Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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Die Internationale, 
Heft 7/8, 1932 

Schlußwort auf dem XII. Plenum des EKKI 
 
Genossen,  es  ist  verständlich,  daß  angesichts  der  aus  der  täglich  sich  verschärfenden 
Wirtschaftskrise  und  aus  dem  beschleunigten  revolutionären  Aufschwung  sich  ergebenden 
politischen  Hochspannung  in  verschiedenen  Ländern  auf  diesem  Plenum  eine  spezielle 
Diskussion über das Problem der Wirtschaftskämpfe, über eine Reihe von taktischen Fragen 
auf  dem  Gebiet  unserer  gewerkschaftspolitischen  Massenarbeit  sowie  über  eine  Reihe  von 
Fragen  der  innergewerkschaftlichen  Praxis  hinter  der  Behandlung  politischer  Probleme 
zurücktrat. Jeder Delegierte wird mir zustimmen, wenn wir feststellen, daß die Diskussion auf 
dem 12. Plenum allen Sektionen eine neue Bereicherung der Kampflehren und Erfahrungen 
übermittelt hat. 
Die  tschechische  Delegation,  besonders  der  Genosse  Gottwald,  hat  uns  zum  Teil  glänzende 
praktische  Beispiele  von  Einheitsfrontaktionen,  von  besonderen  und  neuen  Methoden  des 
Herantretens  an  die  Schichten  der  parteilosen,  sozialdemokratischen  und  gewerkschaftlich 
organisierten Arbeiter, der Verbesserung unserer Massenarbeit gezeigt. 
Man  muß  dabei  erkennen,  daß  wir  unsere  Taktik  in  der  Frage  der  Wirtschaftskämpfe  und 
politischen  Massenstreiks,  in  Verbindung  mit  den  Vorbereitungen  zu  den  entscheidenden 
Kämpfen  für  die  Diktatur  des  Proletariats,  daß  wir  die  Erfahrungen,  die  in  den  einzelnen 
Ländern gemacht wurden, nicht schematisch übertragen dürfen auf andere Sektionen. Unsere 
Beschlüsse,  die  wir  hier  fassen,  dürfen  in  den  einzelnen  kapitalistischen  und  kolonialen 
Ländern  nicht  schematisch  übernommen  werden,  sondern  müssen  nach  der  gegebenen 
Situation konkretisiert werden. 
Wir  müssen  dabei  berücksichtigen,  daß  sich  die  Entwicklungsstufen  der  revolutionären 
Bewegung  jederzeit  verändern,  und  zwar  durch  die  steigenden  Schwierigkeiten  der 
Bourgeoisie  und  die  weitere  Vertiefung  der  Krise.  Es  hängt  von  uns  ab,  wie  sich  die 
revolutionäre  Schlagfertigkeit  unserer  Partei  entwickelt,  und  inwieweit  es  unseren  Parteien 
gelingt, die Massen der Arbeiterklasse gegen die Kapitalsoffensive in Bewegung zu setzen. 
Das Tempo des allgemeinen revolutionären Aufschwungs vollzieht sich in den verschiedenen 
Ländern  sehr  vielseitig  unter  den  veränderten  Bedingungen  des  Endes  der  kapitalistischen 
Stabilisierung.  Unsere  Taktik  muß  jeweils  diesen  Bedingungen  angepaßt  und  konkretisiert 
werden. 
Man kann feststellen, daß sich der Charakter der Kämpfe in der jetzigen Situation schneller 
verändert,  als  es  in  dem  vergangenen  Zeitabschnitt  der  Fall  war.  Eine  Reihe  neuer 
Kampfformen zeigten sich in allen Ländern. Gerade auf dem Gebiete der Wirtschaftskämpfe 
gibt  es  neue  internationale  Erfahrungen.  Die  Methode  der  passiven  Resistenz,  die  Tatsache, 
daß ökonomische Kämpfe in Verbindung mit politischen Streiks und die politischen Streiks 
selbst  immer  häufiger  werden,  die  Tatsache,  daß  den  einzelnen  Wirtschaftskämpfen 
Solidaritäts-  und  Demonstrationsstreiks  anderer  Betriebe  folgen,  die  immer  heftiger 
werdenden Zusammenstöße mit dem Staatsapparat in diesen Kämpfen, ferner die Streiks, die 
mit  Betriebsbesetzungen  verbunden  sind  -  alle  diese  Tatsachen  sind  von  größter 
internationaler  Bedeutung. Dazu kommen die neuen Antikriegsstreiks in einzelnen  Ländern, 
vor  allem  in  Japan  und  China,  die  für  alle  Sektionen  der  Komintern  von  außerordentlicher 
Wichtigkeit sind. 
In Deutschland haben wir weiter Fälle zu verzeichnen, wo die im Betrieb stehenden Arbeiter 
zur  Unterstützung  der  Erwerbslosen  in  den  Streik  treten.  In  Industriezweigen  Polens  und 
Belgiens, wo einzelne Industriegruppen streikten, solidarisierten sich durch Streikbeschlüsse 
andere Industriegruppen mit den Streikenden. Wir haben schon politische Massenstreiks, die 
in manchen Ländern bereits die Elemente des Bürgerkriegs in sich tragen. Die Streikkämpfe 
und politischen Massenstreiks verschärfen weiterhin auch die Gegensätze und Differenzen im 
Lager  der  Bourgeoisie,  sie  nehmen  an  Heftigkeit  und  Zähigkeit  zu,  sie  vertiefen  die 
beginnende  Krise  im  Lager  der  II.  und  der  Amsterdamer  Internationale  und  schaffen  neue 

Voraussetzungen  für  unseren  Masseneinfluß  unter  den  Millionen  der  gewerkschaftlich 
organisierten Arbeiter. 
Während früher meist nur Streiks in einzelnen Betrieben, in den meisten Fällen nur in Klein- 
und  Mittelbetrieben,  und  nur  vereinzelt  in  ganzen  Industriezweigen  große  und  politische 
Massenstreiks  stattfanden,  sehen  wir,  daß  bereits  ganze  Industriezweige,  bzw.  mehrere 
Industriezweige gemeinsam von Massenstreiks und Generalstreiks ergriffen werden. 
Die Kunst unserer Streiktaktik muß darin bestehen: 
1.  rechtzeitig die Tagesforderungen und politischen Losungen den jeweiligen objektiven und 
subjektiven  Bedingungen  zur  höheren  Entfaltung  des  revolutionären  Klassenkampfes 
anzupassen, 
2.  die erweiterte Massenkampffront durch geschickte Verknüpfung der wirtschaftlichen und 
politischen Streiks herzustellen, 
3.  die  größtmögliche  Manövrierfähigkeit  an  den  Tag  zu  legen  und  die  Steigerung  der 
Bewegung auf ein höheres revolutionäres Niveau zu erstreben, 
4.  alle  Möglichkeiten  auszuschöpfen,  um  die  Massen  zu  der  Erkenntnis  der 
Unvermeidlichkeit und Notwendigkeit des Kampfes für den Sturz der Bourgeoisie und für 
die Diktatur des Proletariats zu bringen, 
5.  mit  größter  Zähigkeit  und  Überzeugung  die  mutige  und  kühne  Anwendung  der 
proletarischen  Einheitsfrontpolitik  von  unten  mit  den  richtigen  Methoden  der 
proletarischen  Demokratie  zu  verbinden  zur  systematischen  Loslösung  der 
sozialdemokratischen,  gewerkschaftlich  organisierten  und  unorganisierten  Arbeiter  aus 
der Einflußsphäre der sozialfaschistischen und faschistischen Führer, 
6.  Herausarbeitung der führenden Rolle der Kommunistischen Partei und der revolutionären 
Gewerkschaftsorganisationen bei der Vertretung der Klasseninteressen des Proletariats, 
7.  schonungslose  und  schnelle  Entlarvung  und  Bekämpfung  der  „linken“  Betrugsmanöver 
der sozialdemokratisch-reformistischen Gewerkschaftsbürokratie, 
8.  Stärkung  der  Positionen  der  revolutionären  Gewerkschaftsbewegung  (wie  RGO, 
Oppositionsbewegung und Rote Verbände), wie auch der kommunistischen Parteien und 
der kommunistischen Jugendverbände in den Betrieben. 
Von  den  verschiedenen  Rednern  fast  aller  Sektionen  und  von  den  Genossen,  die  in  den 
revolutionären Gewerkschaftsorganisationen arbeiten, wurden hier mit besonderer Schärfe die 
mannigfachen „linken“ Betrugsmanöver der Amsterdamer und der Sozialdemokratie betont. 
Die soziale Demagogie und die besonderen „linken“ Betrugsmanöver der Amsterdamer und 
sozialdemokratischen  Führer,  die  angewandt  werden,  um  die  eigenen  Anhänger,  die  zum 
Kommunismus überzugehen bereit sind, weiter an die II. und Amsterdamer Internationale zu 
fesseln,  zwingen  uns,  in  unseren  Reihen  die  große  Gefahr  des  Rechtsopportunismus  als  die 
Hauptgefahr, die Gefahr des Abgleitens von der richtigen bolschewistischen Linie rechtzeitig 
zu  erkennen  und  gegen  sie  den  Kampf  zu  eröffnen.  Das  darf  keineswegs  das  Feuer  des 
Kampfes  gegen  die  „links“-sektiererischen  Abweichungen  abschwächen.  Wir  müssen  auch 
sehen, daß seitens aller Feinde der Arbeiterklasse die soziale Demagogie in größerem Maße 
angewandt wird! Besonders raffiniert arbeiten zum Beispiel die Nazis in Deutschland. 
Die  brutalen  Lohnabbaunotverordnungen  in  Deutschland  werden  unter  dem  Motto  der 
„Arbeitsbeschaffung“  verkündet,  um  die  Raubpläne  der  Papen-Regierung  leichter 
durchzusetzen. Die Subventionierungs- und Sanierungsmaßnahmen für die Großindustrie und 
die Großagrarier werden als „konjunkturtreibende Maßnahmen“, als Mittel zur „Überwindung 
der Krise“ durch die Bourgeoisie deklariert. Diese Tatsachen und die hier genannten „linken“ 
Betrugsmanöver der PPS in Polen beweisen, daß nur die tägliche und andauernde Entlarvung 
und  der  unaufhörliche,  zähe  und  tägliche  Massenkampf  gegen  jedes  „linke“  Manöver  und 
gegen  die  soziale  Demagogie  der  SP  und  Amsterdamer  und  aller  Arbeiterfeinde  das 
Klassenbewußtsein der Arbeiterklasse fördern, unsere Autorität stärken und die Initiative zur 
selbständigen Kampfführung mehr und mehr wecken und entfachen werden. 

Nun zur Frage: Wie kommen wir schneller an die Millionenmassen der Arbeiter heran? 
Die Tatsache der Schmälerung der ökonomischen Basis der Arbeiteraristokratie, die Tatsache 
des  Wachstums  der  oppositionellen  Strömungen  und  darüber  hinaus  alle  mit  dem 
revolutionären  Aufschwung  gegebenen  revolutionären  Faktoren  bieten  uns  neue  günstige 
Voraussetzungen  für  unsere  Arbeit  in  den  Massen,  für  den  Kampf  an  der 
innergewerkschaftlichen Front, wie vor allem in den Betrieben und unter den Erwerbslosen. 
Im belgischen Massenstreik erlebten wir in sichtbarster Form die tiefste Empörung, besonders 
der  gewerkschaftlich  organisierten  Arbeiter  gegen  den  Klassenverrat  der  reformistischen 
Bürokratie. Die Mitteilung unserer belgischen Genossen ist von größter Wichtigkeit, daß der 
belgische  Massenstreik  von  den  Massen  selbst,  und  zwar  von  den  gewerkschaftlich 
Organisierten  gemeinsam  mit  den  Unorganisierten,  von  einem  neuen  revolutionären  Aktiv 
geleitet  und  geführt  wurde,  von  neuen  Arbeiterkaders,  die  im  Feuer  des  Streiks  von  den 
Massen selbst an die Spitze des Kampfes gestellt werden. 
Wir müssen es erreichen, daß zunächst bei unseren eigenen Genossen in den Parteien die noch 
vorhandenen inneren Hemmungen bei der Durchführung der innergewerkschaftlichen Arbeit 
überwunden werden. Die hauptsächlichsten Hemmungen sind im Grunde: 
Erstens  eine  Unterschätzung  der  Kampffähigkeit  der  organisierten  Arbeiter  („Mit  denen  ist 
nichts anzufangen“). 
Zweitens  aber  auch  eine  Überschätzung  des  Reifegrades  der  Organisierten,  die  sich  häufig 
ausdrückt in Worten wie: „Die kommen von selbst zu uns“. 
Drittens fürchten viele Genossen noch die scharfen Auseinandersetzungen mit der Bürokratie 
in den Verbänden, weil sie sich ihnen nicht gewachsen und politisch nicht stark genug fühlen. 
Es  kommt  nicht  darauf  an,  wie  wir  es  auch  in  Deutschland  eine  Zeitlang  machten, 
bürokratische  Halbjahrespläne  und  papierne  Sturmpläne  aufzustellen  und  ausgeklügelte 
Punktsysteme auszuarbeiten; dadurch allein kommen wir nicht viel weiter. Wir brauchen eine 
unmittelbare systematische revolutionäre Massenarbeit. 
Das Plenum hat mit Recht gerade der innergewerkschaftlichen Arbeit eine große Bedeutung 
beigemessen.  Ich  muß  aber  sagen,  daß  in  diesem  Zusammenhang  das  Problem  der 
Unorganisierten in der gesamten Diskussion kaum berührt wurde und viel zu kurz gekommen 
ist.  Wir  haben  im  jetzigen  belgischen  Generalstreik  gesehen,  wie  die  Unorganisierten  durch 
ihre revolutionäre Zusammenarbeit mit den Organisierten eine bedeutende Rolle spielen. Ich 
will noch an die sehr bedeutsamen Auseinandersetzungen erinnern, die im Anschluß an den 
VI.  Weltkongreß  bei  der  Behandlung  der  deutschen  Frage  vor  dem  Präsidium  des  EKKI 
standen. Der Genosse Stalin war es, der damals - und das gilt im vollen Umfang auch für die 
heutige  Situation  -  ganz  besonders  auf  die  große  revolutionäre  Rolle  und  Bedeutung  der 
Unorganisierten  hinwies.  Damals  wurde  mit  vollem  Recht  bereits  die  Notwendigkeit  der 
Gründung  neuer  revolutionärer  Gewerkschaftsorganisationen  für  Deutschland  betont.  Im 
Zusammenhang  damit  begann  der  Kampf  gegen  die  opportunistischen  Auffassungen  der 
Genossen,  die  sich  gegen  die  Gründung  neuer  revolutionärer  Gewerkschaftsorganisationen 
wandten.  Wir  nahmen  damals  stärksten  Kurs  auch  auf  die  Gewinnung  der  Unorganisierten. 
Heute  ist  das  Problem  der  stärksten  Heranziehung  der  Unorganisierten  nach  wie  vor  eine 
wichtige Aufgabe in unserer revolutionären Massenarbeit und darf in keinem Falle vermindert 
oder vernachlässigt werden. 
In  allen  Ländern  ist  der  Drang  der  Massen  zur  Einheit  auf  Grund  der  neuen  Situation 
stürmisch gewachsen. 
In der Arbeiterklasse selbst treten im Drang nach Einheit große Unklarheiten und gefährliche 
Illusionen  auf,  die  sich  besonders  dann  entwickeln,  wenn  die  Wünsche  und  Erwartungen 
mancher Arbeiter über das Tempo der Einheitsfrontentwicklung nicht befriedigt werden. Wir 
haben  auf  diesem  Gebiet  große  Erfahrungen  in  Deutschland.  Es  waren  auf  Grund  des 
Naziterrors  starke  Einheitsstimmungen  zu  verzeichnen,  aber  auch  folgende  gefährliche 
Auffassungen  wie  die  „Einheit  über  die  Köpfe  aller  Führer  hinweg!“  oder  solche 

Auffassungen wie „Einheit über alle Parteien hinweg!“ oder „Schaffung der Einheit um jeden 
Preis“.  Die  SAP,  diese  „linke“  Filiale  des  Sozialfaschismus  und  auch  die  Brandleristen  und 
Trotzkisten  kommen  mit  der  Losung  der  „Vereinigung  der  SPD  und  KPD“,  um  damit  den 
Einheitswillen  der  Massen  in  falsche  politische  Bahnen  zu  lenken.  Bei  der  prinzipiellen 
Ablehnung  einer  solchen  Forderung  durch  die  Kommunistische  Partei  treten  manchmal 
Verstimmungen  in  den  Massen  auf,  die  ganz  bewußt  von  den  Renegaten,  von  der  SAP  und 
manchmal sogar von Teilen der Sozialfaschisten genährt werden. Diese Stimmungen wurden 
auch  noch  dadurch  genährt,  daß  man  vorübergehend  in  der  Partei  an  einzelnen  Stellen  für 
gemeinsame  Demonstrationen,  Kundgebungen  usw.  Vorbereitungen  traf,  die  nicht  dem 
revolutionären Charakter entsprachen und wobei vorübergehend der prinzipielle Charakter der 
KP  gegenüber  der  Sozialdemokratischen  Partei  verwischt  und  abgeschwächt  wurde.  So 
entstehen  dann  die  verschiedensten  Variationen  falscher  Auffassungen  über  die 
Einheitsfrontpolitik. Zum Beispiel: „Die Führer beider Parteien, der SP und der KP, tragen die 
Schuld  am  Mißlingen  der  Einheitsfront.“  Solche  Tendenzen  dringen  sehr  oft  auch  in  die 
Peripherie  der  Partei  ein  und  können  in  entscheidenden  Situationen  der  Partei  den  größten 
Schaden zufügen. Durch die Wachsamkeit des deutschen ZK wurden die auf dem Gebiete der 
Anwendung  der  Einheitsfrontpolitik  von  oben  gemachten  Fehler  energisch  kritisiert  und 
ausgemerzt,  zur  Verhinderung  neuer  Schwierigkeiten  bei  der  Durchführung  der 
revolutionären  Massenpolitik.  Wir  hatten  bei  den  Wahlen  überall  dort  große  Fortschritte  zu 
verzeichnen, wo wir eine richtige und mutige Anwendung der Einheitsfrontpolitik von unten 
in  den  Massen  durchführten.  Das  hat  die  Autorität  der  Partei  in  den  Massen  erheblich 
verstärkt. 
Wir müssen die Frage stellen: Was ist der Haupthebel zur Mobilisierung und Aktivierung der 
Massen  für  die  Durchführung  der  Einheitsfront  von  unten?  Die  entscheidende  Methode  der 
Anwendung der Einheitsfrontpolitik, die Einheitsfrontbildung von unten, ist die gemeinsame 
Kampfmobilisierung  der  freigewerkschaftlichen,  sozialdemokratischen,  christlichen  und 
unorganisierten Arbeiter zum Kampf für die gemeinsamen Forderungen der Arbeiterklasse. 
Dabei stellen wir die Frage unserer Führung nicht als „Bedingung“. Je stärker wir die Frage 
der Einheitsfrontpolitik von unten stellen, desto leichter werden wir die vorhandenen rechten 
Fehler in der Verschiebung der Einheitsfrontpolitik nach oben ausmerzen, die manchmal bei 
einer  rein  gefühlsmäßigen  Auffassung  in  Teilen  der  Parteimitgliedschaft  und  bei  manchen 
Funktionären  in  dem  Glauben  gemacht  werden,  als  könnte  das  unsere  Positionen  in  den 
Massen stärken. 
Es gab hier in der Diskussion über die Frage der Anwendung der Einheitsfrontpolitik einige 
unklare Formulierungen. Unsere Führerrolle bei allen Streiks darf - ob sie, wie es öfters der 
Fall  war,  spontan  ausbrechen,  ob  sie  von  uns  organisiert  und  ausgelöst  wurden  oder  ob  die 
Reformisten  unter  Massendruck  zum  Streik  aufrufen  -  unsere  Führerrolle  darf  nie  und 
nirgends  unterschätzt  werden.  Mit  Recht  sagte  der  Genosse  Pjatnizki:  Wenn  wir  schon  die 
Massen führen, dann sollen wir auch betonen: Wir Kommunisten sind es, die an eurer Spitze 
den Kampf um Lohn und Brot fuhren. 
Tut man das nicht: Wie sollen wir dann in dieser veränderten Situation die Massen zu höheren 
Klassenzielen führen? Man darf bei den Aktionen und Streiks unter den Massen das Gesicht, 
die führende Rolle der Partei nicht verwischen und verstecken. Das wird sehr richtig in den 
Thesen zum zweiten Punkt der Tagesordnung betont. 
Wir  stellen  die  Losung  der  Einheitsfront  und  nicht  die  der  Vereinigung.  Sprechen  wir  zum 
Beispiel in Deutschland von Vereinigung, dann wird jene Illusion von der „Vereinigung der 
SPD und KPD“, wie es zum Beispiel bei den Renegaten in Deutschland heißt, genährt. Die 
Losung  der  Vereinigung  wurde  von  dem  Genossen  Lenin  in  der  Periode  der  Spaltung  der 
sozialdemokratischen  Parteien  bei  der  Herausbildung  von  linken  revolutionären  Flügeln 
angewandt,  und  da  konnte  man  selbstverständlich  von  einer  Vereinigung  mit  den  zum  Teil 
schon Bestehenden kommunistischen Parteien sprechen. 

Heute  haben  wir  bereits  große  kommunistische  Massenparteien,  die  reifer  geworden  und 
gewachsen  sind,  die  ihre  selbständige  Rolle  als  einzige  Führerin  des  Proletariats  bereits  in 
höherer Aufgabenstellung erfüllen können. 
Gerade in Deutschland müssen wir auf dem Gebiete der Massenpolitik noch vieles lernen von 
der tschechischen Partei. Wir müssen dort in der Frage der Methoden und des Tones bei der 
Gewinnung der sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Arbeiter einen Umschwung 
vollziehen,  obwohl  wir  in  letzter  Zeit  schon  einige  Fortschritte  auf  diesem  Gebiet  zu 
verzeichnen  haben.  Das  ist  wichtig  und  absolut  notwendig.  Aber  damit  allein  ist  es  nicht 
getan. Wir müssen einen bedeutenden Schritt vorwärtsgehen. 
Genosse Stalin sagte einmal mit Recht, daß die Massen sich von der Richtigkeit der Politik 
der  Partei  überzeugen  müssen.  Wir  müssen  also  alles  tun,  um  durch  unsere  Losungen  und 
durch  unsere  Politik  die  Massen  an  Hand  ihrer  eigenen  Erfahrungen  zu  überzeugen,  daß  es 
nur  eine  Arbeiterpartei,  eine  revolutionäre  Partei  gibt,  die  die  Klasseninteressen  des 
Proletariats  und  aller  Werktätigen  verteidigt  und  vertritt:  die  Kommunistische  Partei!  Wir 
müssen  die  führende  Rolle  unserer  Partei  gerade  deswegen  den  proletarischen  Massen  zum 
politischen  und  revolutionären  Bewußtsein  bringen,  weil  wir  sie  emporheben  und  in  den 
Kämpfen  erziehen  müssen  für  die  großen  Ziele  -  für  den  Sieg  des  Sozialismus.  Wir  dürfen 
keine falschen Einheitsstimmungen und Einheitsduseleien auf der Linie der „Einheit um jeden 
Preis“ in den Massen aufkommen lassen, wie wir auch jede syndikalistische Auffassung, zum 
Beispiel eine solche, ohne revolutionäre Partei den Sieg der Diktatur des Proletariats erringen 
zu können, aufs schärfste bekämpfen müssen. Internationale Beispiele haben gezeigt, daß die 
Arbeiterklasse  ungeheuer  empfindlich  ist,  wenn  das  Prinzip  einer  revolutionären  Partei  und 
ihrer führenden Rolle irgendwie verwischt, vernachlässigt oder verschoben wird. Wir haben 
zum  Beispiel  in  Frankreich  gesehen,  wie  die  CGT  Manöver  machte  in  der  Frage  der 
Einheitsfrontpolitik  und  dadurch  eine  Zeitlang  Hunderttausende  von  Arbeitern  verwirrt 
wurden, daß unsere Partei und die CGTU einen gewissen Tempoverlust durch die geschickte 
Taktik der Reformisten erlitten. Erinnern wir uns an das, was bereits auf dem II. Weltkongreß 
gesagt wurde: 
 
„Unter gewissen historischen Verhältnissen ist es sehr wohl möglich, daß die Arbeiterklasse von sehr 
zahlreichen reaktionären Schichten durchschossen ist. Die Aufgabe des Kommunismus besteht nicht 
in  der  Anpassung  an  diese  zurückgebliebenen  Teile  der  Arbeiterklasse,  sondern  darin,  die  gesamte 
Arbeiterklasse  bis  zum  Niveau  des  kommunistischen  Vortrupps  zu  heben.  Die  Verwechslung  dieser 
zwei Begriffe – Partei und Klasse - kann zu den größten Fehlern und zur Konfusion führen.“ 
 
Was  wirkliche  proletarische  Führung  ist,  das  hat  der  Sieg  der  Oktoberrevolution  im  Jahre 
1917  bewiesen.  Ohne  die  feste,  unversöhnliche,  immer  mit  den  Massen  verbundene 
Avantgarde, ohne die im Vordergrund stehende  Partei der Bolschewik! hätte das Proletariat 
die  Macht  nicht  an  sich  reißen  können.  Jede,  auch  nur  die  geringste  Abschwächung  der 
Führerrolle  unserer  Parteien  in  den  Massen  muß  in  der  heutigen  zugespitzten  Situation 
verhängnisvolle Auswirkungen zeitigen. 
Genossen,  die  tschechische  Partei  zeigt  uns  neue,  zum  Teil  glänzende  Erfahrungen  in  der 
Massenpolitik.  Was  wir  lernen  können  von  der  tschechischen  Partei,  sind  ihre  geschickten 
Methoden bei der Durchführung der Massenarbeit, die wir auch in den anderen Parteien, ganz 
besonders  in  der  deutschen  Partei,  anwenden  müssen.  Aber  man  kann  sagen,  daß  die 
tschechischen Genossen  auch manchmal von uns lernen können.  Ich erinnere  an die  großen 
Lehren und Erfahrungen der deutschen Partei auf dem Gebiete der Einheitsfrontpolitik in der 
Vergangenheit. 
Wir  haben  heute  bei  einer  Perspektive  der  revolutionären  Entwicklung  leider  auch  solche 
Tatsachen  und  große  Hauptschwächen  zu  verzeichnen,  wie  sie  bereits  vom  Genossen 
Pjatnizki in bezug auf die Schwäche und mangelhafte Arbeit unserer Betriebszellen an Hand 
von Beispielen aufgezeigt wurden. 

Ziehen  wir  einen  Vergleich  zwischen  den  kommunistischen  Betriebskadern  der  polnischen 
Partei und denen der deutschen Partei in ihrer Beziehung zur Gesamtzahl der Mitgliedschaft 
In  Deutschland  befinden  sich  nur  noch  ungefähr  12  bis  15  Prozent  der  gesamten 
Parteimitgliedschaft  in  den  Betrieben,  während  in  Polen  aus  den  Teilen  der  Mitgliedschaft 
unter  dem  Industrieproletariat  unsere  dortige  Partei  noch  annähernd  35  bis  40  Prozent  ihrer 
Mitglieder in den Klein-, Mittel- und Großbetrieben zählt. Diese Tatsachen zwingen uns dazu, 
auch für die deutsche Partei einen viel stärkeren Kurs der Orientierung unserer Massenarbeit 
besonders  auf  die  Großbetriebe  zur  Gewinnung  der  Betriebsarbeiter  für  die  revolutionären 
Aufgaben  unserer  Partei  und  der  revolutionären  Gewerkschaftsorganisationen  zu  nehmen. 
Wenn  wir  die  Beschlüsse  der  Komintern  und  Prolintern  überprüfen,  so  haben  wir  in  der 
Durchführung  auf  den  wichtigen  Gebieten  der  Betriebs-,  Gewerkschafts-  und 
Erwerbslosenarbeit  noch  ungenügende  Fortschritte  zu  verzeichnen.  Darüber  hinaus  müssen 
wir  im  Rahmen  dieser  wichtigen  Massenarbeit  auch  die  Frage  der  Arbeit  unter  den 
Jugendlichen und Arbeiterinnen viel stärker stellen.  In Deutschland zum Beispiel versuchen 
wir,  durch  besondere  neue  Methoden  an  die  Arbeiterinnen  heranzukommen,  zum  Beispiel 
durch  das  Arbeiterinnen-Delegiertensystem,  um  diese  Kreise  des  Proletariats  stärker  an  die 
revolutionäre  Klassenfront  heranzubringen.  Die  Arbeit  unter  den  Jungarbeitermassen  muß 
unbedingt  verbessert  werden.  Wenn  wir  auch  auf  diesen  Gebieten  überall  unsere 
organisatorischen  Positionen  verstärken,  dann  wird  die  Lösung  der  Aufgabe  der  weiteren 
Entfaltung von größeren Massenstreiks durch die Verbindung der Partei mit den Massen noch 
leichter  sein.  Wie  ein  roter  Faden  zieht  sich  bei  der  Aufgabenstellung  durch  unsere 
Resolutionen  die  Aufgabe  der  Entfesselung  von  politischen  Massenstreiks.  Die  untrennbare 
Verflechtung politischer und ökonomischer Kämpfe, die große Bedeutung der Massenstreiks 
als  Knotenpunkte  neuer  Klassenauseinandersetzungen,  als  des  wichtigsten  Hebels  zur 
Weckung, Stärkung und Hebung des revolutionären Klassenbewußtseins und der Klassenkraft 
des  Proletariats  hat  gerade  Lenin  immer  wieder  betont.  Wir  müssen  die  Klassenkraft  des 
Proletariats  durch  Auslösung  von  wirklichen  Teilkämpfen  und  politischen  Massenstreiks 
stärken, um die Massen näher und schneller an die Entscheidungskämpfe für die Diktatur des 
Proletariats heranzubringen. 
Das sind die Probleme, an deren konkreter Lösung alle Sektionen auf Grund der Beschlüsse 
des XII. Plenums mit aller Energie arbeiten müssen. 
In  der  Gewerkschaftskommission  dieses  Plenums  hatten  folgende  Fragen  eine  besondere 
Bedeutung.  Wir  müssen  alles  tun,  um  die  Gewerkschaftsmitglieder  für  die  revolutionäre 
Gewerkschaftsopposition zu gewinnen und einen wirklichen und energischen Kampf um alle 
wählbaren  Positionen  in  den  Gewerkschaften  durchführen.  Die  Eroberung  wählbarer 
Funktionen 
und 
Leitungspositionen 
fördert 
wiederum 
die 
Gewinnung 
der 
Gewerkschaftsmitglieder innerhalb der einzelnen Gewerkschaften. 
Die  zweite  Frage  war  der  Beschluß,  die  Formulierung,  „daß  der  wirtschaftliche  Kampf  die 
gegenwärtige Hauptform des Klassenkampfes ist“, in der Resolution zu streichen. Dafür wird 
die  Bedeutung  der  Wirtschaftskämpfe  für  die  Heranführung  der  rückständigen  Teile  der 
Arbeiterschaft an den revolutionären Massenkampf hervorgehoben. 
Die dritte Frage betraf die Hauptschwächen der Arbeit unserer roten Verbände. Dabei wurde 
besonders  die  mangelhafte  Führung  des  Kampfes  um  die  Tagesinteressen  der  Arbeiter 
festgestellt, die ungenügende Anwendung der Einheitsfrontpolitik, Schwächen und Fehler in 
bezug auf die Anwendung der proletarischen Demokratie in den Verbänden. 
Die  vierte  Frage  war  der  besondere  Hinweis  auf  die  Bedeutung  der  kommunistischen 
Fraktionsarbeit nicht nur in den roten und reformistischen Verbänden, sondern auch innerhalb 
der reaktionärsten und faschistischen Verbände. 
Zuletzt zur Frage unserer Arbeit unter den Erwerbslosen. Unsere Aufgabe besteht darin, die 
Erwerbslosenbewegung  zu  beleben  und  zu  aktivieren,  fernerhin  revolutionäre 
Erwerbslosenorganisationen zu gründen, die vorhandenen auszubauen und vor allem auch in 

den bestehenden reaktionären und zum Teil faschistischen Erwerbslosenorganisationen und -
gruppen unsere Oppositionsarbeit zu verstärken. 
Die 
von 
den 
verschiedenen 
kapitalistischen 
Regierungen 
propagierten 
„Arbeitsbeschaffungspläne“,  die  in  der  Regel  nur  Betrug  und  Schwindel  sind  und  den 
Erwerbslosen  wenig  oder  gar  keine  Arbeit  geben,  müssen  die  Sektionen  veranlassen, 
unmittelbare  Forderungen  für  die  Erwerbslosen  zu  stellen,  zum  Beispiel  in  Fragen  der 
geldlichen  Unterstützung,  Forderungen  zur  Bewilligung  von  Kleidern,  Wäsche,  Schuhen, 
Milch und Brot für die Kinder usw. Die Kampfgemeinschaft zwischen Betriebsarbeitern und 
Erwerbslosen muß gefördert werden. 
In  unseren  Resolutionen  zu  den  beiden  ersten  Referaten  wird  auf  die  Weckung  der 
Kampfinitiative  gegen  den  imperialistischen  Krieg  besonders  eindeutig  hingewiesen.  Im 
Zusammenhang mit dem Kampf der Betriebsarbeiter und Erwerbslosen müssen wir hier auf 
falsche  opportunistische  Auffassungen  achten,  wie  sie  sich  zum  Teil  in  einigen  Sektionen 
gezeigt haben. 
Wir hatten unter anderem in Frankreich in der RGO eine Tendenz, die darauf hinauslief, zu 
formulieren:  „Der  ökonomische  Kampf  ist  schon  ein  Kampf  gegen  den  imperialistischen 
Krieg“. Eine zweite Tendenz, die besonders auch in Frankreich auftrat, ging dahin, zu sagen: 
„Der  Antikriegskampf  ist  ein  politischer  Kampf  und  daher  nur  eine  Sache  der  Partei.“  Das 
sind einander ergänzende Abweichungen, das ist gefährlichster Trade-Unionismus. 
Bei  der  gegenwärtigen  Zuspitzung,  bei  der  verstärkt  wachsenden  Kriegsgefahr,  ist  die 
Verbindung  der  Wirtschaftskämpfe  mit  dem  Kampf  gegen  den  imperialistischen  Krieg  eine 
sehr  wichtige  Frage  und  wird  jedes  Abgleiten  von  der  bolschewistischen  Linie  zu  einer 
Gefahr des Klassenverrats am Proletariat. 
Wir sprechen von einer beginnenden Krise in der Amsterdamer Internationale. Das bedeutet, 
daß der Radikalisierungsprozeß in den Mitgliederkreisen eine höhere Stufe erreicht hat. Diese 
Gärung,  die  schon  unter  fast  allen  Mitgliederkreisen  der  Amsterdamer  Internationale  in  den 
verschiedenen Ländern zu verzeichnen ist, gibt uns zugleich die günstigste Gelegenheit, den 
immer  stärker  werdenden  Gegensatz  zwischen  den  Mitgliedern  und  den  reformistischen 
Führern  zu  vertiefen,  diesen  Radikalisierungsprozeß  systematisch  für  uns  auszuwerten,  um 
die  Gewerkschaftsmitglieder  in  die  Bahnen  unseres  revolutionären  Massenkampfes 
hineinzuziehen.  Wir  müssen  uns  an  die  Spitze  der  sich  gegen  die  Politik  der 
Gewerkschaftsbürokratie  auflehnenden  Massen,  dieser  Besten  der  Gewerkschaftsmitglieder, 
stellen und sie erziehen zu heldenmütigen Kaders unserer bolschewistischen Kampfarmee. 
Bei  den  sozialdemokratischen,  freigewerkschaftlichen  und  unorganisierten  Arbeitern  wächst 
mit  dem  Willen  für  gemeinsame  Tagesforderungen  der  große  Kampfwille  zum  politischen 
Massenstreik und zum Generalstreik, zum Kampf für den Sozialismus, für die Zertrümmerung 
des kapitalistischen Systems, für das revolutionäre Endziel, für die Diktatur des Proletariats. 
Es gilt, alle diese Stimmungen positiv auszuwerten und den kämpferischen Drang der Massen 
auf eine höhere revolutionäre Stufe zu entwickeln. 
Die jetzige Zeit ist reichlich mit neuem Zündstoff geladen, eine Überfülle von Anlässen, die 
ein Aufflammen revolutionärer Massenkämpfe mit sich bringen, ist vorhanden. Wir müssen 
schnell  reagieren,  keiner  Situation  ausweichen  und  unsere  revolutionäre  Kampfesfähigkeit 
und Kraft schärfen und bolschewistisch entwickeln. Wir wissen, daß unsere Kämpfe neue und 
große Opfer erfordern. Gefängnis, Zuchthaus, Hunger und Strang stehen einem Teil unserer 
besten  Genossen  und  der  revolutionären  Arbeiterschaft  bevor.  Wir  werden  auch  beim 
siegreichen  Vorwärtsschreiten,  bei  dem  neuen  revolutionären  Aufstieg  nicht  immer 
vermeiden  können,  daß  in  einzelnen  Ländern,  an  einzelnen  Frontabschnitten,  bestimmte 
Niederlagen  eintreten.  Aber  das  darf  unsere  Parteien  keineswegs  hemmen  in  der  weiteren 
großen  Kampfesentfaltung.  Unsere  große  revolutionäre  Perspektive  in  der  ganzen  Welt,  das 
Ende  der  kapitalistischen  Stabilisierung  und  der  neue  wachsende  revolutionäre  Aufschwung 

werden  uns  helfen,  über  einige  Fehlschläge  hinweg  kühner  vorwärtszustürmen  zu  neuen 
Siegen der Arbeiterklasse. 
Der  Weg  des  Proletariats  zur  Macht  ist  ein  dorniger,  opfervoller  Weg.  Gewappnet  mit  dem 
Rüstzeug des Marxismus-Leninismus, in bedingungslosem Vertrauen zur Komintern und zur 
KPdSU, im eisernen Selbstvertrauen auf unsere eigene Kraft und auf die gewaltige Kraft des 
Proletariats müssen wir mit neuem revolutionären Kampfesgeist an die Arbeit, an die vor uns 
stehenden Aufgaben gehen. 
 

 
Genossen,  die  Bedeutung  der  deutschen  Entwicklung,  das  brennende  Interesse  für 
Deutschland  kommt  schon  darin  zum  Ausdruck,  daß  die  Debatte  über  diese  Fragen  den 
größten Spielraum in der Diskussion auf dem 12. Plenum eingenommen hat. Ich will bereits 
Gesagtes über die Entwicklung in Deutschland nicht wiederholen, sondern in erster Linie die 
jüngste Entwicklung der deutschen Verhältnisse behandeln. 
Zunächst  einiges  zum  organisatorischen  Wachstum  der  Kommunistischen  Partei 
Deutschlands im Zusammenhang mit einigen anderen Parteien. Wir haben in Deutschland ein 
riesiges organisatorisches Wachstum unserer Partei trotz der vorhandenen starken Fluktuation 
zu  verzeichnen,  wir  haben  ebenfalls  in  der  tschechoslowakischen  Partei  eine  günstige 
Aufwärtsentwicklung  bei  gleichzeitiger  Erweiterung  ihrer  Massenbasis.  Aber  man  muß  hier 
sagen, daß nicht immer das zahlenmäßige Wachstum einer Partei auch schon ein Zeichen ist 
für ihr weiteres Eindringen in die Massen und für ihre revolutionäre Festigung im Proletariat. 
Wir sahen zum Beispiel durch das Preußen-Wahlergebnis vom 24. April, daß eine beginnende 
Isolierung  der  Partei  von  den  Massen  zu  konstatieren  war.  Das  gab  uns  Veranlassung, 
bestimmte praktische Konsequenzen zu ziehen. Wir haben in den drei Monaten vom 24. April 
bis  31.  Juli  ungefähr  eine  Million  neuer  Stimmen  gewonnen  und  haben  durch  besondere 
Methoden  in  der  Anwendung  der  Einheitsfrontpolitik  von  unten,  durch  die  Kampagne  der 
Antifaschistischen  Aktion,  klassenbewußte  Elemente  aus  der  Sozialdemokratie  und  aktive 
Schichten  der  „Eisernen  Front“,  die  bisher  bei  den  sozialdemokratischen  und 
Reichsbannerarbeitern  immer  noch  als  kämpfende  antifaschistische  Formation  angesehen 
wurde,  zu  uns  herübergezogen.  Man  kann  sagen:  Die  Antifaschistische  Aktion  war  ein 
schneller und großer Erfolg. 
Aber  wenn  wir  die  Erfolge  der  deutschen  Partei  den  Erfolgen  gegenüberstellen,  die  zum 
Beispiel die polnische und tschechische Partei in den Streikkämpfen zu verzeichnen haben, so 
müssen  wir  sagen,  daß  beide,  insbesondere  unsere  polnische  Bruderpartei,  in  der  Erfüllung 
ihrer  Aufgaben  einen  großen  Vorsprung  vor  der  deutschen  Partei  hat.  Die  Erfolge  der 
polnischen  Partei,  die  hier  schon  durch  interessante  Beispiele  von  dem  Genossen  Lenski 
angeführt  wurden,  wurden  errungen  unter  größten  und  ernstesten  Schwierigkeiten.  Die 
Erfolge  unserer  illegalen  polnischen  Bruderpartei  müssen  ein  Ansporn  und  ein  besonderes 
Musterbeispiel, in erster Linie für die deutsche Partei, aber auch für alle übrigen Parteien sein, 
um von der polnischen Partei auf diesem Gebiet zu lernen. 
Es  ist  für  uns  ganz  klar,  daß  die  nächste  Entwicklung  in  Deutschland  nicht  nur  eine 
Vertiefung der ganzen Krise, sondern auch eine schnelle Zuspitzung der Klassengegensätze, 
eine ungeheure Verschärfung des Klassenkampfes mit sich bringen wird. 
Wir müssen das Neue, das Dialektische im Prozeß dieser Entwicklung sehen, weil die Partei 
stets,  und  man  möchte  sagen  stündlich,  vor  neue  Aufgaben  gestellt  wird.  Die 
Entwicklungsbedingungen des Faschismus sind andere  als zur Zeit des  Beginns der Periode 
der  kapitalistischen  Stabilisierung.  Mit  der  Zerrüttung  der  Ökonomik,  mit  der  Verschärfung 
der  Krise  im  Lande  werden  auch  die  Grundlagen  der  faschistischen  Diktatur  und  damit  die 
fortgesetzten  Bemühungen  und  Versuche  zu  ihrer  Befestigung  erschwert.  Der  Faschismus 
wird  immer  mehr  durch  den  Gegenangriff  der  Klassenfront  des  Proletariats  auf 

Schwierigkeiten  und  Widerstände  stoßen.  Wir  stellen  hier  fest,  obwohl  wir  keinen  Moment 
die  Aggressivität  des  Faschismus  unterschätzen  dürfen,  daß  letzterer  schon  starke 
Zersetzungserscheinungen  in  sich  trägt.  Der  Faschismus  ist  nicht  nur  ein  Produkt  des 
verfaulenden Kapitalismus, sondern auch ein Ausdruck des verschärften Klassenkampfes der 
Bourgeoisie  gegen  das  Proletariat  und  im  besonderen  gegen  die  revolutionäre 
Massenbewegung unter Führung der KPD. 
Die  Ausnützung  aller  im  Lager  der  Bourgeoisie  und  ihrer  Helfershelfer  zutage  tretenden 
inneren Differenzen, die Stärkung der Widerstandskraft des Proletariats und der werktätigen 
Massen  sind  von  größter  Bedeutung.  Natürlich  dürfen  wir  die  Frage  nicht  mechanisch  und 
automatisch stellen, daß der Faschismus von selbst von der Bildfläche verschwinden wird. Er 
wird  auch  nicht  automatisch  durch  den  Zerfall  der  Wirtschaft  im  Zusammenhang  mit  der 
Verschärfung  der  Weltwirtschaftskrise  in  seiner  Entwicklung  zurückgehen  und 
zusammenbrechen,  sondern  hier  ist  die  Kommunistische  Partei  das  entscheidende  Problem, 
der  ausschlaggebendste  revolutionäre  Faktor,  von  dem  in  der  Hauptsache  die  weitere 
Entwicklung des Faschismus abhängt. Es wurde hier von verschiedenen Genossen und ganz 
besonders  von  dem  Genossen  Ercoli  an  Hand  der  Erfahrungen  aus  den  ersten  Jahren  der 
Entwicklung des italienischen Faschismus unterstrichen, welche Unterschiede beim Vergleich 
der heutigen Zeit mit der damaligen Zeit gesehen werden müssen, wenn man den Charakter 
und die Entwicklung des Faschismus richtig analysieren will. Nach seiner Machtergreifung in 
Italien  hatte  der  Faschismus  durch  die  einsetzende  relative  Stabilisierung  günstigere 
Voraussetzungen  zur  Festigung  seiner  Macht,  als  sie  der  deutsche  Faschismus  heute,  bei 
Beendigung  der  kapitalistischen  Stabilisierung  hat.  Dazu  kommt  noch,  was  bis  jetzt  noch 
nicht  genügend  betont  wurde:  Unsere  Parteien  sind  ja  heute  auch  reifer  geworden,  sie  sind 
gewachsen  und  stellen  andere  Faktoren  dar,  als  es  noch  zur  Zeit  jener  Entwicklungsperiode 
des  Faschismus  beim  Beginn  der  kapitalistischen  Stabilisierung  der  Fall  war.  Dies  ist  keine 
unbedeutende Tatsache, weil die Bourgeoisie zu jeder Zeit und Stunde mit der KP zu rechnen 
hat. Bei den Problemen, die jetzt zum Beispiel in Deutschland stehen, spielt die revolutionäre 
Fähigkeit  der  Kommunistischen  Partei,  die  Massen  zu  mobilisieren  und  zu  aktivieren,  eine 
entscheidende  Rolle.  Aus  der  Stärke  und  Reife  der  Partei  entspringt  ja  auch  die  scharfe 
revolutionäre  Aufgabenstellung  für  die  Kommunistische  Partei,  wie  sie  hier  auf  dem 
12. Plenum  formuliert  wurde.  Diese  scharfe  Aufgabenstellung  erleichtert  gleichzeitig  der 
deutschen  Delegation  das  Verständnis  für  die  Härte  der  Kritik,  der  das  12.  Plenum  unsere 
Arbeit unterzogen hat. 
Eine bolschewistische Kritik an der Arbeit der Kommunistischen Partei Deutschlands ist nur 
zu begrüßen. Sie hilft uns außerordentlich, sie wirkt erzieherisch und gibt uns Veranlassung, 
gemeinsam mit der Komintern unsere Schwächen und Mängel in der Partei auszumerzen. Die 
scharfe, aber kameradschaftliche Kritik, die von der russischen Delegation an der deutschen 
Partei, besonders im Zusammenhang mit dem 20. Juli, geübt wurde, erkennen wir nicht nur 
voll und ganz als richtig und politisch notwendig an, sondern sie verpflichtet uns auch, daraus 
praktische  Konsequenzen  für  unsere  weitere  revolutionäre  Arbeit  zu  ziehen.  Wenn  unsere 
russischen  Freunde  uns  besonders  darauf  aufmerksam  machen  -  zum  Beispiel  durch  den 
Genossen  Manuilski  -,  daß  in  einzelnen  Gliedern  unserer  Partei  fatalistische  Stimmungen 
vorhanden  sind,  die  sich  von  vornherein  schon  mit  der  Unvermeidlichkeit  des  Sieges  des 
Faschismus abgeben und sich zum Teil auch mit der geschichtlichen Unvermeidlichkeit eines 
Krieges  aussöhnen,  so  entspricht  diese  Feststellung  den  Tatsachen  und  hat  eine  ernste 
Bedeutung.  Wenn  in  Deutschland  bis  jetzt  das  Tempo  des  Wachstums  des  Faschismus  ein 
schnelleres  war,  als  das  des  revolutionären  Vormarsches,  so  ist  das  kein  unbedingter 
Anhaltspunkt für die weitere Entwicklung in Deutschland. 
Ich sage, daß sich die Entwicklung in Deutschland auch sehr schnell ändern kann. 
Der  deutsche  Faschismus  ist  heute  bereits  von  den  Widerständen  und  Angriffen  des 
revolutionären Proletariats unter Führung der Kommunistischen Partei bedrängt und bedroht. 

Natürlich  noch  nicht  in  dem  Maße,  daß  seine  Positionen  schon  morgen  oder  übermorgen 
zusammenstürzen  werden.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  klugen,  mit  einem  raffinierten 
Klassengegner zu tun. Wir haben es hier mit einer Bourgeoisie zu tun, die ihre Angriffe gegen 
die werktätigen Massen und gegen das Proletariat je nach der veränderten Situation aggressiv, 
offensiv,  schnell  und  überraschend  durchführt.  Die  interessanten  Begebenheiten  bei 
Auflösung  des  Reichstages,  die  Terrorurteile  und  neuen  Notverordnungen  sind  Beispiele 
dafür,  mit  welchen  Methoden  die  Papen-Schleicher-Regierung  versucht,  ihre  Hunger-  und 
faschistischen  Angriffspläne  gegen  die  werktätigen  Massen  durchzuführen.  Die  Regierung 
schreckt vor brutalster Aggressivität nicht zurück und zeigt den rücksichtslosen Willen, eine 
höhere Entfaltung der faschistischen Diktatur durchzusetzen. 
Wir  müssen  in  Deutschland  noch  mit  verschiedenen  Überraschungen  der  Art  des  20.  Juli 
rechnen. Obwohl unsere Partei manövrierfähig ist, reagiert sie doch noch viel zu schwerfällig 
auf  alle  Ereignisse.  Gerade  der  20.  Juli  hat  im  besonderen  und  am  schärfsten  unsere 
Hauptschwächen  signalisiert.  Solche  sich  überraschend  schnell  verändernden  Situationen 
zeigen uns die Notwendigkeit, innerhalb der Partei, von oben bis unten, solche Grundlagen, 
solche politische Voraussetzungen zu schaffen, daß die höchste revolutionäre Entfaltung, die 
schnelle Konkretisierung der Generallinie, der gegebenen Situation entsprechend, möglich ist. 
Die überraschenden Schläge des Klassenfeindes müssen wir ebenso schnell und entschlossen 
beantworten,  um  dadurch  die  Bourgeoisie  zum  Rückzug  zu  zwingen.  Für  uns  besteht  das 
wichtigste  Problem  darin,  die  auf  dem  XII.  Plenum  gestellte  Aufgabe  zu  erfüllen,  die 
Heranführung der Massen an die verschiedenen Formen des revolutionären Klassenkampfes, 
an  Teilkämpfe  bis  zum  politischen  Massenstreik  und  Generalstreik  in  verschiedenen 
Gebieten. 
Die  Hauptsache  bei  dieser  richtigen  zentralen  Aufgabenstellung  ist,  die  Vorbedingung  für 
diese  Kämpfe  und  Aktionen  nicht  nur  in  unserer  Partei  und  in  den  revolutionären 
Organisationen, sondern  auch unter den Millionenmassen zu schaffen. Wenn die Kämpfe in 
Deutschland von der großen breiten Masse isoliert bleiben, wenn sie nicht einen besonderen 
tiefen  und  aufrüttelnden  Massencharakter  tragen,  dann  werden  die  Grundfundamente  der 
bürgerlichen  Klassenherrschaft  nicht  in  dem  Maße  erschüttert  und  wird  die  weitere 
Entwicklung der faschistischen Diktatur nicht so leicht zum Stillstand und zum Rückzug zu 
bringen sein. Wir müssen versuchen, an Hand der scharfen Kritik, die hier an der deutschen 
Partei geübt wurde, die Ursachen zu ergründen, aus denen unsere Schwächen und Mängel und 
das Versagen der Partei am 20. Juli zu erklären ist. 
Natürlich  wäre  es  falsch,  aus  dem  Nichtreagieren  der  Partei  am  20.  Juli  eine  Theorie  zu 
machen, als wenn die Partei ihr spezifisches Gewicht als Kampfpartei verloren hätte. 
Ich könnte Beispiele aus der Geschichte anführen, wo schon manche unserer besten Parteien 
in  schwierigen  Situationen  einen  günstigen  Moment  verpaßten.  Natürlich  darf  das  unter 
keinen  Umständen  ein  Gesetz  in  der  Komintern  werden.  In  einer  solchen  zugespitzten 
Situation, wie sie jetzt in Deutschland vorhanden ist, kommen die Schwächen und Mängel der 
Partei gravierender, schonungsloser und deutlicher zum Ausdruck. Diese Tatsache hat gerade 
der 20. Juli bestätigt. Glaubt ihr nicht, daß die Ursachen unseres nicht genügenden Reagierens 
beim  Bankenzusammenbruch  im  Juli  1931,  bei  der  Verkündung  der  Notverordnung  im 
Dezember und Januar dieselben sind wie die Ursachen für jene Schwächen, die sich zu einem 
gewissen Teil auch am 20. Juli besonders stark zeigten? Es wäre verfehlt, das hier nicht offen 
auszusprechen. 
Ich  will  zu  dem,  was  bereits  Genosse  Florin  im  Auftrage  der  deutschen  Delegation  hier  an 
Feststellungen und Lehren über den 20. Juli sagte, noch einiges hinzufügen. 
Der 20. Juli, die ungenügende Bereitschaft und Schlagfertigkeit der Partei, ist für uns in der 
Tat eine ernste Mahnung. Aber es ist nicht richtig, was der Genosse Remmele zu dieser Frage 
erklärte,  daß 
„wir  den  ganzen  Ernst  der  Lage  nicht  in  ganzem  Umfang  erkannt  haben“

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