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„Verhandlungen des Reichstags, 
II. Wahlperiode 1924”, Bd. 381, S. 1025-1035.

Zum Amnestieantrag 
der kommunistischen Reichstagsfraktion 
 
Rede im Reichstag 
5. Januar 1925 
 
Die kommunistische Reichstagsfraktion beantragt, auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung 
des  Reichstags  ihre  Amnestieanträge  zwecks  Freilassung  der  politischen  Gefangenen  zu 
setzen. Wir glauben, gerade heute um so mehr Berechtigung zu haben, diese Anträge schon in 
der  nächsten  Sitzung  erörtern  zu  lassen,  als  bei  der  Beratung  der  Gesetze  zum  Londoner 
Abkommen der Reichsminister des Äußeren, Stresemann, eine allgemeine Reichsamnestie in 
Aussicht gestellt hat. Was ist seit dem August in dieser Angelegenheit geschehen? Wir haben 
gesehen, daß die Banditen, Strolche und Hochverräter, die Separatisten, freigelassen wurden, 
während  die  revolutionären  Arbeiter,  die  im  Ruhrgebiet  gegen  den  französischen 
Imperialismus  gekämpft  haben,  heute  noch  in  den  Gefängnissen  weiterschmachten  müssen. 
Wir  haben  ferner  gesehen,  daß  der  sozialdemokratische  Reichspräsident  Ebert,  der  im 
Magdeburger  Prozeß  seine  konterrevolutionäre  Rolle  gezeigt  hat,  dem  Hochverräter  Jagow, 
der seinerzeit die geflohene Regierung stürzen wollte, das Licht der Freiheit gab, während die 
Arbeiter,  die  beim  Kapp-Putsch  gegen  die  Reaktion  und  für  die  Republik  gekämpft  haben, 
noch  weiter  in  den  Gefängnissen  und  Zuchthäusern  schmachten  müssen.  Die  bayerische 
Regierung  ist  dazu  übergegangen  -  vielleicht  im  Einverständnis  mit  der  Reichsregierung, 
vielleicht  in  Verbindung  mit  dem  Reichspräsidenten,  es  sprechen  auch  noch  andere  Gründe 
mit, die man innerhalb einer Rede zur Geschäftsordnung nicht näher ausführen kann -, Hitler 
und Kriebel zu amnestieren und zu gleicher Zeit, um der Agitation für Fechenbach die Spitze 
abzubrechen,  Fechenbach  und  vier  revolutionäre  Kämpfer  mit  herauszulassen,  die  in  den 
Tagen nach der Räterepublik mit Festungshaft bestraft worden sind. Die Arbeiterschaft in den 
Betrieben  ganz  Deutschlands  ist,  wie  die  deutsche  Regierung  sehr  wohl  weiß,  von  dem 
revolutionären Willen beseelt, die Freilassung ihrer proletarischen Brüder zu verlangen. Weil 
die  bayerische  Regierung  auch  diese  Empörung  und  Erregung  in  unserem  Proletariat  kennt, 
hat  sie  diese  Beruhigungspille  geschaffen  und  einige  freigelassen,  um  in  Zukunft  um  so 
schärfer gegen die anderen vorgehen zu können. 
Was  sich  gegenwärtig  in  der  Weimarer  Republik  zeigt,  ist  geradezu  ein  Skandal,  wie  er 
vielleicht in der Geschichte noch nicht dagewesen ist. Von Woche zu Woche erhöht sich die 
Zahl  der  politischen  Gefangenen  -  und  das  unter  Führung  eines  sozial-demokratischen 
Reichspräsidenten und mit Unterstützung der Sozialdemokraten -, obgleich aus den Betrieben 
und  den  Gewerkschaften  die  Rufe  überall  immer  lauter  ertönen:  Heraus  mit  unseren 
proletarischen  Brüdern!  Die  Einkerkerung  der  politischen  Gefangenen  hat  nicht  nur  im 
Inland,  sondern  auch  bereits  im  Ausland  Erregung  hervorgerufen.  Selbst  in  der  Zeit 
Bismarcks,  selbst  zur  Zeit  der  wilhelminischen  Regierung  war  es  nicht  möglich,  daß  über 
siebentausend  für  ihre  Ideale  kämpfende  Proletarier  eingesperrt  werden  konnten.  Und  das 
geschieht, obwohl der Landesparteitag der SPD in Sachsen beschlossen hat, eine allgemeine 
Amnestie  zu  fordern.  Allerdings  hat  die  Sozialdemokratische  Partei  in  Sachsen  am  8. 
November  im  Sächsischen  Landtag  diesen  einstimmig  gefaßten  Beschluß  der 
Landesbezirkskonferenz  desavouiert  und  hat  gegen  unsere  Amnestieanträge  gestimmt. 
Immerhin  zeigt  der  Beschluß  des  Landesparteitags,  daß  auch  die  SPD  von  dem  Willen  der 
Massen getrieben wird, die die Freilassung der politischen Gefangenen energisch fordern. 
Gerade  wir  Kommunisten  haben  ein  Recht,  die  Freilassung  der  politischen  Gefangenen  zu 
fordern;  denn  wir  sind  es  gewesen,  die  in  aller  Offenheit  dem  Außenminister  Stresemann 
gesagt  haben:  Wenn  Sie  glauben,  daß  auf  Grund  der  Londoner  Abmachungen,  die  Sie 
getroffen  haben,  die  Kölner  Zone  geräumt  wird,  so  wird  die  Praxis  am  10.  Januar  dem 
deutschen Proletariat und der deutschen Bevölkerung zeigen, daß die Ententeimperialisten auf 

diejenigen pfeifen, die sich in London feige benommen haben. Heute ist die Situation so, daß 
selbst  die  Deutschnationalen  und  die  anderen,  die  dem  Sachverständigengutachten  mit 
zugestimmt  haben,  daran  herumdoktern  und  versuchen,  wie  man  aus  der  geradezu 
ungeheuerlichen Kalamität herauskommen kann. 
Ich  will  ferner  darauf  hinweisen,  daß  aus  den  verschiedensten  Teilen  Deutschlands  die 
Betriebe  Delegationen  hierher  entsandt  haben.  Es  sind,  soweit  wir  unterrichtet  sind,  bereits 
300  Delegationen  aus  Deutschland  von  den  Betrieben  entsandt,  außerdem  sind  mindestens 
100  Telegramme  beim  Reichstag  eingelaufen,  ohne  und  mit  Unterstützung  der 
Kommunistischen Partei. Das eine steht fest, daß wir den ernsten Willen haben und in erster 
Linie verlangen, daß auf diesem Gebiete etwas getan wird. 
Wenn  wir  heute  auf  Grund  unserer  sachlichen  Argumente  verlangen,  daß  in  der  nächsten 
Sitzung  des  Reichstags  unsere  Anträge  für  die  Amnestie  zur  Verhandlung  und  Erörterung 
kommen, so geschieht es, weil wir Ihnen sagen müssen: Wenn Sie etwa glauben sollten, daß 
wir schwach sind, so irren Sie sich. Wir werden darum kämpfen, und wenn Sie nicht wollen, 
dann  werden  wir  selbst  die  Kerkertore  im  Interesse  des  gesamten  Proletariats  und  der 
politischen  Gefangenen  in  der  gegebenen  Situation  öffnen.  Es  wird  eine  Zeit  kommen,  wo 
Ihre  „Ruhe  und  Ordnung”  zur  Durchführung  der  Versklavung  der  werktätigen  Bevölkerung 
Deutschlands uns die Gelegenheit gibt, einen Vorstoß zu unternehmen, um unsere Brüder zu 
befreien  und  um  das  ganze  kapitalistische  System  als  solches  niederzuschlagen.  In  diesem 
Sinne  beantragen  wir,  daß  heute  der  Reichstag  über  unseren  geschäftsordnungsmäßigen 
Antrag  abstimmt,  auf  die  Tagesordnung  der  nächsten  Sitzung  unsere  Amnestieanträge  zu 
setzen, weil das in der Linie der Willensmeinung des gesamten deutschen Proletariats liegt. 
 
„Verhandlungen des Reichstags, 
III. Wahlperiode 1924”, Bd. 384, S. 3/4.

Von Kapp bis Luther 
 
Zum 5. Jahrestag der Niederschlagung des Kapp-Putsches 
 
Vor  fünf  Jahren,  am  13.  März  1920,  marschierte  die  Ehrhardt-Brigade  durch  das 
Brandenburger  Tor  in  das  Regierungsviertel  ein.  Der  Reichspräsident  und  die  Regierung 
Bauer-Noske verließen in eiliger Flucht Berlin und retteten sich über Dresden nach Stuttgart. 
Ein Aufruf, der in ihrem Namen herausgegeben  wurde, rief die gesamte  Arbeiterschaft zum 
Kampfe gegen die monarchistischen Putschisten auf. 
Jetzt,  nach  fünf  Jahren,  ist  es  den  schwarzweißroten  Monarchisten  möglich  gewesen,  auf 
legalem Wege die Regierungsgewalt zu übernehmen. Derselbe Geßler, der nach dem Kapp-
Putsch  im  Juni  1920  zum  Reichswehrminister  ernannt  wurde,  wird  jetzt  von  den  Kapp-
Parteien als künftiger Reichspräsident in Aussicht genommen. Er hat es verstanden, mit Hilfe 
der  Sozialdemokratie,  mit  Hilfe  derselben  Leute,  die  zum  Kampf  gegen  Kapp  aufgerufen 
hatten,  den  Kapp-Leuten  zum  Siege  zu  verhelfen.  In  jeder  Krise  riefen  die  bürgerlichen 
Parteien  nach  einer  entscheidenden  Tat  durch  die  Reichswehr.  Sie  waren  dieser 
„republikanischen”  Schutztruppe  völlig  sicher.  Sie  half  gemeinsam  mit  der  SPD  die  Krise 
1923  durch  Arbeitermord  überwinden,  sie  half  -  gemeinsam  mit  der  SPD  -  die  Luther-
Regierung in den Sattel heben. 
Diese fünf Jahre seit der Niederschlagung des Kapp-Putsches durch das Proletariat, diese fünf 
Jahre  der  legalen  Auslieferung  der  Regierungsgewalt  an  die  Monarchisten,  diese  fünf  Jahre 
der ständig wachsenden politischen und sozialen Reaktion dürfen nicht nur Jahre des Leidens 
und  der  Verelendung  der  werktätigen  Massen,  sondern  müssen  Jahre  der  Lehre  für  die 
kommenden notwendigen Auseinandersetzungen sein. 
Immer und immer wieder, bei jeder  großen  Krise der deutschen Bourgeoisie haben sich die 
breiten  Volksmassen  irreführen  und  vertrösten  lassen,  durch  das  Parlament  und  durch  die 
Regierung  würde  allen  Wünschen  Rechnung  getragen  werden.  Vor  allem  gelang  es  den 
Führern  des  ADGB  und  der  SPD,  im  entscheidenden  Moment  durch  Anbahnung  von 
Verhandlungen  den  Vormarsch  des  Proletariats  zum  Stillstand  zu  bringen  und  die 
proletarische  Kampffront  zu  sprengen.  So  fand  die  Gegenaktion  der  Arbeiter-klasse  im 
Ruhrgebiet  gegen  das  Kapp-Abenteuer  ihr  Ende  im  Bielefelder  Abkommen
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,  das  den 
blutigen  Rachefeldzug  der  Truppen  des  Generals  Watter  möglich  machte.  Keiner  von  den 
siebzehn Punkten dieses unter Severings Führung festgelegten Abkommens ist erfüllt worden. 
Im  Gegenteil,  gerade  diese  siebzehn  Punkte  bildeten  die  Grundlage  für  den  Vormarsch  der 
Reaktion auf allen Gebieten. 
Dasselbe Ergebnis hatte die große Gewerkschaftsaktion anläßlich des Rathenau-Mordes. Wie 
seiner  Zeit  in  Bielefeld  versprochen  worden  war,  wenn  die  siebzehn  Punkte  nicht 
angenommen  würden,  sollten  die  Parteien  zum Kampfe  aufrufen,  so  vertrösteten  die  Führer 
des  ADGB  die  kampfentschlossenen  Massen  Anfang  Juli  mit  ihren  zwölf  Punkten:  die 
Gewerkschaften seien zum äußersten bereit und würden bei Nichterfüllung ihrer Forderungen 
vor der Anwendung auch des letzten Kampfmittels nicht zurückschrecken! 
Die Durchführung des Ruhrkrieges und die durch Verbindung mit dem Abbruch des passiven 
Widerstandes  verstärkte  Krise  fanden  die  SPD  und  die  Gewerkschaftsbürokratie  wiederum 
aktiv  auf  seiten  der  Bourgeoisie  gegen  die  Arbeiterklasse.  Beim  Sturz  der  Cuno-Regierung, 
                                                 
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  Ein  zwischen  dem  Beauftragten  der  Reichsregierung,  Severing  (SPD)  und  den  Vertretern  der 
Arbeiterorganisationen  des  Ruhrgebiets  geschlossenes,  17  Punkte  umfassendes  Abkommen,  das  am  25.  März 
1920 in Bielefeld unterzeichnet wurde. 
Mit  dem  Bielefelder  Abkommen,  das  die  Einstellung,  der  bewaffneten  Kämpfe  der  Arbeiter  durch  eine  Reihe 
von  Versprechungen  herbeiführen  sollte,  fiel  die  rechte  sozialdemokratische  Führung  den  kämpfenden 
Ruhrarbeitern in den Rücken, verriet sie und lieferte sie der Konterrevolution aus, die am Ruhrproletariat blutige 
Rache nahm. 

für  den  die  SPD  unter  dem  Druck  des  Großberliner  Streiks  und  der  Massenbewegung  im 
Reiche mit eintrat, verstand sie es wiederum, durch den Eintritt in die Regierung Stresemann 
die  Arbeitermassen  zu  verwirren  und  die  Bildung  einer  roten  Kampffront  zum  endgültigen 
Sturz der Bourgeoisie zu hintertreiben. 
Das  Proletariat  bekommt  jeden  Tag  die  Bilanz  dieser  fünf  Jahre  von  Kapp  bis  Luther 
vorgerechnet: Die Beseitigung des Achtstundentages, die Senkung des Reallohnes, die brutale 
Verschärfung  des  Antreibersystems,  die  Maßregelung  von  Zehntausenden  revolutionärer 
Kollegen,  der  Abbau  von  Hunderttausenden  von  Beamten,  Angestellten  und  Arbeitern  aus 
den Reichs-, Staats- und Gemeindebetrieben, die Einkerkerung von Tausenden proletarischer 
Kämpfer,  die  dauernde  Verschärfung  der  Kommunistenverfolgungen  -,  sie  sind  das 
Gegenstück  zu  der  vollständigen  Auslieferung  der  Verwaltung,  der  Reichswehr  und  der 
Polizei,  der  Justiz  und  der  Schule  an  die  größten  Scharfmacher  der  Schwerindustrie.  Die 
Millionengeschenke  an  die  Schieberkonzerne  Barmat-Kutisker-Michael
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  und  an  die 
Ruhrindustriellen  sind  Beweise  dafür,  in  welch  hohem  Maße  die  „demokratische  Republik” 
für die „Nöte” der „Alt- und Neureichen” empfänglich ist und wie die bürgerlichen Parteien 
von den Deutschnationalen bis zur SPD die „Volksrechte” zu wahren verstehen. 
Die  Politik  der  Auslieferung  des  Proletariats  an  die  Bourgeoisie  findet  ihren  doppelten 
Abschluß  in  der  Annahme  des  Dawesplans  im  Reichstag  durch  die  Einheitsfront  von  den 
Deutschnationalen bis zu den Sozialdemokraten und in der Einsetzung der monarchistischen 
Luther-Regierung durch Ebert. 
Die täglich wachsende Ausbeutung und Not und die Präsidentenwahl am 29. März zwingen 
das werktätige Volk, über diese fünf Jahre ernsthaft nachzudenken und  die Konsequenz aus 
der Bilanz zu ziehen. Der gegenwärtige Eisenbahnerstreik
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 ist ein Ausdruck dafür, daß auch 
die  mit  dem  Dawesplan  verbundenen  Illusionen  zerstieben;  es  kommt  darauf  an,  daß  die 
Ausgebeuteten  in  den  Fabriken,  in  den  Kontoren,  in  den  Amtsstuben  und  auf  dem  Lande 
erkennen, wie es möglich war, daß trotz aller Kämpfe die Bourgeoisie eine Position nach der 
anderen für sich erobern und verstärken konnte. Dazu müssen sie neben dem deutschen das 
russische Beispiel sehen und aus ihm lernen. 
Am  12.  März  war  der  Jahrestag  des  Sturzes  der  Zarenregierung.  Am  12.  März  konnten  die 
russischen  Arbeiter  und  Bauern  die  Bilanz  von  acht  Jahren  ziehen  und  feststellen,  daß  die 
Bourgeoisie  nicht  nur  ihre  Macht  nicht  wiederherstellen  konnte,  sondern  daß  die 
internationale  Bourgeoisie  gezwungen  wurde,  die  proletarische  Revolution  anzuerkennen. 
Auf  den  12.  März  war  der  7.  November  gefolgt  (wie  in  Deutschland  umgekehrt  auf  den  9. 
November  der  13.  März).  Die  russischen  Arbeiter  und  Bauern  haben  unter  Führung  der 
Bolschewiki  der  Bourgeoisieherrschaft  ein  Ende  bereitet,  indem  sie  rücksichtslos  den 
Staatsapparat zerbrachen und an seine Stelle den proletarischen Staat setzten. 
Die  acht  Jahre  russischer  Revolution  und  die  fünf  Jahre  deutscher  Reaktion  von  Kapp  bis 
Luther geben allen Ausgebeuteten die Möglichkeit, auf Grund von Tatsachen zu entscheiden: 
                                                 
21
 Die skrupellosen Geschäftemacher Brüder Barmat, Iwan Kutisker und Jakob Michael ergaunerten sich in der 
Zeit  der  Inflation  und  der  nach  folgenden  Stabilisierung  der  Rentenmark  durch  Spekulationen  und  Wucher 
größten Ausmaßes Millionenvermögen. Ihre Schiebergeschäfte wurden begünstigt durch von ihnen korrumpierte 
hohe  Staatsbeamte  und  Politiker.  Im  Prozeß  „in  Sachen  des  Konzerns  der  Gebrüder  Barmat”  zu  Beginn  des 
Jahres  1925  wurden  prominente  Führer  der  Sozialdemokratischen  Partei  Deutschlands  mit  Wels  an  der  Spitze 
entlarvt.  Sie  hatten  vom  Konzern  große  Bestechungsgelder  erhalten  und  Mittel  des  Konzerns  und  mit  ihm 
verbundener  Banken  während  der  Reichstagswahlen  im  Dezember  1924  für  den  Kampf  gegen  die 
Kommunistische Partei Deutschlands verwendet. 
22
  Es  handelt  sich  um  den  Streik  der  deutschen  Eisenbahner  im  Februar  und  März  1925,  der  durch  die 
Verwirklichung  von  Bestimmungen  des  Dawesplans  verursacht  wurde.  Die  Eisenbahner  forderten  eine 
25prozentige  Lohnerhöhung,  den  Achtstundentag  und  die  Wiedereinstellung  der  Entlassenen.  Die 
reformistischen  Führer  des  Deutschen  Eisenbahner-Verbandes  unterstützten  aktiv  die  Verwirklichung  des 
Dawesplans, verrieten die Eisenbahner und brachen den Streik ab. 

Mit  Hilfe  der  bürgerlichen  Demokratie  und  ihrer  monarchistischen  Institutionen  wurde  in 
Deutschland  das  Proletariat  geknechtet  und  geknebelt,  wurde  die  KPD  mit  schlimmsten 
zaristischen Methoden verfolgt. Der Weg von Kapp bis Luther ist ein einziger Leidensweg. In 
jedem Kampfe steht die SPD gegen das Proletariat, versucht sie die Klassenfront zu sprengen. 
Darum: Nieder mit der Bourgeoisie! Nieder mit der bürgerlichen Demokratie! Nieder mit der 
Luther-Regierung! Nieder mit der Sozialdemokratie, der Agentin der politischen und sozialen 
Reaktion! 
Dagegen  zeigt  das  Beispiel  der  Sowjetunion  acht  Jahre  vergeblicher  Bemühungen  der 
nationalen und internationalen Bourgeoisie, ihre Macht zurückzuerobern. Die Sowjets und die 
Rote  Armee  als  Grundpfeiler  der  proletarischen  Diktatur  haben  in  diesem  „rückständigen” 
Lande  die  Diktatur  der  Bourgeoisie  zunichte  gemacht  und  den  Boden  für  den  Aufbau  des 
Sozialismus bereitet. Darum gilt es für die Werktätigen Deutschlands, sich an den russischen 
Arbeitern  und  Bauern  ein  Beispiel  zu  nehmen.  Schließt  euch  zusammen  in  Gewerkschaften 
und  Betrieben!  Schafft  das  Kampfbündnis  der  Arbeiter  und  Bauern!  Bildet  die  rote 
Klassenfront unter Führung der Kommunistischen Partei! 
Der  Eisenbahnerstreik  gibt  Gelegenheit,  praktisch  an  der  Bildung  der  roten  Kampffront  zu 
arbeiten. Unterstützt die kämpfenden Eisenbahner! Eisenbahner, verbreitert die Kampffront! 
Ihr Arbeiter und Beamten aller Berufe, in allen Betrieben, in allen Gewerkschaften: 
Der 29. März, der Tag der Präsidentenwahl, gibt Gelegenheit, der deutschen Bourgeoisie und 
ihren  sozialdemokratischen  Helfershelfern  zu  zeigen:  Die  Werktätigen  Deutschlands  haben 
aus den fünf Jahren von Kapp bis Luther gelernt, wie sie gelernt haben aus den acht Jahren, 
vom .12. März 1917 bis zum Jahre 1925. Der 29. März muß zum Tag der Abrechnung mit der 
Bourgeoisie werden, ein Bekenntnis zum Kampfe für den Sturz der Luther-Regierung und für 
die Errichtung der proletarischen Diktatur, für den Kampf nach dem Beispiel der russischen 
Revolution unter Führung der KPD! 
 
„Die Rote Fahne” 
vom 13. März 1925.

Zum Blutbad in Halle 
 
Wie sich die Bluttat der Schupo in Wirklichkeit abspielte 
 
1. Die Meldungen des  größten Teiles der bürgerlichen und der sozialdemokratischen Presse 
über den Mord in Halle sind falsch und erlogen. 
2.  Die  Polizei  hat  die  Provokationen  vorbereitet.  Schon  vor  den  Versammlungen,  in  denen 
8000 bis 10000 Teilnehmer waren, war ein verstärktes Schupoaufgebot aufmarschiert. 
3.  Die  Versammlungsleitung  war  entgegen  den  bürgerlichen  Meldungen  über  das 
Sprechverbot für ausländische Redner von keiner polizeilichen Instanz informiert worden. 
4.  Der  Polizeileutnant  Pietzker  hat  auch  keine  Einwendungen  gegen  das  Reden  der 
ausländischen  Genossen  erhoben.  Erst  als  ein  Genosse  das  Wort  zur  Übersetzung  ergriff, 
erschien  der  Leutnant  mit  gezogenem  Revolver  links  im  Saale  und  brüllte  unverständliche 
Worte in die Versammlung. 
5. Durch das plötzliche provokatorische Auftreten des Leutnants und den dadurch erzeugten 
Lärm  war  es  der  Versammlungsleitung  und  den  Anwesenden  unmöglich,  die  Worte  des 
Leutnants verstehen zu können. 
6.  Trotzdem  gelang  es  der  Versammlungsleitung  für  kurze  Momente,  die  Teilnehmer  zu 
beruhigen.  Der  Versammlungsleiter  wandte  sich  an  den  Leutnant  mit  dem  Ersuchen,  seine 
Wünsche mitzuteilen, was aber ohne Erfolg blieb. 
7.  Um  die  Gewähr  für  einen  ruhigen  Verlauf  der  Versammlung  zu  leisten,  verzichtete  der 
Versammlungsleiter  auf  weitere  Übersetzung  der  Reden  der  ausländischen  Genossen  und 
erteilte dem Unterzeichneten das Wort. 
8. Der Polizeileutnant verlangte trotzdem die sofortige Räumung des Saales. 
9.  Da  bei  der  Überfüllung  der  Versammlung  das  Herausgehen  der  Massen  nur  langsam  vor 
sich  gehen  konnte,  verlangte  der  Offizier  von  der  ihm  unterstellten  Schupo  schärferes 
Vorgehen. 
10. Unmittelbar darauf, nach wenigen Sekunden, kam der Befehl zum Feuern. 
11. Blindlings wurde in die zusammengedrängte Masse mit Revolvern und Maschinenpistolen 
geschossen. Schon wälzten sich einige Frauen und Männer in ihrem Blute. 
12.  Der  Teilnehmer  bemächtigte  sich  eine  unbeschreibliche  Verwirrung.  Darauf  wurde  der 
Feuerbefehl  in  kurz  hintereinander  folgenden  Abständen  noch  zweimal  wiederholt,  wobei 
wiederum neue Tote und Verwundete zu verzeichnen waren. 
13. Das unerhörte Vorgehen der Schupo hatte eine unbeschreibliche Panik zur Folge. Die auf 
den  Galerien  Versammelten  stürmten  zum  Ausgang.  Unter  diesem  Anprall  brach  das 
Geländer, was wieder neue Opfer kostete. 
14. Unmittelbar nach den geschilderten Vorgängen sprach Unterzeichneter in einer der beiden 
Parallelversammlungen. Mitten in seiner Rede erschien der Leutnant Pietzker und forderte die 
sofortige  Räumung  auch  dieses  Lokals.  Hier  gelang  es  ihm  nicht,  ein  zweites  Blutbad 
anzurichten. 
15. Die Richtigkeit dieser meiner Angaben kann von der Masse der Versammlungsteilnehmer 
-  mit  Ausnahme  der  anwesenden  Spitzel,  die  sich  aus  allen  polizeilichen  Kreisen 
zusammensetzten-bestätigt werden. 
 
Berlin, 14. März.       gez.: Ernst Thälmann 
 
„Hamburger Volkszeitung” 
vom 16. März 1925.

Denkt an das Beispiel der Kommune 
 
Die  deutschen  Nachahmer  der  Galliffet  und  Thiers
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  sind  eifrig  an  der  Arbeit,  um  den 
Arbeitern  die  großen  Lehren  der  Pariser  Kommune  lebendig  ins  Gedächtnis  zu  rufen.  Was 
sind  die  wichtigsten  Lehren,  die  das  internationale  Proletariat  mit  Hilfe  der  Schriften  von 
Marx und Lenin aus den Kämpfen der Kommunarden gezogen hat? 
Erstens,  daß  das  Proletariat  den  bürgerlichen  Staatsapparat  nicht  übernehmen  und  auf 
demokratischem Wege in den proletarischen Staatsapparat verwandeln kann, sondern daß die 
proletarische  Revolution  den  bürgerlichen  Staat  zerschlagen  und  durch  den  proletarischen 
Machtapparat ersetzen muß, durch die Räte, die die beschließenden und ausführenden Organe 
der Arbeiterklasse sind. 
Zweitens,  daß  das  Proletariat  rücksichtslos,  brutal  die  Bourgeoisie  niederschlagen,  ihre 
Truppen  entwaffnen,  seine  eigene  bewaffnete  Macht  aufrichten  muß,  weil  die  Bourgeoisie, 
wenn man ihr nur wenige Tage Zeit läßt, um sich zu sammeln, zu organisieren, zu bewaffnen, 
ihre Macht rücksichtslos gebraucht und an der Arbeiterschaft, die ihre Ansprüche als Klasse 
anmeldete, grausam blutige Rache nimmt. 
Drittens,  daß  der  Gegensatz  zwischen  den  Nationalisten  und  Militaristen  der  verschiedenen 
Nationen  selbst  im  Kriege  völlig  verschwindet,  wenn  es  gilt,  den  gemeinsamen  Feind,  das 
revolutionäre Proletariat, niederzuschlagen. 
Diese  Lehren,  die  die  Pariser  Arbeiter  1871  mit  ihrem  Blute  erkauften,  sind  leider  von  den 
deutschen  Arbeitern  in  ihrer  Revolution  nicht  beachtet  worden.  Das  hat  die  deutsche 
Arbeiterklasse  bis  zum  heutigen  Tage  mit  unzähligen  Opfern,  mit  vielen  schweren 
Niederlagen bezahlen müssen. Es ist an der Zeit, daß wir diesen 18. März, den Gedenktag der 
Kommune, dazu benutzen, diese Lehren an Hand unserer eigenen jüngsten Erfahrungen den 
Arbeitern Deutschlands eindringlich aufzuzeigen. 
Die  Präsidentenwahl  wird  von  den  Sozialdemokraten  wiederum  in  der  Weise  für  ihre 
Parteizwecke  ausgenutzt,  daß  sie  den  Arbeitern  einzureden  versuchen,  alles  würde  sich  in 
Deutschland zum Besseren wenden, wenn nur an der Spitze des Staates der richtige Mann, der 
für  den  ersten  Wahlgang  Otto  Braun,  für  den  zweiten  voraussichtlich  Marx  heißen  soll, 
gestellt würde. Ganz abgesehen davon, daß Braun sowenig wie Marx ein Arbeitervertreter ist, 
dem man auch nur den ehrlichen Willen zubilligen könnte, an der Stelle, an der er durch das 
Vertrauen der Arbeiter steht, sein Bestes für das Proletariat zu tun, ganz abgesehen davon ist 
klar,  daß  der  beste  Arbeitervertreter  an  der  Spitze  dieses  Staates  nichts  Ernsthaftes  für  die 
Arbeiterklasse tun könnte, wenn diese sich nicht anschickt, den ganzen Staat von Grund auf 
umzuwälzen.  Die  sogenannten  demokratischen  Arbeiterregierungen  in  Sachsen  und 
Thüringen  haben  gezeigt,  daß  die  Rechte  der  Weimarer  Verfassung  null  und  nichtig  sind, 
sobald  sie  der  Bourgeoisie  gefährlich  zu  werden  drohen.  Würde  zum  Beispiel  der  Vertreter 
der  Kommunistischen  Partei  zum  Präsidenten  der  Republik  gewählt  werden,  die  nächste 
Folge  wäre  die  Rebellion  der  monarchistischen  Reichswehr  und  der  Bürokratie,  die  sich 
gewiß weigern würden, den Interessen des Proletariats zu dienen. 
An  diesem  Beispiel  muß  jedem  Arbeiter  deutlich  werden,  daß  wir  für  die  Befreiung  der 
Arbeiterklasse aus ihrer gegenwärtigen Not und Unterdrückung nichts tun können, wenn wir 
nicht  dem  Beispiel  der  Kommune  und  der  russischen  Oktoberrevolution  folgen  und  den 
Kampf für die Beseitigung des bürgerlichen Staates, für die Staatsmacht der Räte der Arbeiter 
und der werktätigen Bauern aufnehmen. 
Die  zweite  Lehre  der  Kommune,  daß  das  Proletariat  gegen  seinen  Klassenfeind  so  wenig 
Schonung  kennen  darf,  so  wenig  wie  die  Bourgeoisie  im  Kampfe  gegen  das  Proletariat 
                                                 
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  Galliffet,  Gaston  de  (1830-1909),  französischer  General,  Führer  der  Armee  der  Versailler,  blutiger 
Unterdrücker und Henker der Pariser Kommune. 
Thiers,  Louis-Adolphe  (1797-1877),  französischer  Staatsmann  und  Historiker,  rücksichtsloser  Vertreter  der 
Klasseninteressen der Bourgeoisie, Schlächter der Pariser Kommune. 

Sentimentalität  und  Rücksicht  kennt,  ist  uns  durch  die  Ereignisse  der  letzten  Tage  wieder 
eindringlich  eingebleut  worden.  Bei  den  Dezemberwahlen  wurde  die  Wahlagitation  der 
Kommunisten durch die Aufhebung der Immunität und eine wüste Verfolgung der führenden 
Genossen erschwert. Diesmal greift die herrschende Klasse zu noch brutaleren Mitteln. Man 
begnügt  sich  nicht  mit  willkürlichen  Verhaftungen  der  Parteiorganisatoren,  die  die 
Wahlkampagne leiten - wie in Stuttgart, Frankfurt am Main und Breslau -, mit willkürlichen 
Demonstrations-,  Versammlungs-  und  Redeverboten,  mit  dem  Diebstahl  von 
Propagandamaterial, sondern die Bourgeoisie, ihre Regierung, ihre Polizei, tragen den weißen 
Terror  in  die  Versammlungen.  Durch  blutige  Gemetzel  unter  den  versammelten  Arbeitern, 
wie  in  Halle  und  Neukölln,  sollen  die  Proleten  von  dem  Besuch  kommunistischer 
Versammlungen  und  Veranstaltungen  abgeschreckt  werden.  Der  Gewinn  von  ein  paar 
Stimmen  für  ihren  bürgerlichen  Präsidentschaftskandidaten  ist  der  Bourgeoisie  wertvoll 
genug, daß sie demgegenüber ein Dutzend Arbeiterleben für nichts achtet. 
Arbeiter, die sich nicht widerstandslos als Arbeitsvieh und Kanonenfutter gebrauchen lassen, 
haben in den Augen der deutschen Galliffets keinen Wert. Mögen die Herren bedenken, was 
aus ihnen wird, wenn die kommende proletarische Gesellschaft mit ihnen nach ihrem Werte 
verfährt.  Die  deutsche  Arbeiterschaft,  die  seit  November  1918  Niederlage  nach  Niederlage 
erlitten  hat,  weil  sie  ihre  Macht  nicht  rücksichtslos  gebrauchte,  wird  die  Lehren,  die  ihr  die 
Polizei des Herrn Severing jetzt mit Pulver und Blei beibringt, zu beherzigen wissen. 
Und  schließlich  die  dritte  Lehre  der  Pariser  Kommune,  daß  der  nationalistische  Schwindel 
beiseite fliegt, wenn es der gemeinsame Kampf gegen das revolutionäre Proletariat erfordert, 
kann  sie  besser  illustriert  werden  als  durch  das  Angebot  des  Sicherheitsvertrages  durch  die 
„nationale”  Luther-Regierung?  Das  ist  eine  würdige  Fortsetzung  des  Zusammenspiels 
zwischen  Bismarck  und  Thiers,  zwischen  Degoutte  und  Lutterbeck.  Für  geheime 
Versprechungen, wahrscheinlich für das Versprechen, mehr Maschinengewehre, Minenwerfer 
und Kanonen gegen das deutsche Proletariat gebrauchen zu dürfen, erklärt sich die „nationale 
Regierung”  bereit,  die  Grenzfestsetzung  des  Knechtschaftsvertrages  von  Versailles  als 
endgültig anzuerkennen. Für die Gnade, in die Gesellschaft der Ententeräuber aufgenommen 
zu werden, bietet die deutsche Bourgeoisie ihre Landsknechtsdienste zum reaktionären Krieg 
gegen die Sowjetunion an. 
Doch  dieser  Schurkenstreich  wird  nicht  gelingen.  Trotz  aller  Verrätereien  der 
Sozialdemokratie  ist  in  den  Massen  des  deutschen  Proletariats  das  Vermächtnis  der 
Kommune,  die  internationale  Solidarität,  noch  lebendig.  Die  deutschen  Proletarier  werden 
sich nicht als Kanonenfutter gegen die russische Revolution gebrauchen lassen, so wenig wie 
unsere französischen Klassengenossen als willige Werkzeuge der Poincaré und Herriot gegen 
ein  proletarisches  Deutschland  marschieren  würden.  Wir  setzen  dem  Räuberbund  der 
Imperialisten die Kraft der proletarischen Inter-nationale entgegen. 
Die  Wahlen  am  29.  März  sollen  durch  eine  gewaltige  Massendemonstration  für  die  rote 
Arbeiterkandidatur zeigen, daß die Kommune in unseren Herzen lebt, daß keine Gewalt uns 
hindern  wird,  den  nächsten  Schritt  zur  Weltkommune  zu  tun  durch  die  proletarische 
Revolution in Deutschland. 
 

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