Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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sagte  Lenin  bereits  im  Jahre 
1905. Hämmert das allen unseren Jungkommunisten ein! Geht mit Kühnheit und Energie an 
die  Erfüllung  eurer  revolutionären  Aufgaben  heran!  Schmiedet  solche  Kampfarmeen  junger 
revolutionärer  Kämpfer,  daß  der  Freiheitskampf  der  proletarischen  Klasse  in  Deutschland 
entschieden wird durch den heroischen Einsatz der Armeekorps der jungen Soldaten unserer 
revolutionären Freiheitsarmee. 
 
II. Die innerverbandlichen Probleme des KJVD 
 
Jugendgenossinnen  und  Jugendgenossen!  Ich  gehe  nun  zu  den  Fragen  unseres 
innerverbandlichen  Lebens über.  Ich  glaube, wenn wir unsere heutige Plenartagung mit den 
vorausgegangenen  Sitzungen  unseres  Jugend-ZK  vergleichen,  können  wir  einen  gewaltigen 
Fortschritt  feststellen.  Die  gesamte  Fragestellung  und  die  Diskussion  über  die  politischen 
Probleme des KJVD sind viel konkreter und positiver, viel kameradschaftlicher, als es auf den 
früheren Tagungen der Fall war. 
Warum konnten nicht früher schon die Probleme so klar und eindeutig gestellt werden? Wir 
sehen  hier  die  Auswirkungen  der  parteischädigenden  Tätigkeit  jener  Gruppe  Neumann-
Müller,  die  sich  besonders  den  Jugendverband  ausersehen  hatte,  um  dort  durch  ihre 
zersetzende  Tätigkeit  den  Versuch  zu  unternehmen,  den  Jugendverband  auf  einen  der 
Generallinie  der  Partei,  der  Komintern  und  der  Kommunistischen  Jugendinternationale 
entgegengesetzten  Weg  zu  führen.  Die  Bestrebungen  der  Neumann-Müller  und  Genossen 

gingen  dahin,  das  notwendige  bolschewistische  Verhältnis  zwischen  Partei  und 
Jugendverband  in  ihr  Gegenteil  umzukehren.  Das  führte  zu  jener  Politik,  an  der  der 
Jugendverband  krankte,  und  die  zu  einer  sektiererischen  Abgeschlossenheit,  zu  einem 
Unvermögen führte, die Aufgaben des KJVD zu erfüllen. 
 
Aus der Geschichte der kommunistischen Jugend 
 
Wir müssen die Geschichte der revolutionären Jugendbewegung betrachten, welche gewaltige 
Rolle die revolutionäre Jugend in der Vergangenheit bereits gespielt hat. 
Zur  Zeit  des  Weltkrieges  sammelte  sich  eine  mutige,  proletarische  Jugendschar  um  Karl 
Liebknecht.  Sie  ging  den  später  eintretenden  geschichtlichen  Tatsachen  voran.  Die 
Demonstration am 1. Mai 1916 in Berlin, der Munitionsarbeiterstreik 1918, die verschiedenen 
revolutionären Jugendkonferenzen, die heroischen Kämpfe der Braunschweiger Jugend - das 
alles  waren  äußerst  bedeutsame  revolutionäre  Kampfaktionen,  an  denen  das  revolutionäre 
Jungproletariat  entscheidenden  Anteil  hatte,  und  die  für  die  Situation  vom  November  1918 
von allergrößter Bedeutung waren. 
Ein  zweites  Beispiel:  Nach  der  Niederschlagung  der  deutschen  Arbeiter  im  Jahre  1920  und 
nach der Märzaktion von 1921 hatten wir in der Partei eine tiefgehende Depression, die durch 
die Leviten, durch rechtsopportunistische Verzweiflungsstimmungen genährt wurden. Damals 
war es das junge Element in der Partei, das unsere Kaders zusammenriß, den Gedanken der 
Einheit  stärkte  und  gegen  die  noch  stark  vorhandene  USP-Ideologie  ankämpfte.  Auch  im 
Kampfe gegen den Brandlerismus hat das junge Element in unserer revolutionären Bewegung 
seinen Mann gestanden. 
Oder  nehmen  wir  ein  drittes  Beispiel:  Während  der  Ruth-Fischer-Periode  hat  der 
Jugendverband  mutig  gegen  die  opportunistische  „Volksblock“-Theorie  angekämpft.  Der 
KJVD  war  der  erste,  der  in  der  Linie  der  Komintern  gegen  diese  Politik  und  gegen  das 
ultralinke Sektierertum auftrat. 
Nachdem  im  Jahre  1928  der  KJVD  beim  Kampf  der  Rechten  und  Versöhnler  gegen  die 
Generallinie  der  Partei  und  gegen  die  Beschlüsse  des  6.  Weltkongresses  bereits  ernste 
Schwankungen zu verzeichnen hatte, 
muß  heute  mit  um  so  größerer  Schärfe  festgestellt  werden,  daß  der  Kommunistische 
Jugendverband  Deutschlands  in  der  letzten  Zeit  durch  seine  bisherige  Führung  in  falsche 
Bahnen gelenkt wurde und in seiner gesamten Politik ernste Unterlassungen begangen hat. 
 
Das bolschewistische Prinzip des Verhältnisses zwischen KJVD und Partei 
 
Die Beschlüsse des 12. Plenums zwingen uns gerade, im KJVD diese Fragen mit besonderem 
Ernst und mit besonderer Eindringlichkeit zu stellen. 
Ich  sage  euch:  die  Versäumnisse  und  Fehler  des  KJVD  wären  nicht  entstanden,  wenn  das 
notwendige,  starke,  feste,  revolutionäre  Vertrauensverhältnis  zwischen  Partei  und 
Jugendverband vorhanden gewesen wäre. Ich will in diesem Zusammenhang an das erinnern, 
was  der  Genosse  Stalin  über  das  Verhältnis  zwischen  Partei  und  Jugendverband  in  seiner 
Erwiderung an die „Komsomolskaja Prawda“ auf eine entsprechende Anfrage der Redaktion 
dieses Jugendblattes geschrieben hat. Es heißt dort unter anderem: 
 
„Aber  daraus  folgt,  daß  der  Kommunistische  Jugendverband  diese  seine  allgemeine  Aufgabe  nur  in 
dem Falle erfüllen kann, wenn er sich bei seiner ganzen Arbeit von den Direktiven leiten läßt, die von 
der Kommunistischen Internationale und der Kommunistischen Partei gegeben werden.“ 
 
Hier sehen wir also, wie Genosse Stalin, der beste Schüler Lenins, die Frage des Verhältnisses 
von  Partei  und  Jugend  stellt.  Die  unverbrüchliche  Einheit,  die  absolute  Übereinstimmung 
zwischen Partei und Jugendverband in allen politischen und taktischen Fragen, bei absoluter 

Berücksichtigung und weitgehendster Förderung des Eigenlebens des Jugendverbandes - das 
sind die unbedingten Voraussetzungen einer erfolgreichen Massenpolitik des KJV. 
Stalin fordert in seiner Antwort die Schaffung besonderer Jugendkaders im Kommunistischen 
Jugendverband, die durch ihre unverbrüchliche, revolutionäre Zusammenarbeit mit der Partei 
die Garantien geben müssen, 
„die Jugend im Geiste des Vertrauens zur Kommunistischen Partei zu 
erziehen“

(Stalin) 
Diese  Stellungnahme  Stalins,  geboren  aus  der  tiefen  leninistischen  Problemstellung,  muß 
darum  vor  der  heutigen  Plenarsitzung  des  Zentralkomitees  des  Jugendverbandes  so  scharf 
gestellt  werden,  weil  in  der  letzten  Entwicklung  des  KJVD  nicht  dieses  bolschewistische 
Verhältnis  des  Vertrauens  und  der  Übereinstimmung  des  Jugendverbandes  mit  der  Partei 
vorhanden war. Es müssen gesagt werden: 
 
Die unbolschewistischen Auffassungen der Gruppe Neumann-Müller 
 
Das  Verhältnis,  das  bis  vor  wenigen  Monaten  bestand,  war  ein  anormales  Verhältnis.  Die 
Gruppe  Neumann-Müller  hat  parteifeindliche  Tendenzen  und  unbolschewistische 
Auffassungen in den Jugendverband hineingetragen. Sie waren aber zum größten Teil nur im 
ZK  des  KJVD,  im  zentralen  Jugendbüro,  aber  kaum  und  fast  überhaupt  nicht  in  den 
Bezirksorganisationen vorhanden. Der gesunde Instinkt der Jungkommunisten in den unteren 
Organisationen  verhinderte  bereits  zu  einem  großen  Teil  das  Weiterumsichgreifen  solcher 
schädlichen Tendenzen. 
Trotzdem  hat  diese  Politik  der  bisherigen  Jugendführung  dazu  geführt,  die  gewaltigen 
revolutionären Aufgaben des KJVD in der unverantwortlichsten Weise zu vernachlässigen. - 
Hier  liegen  wichtige  Ursachen  für  die  sektiererischen  Abweichungen,  die  man  nicht 
korrigieren kann,  wenn  man statt einer helfenden Selbstkritik eine desorganisierende Kritik, 
eine  Methode  des  Gegeneinanderausspielens,  eine  Cliquen-  und  Gruppenpolitik  einreißen 
läßt. 
Das Bestreben der Neumann-Müller-Gruppe ging dahin, die Parteiführung zu diskreditieren, 
die Linie des Jugendverbandes derjenigen der Partei gegenüberzustellen und eine Atmosphäre 
des  Mißtrauens  zu  schaffen.  Bei  dieser  grundsätzlichen  Frage  des  Verhältnisses  des 
Jugendverbandes  zur  Partei  zeigte  sich  der  ganze  unbolschewistische  Charakter  der  Gruppe 
Müller-Neumann! 
Der Jugendverband muß lernen von der Partei, weil die Partei über viel größere Erfahrungen 
verfügt, und weil letztere dem KJV helfen kann bei der Durchführung seiner Generallinie und 
bei  der  Konkretisierung  seiner  Aufgaben.  Dabei  wollen  wir  nicht  verhehlen,  daß  die  Partei 
auch manchmal vom Jugendverband lernen kann. 
Aber  wenn  man  eine  Kampfesstellung  gegen  die  Partei  heraufbeschwört,  dann  müssen  die 
Fragen  unserer  Massenpolitik  konsequenterweise  auf  das  sträflichste  vernachlässigt  werden, 
dann  muß  jenes  Zurückbleiben  des  KJVD  hinter  der  Partei  und  hinter  den  objektiven 
revolutionären Möglichkeiten eintreten, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. 
 
Das Verhältnis des KJVD zur Kommunistischen Jugend-Internationale 
 
Ein  zweites  ernstes  Problem  ist  das  Verhältnis  des  Kommunistischen  Jugendverbandes  zur 
Kommunistischen  Jugendinternationale.  Man  muß  es  vergleichen  mit  dem  Verhältnis  der 
Partei  zur  Komintern.  Ihr  wißt,  daß  durch  die  geschichtliche  Entwicklung  unserer 
Parteiorganisation die KPD auf das engste verbunden ist mit der Komintern. Ihr wißt, es ist 
eine  Selbstverständlichkeit,  daß  unsere  russische  Bruderpartei  die  führende  Partei  der 
Komintern darstellt, und daß die deutsche Partei als die stärkste KP unter den Parteien in den 
kapitalistischen  Ländern  auf  das  engste  verwachsen  ist  und  in  einem  unverbrüchlichen 
Treueverhältnis  steht  zur  Kommunistischen  Internationale,  mit  ihrer  Generallinie  und 

Generalpolitik auf das engste verbunden ist mit  ihrer  Führung, mit dem  Genossen Stalin  an 
der Spitze. 
Dieses  Vertrauensverhältnis,  das  im  Laufe  der  historischen  Entwicklung  unserer  Partei 
entstand, das der deutschen Partei in ihrer Vergangenheit half, eine Reihe von Abweichungen 
und  Fehlern  durch  die  Hilfe  der  Komintern  zu  überwinden,  dieses  Verhältnis  hat  zu  einer 
besonders  engen  Verbundenheit  zu  unserer  russischen  Bruderpartei  und  zu  ihrer  Führung 
geführt. 
Wie  aber  war  das  Verhältnis  zwischen  KJVD  und  Kommunistischer  Jugendinternationale? 
Durch die Politik der Gruppe Neumann-Müller wurde eine Entfremdung und eine wachsende 
Differenzierung zwischen beiden geschaffen. - So, wie die Komintern die Führerin der KPD 
darstellt,  so  ist  natürlich  die  KJI  die  Führerin  des  KJVD.  Das  ist  für  jeden  jungen 
Kommunisten eigentlich selbstverständlich. 
Wie aber stellt die Gruppe Neumann-Müller die Frage? 
Diese  Gruppe  phantasierte  über  das  Problem:  Wer  soll  der  Führer  der  KJI  werden?  Man 
formulierte,  der  russische  Jugendverband  habe  keine  Erfahrungen  in  der  Massenpolitik  zur 
Gewinnung der werktätigen Jugend in den kapitalistischen Ländern. Und darum hatten diese 
Leute  die  traurige  und  zugleich  lächerliche  Illusion,  die  Führung  der  KJI  zu  erobern.  Sie 
wollten  dem  millionenstarken  leninistischen  Kommunistischen  Jugendverband  der 
Sowjetunion, der auf das engste mit der bolschewistischen Partei der UdSSR unter Führung 
des Genossen Stalin zusammenarbeitet, die Führung streitig machen. 
Diese  Bestrebungen  verfolgte  schon  der  Trotzkismus  und  der  Brandlerismus.  Beide  haben 
schon  vor  Jahren,  als  sich  diese  Konterrevolutionäre  und  Opportunisten  noch  in  unseren 
Reihen  befanden,  eine  breite  Propaganda  in  der  Linie  einer  komintern-  und  KJI-feindlichen 
Politik und in der Linie einer antirussischen Einstellung entfaltet. Die gleichen Bestrebungen 
verfolgten die Müller u. Co. in der KJI, denen es bereits gelungen war, eine ganze Anzahl von 
Mitgliedern  der  deutschen  Jugenddelegation  bei  der  KJI  und  der  deutschen  Schüler  auf  der 
Lenin-Schule für ihre Partei-, komintern- und KJI-feindliche Politik zu gewinnen. 
Der  leninistische,  kommunistische  Jugendverband  der  UdSSR  hat  unter  Führung  des 
Genossen Tschemodanow großes und gewaltiges geleistet und sich ungeheure Verdienste für 
die Politik der Kommunistischen Jugendinternationale erworben. Wir fragen euch: Habt ihr 
auch  solche  Kräfte  im  deutschen  Jugendverband,  wie  den  Genossen  Tschemodanow,  der, 
wenn  er  nicht  so  krank  wäre,  noch  hervorragenderes  für  die  Sache  der  Revolution  leisten 
würde? Die Tatsache aber, daß die Müller-Gruppe im KJVD gerade gegen ihn und gegen die 
deutsche  Parteiführung  eine  unerhörte  Offensive  eröffnete,  zeigt  den  ganzen 
unbolschewistischen Charakter dieser Gruppierung. 
Wir stellen gerade darum auf unserer heutigen Plenartagung diese Fragen so scharf, weil wir 
eine  internationale  Kampfgemeinschaft  sind,  weil  die  große  Gefahr  eines  drohenden 
Weltkrieges  die  höchste  revolutionäre  Disziplin,  die  konsequente  Anerkennung  und 
Durchführung  der  Generallinie  der  KJI  erfordert.  Wir  würden  angesichts  der  wachsenden 
Gewaltmethoden  der  Bourgeoisie  gegen  die  kommunistische  Bewegung  ungeheure 
Überraschungen  erleben,  würden  wir  nicht  als  Glieder  einer  internationalen  revolutionären 
Kampfesorganisation  diese  Fragen  so  grundsätzlich  und  prinzipiell  vor  der  gesamten 
Mitgliedschaft aufrollen. 
Selbstverständlich bedeutet diese prinzipielle Fragestellung nicht, daß angesichts der Fülle der 
vor  uns  stehenden  Aufgaben  nicht  auch  taktische  Meinungsverschiedenheiten  auftreten 
können.  Warum  nicht?  Selbstverständlich  können  manchmal  Meinungsverschiedenheiten 
darüber  vorhanden  sein,  wie  die  Generallinie  der  Komintern  und  KJI  konkretisiert  und  ihre 
Durchführung verbessert werden kann. Darüber werden wir immer diskutieren. 
Aber  wer  daran  geht,  an  den  Grundprinzipien  des  Bolschewismus  zu  rütteln,  die 
Durchführung  der  in  unseren  internationalen  Konferenzen  festgelegten  Beschlüsse  zu 
sabotieren,  wer  die  Entwicklung  unserer  Bewegung  hemmt  und  ihr  Steine  in  den  Weg  legt, 

der muß die ganze Strenge und Unversöhnlichkeit unserer Partei zu spüren bekommen. Wir 
sagen auch: Wenn die Partei nicht so stark wäre, wenn sie etwa diese Leute furchten müßte, 
dann  hätten  es  die  Fraktionsmacher  und  parteizersetzenden  Gruppenpolitiker  erlebt,  aus  der 
Partei ausgeschlossen zu werden.  Ihr wißt, daß der Parteigenosse Bertram bereits durch den 
Beschluß  der  Polit-Kommission  des  EKKI  und  der  deutschen  Partei  aus  der  Partei  entfernt 
wurde,  weil  er  in  besonders  provokatorischer  Weise  eine  überlegte,  desorganisierende, 
fraktionelle  und  gruppenmäßige  Arbeit  entfaltet  hat.  Wir  haben  diese  Maßnahmen  natürlich 
nicht bei allen Genossen dieser Gruppe angewandt, wir wenden eine differenzierte Taktik an 
und  wollen  solche  Genossen,  die  ehrlich  gewillt  sind,  ihre  Fehler  durch  praktische  Arbeit 
wieder  gutzumachen,  die  geheilt  sind  von  ihre  organisationsschädigenden  Gruppen-  und 
prinzipienlosen Fraktionskämpfen assimilieren und ihnen den Weg zu einer bolschewistischen 
Massenarbeit nicht versperren. 
 
Die politischen Differenzen der Gruppe Neumann-Müller 
 
Welche  politischen  Differenzen  bestanden  zwischen  der  deutschen  Parteiführung,  der 
Komintern und KJI einerseits und der Gruppe Neumann-Miller andererseits? 
Ich  will  vorweg  bemerken,  daß  es  sich  bei  diesen  Differenzen  um  sehr  ernste  politische 
Meinungsverschiedenheiten  handelt.  Es  ist  bezeichnend,  daß  die  Neumann-Müller-Leute 
bewußt vor allem im Jugendverband die Meinung verbreiteten, als handele es sich bei diesen 
fragen um persönliche Differenzen zwischen den Genossen Thälmann und Neumann. 
Das ist eine alte Taktik, die in der Vergangenheit angewandt wurde. Jedesmal z.B., wenn in 
der  russischen  Partei  irgendwelche  Differenzfragen  auftauchten,  und  eine  parteifeindliche 
Oppositionsgruppe auf den Plan trat, behauptete diese Gruppe zunächst, es handele sich um 
persönliche Differenzen mit dem Genossen Stalin. Man wandte sich u.a. gegen die angebliche 
„persönliche Diktatur Stalins“. 
Natürlich  kann  es  Situationen  geben,  in  denen  vorübergehend  Zuspitzungen  zwischen 
einzelnen  Genossen  eintreten  können.  Wenn  aber  solch  gravierende  politische  Tatsachen 
vorhanden sind, wie z.B. in der Auseinandersetzung mit den Genossen Neumann und Müller, 
wenn  seitens  dieser  Gruppe  eine  unerhörte  Entfremdung  gegenüber  der  Partei,  eine  KJI-
feindliche  Linie  entwickelt  wurde,  dann  liegen  die  Dinge  doch  sehr  ernst  und  zeigen  den 
verwerflichen Charakter einer solchen Gruppierung. 
Ich will zu einigen solcher politischen Differenzpunkte übergehen: 
 
a) in der Einschätzung des Faschismus 
 
Als zum ersten Male im Dezember 1930 Brüning mit seiner Notverordnung mit verschärften 
faschistischen  Methoden  gegen  das  Proletariat  vorstieß,  erklärte  Genosse  Neumann:  „Die 
faschistische Diktatur ist da!“ - Das war eine absolut falsche Charakterisierung der Lage. Eine 
solche  Einschätzung  führt  u.a.  zur  Unterschätzung  von  Teilkämpfen.  Sie  hindert  uns  in  der 
Charakterisierung weiterer Stadien der verschärften Durchführung der faschistischen Diktatur. 
Sie führt zu einer Verkennung einer ganzen Reihe wichtiger Faktoren der Faschisierung. 
Viel schlimmer noch ist die Auffassung der Genossen der Neumann-Müller-Gruppe, als gehe 
der  Weg  zum  Sieg  der  proletarischen  Revolution  nur  über  den  Weg  der  faschistischen 
Diktatur.  Das  ist  eine  Theorie,  die  sehr  große  Verwandtschaft  hat  mit  der  bereits  auf  dem 
6.   Weltkongreß  zurückgewiesenen  Auffassung  des  Genossen  Bucharin  sowie  der  Rechten 
und  Versöhnler,  die  den  Standpunkt  vertraten,  daß  die  proletarische  Revolution  erst  im 
Verlauf eines imperialistischen Krieges geboren würde. - Bucharin war der Meinung, daß sich 
nur  durch  den  Prozeß  der  Verschärfung  der  Gegensätze  der  Imperialisten  untereinander  die 
Revolution  entwickeln  werde  und  siegreich  sein  könne.  Bucharin  verkannte  völlig  die 
Klassenrolle  des  Proletariats  und  die  Tatsache,  daß  sich  mit  der  Verschärfung  der  äußeren 

Gegensätze  auch  die  inneren  Gegensätze  in  den  kapitalistischen  Ländern  entwickeln  und 
verschärfen  müssen,  bei  gleichzeitiger  Stabilisierung  und  bei  gleichzeitigem  Wachstum  des 
sozialistischen Aufbaues in der Sowjetunion. 
Die Theorie einer Reihe von Genossen der Neumann-Müller-Gruppe, als sei die faschistische 
Diktatur  die  Geburtshelferin  der  proletarischen  Revolution,  entspringt  einer  gefährlichen 
defätistischen und fatalistischen Stimmung, die auf dem 12. Plenum besonders scharf von den 
Genossen  Manuilski,  Kuusinen  und  Knorin  zurückgewiesen  wurde.  Eine  solche  Linie  des 
Fatalismus, wie sie von Neumann und Müller vertreten wurde, hinderte insbesondere unseren 
Jugendverband  an  der  Entfaltung  einer  breiten  Kampfmobilisation  gegen  die  weitere 
Entfaltung der faschistischen Diktatur. 
Äußerst  verhängnisvoll  für  den  Jugendverband  wurde  auch  jene  Auffassung  der  Neumann-
Müller-Gruppe,  wonach  der  Winter  1931/32  ohne  weiteres  der  „revolutionärste  Winter  seit 
100  Jahren“  werden  würde.  Leider  war  dem  nicht  so.  Die  Frage  wurde  von  der  genannten 
Gruppe  ebenfalls  rein  fatalistisch  gestellt,  d.h.  ohne  die  Rolle  der  Partei  und  des 
Jugendverbandes aufzuzeigen, wurde prophetisch behauptet, der Winter  würde von sich aus 
zu  revolutionären  Zusammenstößen  führen.  -  Wie  verhängnisvoll  sich  diese  Auffassung 
auswirkte,  zeigte  sich  insbesondere  bei  der  Notverordnung  im  Dezember/Januar.  Wir  sahen 
dort nicht jenen Massenwiderstand, wie wir ihn z.B. bei der Papenschen Notverordnung von 
Mitte September 1932
*
. Im Gegenteil: der von Brüning damals diktierte Lohnraub konnte in 
den meisten Fällen durchgeführt werden. 
Wenn man, wie Neumann und Müller, so phlegmatisch und unverantwortlich, ohne die Frage 
der  Teilaktionen  und  der  breiten  Massenkampfmobilisation  zu  stellen,  an  diese 
entscheidenden  Probleme  herangeht,  ist  es  kein  Wunder,  daß  angesichts  des  Nichteintretens 
der  Prophezeihungen  vom  „revolutionären  Winter“  gewisse  Depressionsstimmungen  in 
manchen Schichten unserer Partei und des Jugendverbandes eintreten konnten, daß fernerhin 
im Frühjahr 1932 gewisse Teile der Erwerbslosen eine revolutionäre Situation herbeizuführen 
gedachten,  indem  sie  Hitler  die  Stimme  gaben,  um  auf  diesem  Wege  das  „revolutionäre 
Frühjahr“ herbeizuführen. 
Genosse Neumann vertrat auch die falsche Auffassung, daß die strategische Hauptlosung der 
Partei die der Volksrevolution sei. Das war politisch falsch und widersprach den Beschlüssen 
des 11. Plenums, die als strategische Hauptaufgabe der deutschen Partei und dem deutschen 
Jugendverband  die  Aufgabe  der  Eroberung  der  Mehrheit  der  Arbeiterklasse  stellten.  -  Die 
falsche  Konzeption  des  Genossen  Neumann  basierte  ebenfalls  auf  einer  irrigen  Auffassung, 
die  auch  im  Jugendverband  durch  die  Politik  der  Genossen  Müller,  Hiller  usw.  vertreten 
wurde,  wonach  die  entscheidenden  Schichten  des  Proletariats  bereits  erobert  seien  und  man 
bereits  auf  Grund  dieser  Tatsache  als  strategische  Hauptaufgabe  die  der  Volksrevolution 
stellen könne. 
Hiermit  in  Verbindung  steht  eine  falsche  Einschätzung  der  Neumann-Müller-Gruppe,  die 
darin ihren Ausdruck fand, daß man bereits von einer „Krise der SPD“ sprach, und die sich 
besonders  beim  Genossen  Neumann  in  der  Auffassung  ausdrückte,  als  hätte  bereits  im 
Sommer  des  vergangenen  Jahres  die  nationalsozialistische  Bewegung  ihren  Höhepunkt 
überschritten.  Die  Präsidentschaftswahlen  im  März/April  1932  bewiesen  besonders 
anschaulich  die  Unrichtigkeit  dieser  Einschätzung.  Diese  irrige  Einschätzung  führte  denn 
auch zu falschen taktischen Maßnahmen, durch die der Jugendverband gehindert wurde, eine 
erfolgreiche  Politik  zur  Eroberung  der  vom  Faschismus  beeinflußten  Massen  der 
Jungwerktätigen zu führen. 
Ein besonderes Steckenpferd in dem ganzen Netz der politischen Abweichungen der Gruppe 
Neumann-Müller  war  die  Frage  des  „Systemwechsels“.  Man  versteifte  sich  darauf,  zu 
behaupten,  die  Konstituierung  der  Papen-Diktatur  bedeute  einen  „Systemwechsel“.  Die 
                                                 
*
 ergänze: erlebten 

genannte  Gruppe  führte  als  „Beweis“  ein  Zitat  von  Lenin  an,  wo  vom  Systemwechsel 
gesprochen wurde. Lenin meint in diesem Zusammenhang aber den Wechsel der Methode. - 
Nach unserer marxistisch-leninistischen Auffassung gibt es nur zwei Systeme in der heutigen 
Gesellschaft: das kapitalistische und das sozialistische System. 
Ob die Bourgeoisie mit bürgerlich-demokratischen oder mit faschistischen Herrschaftsformen 
regiert, ob sich die Diktatur des Finanzkapitals mit „demokratischem“ Plunder umhängt, oder 
ob  der  faschistische  Charakter  dieser  Diktatur  offen  zutage  tritt:  der  Klasseninhalt  einer 
solchen Regierung bleibt derselbe: es ist eine Diktatur des Finanzkapitals. Nur die Methoden 
verändern sich. 
Die  Genossen,  die  beim  Sturz  der  Brüning-Regierung  und  bei  der  Einsetzung  der  Papen-
Regierung vom „Systemwechsel“ sprachen, kamen mit ihrer Auffassung ganz in die Nähe der 
sozialdemokratischen  Ideologie.  Gerade  die  Sozialdemokratie  redete  anläßlich  der  Papen-
Diktatur vom „Systemwechsel“, um ihre Tolerierungspolitik zu Gunsten der Brüning-Diktatur 
zu verteidigen. Und wenn in der „Jungen Garde“ der Genosse Helmuth Remmele die gleiche 
Konfusion vom „Systemwechsel“ vertrat, dann weiß man, von wem er befruchtet wurde, und 
dann sehen wir, welche gefährliche Situation besonders im Jugendverband bereits durch die 
schädliche Gruppenarbeit dieser Leute entstanden war. 
 
b)  in  der  Einschätzung  der  Sozialdemokratie  und  des  sozialdemokratischen  Einflusses  unter 
der Jugend 
 
Die Tätigkeit der sich fraktionell betätigenden Gruppe um den Genossen Kurt Müller zeichnet 
sich  insbesondere  auch  durch  Schematismus  und  Bürokratismus  aus.  Als  die  Partei  sehr 
richtig  die  Frage  der  Liquidierung  des  Masseneinflusses  der  Sozialdemokratie  stellte, 
fabrizierte  die  genannte  Gruppe  daraus  die  Losung:  „Liquidierung  der  SAJ  als 
Massenorganisation“. 
Diese  Genossen  sahen  also  nur  die  50000 Mitglieder  der  SAJ  und  nicht die  großen  Massen 
der  von  der  Sozialdemokratie,  den  reformistischen  Sport-  und  Gewerkschaftsverbänden 
beeinflußten  Jugendlichen.  Sie  sahen  nicht  die  Notwendigkeit  einer  ernsten  breiten 
Oppositionsarbeit  innerhalb  der  Jugendsektionen  des  ADGB.  -  Das  führte  zu  einer 
ideologischen Abkapselung und zu einer ernsten politischen Isolierung des Jugendverbandes. 
Eine außerordentlich ernste Angelegenheit ist die Tatsache des Eindringens des Trotzkismus 
an einigen Stellen unseres Jugendverbandes. Der Fall des Genossen Oschi ist kein Einzelfall. 
Oschi  war  eben  nur  der  Hase,  der  von  den  anderen  erlegt  wurde,  die  eine  ähnliche  Politik 
weiter betrieben. Er mußte dran glauben, indem man ihn politisch absägte. Aber die politische 
Orientierung,  von  der  Genosse  Oschi  ausging,  war  nach  wie  vor  auch  noch  bei  einer  Reihe 
anderer Genossen vorhanden gewesen. 
 
c) Diskreditierung der Führung der Partei 
 
Daß  trotzkistische  Tendenzen  besonders  auch  bei  der  Neumann-Müller-Gruppe  auftraten, 
werden viele Jugendgenossen noch nicht wissen. - Wir haben nicht nur die Tatsache, daß der 
Genosse  Müller  mit  seinen  Leuten  im  Jugendverband  eine  KJI-feindliche  Stimmung  schuf, 
daß  er  die  Frage  der  Führung  der  KJI  im  trotzkistischen  Sinne  stellte,  daß  er  mit  völligem 
Unverständnis  einer  bolschewistischen  Selbstkritik  gegenüberstand,  -  nein:  neben  einer 
spießerhaften  Überheblichkeit  und  unverantwortlichen  Schönfärberei  sehen  wir  bei  dieser 
Gruppe eine systematisch angelegte Politik der Diskreditierung des Zentralkomitees der Partei 
und besonders des Genossen Thälmann. Im fraktionellen Sumpf der Neumann-Müller-Gruppe 
wurde jede Gelegenheit zur Herabsetzung der Autorität der Parteiführung benutzt. 
Mitglieder  der  Gruppe,  vor  allem  Genossen  der  deutschen  Delegation  bei  der  KJI,  waren 
sogar auf ein solches Niveau herabgesunken, die Zeitungen und literarischen Erzeugnisse der 

Trotzkisten,  Brandleristen  und  sonstiger  Renegatengrüppchen,  in  denen  die  Parteiführung 
beschimpft, verleumdet und diskreditiert wurde, nicht mehr mit kritischen Augen, nicht mehr 
mit  den  Augen  unversöhnlicher  Feinde  des  konterrevolutionären  Trotzkismus  anzusehen! 
Nein,  diese  Genossen  gingen  von  Mann  zu  Mann,  tuschelten  sich  freudig  bewegt  die 
„neuesten  Neuigkeiten“  des  Konterrevolutionärs  Trotzki  in  die  Ohren  und  führten  keinen 
Kampf  mehr  gegen  die  schurkischen  Verleumdungen  der  Trotzkisten,  sondern  standen  in 
einer Front mit ihnen, wenn es galt, die deutsche Parteiführung herunterzureißen und die von 
der Generallinie der Komintern abweichende Linie ihrer Gruppe zu entwickeln. 
Das alles mußte natürlich bestimmte Auswirkungen auch für die Arbeit des Jugendverbandes 
haben.  Das  mußte  das  Vertrauen  mancher  Jugendfunktionäre  zur  Partei  hemmen  und 
untergraben. Ihr seht, wie weit die Dinge schon gediehen waren, und daß es höchste Zeit war, 
zuzugreifen, um diese Gruppe unschädlich zu machen. 
Es entsteht nun die berechtigte Frage: Warum unterlag fast das gesamte Jugendbüro des ZK 
der falschen politischen Auffassung der Gruppe Neumann-Müller? Bei uns in der Partei lag 
die  Sache  umgekehrt:  dort  versuchten  hin  und  wieder  einige  Genossen,  eine  falsche 
Auffassung  in  die  kollektive  Führung  hineinzutragen.  Im  Jugendverband  aber  war  in  der 
Führung bereits ein fester Kern vorhanden, der der Parteiführung in manchen Dingen schon 
nicht mehr nur fremd, sondern in vielen Punkten sogar feindlich gegenüberstand. 
Das alles konnte nur eintreten, weil keine Klarheit vorhanden war über die bolschewistischen 
Grundprinzipien  des  Verhältnisses  zwischen  Partei  und  Jugendverband,  weil  die  größte 
politische Unkenntnis über die Rolle des KJVD herrschte und  weil allgemein das politische 
Niveau, gemessen an den Anforderungen noch äußerst mangelhaft war. 
Die  Führung  der  Partei  und  des  Jugendverbandes  kann  nicht  nur  allein  wachsen  mit  den 
Massen und mit der objektiven Entwicklung, sondern - und das trifft besonders für den KJV 
zu  -  es  muß  bei  den  Genossen  der  Führung  eine  gründliche  Kollektiverziehung  und  eine 
gründliche  bolschewistische  Selbsterziehung  entwickelt  werden.  Wer  nicht  versucht,  die 
politischen  Ereignisse,  insbesondere  die  Strategie  und  Taktik  des  Klassenkampfes  zu 
überprüfen  und  die  gefaßten  Beschlüsse  der  Komintern  und  Partei  zu  studieren,  um  der 
Organisation  zu  helfen,  vorwärts  zu  marschieren,  um  sich  selbst  zu  entwickeln  und  zu 
erziehen, - der wird mit der Entwicklung der Organisation und mit den Anforderungen, die an 
ihn gestellt werden, nicht Schritt halten können! 
Wir  müssen  feststellen,  daß  durch  den  Gruppen-  und  Cliquenkampf,  der  in  die  Spitze  des 
deutschen  Jugendverbandes  hineingetragen  wurde,  eine  gewisse  theoretische  Verlotterung, 
eine  Oberflächlichkeit  und  Leichtfertigkeit  bei  mancher  politischer  Problemstellung 
eingerissen  war.  Gute  Funktionäre  wurden  verdorben.  Genossen,  die  eine  gute  Tradition  im 
Jugendverband  hinter  sich  hatten,  wurden  in  den  Morast  des  prinzipiellen  Gruppenkampfes 
hineingezerrt und in ihrer Entwicklung gehemmt. 
Die  hinter  uns  liegende  Phase  der  Entwicklung  des  Jugendverbandes  lehrt  uns,  daß  wir  das 
theoretische Monopol nicht ein oder zwei  Leuten oder par einem Klub  von „Kranzbindern“ 
überlassen dürfen, die mit dem Arbeiterleben nicht verbunden sind. Die theoretische Arbeit ist 
eine  (Angelegenheit  der  gesamten  Führung  und  der  Gesamtorganisation.  Jede  Führung  muß 
verstehen,  die  qualifiziertesten  Kräfte  zu  entwickeln  und  zu  Verantwortungsvollen  Arbeiten 
heranzuziehen. Eine solche richtige Politik der Entwicklung neuer Kräfte wurde natürlich von 
den Genossen der Neumann-Müller-Gruppe auf das entschiedenste bekämpft. 
 
d) Ablehnung der Selbstkritik, familienhaftes Spießertum 
 
Bei den Genossen dieser Gruppe hatte sich ein kleinbürgerliches, familienhaftes Spießertum 
entwickelt. Dieses Spießertum zeigte sich bereits auf dem Februarplenum des Zentralkomitees 
unserer  Partei.  Bekanntlich  erschienen  in  der  letzten  Zeit  zwei  Bücher,  die  nicht  ganz 
einwandfrei  waren  und  große  Fehler  enthielten.  Das  ist  einmal  die  Broschüre  des  Genossen 

Langner über den politischen Massenstreik und zum zweiten das Buch des Genossen David 
über den Bankrott des Reformismus. - Wenn wir als Parteiführung bei solchen literarischen 
Erzeugnissen von dem bolschewistischen Standpunkt ausgehen, jede theoretische Arbeit mit 
dem  Höchstmaß  an  leninistischer  Kritik  zu  messen,  wenn  wir  gewillt  sind,  der 
Parteimitgliedschaft  einwandfreie  literarische  Arbeiten  zu  ihrer  Selbstschulung  zu  geben, 
dann stellen wir nicht die Frage der menschlichen oder gesellschaftlichen Verbindungen mit 
den  Autoren  solcher  Bücher,  sondern  wir  stellen  die  Frage  der  politischbolschewistischen 
Verantwortung für die Gesamtpartei. 
Welche Stellung aber nahm die Gruppe um den Genossen Neumann ein? 
Genosse  Langner  wurde  von  ihnen  verteidigt,  weil  man  sich  in  familienhaftem  Spießertum 
mit  ihm  verbunden  fühlte.  Genosse  David  wurde  von  ihnen  nicht  verteidigt,  obwohl  die 
Fehler des Genossen  Langner ebenso zu verurteilen waren, wie die des  Genossen David.  In 
der  Arbeit  des  Genossen  Langner  sahen  wir  stellenweise  eine  gefährliche  ideologische 
Annäherung an den Trotzkismus. Solche Fragen  wären es wert gewesen, im Zentralkomitee 
behandelt zu werden. Aber die Genossen um Neumann herum waren gegen eine Behandlung 
solcher  Fragen.  Wegen  dieser  und  ähnlicher  Fragen  entstand  ein  regelrechter  Kampf  im 
Zentralkomitee. 
Mancher  Genosse  stellt  die  Frage,  warum  nicht  schon  früher  innerhalb  der  Partei  und  des 
Jugendverbandes  vor  der  gesamten  Mitgliedschaft  mit  dem  Kampf  gegen  die  Gruppe  der 
Neumann,  Müller  und  Co.  begonnen  wurde.  Darauf  ist  zu  antworten:  Es  kann  in  der 
Entwicklung  unserer  Partei  Situationen  geben,  in  denen  die  Einheit  der  Führung  unter  allen 
Umständen  gewahrt  bleiben  muß  und  auch  der  Austragung  politischer  Differenzen 
übergeordnet sein muß. Der Zeitpunkt für den Beginn der offenen Auseinandersetzungen mit 
falschen politischen Auffassungen hängt vielfach davon ab, was die Bourgeoisie im Kampfe 
gegen  unsere  Partei  vor  hat.  Wir  sind  nicht  so  dumm,  der  Bourgeoisie  in  zugespitzten 
Situationen die Chance eines innerparteilichen Kampfes zu bieten. Wir rollen die Fragen erst 
dann  innerhalb  der  Partei  oder  des  KJV  auf,  wenn  wir  die  Garantie  haben,  daß  die 
Gesamtpartei  bzw.  der  Gesamtjugendverband  diese  Auseinandersetzungen  ertragen  kann, 
ohne  Schaden  zu  erleiden.  Dazu  gehört  natürlich  bolschewistische  Stärke,  dazu  gehört 
Weitblick und ein bolschewistisches Rückgrat. 
Ich will nun einiges zu den „Erklärungen“ sagen, die hier von den verschiedensten Genossen 
der  Gruppe  des  Genossen  Müller  abgegeben  wurden.  Im  allgemeinen  -  mit  ganz  wenigen 
Ausnahmen  -  kann  man  dazu  nur  sagen,  daß  es  sich  bei  all  diesen  Erklärungen  um  nichts 
weiter als die stille Fortsetzung der falschen Politik der Vergangenheit handelt. 
Das interessante an der heutigen Sitzung des ZK des KJV ist u.a. folgende Tatsache: Es fehlt 
der  Genosse  Hiller,  der  bisherige  Verbandsvorsitzende,  es  fehlt  der  Genosse  Helmuth 
Remmele; es fehlt der Genosse Voß, der frühere Leiter der Berliner Organisation; es fehlt die 
Genossin Anni und  es fehlt auch der Genosse Fischer, dieser  große „Held“.  Ich frage  euch, 
Genossen:  Ist  es  ein  Zufall,  daß  alle  diese  fünf  Mitglieder  des  bisherigen  Jugendbüros,  daß 
diese Hauptvertreter der Neumann-Müller-Gruppe heute auf dieser so außerordentlich ernsten 
Tagung  nicht  erschienen  sind?  Wir  dürfen  diese  Frage  nicht  leicht  nehmen!  Ich  sage  ganz 
offen:  Das  Fehlen  dieser  fünf  Genossen  ist  nicht  nur  eine  Fortsetzung  ihres  kleinbürgerlich 
familienhaften  Spießertums,  nicht  nur  eine  Fortsetzung  der  falschen  Politik,  sondern  es  ist 
eine Provokation des Zentralkomitees. 
Besonders schlimm ist die Lage beim Genossen Hiller. Er war Generalsekretär des KJVD und 
müßte sich heute hier verantworten. Solche Entschuldigungen, daß er krank ist, zugleich aber 
auf der Straße gesehen wird, gelten nicht für uns. Er diskreditiert dadurch sogar seine eigene 
Gruppe.  -  Hier  wurde  von  einem  Genossen  verlangt,  man  solle  Hiller  aus  dem  KJVD 
ausschließen. Dazu möchte ich bemerken: es besteht ein Beschluß der Komintern, wonach der 
Genosse Hiller als Generalsekretär des KJVD abberufen und der Partei zur Verfügung gestellt 
wird. Die Partei wird also über die weiteren Funktionen und die weitere Tätigkeit bzw. über 

seine Zugehörigkeit zur Parteiorganisation entscheiden. 
Der  KJVD  gibt  mit  der  Liquidierung  der  Gruppe  Neumann-Müller-Helmuth  Remmele  usw. 
im Jugendverband ein ganzes Dutzend von Funktionären an die Partei ab. Vor ihnen ist uns 
nicht bange! Wir glauben aber, daß kein Jungkommunist stolz sein wird auf diese Genossen, 
die  auf  diese  Art  der  Partei  übergeben  werden.  Wir  können  natürlich  dieses  ganze  Dutzend 
nicht einfach im politischen Morast versinken lassen. Wir können und dürfen nicht sofort die 
Frage  des  Ausschlusses  stellen.  Natürlich  genügen  uns  solche  „Erklärungen“,  wie  sie  hier 
abgegeben wurden, nicht. 
Hier  steht  die  Frage  der  politischen  Erziehung,  der  ehrlichen  Korrektur  ihrer  bisherigen 
Auffassungen  durch  die  in  Frage  kommenden  Genossen.  -  Und  bei  der  Erfüllung  der 
entsprechenden Voraussetzungen werden wir die Frage der Assimilierung stellen. - Genosse 
Reuter,  den  ich  bereits  seinerzeit  im  Jugendbüro  sprechen  hörte,  hat  gegenüber  seiner 
damaligen Rede heute bereits einen  großen politischen Fortschritt gemacht! Genosse Reuter 
sagt,  er  sei  gewillt,  seine  noch  vorhandenen  falschen  Auffassungen  in  der  Praxis  durch  die 
Parteiarbeit  zu  beseitigen  und  sich  bedingungslos  für  die  Durchführung  der  Beschlüsse  der 
Komintern und der Reichsparteikonferenz einzusetzen. Ich glaube, wir können ihm Glauben 
schenken  und  müssen  bei  ihm  die  Frage  anders  stellen  wie  beim  Genossen  Hiller.  -  Allen 
Genossen  aber,  die  sich  an  der  gruppenmäßigen  und  fraktionellen  Tätigkeit  der  Leute  um 
Neumann, Helmuth Remmele, Müller usw. beteiligt haben, sei gesagt, daß die Partei und auch 
die Jugendführung bei Fortsetzung der Politik der gruppenmäßigen und der Zersetzungsarbeit 
irgendwelcher Genossen mit bolschewistischer Strenge und Schärfe durchgreifen wird. 
Wir  wollen  keine  Lippenbekenntnisse,  wir  verlangen  keine  demütigenden  und  entehrenden 
Erklärungen! Wir wollen nur, daß die Genossen, die Fehler begangen haben, mit wirklicher 
innerer  Überzeugung  einen  Strich  unter  die  Tätigkeit  ihrer  Vergangenheit  setzen  und  sich 
ehrlich bemühen, durch die praktische Arbeit ihre Fehler wieder gutzumachen. 
Wenn aber der Genosse Bertram z.B. vor diesem ZK sich die Bemerkung erlaubte, er sei nicht 
hierhergekommen,  um  zu  Gericht  zu  stehen,  dann  sagen  wir:  Dieser  Genosse,  der  sich  sehr 
intensiv  an  der  Gruppenarbeit  der  Müller,  Remmele,  Neumann  usw.  beteiligt  hat,  hätte  alle 
Ursache,  eine  ernste  selbstkritische  Haltung  einzunehmen!  Natürlich  steht  er  vor  dem 
Jugendverband zu Gericht. Die Grundsätze der Partei und des KJVD verlangen von uns, daß 
wir wachen über die Tätigkeit unserer führenden Genossen und Funktionäre, daß wir wachen 
über die Durchführung der richtigen Linie der Partei und der Komintern. 
Wenn wir das nicht tun würden, wären wir Feiglinge und würden durch eine versöhnlerische 
Haltung gegenüber den falschen Auffassungen verhängnisvolle Fehler begehen. 
 
Die Liquidierung der Neumann-Müller-Gruppe in Partei und Jugend: 
Ein politischer und ideologischer Sieg 

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