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„Bürgerschaftsprotokoll”, 
19. Sitzung, 30. März 1921.

Zur Taktik der Kommunistischen Internationale 
 
Aus der Rede auf dem III. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale 
2. Juli 1921 
 
Genossen und Genossinnen! Ich bedaure außerordentlich, daß es mir nicht gelungen ist, nach 
der Rede des Genossen Trotzki zu sprechen, weil Genosse Trotzki, wie ich höre, eine scharfe 
Attacke  gegen  die  Abänderungsvorschläge  der  deutschen  Delegation  zu  reiten  beabsichtigt. 
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit den Ausführungen des Genossen Sinowjew zu 
beschäftigen. Er sagte, hier sei zum Ausdruck gebracht worden, daß die Linke grausam und 
die Rechte sanft behandelt werde. Und er behauptet, die Diskussion habe ergeben, daß sich 
die  Partei  in  manchen  Ländern  infolge  der  Einstellung  der  Linken  von  der  schlauen 
Bourgeoisie  aus  dem  Loche  herauslocken  lassen  werde.  Er  hat  die  Tendenz  in  den 
Vordergrund  gestellt:  Ich  [Sinowjew]  bin  der  Meinung,  daß  es  möglich  ist,  wenn  innerhalb 
der  Kommunistischen  Internationale  zwei  Strömungen  bestehen,  diese  künstlich 
zusammenzukitten.  -  Es  besteht  die  Gefahr,  daß  die  zentristischen  Strömungen  Gelegenheit 
haben werden, bei einem Vorgehen der Bourgeoisie dieselben Tendenzen durchzusetzen und 
zu  sagen,  wir  dürfen  nur  den  Kampf  aufnehmen,  wenn  die  Mehrheit  des  Proletariats  hinter 
uns  steht.  Ich  berufe  mich  auf  das  Wort,  daß  die  Bourgeoisie  die  junge  Kommunistische 
Partei  aus  ihrem  Loch  herauslocken  könnte.  Es  heißt,  die  Märzaktion,  ein  aufgezwungener 
Kampf, ist ein Schritt vorwärts. Es war so, daß die Kommunistische Partei, als ihr der Kampf 
aufgezwungen  wurde,  vor  die  Frage  gestellt  wurde,  entweder  mit  Protesten  demonstrativer 
Natur  vorzugehen  oder  die  in  Mitteldeutschland  kämpfenden  Brüder  zu  unterstützen.  Die 
Masse in Deutschland hätte es nicht verstanden, wenn man ihre mitteldeutschen Brüder hätte 
verbluten  lassen.  Auch  am  17.  März  waren  es  die  Einstellung  und  das  Verlangen  einzelner 
Bezirke,  nicht  nur  das  Verlangen  der  Zentrale,  daß  die  Partei  endlich  aus  ihrer 
Demonstrationspolitik herauskomme. 
Es  war  die  revolutionäre  Ungeduld  der  Massen,  die  ein  Symptom  des  Zerfalls  der 
kapitalistischen Gesellschaft ist und die zeigt, daß die Masse kämpfen will. 
Man  kann  die  deutschen  Verhältnisse  nicht  so  beurteilen,  wie  das  Trotzki  beim  ersten 
Tagesordnungspunkt  getan  hat.  Ich  bin  überzeugt,  daß  eine  allgemeine  Prosperität  in 
Deutschland  einen  anderen  Charakter  annehmen  würde.  Wir  werden  hier  nicht  eine  erhöhte 
Produktion,  sondern,  nach  den  Verpflichtungen  gegenüber  der  Entente,  eine  Verminderung 
der  Produktion,  erhöhte  Erwerbslosigkeit  und  Gärung  in  der  Arbeiterschaft  haben.  Die 
deutsche Partei steht dann vor der schwierigen Aufgabe, festzustellen, ob sie die Sympathien 
der  Mehrheit  des  Proletariats  hat.  Wir  haben  uns  in  den  Gewerkschaften  und  in  allen 
sonstigen Institutionen darauf eingestellt, daß der Generalstreik in den bewaffneten Aufstand 
hinüberwächst. Denn wenn die Partei zum Generalstreik auffordert, wird die Bourgeoisie alle 
Kräfte gegen das Proletariat ausspielen. 
Wenn die Kommunistische Partei in der Märzaktion die Elite des kämpfenden revolutionären 
Proletariats im Stiche gelassen hätte, so hätte es bedeutet, daß man den revolutionären Flügel 
von der Kommunistischen Partei getrennt hätte. Das ist das Wichtigste, und das haben wir in 
der Situation erkannt. 
Aber  wir  müssen  in  dieser  Frage  auch  erkennen,  daß  Männer  in  der  Partei,  die  sich  noch 
vordem  auf  den  Standpunkt  stellten,  daß  die  Märzaktion
4
  ein  bakunistischer  Putsch  sei,  auf 
dem Kongreß zur Überzeugung gekommen sind, daß das eine falsche Auffassung gewesen ist. 
Aber stellen Sie sich einmal vor: In einem Augenblick, da alles gegen die auf Tod und Leben 
kämpfende Kommunistische Partei wütete, gingen Genossen, die in der Partei sind und bereits 
in  einer  anderen  Frage  ganz  klar  gezeigt  haben,  daß  der  Weg  der  Partei  ihnen  nicht  gefällt, 
                                                 
4
 Gemeint ist die Aktion des deutschen Proletariats im März 1921 in Mitteldeutschland. 

dazu über, der Partei so in den Rücken zu fallen, wie Kautsky der russischen Revolution im 
Jahre 1918. Das war eine Situation, in die man sich hineindenken muß. Eine solche „Kritik” 
können vielleicht Männer begreifen, die in der Partei stehen und theoretisch in ihr arbeiten, 
aber wie sollen die Massen reagieren, wenn sie sehen, daß in einer Partei solche Strömungen 
vorhanden  sind,  wo  die  straffste  Disziplin  herrschen  sollte?  Innerhalb  der  Partei  können 
solche  Differenzen  ausgetragen  werden,  aber  nicht  in  der  Öffentlichkeit.  Das  ist  das 
Verbrechen,  das  die  Genossen  begangen  haben.  Die  Genossen  hatten  nichts  anderes  zu  tun, 
als sich der Disziplin der Partei zu unterwerfen. 
Wir  haben  die  Beweise  dafür  in  der  Hand,  daß  man  in  der  Partei  schon  heute  dazu 
übergegangen  ist,  sich  zur  Spaltung  zu  organisieren.  Genosse  Däumig  hat  in  Berlin  bereits 
Versammlungen abgehalten, in denen man einen organisatorischen Apparat aufstellen wollte, 
der bezweckt, die Partei zu zerschlagen. Diese Gefahr besteht nicht von links. Ich behaupte, 
daß in allen Bezirken Deutschlands die gesamte Arbeiterschaft, die in der VKPD organisiert 
ist,  hinter  der  Partei  stand  und  daß  Genossin  Clara  Zetkin  und  die  anderen,  die  eine  kleine 
Minorität,  vielleicht  fünf  bis  sieben  Prozent,  hinter  sich  haben,  doch  versuchen,  in  der 
Öffentlichkeit und hier auf dem Kongreß zu zeigen, welch mächtige Position sie einnehmen. 
Deswegen ist es eine Gefahr, wenn man ihnen Rechnung trägt und die scharfen Waffen gegen 
die  Genossen  anwendet,  die  auf  Grund  der  ganzen  ökonomischen  Verhältnisse  gezwungen 
waren, das Proletariat in die Aktivität hineinzubringen. Wir haben bereits auch in Hamburg in 
Mitgliederversammlungen  über  die  großen  Fehler,  die  organisatorischen  Mängel,  über  die 
falsche theoretische Einstellung gesprochen, sie scharf kritisiert und zum Ausdruck gebracht, 
was wir für die Zukunft aus diesem Kampf gelernt haben. Deswegen ist dieser Kampf nicht 
eine Niederlage für die Partei gewesen, wenn auch eine für das Proletariat. Für die Partei war 
es  ein  Sieg  nach  der  Richtung  hin,  daß  sie  von  den  Massen  gestärkt  aus  diesem  Kampf 
hervorgegangen  ist.  Im  Proletariat  selbst  war  im  Februar  und  März  eine  solche  Meinung 
verbreitet, daß wir uns meist auf Demonstrationen beschränkten und dem Kampf auswichen. 
Wir stehen in Deutschland auf dem Standpunkt, daß die Partei sich bei den inneren Kämpfen 
und  bei  der  Zuspitzung  der  auswärtigen  Lage  auf  der  Linie  der  Beschlüsse  des  II. 
Internationalen  Kongresses  entwickeln  muß.  Die  Märzaktion  hat  uns  in  dieser  Beziehung 
Recht gegeben. 
Genossin  Zetkin  hat  deutlich  zum  Ausdruck  gebracht,  daß  man  sich  für  die  Zukunft  nicht 
binden  will,  über  die  Fehler  und  Mängel  der  Märzaktion  nicht  in  aller  Öffentlichkeit  zu 
sprechen.  Stellen  Sie  sich  vor,  welche  Situation  sich  daraus  für  die  Kommunistische  Partei 
ergibt! Alles ist gegen die Kommunistische Partei eingestellt, die mehrheitssozialistische, die 
bürgerliche Presse usw. Die suchen uns als Henkersknechte hinzustellen. Und wenn man dann 
noch  in  Versammlungen,  durch  Leitartikel  usw.  nach  außen  zeigt,  daß  in  der  Partei 
Strömungen  vorhanden  sind,  die  sagen,  die  Partei  habe  ein  Blutbad  angerichtet,  dann  muß 
man gegen die öffentliche Kritik sein. Aber ich bin noch aus einem anderen Grunde dagegen: 
Die Genossen, die sich der Disziplin nicht fügen wollen, gehören nicht in die Partei. Innerhalb 
der  Partei  kann  man  sich  über  alle  Dinge  aussprechen,  aber  über  den  Rahmen  der  Partei 
hinaus  die  Öffentlichkeit  unterrichten,  das  ist  ein  Fehler,  den  ich  verurteile.  Wir  stehen  auf 
dem Standpunkt, daß der Weg, der heute eingeschlagen worden ist, ein Weg ist, der krisenhaft 
sein kann. 
Ich  bin  diszipliniert  und  zentralistisch;  dazu  habe  ich  mich  durchgerungen.  Ich  bin  so 
zentralistisch, daß ich die Beschlüsse befolge. Aber ich weise darauf hin, daß die Einstellung 
der  Kommunistischen  Partei  in  Deutschland  eine  andere  ist  und  daß  sie  auf  Grund  der 
Abänderung der Thesen in einem Umfang verstärkt wird, der bei dem krisenhaften Zustand in 
Deutschland außer-ordentlich schwer ist. Wir werden einen schweren Kampf mit den Parteien 
haben, die rechts von uns stehen. 
„Protokoll des III. Kongresses der Kommunistischen Internationale, 
Moskau, 22. Juni bis 12. Juli 1921”, S. 633-637.

Rede auf dem VII. Parteitag 
der KPD in Jena 
 
23. August 1921 
 
Dieser  Parteitag  der  deutschen  Kommunistischen  Partei  ist  der  erste  Parteitag,  der  vor  der 
ganzen  Welt  Stellung  nimmt  zu  den  Beschlüssen  des  III.  Weltkongresses.  Es  ist  deshalb 
notwendig,  daß  wir  innerhalb  der  verschiedenen  Strömungen,  die  sich  hier  gezeigt  haben, 
durch eine Resolution eine einheitliche klare Linie zum Ausdruck bringen, wie die deutsche 
Kommunistische Partei die Beschlüsse des III. Weltkongresses aufnimmt. 
Genossen!  Ich  habe  in  Moskau  den  abgeschlossenen  sogenannten  Friedensvertrag  nicht 
mitunterzeichnet,  weil  ich  ganz  bestimmt  wußte,  daß  ein  Teil  derjenigen  Genossen,  die  der 
Opposition  angehören,  die  Beschlüsse  des  Weltkongresses  nicht  innehalten  und  die  Freiheit 
der  Kritik  in  den  weitesten  Grenzen,  wie  sie  dort  gezogen  wurden,  zum  Schaden  der  Partei 
ausnutzen würden. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß eine kommunistische Partei sich immer 
einzustellen  hat  auf  die  ökonomische  Situation  und  die  Verhältnisse  ihres  Landes.  Der  III. 
Weltkongreß  ist  natürlich  ein  Summarium  von  kommunistischen  Parteien  aus  den 
verschiedenen  Ländern,  und  es  ergibt  sich,  daß  die  Tendenzen  in  den  einzelnen 
kommunistischen  Parteien  ganz  andere  sind,  weil  die  Verhältnisse  in  jedem  Lande 
verschieden sind. Man hat zum Beispiel auf dem Weltkongreß selbst gesehen, daß die Politik, 
Taktik  und  Tendenz  der  französischen  und  auch  der  tschechoslowakischen  Partei  eine  ganz 
andere  ist  als  die  derjenigen  Parteien,  die  durch  schwere,  große  Kämpfe  und  Niederlagen 
hindurchmarschiert sind. Die deutsche Kommunistische Partei hat auf dem Weltkongreß eine 
große Rolle gespielt, weil für die Gesamttaktik innerhalb der  Internationale die Erfahrungen 
aus der Märzaktion zur Grundlage einer einheitlichen taktischen Linie genommen wurden. 
Über  die  Haltung  der  deutschen  Delegation  muß  ich  sagen,  daß  es  ein  Fehler  war,  daß  die 
Genossen von der  Zentrale in Berlin für die  Leitung der Delegation bestimmt wurden. Dies 
war  deshalb  nicht  richtig,  weil  der  Gedankengang  der  verschiedenen  Bezirksdelegierten  ein 
ganz  anderer  war,  als  ihn  die  Genossen  der  Zentrale  dort  tatsächlich  vertreten  haben. 
Innerhalb  der  Delegation  entstanden  dadurch  natürlich  Differenzen,  die  im  wesentlichen 
taktischer  Natur  waren.  Wenn  heute  in  der  Resolution  der  Zentrale  die  Haltung  einzelner 
Genossen  der  Zentrale  in  bezug  auf  ihre  Auffassung  über  die  Offensivtheorie  preisgegeben 
wird,  so  will  ich  betonen,  daß  eine  solche  Offensivtheorie  von  den  Massen  überhaupt  nicht 
verstanden werden konnte. Für uns stand die Frage so, daß die Partei, die passiv eingestellt 
war, eine gewisse Etappe durchmachen mußte, um aktiv zu werden. 
Nun zum Referat des Genossen Trotzki, der sich in der Behandlung der Weltwirtschaftskrise 
viel zuviel vom ideologischen Standpunkt aus leiten ließ.  Ich bedauere außerordentlich, daß 
die dort auf dem Kongreß anwesenden Theoretiker der Partei prinzipiell absolut nichts gegen 
die  Auffassung  des  Genossen  Trotzki  eingewendet  haben.  Wir  als  Arbeiter  konnten  es 
allerdings  nicht  mit  den  erfahrenen  Theoretikern  der  russischen  Partei  aufnehmen.  Wir 
werden  aber,  wenn  alle  Thesen  und  Referate  im  Wortlaut  vorliegen,  uns  in  der  Presse  und 
auch  in  der  Mitgliedschaft  damit  zu  beschäftigen  haben,  daß  auf  Grund  der  ökonomisch 
zugespitzten Situation in Deutschland, entgegen der Auffassung Trotzkis, die Prosperität, die 
Herstellung  des  kapitalistischen  Gleichgewichts,  natürlich  einen  ganz  anderen  Charakter 
bekommt als in allen anderen kapitalistischen Ländern. Wir befinden uns in einem Stadium, 
in  dem  durch  den  Druck  des  Kapitals  auf  das  Proletariat  die  wirtschaftlichen  Kämpfe  so 
entbrennen  werden,  daß  die  Gewerkschaftsbürokratie  besonders  bei  ihren  momentan 
schwachen  finanziellen  Kassenbeständen  versuchen  wird,  soweit  wie  möglich  jedem 
Lohnkampfe  aus  dem  Wege  zu  gehen.  Es  muß  sich  in  dieser  Situation  zeigen,  ob  wir  als 
revolutionäre Kommunistische Partei den Massen gegenüber unsere Pflicht und Schuldigkeit 
tun. 

Genosse Trotzki hat auf dem Kongreß im allgemeinen diejenigen Genossen und Delegationen 
unterstützt, die sich als die sogenannten Rechten bezeichneten, und er hat mit der Peitsche auf 
die  Linke  losgeschlagen.  Wenn  man  von  linken  Dummheiten  und  von  Schreihälsen  der 
Linken spricht, so ist es selbstverständlich notwendig, ganz präzise zum Ausdruck zu bringen, 
was man damit meint. Es gibt doch wohl überall Genossen, die in ihrer  Einstellung oder in 
sonstiger Form etwas von den anderen abstechen. Aber hier handelt es sich darum, wer seine 
Pflicht und Schuldigkeit innerhalb des Kampfes, innerhalb der Kommunistischen Partei getan 
hat  oder  nicht.  Ich  habe  schon  in  Moskau  zum  Ausdruck  gebracht:  Ein  revolutionärer 
Kämpfer  ist  verpflichtet,  auch  wenn  theoretische  Fehler  in  der  Einstellung  gemacht  worden 
sind, wenn die Organisation in ihrem ganzen Apparat nicht so war, wie sie sein sollte, aber 
wenn es zum Kampfe kommt, mitzukämpfen und sich der Parteidisziplin unterzuordnen. Und 
diejenigen Genossen, die heute kommen und sagen: Wegen der falschen Einstellung, wegen 
der Fehler konnten wir nicht mitmachen - die haben sich der Disziplin der Kommunistischen 
Partei im Kampfe nicht unterworfen. Wir hatten die erste Feuerprobe zu bestehen, wobei sich 
erwies,  daß  die  Partei  innere  Schwächen  hatte.  Sie  hatte  Schwächen  in  organisatorischer 
Hinsicht und im Hinblick darauf, daß Personen in der Kommunistischen Partei waren, die in 
den Kampfsituationen sich nicht als revolutionäre Kämpfer zeigten. Ferner waren sehr viele 
Bezirksleitungen  nicht  so  eingestellt,  daß  sie  die  Parole  der  Kommunistischen  Partei: 
„Generalstreik”  unterstützten.  Wenn  man  schon  alle  Fehler  der  Märzaktion  kritisiert,  dann 
heißt  es  auch,  als  Kommunist  deutlich  zum  Ausdruck  zu  bringen,  daß  wir  aus  den 
Erfahrungen der Kämpfe der Märzaktion so viel Lehren gezogen haben, daß sie für uns große 
Erfolge sind. Wenn es auch eine Niederlage des Proletariats gewesen ist, so sage ich: Es ist 
insofern  ein  Sieg  für  die  deutsche  Kommunistische  Partei,  da  wir  gesehen  haben,  welche 
ungeheuren, unbedingt zu beseitigenden Schwächen wir innerhalb der Partei haben. 
Unsere  Aufgabe  ist  es,  jetzt  die  Lehren  aus  den  Beschlüssen  des  III.  Kongresses  zu  ziehen, 
nicht soviel zu theoretisieren, sondern Fühlung mit allen mit uns sympathisierenden und auch 
mit rechts von uns stehenden Massen zu bekommen. Wir werden die Fühlung mit den Massen 
bekommen,  aber  nicht  nur  durch  eine  richtige  Propaganda  und  Agitation,  sondern  dadurch, 
daß wir als deutsche Kommunistische Partei bei all diesen wirtschaftlichen Kämpfen zeigen, 
daß  wir  als  Vorhut  des  Proletariats  voranmarschieren.  Als  Vorhut,  die  jeden  Kampf 
unterstützt  und  die,  wenn  in  verschiedenen  Wirtschaftsgebieten  sich  irgendwelche 
wirtschaftlichen  Kämpfe  zuspitzen  sollten,  auch  gewillt  ist,  diese  Kämpfe  bis  zum 
endgültigen Kampf um die politische Macht zu steigern. 
 
„Bericht über die Verhandlungen 
des 2. Parteitages der Kommunistischen Partei Deutsch- 
lands (Sektion der Kommunistischen Internationale), 
abgehalten in Jena vom 22. bis 26. August 1921”, 
S. 250-252.

11. VERBANDSTAG DES  
DEUTSCHEN TRANSPORTARBEITERVERBANDES 
 
Berlin, 3. bis 8. September 1922 
 
Begründung der Entschließung gegen die 
Arbeitsgemeinschaftspolitik 
 
5. September 1922 
 
Bei der Kürze der Redezeit muß ich mich darauf beschränken, die vorliegende Entschließung 
zu  begründen,  und  kann  auf  den  eigentlichen  Geschäftsbericht  nur  wenig  eingehen.  Ich 
bedaure, daß so wenig Kolleginnen unter den Delegierten vertreten sind. Entweder fehlt bei 
den weiblichen Mitgliedern noch das nötige gewerkschaftliche Empfinden, oder die Kollegen 
haben es versäumt, die Kolleginnen in der nötigen Weise zu schulen. Aus den vom Kollegen 
Schumann  angeführten  Zahlen  allein  kann  man  keine  Schlüsse  auf  die  Stärke  der 
Organisation ziehen. Es ist vor allem wichtig, welcher Geist den Verband beseelt.  Ich freue 
mich,  daß  Schumann  nicht  nur  für  das  Koalitionsrecht  der  Arbeiter  eingetreten  ist;  sondern 
auch für das uneingeschränkte Koalitionsrecht der Beamten und Angestellten des Staates. Die 
Redaktion  des  „Courier”  hat  beim  Eisenbahnerstreik  den  entgegengesetzten  Standpunkt 
vertreten. Dieser wirtschaftliche Kampf wurde aus der Notlage der Eisenbahner geboren. Wir 
hoffen,  daß  in  Zukunft  auch  von  dieser  Seite  das  Streikrecht  der  Beamten  anerkannt  wird. 
Schumann erklärte, ein Kommunist sei ihm als tüchtiger Beamter ebenso lieb wie ein anderer. 
Er 
hat 
sich 
damit 
in 
Gegensatz 
zu 
dem 
Sekretär 
der 
Internationalen 
Transportarbeiterföderation  gestellt,  der  mit  einer  geradezu  unglaublichen  Frechheit  (Große 
Unruhe  und  Protestrufe.),  der  mit  einer  geradezu  unglaublichen  Frechheit,  sage  ich  … 
(Erneute Unruhe. - Vorsitzender Ortmann rügt diesen Ausdruck.) Der Sekretär hat hier Urteile 
gefällt, die gar nicht den Tatsachen entsprechen. Er wirft den französischen Gewerkschaften 
vor,  daß  sie  nicht  den  Versuch  gemacht  haben,  die  Munitionserzeugung  zu  verhindern.  Im 
Zusammenhang  damit  sagte  er,  daß  die  deutschen  Transportarbeiter  die  Weiterbeförderung 
von  Munition  verhindert  hätten.  Die  Kollegen  kennen  ja  den  Fall  von  Halle,  wo  eine 
Waggonladung  in  die  Luft  gesprengt  wurde.  Sie  wissen  aber,  daß  diese  Kollegen  von  den 
deutschen  Klassengerichten  aufs  schärfste  verurteilt  worden  sind.  In  Frankreich  wurde  auf 
dem  Internationalen  Transportarbeiterkongreß  mehrfach  festgestellt,  daß  sich  die 
französischen  Gewerkschaften  mit  aller  Energie  dafür  eingesetzt  haben,  die  Erzeugung  und 
Beförderung  von  Munition  zu  verhindern.  Ich  erinnere  nur  daran,  daß  wir  in  Hamburg 
mehrfach  festgestellt  haben,  daß  die  Seeleute  und  die  Hafenarbeiter  sich  nicht  genügend 
darum gekümmert haben, wenn Munition durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal kam. Wir haben 
schon in Stuttgart, Köln und Breslau auf den Verbandstagen gezeigt, daß in der theoretischen 
Einstellung  eines  Paul  Müller  nicht  die  Tendenz  vorhanden  war,  die  einem  Proletarier 
gebührt.  Als  wir  in  Stuttgart  auf  seine  alldeutschen  Artikel  hinwiesen,  stützte  der 
Hauptvorstand  leider  diesen  Paul  Müller,  obwohl  er  schon  damals  nicht  das  Interesse  der 
Seeleute, sondern das der Reederkapitalisten vertrat. Im Interesse der Seemannsproletarier ist 
es zu begrüßen, daß dieser Mann aus der Arbeiterbewegung ausgeschieden ist. Ich freue mich, 
daß  der  Hauptvorstand  ihn  jetzt  hat  fallenlassen.  Die  Arbeitsgemeinschaftspolitik  ist  von 
verschiedenen  Rednern  ganz  falsch  dargestellt  worden.  Man  hat  das  einfach  mit  den 
Tarifverträgen  verbunden.  Das  ist  völlig  falsch.  Die  Arbeitsgemeinschaften  haben 
hauptsächlich  wirtschaftspolitische  und  sozialpolitische  Fragen  zu  besprechen.  Nur  im 
Zusammenhang  damit  können  sie  sich  mit  Tariffragen  beschäftigen,  aber  sie  sind  nicht  mit 
Tarifgemeinschalten  auf  eine  Stufe  zu  stellen.  Der  Bauarbeiterverband  ist  aus  der 

Arbeitsgemeinschaft  ausgeschieden.  Der  Metallarbeiterverband  steht  prinzipiell  auf  dem 
Standpunkt,  jede  Arbeitsgemeinschaftspolitik  abzulehnen.  Im  AfA-Bund 
(Abkürzung  für 
Allgemeiner  freier  Angestelltenbund.  Die  Red.)
  bestehen  starke  Strömungen  gegen  die 
Arbeitsgemeinschaft.  An  verschiedenen  Beispielen  will  ich  zeigen,  daß  der  Gedanke  der 
Arbeitsgemeinschaft  zuerst  vom  Unternehmertum  ausging,  das  nach  der  Revolution  die 
Gegensätze zwischen Kapital und Arbeit überbrückt sehen wollte. Es war die Fortsetzung der 
Burgfriedenspolitik  des  Krieges.  Der  Achtstundentag  ist  nicht  auf  das  Konto  der 
Arbeitsgemeinschaften  zu  setzen.  Die  Erkämpfung  des  Achtstundentages  hat  sich  in  jenen 
Revolutionstagen vollzogen, als die Arbeiterschaft ihre Vertreter dazu zwang, die Forderung 
des  Achtstundentages  praktisch  durchzusetzen.  Die  Arbeitsgemeinschaft  hat  gegen  die 
Teuerung  nicht  das  getan  und  geleistet,  was  notwendig  wäre.  Wenn  man  auf  die  rein 
äußerliche  Parität  hinweist,  so  steht  es  doch  in  der  Praxis  fest,  daß  Vertreter  der  Hirsch-
Dunckerschen
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und 
christlichen 
Organisationen 
und 
des 
Deutschnationalen 
Handlungsgehilfenverbandes usw. gleichzeitig in der Zentralarbeitsgemeinschaft sitzen. Es ist 
von den Arbeitsgemeinschaften nicht das  Nötige gegen den Ausverkauf  Deutschlands  getan 
worden.  Kollege  Thomas  sagte  schon  deutlich,  daß  ein  anderer  Geist  in  der  Kollegenschaft 
geweckt werden muß. Der Vorteil in bezug auf die Einblicke in das Wirtschaftsleben durch 
die  Arbeitsgemeinschaften  ist  ganz  minimal.  Wir  müssen  das  psychologische  Moment  im 
Proletariat  berücksichtigen,  und  das  wendet  sich  gegen  die  Arbeitsgemeinschaftspolitik. 
Darauf  sollte  man  mehr  Rücksicht  nehmen  als  auf  die  psychologische  Einstellung  der 
Kapitalisten.  Die  Vertreter  der  Kapitalisten  in  den  Arbeitsgemeinschaften  werden  natürlich 
versuchen, ihre Klasse so scharf wie möglich zu vertreten. Selbst die schärfsten Vertreter der 
Großindustrie haben sich energisch für die Arbeitsgemeinschaften eingesetzt. Ich erinnere an 
Stinnes,  an  Dr.  Vögler,  Dr.  Sorge  usw.  Alle  diese  Leute  haben  ausgesprochen,  daß  diese 
Vernunftehe  zwischen  Kapital  und  Arbeit  für  das  Unternehmertum  sehr  günstig  sei.  Aus 
diesen  Gründen  dürfte  sich  der  Verbandstag  nicht  auf  den  Standpunkt  stellen,  den  Kollege 
Schumann  eingenommen  hat.  Der  Gewerkschaftskongreß  hat  in  seiner  Mehrheit,  soweit  die 
Delegierten in Betracht kamen, die Arbeitsgemeinschaftspolitik grundsätzlich abgelehnt. Und 
der  ADGB  muß  doch  auch  für  uns  ausschlaggebend  sein.  Bei  der  Zusammensetzung  dieses 
Verbandstages ist es vielleicht begreiflich, wenn Schumann eine Brücke suchen will, die auch 
die prinzipiellen Gegner der Arbeitsgemeinschaft betreten sollen. Es ist doch ein Unding, als 
grundsätzlicher Gegner  diese Politik aus Zweckmäßigkeitsgründen zu unterstützen.  Ich bitte 
um Annahme unserer Resolution. 
 

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