen alles tun, um die Gewerkschaftsmitglieder für die revolutionäre Gewerkschaftsopposition zu gewinnen und einen wirklichen und energischen Kampf um alle wählbaren Positionen in den Gewerkschaften durchführen. Die Eroberung wählbarer Funktionen und Leitungspositionen fördert wiederum die Gewinnung der Gewerkschaftsmitglieder innerhalb der einzelnen Gewerkschaften. Die zweite Frage war der Beschluß, die Formulierung, „daß der wirtschaftliche Kampf die gegenwärtige Hauptform des Klassenkampfes ist“, in der Resolution zu streichen. Dafür wird die Bedeutung der Wirtschaftskämpfe für die Heranführung der rückständigen Teile der Arbeiterschaft an den revolutionären Massenkampf hervorgehoben. Die dritte Frage betraf die Hauptschwächen der Arbeit unserer roten Verbände. Dabei wurde besonders die mangelhafte Führung des Kampfes um die Tagesinteressen der Arbeiter festgestellt, die ungenügende Anwendung der Einheitsfrontpolitik, Schwächen und Fehler in bezug auf die Anwendung der proletarischen Demokratie in den Verbänden. Die vierte Frage war der besondere Hinweis auf die Bedeutung der kommunistischen Fraktionsarbeit nicht nur in den roten und reformistischen Verbänden, sondern auch innerhalb der reaktionärsten und faschistischen Verbände. Zuletzt zur Frage unserer Arbeit unter den Erwerbslosen. Unsere Aufgabe besteht darin, die Erwerbslosenbewegung zu beleben und zu aktivieren, fernerhin revolutionäre Erwerbslosenorganisationen zu gründen, die vorhandenen auszubauen und vor allem auch in den bestehenden reaktionären und zum Teil faschistischen Erwerbslosenorganisationen und - gruppen unsere Oppositionsarbeit zu verstärken. Die von den verschiedenen kapitalistischen Regierungen propagierten „Arbeitsbeschaffungspläne“, die in der Regel nur Betrug und Schwindel sind und den Erwerbslosen wenig oder gar keine Arbeit geben, müssen die Sektionen veranlassen, unmittelbare Forderungen für die Erwerbslosen zu stellen, zum Beispiel in Fragen der geldlichen Unterstützung, Forderungen zur Bewilligung von Kleidern, Wäsche, Schuhen, Milch und Brot für die Kinder usw. Die Kampfgemeinschaft zwischen Betriebsarbeitern und Erwerbslosen muß gefördert werden. In unseren Resolutionen zu den beiden ersten Referaten wird auf die Weckung der Kampfinitiative gegen den imperialistischen Krieg besonders eindeutig hingewiesen. Im Zusammenhang mit dem Kampf der Betriebsarbeiter und Erwerbslosen müssen wir hier auf falsche opportunistische Auffassungen achten, wie sie sich zum Teil in einigen Sektionen gezeigt haben. Wir hatten unter anderem in Frankreich in der RGO eine Tendenz, die darauf hinauslief, zu formulieren: „Der ökonomische Kampf ist schon ein Kampf gegen den imperialistischen Krieg“. Eine zweite Tendenz, die besonders auch in Frankreich auftrat, ging dahin, zu sagen: „Der Antikriegskampf ist ein politischer Kampf und daher nur eine Sache der Partei.“ Das sind einander ergänzende Abweichungen, das ist gefährlichster Trade-Unionismus. Bei der gegenwärtigen Zuspitzung, bei der verstärkt wachsenden Kriegsgefahr, ist die Verbindung der Wirtschaftskämpfe mit dem Kampf gegen den imperialistischen Krieg eine sehr wichtige Frage und wird jedes Abgleiten von der bolschewistischen Linie zu einer Gefahr des Klassenverrats am Proletariat. Wir sprechen von einer beginnenden Krise in der Amsterdamer Internationale. Das bedeutet, daß der Radikalisierungsprozeß in den Mitgliederkreisen eine höhere Stufe erreicht hat. Diese Gärung, die schon unter fast allen Mitgliederkreisen der Amsterdamer Internationale in den verschiedenen Ländern zu verzeichnen ist, gibt uns zugleich die günstigste Gelegenheit, den immer stärker werdenden Gegensatz zwischen den Mitgliedern und den reformistischen Führern zu vertiefen, diesen Radikalisierungsprozeß systematisch für uns auszuwerten, um die Gewerkschaftsmitglieder in die Bahnen unseres revolutionären Massenkampfes hineinzuziehen. Wir müssen uns an die Spitze der sich gegen die Politik der Gewerkschaftsbürokratie auflehnenden Massen, dieser Besten der Gewerkschaftsmitglieder, stellen und sie erziehen zu heldenmütigen Kaders unserer bolschewistischen Kampfarmee. Bei den sozialdemokratischen, freigewerkschaftlichen und unorganisierten Arbeitern wächst mit dem Willen für gemeinsame Tagesforderungen der große Kampfwille zum politischen Massenstreik und zum Generalstreik, zum Kampf für den Sozialismus, für die Zertrümmerung des kapitalistischen Systems, für das revolutionäre Endziel, für die Diktatur des Proletariats. Es gilt, alle diese Stimmungen positiv auszuwerten und den kämpferischen Drang der Massen auf eine höhere revolutionäre Stufe zu entwickeln. Die jetzige Zeit ist reichlich mit neuem Zündstoff geladen, eine Überfülle von Anlässen, die ein Aufflammen revolutionärer Massenkämpfe mit sich bringen, ist vorhanden. Wir müssen schnell reagieren, keiner Situation ausweichen und unsere revolutionäre Kampfesfähigkeit und Kraft schärfen und bolschewistisch entwickeln. Wir wissen, daß unsere Kämpfe neue und große Opfer erfordern. Gefängnis, Zuchthaus, Hunger und Strang stehen einem Teil unserer besten Genossen und der revolutionären Arbeiterschaft bevor. Wir werden auch beim siegreichen Vorwärtsschreiten, bei dem neuen revolutionären Aufstieg nicht immer vermeiden können, daß in einzelnen Ländern, an einzelnen Frontabschnitten, bestimmte Niederlagen eintreten. Aber das darf unsere Parteien keineswegs hemmen in der weiteren großen Kampfesentfaltung. Unsere große revolutionäre Perspektive in der ganzen Welt, das Ende der kapitalistischen Stabilisierung und der neue wachsende revolutionäre Aufschwung werden uns helfen, über einige Fehlschläge hinweg kühner vorwärtszustürmen zu neuen Siegen der Arbeiterklasse. Der Weg des Proletariats zur Macht ist ein dorniger, opfervoller Weg. Gewappnet mit dem Rüstzeug des Marxismus-Leninismus, in bedingungslosem Vertrauen zur Komintern und zur KPdSU, im eisernen Selbstvertrauen auf unsere eigene Kraft und auf die gewaltige Kraft des Proletariats müssen wir mit neuem revolutionären Kampfesgeist an die Arbeit, an die vor uns stehenden Aufgaben gehen. * Genossen, die Bedeutung der deutschen Entwicklung, das brennende Interesse für Deutschland kommt schon darin zum Ausdruck, daß die Debatte über diese Fragen den größten Spielraum in der Diskussion auf dem 12. Plenum eingenommen hat. Ich will bereits Gesagtes über die Entwicklung in Deutschland nicht wiederholen, sondern in erster Linie die jüngste Entwicklung der deutschen Verhältnisse behandeln. Zunächst einiges zum organisatorischen Wachstum der Kommunistischen Partei Deutschlands im Zusammenhang mit einigen anderen Parteien. Wir haben in Deutschland ein riesiges organisatorisches Wachstum unserer Partei trotz der vorhandenen starken Fluktuation zu verzeichnen, wir haben ebenfalls in der tschechoslowakischen Partei eine günstige Aufwärtsentwicklung bei gleichzeitiger Erweiterung ihrer Massenbasis. Aber man muß hier sagen, daß nicht immer das zahlenmäßige Wachstum einer Partei auch schon ein Zeichen ist für ihr weiteres Eindringen in die Massen und für ihre revolutionäre Festigung im Proletariat. Wir sahen zum Beispiel durch das Preußen-Wahlergebnis vom 24. April, daß eine beginnende Isolierung der Partei von den Massen zu konstatieren war. Das gab uns Veranlassung, bestimmte praktische Konsequenzen zu ziehen. Wir haben in den drei Monaten vom 24. April bis 31. Juli ungefähr eine Million neuer Stimmen gewonnen und haben durch besondere Methoden in der Anwendung der Einheitsfrontpolitik von unten, durch die Kampagne der Antifaschistischen Aktion, klassenbewußte Elemente aus der Sozialdemokratie und aktive Schichten der „Eisernen Front“, die bisher bei den sozialdemokratischen und Reichsbannerarbeitern immer noch als kämpfende antifaschistische Formation angesehen wurde, zu uns herübergezogen. Man kann sagen: Die Antifaschistische Aktion war ein schneller und großer Erfolg. Aber wenn wir die Erfolge der deutschen Partei den Erfolgen gegenüberstellen, die zum Beispiel die polnische und tschechische Partei in den Streikkämpfen zu verzeichnen haben, so müssen wir sagen, daß beide, insbesondere unsere polnische Bruderpartei, in der Erfüllung ihrer Aufgaben einen großen Vorsprung vor der deutschen Partei hat. Die Erfolge der polnischen Partei, die hier schon durch interessante Beispiele von dem Genossen Lenski angeführt wurden, wurden errungen unter größten und ernstesten Schwierigkeiten. Die Erfolge unserer illegalen polnischen Bruderpartei müssen ein Ansporn und ein besonderes Musterbeispiel, in erster Linie für die deutsche Partei, aber auch für alle übrigen Parteien sein, um von der polnischen Partei auf diesem Gebiet zu lernen. Es ist für uns ganz klar, daß die nächste Entwicklung in Deutschland nicht nur eine Vertiefung der ganzen Krise, sondern auch eine schnelle Zuspitzung der Klassengegensätze, eine ungeheure Verschärfung des Klassenkampfes mit sich bringen wird. Wir müssen das Neue, das Dialektische im Prozeß dieser Entwicklung sehen, weil die Partei stets, und man möchte sagen stündlich, vor neue Aufgaben gestellt wird. Die Entwicklungsbedingungen des Faschismus sind andere als zur Zeit des Beginns der Periode der kapitalistischen Stabilisierung. Mit der Zerrüttung der Ökonomik, mit der Verschärfung der Krise im Lande werden auch die Grundlagen der faschistischen Diktatur und damit die fortgesetzten Bemühungen und Versuche zu ihrer Befestigung erschwert. Der Faschismus wird immer mehr durch den Gegenangriff der Klassenfront des Proletariats auf Schwierigkeiten und Widerstände stoßen. Wir stellen hier fest, obwohl wir keinen Moment die Aggressivität des Faschismus unterschätzen dürfen, daß letzterer schon starke Zersetzungserscheinungen in sich trägt. Der Faschismus ist nicht nur ein Produkt des verfaulenden Kapitalismus, sondern auch ein Ausdruck des verschärften Klassenkampfes der Bourgeoisie gegen das Proletariat und im besonderen gegen die revolutionäre Massenbewegung unter Führung der KPD. Die Ausnützung aller im Lager der Bourgeoisie und ihrer Helfershelfer zutage tretenden inneren Differenzen, die Stärkung der Widerstandskraft des Proletariats und der werktätigen Massen sind von größter Bedeutung. Natürlich dürfen wir die Frage nicht mechanisch und automatisch stellen, daß der Faschismus von selbst von der Bildfläche verschwinden wird. Er wird auch nicht automatisch durch den Zerfall der Wirtschaft im Zusammenhang mit der Verschärfung der Weltwirtschaftskrise in seiner Entwicklung zurückgehen und zusammenbrechen, sondern hier ist die Kommunistische Partei das entscheidende Problem, der ausschlaggebendste revolutionäre Faktor, von dem in der Hauptsache die weitere Entwicklung des Faschismus abhängt. Es wurde hier von verschiedenen Genossen und ganz besonders von dem Genossen Ercoli an Hand der Erfahrungen aus den ersten Jahren der Entwicklung des italienischen Faschismus unterstrichen, welche Unterschiede beim Vergleich der heutigen Zeit mit der damaligen Zeit gesehen werden müssen, wenn man den Charakter und die Entwicklung des Faschismus richtig analysieren will. Nach seiner Machtergreifung in Italien hatte der Faschismus durch die einsetzende relative Stabilisierung günstigere Voraussetzungen zur Festigung seiner Macht, als sie der deutsche Faschismus heute, bei Beendigung der kapitalistischen Stabilisierung hat. Dazu kommt noch, was bis jetzt noch nicht genügend betont wurde: Unsere Parteien sind ja heute auch reifer geworden, sie sind gewachsen und stellen andere Faktoren dar, als es noch zur Zeit jener Entwicklungsperiode des Faschismus beim Beginn der kapitalistischen Stabilisierung der Fall war. Dies ist keine unbedeutende Tatsache, weil die Bourgeoisie zu jeder Zeit und Stunde mit der KP zu rechnen hat. Bei den Problemen, die jetzt zum Beispiel in Deutschland stehen, spielt die revolutionäre Fähigkeit der Kommunistischen Partei, die Massen zu mobilisieren und zu aktivieren, eine entscheidende Rolle. Aus der Stärke und Reife der Partei entspringt ja auch die scharfe revolutionäre Aufgabenstellung für die Kommunistische Partei, wie sie hier auf dem 12. Plenum formuliert wurde. Diese scharfe Aufgabenstellung erleichtert gleichzeitig der deutschen Delegation das Verständnis für die Härte der Kritik, der das 12. Plenum unsere Arbeit unterzogen hat. Eine bolschewistische Kritik an der Arbeit der Kommunistischen Partei Deutschlands ist nur zu begrüßen. Sie hilft uns außerordentlich, sie wirkt erzieherisch und gibt uns Veranlassung, gemeinsam mit der Komintern unsere Schwächen und Mängel in der Partei auszumerzen. Die scharfe, aber kameradschaftliche Kritik, die von der russischen Delegation an der deutschen Partei, besonders im Zusammenhang mit dem 20. Juli, geübt wurde, erkennen wir nicht nur voll und ganz als richtig und politisch notwendig an, sondern sie verpflichtet uns auch, daraus praktische Konsequenzen für unsere weitere revolutionäre Arbeit zu ziehen. Wenn unsere russischen Freunde uns besonders darauf aufmerksam machen - zum Beispiel durch den Genossen Manuilski -, daß in einzelnen Gliedern unserer Partei fatalistische Stimmungen vorhanden sind, die sich von vornherein schon mit der Unvermeidlichkeit des Sieges des Faschismus abgeben und sich zum Teil auch mit der geschichtlichen Unvermeidlichkeit eines Krieges aussöhnen, so entspricht diese Feststellung den Tatsachen und hat eine ernste Bedeutung. Wenn in Deutschland bis jetzt das Tempo des Wachstums des Faschismus ein schnelleres war, als das des revolutionären Vormarsches, so ist das kein unbedingter Anhaltspunkt für die weitere Entwicklung in Deutschland. Ich sage, daß sich die Entwicklung in Deutschland auch sehr schnell ändern kann. Der deutsche Faschismus ist heute bereits von den Widerständen und Angriffen des revolutionären Proletariats unter Führung der Kommunistischen Partei bedrängt und bedroht. Natürlich noch nicht in dem Maße, daß seine Positionen schon morgen oder übermorgen zusammenstürzen werden. Wir haben es hier mit einem klugen, mit einem raffinierten Klassengegner zu tun. Wir haben es hier mit einer Bourgeoisie zu tun, die ihre Angriffe gegen die werktätigen Massen und gegen das Proletariat je nach der veränderten Situation aggressiv, offensiv, schnell und überraschend durchführt. Die interessanten Begebenheiten bei Auflösung des Reichstages, die Terrorurteile und neuen Notverordnungen sind Beispiele dafür, mit welchen Methoden die Papen-Schleicher-Regierung versucht, ihre Hunger- und faschistischen Angriffspläne gegen die werktätigen Massen durchzuführen. Die Regierung schreckt vor brutalster Aggressivität nicht zurück und zeigt den rücksichtslosen Willen, eine höhere Entfaltung der faschistischen Diktatur durchzusetzen. Wir müssen in Deutschland noch mit verschiedenen Überraschungen der Art des 20. Juli rechnen. Obwohl unsere Partei manövrierfähig ist, reagiert sie doch noch viel zu schwerfällig auf alle Ereignisse. Gerade der 20. Juli hat im besonderen und am schärfsten unsere Hauptschwächen signalisiert. Solche sich überraschend schnell verändernden Situationen zeigen uns die Notwendigkeit, innerhalb der Partei, von oben bis unten, solche Grundlagen, solche politische Voraussetzungen zu schaffen, daß die höchste revolutionäre Entfaltung, die schnelle Konkretisierung der Generallinie, der gegebenen Situation entsprechend, möglich ist. Die überraschenden Schläge des Klassenfeindes müssen wir ebenso schnell und entschlossen beantworten, um dadurch die Bourgeoisie zum Rückzug zu zwingen. Für uns besteht das wichtigste Problem darin, die auf dem XII. Plenum gestellte Aufgabe zu erfüllen, die Heranführung der Massen an die verschiedenen Formen des revolutionären Klassenkampfes, an Teilkämpfe bis zum politischen Massenstreik und Generalstreik in verschiedenen Gebieten. Die Hauptsache bei dieser richtigen zentralen Aufgabenstellung ist, die Vorbedingung für diese Kämpfe und Aktionen nicht nur in unserer Partei und in den revolutionären Organisationen, sondern auch unter den Millionenmassen zu schaffen. Wenn die Kämpfe in Deutschland von der großen breiten Masse isoliert bleiben, wenn sie nicht einen besonderen tiefen und aufrüttelnden Massencharakter tragen, dann werden die Grundfundamente der bürgerlichen Klassenherrschaft nicht in dem Maße erschüttert und wird die weitere Entwicklung der faschistischen Diktatur nicht so leicht zum Stillstand und zum Rückzug zu bringen sein. Wir müssen versuchen, an Hand der scharfen Kritik, die hier an der deutschen Partei geübt wurde, die Ursachen zu ergründen, aus denen unsere Schwächen und Mängel und das Versagen der Partei am 20. Juli zu erklären ist. Natürlich wäre es falsch, aus dem Nichtreagieren der Partei am 20. Juli eine Theorie zu machen, als wenn die Partei ihr spezifisches Gewicht als Kampfpartei verloren hätte. Ich könnte Beispiele aus der Geschichte anführen, wo schon manche unserer besten Parteien in schwierigen Situationen einen günstigen Moment verpaßten. Natürlich darf das unter keinen Umständen ein Gesetz in der Komintern werden. In einer solchen zugespitzten Situation, wie sie jetzt in Deutschland vorhanden ist, kommen die Schwächen und Mängel der Partei gravierender, schonungsloser und deutlicher zum Ausdruck. Diese Tatsache hat gerade der 20. Juli bestätigt. Glaubt ihr nicht, daß die Ursachen unseres nicht genügenden Reagierens beim Bankenzusammenbruch im Juli 1931, bei der Verkündung der Notverordnung im Dezember und Januar dieselben sind wie die Ursachen für jene Schwächen, die sich zu einem gewissen Teil auch am 20. Juli besonders stark zeigten? Es wäre verfehlt, das hier nicht offen auszusprechen. Ich will zu dem, was bereits Genosse Florin im Auftrage der deutschen Delegation hier an Feststellungen und Lehren über den 20. Juli sagte, noch einiges hinzufügen. Der 20. Juli, die ungenügende Bereitschaft und Schlagfertigkeit der Partei, ist für uns in der Tat eine ernste Mahnung. Aber es ist nicht richtig, was der Genosse Remmele zu dieser Frage erklärte, daß „wir den ganzen Ernst der Lage nicht in ganzem Umfang erkannt haben“ Download 5.05 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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