Landeszeitung Ausgabe 15, September 2008 / P. b b. 04Z035973M / 0,65 € okb
„Als bei dieser würdigen, schönen
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- Vzlt i. R. Josef Smeritschnig, langjähriger „Spieß“ der Stabs- kompanie des PzGrenB9
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- Mitten im niederösterreichischen Waldviertel liegt die größ- te Übungsfläche des Österreichischen Bundesheeres, der
- Landesverwaltung übernommen wurde und ab 1957 dem Österreichischen Bundesheer als Übungs- und Trainings
- Als militärisches Übungsgebiet
- Persönliches Erleben des 21.8.1968
- Trotz der langen Zeit, die seither vergangen ist, sind mir die Ereignisse von damals so deutlich in Erinnerung geblieben
- Ablauf der militärischen Aktion
„Als bei dieser würdigen, schönen Feier unser Feldzeichen vor angetretener Mannschaft zum letzten Mal vorbeigetragen wurde, stieg in uns, den ehemaligen 9ern, ein wehmütiges Gefühl auf - wurde doch unser militärisches Elternhaus nach 52 Jahren zu Grabe getragen.“ Vzlt i. R. Josef Smeritschnig, langjähriger „Spieß“ der Stabs- kompanie des PzGrenB9 Ausgabe 15 / September 2008 Seite 9
Landeszeitung PzGrenB9: Das wohl beste Panzergrenadierbataillon Österreichs ist seit 20. Juni 2008 Geschichte Die „Stoakogler“ spielten als „Abschiedsgeschenk“ vor über 1.000 Besu- chern auf dem Horner Hauptplatz. Bilder: M. Pfleger, J. Pfleger, B. Wiesinger Die Anzahl der Ehrengäste aus Kirche, Politik und Militär, die an der Ver- anstaltung teilnahm, war groß - im Bild in der ersten Reihe von links: Abt Naber, Generalvikar Dr. Fahrner, Major Gaugusch, Bgm. Klik, Oberstleut- nant Weißenböck mit Gattin, LAbg. Maier, General Commenda, Oberst Linsboth, NR Dr. Bauer, Europaratsabg. Schierhuber, Brigadier Mag. Pronhagl, BH Mag. Kranner, Brigadier DI Kurka, Brigadier Mag. Wagner, Oberst Deutschbauer, BR a. D. Schöls und Generalmajor Mag. Reis. General Othmar Commenda Major Herbert Gaugusch, der zu- künftige Kommandant des AAB4 Ein für die letzten Soldaten des Panzergrenadierbataillons 9 trauriger Moment: Die offizielle Auflösung ihres Bataillons auf dem Horner Hauptplatz Als besonderes Danke erhielt LPR Josef Pfleger (links) für die Unterstüt- zung bei der Erstellung und Gestaltung der Festschrift das Truppenkör- perabzeichen in Kleinformat von Obstlt Weißenböck überreicht. Rechts im Bild Oberleutnant Mag. Christian Adler, der für den Inhalt der Festschrift verantwortlich zeichnet. internationale Einsätze. „Für mich war es ein Schock, dass dieses hervorragende Batail- lon der Heeresreform zum Op- fer fiel“, so der Komamandant. „Ich freute aber, dass ich ein ,geordnetes Haus‘ überneh- men kann.“ Der letzte Kommandant des PzGrenB9, Obstlt Erhart Wei- ßenböck, betonte in seiner Ansprache, dass das PzGrenB9 stets eine Kerntruppe des Ös- terreichischen Bundesheeres war, das seinem Leitspruch „Das Panzergrenadierbataillon 9 - Eine starke Truppe“ durch hohes Pflichtbewusstsein und hohe Einsatzbereitschaft im- mer gerecht wurde. Er dankte allen, die mitgehol- fen haben, die Auflösung in Würde umzusetzen. Er dankte den Soldaten für ihre Auftragserfüllung, der Stadtgemeinde für die her- vorragende Zusammenarbeit und der Sparkasse für die jahrzehntelange Partnerschaft und Unterstützung. Im Festsaal der Sparkas- se wurde dann die „Ab- schlussfestschrift“ des Pz- GrenB9 vorgestellt und das geschlagene Trup- penkörperabzeichen als Erinnerungsstück u.a. an Bezirkshauptmann Mag. Johannes Kranner (für die BH Horn) über- geben.
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Landeszeitung Truppenübungsplatz Allentsteig TÜPl A - Daten - Fakten: Seit 1957 Übungsplatz des ÖBH 157 km² Fläche durchschnittlich 200 Schießtage/Jahr und 240 Übungstage/Jahr 25.000 Soldaten üben pro Jahr 250.000 Nächtigungen/Jahr Wertschöpfung: 25 Millionen Euro ca. 40 Trainingsanlagen mehrere Gefechtsschießanlagen 2 Panzerschießbahnen 2/3 der Fläche Naturschutzgebiet „Natura 2000“ Unterkunft für etwa 1.500 Soldaten Mehrzweckhalle für 1.000 Personen Sanitätseinrichtung mit Notarzt Feldflugplatz Elektronische Anlagen für die Schießausbildung 3 Sprengplätze 5 Handgranatenwurfanlagen Verkehrsanbindung an Bahn und Straße Freizeitbörse für Soldaten
In vieler Hinsicht genießt der TÜPl A heute einzigartige Bedeutung, deren man sich durchaus bewusst werden sollte:
Als militärisches Übungsgebiet Seit 1957 übten Generationen von Soldaten im weitläufigen Gebiet des überwiegend ständig militärischen Sperrge- bietes des Übungsplatzes. Da- bei können alle Einsatzarten bis zum Brigaderahmen geübt werden und Schießübungen im scharfen Schuss mit beina- he allen im Bundesheer ein- geführten Waffen bzw. Waf- fensystemen durchgeführt werden. Mit seinen 157 km² ist der TÜPl A fast genauso groß wie das Fürstentum Liechten- stein. Heute ist er ein moder- ner Trainingsplatz mit tech- nischen Anlagen, die optimale Schieß- und Ausbildungsbe- dingungen garantieren. Es ste- hen 38 Trainingsanlagen zur Verfügung, die auch laufend genutzt werden. Etwa 25.000 Soldaten kommen jährlich auf den Übungsplatz, 1.500 können gleichzeitig in den vorhandenen Unterkünften nächtigen. Kampftruppen, wie Panzer und Infanterie finden genauso optimale Übungsbe- dingungen, wie auch Kamp- funterstützungstruppen (z.B. Artillerie, Pioniere, ABC-Ab- wehrtruppe) und die Flieger- und Fliegerabwehrtruppe. An durchschnittlich 240 Tagen im Jahr wird auf dem Trup- penübungsplatz geübt. Das Übungsangebot beinhaltet im Detail • Schießausbildung im Rah- men der Einzelausbildung und im Verband mit Hand- feuer-, Steilfeuer-, Fliegerab- wehr- und schweren Waffen sowie Luftunterstützung, • Durchführung von gemein- samen Schießvorhaben aller Waffengattungen und ver- schiedener Waffensysteme, • Sprengausbildung und Ent- sorgung von Munition durch den Entminungsdienst des Bundesministerium für Inne- res, • Gefechtsausbildung und Übungsmöglichkeiten von der Gruppe bis zum Rah- men einer Brigade, • die Erprobung von neu einzuführenden modernen weitreichenden Waffensys- temen.
Dabei sorgt gut geschultes Personal für die Sicherheit und die Bedienung der elektro- nischen Einrichtungen sowie für die Bereitstellung des für die Ausbildung notwendigen Materials. Für die Soldaten, die länger am TÜPl üben, stehen eine Freizeitbörse und diverse Freizeiteinrichtungen zur Ver- fügung.
Formell liegt der Truppen- übungsplatz Allentsteig im Verantwortungsbereich des Militärkommandos Niederö- sterreich unter Militärkom- mandant Generalmajor Prof. Mag. Johann Culik. Seit 2002 ist Bgdr Leopold Cermak Kom- mandant des TÜPl A, der in dieser Funktion dem derzei- tigen Präsidenten des NÖKB Bgdr i. R. Franz Teszar (TÜPl-
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Landeszeitung Kommandant von 1997 – 2002) folgte.
Dass ein Unternehmen wie der TÜPl A einen wichtigen Faktor für die Wirtschaft in der Region Waldviertel dar- stellt, bleibt angesichts seiner Leistungs- und Auslastungs- daten unbezweifelt. Die Garni- son (wozu auch das vormalige Panzerartilleriebataillon 3 und nunmehrige Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4, die Heeresbauverwaltung und die
Heeresforstverwaltung zählen) bietet für etwa 550 Menschen Arbeitsplätze. Da- mit zählen die militärischen Dienststellen Allentsteigs zu den größten Betrieben der Region. Mit 250.000 Nächti- gungen im Jahr ist der TÜPl A voll ausgelastet. Nicht nur der Dienstbetrieb, sondern auch die übenden Truppen werden aus der unmittelbaren Region versorgt. Geschätzte 25 Millio- nen Euro jährlich beträgt der Umsatz, der den Betrieben in der Region zukommt. Die Jagd im TÜPl-Gebiet ist von großer Bedeutung. Hirsche, Rehe, Wildschweine und Mufflons kommen hier in Rudeln vor und bewirken, dass der TÜPl der größte Wild- bretlieferant Österreichs ist. Weiters spielt auch die Holz- verwertung der rund 5.000 Hektar großen Waldgebiete eine wesentliche Rolle. Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll sieht eine Chance, die Be- deutung des Truppenübungs- platzes zu steigern. In den nächsten Jahren sollen hier 120 Millionen Euro in den Ausbau investiert werden. Ein interna- tionales Sicherheitszentrum soll etwa weitere 300 Arbeits- plätze bringen und in einigen Jahren sollen dann hier – wie bisher auch schon – inter- nationale Militärs aber auch Experten aus dem Katastro- phenschutz trainieren. Das gibt auch neue Impulse für den Tourismus in der Region. Als Naturparadies So paradox es klingt: Der mi- litärische Übungsbetrieb auf dem
Truppenübungsplatz ist ein Gewinn für den Arten- schutz, ebenso die Sperre der Übungsplätze für extensive landwirtschaftliche Nutzung und den Tourismus. Aus Sicht des Umweltschutzes haben österreichische Truppenü- bungsplätze die Qualität von Nationalparks, ohne aber de- ren Betriebskosten zu verur- sachen. Im Bereich des TÜPl A hat sich eine in Europa einzig- artige, naturnahe Landschaft mit seltenen Tieren, Pflanzen- arten und speziellen Lebens- räumen entwickelt. Für die Soldaten des Bundesheeres ist es eine gesellschaftliche Verpflichtung, dieses Natur- paradies zu erhalten und zu fördern. Mit der Auswilderung von Birkhühnern leistet das Bundesheer einen weiteren Beitrag zum Umweltschutz in Österreich. Seit Jahren gilt der TÜPl A als Heimat und letztes Rückzugsgebiet für viele be- drohte Tier- und Pflanzenarten. Neben Seeadler, Schwarz- storch, Wachtelkönig und der Heidelerche ist das Birkhuhn die wichtigste der seltenen Tierarten am Truppenübungs- platz Allentsteig. Mit dem Beitritt zur Europä- ischen Union hat sich Öster- reich verpflichtet, auch den Rechtsbestand der EU zu übernehmen, weshalb auch die Vorgaben der EU hinsicht- lich des Naturschutzes gelten. Rund zwei Drittel der Fläche wurde als „Vogelschutzgebiet Truppenübungsplatz Allent- steig“ in das europäische Na- turschutzgebietsystem „NA- TURA 2000“ aufgenommen. Ziel dieses Systems ist die Er- richtung eines europaweiten Netzwerkes von Schutzge- bieten nach einheitlichen Kri- terien für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und für seltene Lebensräume. Generell gilt, dass hier erst der militärische Übungsbetrieb diese Schutz- würdigkeit entstehen ließ und dass eine Einschränkung bzw. Einstellung des Übungsbe- triebes einer Einschränkung der hier vorhandenen Arten- vielfalt gleichkommen würde. Somit ist der Truppenübungs- platz Allentsteig ein Naturju- wel ersten Ranges.
Im Bild TÜPl-Kommandant Brigadier Leopold Cermark und sein Vorgänger NÖKB-Präsident Brigadier i. R. Franz Teszar im Schloss Allentsteig Bilder: Bundesheer (5), Pfleger (4) Ausgabe 15 / September 2008 Seite 12
Landeszeitung Erinnerungen an den Einmarsch der Warschauer- Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968 Ich war sicher, dass ich im Lau- fe meiner Dienstzeit, in der ja der „Kalte Krieg“ und das „Gleichgewicht des Schre- ckens“ ihren Höhepunkt, aber dann – Gott sei Dank - auch ihr Ende fanden, einmal einen Krieg erleben würde – und im August 1968 war es beinahe so weit. Wir können nur dem Herrgott und – meiner Ansicht nach – einer starken, zur Verteidigung der freien Welt bereiten NATO Dank sagen, dass wir in dieser Ära des „Kalten Krieges“, vor allem aber 1968, nicht über- rollt wurden, denn unsere po- litische Führung, egal welchen Couleurs, hat sich immer nur in schönen „Sonntagsreden“ über die Neutralität ausgelas- sen, aber kaum wirklich etwas Entscheidendes zur Sicherung und Verteidigung unseres Hei- matlandes und unserer demo- kratischen Werte getan. Eine effiziente Landesverteidi- gung, wie sie zu den Pflichten eines neutralen Landes zählt, kostet eben Geld - und die Politik ist bis heute nie bereit gewesen, auch nur annähernd die hierfür erforderlichen fi- nanziellen Mittel zur Verfü- gung zu stellen (ganz zum Unterschied zu den oft als Bei- spiel herangezogenen eben- falls neutralen „Vorbildern“ SCHWEIZ und SCHWEDEN). Aber auch – vielleicht auch gezwungenermaßen – die militärische Führung hat nach meiner Meinung nie den erfor- derlichen Druck auf die zustän- bewegungen auf grenznahen Straßen sehr wenig gesehen.. Es gab verschiedene Zwi- schenfälle, wo in Einzelfällen sogar Interventionstruppen aufeinander schossen. Die Tschechoslowakische Ar- mee durfte keinen Widerstand leisten und hat sich weitest- gehend auch daran gehalten bzw. sich ergeben; aber z. Bsp. der umstellte Flugplatz OLMÜTZ wurde längere Zeit gehalten. Die
einmarschierten Ver-
bände hatten immer wieder Versorgungsprobleme, auch ging manchen Truppenteilen die Verpflegung aus und die Soldaten mussten teilweise in der Landwirtschaft arbeiten, um etwas zu essen zu bekom- men.
Die Besetzung der wichtigsten Schaltstellen des Staates und die Festsetzung von Entschei- dungsträgern gelang zwar rasch, aber der tschechische Rundfunk arbeitete mit mo- bilen Sendestationen weiter und es gab zahlreiche Hilfe- rufe an den Westen. Die Zivilbevölkerung trug ihre Ablehnung offen zur Schau und es gab – neben passivem Widerstand - viele Diskussi- onen mit den Invasionssol- daten, die dadurch oft stark verunsichert wurden und psy- chische Probleme bekamen. Letztendlich nützte aber aller ziviler Widerstand nichts und der Wille der Tschechen und Slowaken wurde unter Andro- hung massiver militärischer Mittel wie „Für jeden getö- teten Sowjetsoldaten 1.000 Tschechen“ gebrochen. Genaue Verlustangaben über den Einmarsch gibt es nicht, sie schwanken zwischen 80 und 350 Toten insgesamt.
Als eifriger Hörer des Ö1- Mit- Vorbemerkungen: Heuer am 21. August war es 40 Jahre her, dass die Truppen des Warschauer Paktes (WAPA) in die CSSR einmarschierten und dem „Prager Frühling“, der so vielen Menschen Hoffnung auf mehr Freiheit und Demo- kratie gegeben hatte, ein jähes, bitteres und blutiges Ende bereiteten, wodurch das Märchen eines „Kommunismus mit menschlichem Antlitz“ als Lug´ und Trug´ entlarvt wurde. Trotz der langen Zeit, die seither vergangen ist, sind mir die Ereignisse von damals so deutlich in Erinnerung geblieben als hätten sie sich gestern zugetragen. digen politischen Entschei- dungsträger ausgeübt, um die in dieser prekären Situation im August 1968 zwingend erfor- derlich erscheinenden Maß- nahmen zu setzen. Leider hat die Grenzbevölke- rung, die sich vom Bundes- heer 1968 kläglich im Stich gelassen fühlte, in Unkenntnis der Führungsverhältnisse und des „Primates der Politik“ den Soldaten, also uns an der Ba- sis, die Schuld daran gegeben, dass das Militär nicht mit allen verfügbaren Kräften zu ihrem Schutz und zur Demonstrati- on des Willens zur Erhaltung unserer Souveränität an der Staatsgrenze erschienen ist. Diese Abwesenheit der bewaff- neten Macht im Grenzraum, jetzt, wo wirklich Gefahr drohte, hatte gravierende wehrpoli- tische Nachteile zur Folge, an denen wir in der Grenzregion noch sehr lange unschuldig zu leiden hatten. Das Vertrauen der Grenzbe- wohner in unsere Armee war auf einen nie gekannten Tief- punkt gesunken und jahrelan- ge wehrpolitische Aufbauar- beit war mit einem Schlag wie weggewischt. Zutiefst enttäuscht und fru- striert, dass man sie jetzt in dieser prekären Lage, nicht brauchte, waren auch zahl- reiche Reservisten des Grenz- schutzes (den Begriff „Miliz“ gab es damals noch nicht), die trotz Ferien und Erntezeit in voller Uniform und Aus- rüstung am Kasernentor er- schienen waren, um sich zum Dienst zu melden, und wieder heimgeschickt werden mus- sten, weil es seitens der Bun- desregierung keinerlei Mobil- machungsansinnen gab. Ablauf der militärischen Aktion: Das erste Ziel des Einmarsches war der Bahnhof von KA- SCHAU, weil dort die russische Breitspur und die europäische Normalspur zusammentref- fen, was für den Nachschub von entscheidender Bedeu- tung war. Dann landete in PRAG ohne Erlaubnis eine Maschine der Aeroflot mit einer Feldflugleit- stelle, wodurch die Sowjets die Flugbewegungen auch ohne ortsfeste CSSR- Einrichtungen steuern konnten. Obwohl die Tschechen den Tower sofort abschalteten, konnten weitere Transportma- schinen (ca. 250 ANTONOV) im Minutenabstand landen und eine ganze Luftlandedivi- sion absetzen. Inzwischen rollten Sowjet., poln., bulgar. und ungar. WAPA- Truppen an 18 Stellen über die Grenzen der CSSR. Zwei DDR- Divisionen waren ebenfalls vorgesehen, wurden aber in letzter Minute nicht auf tschechoslowakischem Gebiet eingesetzt. Insgesamt waren unter dem Kommando von Marschall JA- KUBOVSKY 21 Divisionen an der Invasion beteiligt, deren Gesamtstärke ca. 350.000 bis 400.000 betrug, wobei die An- gaben divergieren. Innerhalb von 48 Stunden hat- ten die Invasionsverbände mit Masse die befohlenen Ziele erreicht und hielten etwa 10 km vor der Staatsgrenze ent- fernt an. Tatsächlich hat man von der österr. Grenze von den Okku- pationstruppen außer Marsch- Ausgabe 15 / September 2008 Seite 13
Landeszeitung tagsjournals hatte ich – da- mals junger Oberleutnant - die ganze Entwicklung in unserem nördlichen Nach- barland mit großem Interesse verfolgt. Vor allem die „ewig langen“ Stabsübungen des WAPA in der CSSR im Frühling und Frühsommer 1968, deren Beendigung immer wieder verschoben worden war, weil sie, wie wir schon damals ver- muteten, in Wirklichkeit der Vorbereitung eines späteren Einmarsches dienten, erfüllten uns mit einer gewissen Sorge. Ich selbst wurde – trotz eige- ner Bedenken - dann Mitte August auf Urlaub geschickt. Nachdem man aus den Inhal- ten der Nachrichten auf eine offensichtliche Beruhigung der Lage schließen konnte, wollte ich eine kleine Reise machen und ein paar Bekann- te im Raum SCHEIBBS und MELK besuchen. Als ich am 21. August bereits um 0630 Uhr mit meinem Freund in SCHEIBBS auf dem Weg zu einem Frühstückslokal gewesen bin, weil ich zeitig in der Früh weiterfahren wollte, bemerkten wir zahlreiche Gendarmen, die in voller Aus- rüstung mit Karabiner und Tornister dem Bezirksgendar- meriekommando (BGK) zu- strebten. Auf die Frage, was denn los sei, sagte man uns, dass „die Rus- sen in der CSSR einmarschiert wären“. Ich begab mich unverzüg- lich ebenfalls zum BGK, wies mich dort als Offizier des Bun- desheeres aus und bat um Vermittlung eines Telefonge- spräches zu meiner Dienststel- le nach HORN. Im BGK herrschte rege Betrieb- samkeit und es war das Radio eingeschaltet. Da die Verbindung nach HORN nicht sofort zustande kam, konnte ich das Morgenjournal um 0700 Uhr im Radio (Ö1) hören und es sprach im Zuge der Berichterstattung auch der damalige Bundeskanzler Josef KLAUS. Er sagte in etwa, dass die Österreicher und die auslän- dischen Feriengäste wegen des Einmarsches der WAPA- Truppen keine Angst zu ha- ben bräuchten, denn es sei alles zum Schutz der Bürger aufgeboten, die Zollwache, die Gendarmerie, das Rote Kreuz, sonstige Hilfsorganisati- onen usw. usw. - und auch das Bundesheer sei alarmiert. Alle haben auf mich geschaut, als das Bundesheer nur so ne- benbei erwähnt wurde, ich bin „knallrot“ angelaufen und ich habe mich dort so ge- schämt über diese Aussage des Regierungschefs wie sel- ten in meinem Leben. Nachdem ich eine Lageinfor- mation durch den Adjutanten und den Befehl zum sofor- tigen Einrücken bekommen hatte, fuhr ich unverzüglich zu meiner Truppe. Als ich über die Donaubrücke von YBBS – PERSENBEUG und dann hinauf ins Waldviertel fuhr, hoffte ich immer nur, dass mir jetzt nicht „die Rus- sen“ entgegenkommen, da ich mich nicht einmal hätte wehren können. In der Radetzkykaserne HORN angekommen sah ich, dass schon alle Einheiten alarmiert und voll abmarschbereit in der Radetzkykaserne versam- melt waren; alles wartete auf den Abmarschbefehl (der aber nicht kam). Zu meiner großen Überra- schung hatten die Einheiten noch nicht die garnisonsnahen Verfügungsräume bezogen. Auf meine diesbezügliche Frage bekam ich zur Antwort, dass die Truppe gem. Befehl „von oben“ in der Kaserne zu verbleiben hätte (was sich bis zum Ende des Einsatzes auch nicht ändern sollte und von uns im Lichte der gegenwär- tigen Lage überhaupt nicht verstanden wurde).
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