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4. März 1927 
 
Genossen und Genossinnen! Mit großem Ernst und doch mit innerer Freude kann es der XI. 
Parteitag  begrüßen,  daß  sozialdemokratische  und  parteilose  Arbeiter  sich  zusammengetan 
haben, um  ein solches Dokument an unseren Parteitag, an die Sozialdemokratie und  an den 
ADGB zu richten. In ihm kommt zum Ausdruck, was die Arbeiterschaft Deutschlands bewegt 
und was sie daher von den großen Organisationen erwartet. Der Appell ist ein Aufruf an die 
gesamte Arbeiterschaft Deutschlands. Wir wissen im voraus, daß SPD und ADGB diesen Ruf 
zur  Sammlung  mit  Hohnlächeln  beantworten  und  mit  Schweigen  über  ihn  hinweggehen 
werden, denn sie sind Feinde der proletarischen Einheit und des Klassenkampfes. 
Wir aber wollen von dieser Stelle aus nicht nur den Unterzeichnern des Briefes, sondern den 
sozialdemokratischen,  christlichen  und  parteilosen  Arbeitern  eine  ehrliche  Antwort  geben, 
weil  wir  die  Einheit  im  Kampf  gegen  den  gemeinsamen  Feind,  die  Bourgeoisie,  herstellen 
wollen und herstellen werden. 
Bevor  ich  auf  die  einzelnen  Punkte  des  Briefes  antworte,  laßt  mich  noch  einmal  zum 
Ausdruck bringen, was unser tiefstes Erlebnis auf diesem Essener Parteitag wurde. Wir haben 
gesehen,  daß  aus  allen  Teilen  Deutschlands  große  Belegschaften  an  unseren  Parteitag 
Telegramme sandten, um ihre innere Verbundenheit und Solidarität mit der Kommunistischen 
Partei  auszudrücken.  Wir  haben  gestern  erlebt,  daß  verschiedene  Delegationen,  an  denen 
sozialdemokratische  Arbeiter  teilnahmen,  aus  dem  Ruhrgebiet,  aus  dieser  Zwingburg  des 
Trustkapitals,  dieser  Hochburg  der  kapitalistischen  Rationalisierung,  unseren  Parteitag 
besuchten. Sie bekundeten ihre Erkenntnis, daß nur die Kommunistische Partei das Vertrauen 
der breiten Masse besitzt. Hier sprach ein sozialdemokratischer Betriebsrat, der über 30 Jahre 
im alten Bergarbeiterverband organisiert war, der als einer der Mitunterzeichner eines Aufrufs 
zugunsten  der  Solidaritätsaktion  für  die  englischen  Bergarbeiter  von  Husemann  aus  dem 
Verband ausgeschlossen wurde wie seine kommunistischen und seine parteilosen Kameraden 
im  Betriebsrat.  Auf  der  Zeche  Diergardt  ist  die  Einheitsfront  des  Proletariats  bereits 
Wirklichkeit und Vorbild für alle Belegschaften und Betriebsräte geworden. 
Und  nun  die  Tatsache,  daß  sozialdemokratische  Arbeiter  aus  den  verschiedenen  Betrieben, 
Gewerkschaften  und  Stempelstellen  des  Ruhrgebiets  ein  Dokument  an  uns  unterschreiben! 
Sie  ist  von  außerordentlicher  Bedeutung  und  zeigt  den  ernsten  Charakter  dieses 
Arbeiteropposition  die  mit  der  Politik  des  Hauptvorstandes  der  Sozialdemokratie  und  der 
reformistischen  Gewerkschaftspolitik  unzufrieden  ist  und  gleichzeitig  die  richtigen  Schlüsse 
zieht, indem sie sich an die Kommunistische Partei wendet und zum Ausdruck bringt, daß sie 
sich  mit  den  kommunistischen  Genossen  verbunden  fühlt.  Ich  glaube  im  Namen  des  XI. 
Parteitags  sagen  zu  können,  daß  wir  eine  solche  klassenbewußte  Rebellion 
sozialdemokratischer und anderer Arbeiter begrüßen.  
Es  ist  außerordentlich  bedeutsam,  daß  in  diesem  politischen  Dokument  all  die  wichtigen 
Tagesfragen  aufgerollt  worden  sind,  die  bereits  im  ersten  Tagesordnungspunkt  im 
Mittelpunkt, der Debatte standen. Das zeigt, daß die Kommunistische Partei dem Fühlen und 
Denken  der  breiten  Masse  Ausdruck  gibt  und  in  ihren  Beschlüssen  gleichzeitig  die 
Kampfeslosung  der  deutschen  Arbeiterklasse  formuliert  hat.  Im  Dokument  selbst  wird 
Stellung genommen zur augenblicklichen ernsten Situation, zu der Bürgerblockregierung, zu 
den Methoden des Kampfes des Proletariats gegen die kapitalistische Rationalisierung, zu den 
verschiedenen Gesetzen, mit denen die Arbeiterklasse gefesselt werden soll. 
Laßt  mich  auf  die  einzelnen  im  Dokument  aufgeworfenen  Fragen  eine  ehrliche  Antwort 
geben. 

Wir  müssen  den  sozialdemokratischen  Arbeitern  zuerst  mit  aller  brüderlichen  Offenheit 
sagen,  daß  wir  sie  vor  der  Illusion  warnen,  durch  gesetzliche  Maßnahmen  der  Regierung 
könne für die Arbeiterschaft etwas erreicht werden. Wir antworten klar und eindeutig: 
1.  Das  Arbeitszeitnotgesetz  ist  ein  Trugmanöver  der  ADGB-Führer,  mit  dem  diese  eine 
Zwischenlösung herbeiführen wollen, die dem Plan der Bourgeoisie nicht entgegensteht und 
die  praktisch  den  Zehn-  und  Zwölfstundentag  in  den  verschiedenen  Industriegruppen 
beibehält. Der Achtstundentag kann nur im revolutionären Klassenkampf bei Entfaltung aller 
Energien des Proletariats erkämpft werden. 
2. Wir sind der Arbeiterklasse gegenüber verpflichtet, diesen Kampf mit aller Kraft zu führen, 
weil in Deutschland 2½ Millionen Erwerbslose auf der Straße liegen, deren Vertreter aus dem 
Ruhrgebiet ebenfalls das hier verlesene Dokument unterschrieben haben. Die Bourgeoisie will 
die  Spaltung  der  Arbeiter  in  zwei  große  Gruppen  beibehalten,  will  gemeinsame  Kämpfe 
dieser  beiden  verhindern,  weil  dies  das  Ende  ihrer  Macht  bedeuten  würde.  Deshalb  legt  sie 
gerade jetzt in Gemeinschaft mit den sozialdemokratischen Führern verschiedene Gesetze vor, 
mit  denen  praktisch  die  Arbeiterklasse  noch  mehr  als  bisher  gefesselt  werden  soll.  Der 
arbeiterfeindliche 
Charakter 
des 
„Arbeitslosenversicherungsgesetzes” 
und 
des 
„Arbeitsschutzgesetzes”  unter  der  Maske  der  „Regelung    des  Arbeitsrechtes”  ist  in  dem 
Dokument  bereits  klar  gekennzeichnet.  Es  ist  ein  Fortschritt,  daß  sozialdemokratische 
Arbeiter mit ihrer Kritik an die Öffentlichkeit treten und daß sie in einem Brief von der KPD, 
vom  ADGB  und  von  der  SPD  eine  klare  Stellungnahme  verlangen.  Unsere  Antwort  ist: 
Kampf  dieser  gesetzlichen  Fesselung  der  Arbeiterklasse  auf  der  ganzen  Linie.  Hinweg  mit 
diesen  Gesetzen.  Die  sozialdemokratischen  Arbeiter  müssen  gegen  die  Koalitions-  und 
Arbeitsgemeinschaftspolitik ihrer Führung kämpfen. 
3.  In  Verbindung  hiermit  steht  der  Kampf  gegen  die  Überstundenwirtschaft  und  den 
Schlichtungszwang.  Dieser  Kampf  muß  in  gemeinsamer  Front  der  im  Betriebe  stehenden 
Arbeiter mit den Erwerbslosen geführt werden. Die Herstellung dieser Einheit muß erfolgen, 
und wir rufen von dieser Stelle aus die Arbeiterklasse auf, überall Einheitskomitees zu bilden, 
um  unter  Führung  der  Partei  die  Erwerbslosen  mit  den  im  Betriebe  stehenden  Arbeitern  in 
eine ernste Kampfgemeinschaft zu bringen. 
4. Das Hauptproblem aber ist, daß wir in Gemeinschaft mit den breiten Massen dazu kommen 
müssen, die Arbeiter in den Betrieben zu befähigen, erfolgreiche Lohn- und Arbeitskämpfe zu 
führen, diese Kämpfe zentral zusammenzufassen und dem bereits begonnenen Kampf gegen 
die kapitalistische Rationalisierung und den Imperialismus die Kraft zu geben, die notwendig 
ist,  um  das  Proletariat  vor  weiterer  Verelendung  zu  schützen  und  seine politische  Macht  zu 
stärken. 
Im  Kampf  gegen  die  Herrschaft  der  Truste  und  Monopole  müssen  wir  die  freien 
Gewerkschaften  in  revolutionäre  Industrieorganisationen  umgestalten  und  gemeinsame 
Kampfallianzen der einzelnen Industriegruppen herbeiführen. 
Das ist der erste Teil der Fragen, auf den wir eine klare Antwort geben. Es erübrigt sich, nach 
alledem zu sagen, daß wir die Gedanken der Wirtschaftsdemokratie und Arbeitsgemeinschaft 
grundsätzlich  verneinen.  In  der  Frage  der  Mietwucherpläne  des  Bürgerblocks  und  der 
preußischen Regierung haben wir bereits durch unsere Politik bewiesen, daß wir die einzigen 
sind,  die  ehrlich  die  Interessen  der  proletarischen  Mietermassen  vertreten,  -  während  die 
Sozialdemokratie mit den Ministern der Hausbesitzer paktiert. 
Was  die  Ausführungen  in  dem  Brief  über  die  sozialdemokratischen  und  die  parteilosen 
Arbeiter  bezüglich  der  verbrecherischen  Politik  der  Gewerkschaftsführer  innerhalb  der 
Verbände  betrifft,  unterschreiben  wir  vollkommen.  Wir  begrüßen  es,  daß  in  allen  Teilen 
Deutschlands  die  kommunistische  Gewerkschaftsopposition  neuen  Zuzug  aus  den  Kreisen 
klassenbewußter sozialdemokratischer und parteiloser Arbeiter erhält. Nur mutig vorwärts in 
dieser  Richtung,  dann  werden  wir  auch  in  den  Massenorganisationen  des  Proletariats  den 
Einfluß des Kapitals brechen. Wir wollen gemeinsam gegen die Ausschlüsse oppositioneller 

Arbeiter aus den Gewerkschaften kämpfen. Wir haben im Interesse unserer Klasse die Pflicht, 
gemeinsam die freien Gewerkschaften gegen die reformistischen Zerstörer zu verteidigen. 
Genossen und Genossinnen! Unser Parteitag tagt in ernster Situation, und er wird von größter 
historischer Bedeutung für die Kommunistische Partei sein. Der neue deutsche Imperialismus 
beteiligt sich an den Kriegsvorbereitungen Englands gegen die Sowjetunion, die in dem Brief 
der sozialdemokratischen Arbeiter sehr richtig als „der einzige Staat” bezeichnet wurde, „der 
es bisher verstanden hat, den Rechten der Arbeiterklasse die volle Anerkennung zu sichern“. 
Wir  freuen  uns,  daß  die  sozialdemokratischen  Arbeiter  auch  in  dieser  Frage  wie  in  dem 
Freiheitskampf des chinesischen Volkes zu der Erkenntnis gekommen sind, daß die deutsche 
Arbeiterklasse  gegen  die  imperialistischen  Kriegsgefahren  geschlossen  und  einheitlich 
kämpfen muß, daß die internationale Gewerkschaftseinheit dringende Notwendigkeit ist. 
Wir haben uns in unseren Beratungen auf dem Essener Parteitag erneut von dem Gedanken 
leiten lassen, daß nur dann die Arbeiterklasse in Deutschland ernste Kämpfe zum Sturze der 
Bourgeoisie durchführen kann, wenn ein Motor, eine treibende Kraft vorhanden ist, das heißt 
eine Partei, die sich ihrer Pflicht gegenüber der Arbeiterschaft bewußt ist. Diese Partei ist nur 
die  Kommunistische  Partei.  Wir  sind  fest  überzeugt,  daß  die  sozialdemokratischen  und  die 
christlichen Arbeiter, die wir in dieser Verbindung auch nicht vergessen wollen, dieses immer 
mehr  erkennen  werden.  Daß  breite  Massen  dies  bereits  erkannt  haben,  beweist  nicht  nur 
dieses Dokument, sondern auch der zahlreiche Besuch sozialdemokratischer, christlicher und 
parteiloser Funktionäre auf der Tribüne unseres Parteitags. Sie wollen sich ein wirkliches Bild 
von unserer Partei machen, sie wollen selbst die Wahrheit feststellen und in die Betriebe und 
Verbände  hinaustragen.  Sie  werden  sich  überzeugt  haben,  mit  welch  großem  Ernst  die 
kommunistischen  Delegierten  an  der  Schaffung  einer  Massenkampffront  gegen  die 
Bourgeoisie und gegen deren Lakaien gearbeitet haben. 
Schon  sind  große  Massen  sozialdemokratischer  Arbeiter  mit  der  Kommunistischen  Partei 
verbunden. Eine solche  Entwicklung konnte und kann in Zukunft nicht aufgehalten werden, 
trotz der schamlosen Hetze der sozialdemokratischen Führer. Viele wagen es nur noch nicht, 
so offen aufzutreten wie der sozialdemokratische Arbeiter, der soeben zu uns gesprochen hat. 
Sie  scheuen  sich  noch  davor,  aber  wir  glauben,  daß  die  gemeinsame  Not  auch  diese  Scheu 
überwinden  wird,  daß  die  herrschende  Klasse  bald  vor  der  Tatsache  einer  noch  breiteren 
Einheitsfront des Proletariats stehen wird. 
Der  sozialdemokratische  Redner  war  der  Wortführer  einer  Oppositionsbewegung  innerhalb 
der  SPD  im  ganzen  Ruhrgebiet,  die  wir  als  eine  proletarische  Opposition  bezeichnen  und 
begrüßen.  Wir  machen  einen  großen  Unterschied  zwischen  den  rechten,  den  sogenannten 
linken  sozialdemokratischen  Führern,  den  reformistischen  Gewerkschaftsführern  und  den 
sozialdemokratischen  Arbeitern,  die  so  offen  mit  uns  sprechen  wie  die  Unterzeichner  des 
Briefes, mit denen wir uns verbunden fühlen, selbst wenn sie noch nicht den politischen und 
grundsätzlichen Unterschied zwischen den beiden Parteien verstehen. Aber man sieht doch an 
ihrem Auftreten das gemeinsame Fühlen mit uns, das Vertrauen zu uns als der einzigen Partei 
Deutschlands, die niemals die Arbeiterklasse verraten hat und niemals verraten wird. Das ist 
eine wachsende Erkenntnis. Hier werden wir auch bald zu einer zweiten Etappe kommen, in 
der die Arbeiter sich mit in die revolutionäre Front einreihen, in die Kommunistische Partei. 
Die  Voraussetzungen  dazu  gilt  es  zu  schaffen:  Eine  wirklich  ernste  und  revolutionäre 
Einheitsfront, Bündnis der Werktätigen in Stadt und Land und revolutionäre Massenaktionen 
unter Führung der Kommunistischen Partei. 
Wir  müssen  von  diesem  Parteitag  aus  den  sozialdemokratischen  und  noch  nicht 
kommunistischen Arbeitern sagen, daß die deutsche Arbeiterklasse genauso wie die Arbeiter 
und  Bauern  der  Sowjetunion  ihre  Freiheit  nur  durch  den  schärfsten  Klassenkampf  erringen 
kann.  Gewiß  wird  nicht  von  heute  auf  morgen  die  Entwicklung  und  Organisierung  der 
Kämpfe  zum  Sturz  der  Bourgeoisie  möglich  sein.  Gewiß  sind  Teilkämpfe  möglich,  aber  in 
ihnen wird die Kraft des Proletariats wachsen und zu einem solchen Machtfaktor werden, daß 

die  Frage  der  Machteroberung  gestellt  werden  kann.  Aber  nur  dann  wird  die  deutsche 
Arbeiterkasse  dort  hinkommen,  wenn  sie  die  Losungen,  die  die  Kommunistische  Partei  und 
die Kommunistische Internationale auf ihre Fahne geschrieben haben, zu ihren eigenen macht, 
wenn sie den Weg des revolutionären Klassenkampfes unter Führung der Kommunistischen 
Partei in der Richtung des Kampfes um die Arbeiter- und Bauernregierung beschreitet. 
In diesem Sinne möchte ich abschließend sagen: Wenn der SPD-Genosse uns fragt, wie die 
Zerrissenheit  des  Proletariats  beseitigt  werden  kann,  dann  sagen  wir  ihm  -  so  und  nicht 
anders, so wie ich es in der Antwort auf den Brief gezeigt habe. Unseren Klassenbrüdern, die 
anwesend sind und die das Dokument unterschrieben haben, die sich als die Vertreter für ihre 
Belegschaften und Organisationen an uns wandten, die in der großen Masse der Erwerbslosen 
ihre  Klassenpflicht  erfüllen,  und  allen  Proletariern  Deutschlands  bekundet  der  XI.  Parteitag 
der KPD, daß die KPL) ihre Pflicht erfüllen wird, nachdem wir uns in unseren Beratungen die 
Aufgaben  gestellt  haben,  die  dem  großen  Ziele  dienen,  die  revolutionäre  und  einheitliche 
Klassenfront in Deutschland zu schaffen. 

Rede zur Jugendarbeit der Partei 
 
5. März 1927 
 
Genossen!  Die  Partei  kann  ihre  Aufgaben  nur  erfüllen,  wenn  sie  stets  daran  denkt,  daß  die 
Mehrheit  der  Bevölkerung  aus  den  Frauen  und  der  Jugend,  männlichen  und  weiblichen 
Geschlechts, besteht. Die Frage der Jugend- und der Frauenbewegung hat ja schon auf diesem 
Parteitag  mehrfach  Beachtung  gefunden.  Wir  müssen  diese  beiden  Faktoren  besonders  dort 
beachten, wo die Partei ihre Arbeit am schwächsten durchführt. Auf der einen Seite ist es die 
Frauenbewegung, auf der anderen Seite die Jugendbewegung. Deshalb ist es notwendig, das 
Verhältnis  der  Partei  zur  Jugendorganisation  und  umgekehrt  das  des  KJVD  zur  Partei 
richtigzustellen,  um  die  Bedeutung  der  Aufgaben  der  Jugend  für  das  gesamte  Proletariat  in 
den  Vordergrund  zu  rücken.  Es  ist  unsere  Pflicht  diese  Aufgaben  nicht  nur  im  nationalen, 
sondern auch im internationalen Maßstabe zu stellen. Diese sind: Erstens die Bedeutung der 
Jugend  in  der  Gesamtarbeiterschaft,  zweitens  ihre  Rolle  im  proletarischen  Klassenkampf, 
drittens  die  Bedeutung  der  Jugend  in  der  Epoche  des  Imperialismus  in  Verbindung  mit  der 
imperialistischen Kriegsgefahr, viertens die Aufgaben der Jugend vor der Aufrichtung und in 
den Etappen der Diktatur des Proletariats. 
In  Deutschland  sind  die  Verhältnisse  viel  schwieriger  als  in  anderen  wichtigen 
kapitalistischen  Ländern,  zum  Beispiel  in  England,  wo,  wie  schon  durch  den  englischen 
kommunistischen  Vertreter  zum  Ausdruck  kam,  in  den  letzten  Jahren  die  Zahl  der 
jugendlichen  Mitglieder  auf  2000  gestiegen  ist.  Die  Jugend  hat  dort  schon  eine  besondere 
Bedeutung.  Sie  hat  bei  der  Expedition  der  englischen  Truppen
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  Flugblätter  verteilt  und 
beachtenswerte  Erfolge  erzielt. Die sozialdemokratische Jugend ist dort noch nicht so stark, 
weil  die  Labour  Party  erst  vor  zwei  Jahren  dazu  überging,  eine  Jugendorganisation  zu 
gründen.  In  Frankreich ist die Kommunistische Jugend die einzige bedeutende Organisation 
unter  der  Jungarbeiterschaft,  die  ernsthafte  Arbeit  leistet.  Ich  erinnere  nur  an  die  Tatsache, 
daß bei der Besetzung des Ruhrgebiets die französischen Jugendgenossen mit der deutschen 
Jugend  zusammenarbeiteten,  um  Zersetzungsarbeit  unter  den  französischen  Truppen  zu 
leisten. Der Erfolg war, daß sogar an verschiedenen Stelen des besetzten Gebiets Soldaten bei 
Demonstrationen in den Gesang der „Internationale” mit einstimmten. Diese Beispiele zeigen 
schon  die  Bedeutung  der  Jugend  auch  im  internationalen  Maßstabe,  besonders  unter 
Berücksichtigung  der  Kriegsgefahr,  wie  sie  hier  schon  genügend  gezeigt  worden  ist.  Als 
drittes Beispiel haben wir die Entwicklung der Jugend während der proletarischen Diktatur in 
der  Sowjetunion.  Die  Jugendorganisation  in  der  Sowjetunion  hat  über  zwei  Millionen 
Jungarbeiter in ihren Reihen. Diese Jugend hat deswegen eine so große Bedeutung, weil sie 
insbesondere  die  bäuerliche  Jugend  in  den  verschiedenen  Klubs  und  bei  den 
Zusammenkünften beeinflußt, wo ihnen die Zusammenhänge des sozialistischen Aufbaus klar 
gezeigt  werden  und  wo  die  Jugend  als  kommende  Generation  im  Sinne der  Revolution  und 
nicht im Sinne einer bürgerlichen Ideologie aufgezogen wird, wie das in Deutschland und in 
den übrigen kapitalistischen Ländern der Fall ist. 
Genossen! Welche Aufgaben sehen wir in Deutschland bei schwierigeren Verhältnissen? Wir 
haben in Deutschland die Sozialistische Arbeiterjugend, wir haben die Jugendsektionen in den 
Gewerkschaften,  wir  haben  die  religiöse  Jugend,  die  bürgerliche  Jugend,  und  schließlich 
haben  wir  die  im  militaristischen  Sinne  in  den  „Wehrorganisationen”  erzogene  Jugend.  Die 
katholischen  Jugendorganisationen  haben  schätzungsweise  eine  Mitgliederzahl  von  700000 
bis 900000. Welch eine Vergiftung der Jungarbeiter, die als Lehrlinge in den Großbetrieben 
arbeiten,  noch  dazu,  da  der  Kapitalismus  jetzt  in  verschärftem  Maße  dazu  übergeht,  die 
                                                 
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 Es handelt sich um die Truppen, die zur Unterstützung der englischen Intervention im März 1927 nach China 
geschickt wurden. 

jugendlichen  Lehrlinge  als  Lohndrücker  gegen  die  erwachsene  Arbeiterschaft  zu  benutzen. 
Deshalb  ist  es  wichtig,  diese  gewaltigen  gegnerischen  Organisationen  zu  sehen,  die  neben 
dem  kleinen  Kommunistischen  Jugendverband  existieren  und  in  der  Jugend  ihren 
verderblichen Einfluß ausüben. Wir sind doch eine kleine Organisation im Verhältnis zu der 
großen  Anzahl  der  deutschen    Jungarbeiter.  Die  Verhältnisse  im  Stahlhelm  und  allen 
nationalsozialistischen und bürgerlich-militärischen Organisationen haben besonderen Einfluß 
auf die Jungarbeiterschaft in den ländlichen Gebieten. Haben wir auf dem Lande eine Position 
unter  der  Jungarbeiterschaft?  Wir  haben  nicht  nur  keinen  Einfluß  auf  die  ländlichen 
Proletarier,  sondern  wir    vergessen  ganz  einfach  die  Arbeit  auf  dem  Lande.  Wieviel 
Jungarbeiter sind auf dem Lande, die in der  Ideologie des Faschismus erzogen werden? Die 
Kriegsbestrebungen  des  deutschen  Imperialismus,  die  von  der  Sozialdemokratie  und  den 
Faschisten  unterstützt  werden,  sollten  uns  alle  veranlassen,  die  Jungarbeiterschaft  im 
revolutionären Sinne zu erziehen. 
Es  ist  weiter  eine  Tatsache  von  großer  Bedeutung,  daß  sich  die  Sozialdemokratie  und  die 
Gewerkschaftsbürokratie  in  keinem  wirtschaftlichen  Kampfe  mit  den  Forderungen  der 
Jugendlichen  beschäftigt.  Es  wird  meistens  nur  um  die  Forderungen  der  älteren  Kollegen 
gekämpft. Man bringt niemals den Kampf der erwachsenen Arbeiterschaft mit der Jugend in 
Verbindung.  Man  scheidet  die  Jugend  aus,  und  das  Schlimmste  ist,  daß  unsere  eigenen 
Genossen  in  der  Partei  vergessen,  selbst  Forderungen  für  die  Jugend  in  den  Betrieben  zu 
stellen. So haben zum Beispiel am 1. März 150 jugendliche Arbeiter der Werft-AG Weser die 
Arbeit niedergelegt. Sie  forderten 10 Pfennig  Lohnerhöhung je Stunde.  Nun stellt euch vor, 
wie es auf die jugendlichen Arbeiter wirken muß, wenn die älteren Arbeiter arbeiten, während 
die Jugend in den Streik geht. Welch ein Verhältnis ist das? Das ist die Aufgabe der Partei, 
die  Jugend  zu  unterstützen,  und  zwar  so,  daß  man  sie  mit  in  die  wirtschaftlichen  Kämpfe 
hineinzieht. 
Eine  andere  Angelegenheit,  die  wichtig  ist.  Die  Jugend  kann,  da  sie  zum  Teil  in  einem 
Lehrverhältnis  steht,  sehr  leicht  zu  Streikbrecherarbeit  veranlaßt  werden.  Gesetzlich  ist  das 
nicht einmal zulässig. Aber wenn die Arbeiter im Betrieb nicht stark genug sind, wird sehr oft 
die  Jugend  dazu  angehalten,  Notstandsarbeit  zu  leisten,  die  von  uns  als  Streikbrecherarbeit 
bezeichnet werden muß. Die Jugend hat die großen Wirtschaftskämpfe der letzten Jahre nicht 
mitgemacht.  Deswegen  müssen  wir  der  Jugend  auf  diesem  Gebiete  die  größte 
Aufmerksamkeit schenken und sie unterstützen, weil ihr die Erfahrung aus diesen Kämpften 
fehlt. Zu einer zweiten Frage: Wie hat die Partei sich einzustellen, um die Jugend gegen die 
Offensive des Bürgerblocks zu unterstützen, die ja gegen die  Gesamtarbeiterschaft  gerichtet 
ist?  Das  Schund-  und  Schmutzgesetz,  die  Gesetze,  die  in  Vorbereitung  sind,  zum  Beispiel 
über das Vereins- und Versammlungsrecht, das Konkordat, das Reichsschulgesetz, alle diese 
Gesetze  bedeuten  einen  Angriff  auf  die  grundlegenden  Rechte  der  Jugend.  In  der 
Verteidigung  dieser  Rechte  müssen  wir  die  Jugend  tatkräftig  unterstützen,  nicht  nur  durch 
Anträge in den Parlamenten, sondern indem wir auch  außerparlamentarisch, in den Betrieben 
und  Gewerkschaften,  einen  ernsthaften  Kampf  gegen  die  Rechtlosmachung  der  Jugend 
führen. 
Die  Partei  steht  im  Verhältnis  8:1  zum  Kommunistischen  Jugendverband.  Das  ist  ein 
unmögliches Verhältnis. Die wenigen Genossen in der Jugend können die großen Aufgaben 
keineswegs  erfüllen.  Die  Partei  ist  nicht  nur  verpflichtet,  die  Jugend  zu  unterstützen  und 
immer  neue  Streiter  in  die  Kommunistische  Jugend  hineinzubringen,  sondern  wir  müssen 
unsere  eigenen  Kinder in den Jungspartakusbund bringen, um eine neue Generation für den 
Kommunistischen  Jugendverband  zu  erziehen.  Die  Beschlüsse  der  erweiterten  Exekutive 
legen  uns  allen  diese  Verpflichtung  auf.  Das  Plenum  der  erweiterten  Exekutive  hat  in  den 
Thesen über die Bolschewisierung folgendes erklärt: 
 
„Eine der Aufgaben der Bolschewisierung besteht darin, restlos die Arbeiterjugend der ganzen Welt zu 
erobern, jene Generation von Arbeitern, die unter den Verhältnissen des imperialistischen Weltkriegs 

und des Beginns der Weltrevolution herangewachsen ist. Wenn die Sozialdemokratie sich vorwiegend 
auf  die  am  meisten  verbürgerlichte  Spitze  der  in  der  Friedensperiode  entstandenen 
Arbeiteraristokratie stützt, so haben die kommunistische Parteien der ganzen Welt unter anderem die 
Aufgabe,  die  restlose  Organisierung  der  gesamten  proletarischen  Jugend  der  neuen  Epoche  unter 
unserem Banner anzustreben.” 
[Erweiterte Exekutive März/April 1925, Thesen und Resolutionen”, S. 27. 
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