Ernst Thälmann Reden und Aufsätze


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und  die  sonstigen  „Einheitsfron“-
Projekte  der  SPD  Betrugsmanöver  sind,  um  unter  gewissen  Schichten  des  Proletariats  neue 
Illusionen zu schaffen. Es wird jene Illusion genährt, daß beide Parteien, KPD und SPD, sich 
als  Parteien  „einigen“  könnten.  Wir  müssen  diese  Frage  ernst  sehen.  Denken  wir  immer 
daran, daß es noch vor einem dreiviertel Jahr der SPD möglich war, Millionen von Anhängern 
für Hindenburg zu mobilisieren! 
Wir müssen im Rahmen unserer revolutionären  Offensive, durch unsere  Einheitsfrontpolitik 
von unten von der prinzipiellen Seite her an die Fragen herangehen. Genosse Florin hat dazu 
bereits  einiges  gesagt.  Wir  müssen  den  SPD-Klassengenossen  sagen,  daß  die  Einheit  des 
Proletariats keine Frage der Einheit von Partei zu Partei ist. Die Bindungen der SPD an das 
Zentrum,  die  Verbindungen  von  Leipart  über  Stegerwald  bis  Straßer  mit  dem  Ziel  der 
Herstellung  der  sogenannten  „dritten  Front“,  verpflichten  uns,  den  SPD-Arbeitern 
aufzuzeigen,  daß  wir  dieser  faschistisch-sozialfaschistischen  Einheitsfront  der  Führer,  die 
Einheitsfront von unten im Klassenkampf entgegenstellen müssen. Im Weltkriege bereits hat 
die  SPD  die  Arbeiterklasse  im  Interesse  der  Bourgeoisie  und  ihrer  Kriegspolitik  gespalten. 
Heute  marschiert  die  SPD  mit  der  Polizei  und  den  Unternehmern,  um  den  Lohnraub 
durchzuführen,  sie  vollzieht  in  den  Betrieben  und  in  den  Gewerkschaften  Spaltung  über 
Spaltung.  Diese  Tatsachen  gilt  es  dem  „Einheitsfront“-Gerede  der  SPD-Führer 
gegenüberzustellen. 
Wir  müssen  die  „linken“  Manöver  der  SPD  sehr  ernst  verfolgen  und  jedes  Argument 
zerpflücken.  Die  in  unseren  eigenen  Reihen  stellenweise  vorkommenden  opportunistischen 
Abweichungen, die rechtsopportunistische Hauptgefahr und jenes „linke“ Sektierertum, ferner 
solche  Erscheinungen  wie  die  Unterschätzung  von  Teilaktionen  sind  imstande,  gewisse 
„radikale“  Betrugsmanöver  der  Reformisten  zu  erleichtern.  -  Gerade  in  Verbindung  mit 
Teilkämpfen, mit Aktionen für Teilforderungen, in gemeinsamer Klassenfront mit den SPD- 
und ADGB-Arbeitern wird es uns leicht gelingen, das Betrugsspiel der SPD zu entlarven. 
Im  Kampfe  gegen  die  betrügerischen  Theorien  der  SPD  über  den  „Staatskapitalismus“,  im 
Kampfe gegen die demagogische Losung der „sozialistischen Aktion“ und des „Umbaus der 
Wirtschaft“ werden wir mit Hilfe der Feststellungen und Beschlüsse des 12. Plenums bei der 
Durchführung  unserer  Generallinie  die  Scheinopposition  der  SPD  und  ihre  betrügerischen 
„sozialistischen“ Losungen entlarven können. Im Kampfe gegen die faschistische Herrschaft 
gilt es immer zu betonen, daß die Politik der SPD-Führer das heutige Elend herbeigeführt und 
dem Faschismus den Weg geebnet hat. 
 
 

Die RGO muß eine Millionenbewegung werden 
 
Auf  lohnpolitischem  Gebiet  will  die  SPD  gerade  in  den  letzten  Tagen  neue  betrügerische 
Illusionen  züchten,  indem  zum  Beispiel  der  „Vorwärts“  meldet,  ein  großer  Teil  der 
Unternehmer verzichte freiwillig auf die Durchführung des Lohnabbaues. Die Tatsachen, die 
wir aber zum Beispiel bei Krupp, bei Hoesch und in der Stahlindustrie des Ruhrgebiets sehen, 
beweisen das Gegenteil und zeigen das Unternehmerziel, einen 10- bis 15prozentigen Abbau 
der Akkordsätze durchzuführen. 
Im  Kampfe  gegen  den  verbrecherischen  SPD-  und  ADGB-Betrug  muß  uns  die  RGO  ein 
besonders  ernster  Helfer  sein.  Wir  müssen  verstehen,  die  Tausende  in  den  letzten 
Streikkämpfen  entwickelten  neuen  proletarischen  Kräfte  fest  in  der  RGO  zu  verankern  und 
die  RGO  zu  einer  Millionenbewegung  des  Proletariats  zu  machen.  -  Gerade  weil  auch  in 
Zukunft  die  Gewerkschaftsbürokratie  durchaus  in  manchen  Fällen  die  Taktik  beibehalten 
wird, sich an die Spitze des Streiks zu stellen, um sie dann abzuwürgen, gerade darum muß 
der Kampf der RGO mit der größten prinzipiellen Schärfe geführt werden. 
Genau  vor  40  Jahren,  in  der  Zeit  vom  14.  bis  21.  November  1892,  fand  hier  in  Berlin  ein 
Reichsparteitag der SPD statt. Wenn man die Protokolle dieses Parteitages und insbesondere 
die Reden von Vollmar, Auer usw. überprüft, so findet man schon damals die Anfänge jener 
Politik,  die  zur  Weltkriegspolitik,  zum  Burgfrieden  mit  dem  Kapitalismus  und  zur  späteren 
Koalitionspolitik der SPD geführt haben. Unter anderem wurden zum Beispiel damals in einer 
Resolution die Behörden gebeten(!), für die Arbeitslosen Arbeitsmöglichkeiten zu beschaffen. 
Die Jugendfrage wurde in einem einzigen Satz erledigt. Ein damaliger Antrag auf Herausgabe 
von Jugendliteratur, wurde, wie das Protokoll vermerkt, 
„ohne Debatte(!) angenommen.“
 
 
Zur Liquidierung der Neumann-Gruppe 
 
Nun einiges zur Bedeutung unseres Kampfes gegen die parteischädigende Arbeit der Gruppe 
Neumann.  Ich  glaube,  dieser  Kampf  hat  zu  einer  großen  inneren  Konsolidierung  unserer 
Partei  geführt,  hat  die  Stärke  und  Schlagkraft  unserer  Partei  gegenüber  dem  Klassenfeind 
erhöht. Der Ausgang des Kampfes gegen die Neumann-Gruppe stellt einen großen, politisch-
ideologischen Sieg der Partei dar. Es war ein Sieg der bolschewistischen Parteiführung über 
die  Abweichungen  und  Fehler  einer  von  der  Generallinie  der  Partei  abweichenden  Gruppe, 
die versuchte, desorganisatorisch zu wirken. 
Bereits  im  Februar-Plenum  des  ZK  signalisierten  wir  die  falschen  Auffassungen  und  Fehler 
dieser  Gruppe.  Im  Kampfe  der  Partei  gegen  die  Fraktionstätigkeit  und  die  parteifeindliche 
Arbeit  der  Neumann-Gruppe  hat  die  Partei  als  ganzes  wie  ein  Riese  dagestanden,  um  ihre 
gewaltigen, um ihre bolschewistischen Aufgaben zu erfüllen. 
Die  Partei  hat  gelernt,  aus  dem  Wittorf-Fall,  wo  Rechte  und  Versöhnler  in  der  Partei  dazu 
übergehen wollten, eine opportunistische Politik zur Generallinie der Partei zu machen. Wir 
haben damals die Rechten und Versöhnler geschlagen. Wir haben jetzt die Neumann-Gruppe 
zerschlagen, die wie ein Pfadfinder in das Gebirge auszog, um „neue“ Wege zu suchen, den 
richtigen Weg aber nicht fand und dann abstürzte. 
Der  Kampf  für  die  unversöhnliche  Durchführung  unserer  Generallinie,  sie  auf  dem  11.  und 
12. EKKI-Plenum festgelegt wurde, hat unsere Partei gestärkt, gefestigt und gestählt. Dieser 
Kampf war ein Kampf für die höhere Reife unserer Partei, ein Kampf für eine höhere Phase 
der Bolschewisierung unserer Kader. 
Besonders  verwerflich  war  die  Tätigkeit  der  Neumann-Gruppe  im  Kommunistischen 
Jugendverband. Das Plenum des Jugend-ZK hat einmütig und geschlossen auf seiner letzten 
Tagung  seine  unverbrüchliche  Verbundenheit  mit  der  Partei  und  der  jetzigen  Führung 
ausgesprochen. Wir haben dem KJV die Aufgabe gestellt, eine große Massenorganisation zu 
werden  und  die  Partei  zu  überholen.  Gleichzeitig  steht  die  Frage  der  Verjüngung  der 

Gesamtkader  unserer  Partei.  Wir  gehen  mit  revolutionärem  Optimismus,  mit  Mut, 
Begeisterung und Leidenschaft an den Kampf für die Interessen des Jungproletariats und für 
die Bolschewisierung des KJVD heran. 
 
Erobert das Jungproletariat! 
 
Wir  müssen  sehen,  daß  heute  mehr  als  600000  Jugendliche  obdachlos  und  brotlos  auf  den 
Landstraßen herumwandern. Wir müssen gerade der ausgeplünderten proletarischen Jugend in 
den Fabriken, in den Städten, Dörfern und  auf den  Landstraßen unsere revolutionären  Ziele 
aufzeigen  und  ihnen  sozialistische  Ideale  geben.  Wir  müssen  ihnen  zeigen,  unter  welchen 
Bedingungen die Jugend im befreiten Sowjetlande lebt, wir müssen ihnen zeigen, daß unsere 
Partei  den  revolutionären  Ausweg  aus  der  Krise  weist,  daß  die  Partei  bereit  ist,  mit  der 
proletarischen  Jugend  gemeinsam  gegen  Faschismus  und  Kapitalismus  zu  kämpfen  und  zu 
siegen. Mehr als einmal hat unser großer Lehrmeister Lenin auf die Rolle und Bedeutung der 
Jugend hingewiesen. Denken wir doch nur daran, wie zum Beispiel während des Krieges die 
revolutionäre  Jugend  unter  Führung  Karl  Liebknechts  gemeinsam  mit  einer  Schar  älterer 
Klassengenossen  aus  der  sozialdemokratischen  Bewegung  an  der  Spitze  der  revolutionären 
Kämpfe  stand  und  durch  ihre  Antikriegsaktionen  während  des  Weltgemetzels  den 
revolutionären Kämpfen des Jahres 1918 voraneilte. 
Erst recht gilt es heute, unter denen Millionen jungen Proletariern die revolutionäre Glut, die 
revolutionäre  Leidenschaft  zu  entfachen,  um  die  Jugend  unter  unserem  Banner  zu  sammeln 
im Kampfe gegen den imperialistischen Krieg und für den Sozialismus. 
Im  Kampfe  gegen  die  faschistische  Diktatur  stehen  gerade  in  den  nächsten  Tagen,  Wochen 
und  Monaten  vor  unserer  Partei  die  größten  Aufgaben.  Die  „Rote  Fahne“  hat  mit  vollem 
Recht  gesagt,  daß  im  Grunde  durch  unsere  revolutionäre  Offensive  das  Kabinett  Papen-
Schleicher  gesprengt  wurde.  Unter  unserer  Führung  verhinderten  die  Kampf-  und 
Streikaktionen  des  Proletariats  zu  einem  großen  Teile  die  Durchführung  der  Papen-
Notverordnung.  Durch  unsere  Offensive  wurde  der  reaktionäre  Plan,  die  Betriebsarbeiter 
gegen die Erwerbslosen auszuspielen, zunichte gemacht. Es gelang dem Papen-Kabinett nicht, 
die proletarische Offensive zurückzudrängen, es gelang ihm nicht, eine Konsolidierung seiner 
Außenpolitik  zu  erreichen.  Wir  Kommunisten  sind  dagegen  vorwärts  marschiert  und  haben 
Millionen Menschen, die bisher noch nicht bei uns standen, revolutioniert und in den Kampf 
geführt. 
Nach  der  Demission  des  Papen-Kabinetts  zeigen  die  Versuche  einer  Neubildung  der 
Regierung  das  Bestreben  der  Bourgeoisie,  eine  Verschärfung  der  faschistischen  Diktatur 
durchzuführen. 
War  zur  Zeit  der  Brüning-Regierung  das  Zentrum  die  führende  Partei  der  deutschen 
Bourgeoisie,  so  versucht  heute  die  Bourgeoisie,  die  Deutschnationale  Volkspartei  stärker 
noch  als  in  den  vergangenen  Monaten,  bei  ihrem  Ziel  der  höheren  Entfaltung  der 
faschistischen  Diktatur,  einzuschalten.  In  unserem  Kampf  gegen  den  Faschismus,  gegen  die 
faschistische  Herrschaft  muß  daher  der  Kampf  gegen  die  Hugenberg-Partei,  die  noch  über 
bestimmte  Anhängerschichten  in  den  Kreisen  des  Kleinbürgertums,  der  Angestellten-  und 
Beamtenschaft verfügt, verschärft werden. 
 
Unsere Offensive gegen den Hitlerfaschismus 
 
Wir müssen vor allem aber in der größten faschistischen Partei, in der NSDAP, mit größter 
Aufmerksamkeit  die  Herausbildung  von  neuen  „links“  drapierten  Gruppierungen  verfolgen. 
Der zweifellos in nächster Zeit stärker werdende Zersetzungsprozeß in der Hitler-Partei wird 
wahrscheinlich zu dem Versuch führen, ähnlich wie seinerzeit bei der „linken“ SPD, auch bei 
den  Nazis  besondere  „radikal“  und  „links“  drapierte  Gruppierungen  mit  „oppositionell“ 

klingenden  Losungen  und  Parolen  herauszustellen.  Allen  diesen  Vorgängen  haben  wir  die 
größte  Aufmerksamkeit  zu  schenken  und  mit  größtem  Ernst  durch  eine  zähe,  ideologische 
Massenoffensive  die  sozialen  Betrugsmanöver  der  Nazis  zu  entlarven  und  die  werktätigen 
Anhängermassen der Hitler-Partei für den Kommunismus zu gewinnen. 
Wir  müssen  sehen,  daß  in  der  Nazipartei  die  Möglichkeit  der  Entwicklung  zu  einer  Krise 
vorhanden  ist.  Es  gilt,  durch  unsere  Massenoffensive  diese  Entwicklung  zu  einer  Krise  zu 
beschleunigen. 
 
„Sie werden sich den Schädel einrennen!“ 
 
Die  Gefahr  eines  Verbots  unserer  Partei  hat  sich  in  den  letzten  Tagen  und  Wochen 
außerordentlich verschärft. Papen hat bereits während des Wahlkampfes erklärt, er wolle die 
„falschen Propheten des Bolschewismus in Deutschland mit Stumpf und Stiel ausrotten“
. Wir sagen 
Herrn Papen aber, daß sich an dem Feuer des Bolschewismus schon manch einer die Finger 
verbrannt  und  daß  an  der  granitharten  Mauer  des  Kommunismus  sich  schon  mancher  den 
Kopf eingerannt hat. 
Die  Bourgeoisie  mag  daran  denken,  daß  die  Imperialisten  seinerzeit  insgesamt 
25   imperialistische  Heere,  mit  Wrangel,  Koltschak,  Judenitsch  und  Denikin  an  der  Spitze, 
aussandten,  um  den  russischen  Bolschewismus  „mit  Stumpf  und  Stiel  auszurotten“.  Die 
Bolschewisten  aber  haben  die  Konterrevolutionäre  und  Weißgardisten  mit  blutigen  Köpfen 
heimgeschickt  und  ihre  Banden  zerschlagen  und  vernichtet.  -  Wir  deutschen  Kommunisten 
müssen erkennen, daß unsere stärkere  Verankerung in den  Großbetrieben und innerhalb der 
Gewerkschaften,  die  breiteste  Entfaltung  von  Massen-  und  Streikkämpfen,  die  engste 
Verbindung mit den Massen, die beste Sicherung, die beste Antwort auf das drohende Verbot 
der Partei sind. 
 
Kurs auf die Großbetriebe! 
 
Die Entwicklung unserer Berliner Partei weist einige ernste Merkmale auf: Am 31. Mai 1930 
hatten  wir  einen  prozentualen  Anteil  der  Betriebsarbeiter  an  der  Gesamtmitgliedschaft  von 
43,5 Prozent. Am 1. September 1932 betrug dieser Anteil jedoch nur 23,7 Prozent. Seit dem 
Jahre 1930 aber hat die Berliner Kommunistische Partei ihre Mitgliedschaft fast verdoppelt. 
Aber es wurden zur gleichen Zeit nur 77 neue Betriebszellen gegründet. Unser Einfluß ist in 
den  zwei  letzten  Jahren  gerade  in  Berlin  gewaltig  gewachsen.  Jeder  dritte  Berliner  will  den 
Kommunismus! Ich sage darum: Es muß unserer Partei gelingen, eine großzügige Wendung 
auf  dem  Gebiete  der  Orientierung  auf  die  Betriebe-  und  Großbetriebe  vorzunehmen.  Wir 
müssen  eine  großangelegte  Werbung  unter  den  Betriebsarbeitern  und  Betriebsarbeiterinnen 
durchführen. Wir müssen auf die jetzige vierte Etage unserer Partei eine fünfte Etage setzen 
und  große  Teile  der  860000  Wähler  organisatorisch  verankern!  Gelingt  uns  das  nicht,  dann 
kann  es  uns  passieren,  daß  wir  von  der  vierten  in  die  dritte  Etage  herunterfallen.  Ohne  ein 
festes,  revolutionäres  Fundament  ist  die  enge  Verbindung  mit  den  Millionenmassen  des 
Berliner  Proletariats  unmöglich  und  sind  wir  nicht  in  der  Lage,  unsere  revolutionären 
Aufgaben zu erfüllen. 
Bei  unseren  860000  Wählern  ist  die  Auflageziffer  unserer  „Roten  Fahne“  absolut 
ungenügend. - Die „Rote Fahne“ hat sich auf eine höhere Stufe entwickelt. Die Arbeiterfragen 
werden  schon  anders  gestellt  als  früher,  die  Redaktion  bemüht  sich,  das  Arbeiterleben  zu 
studieren,  und  alle  politischen  Fragen  mit  den  allgemeinen  Fragen  des  Arbeiterlebens  in 
Verbindung  zu  bringen.  Ein  solches  Blatt  gehört  in  die  Hände  aller  Werktätigen  in  Berlin, 
gehört in die Betriebe, ein solches Blatt ist ein wichtiges ideologisches Rüstzeug im Kampfe 
gegen  unsere  Klassenfeinde.  Holt  das  Versäumte  auf  dem  Gebiete  der  Werbung  nach, 
überwindet den Tempoverlust! Das bedeutet zugleich eine Verstärkung unserer revolutionären 

Offensive gegen die Bourgeoisie. 
Die Berlin-Brandenburger Parteiorganisation muß ihre Positionen auf dem Lande wesentlich 
verbessern!  Die  Landarbeiter  dürfen  wir  nicht  der  Agitation  der  Nazis,  des  Stahlhelms  oder 
der SPD überlassen. Wir müssen auf den Gütern und in den Dörfern kräftig vorstoßen, um das 
Tempo des revolutionären Aufschwunges auch auf dem Lande noch stärker zu beschleunigen! 
 
Bolschewistische Offensive! 
 
Die  Offensive  unserer  Partei  muß  sich  in  der  nächsten  Zeit  hauptsächlich  auf  folgende  drei 
Hauptpunkte konzentrieren: 
Erstens:  Mobilisierung  der  Massen  gegen  die  faschistische  Reaktion,  Kampf  jeder 
Verschärfung  der  faschistischen  Diktatur  in  allen  ihren  Formen,  Massenkampf  gegen  die  in 
Bildung  begriffene  Nazi-Koalition,  gegen  drohendes  Parteiverbot,  gegen  drohenden 
Wahlrechtsraub und reaktionäre „Verfassungsreform“. 
Zweitens:  Verteidigung  der  Lebensinteressen  der  Arbeiter  und  aller  Werktätigen, 
Massenkampf 
gegen 
Lohnraub, 
gegen 
Zerschlagung 
der 
Sozialversicherung, 
Millionenoffensive der Erwerbslosen gegen Hunger und Frost. 
Drittens:  Massenoffensive  gegen  imperialistische  Kriegspolitik  und  gegen  das  Versailler 
System. 
Die breiteste Entfaltung  des proletarischen  Internationalismus ist von größter Bedeutung für 
unseren Kampf um den sozialistischen Ausweg. Der Oktober des Jahres 1917 gestaltete sich 
nicht zuletzt auch darum siegreich, weil durch die proletarischen Massenkämpfe besonders in 
den  europäischen  Ländern,  weil  durch  diesen  praktischen  proletarischen  Internationalismus 
die vereinigten Imperialisten im Kampfe gegen die Sowjetunion geschwächt wurden. 
Unsere  internationalen  Kampfbeschlüsse,  unser  Manifest  gegen  Versailles  sind  von 
allergrößter Bedeutung. Es geht aber um die Durchführung dieser Beschlüsse. Auch die alte 
Sozialdemokratie  hat  in  Kopenhagen,  Stuttgart  und  Basel  vor  dem  Kriege  ihre  Beschlüsse 
„gegen den Krieg“ gefaßt. Aber wo blieb die Durchführung derselben in der Praxis? 
Wir  müssen  daher  in  breitestem  Maße  die  Leidenschaften  des  revolutionären 
Internationalismus und des Antifaschismus entfachen zur Durchführung unserer Beschlüsse. 
Wir haben Großes und Riesenhaftes zu erfüllen! Die deutsche Bourgeoisie sieht mit größter 
Besorgnis  den  wachsenden  revolutionären  Aufschwung  in  Deutschland.  Darum  ihre 
Unterdrückungs-  und  Verbotsmaßnahmen  gegen  unsere  Partei!  Gestern  sagte  hier  ein  SPD-
Arbeiter mit Recht: Der  Geist des Kommunismus pflanzt sich immer mehr in die Hirne der 
Arbeiterklasse. Das ist richtig und das erhöht selbstverständlich unsere Aufgaben! 
 
Das rote Berlin an der Spitze! 
 
Vor der Berliner Parteiorganisation steht eine besonders große und gewaltige Verantwortung: 
Hier  laufen  die  politischen  Nervenstränge  und  die  politischen  Blutbahnen  der  Bourgeoisie 
zusammen.  Hier  zeigen  sich  mit  besonderer  Kraßheit  die  inneren  Schwierigkeiten  und 
Konflikte im Lager der Bourgeoisie. 
Wir können sagen: Die  deutsche Partei steht auf drei  großen Säulen:  Ihre Hauptfundamente 
ruhen  im  Ruhrgebiet,  an  der  Wasserkante  und  vor  allen  Dingen  in  der  Hauptsache  auf  dem 
roten Berlin! 
So,  wie  durch  den  BVG-Streik,  durch  den  glänzenden  Wahlsieg  unsere  Berliner  Partei  der 
Gesamtpartei  und  der  deutschen  Arbeiterschaft  neue  Kraft  und  neue  Impulse  gab,  so  muß 
durch die Verstärkung und Verbesserung ihrer revolutionären Tätigkeit in noch viel größerem 
Umfange das rote Berlin der gesamten deutschen Partei vorangehen! 
Vorwärts Genossen, erfüllt eure Aufgaben, dann wird das rote Berlin der Spitzenreiter sein im 
Kampf  gegen  die  faschistische  Herrschaft.  Dann  wird  das  rote  Berlin  die  erste  und  beste 

Stoßbrigade  der  revolutionären  deutschen  Freiheitsarmee  sein  im  Kampf  für  den  einzigen 
Ausweg, im Kampfe für den Sozialismus! 
 
Die Rote Fahne, 
24.11.1932 

Vorwärts, rote Freiheitsarmee 
zur verschärften antiimperialistischen Massenoffensive 
 
Zur 10jährigen Wiederkehr der Ruhrbesetzung durch Poincaré 
 
„Vereinigte Aktionen (des Proletariats) wenigstens der 
zivilisierten Länder, sind eine der ersten Bedingungen 
seiner Befreiung.“ 
 
(„Kommunistisches Manifest“) 
 
An  der  Schwelle  des  Kampfjahres  1933,  im  Angesicht  des  zehnjährigen  Jahrestages  der 
Ruhrbesetzung  durch  die  Armeen  des  Entente-Imperialismus  (11.  Januar  1923),  liefern  die 
kommunistischen  Parteien  Westeuropas  eine  erneute  gewaltige  Manifestation  ihrer 
unversöhnlichen  internationalen  Offensive  gegen  die  imperialistische  Kriegspolitik  der 
Bourgeoisie  und  den  imperialistischen  Versklavungspakt  von  Versailles.  Die  auf  der  vor 
wenigen  Tagen  in  Essen  stattgefundenen,  von  den  kommunistischen  Parteien  Westeuropas 
beschickten Konferenz gefaßten Beschlüsse - Zeugen unseres unbestechlichen proletarischen 
Internationalismus, der Annäherung und Kampfesverbrüderung der Arbeiter, Bauern und aller 
Werktätigen der kapitalistischen  Länder Europas gegen das Versailler System - werden und 
müssen  für  die  Propaganda  und  kommenden  Aktionen  unserer  Partei  von  größter 
richtunggebender Bedeutung sein. 
Neue  Sturzbäche  chauvinistischer  Verhetzung,  eine  neue  Welle  nationalistischer 
Leidenschaften  will  die  faschistische  Bourgeoisie  Deutschlands  entfesseln,  um  ihre 
bevorstehende  außenpolitische  Niederlage,  den  Canossagang  in  Genf  und  das  Fiasko  des 
„Gleichberechtigungs“betruges  zu  verschleiern  und  um  ihre  neuen  Aufrüstungspläne,  die 
Militarisierungs-  und  Faschisierungsbestrebungen  im  Innern  („Reichskuratorium  für 
Jugendertüchtigung“),  die  Miliz-  und  Arbeitsdienstpflichtpläne  usw.,  um  so  besser 
durchführen zu können. Die Bourgeoisie will von der sozialpolitischen Bedrückung und dem 
faschistischen  Terror  im  Innern  des  Landes  ablenken  und  die  Aufmerksamkeit  der 
werktätigen Volksmassen wieder stärker auf den „äußeren Feind“ lenken. 
 
Verschärfung der Versailler Krise 
 
Auf der ökonomischen Basis des Wachstums und der Verschärfung der kapitalistischen Krise 
sehen wir in allen kapitalistischen Ländern ein Anwachsen autarkischer Bestrebungen, die die 
Entfachung einer nationalistischen Welle fördern, und auf deren Basis sich wiederum sowohl 
der  Faschismus  als  auch  die  chauvinistischen  Kriegsleidenschaften  entwickeln.  -  Mit  dem 
vom  12.  Plenum  des  Exekutivkomitees  der  Kommunistischen  Internationale  festgestellten 
Ende  der  kapitalistischen  Stabilisierung  und  angesichts  des  wachsenden  revolutionären 
Aufschwungs wachsen die Bestrebungen der Imperialisten, auf gewaltsamem Wege die ihrem 
Wirtschaftskörper  fehlenden  Absatz-,  Rohstoff-  oder  Verkehrsterritorien  zu  erobern, 
bestehende  Unterdrückungsverhältnisse  zu  verschärfen  (Versailles,  St.  Germain)  bzw.  auf 
Grund veränderter Machtpositionen und Bündniskombinationen sogenannte „Neuregelungen“ 
der Grenzen - in Wirklichkeit imperialistische Annexionen und eine Neuaufteilung der Welt - 
vorzunehmen. Hinter allen Operationen diplomatischer oder militärischer Formen dieser Art 
lauert mehr oder weniger offen die Absicht der Erweiterungen dieser Angriffe bis zur offenen 
militärischen Intervention gegen die Sowjetunion. 
Das immer stärker balkanisierte Europa befindet sich heute in einer Lage, die in verschiedener 
Hinsicht  gewisse  Ähnlichkeiten  mit  der  Situation  von  1923  aufweist.  -  Schroffe 
Veränderungen der außen- und auch der innenpolitischen Lage können auf Grund des Grades 
der Krise und der äußersten Labilität der Verhältnisse zu jeder Zeit eintreten. 

Die Politik der Versailler Räubermächte wird durch den Verlauf der Kriegsschuldenregelung, 
durch die Zahlungsverweigerung Frankreichs und Belgiens gegenüber Amerika, durch die mit 
einem  neuen  aggressiven  imperialistischen  Kurs  verbundene  Bildung  des  Paul-Boncour-
Kabinetts  in  Frankreich  usw.  erneut  und  verschärft  das  Problem  der  Tributversklavung 
Deutschlands aufrollen. 
Das  bisher  noch  nicht  ratifizierte  Lausanner  Abkommen,  das  den  Versuch  einer 
„Neuregelung“  des  mit  dem  Dawes-  und  Youngplan  in  die  Sackgasse  geratenen 
Tributproblems darstellte, ist durch die Zahlungsforderung der USA, durch die Verweigerung 
des Moratoriums und durch die Weigerung Frankreichs und Belgiens zur Zahlung der fälligen 
Rate an Wallstreet praktisch annulliert worden. - Das führt einmal zu einer Verschärfung der 
Wirtschaftskrise,  zu  zunehmenden  Erschütterungen  des  kapitalistischen  Finanzsystems, 
besonders  der  Gläubigermächte,  und  zum  anderen  zu  neuen  schweren  Tributlasten  für  das 
deutsche  werktätige  Volk,  zu  neuen  entehrenden  imperialistischen  Abkommen  gegen  das 
deutsche Proletariat und die werktätigen Schichten. 
Mit  dem  vom  Schleicher-Kabinett  eingeschlagenen  außenpolitischen  Kurs,  mit  seiner 
stärkeren  Frontstellung  gegen  Frankreich  (Rundfunkrede)  beschreitet  die  Schleicher-
Regierung  in  weitgehendem  Maße  den  von  den  Nazis  seit  Jahren  projektierten  Weg  eines 
Bündnisversuches  mit  Italien,  England  und  einigen  Donaustaaten.  Die  weiteren 
außenpolitischen  Verwicklungen  und  die  Verschärfung  des  deutsch-französischen 
Gegensatzes  müssen  angesichts  der  Vertiefung  der  Wirtschaftskrise  und  des  wachsenden 
revolutionären Aufschwungs zu einer weiteren Verschärfung der Versailler Krise führen. Mit 
den Schleicherschen Aufrüstungsplänen versucht  die deutsche Bourgeoisie -  ebenso  wie die 
Paul  Boncour  in  Frankreich  und  die  Imperialisten  Englands  -  den  chauvinistischen 
Leidenschaften einen weiteren Auftrieb und der Kriegspsychose weitere Nahrung zu geben. 
Mit  Hilfe  der  Genfer  „Fünfmächte“-Konferenz,  die  wieder  einmal  eine  Nebelwand  von 
„Friedens“-  und  „Abrüstungs“beteuerungen  errichtet  und  Berge  von  Makulatur  aus 
„Freundschafts“erklärungen produziert, verschärfen die Imperialisten ihre Kriegsmaßnahmen 
zur  bewaffneten  Austragung  der  Gegensätze  untereinander.  -  Der  polnische  Imperialismus, 
der am  Danziger Korridor immer drohender mit dem Säbel rasselt, immer deutlicher seinen 
Okkupationsabsichten gegen Danzig, Memel usw. Ausdruck gibt, die deutschen Minderheiten 
verschärft  unterdrückt,  hat  gerade  in  den  letzten  Dezembertagen  im  Danziger  Hafen  wieder 
nicht  mißzuverstehende  Kriegsmanöver  und  aggressive  imperialistische  Drohungen  gegen 
Deutschland  durchgeführt.  -  Im  Fernen  Osten  hat  der  japanische  Imperialismus  eine  blutige 
Kriegsoffensive  zur  weiteren  Zerstückelung  Chinas  und  zur  Festigung  seiner  geraubten 
mandschurischen Positionen begonnen. 
So  stellt  die  internationale  Lage,  die  Verschärfung  der  Versailler  Krise,  der  in  Deutschland 
sich  immer  deutlicher  herauskristallisierende  Brandherd  neuer  Kriegskonflikte  auf  dem 
europäischen  Kontinent,  so  stellt  die  auch  infolge  der  zunehmenden  Aufpeitschung 
nationalistischer  Leidenschaften  wachsende  Gefahr  kriegerischer  Auseinandersetzungen 
zwischen  Deutschland  einerseits  und  Frankreich  und  Polen  andererseits  die  deutsche 
Kommunistische Partei vor eine Reihe ernster, äußerst verantwortungsvoller Aufgaben, die zu 
erfüllen  die  deutsche  Kommunistische  Partei  als  stärkste  aller  kommunistischen  Parteien  in 
den kapitalistischen Ländern besonders verpflichtet ist. 
Das  12.  Plenum  des  Exekutivkomitees  der  Kommunistischen  Internationale  hat  gerade 
angesichts  des 
„sich  vollziehenden  Überganges  zu  einer  neuen  Reihe  großer  Zusammenstöße 
zwischen  den  Klassen  und  den  Staaten,  zu  einer  neuen  Reihe  von  Revolutionen  und  Kriegen“ 
und 
angesichts der Tatsache, daß 
„die Fristen bis zur Ausreifung der revolutionären Krise kurz bemessen 
sind“

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