Marx-engels-lenin-stalin-institut beim zk der sed
Download 5.01 Kb. Pdf ko'rish
|
In Holland
Ich will jetzt noch versuchen, einige charakteristische Erscheinungen aus anderen kapitalistischen Ländern der Welt zu kennzeichnen. In Holland, wo der Sitz der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale ist, sehen wir schwere Differenzen zwischen den Führern der Amsterdamer Gewerkschaften Oudegeest und Steenhus einerseits und Fimmen andererseits. In Amsterdam hat die oppositionelle Bewegung innerhalb der Gewerkschaften bereits Fuß gefaßt. Ein Kennzeichen dafür, daß auch in Holland momentan die Bewegung vorwärtsmarschiert, ist, daß zum Beispiel der Vorstand der NAS 34 versucht hat, Fimmen aufzufordern, eine Konferenz einzuberufen, um den linken Flügel in den freien Gewerkschaften zu verstärken. In Belgien Hier sehen wir seit April auf Grund der Kämpfe der Bergarbeiter eine vollständige Umwandlung. Die reformistische Gewerkschaftszentrale in Belgien verlangte unter anderem von der Brüsseler Zentralstelle des Metallarbeiterverbandes den sofortigen Ausschluß der Kommunisten. Die Generalversammlung der Brüsseler Metallarbeiter hat gegen eine Stimme den Vorschlag abgelehnt, und es ist der Gewerkschaftszentrale in Belgien bis jetzt nicht gelungen, irgendwelche organisatorischen Maßnahmen gegen die Kommunisten anzuwenden und Kommunisten auszuschließen. Anfang Juni, nach verschiedenen Wirtschaftskämpfen, hat sich aus dem Metallarbeiterverband ein Komitee von zwölf Funktionären, ohne Kommunisten, gebildet, das versucht, innerhalb der belgischen Arbeiterbewegung die Bestrebungen der Einheitsgewerkschaftsbewegung einzuleiten und zu fördern, und das auf das schärfste gegen den Ausschluß von Kommunisten protestiert. In letzter Zeit ist in der von der Opposition gegründeten linken Gewerkschaftszeitung „Die Einheit” ein Aufruf erschienen gegen den antisowjetischen Block und für das anglo-russische Komitee. In Italien Die interessanteste Erscheinung auf dem Gebiete der Gewerkschaftsbewegung ist Italien. Dort sehen wir, daß seit der Betriebsbesetzung 1920 mit steigender Kraft des Faschismus zu gleicher Zeit die Gewerkschaften geschwächt wurden und daß besonders in den ersten Monaten Mussolini dazu überging, die Gewerkschaften zu unterdrücken. An die Stelle der früheren Gewerkschaften traten die faschistischen, und sie versuchten, in den verschiedenen Situationen den Kämpfen der Arbeiterschaft nicht nur glatt auszuweichen, sondern sie auch zu hemmen. Ich möchte einige Beispiele der Gewerkschaftsarbeit aus Italien anführen. Im April fand eine Konferenz der Textilarbeiter statt, an der hundert Delegierte aus allen Bezirken teilnahmen und wo die verschiedenen Abstimmungen zeigten, daß sich der steigende Einfluß der Kommunisten bemerkbar machte. Für die kommunistischen Resolutionen wurden über 30 Prozent der Stimmen abgegeben, für die Resolution der Maximalisten 35 23 Prozent und die restlichen 46 Prozent für die Reformisten. Auf der vorjährigen Konferenz waren es nur 11 Prozent für die Kommunisten. Wir sehen in einem Jahre eine Verdreifachung der Stimmen. Die gleichen Anzeichen zeigen sich in anderen Verbänden, zum Beispiel bei der Vorstandswahl des Chemiearbeiterverbandes, bei der die Reformisten 2000 Stimmen erhielten, die Maximalisten 800 Stimmen und die Kommunisten 548 Stimmen. Bei der letzten Wahl hatten wir noch keine hundert Stimmen. Mit dem Steigen des kommunistischen Einflusses in den verschiedenen Gewerkschaften sehen wir zugleich den Niedergang der faschistischen Gewerkschaften. Darauf hat eine ungeheure Hetzkampagne gegen die Kommunisten eingesetzt; bei der Aufstellung eigener Listen bei der Betriebsrätewahl werden die Kommunisten aus den Gewerkschaften ausgeschlossen. In Italien, wo die Reformisten 34 NAS (Nationales Arbeitersekretariat) eine niederländische Gewerkschaftsorganisation, die im Jahre 1893 gegründet wurde und in der die anarcho-syndikalistische Richtung vorherrschte. Das NAS gehörte für kurze Zeit (1927) der RGI an. 35 Maximalisten - die Vertreter des Zentrismus in der Sozialistischen Partei Italiens. Die Maximalisten unter der Führung von Lazzari und Serrati bildeten während des ersten Weltkrieges und danach die Mehrheit in der Sozialistischen Partei. und die Maximalisten entschlossen sind, die energischsten Maßnahmen gegen die Kommunisten zu unternehmen, wird die Spaltung in nächster Zeit unvermeidlich sein. In den nordischen Ländern In Skandinavien, besonders in Dänemark, sehen wir, daß die nicht sehr starke Partei der Kommunisten doch einen großen Einfluß auf die Gewerkschaftsbewegung hat. Bis vor kurzem war es noch nicht möglich, gut arbeitende Fraktionen aufzubauen. Heute bestehen in über 18 Verbänden Fraktionen, und die letzten Wirtschaftskämpfe in Dänemark haben bereits gezeigt, daß auch die Gewerkschaftsbürokratie heute mit allen Mitteln versucht, wie bei uns in den Jahren 1922 und 1923, die Spaltung in den Gewerkschaften vorzunehmen. In Finnland sehen wir trotz des weißen Terrors einen großen Einfluß der illegal arbeitenden Kommunisten in den finnischen Gewerkschaften. Von dem Vorstand der gesamten Gewerkschaften, der 20 Mitglieder zählt, sind nur 4 bei den Reformisten, 16 sympathisieren mit uns und vertreten den Standpunkt der Einheitsfront im internationalen Maßstabe. In Norwegen besteht eine legale Kommunistische Partei, aber drei Gruppierungen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung, die die Einheitsarbeit ungeheuer schwächen. In Rumänien und Jugoslawien Hier sehen wir, daß trotz der Unterdrückung die revolutionäre Gewerkschaftsarbeit weitere Fortschritte macht. Wenn in Rumänien die revolutionären Gewerkschaften heute 30000 Mitglieder zählen und die Reformisten 20000, so ist das ein Zeichen dafür, daß - obwohl die Kommunistische Partei verboten ist - die Gewerkschaftsbewegung ungeheure Bedeutung hat. In Ungarn Dort ist hervorzuheben, daß die Sozialdemokraten dazu übergingen, mit der Regierung einen Vertrag abzuschließen, nach dem in Zukunft die Landarbeiter nicht mehr gewerkschaftlich zu organisieren sind, so daß die Sozialdemokraten offen als Helfershelfer der reaktionären Horthy-Regierung auftreten. In Bulgarien Die gesamte Gewerkschaftsbewegung ist vollständig aufgelöst, und es wird in den nächsten Monaten sehr schwierig sein, bei dem blutigen Zankoff-Regiment in diesem Lande ernsthaft Fuß zu fassen. Die Gewerkschaftsentwicklung in verschiedenen anderen Ländern Europas ist nicht so bedeutend. Erwähnenswert ist noch aus Asien, daß in China die Verhandlungen so weit gediehen sind, daß die 450000 organisierten Mitglieder der Gewerkschaften dazu übergehen werden, sich der Roten Gewerkschaftsinternationale anzuschließen. Auch in Japan zeigt die Bewegung Fortschritte, die eine Radikalisierung in den Anfangsstadien darstellen. In der Sowjetunion Ein paar Äußerungen noch über die sowjetischen Gewerkschaften. In der Sowjetunion sind momentan 6 Millionen organisierte Mitglieder in den Gewerkschaften, vielleicht sind es heute schon mehr als 6 Millionen. Die Gewerkschaftsbewegung der Sowjetunion bietet natürlich ein ganz anderes Bild als die Gewerkschaftsbewegung in irgendeinem anderen Lände der Welt. Während die revolutionäre Gewerkschaftsbewegung in den kapitalistischen Ländern das Ziel hat, die Gewerkschaften wieder in Klassenkampfinstrumente umzuwandeln, den Kapitalismus zu zerstören, haben die sowjetischen Gewerkschaften die Aufgabe, verantwortliche Mitarbeit am Aufbau des Kommunismus zu leisten. Die sowjetischen Gewerkschaften, die entscheidenden Einfluß auf die Produktion und die Lenkung des Staates haben, bestimmen die Lebenshaltung der sowjetischen Arbeiterklasse. Die sowjetische Arbeiterschaft ist nicht ein Instrument des Staates, wie es die Reformisten fälschlich behaupten, sondern der proletarische Staat ist ein Instrument der Arbeiterklasse. Im übrigen wird zur Zerstreuung der Lügenmeldungen, die verbreitet sind, die erste deutsche gewerkschaftliche Arbeiterdelegation, die jetzt in Leningrad eingetroffen ist, nach ihrer Rückkehr bei der Berichterstattung den deutschen Arbeitern Aufklärung darüber geben, welche Fortschritte in der Sowjetunion zu verzeichnen sind. Ich will bei der Erörterung der internationalen Angelegenheiten der Gewerkschaftsbewegung jetzt noch kurz über die Betriebsrätebewegung im internationalen Maßstabe sprechen. Die Betriebsrätebewegung Die Betriebsrätebewegung, die zwar nur in einem Teile Europas Fuß gefaßt hat, ist in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei gesetzlich fundiert, während sie in Frankreich erst beginnt, praktische politische Bedeutung zu erhalten. Auch in Italien beginnt diese Bewegung stärkere Wurzeln zu fassen. Ich habe darauf hingewiesen, daß in Italien, trotz der Maßnahmen Mussolinis, die Betriebsrätebewegung, die im Jahre 1920 eine so große Bedeutung hatte, sich wieder zu heben beginnt und daß sich die ersten revolutionären Ansätze der Betriebsrätebewegung zeigen. Der wichtigste Keim der Entwicklung der Betriebsrätebewegung im internationalen Maßstabe ist Frankreich, weil in Frankreich mit dem Revolutionierungsprozeß der Gewerkschaften die Betriebsrätebewegung mehr und mehr an Boden gewinnt. Wir erkennen an den verschiedenen Beschlüssen der Konferenzen, daß man sich mit den Fragen des Achtstundentages, der Arbeiterlöhne, der Streikstrategie und kürzlich am 4. Juli in Paris mit der Marokkokrise usw., also mit wirklich ernsten politischen Problemen beschäftigt hat, so daß auch die Betriebsrätebewegung in der internationalen Einheitsbewegung für die Zukunft ernste Bedeutung haben wird. Internationale Charakteristik Es lassen sich international vier charakteristische Merkmale in der Gewerkschaftsbewegung feststellen: 1. Wir sehen eine wachsende Revolutionierung der Gewerkschaften in den größten imperialistischen Staaten Europas (England und Frankreich). 2. Mit der besseren Lebenshaltung der sowjetischen Arbeiterklasse und der steigenden weltpolitischen Bedeutung der sowjetischen Gewerkschaften wächst das Bestreben für die internationale Einheit der Gewerkschaftsbewegung der ganzen Welt. 3. Selbst in Ländern des weißen Terrors, wie in Finnland, Polen, Ungarn und den Balkanländern, wo die kommunistischen Parteien grausam unterdrückt werden, sind die Gewerkschaften fast das einzige Gebiet, auf dem die Kommunisten große Erfolge erringen können. Die letzten Monate haben gezeigt, daß die Kommunisten in den Gewerkschaften jene Ideen publizieren, die sie anderswo in der Öffentlichkeit nicht erörtern können, weil die kommunistischen Parteien verboten sind. 4. Trotz der revolutionären Erfahrungen, die das deutsche Proletariat im Bürgerkriege gesammelt hat, ist Deutschland bisher fast das einzige große Land in dem die Linksschwenkung der Gewerkschaftsbewegung noch nicht zum Durchbruch gelangte, im Gegenteil, der ADGB ist heute noch der stärkste Hort der Reaktion innerhalb Amsterdams. Fassen wir diese Gesamtlage in einem plastischen Bild zusammen: Die englischen Imperialisten sitzen in London, bereiten den neuen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vor. Sie berechnen strategisch und militärisch ihre Kraft, sie rechnen mit der Kriegsflotte, mit den Kriegsfliegern und mit den imperialistischen Vasallenstaaten, und sie rechnen mit der konterrevolutionären Gewerkschaftsbürokratie der verschiedenen kapitalistischen Länder. Man muß sich fragen: Auf wen können sie als stärkeres Hilfsmittel neben den englischen Kriegsschiffen gegen die Sowjetunion rechnen auf die englischen Gewerkschaften oder den ADGB in Deutschland? Ich glaube, wir deutschen Kommunisten müssen offen auf diesem Parteitag zum Ausdruck bringen, daß heute im Zeichen des Garantiepaktes die Führer des ADGB das sicherste Instrument der Imperialisten gegen die Sowjetunion sind. Auf die englische Gewerkschaftsbewegung kann Chamberlain nicht mehr zählen, weil dort der Revolutionierungsprozeß eingesetzt hat, weil dort so starke Regungen vorhanden sind, daß ein Druck auf die Labour Party, auf die englische Bourgeoisie und auch auf die Regierung ausgeübt wird, so daß diese schon vor ernsten Angriffsmaßnahmen gegen die Sowjetunion zurückschrecken. Auf den ADGB können Chamberlain und Luther heute noch zählen, weil noch kein starker linker Flügel in der deutschen Gewerkschaftsbewegung vorhanden ist, der die Massen mobilisiert. Internationale Bedeutung der deutschen Gewerkschaften Hieraus ersehen wir die ganze weltumfassende Bedeutung der deutschen Gewerkschaftsfrage. Eben weil sie international so wichtig ist und weil sie eine so große Bedeutung für die ganze Welt hat, deshalb muß die Gewerkschaftsfrage in den Mittelpunkt des X. Parteitages gestellt werden. Wir haben zu untersuchen, welches die Gründe für das Fehlen eines linken Flügels im ADGB nach 4 Jahren Krieg und 7 Jahren revolutionärer Kämpfe sind - angesichts der internationalen Bewegung für die Gewerkschaftseinheit angesichts der wachsenden Bedeutung der sowjetischen Gewerkschaften, angesichts des Versailler Friedens, des Dawesplans und des drohenden Garantiepakts. Der Hauptgrund ist die Schule der opportunistischen Sozialdemokratischen Partei, durch die Millionen deutscher Arbeiter gegangen sind. Auch in der Kommunistischen Partei Deutschlands sehen wir in der Gewerkschaftsfrage noch die Wehen des Brandlerismus stark in Erscheinung treten, die sich, allgemein angedeutet, in der nicht genügenden Aktivität der kommunistischen Arbeit in den Gewerkschaften äußern. Wir müssen, wenn wir die Frage verstehen wollen, das Verhältnis der Sozialdemokraten zu den Gewerkschaften ergründen und prüfen. Heute sind ihre Hauptstützpunkte in den Gewerkschaften die Gewerkschaftsbürokratie und die Vertrauensleute der sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionäre in den Gewerkschaften und Betrieben, die einen ungeheuren inneren politischen Einfluß auf das gesamte Leben der Arbeiterschaft ausüben Viele Genossen in unserer Partei denken, daß nur die Gewerkschaftsbürokratie die Hauptstütze in der reformistischen Tätigkeit der Gewerkschaften ist. Daneben übt die Millionenpresse der Gewerkschaften auch einen ungeheuren ideologischen Einfluß auf die Massen aus, denn sie ist eine der wichtigsten „geistigen” Waffen, die die Gewerkschaftsbürokratie bei allen politischen Angelegenheiten fest in der Hand hat. Struktur des ADGB Wir wollen an Hand von Zahlen feststellen, wie groß der Umfang der engeren Gewerkschaftsbürokratie überhaupt ist, Ihre Zahl wird größtenteils überschätzt, sowohl in unserer Partei wie in den Kreisen der Gesamtarbeiterschaft. Einige Genossen erklären: Wir haben Zehntausende Angestellte in den Gewerkschaften. Eine neuere Statistik besagt, daß mit allein technischen Personal etwa 5000 Angestellte in den Gewerkschaften vorhanden sind, die sich auf 26000 Zahlstellen, auf eine Mitgliederzahl von etwa 5 Millionen verteilen, das heißt, daß auf 1000 Mitglieder ein Angestellter kommt. Rechnen wir 5000 Angestellte, von denen allein 4500 in den 50 deutschen Großstädten mit 2000 Zahlstellen angestellt sind, so bleiben noch etwa 24000 Zahlstellen übrig, wo kein Angestellter ist. Diese 24000 Zahlstellen in Deutschland, wo also die kleinen Vertrauensleute der Sozialdemokratie, wo die Gewerkschaftsfunktionäre aus den Betrieben ausschließlich und ehrenamtlich an der Spitze stehen und dort den Apparat, in der Hand haben, sind nach meiner Auffassung mit die wichtigste politische Stütze und Stärke der SPD innerhalb der Gewerkschaftsbewegung. Wir haben ferner in Verbindung mit dieser Frage zu untersuchen, wie der Einfluß des Gewerkschaftsbürokratismus zu erklären ist. Die Hauptstütze der Gewerkschaftsbewegung sind zweifellos die 600000 gewerkschaftlich organisierten SPD-Arbeiter im ADGB. Wir sehen, daß gerade diese 600000 organisierten sozialdemokratischen Arbeiter den gesamten Gewerkschaftsapparat in der Hand haben, und wir gewinnen erst ein richtiges Bild von der Struktur der Gewerkschaften, wenn wir den Machteinfluß der Gewerkschaftsbürokratie und des Vertrauensmännersystems vergleichen. Die eigentliche Bürokratie beträgt 0,1 Prozent. Sie ist prozentual viel schwächer als die Kommunisten, die mit etwa 200000 Mitgliedern, ohne die Sympathisierenden, deren Zahl schwer festzustellen ist, 4 Prozent des ADGB ausmachen. Die 0,1 Prozent Gewerkschaftsbürokratie können durch ihren Apparat die Gewerkschaften nur darum beherrschen, weil sie sich auf die 12 Prozent sozialdemokratische Arbeiter und Funktionäre in den Gewerkschaften und Betrieben stützen. So beherrschen 0,1 Prozent Bürokraten, gestützt auf 12 Prozent sozialdemokratische Arbeiter und Funktionäre, die un- geheure Masse der 85 Prozent parteilosen, neutralen Arbeiter des ADGB. Diese 4,2 Millionen Mitglieder der deutschen Gewerkschaften - das ist der deutsche Durchschnittsarbeiter, um dessen Seele wir ringen müssen, das ist der Kerntrupp des deutschen Industrieproletariats, ohne den wir, die kommunistische Vorhut, nicht siegen können. Von diesen 85 Prozent zwar nicht politisch feststehenden Proletariermassen haben mehr als die Hälfte bei verschiedenen Situationen mit den Kommunisten nicht nur sympathisiert, sondern sind auch mit ihnen marschiert. Ich erinnere nur daran, daß im Jahre 1923 mindestens die Hälfte dieser 85 Prozent bereit war, mit der KPD gegen die Bourgeoisie zu kämpfen. Genau wie der Mittelstand im Jahre 1923, der immer zwischen Bourgeoisie und Proletariat schwankt, schon teilweise bereit war, mit uns zu gehen, ist es auch mit diesen Parteilosen innerhalb der Gewerkschaftsbewegung, die sicher noch leichter zu gewinnen sind, wenn die Kommunisten es nur ernsthaft verstehen, praktische Arbeit in den Gewerkschaften zu leisten, wie sie der politischen Bedeutung entsprechend notwendig ist. Ein Teil der Sympathisierenden ist heute noch in den Gewerkschaften in verschiedenen Situationen bei verschiedenen Entscheidungen mit uns. Ich will nur an das ausgezeichnete Resultat der Berliner Metallarbeiterwahlen vom Sonntag erinnern, welches deutlich genug den kommunistischen Einfluß zeigt. Dort hat unsere kleine Fraktion fast 50 Prozent der Stimmen bekommen, nur ein paar hundert Stimmen weniger als die Ortsverwaltung mit ihrem sozialdemokratischen Apparat. Die Metallarbeiterwahl in Berlin kann man als die erste wirkliche Bresche, die wir seit dem Oktober 1923 geschlagen haben, charakterisieren. Im allgemeinen muß festgestellt werden, daß unsere Gewerkschaftsarbeit brachliegt, daß wir mit dem Wiedereintritt in die Gewerkschaften noch am Anfang der politischen Lösung unserer Gewerkschaftsaufgaben steten. Unsere Partei ist heute noch von der Mehrheit der Millionen Arbeiter in den Gewerkschaften Deutschlands isoliert, und man muß mit viel mehr Energie und Liebe an die Arbeit gehen, damit gerade diese 85 Prozent Parteilosen unter unseren Einfluß gebracht werden. Die Isolierung der Partei ist eine der stärksten Garantien für die Macht der Bourgeoisie und der sozialdemokratischen Führer, mit einem Wort, der ganzen kapitalistischen Stabilisierung Je größer die Revolutionierung der Gewerkschaften, desto schwieriger die Bestrebungen der Konsolidierung der Bourgeoisie. Schon in den nächsten Jahren wird sich auf dem deutschen Wirtschaftsmarkt zeigen, daß sich mit der Erfüllung der Separationsbestimmungen die innere Krise verschärfen muß, noch dazu, da die Regierung durch ihre Steuer- und Schutzzollpolitik das Passivum der Handelsbilanz in der nächsten Zeit erhöhen wird. Im Lande selbst muß sich die Lage verschärfen, weil die deutsche Konkurrenz auf dem Weltwirtschaftsmarkte mehr und mehr unterliegen wird, weil momentan Deutschland nur in der Lage ist, die Zahlungen an Amerika, England, Italien, Belgien und Frankreich - aus den Reparationsverpflichtungen - durch Sachlieferungen zu erledigen. Und schon die ersten Beratungen auf der Brüsseler Handelskammerkonferenz, wo durch den englischen Bankier Stamp zum Ausdruck gebracht wurde, daß verschiedene Produktionskrisen auf Grund der Auswirkung des Dawesplans in Amerika und England unvermeidlich sind, zeigen überall die steigenden Schwierigkeiten. Umgekehrt müssen wir zu der Isolierung von den 85 Prozent Parteilosen feststellen: Gelingt es uns, diese Isolierung zu durchbrechen und zu zerstören, gelingt es uns, die Millionen Durchschnittsarbeiter in den deutschen Gewerkschaften auf unsere Seite zu bringen, gelingt es uns, in den unvermeidlichen Lohn- und Arbeitskämpfen der nächsten Zeit - die sich bereits heute in ihrem Anfangsstadium zeigen - die Führung der parteilosen Gewerkschaftsmassen zu erobern, dann wankt die ganze kapitalistische Stabilisierung. Wenn zum Beispiel heute in Deutschland 120000 Bauarbeiter ausgesperrt sind, wenn die Gas- und Wasserwerksangestellten in Berlin schon mit dem Streik drohen und in den nächsten Monaten bei dem Steigen der Lebensmittelpreise und dem Sinken des Reallohnes neue Kämpfe unvermeidlich sind, wird es notwendig sein, daß die Kommunisten es endlich mehr denn je verstehen, in den Gewerkschaften ihren politischen Einfluß wirklich auszuüben. Durch diese politische Führung der einzelnen Wirtschaftskämpfe wird zu gleicher Zeit auch das Bestreben der Bourgeoisie durchkreuzt und im wesentlichen zunichte gemacht; denn jeder kleinste, politisch geführte ökonomische Streik bedeutet schon einen Riß in der Stabilisierung des Kapitalismus. So wird die Gewerkschaftsfrage zum Knotenpunkt aller politischen Probleme. Die Gewerkschaftsfrage ist die Grundlage unserer Taktik. Durch sie wird das Verhältnis von Partei und Klasse entschieden, das Verhältnis unserer Partei zur deutschen Arbeiterklasse. Wir haben außerdem bei dieser Frage festzustellen, daß in dem Moment, wo wir 85 Prozent der Parteilosen für uns gewinnen, auch das Verhältnis der Linksentwicklung in den Massen und das Verhältnis der Linksentwicklung in der Führung ein anderes wird. Augenblicklich kann man nicht von dem Vorhandensein eines ernsten linken Flügels im ADGB sprechen, wenn auch einige Tendenzen da sind. Wenn zum Beispiel Dißmann in der Frage der Organisationsbildung der Industrieverbände im ADGB gegen Schumann kämpft, so sind das keine wirklich ernsten oppositionell-revolutionären Tendenzen, denen man dieselbe politische Beachtung schenken könnte, wie wenn die Kommunisten es verstünden, eine wirklich ernste Linksentwicklung in den Massen der Gewerkschaftsmitglieder zu erzeugen - zum Beispiel in Belgien, wo noch vor zwei bis drei Monaten, als dort die großen Kämpfe waren, sich kein Sozialdemokrat bereit fand, für die Einheit der Gewerkschaftsbewegung zu kämpfen. Jetzt tritt der sozialdemokratische Gewerkschaftssekretär Liebert energisch für diese Einheitsbestrebungen ein. Wenn die Kommunisten es verstehen, ihre politische Arbeit in den Gewerkschaften zu verstärken, so kann man damit rechnen, daß wir nach ganz kurzer Entwicklung, in der ohne Zweifel wirtschaftliche Kämpfe hereinbrechen werden, Fortschritte in der Radikalisierung der Arbeiterschaft machen und dabei natürlich auch unseren politischen Einfluß erweitern werden. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©fayllar.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling
ma'muriyatiga murojaat qiling