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Entschließung gegen jede Beteiligung 
an den Arbeitsgemeinschaften 
 
Seit  Ausbruch  der  Revolution  versucht  die  kapitalistische  Gesellschaft  durch  straffen 
Zusammenschluß  ihrer  Kräfte  und  deren  rücksichtslose  Einsetzung  im  wirtschaftlichen  und 
politischen  Kampf,  die  Arbeiterschaft  zu  willenlosen  Ausbeutungsobjekten  herabzudrücken. 
Die  Klassengegensätze  und  Klassenkämpfe  durch  Arbeitsgemeinschaften  zwischen  Kapital 
und Arbeit zu überbrücken, ist ein Versuch, der in der Praxis nur Verwirrung in die Reihen 
der  Arbeiterschaft  trägt  und  den  erforderlichen  Klassenkampf  unterbinden  muß.  Das 
Zusammenwirken  zwischen  Arbeitervertretern  und  Kapitalisten  auf  dem  Boden  der  rein 
äußerlich  vorhandenen  Parität  und  der  nur  scheinbaren  Gleichberechtigung  in  den 
Arbeitsgemeinschaften  liegt  besonders  in  der  jetzigen  Periode,  wo  durch  jede 
                                                 
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  Hirsch-Dunckersche  Gewerkschaften  -  die  1868  von  Max  Hirsch  und  Franz  Duncker  im  Auftrage  der 
Bourgeoisie  gegründeten  Gewerkvereine,  auch  als  „gelbe”  Gewerkschaften  bekannt.  Hirsch  und  Duncker 
predigten die „Harmonie der Klasseninteressen”, suchten die Arbeiter vom revolutionären Klassenkampf gegen 
die Bourgeoisie abzulenken und waren bestrebt, die Aufgaben der Gewerkschaftsbewegung nur auf gegenseitige 
Hilfe und kulturelle Aufklärung zu beschranken. 

Reparationskrise  die  Klassengegensätze  sich  aufs  schärfste  zuspitzen,  nicht  im  Interesse 
unserer Organisation und somit der gesamten Transportarbeiterschaft. Deswegen lehnt der 11. 
Verbandstag  des  Deutschen  Transportarbeiterverbandes  jede  Beteiligung  an  den 
Arbeitsgemeinschaften grundsätzlich ab. 
Unterzeichnet: Thälmann, Erdmann, Wolf, Walter, Mahron usw. 

Amsterdamer oder Rote Gewerkschaftsinternationale 
 
6. September 1922 
 
Kollegen und Kolleginnen! Kollege Döring hat schon darauf hingewiesen, daß auf der ersten 
Konferenz,  die  nach  dem  Kriege  stattfand,  Schwierigkeiten  entstanden,  die  internationale 
Organisation zusammenzufassen. Das ist verständlich, denn die internationale Solidarität, die 
die  Internationale  Transportarbeiterföderation  zum  Grundsatz  hatte,  ist  bei  Ausbruch  des 
Krieges  nicht  gewahrt  worden.  Es  sind  überall  die  imperialistischen  Tendenzen 
ausschlaggebend  gewesen.  Der  Zentralrat  der  ITF  hat,  worüber  in  Amsterdam  mit  Recht 
Beschwerde geführt wurde, nicht eingegriffen, als von deutscher Seite der Unterseebootkrieg 
in die Wege geleitet wurde. Auf dem Kongreß in Christiania hat man Stellung genommen zu 
der  einheitlichen  Richtung  innerhalb  der  Arbeiterbewegung.  Wir  können  von  unserem 
Standpunkt aus verstehen, daß unüberbrückbare Gegensätze bestehen, die sich auf Grund der 
Organisationsform  und  auf  Grund  der  politischen  Einstellung  einzelner  Gewerkschaften 
verschiedener  Länder  geltend  machen.  Es  steht  auch  fest,  daß  in  den  französischen 
Gewerkschaften  ganz  andere  Tendenzen  vorherrschen  als  in  den  deutschen.  Als  kürzlich  in 
Berlin  versucht  wurde,  die  Exekutiven  der  drei  Internationalen  zusammenzubringen,  haben 
wir  erlebt,  daß  die  Vertreter  einzelner  Länder  eine  durchaus  nationalistische  und 
kapitalistische Haltung einnahmen. 
(Redner  geht  auf  die  Beschlüsse  in  Christiania  [heute  Oslo]  ein,  auf  den  Boykott  gegen 
Ungarn und gegen Polen.) 
Bei  diesen  Maßnahmen  hat  sich  gezeigt,  daß  die  Beschlüsse  nicht  ernstlich  durchgeführt 
wurden.  Dann  hat  man  in  Christiania  Satzungen  geschaffen,  in  denen  steht,  daß  die 
internationale Solidarität zu fördern ist. Wo hat man davon etwas bei dem großen englischen 
Bergarbeiterstreik  verspürt?  Auf  dem  Genfer  Kongreß  hat  man  wohl  ein  bißchen  protestiert 
gegen die Zerstörung von Dieselmotoren, aber nicht energisch Stellung genommen gegen die 
sonstigen, die Wirtschaft zerstörenden Bestimmungen des Friedensvertrages. Kollege Döring 
ist  auf  die  Zusammenkunft  der  Transportarbeiter  in  Petrograd  eingegangen.  Die 
Sowjetregierung  hat  kein  Interesse  daran,  die  Internationale  Transportarbeiterföderation  zu 
zerstören,  sondern  sie  steht  auf  dem  Standpunkt,  daß  auch  die  Transportarbeiterschaft  der 
ganzen Welt sich auf den entschiedenen Kampf gegen den Kapitalismus einzustellen hat. Es 
hat  sich  im  Laufe  der  Entwicklung  gezeigt,  daß  die  Stellung  der  Gewerkschaften  zu 
Sowjetrußland  eine  andere  geworden  ist.  Bei  der  heutigen  wirtschaftlichen  Lage  der  Welt 
spielt 
Sowjetrußland 
eine 
große 
Rolle. 
Die 
Taten 
der 
Amsterdamer 
Gewerkschaftsinternationale  haben  in  gewerkschaftlichen  Kreisen  selbst  das  Bedürfnis 
geweckt, die Rote Internationale zu gründen. Wir werden in der Zukunft schweren Kämpfen 
entgegengehen.  Da  wird  sich  zeigen,  ob  die  Amsterdamer  Internationale  oder  die  Rote 
Internationale  ausschlaggebend  ist.  Es  kommt  nicht  auf  die  Zahl  der  Organisierten  an,  es 
kommt auf den Inhalt der Internationale an.

Gegen die Entschließung zum Referat  
„Die wirtschaftliche Lage Deutschlands” 
 
8. September 1922 
 
Wir wissen, daß durch die Reparationskrise, besonders durch die Londoner Konferenz
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, sich 
die Situation bedeutend verschärft hat. Das Verhältnis der Löhne zu den Preisen hat sich so 
gestaltet,  daß  sich  selbst  bei  den  SPD-  und  USPD-Arbeitern  eine  starke  Gärung  und 
Empörung  bemerkbar  macht.  Ich  kann  in  diesem  Zusammenhang,  obwohl  Dreher  sich  das 
auch erlaubt hat, auf alle diese wirtschaftlichen und politischen Dinge nicht so eingehen, weil 
es die Zeit des Verbandstages zu lange in Anspruch nehmen würde. Das eine steht aber doch 
fest,  daß  sich  die  deutsche  Regierung  gegen  die  Stinnes-Politik  deshalb  nicht  gewandt  hat, 
weil  sie  das  als  kapitalistische  Regierung  gar  nicht  kann  und  gar  nicht  will.  Wir  haben  auf 
einem gewerkschaftlichen Kongreß alle Ursache, deutlich zum Ausdruck zu bringen, daß man 
von einer kapitalistischen Regierung irgendwelche Maßnahmen im Interesse des Proletariats 
nicht erwarten kann. Wir haben in den letzten Tagen  gesehen, daß Stinnes als Repräsentant 
des  Kapitalismus  und  der  Großbourgeoisie  mit  einem  fest  umrissenen  Programm  an  die 
Regierung  herangetreten  ist.  Darauf  hat  der  ADGB  mit  demütigen  Anregungen  und  lauen 
Vorschlägen  geantwortet,  die  dem  Proletariat  nicht  die  praktischen  Verbesserungen  bringen 
werden, die notwendig sind. Die „Frankfurter Zeitung” hat darauf aufmerksam gemacht, daß 
bereits  im  September  eine  189fache  Steigerung  der  Preise  für  alle  Lebensbedürfnisse 
eingetreten ist; diese Preispolitik kann natürlich nicht weitergeführt werden. Wenn man in der 
Entschließung  auf  das  Währungsproblem  hinweist  und  dafür  allein  den  Friedensvertrag  von 
Versailles 
verantwortlich 
macht, 
so 
wäre 
es 
eigentlich 
vom 
finanziellen, 
wirtschaftspolitischen  und  politischen  Standpunkt  aus  nötig,  die  internationale  Lage  in 
Verbindung mit der Weltwirtschaftskrise überhaupt zu schildern. Wenn nur die Bankkonzerne 
maßgebend  sind  für  die  Valutaregelung,  so  muß  man  das  in  den  Vordergrund  stellen.  Wir 
haben  fünf  oder  sechs  Bankkonzerne,  von  denen  die  ganze  Börse  abhängig  ist.  Von  ihnen 
wird in Verbindung mit den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen ohne weiteres die 
Valuta  reguliert.  Daß  das  ein  ungesunder  Zustand  ist,  darüber  sind  wir  uns  klar.  Wenn  in 
Deutschland  im  ADGB  eine  8-Millionen-Armee  organisiert  ist,  so  ist  es  verblüffend,  daß 
diese  Masse  nicht  die  ungeheure  Gefahr  verhindern  kann,  die  die  gewaltig  gesteigerte 
Kapitalfrage heraufbeschworen hat. Die Großindustriellen sind in den letzten Monaten dazu 
übergegangen,  ihre  hier  auf  Grund  der  Ausbeutung  des  Proletariats  gewonnenen  Kapitalien 
im Auslande als Devisen anzulegen, und gleichzeitig haben sie ihre Gelder in ausländischen 
Werten  deponiert.  Die  deutsche  Regierung  hat  uns  ein  wunderbares  Steuerbukett  beschert, 
durch das das Proletariat aufs schlimmste ausgebeutet wird. Die Kapitalisten sind aber noch 
heute in der Lage, ihre Profite ins Ausland zu bringen. Dieser Ausverkauf Deutschlands wird 
in Zukunft noch viel schlimmere Dimensionen annehmen. Stinnes hat nicht nur die Mark in 
Deutschland  verkauft,  sondern  er  legt  seine  Gelder  im  Ausland  an.  Kürzlich  hat  er  in 
Schweden mit dem in Deutschland  gewonnenen  Geld verschiedene  große Werke angekauft. 
Es  steht  in  Verbindung  mit  der  Zerrüttung  der  Wirtschaftslage,  daß  die  jetzt  bestehende 
Scheinkonjunktur  auf  Grund  der  jetzigen  Valuta  sehr  leicht  umschlagen  kann,  mit  der 
Wirkung,  daß  in  gewissen  Industriegebieten  eine  Erwerbslosigkeit  eintreten  wird,  weil  die 
nötigen  Rohstoffe  nicht  mehr  eingekauft  werden  können.  Die  Kapitalisten  können  das  bei 
dem  Stand  der  deutschen  Valuta  noch  lange  aushalten,  nicht  aber  die  Arbeiter.  In  der 
Entschließung, Absatz 3, wird eine solidarische Aktion aller Länder als Mittel zur Behebung 
der  Gleichgewichtsstörung  der  Währung  angegeben.  Wer  glaubt,  daß  bei  den 
                                                 
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  Die  Londoner  Konferenz  tagte  vom  7.  bis  14.  August  1922.  Auf  der  Tagesordnung  stand  die  Lösung;  des 
Reparationsproblems durch die Alliierten. 

imperialistischen  Tendenzen  der  kapitalistischen  Staaten  und  ihrer  Machthaber  dazu  die 
Möglichkeit bestehe, der ist im Irrtum. Die Herstellung der Goldvaluta ist das Bestreben der 
Kapitalisten,  weil  sie  diese  Krise  gar  nicht  anders  überwinden  werden.  Aber  durch  eine 
solidarische Aktion aller Länder kann man überhaupt nichts erreichen, wenn man sich an die 
Machthaber  wendet.  Das  kann  nicht  die  Forderung  des  revolutionären  Proletariats  sein.  Im 
vierten  Absatz  wird  gesagt,  der  Verbandstag  weiß  sich  eins  mit  dem  internationalen 
Proletariat,  wenn  er  die  Arbeiter  auffordert,  innerhalb  ihrer  Landesgrenzen  den  schärfsten 
Kampf für den wirklichen Frieden zu führen. Wer sich einbildet, daß in einem kapitalistischen 
Staat die Möglichkeit  gegeben ist, den imperialistischen Krieg zu vermeiden, ohne daß sich 
die Proletariermassen mit ihrer Tatkraft gegen ihn aufbäumen, dem brauche ich nur 1914 ins 
Gedächtnis  zu  rufen.  Man  kann  ihn  natürlich  nicht  durch  Resolutionen  auf  internationalen 
Kongressen verhindern, wenn man im Augenblick des Kriegsausbruches sagt, wir können uns 
dem nicht entgegenstemmen. (Schramp: „Ernst, 1914 dachtest Du doch anders!”) Ich möchte 
Kollegen  Schramp  nur  entgegnen,  daß  ich  in  den  Parteiversammlungen  unserer  alten 
sozialdemokratischen  Partei  den  Kampf  gegen  Stolten,  Perner  und  alle  diese  Führer  wegen 
ihrer Einstellung zur Kriegspolitik aufgenommen habe. Ich habe damals schon erklärt, daß die 
Partei  mit  der  Bewilligung  der  Kriegskredite  die  Beschlüsse  der  internationalen  Kongresse 
aufgegeben hat. Ich habe während des Krieges immer diese Kriegspolitik scharf bekämpft. - 
Im sechsten Absatz verlangt die Entschließung von der deutschen Reichsregierung, also von 
einer  kapitalistischen  Regierung,  daß  sie  durch  Gesetz  oder  Verordnung  alle  Wuchergelüste 
unterbindet und die Konzerne und Syndikate bei ihrer Preisfestsetzung scharf überwacht. Wer 
glaubt,  daß  eine  kapitalistische  Regierung  dazu  in  der  Lage  sei,  der  hat  seit  1918  nicht  viel 
gelernt. Eine kapitalistische Regierung wird sich niemals gegen den Kapitalismus aufbäumen 
können, weil sie ja selbst kapitalistisch orientiert ist. Das ist eine illusionäre Forderung. Für 
meine Freunde ist diese Entschließung mit ihrem diplomatischen Inhalt nicht annehmbar. In 
unserer  Erklärung  sind  schon  die  richtigen  taktischen  Grundsätze  ausgesprochen,  mit  denen 
sich  die  Transportarbeiterschaft  für  die  Zukunft  eine  Verbesserung  ihrer  Lage  erzwingen 
kann. In Zukunft wird man aber auch seitens der Gewerkschaften genötigt sein, das gesamte 
Proletariat nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch zu Kämpfen aufzurufen. Schon das 
zeigt,  daß  eine  solche  Entschließung,  wie  diese,  nicht  nur  ihres  Inhalts,  sondern  auch  ihrer 
Formulierung  wegen  auf  dem  Verbandstag  des  Deutschen  Transportarbeiterverbandes 
einstimmig abgelehnt werden muß. 
 
„Deutscher Transportarbeiter-Verband, 
Protokoll über die Verhandlungen 
des 11. Verbandstages, 
Berlin, vom 3. bis B. September 1922“, 
S. 107, 114/115, 140 und 223/224.

Über die Aufgaben des IV. Weltkongresses 
 
Rede in der Sitzung des Zentralausschusses
7
 
15. und 16. Oktober 1922 
 
Genossen  und  Genossinnen!  Der  I.  Weltkongreß  war  das  Sammelbecken  der  revolutionären 
Parteien und schuf das Fundament der Kommunistischen Internationale. Der II. Weltkongreß 
gab die 21  Bedingungen und ging  gleichzeitig dazu über, die Parteien aufzustellen, die sich 
auf den Boden der 21 Bedingungen stellten. Der III. Weltkongreß legte Richtlinien über die 
Tätigkeit  der  Kommunistischen  Internationale  fest.  Der  IV.  Weltkongreß  wird  die 
allerwichtigste  Aufgabe  zu  erfüllen  haben:  er  wird  ein  Programm  für  die  gesamte 
Internationale schaffen müssen. 
Die drei wichtigsten Punkte, die auf dem Weltkongreß eine Rolle spielen werden, sind meiner 
Auffassung  nach:  erstens  fünf  Jahre  russische  Revolution  und  die  Perspektive  der 
Weltrevolution;  dann  die  Beratung  des  Programms  und  drittens  die  Weltoffensive  des 
Kapitals  und  die  taktische  Linie  des  Weltproletariats.  Ich  möchte  bei  dieser  Gelegenheit 
hervorheben,  daß  bei  dem  ersten  Punkt  der  Tagesordnung,  bei  der  Perspektive  der 
Weltrevolution, folgende Gesichtspunkte eine Rolle spielen werden. Im Referat des Genossen 
Brandler haben wir schon gehört, daß die Orientkrise, die im Referat selbst nicht so behandelt 
worden ist, wie es notwendig war, zwar keine proletarische Bewegung ist, aber immerhin eine 
Bewegung  gegen  den  Imperialismus,  die  den  Imperialismus  zersetzt,  die  eine  Verschiebung 
der Mächtegruppen im Orient vornimmt, die außerdem die mongolische Bewegung
8
 bis weit 
in  die  Kolonialgebiete  Englands  hineinträgt.  Ich  erinnere  daran,  daß  über  die  Türkei  hinaus 
Indien von dieser nationalrevolutionären Bewegung erfaßt wird und daß vor allen Dingen die 
Weltmacht Englands zweifelsohne sehr stark dadurch erschüttert ist, daß der  Landweg nach 
Indien  zwar  nicht  versperrt,  aber  doch  wesentlich  erschwert  ist.  Dadurch  werden  sich  auch 
ohne  weiteres  Anzeichen  der  revolutionären  Bewegung  bei  den  mongolischen  Völkern 
zeigen. Ich deute darauf hin, weil man diese nationale Bewegung nicht ohne weiteres beiseite 
schieben  kann.  Weiter  kommt  hinzu,  daß  durch  die  Zersetzung  des  Imperialismus  zugleich 
auch eine Zersetzung in der Gruppe der kleinen Entente eintritt. 
Die  zweite  Frage  bezieht  sich  auf  die  besiegten  Länder  in  Verbindung  mit  der 
Reparationskrise,  wozu  Österreich  und  Deutschland  gehören.  Hierauf  brauchen  wir  nicht 
einzugehen. 
Das  dritte  Problem,  das  mit  eines  der  wichtigsten  sein  wird,  betrifft  die  Frage:  Wie  verhält 
sich  das  Proletariat  in  den  Siegerländern,  und  wo  sind  in  den  Siegerländern  England, 
Frankreich  und  Amerika  revolutionäre  Erscheinungen  zu  bemerken?  In  diesem 
Zusammenhang möchte ich herausgreifen, daß von der Kommunistischen Partei viel zuwenig 
Gewicht  auf  den  Kampf  der  amerikanischen  Bergarbeiter  gelegt  wird,  der  einer  der 
wichtigsten  Kämpfe,  der  ein  proletarischer  Sieg  war.  Besonders,  da  seit  dem  vorigen 
Weltkongreß das Proletariat in keinem Lande in der Lage gewesen ist, überhaupt einen Sieg 
zu erringen, wir vielmehr in den allermeisten  Fällen nur eine Abwehraktion gesehen haben. 
                                                 
7
 Der Zentralausschuß war eine vom Parteitag gewählte Körperschaft von Vertretern aller Bezirke, die zwischen 
den  Parteitagen,  gemeinsam  mit  dem  Zentralkomitee,  einen  Teil  der  Funktionen  des  Parteitags  ausübte.  Die 
Mitglieder des Zentralausschusses waren nicht ihrem Bezirk, sondern der Gesamtpartei verantwortlich. 
Der  Zentralausschuß  war  also  eine  höhere  Instanz  als  das  Zentralkomitee,  kontrollierte  das  Zentralkomitee, 
diskutierte  den  Rechenschaftsbericht  des  Zentralkomitees  und  war  gleichzeitig  ein  Instrument  der  Partei,  um 
politischen Aktionen durch Beratungen und Beschlüsse eine breitere Basis in der Partei zu geben. 
Der Zentralausschuß hatte auch das Recht, das Zentralkomitee durch Wahl neuer Mitglieder zu ergänzen und zu 
erweitern. 
Auf dem X. Parteitag (vom 12. bis 17. Juli 1925) in Berlin wurde der Zentralausschuß nicht mehr gewählt. Statt 
dessen wurde im Statut die Einberufung von Parteikonferenzen beschlossen. 
8
 Ernst Thälmann meint die antiimperialistische Befreiungsbewegung im Nahen und Fernen Osten. 

Dieser  siegreiche  Kampf  der  amerikanischen  Bergarbeiter  war  gerade  deswegen  ein  Sieg, 
weil trotz der geringen finanziellen und materiellen Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, 
und  trotz  der  kleinen  Kommunistischen  Partei,  die  allerdings  dort  diszipliniert  und  gut 
organisiert ist, der Kampf siegreich zu Ende geführt werden konnte. 
Der vierte Machtfaktor, der zweifelsohne die größte Rolle spielen wird, ist Sowjetrußland. Im 
Orient hat sich bereits gezeigt, welche Machtposition es einnimmt; es wird natürlich im Laufe 
der  ganzen  Entwicklung,  bei  allen  internationalen  Abmachungen  und  Konferenzen  in  den 
Vordergrund zu treten haben. Wenn wir uns also die Frage vorlegen: befinden wir uns in einer 
revolutionären Epoche oder nicht? - so sehen wir schon in dem Produktionsrückgang eine der 
wichtigsten  Zerfallserscheinungen.  Die  „Wiederaufbaupolitik”  und  die  Verschärfung  der 
Klassengegensätze  in  Mitteleuropa  zeigen,  daß  wir  uns  in  einer  revolutionären  Epoche 
befinden.  Außerdem  sehen  wir  -  weil  in  den  Siegerländern  der  direkte  Lohnabbau,  in  den 
besiegten  Ländern  der  indirekte  Lohnabbau  vorgenommen  wird  -  überall  ein  Erwachen  der 
revolutionären  Bewegung.  Objektiv  sind  die  sachlichen  Grundlagen  vorhanden,  und  die 
Kommunistische Internationale hat die Aufgabe; zugleich auch die subjektiven Grundlagen zu 
schaffen. 
Die Genossin Clara Zetkin hat bereits gestern zum Ausdruck gebracht, daß bei der Festlegung 
der  Taktik  das  Stärkeverhältnis  der  Bourgeoisie,  die  Weltoffensive  in  Verbindung  mit  den 
Kämpfen  des  Weltproletariats  selbst  eine  Rolle  spielen  werden;  ebenso  werden  die 
besonderen  Umstände  des  einzelnen  Landes  bei  der  Festlegung  der  Taktik  eine 
außerordentlich  große  Rolle  spielen.  Im  vorigen  Jahre  waren  es  drei  große  Kämpfe,  der 
tschechoslowakische Kampf, die Märzaktion und der italienische Kampf, nach denen man die 
Taktik  der  Internationale  festlegte.  Wir  werden  in  diesem  Jahre  mit  Rücksicht  auf  die 
Kämpfe, die stattgefunden haben, einen Entwurf für den Weltkongreß schaffen. Ich kann mir 
nicht vorstellen, daß man auf dem Weltkongreß schon das fertige Programm vorlegen wird. In 
diesem  Zusammenhang  wäre  es  notwendig  gewesen,  daß  die  deutsche  Kommunistische 
Partei, die eine der wichtigsten Parteien der Kommunistischen Internationale ist, unbedingt in 
der  Mitgliedschaft  zu  dieser  Angelegenheit  hätte  Stellung  nehmen  können.  Der 
Programmentwurf der deutschen Partei ist viel zu spät in die Presse gebracht worden, und wir 
müssen  ganz  entschieden  dagegen  protestieren,  daß  hier  im  Zentralausschuß  ein  Entwurf 
angenommen  werden  soll,  ohne  daß  die  Mitgliedschaft  diesen  Entwurf  geprüft  hat.  Ferner 
kommt  hinzu,  daß  aller  Voraussicht  nach  nur  die  deutsche  und  die  russische  Partei  einen 
Entwurf  vorlegen  werden  und  daß  dadurch  dem  Entwurf  der  deutschen  Partei  erhöhte 
Bedeutung zukommt. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es notwendig, daß der Entwurf ganz 
klar  formuliert  und  inhaltlich  grundsätzlich  so  gehalten  ist,  daß  man  sich  nicht  vor  den 
gesamten Sektionen auf dem Weltkongreß zu blamieren braucht. Wenn wir im vorigen Jahre 
in  der  deutschen  Delegation  so  geteilte  Meinungen  in  der  Frage  der  Taktik,  soviel 
verschiedene  Auffassungen  in  der  Beurteilung  der  Märzaktion  hatten,  so  müssen  wir, 
besonders die Mitglieder der Zentrale, in diesem Jahre eine einheitliche Auffassung vertreten. 
Zum Schluß möchte ich sagen: Der Kommunismus ist ein Weltmachtfaktor geworden. Aber 
wir als deutsche Partei dürfen uns nicht so wie die alte sozialdemokratische Partei einstellen, 
daß wir zuviel Gewicht auf die Größe der Kommunistischen Internationale legen, sondern viel 
mehr Gewicht auf ihren Inhalt. Gerade dieser Inhalt der Kommunistischen Internationale muß 
so  sein,  daß  alle  abweichenden  Tendenzen  ganz  klar  beseitigt  werden  müssen. 
Opportunistische  Tendenzen  in  der  Kommunistischen  Internationale  sind  unter  allen 
Umständen  auszuscheiden,  und  sie  scheiden  nur  dadurch  aus,  daß  man  im  Programm  klar 
formuliert,  welche  Einstellung  die  Kommunistische  Internationale  hat,  damit  den 
Opportunisten  keine  Gelegenheit  gegeben  wird,  Seitensprünge  zu  machen.  In  diesem 
Zusammenhange ist die Programmdebatte hier im Zentralausschuß von Bedeutung; denn die 
deutsche  Partei  hat  eine  wichtige  Aufgabe  zu  erfüllen,  und  die  Delegierten  auf  dem 

Weltkongreß werden diese klare Stellungnahme zu verfechten haben, wie es im Interesse der 
kommunistischen Bewegung notwendig ist. 
 
Protokoll der Sitzung 
des Zentralausschusses der KPD, 
Berlin, 15./16. Oktober 1922. 
Unveröffentlicht.

Über Einheitsfronttaktik und Arbeiterregierung 
 
Diskussionsrede auf dem VIII. Parteitag der KPD in Leipzig  
30. Januar 1923 
 
Die theoretischen Auseinandersetzungen in der  Partei sind dazu da, daß die Partei praktisch 
ihre  Aufgaben  erfüllen  kann.  Wenn  Genosse  Brandler
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  in  seinen  Ausführungen  zum 
Ausdruck  brachte,  daß  die  Diskussionen  in  den  einzelnen  Bezirken  zersetzend  wirken,  so 
können  wir  in  Hamburg  erfreulicherweise  feststellen,  daß  durch  die  Diskussion  über  die 
Arbeiterregierung  und  über  die  Anwendung  der  Einheitsfronttaktik  eine  große  Lebendigkeit 
Aktivität  in  die  Partei  hineingetragen  worden  ist.  Eine  Partei  die  über  bestehende  sachliche 
Differenzen  nicht  diskutiert,  ist  überhaupt  tot.  Gerade  zu  der  Parole  der  Arbeiterregierung 
kann man recht verschiedener Meinung sein. Beim Genossen Koenen kam ganz deutlich zum 
Ausdruck,  daß  er  rein  parlamentarisch  die  Möglichkeit  des  Eintretens  der  KPD  in  die 
Regierung  in  den  Vordergrund  stellte.  Und  wenn  Genosse  Brandler  ironisch  von  einer 
Gefahrentheorie sprach, so muß ich ihm sagen, daß man es nicht so betrachten kann, sondern 
daß man es mit der Frage zu tun hat, wie die Arbeiter über die Arbeiterregierung denken. In 
dieser  Beziehung  ist  wichtig,  daß  man  ganz  kühl  die  Voraussetzungen  zur  Schaffung  einer 
Arbeiterregierung überlegen muß. Genosse Stolzenburg hat gestern davon gesprochen, daß es 
nicht  auf  dem  Wege  der  Abwehrbewegungen,  nicht  mit  schwächlichen  Demonstrationen, 
sondern nur durch den Generalstreik gehe. Derjenige Kommunist, der im Betriebe steht, wie 
ich, muß in erster  Linie  den Unternehmern mit seiner proletarischen revolutionären Energie 
entgegentreten und mit seinem Beispiel den anderen Arbeitern zeigen, daß er gewillt ist, auch 
ungesetzliche, aber revolutionäre Maßnahmen gegenüber den Unternehmern zu vertreten, wie 
es bei uns auf der Werft bei der Wiedereinführung des Akkordsystems vorgekommen ist. In 
diesem  Zusammenhange  kann  man  nicht  allgemein  von  der  Linken  sagen,  daß  sie  nicht 
praktisch  arbeite  und  nur  spintisiere.  Ich  stehe  auf  dem  Standpunkt,  daß  die  Arbeiterschaft 
politisch  schon  soviel  Einsicht  hat,  wenigstens  in  der  KPD,  daß  sie  sich  nicht  von  den 
Intellektuellen beeinflussen zu lassen braucht. Ich stimme der Genossin Fischer bei, daß eine 
Zersetzung und eine Zerschlagung der SPD notwendig seit aber ich bin der Auffassung, daß 
dieser  Satz  unsere  agitatorische  Tätigkeit  hemmt.  Aus  diesem  Grunde  sind  wir  in  einen 
gewissen  Gegensatz  geraten.  Diese  Auffassung  von  der  Zertrümmerung  der  SPD  stammt 
nicht  von  den  Intellektuellen,  sondern  sie  ist  aus  der  inneren  Erkenntnis  der  Arbeiterschaft 
heraus  geboren,  die  in  vier  Jahren  nach  der  deutschen  Revolution  von  einem  ungeheuren 
Mißtrauen  gegen  die  SPD  als  Arbeiterpartei  erfaßt  wurde.  Und  die  Vergangenheit  von 
einzelnen 
parlamentarischen 
Arbeiterregierungen, 
denen 
die 
KPD 
Neutralität 
entgegenbrachte, hat auch bewiesen, daß die SPD nicht das durchführte, was im Interesse des 
Proletariats lag. 
Wir  haben  heute  eine  höchst  revolutionäre  Situation  durch  die  Besetzung  des  Ruhrgebiets, 
eine Verschiebung der Mächtegruppen und damit eine Verschiebung der Klassenverhältnisse 
untereinander.  Wenn  auch  Poincaré  weiter  in  Deutschland  vorgeht  und  die  Besetzung 
ausdehnt  und  wenn  dabei  lothringische  Soldaten  aus  der  französischen  Armee  bereits 
desertieren, so ist dies das erste  Zeichen der  Zersetzung der französischen Armee. Wir sind 
verpflichtet,  neben  der  subjektiven  auch  eine  objektive  Machttheorie  zu  schaffen,  in  der 
Einheitsfronttaktik  für  eine  Erweiterung  der  Kräfte  einzutreten  und  den  Zersetzungsprozeß 
der  SPD  zu  beschleunigen.  Es  ist  notwendig,  eine  Neutralisierung  des  Kleinbürgertums 
vorzunehmen  und  eine  Zersetzung  der  Bourgeoisie  anzustreben.  Auf  dem  Wege  der 
                                                 
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 Brandler - einer der Führer der rechtsopportunistischen Gruppe in der Kommunistischen Partei Deutschlands, 
der mit Thalheimer in den Jahren 1922/1923 die Führung der KPD innehatte. 
1929 wurden Brandler und Thalheimer wegen parteifeindlicher fraktioneller Tätigkeit aus der Kommunistischen 
Partei ausgeschlossen. 

proletarischen Einheitsfront kann die Arbeiterregierung ein Mittel zur Macht werden sie kann 
ein  Etappenziel  sein,  aber  der  Arbeiterschaft  muß  klargemacht  werden,  welche 
Vorbedingungen notwendig sind, um in die Arbeiterregierung einzutreten. Der Eintritt in die 
Arbeiterregierung bedeutet für mich, daß zum mindesten ein Ansatz vorhanden sein muß, von 
dem aus die Macht der Bourgeoisie zertrümmert werden kann, daß in der Arbeiterregierung 
eine  Vorstufe  der  proletarischen  Diktatur  vorhanden  sein  muß,  daß  Teile  des  Proletariats  in 
der Lage sein müssen, diese Arbeiterregierung zu schützen und zu stützen. Wer sich einbildet, 
daß  eine  Arbeiterregierung  vielleicht  auf  legale  Weise  geschützt  wird,  wenn  das  Proletariat 
nicht kämpft, der wird  erleben, daß bei der  ersten besten Gelegenheit die Bourgeoisie diese 
auf  den  Ministersesseln  sitzenden  Arbeiter  zum  Teufel  jagen  wird.  Eine  Arbeiterregierung 
besitzt nur dann Lebensfähigkeit, wenn innerhalb des betreffenden Staates die Arbeiterschaft 
schon so stark ist, daß sie der Diktatur der Bourgeoisie ihre eigene Diktatur gegenüberstellen 
kann. 
Ich  will  zur  sächsischen  Frage  ganz  positiv  zum  Ausdruck  bringen,  daß  die  KPD  in  der 
jetzigen  Situation  natürlich  nicht  Gewehr  bei  Fuß  stehen  kann,  sondern  wir  müssen  der 
Arbeiterschaft zeigen, was die KPD und das Proletariat zu tun haben. In den von uns an die 
SPD  zu  stellenden  Bedingungen  müssen  wir  in  erster  Linie  von  ihr  verlangen,  daß  sie  die 
freigewerkschaftlichen  Arbeiter  als  Schutztruppe  für  die  Regierung  und  gegen  die 
Bourgeoisie  bewaffnet.  Wenn  die  Arbeiterschaft  einen  solchen  Stützpunkt  nicht  hat,  was 
werden dann, wenn die KPD innerhalb kurzer Zeit gezwungen ist, wieder aus der Regierung 
auszutreten, die Arbeiter über die KPD denken? Wird dann nicht ein großer Rückschlag, auch 
gegen uns, eintreten? 
Brandler  hat  hier  eine  Resolution  vorgelesen,  die  im  Jahre  1905  von  der  russischen 
Sozialdemokratie  angenommen  worden  ist.  Die Verhältnisse  von  1905  und  die  Verhältnisse 
von  heute  sind  ganz  verschieden.  Wir  haben  alle  Veranlassung,  zum  Ausdruck  zu  bringen, 
wenn  wir  über  die  Parole  der  Arbeiterregierung  sprechen,  daß  in  erster  Linie  die 
Vorbedingungen dafür geschaffen werden müssen. Wenn wir keine Vorbedingungen für die 
Arbeiterregierung schaffen, sollen wir den Weg nicht marschieren. 
 

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