Landeszeitung Ausgabe 15, September 2008 / P. b b. 04Z035973M / 0,65 € okb


„Als bei dieser würdigen, schönen


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„Als bei dieser würdigen, schönen 

Feier unser Feldzeichen vor 

angetretener Mannschaft zum letzten 

Mal vorbeigetragen wurde, stieg 

in uns, den ehemaligen 9ern, ein 

wehmütiges Gefühl auf - wurde doch 

unser militärisches Elternhaus nach 

52 Jahren zu Grabe getragen.“

Vzlt i. R. Josef Smeritschnig, 

langjähriger „Spieß“ der Stabs- 

kompanie des PzGrenB9

Ausgabe 15 / September 2008 

Seite 9


Landeszeitung

PzGrenB9: Das wohl beste Panzergrenadierbataillon 

Österreichs ist seit 20. Juni 2008 Geschichte

Die „Stoakogler“ spielten als „Abschiedsgeschenk“ vor über 1.000 Besu-

chern auf dem Horner Hauptplatz.        

 Bilder:  M. Pfleger, J. Pfleger, B. Wiesinger

Die Anzahl der Ehrengäste aus Kirche, Politik und Militär, die an der Ver-

anstaltung teilnahm, war groß - im Bild in der ersten Reihe von links: Abt 

Naber, Generalvikar Dr. Fahrner, Major Gaugusch, Bgm. Klik, Oberstleut-

nant Weißenböck mit Gattin, LAbg. Maier, General Commenda, Oberst 

Linsboth,  NR  Dr.  Bauer,  Europaratsabg.  Schierhuber,  Brigadier  Mag. 

Pronhagl, BH Mag. Kranner, Brigadier DI Kurka, Brigadier Mag. Wagner, 

Oberst Deutschbauer, BR a. D. Schöls und Generalmajor Mag. Reis.

General Othmar Commenda

Major Herbert Gaugusch, der zu-

künftige Kommandant des AAB4

Ein für die letzten Soldaten des Panzergrenadierbataillons 9  trauriger Moment: Die offizielle Auflösung ihres Bataillons  auf dem Horner Hauptplatz 

Als besonderes Danke erhielt LPR Josef Pfleger (links) für die Unterstüt-

zung bei der Erstellung und Gestaltung der Festschrift das Truppenkör-

perabzeichen in Kleinformat von Obstlt Weißenböck überreicht. 

Rechts im Bild Oberleutnant Mag. Christian Adler, der für den Inhalt der 

Festschrift verantwortlich zeichnet.

internationale  Einsätze.    „Für 

mich  war  es  ein  Schock,  dass 

dieses  hervorragende  Batail-

lon der Heeresreform zum Op-

fer fiel“, so der Komamandant. 

„Ich  freute  aber,  dass  ich  ein 

,geordnetes  Haus‘  überneh-

men kann.“

Der  letzte  Kommandant  des 

PzGrenB9,  Obstlt  Erhart  Wei-

ßenböck,  betonte  in  seiner 

Ansprache, dass das PzGrenB9 

stets eine Kerntruppe des Ös-

terreichischen  Bundesheeres 

war,  das  seinem  Leitspruch 

„Das  Panzergrenadierbataillon 

9  -  Eine  starke Truppe“  durch 

hohes Pflichtbewusstsein und 

hohe  Einsatzbereitschaft  im-

mer gerecht wurde. 

Er dankte allen, die mitgehol-

fen  haben,  die  Auflösung  in 

Würde umzusetzen. 

Er  dankte  den  Soldaten  für 

ihre  Auftragserfüllung,  der 

Stadtgemeinde  für  die  her-

vorragende  Zusammenarbeit 

und  der  Sparkasse  für  die 

jahrzehntelange Partnerschaft 

und Unterstützung.

Im Festsaal der Sparkas-

se wurde dann die „Ab-

schlussfestschrift“ des Pz-

GrenB9  vorgestellt    und 

das  geschlagene  Trup-

penkörperabzeichen  als 

Erinnerungsstück  u.a. 

an  Bezirkshauptmann 

Mag. Johannes Kranner 

(für  die  BH  Horn)  über-

geben. 


Ausgabe 15 / September 2008 

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Landeszeitung

Truppenübungsplatz Allentsteig



TÜPl A - Daten - Fakten:

Seit 1957 Übungsplatz des ÖBH

157 km² Fläche

durchschnittlich 200 Schießtage/Jahr und  

240 Übungstage/Jahr

25.000 Soldaten üben pro Jahr

250.000 Nächtigungen/Jahr

Wertschöpfung: 25 Millionen Euro

ca. 40 Trainingsanlagen

mehrere Gefechtsschießanlagen

2 Panzerschießbahnen

2/3 der Fläche Naturschutzgebiet „Natura 2000“

Unterkunft für etwa 1.500 Soldaten

Mehrzweckhalle für 1.000 Personen

Sanitätseinrichtung mit Notarzt

Feldflugplatz

Elektronische Anlagen für die Schießausbildung

3 Sprengplätze

5 Handgranatenwurfanlagen

Verkehrsanbindung an Bahn und Straße

Freizeitbörse für Soldaten

Mitten im niederösterreichischen Waldviertel liegt die größ-

te  Übungsfläche  des  Österreichischen  Bundesheeres,  der 

Truppenübungsplatz  Allentsteig  (TÜPl  A).  Er  wurde  in  der 

Zeit  des „Dritten  Reiches“  angelegt  und  war  ursprünglich 

nach Döllersheim benannt, einem von insgesamt 40 Orten, 

die  ab  1938  für  militärische  Zwecke  ausgesiedelt  wurden. 

1945  wurde  das  Areal  von  der  Roten  Armee  eingenom-

men und besetzt, ehe es 1955 in die niederösterreichische 

Landesverwaltung übernommen wurde und ab 1957 dem  

Österreichischen  Bundesheer  als  Übungs-  und  Trainings-

stätte vorrangig für die mechanisierte Kampftruppe dient. 

In  vieler  Hinsicht  genießt  der 

TÜPl  A  heute  einzigartige 

Bedeutung,  deren  man  sich 

durchaus  bewusst  werden 

sollte:


Als militärisches 

Übungsgebiet

Seit 1957 übten Generationen 

von  Soldaten  im  weitläufigen 

Gebiet  des  überwiegend 

ständig militärischen Sperrge-

bietes des Übungsplatzes. Da-

bei  können  alle  Einsatzarten 

bis zum Brigaderahmen geübt 

werden  und  Schießübungen 

im scharfen Schuss mit beina-

he  allen  im  Bundesheer  ein-

geführten  Waffen  bzw.  Waf-

fensystemen 

durchgeführt 

werden. Mit seinen 157 km² ist 

der TÜPl  A  fast  genauso  groß 

wie das Fürstentum Liechten-

stein.  Heute  ist  er  ein  moder-

ner  Trainingsplatz  mit  tech-

nischen Anlagen, die optimale 

Schieß-  und  Ausbildungsbe-

dingungen garantieren. Es ste-

hen  38  Trainingsanlagen  zur 

Verfügung,  die  auch  laufend 

genutzt  werden.  Etwa  25.000 

Soldaten  kommen  jährlich 

auf  den  Übungsplatz,  1.500 

können  gleichzeitig  in  den 

vorhandenen 

Unterkünften 

nächtigen. Kampftruppen, wie 

Panzer  und  Infanterie  finden 

genauso optimale Übungsbe-

dingungen,  wie  auch  Kamp-

funterstützungstruppen  (z.B. 

Artillerie,  Pioniere,  ABC-Ab-

wehrtruppe)  und  die  Flieger- 

und  Fliegerabwehrtruppe.  An 

durchschnittlich  240  Tagen 

im  Jahr  wird  auf  dem  Trup-

penübungsplatz  geübt.  Das 

Übungsangebot 

beinhaltet 

im Detail

•  Schießausbildung  im  Rah-

men  der  Einzelausbildung 

und  im Verband  mit  Hand-

feuer-, Steilfeuer-, Fliegerab-

wehr- und schweren Waffen 

sowie Luftunterstützung,

•  Durchführung von gemein-

samen Schießvorhaben aller 

Waffengattungen  und  ver-

schiedener Waffensysteme,

•  Sprengausbildung  und  Ent-

sorgung von Munition durch 

den  Entminungsdienst  des 

Bundesministerium  für  Inne-

res,

•  Gefechtsausbildung 



und 

Übungsmöglichkeiten  von 

der  Gruppe  bis  zum  Rah-

men einer Brigade,

•  die  Erprobung  von  neu 

einzuführenden  modernen 

weitreichenden  Waffensys-

temen.


Dabei  sorgt  gut  geschultes 

Personal für die Sicherheit und 

die  Bedienung  der  elektro-

nischen  Einrichtungen  sowie 

für  die  Bereitstellung  des  für 

die  Ausbildung  notwendigen 

Materials. Für die Soldaten, die 

länger  am  TÜPl  üben,  stehen 

eine Freizeitbörse und diverse 

Freizeiteinrichtungen  zur  Ver-

fügung.

Cermak folgte Teszar

Formell  liegt  der  Truppen-

übungsplatz  Allentsteig  im 

Verantwortungsbereich  des 

Militärkommandos  Niederö-

sterreich  unter  Militärkom-

mandant  Generalmajor  Prof. 

Mag.  Johann  Culik.  Seit  2002 

ist Bgdr Leopold Cermak Kom-

mandant  des  TÜPl  A,  der  in 

dieser  Funktion  dem  derzei-

tigen  Präsidenten  des  NÖKB 

Bgdr  i.  R.  Franz  Teszar  (TÜPl-


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Landeszeitung

Kommandant  von  1997  – 

2002) folgte.

Als wirtschaftlicher Faktor 

in der Region

Dass  ein  Unternehmen  wie 

der  TÜPl  A  einen  wichtigen 

Faktor  für  die  Wirtschaft  in 

der  Region  Waldviertel  dar-

stellt,  bleibt  angesichts  seiner 

Leistungs-  und  Auslastungs-

daten unbezweifelt. Die Garni-

son (wozu auch das vormalige 

Panzerartilleriebataillon 3 und 

nunmehrige 

Aufklärungs- 

und  Artilleriebataillon  4,  die 

Heeresbauverwaltung 

und 

die 


Heeresforstverwaltung 

zählen)  bietet  für  etwa  550 

Menschen  Arbeitsplätze.  Da-

mit  zählen  die  militärischen 

Dienststellen  Allentsteigs  zu 

den  größten  Betrieben  der 

Region.  Mit  250.000  Nächti-

gungen im Jahr ist der TÜPl A 

voll ausgelastet. Nicht nur der 

Dienstbetrieb,  sondern  auch 

die übenden Truppen werden 

aus der unmittelbaren Region 

versorgt. Geschätzte 25 Millio-

nen  Euro  jährlich  beträgt  der 

Umsatz,  der  den  Betrieben  in 

der Region zukommt. 

Die  Jagd  im  TÜPl-Gebiet 

ist  von  großer  Bedeutung. 

Hirsche,  Rehe,  Wildschweine 

und  Mufflons  kommen  hier 

in  Rudeln  vor  und  bewirken, 

dass der TÜPl der größte Wild-

bretlieferant  Österreichs  ist. 

Weiters  spielt  auch  die  Holz-

verwertung  der  rund  5.000 

Hektar  großen  Waldgebiete 

eine wesentliche Rolle.

Landeshauptmann  Dr.  Erwin 

Pröll sieht eine Chance, die Be-

deutung des Truppenübungs-

platzes  zu  steigern.  In  den 

nächsten Jahren sollen hier 120 

Millionen Euro in den Ausbau 

investiert werden. Ein interna- 

tionales  Sicherheitszentrum 

soll etwa weitere 300 Arbeits-

plätze bringen und in einigen 

Jahren sollen dann hier – wie 

bisher  auch  schon  –  inter-

nationale  Militärs  aber  auch 

Experten  aus  dem  Katastro-

phenschutz  trainieren.  Das 

gibt  auch  neue  Impulse  für 

den Tourismus in der Region.



Als Naturparadies

So  paradox  es  klingt:  Der  mi-

litärische  Übungsbetrieb  auf 

dem 


Truppenübungsplatz 

ist ein Gewinn für den Arten-

schutz, ebenso die Sperre der 

Übungsplätze  für  extensive 

landwirtschaftliche  Nutzung 

und den Tourismus. Aus Sicht 

des  Umweltschutzes  haben 

österreichische 

Truppenü-

bungsplätze  die  Qualität  von 

Nationalparks,  ohne  aber  de-

ren  Betriebskosten  zu  verur-

sachen. Im Bereich des TÜPl A 

hat sich eine in Europa einzig-

artige,  naturnahe  Landschaft 

mit  seltenen Tieren,  Pflanzen-

arten  und  speziellen  Lebens-

räumen  entwickelt.  Für  die 

Soldaten  des  Bundesheeres 

ist  es  eine  gesellschaftliche 

Verpflichtung,  dieses  Natur-

paradies  zu  erhalten  und  zu 

fördern. Mit der Auswilderung 

von  Birkhühnern  leistet  das 

Bundesheer  einen  weiteren 

Beitrag  zum  Umweltschutz  in 

Österreich. Seit Jahren gilt der 

TÜPl A als Heimat und letztes 

Rückzugsgebiet  für  viele  be-

drohte Tier- und Pflanzenarten. 

Neben  Seeadler,  Schwarz-

storch, Wachtelkönig  und  der 

Heidelerche  ist  das  Birkhuhn 

die  wichtigste  der  seltenen 

Tierarten am Truppenübungs-

platz Allentsteig. 

Mit  dem  Beitritt  zur  Europä-

ischen  Union  hat  sich  Öster-

reich  verpflichtet,  auch  den 

Rechtsbestand  der  EU  zu 

übernehmen,  weshalb  auch 

die Vorgaben der EU hinsicht-

lich des Naturschutzes gelten. 

Rund  zwei  Drittel  der  Fläche 

wurde  als „Vogelschutzgebiet 

Truppenübungsplatz  Allent-

steig“  in  das  europäische  Na-

turschutzgebietsystem  „NA-

TURA  2000“  aufgenommen. 

Ziel  dieses  Systems  ist  die  Er-

richtung  eines  europaweiten 

Netzwerkes  von  Schutzge-

bieten  nach  einheitlichen  Kri-

terien  für  bedrohte  Tier-  und 

Pflanzenarten  und  für  seltene 

Lebensräume.  Generell  gilt, 

dass  hier  erst  der  militärische 

Übungsbetrieb  diese  Schutz-

würdigkeit entstehen ließ und 

dass eine Einschränkung bzw. 

Einstellung  des  Übungsbe-

triebes  einer  Einschränkung 

der  hier  vorhandenen  Arten-

vielfalt  gleichkommen  würde. 

Somit ist der Truppenübungs-

platz  Allentsteig  ein  Naturju-

wel ersten Ranges.

Erwin Richter, Obstlt

Im Bild TÜPl-Kommandant Brigadier 

Leopold Cermark und sein Vorgänger 

NÖKB-Präsident Brigadier i. R. Franz 

Teszar im Schloss Allentsteig

Bilder: Bundesheer (5), Pfleger (4)



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Landeszeitung

Erinnerungen an den Einmarsch der Warschauer-

Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968

Ich war sicher, dass ich im Lau-

fe  meiner  Dienstzeit,  in  der 

ja  der  „Kalte  Krieg“  und  das 

„Gleichgewicht  des  Schre-

ckens“ ihren Höhepunkt, aber 

dann  –  Gott  sei  Dank  -  auch 

ihr Ende fanden, einmal einen 

Krieg erleben würde – und im 

August  1968  war  es  beinahe 

so weit. 

Wir können nur dem Herrgott 

und  –  meiner  Ansicht  nach  – 

einer starken, zur Verteidigung 

der freien Welt bereiten NATO 

Dank sagen, dass wir in dieser 

Ära  des  „Kalten  Krieges“,  vor 

allem  aber  1968,  nicht  über-

rollt wurden, denn unsere po-

litische Führung, egal welchen 

Couleurs,  hat sich immer nur 

in  schönen  „Sonntagsreden“ 

über  die  Neutralität  ausgelas-

sen, aber kaum wirklich etwas 

Entscheidendes zur Sicherung 

und Verteidigung unseres Hei-

matlandes und unserer demo-

kratischen Werte getan.

Eine effiziente Landesverteidi-

gung, wie sie zu den Pflichten 

eines  neutralen  Landes  zählt,  

kostet  eben  Geld  -  und  die 

Politik  ist  bis  heute  nie  bereit 

gewesen, auch nur annähernd 

die  hierfür  erforderlichen  fi-

nanziellen  Mittel  zur  Verfü-

gung  zu  stellen  (ganz  zum 

Unterschied zu den oft als Bei-

spiel  herangezogenen  eben-

falls  neutralen  „Vorbildern“ 

SCHWEIZ und SCHWEDEN). 

Aber  auch  –  vielleicht  auch 

gezwungenermaßen  –  die 

militärische Führung hat nach 

meiner Meinung nie den erfor-

derlichen Druck auf die zustän-

bewegungen auf grenznahen 

Straßen sehr wenig gesehen.. 

Es  gab  verschiedene  Zwi-

schenfälle,  wo  in  Einzelfällen 

sogar 

Interventionstruppen 



aufeinander schossen. 

Die  Tschechoslowakische  Ar-

mee durfte keinen Widerstand 

leisten  und  hat  sich  weitest-

gehend  auch  daran  gehalten 

bzw.  sich  ergeben;  aber  z. 

Bsp.  der  umstellte  Flugplatz 

OLMÜTZ  wurde  längere  Zeit 

gehalten. 

Die 


einmarschierten 

Ver-


bände  hatten  immer  wieder 

Versorgungsprobleme,  auch 

ging  manchen  Truppenteilen 

die Verpflegung    aus  und  die 

Soldaten mussten teilweise in 

der  Landwirtschaft  arbeiten, 

um etwas zu essen zu bekom-

men.


Die Besetzung der wichtigsten 

Schaltstellen  des  Staates  und 

die Festsetzung von Entschei-

dungsträgern  gelang  zwar 

rasch,  aber  der  tschechische 

Rundfunk  arbeitete  mit  mo-

bilen  Sendestationen  weiter 

und  es  gab  zahlreiche  Hilfe-

rufe an den Westen.  

Die Zivilbevölkerung trug ihre 

Ablehnung  offen  zur  Schau 

und es gab – neben passivem 

Widerstand  -  viele  Diskussi-

onen  mit  den  Invasionssol-

daten,  die  dadurch  oft  stark 

verunsichert wurden und psy-

chische Probleme bekamen.

Letztendlich  nützte  aber  aller 

ziviler  Widerstand  nichts  und 

der  Wille  der  Tschechen  und 

Slowaken wurde unter Andro-

hung  massiver  militärischer 

Mittel  wie  „Für  jeden  getö-

teten  Sowjetsoldaten  1.000 

Tschechen“ gebrochen. 

Genaue  Verlustangaben  über 

den  Einmarsch  gibt  es  nicht, 

sie  schwanken  zwischen  80 

und 350 Toten insgesamt. 

Persönliches Erleben des 

21.8.1968:

Als eifriger Hörer des Ö1- Mit-



Vorbemerkungen:  Heuer  am  21.  August  war  es  40  Jahre 

her, dass die Truppen des Warschauer Paktes (WAPA) in die 

CSSR  einmarschierten  und  dem „Prager  Frühling“,  der  so 

vielen  Menschen  Hoffnung  auf  mehr  Freiheit  und  Demo-

kratie gegeben hatte, ein jähes, bitteres und blutiges Ende 

bereiteten, wodurch das Märchen eines „Kommunismus mit 

menschlichem Antlitz“ als Lug´ und Trug´ entlarvt wurde. 

Trotz der langen Zeit, die seither vergangen ist, sind mir die 

Ereignisse von damals so deutlich in Erinnerung geblieben 

als hätten sie sich gestern zugetragen. 

digen  politischen  Entschei-

dungsträger ausgeübt, um die 

in dieser prekären Situation im 

August  1968  zwingend  erfor-

derlich  erscheinenden  Maß-

nahmen zu setzen. 

Leider  hat  die  Grenzbevölke-

rung,  die  sich  vom  Bundes-

heer  1968  kläglich  im  Stich 

gelassen fühlte, in Unkenntnis 

der Führungsverhältnisse und 

des „Primates  der  Politik“  den 

Soldaten,  also  uns  an  der  Ba-

sis, die Schuld daran gegeben, 

dass das Militär nicht mit allen 

verfügbaren  Kräften  zu  ihrem 

Schutz  und  zur  Demonstrati-

on  des  Willens  zur  Erhaltung 

unserer  Souveränität  an  der 

Staatsgrenze  erschienen ist. 

Diese Abwesenheit der bewaff-

neten  Macht  im  Grenzraum, 

jetzt, wo wirklich Gefahr drohte, 

hatte  gravierende  wehrpoli-

tische  Nachteile zur Folge, an 

denen  wir  in  der  Grenzregion 

noch sehr lange unschuldig zu 

leiden hatten. 

Das  Vertrauen  der  Grenzbe-

wohner  in  unsere  Armee  war 

auf  einen  nie  gekannten Tief-

punkt gesunken und jahrelan-

ge  wehrpolitische  Aufbauar-

beit war mit einem Schlag wie 

weggewischt.

Zutiefst  enttäuscht  und  fru-

striert,  dass  man  sie  jetzt  in 

dieser  prekären  Lage,  nicht 

brauchte,  waren  auch  zahl-

reiche  Reservisten  des  Grenz-

schutzes  (den  Begriff  „Miliz“ 

gab  es  damals  noch  nicht), 

die  trotz  Ferien  und  Erntezeit 

in  voller  Uniform  und  Aus-

rüstung  am  Kasernentor  er-

schienen waren, um sich zum 

Dienst zu melden, und wieder 

heimgeschickt  werden  mus-

sten,  weil  es  seitens  der  Bun-

desregierung  keinerlei  Mobil-

machungsansinnen gab.  



Ablauf der militärischen 

Aktion: 

Das erste Ziel des Einmarsches 

war  der  Bahnhof  von  KA-

SCHAU, weil dort die russische 

Breitspur und die europäische 

Normalspur  zusammentref-

fen,  was  für  den  Nachschub 

von  entscheidender  Bedeu-

tung war. 

Dann  landete  in  PRAG  ohne 

Erlaubnis  eine  Maschine  der 

Aeroflot mit einer  Feldflugleit-

stelle, wodurch die Sowjets die 

Flugbewegungen  auch  ohne 

ortsfeste  CSSR-  Einrichtungen 

steuern konnten. 

Obwohl  die  Tschechen  den 

Tower  sofort  abschalteten, 

konnten weitere Transportma-

schinen  (ca.  250  ANTONOV) 

im  Minutenabstand  landen 

und eine ganze Luftlandedivi-

sion absetzen. 

Inzwischen  rollten  Sowjet., 

poln.,  bulgar.  und  ungar. 

WAPA- Truppen  an  18  Stellen 

über  die  Grenzen  der  CSSR. 

Zwei  DDR-  Divisionen  waren 

ebenfalls vorgesehen, wurden 

aber in letzter Minute nicht auf 

tschechoslowakischem Gebiet 

eingesetzt. 

Insgesamt  waren  unter  dem 

Kommando von Marschall JA-

KUBOVSKY  21  Divisionen    an 

der  Invasion  beteiligt,  deren 

Gesamtstärke  ca.  350.000  bis 

400.000 betrug, wobei die An-

gaben divergieren. 

Innerhalb von 48 Stunden hat-

ten die Invasionsverbände mit 

Masse  die  befohlenen  Ziele 

erreicht  und  hielten  etwa  10 

km  vor  der  Staatsgrenze  ent-

fernt an. 

Tatsächlich  hat  man  von  der 

österr.  Grenze  von  den  Okku-

pationstruppen außer Marsch-



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Landeszeitung

tagsjournals  hatte  ich  –  da-

mals  junger  Oberleutnant 

-  die  ganze  Entwicklung  in 

unserem  nördlichen  Nach-

barland mit großem Interesse 

verfolgt.  Vor  allem  die  „ewig 

langen“  Stabsübungen  des 

WAPA in der CSSR im Frühling 

und Frühsommer 1968, deren 

Beendigung  immer  wieder 

verschoben  worden  war,  weil 

sie, wie wir schon damals ver-

muteten,  in  Wirklichkeit  der 

Vorbereitung  eines  späteren 

Einmarsches dienten, erfüllten 

uns mit einer gewissen Sorge. 

Ich selbst wurde – trotz eige-

ner  Bedenken  -  dann  Mitte 

August  auf  Urlaub  geschickt. 

Nachdem man aus den Inhal-

ten  der  Nachrichten  auf  eine 

offensichtliche 

Beruhigung 

der  Lage  schließen  konnte, 

wollte  ich  eine  kleine  Reise 

machen und ein paar Bekann-

te  im  Raum  SCHEIBBS  und 

MELK besuchen. 

Als  ich  am  21.  August  bereits 

um  0630  Uhr  mit  meinem 

Freund  in  SCHEIBBS  auf  dem 

Weg zu einem Frühstückslokal 

gewesen bin, weil ich zeitig in 

der  Früh  weiterfahren  wollte, 

bemerkten  wir  zahlreiche 

Gendarmen, die in voller Aus-

rüstung  mit  Karabiner  und 

Tornister  dem  Bezirksgendar-

meriekommando  (BGK)  zu-

strebten.

Auf die Frage, was denn los sei, 

sagte man uns, dass „die Rus-

sen in der CSSR einmarschiert 

wären“.

Ich  begab  mich  unverzüg-



lich  ebenfalls  zum  BGK,  wies 

mich dort als Offizier des Bun-

desheeres  aus  und  bat  um 

Vermittlung  eines  Telefonge-

spräches zu meiner Dienststel-

le nach HORN.

Im BGK herrschte rege Betrieb-

samkeit und es war das Radio 

eingeschaltet.

Da die Verbindung nach HORN 

nicht  sofort  zustande  kam, 

konnte ich das Morgenjournal 

um  0700  Uhr  im  Radio  (Ö1) 

hören und es sprach im Zuge 

der Berichterstattung auch der 

damalige Bundeskanzler Josef 

KLAUS. 

Er  sagte  in  etwa,  dass  die 



Österreicher  und  die  auslän-

dischen  Feriengäste  wegen 

des  Einmarsches  der  WAPA- 

Truppen  keine  Angst  zu  ha-

ben  bräuchten,  denn  es  sei 

alles  zum  Schutz  der  Bürger 

aufgeboten,  die  Zollwache, 

die  Gendarmerie,  das  Rote 

Kreuz, sonstige Hilfsorganisati-

onen usw. usw. - und auch das 

Bundesheer sei alarmiert.

Alle haben auf mich geschaut, 

als das Bundesheer nur so ne-

benbei  erwähnt  wurde,    ich 

bin „knallrot“  angelaufen  und 

ich  habe  mich  dort  so  ge-

schämt  über  diese  Aussage 

des  Regierungschefs  wie  sel-

ten in meinem Leben.

Nachdem  ich  eine  Lageinfor-

mation durch den Adjutanten 

und  den  Befehl  zum  sofor-

tigen  Einrücken  bekommen 

hatte, fuhr ich unverzüglich zu 

meiner Truppe. 

Als ich über die Donaubrücke 

von YBBS – PERSENBEUG und 

dann  hinauf  ins  Waldviertel 

fuhr,  hoffte  ich  immer  nur, 

dass  mir  jetzt  nicht „die  Rus-

sen“  entgegenkommen,  da 

ich  mich  nicht  einmal  hätte 

wehren können.

In der Radetzkykaserne HORN 

angekommen  sah  ich,  dass 

schon alle Einheiten alarmiert 

und  voll  abmarschbereit  in 

der  Radetzkykaserne  versam-

melt  waren;  alles  wartete  auf 

den Abmarschbefehl (der aber 

nicht kam).

Zu  meiner  großen  Überra-

schung  hatten  die  Einheiten 

noch nicht die garnisonsnahen 

Verfügungsräume  bezogen. 

Auf  meine  diesbezügliche 

Frage bekam ich zur Antwort, 

dass  die  Truppe  gem.  Befehl 

„von oben“  in der Kaserne zu 

verbleiben hätte (was sich bis 

zum Ende des Einsatzes auch 

nicht  ändern  sollte  und  von 

uns  im  Lichte  der  gegenwär-

tigen  Lage  überhaupt  nicht 

verstanden wurde). 


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