Marx-engels-lenin-stalin-institut beim zk der sed


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Betriebsrätearbeit 
 
In  Verbindung  mit  der  Gewerkschaftsarbeit  in  den  Betrieben  will  ich  kurz  noch  über  die 
Betriebsrätearbeit  sprechen.  Wir  sehen,  daß  unsere  Genossen  nicht  den  Wert  der 
Konzentration ihrer eigenen Kräfte gegenüber der Konzentration der Kräfte des Kapitalismus 
verstehen. Ich will einige Beispiele aus der Entwicklung der Konzentration des Kapitalismus 
auf  der  Basis  der  Konzerne  in  Deutschland  anführen.  Wir  haben  verschiedene  größere 
Konzerne.  Der  AEG-Konzern  umfaßt  444  Betriebe.  Der  Konzern  Siemens-Rhein-Elbe-
Schuckert-Union umfaßt 134 Betriebe, der Klöckner-Konzern einschließlich der Haniel- und 
Stumm-Gruppe  91  Betriebe  und  die  Friedrich  Krupp  Aktiengesellschaft  einschließlich  der 
Rheinstahl-Arenberg-Gruppe 91 Betriebe, der Thyssen-Konzern 43  Betriebe. Alle Konzerne 
sind  auf  die  verschiedenen  Zweige  der  Industrie  und  des  Bergbaus  in  ganz  Deutschland 
verteilt.  Ich  werfe  auf  diesem  Parteitag  die  Frage  auf,  ob  sich  die  Genossen  schon  überall 
dafür  interessiert  haben,  die  sich  in  diesen  Konzernen  befindenden  Betriebsräte  aus  den 
verschiedenen Betrieben zusammenzufassen, um das einheitliche Vorgehen der verschiedenen 
Arbeiter  in  den  verschiedenen  Betrieben  zu  besprechen  und  eine  konzentrierte 
Kampfgrundlage  gegen  ihre  Kapitalisten  zu  schaffen.  Die  Dinge,  die  sich  in  dem  Betrieb 
abspielen,  Maßnahmen  in  der  Linie  der  Produktionskontrolle,  Prüfung  der 

Geschäftsgeheimnisse, Dividendenüberschüsse und allgemeine Bilanz müssen zur Grundlage 
unserer Lohnstrategie gemacht werden. 
Die Betriebsrätebewegung hat natürlich momentan nicht den politischen Boden, wie  es sich 
im  Stadium  des  revolutionären  Aufschwungs  in  Deutschland  zeigte.  Aber  auch  schon  heute 
müssen  in  Verbindung  mit  der  Arbeit  in  den  Gewerkschaften  die  Betriebsräte 
freigewerkschaftlich  zusammengefaßt  werden,  und  sie  müssen  sich  Kampfaufgaben  in  den 
wirtschaftlichen,  politischen  Kampf  stellen,  weil  die  Betriebsräte  im  Falle  des  verstärkten 
Kampfes  wieder  eine  um  so  größere  Bedeutung  erhalten,  wenn  sie  auch  kein  Ersatz  für  die 
wirklichen  ersten  Fundamente  der  Revolution  sind.  Früher  gab  es  auch  Parteiauffassungen, 
daß Betriebsräte die politischen Arbeiterräte ersetzen könnten. Aber die revolutionäre Praxis 
hat  ergeben,  daß  die  Betriebsräte  nicht  die  revolutionären  Faktoren  in  dem  Prozeß  der 
unmittelbaren  Revolution  sein  können,  sondern  daß  im  revolutionären  Kampfe  auf  erhöhter 
Stufe neue politische Arbeiterräte entstehen, als Stützpunkt der Partei in den breiten Massen 
zur Führung des Kampfes um die proletarische Diktatur. 
 
Weitere Arbeitsgebiete 
 
Ich  will  jetzt  bei  den  Aufgaben  der  Partei  noch  einige  Dinge  herausgreifen,  die  im 
Zusammenhang mit den künftigen Aufgaben, die wir uns als Partei stellen, eine Rolle spielen 
werden.  Zu  den  knapp  5  Millionen  organisierten  Arbeitern  im  ADGB  kommen  noch  die 
Mitglieder  des  AfA-Bundes  mit  gut  350000  und  des  ADB 
[Allgemeiner  Deutscher  Beamtenbund. 
Die Red.
]
 mit etwa 150000 Mitgliedern. In diesen beiden letzten Organisationen haben unsere 
kommunistischen  Genossen  wenig  oder  gar  keinen  Einfluß,  weil  wir  eben  noch  nicht 
verstehen,  unseren  Einfluß  auch  unter  den  Beamten  und  Angestellten  auszudehnen.  Die 
Beamten  und  Angestellten  haben  auch  für  die  Zukunft  für  die  Massenbewegungen  eine 
Bedeutung, wie wir es bei den Eisenbahnerkämpfen schon früher gesehen haben. Wir müssen 
versuchen,  auf  diesem  Gebiet  unseren  politischen  Einfluß  mehr  und  mehr  zu  erhöhen. 
Außerdem  ist  unser  Einfluß  in  den  christlichen  Organisationen  sehr  gering,  und  es  wäre 
Pflicht  und  Aufgabe  der  Partei,  besonders  in  den  Gebieten,  wo  christliche  Verbände  stark 
sind,  zu  versuchen,  sie  in  den  Bann  der  wichtigsten  Aufgaben  des  wirtschaftlichen 
revolutionären Kampfes mit hineinzuziehen. 
 
Arbeiterinnenbewegung 
 
Wir müssen unser Augenmerk auch auf die gewerkschaftliche Frauenarbeit lenken. Wenn wir 
auf dem Standpunkt der politischen Gleichberechtigung der Frauen stehen, dann müssen wir 
uns  auch  dafür  einsetzen,  daß  die  Arbeiterinnen  auch  wirtschaftlich  den  Arbeitern 
gleichgestellt,  ihre  Löhne  denen  der  Männer  angepaßt  werden  und  sie  nicht  gezwungen 
werden, dem Mann gegenüber Lohndrücker zu werden. 
 
Jugendbewegung 
 
Dasselbe  sehen  wir  bei  der  Jugend,  die  heute  noch  mehr  als  die  Älteren  vom  deutschen 
Kapitalismus  ausgebeutet  wird.  Auch  der  Jugendarbeit  in  den  Gewerkschaften  haben  wir 
unsere  größte  Aufmerksamkeit  zu  widmen.  Der  Bourgeoisie  ist  es  zum  Beispiel  bei  der 
Staffelung  der  Löhne  möglich,  auf  Grund  der  Tarifverträge  mit  Altersstufen,  Millionen  an 
Geldern  zu  sparen,  da  die  Jugendlichen,  die  dieselbe  Arbeit  leisten  müssen,  sehr  oft  einen 
geringeren  Lohn  bekommen.  Deswegen  müssen  wir  Kommunisten  dafür  sorgen,  daß  die 
Staffelung der Löhne der Jugendlichen und Älteren aufhört. Noch dazu, da die Reformisten in 
der  Gewerkschaftstarifpolitik  keine  Anstrengungen  machen,  diese  Ungerechtigkeit 

aufzuheben. Ferner müssen die Bestrebungen der Bourgeoisie, das Arbeitsdienstpflichtgesetz 
für die Jugendlichen einzuführen, den schärfsten Widerstand erzeugen. 
 
Erwerbslosenbewegung 
 
Ebenso müssen wir bei unseren Aufgaben die Erwerbslosenbewegung erörtern. Das eine steht 
fest,  daß  die  Erwerbslosigkeit  in  Deutschland  in  den  letzten  Monaten  allgemein 
zurückgegangen ist, so daß wir heute prozentual weniger Erwerbslose in Deutschland haben, 
als es vor dem Kriege im allgemeinen der Fall war. Die Zahl der Erwerbslosen wird sich in 
der Zukunft bestimmt erhöhen. Wir müssen unser besonderes Augenmerk auf die Bewegung 
richten  und  dazu  die  Erwerbslosenräte  unterstützen,  um  die  Bestrebungen  der  Bourgeoisie 
und  der  reformistischen  Gewerkschaftsbürokratie  zu  durchkreuzen,  die  die  Zersplitterung 
zwischen  den  im  Betriebe  stehenden  und  den  erwerbslosen  Arbeitern  wollen.  Jede 
Zersplitterung  in  den  Reihen  der  Arbeiterschaft  muß  auf  das  entschiedenste  vermieden 
werden.  Wir  müssen  ferner  versuchen,  daß  die  Erwerbslosen  m  den  Produktionsprozeß  mit 
eingereiht werden, selbst wenn es unter großen Schwierigkeiten und sehr selten möglich ist. 
 
Der ADGB-Kongreß 
 
Ich  will  jetzt  kurz  zu  den  Aufgaben  der  Kommunisten  zu  dem  ADGB-Kongreß  Stellung 
nehmen. 
Unter  den  acht  Tagesordnungspunkten,  die  für  den  Kongreß  angekündigt  sind,  ist  im 
allgemeinen kein einziger Punkt, der der Arbeiterschaft einen Ausweg aus der Situation zeigt. 
Auf  der  Tagesordnung  des  ADGB-Kongresses  steht  nicht  die  Frage  des  Kampfes  der 
Arbeiterschaft  um  die  Besserung  der  Lohn-  und  Arbeitsbedingungen,  sondern  stehen  solche 
Fragen  wie  die  Wirtschaftsdemokratie,  das  heißt  also  das  Zusammengehen  mit  der 
Bourgeoisie auf kapitalistischer wirtschaftsfriedlicher Grundlage. 
An  Stelle  des  Kampfes  um  den  Achtstundentag  steht  die  abstrakte  Frage  der 
Sozialgesetzgebung.  Die  Führer  des  ADGB  fürchten  sich,  vor  der  Arbeiterschaft 
Rechenschaft abzulegen, was der ADGB für den Achtstundentag getan hat und tun wird. Es 
steht  fest,  daß  die  Gewerkschaftsbürokratie,  die  auf  dem  Nürnberger  Gewerkschaftskongreß 
im  Jahre  1919  durch  das  Bekenntnis  zur  Arbeitsgemeinschaft  den  Weg  zum  Abbau  des 
Achtstundentages frei gemacht hat, heute bestimmt nichts tun wird, um den Achtstundentag 
zurückzuerobern. Auch  die Summen, die die Mitglieder  für die Einleitung einer Kampagne, 
einer  Volksabstimmung  über  das  Washingtoner  Abkommen,  gezahlt  haben,  scheinen  für 
diesen Zweck nicht mehr verwendet zu werden. Vielleicht wird der ADGB-Kongreß darüber 
Aufklärung  geben  müssen.  Die  Gewerkschaftsbürokratie  schweigt  sich  heute  über  den 
Achtstundentag aus und fürchtet sich, diese Frage vor den Massen offen zu stellen. Mit den 
wichtigsten  politischen  Fragen,  wie  der  Zoll-  und  Steuerpolitik,  der  Aufwertungsfrage,  der 
Freilassung der politischen Gefangenen, der allgemeinen Amnestie, mit dem Dawespakt und 
seinen katastrophalen Auswirkungen, dem Garantiepakt, dem  Völkerbund usw., wollen sich 
die Führer auf dem Kongreß nicht beschäftigen. Um so klarer müssen wir Kommunisten noch 
in der Zeit vor dem Kongreß diese Fragen vor den Massen und in den Gewerkschaften stellen. 
Amt  dem  Bundeskongreß  des  ADGB  werden  unter  den  Führern  des  ADGB-
Bundesvorstandes Differenzen in der Frage der Bildung von Industrieverbänden ausbrechen. 
Der  Leipziger  Gewerkschaftskongreß  hat  den  Bundesvorstand  beauftragt,  eine  Kommission 
einzusetzen, um die Frage zu prüfen. Die eingesetzte Kommission konnte sich nicht einigen, 
weil  dort  die  Auffassung  von  Dißmann  und  Genossen  vorhanden  war,  die  eine  organisierte 
Neugestaltung  der  Gewerkschaften  nach  Industrieverbänden  forderten,  während  Schumann 
und  Genossen  eine  freiwillige  Verständigung  der  Gewerkschaften  untereinander  verlangten. 
In  der  letzten  Zeit  sehen  wir,  daß  Tarnow,  der  Vorsitzende  des  Holzarbeiterverbandes,  und 

Brey,  der  Vorsitzende  des  Fabrikarbeiterverbandes,  schon  damit  drohen,  wirklich  ernste 
Maßnahmen  zu  ergreifen,  wenn  auf  dem  Bundeskongreß  die  Auffassung  Dißmanns  -  die 
Neugestaltung der Organisation nach Industrieverbänden -, die aller Wahrscheinlichkeit nach 
siegen  wird,  verwirklicht  wird.  Tarnow  hat  sogar  mit  einer  gewissen  Spaltung  im  ADGB 
gedroht.  Wir  haben  uns  dabei  zu  gleicher  Zeit  darüber  klar  zu  sein,  daß  es  der 
Gewerkschaftsbürokratie  gelingen  wird,  auf  dem  Bundeskongreß  irgendein  Kompromiß  zu 
finden, durch das man diese beiden Gruppierungen trotz scharfer Gegensätze in dieser Frage 
auf eine Plattform bringen wird. 
Die  wichtigste  Frage,  die  auf  dem  Kongreß  behandelt  werden  wird,  ist  die  internationale 
Einheitsbewegung der Gewerkschaften. Wir sehen, daß in Deutschland die Kommunistische 
Partei  versucht,  in  den  verschiedenen  Organisationen  die  ersten  Ansätze  dafür  zu  schaffen, 
um  dieser  Bewegung  eine  ernste  internationale  Plattform  zu  geben.  Der  Kongreß  wird 
insofern  für  die  deutsche  Arbeiterklasse  eine  Bedeutung  haben,  als  dort  der  Antrag  gestellt 
oder  die  Frage  entschieden  wird,  ob  die  Vertreter  der  sowjetischen  Gewerkschaften 
zugelassen  werden.  Schon  heute  versucht  die  Bürokratie  in  ihrer  Gewerkschaftspresse  zum 
Ausdruck  zu  bringen,  daß  man  die  sowjetischen  Gewerkschaften  nicht  zulassen  wird.  Aber 
auch die Anwesenheit der Vertreter der englischen Gewerkschaften, die ja bekanntlich zu 80 
Prozent die Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale finanzieren, wird zu gleicher Zeit eine 
ernste  politische  internationale  Bedeutung  haben.  Die  englischen  Gewerkschaftsvertreter 
werden  auf  dem  Kongreß  ihre  Meinung  über  die  gesamte  Bewegung  Englands  äußern,  und 
wir werden sehen, ob der Bundeskongreß, nachdem die deutschen Arbeiterdelegationen nach 
der Sowjetunion gegangen sind und dort aufgenommen wurden, es wagen wird, die Zulassung 
der  sowjetischen  Delegation  der  Gewerkschaften  abzulehnen.  Die  Arbeiterdelegation,  die 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  noch  vor  dem  Beginn  des  Bundeskongresses  zurückkommt, 
wird  in  der  Auswirkungen  die  sich  entwickelnden  linken  Tendenzen  innerhalb  der 
Gewerkschaftsbewegung  eine  ungeheuer  große  Bedeutung  haben.  Wir  müssen  schon  heute 
dazu  übergehen,  weitere  Delegationen  zusammenzustellen,  die  sich  die  Entwicklung  in  der 
Sowjetunion mit eigenen Augen ansehen und über ihre Eindrücke Bericht erstatten. 
Im  Zusammenhang  mit  diesen  Aufgaben  stehen  jene  ernsten  Probleme,  die  gegenwärtig  in 
Deutschland  überhaupt  auf  der  Tagesordnung  stehen.  Man  kann  die  Arbeit  in  den 
Gewerkschaften niemals von der Gesamtarbeit der Partei trennen, und da die Kommunistische 
Partei  die  einzige  Arbeiterpartei  ist,  die  die  Arbeiterklasse  für  ihre  Klasseninteressen 
mobilisiert, spielt natürlich die Gewerkschaftsbewegung auch für unsere Kampfaufgaben eine 
ungeheure  Rolle.  Wir  sehen,  daß  die  Schwierigkeiten  der  Bourgeoisie  von  Tag  zu  Tag 
zunehmen,  wir  sehen,  daß  Differenzen  bei  der  Durchführung  des  Dawespaktes  vorhanden 
sind.  Wir  haben  gesehen,  daß  sich  Schwierigkeiten  bei  der  Steuer-,  Zoll-  und 
Aufwertungsfrage  gezeigt  haben.  Wir  sehen  ferner,  daß  heute  auch  die  Regierung  Luther-
Stresemann  selbst  von  Kreisen  der  Bourgeoisie  Schwierigkeiten  erfährt.  Und  wenn  die 
Kommunistische Partei ihre politische  Arbeit in  der politischen  Arena und besonders in der 
Gewerkschaftsbewegung  verstärkt,  dann  wird  natürlich  auch  diese  Arbeit  für  die 
internationale Einheitsbewegung von eminent großer Bedeutung sein. 
Ich will nur daran erinnern, daß die Kommunistische Partei einen offenen Brief an den ADGB 
richtete, was er in Hinblick auf die Wucherpolitik der Regierung zu tun gedenke. Der ADGB 
hat  darauf  keine  Antwort  gegeben.  Hätten  eine  wirklich  linke  Bewegung  in  den 
Gewerkschaften,  dann  wäre  auch  der  ADGB  gezwungen,  zu  dem  offenen  Brief  mindestens 
Stellung  zu  nehmen  und  Maßnahmen  in  der  Linie  des  Kampfes  gegen  die  Pläne  der 
Bourgeoisie zu ergreifen. Wie wir sehen, ist es erforderlich, daß die  Kommunisten über die 
Wirtschaftskämpfe wirklich informiert sein müssen, um bei der Lohnstrategie und der mit ihr 
in  Verbindung  stehenden  Streikstrategie  und  in  sonstigen  Gewerkschaftsfragen  die  richtige 
politische Stellung einnehmen zu können. Wir müssen dazu übergehen, den Bestrebungen der 
Bourgeoisie  zur  Offensive  die  Verstärkung  der  roten  Klassenfront  gegenüberzustellen,  und 

müssen versuchen, bei günstigen Anlässen die Zentralisation der Lohnkämpfe in die Wege zu 
leiten. 
Außerdem  haben  wir  über  die  Grenzen  Deutschlands  hinaus  auch  die  internationalen 
Probleme  zu  erkennen,  und  wir  müssen  sie  mit  der  gesamten  revö1utinären 
Gewerkschaftsarbeit verbinden. Es stehen  ernste Weltprobleme vor uns:  Imperialismus oder 
Revolution;  Amsterdamer  Spaltung  der  Gewerkschaftsbewegung  oder  internationale 
Einheitsfront;  Konterrevolution  oder  Kampf  an  der  Seite  der  Sowjetunion.  Wie  beim 
Ausbruch  des  Weltkrieges  die  Amsterdamer  die  festesten  Bollwerke  des  Imperialismus 
waren,  so  ist  heute  die  rechte  Front  der  Amsterdamer  Gewerkschaftsinternationale  die 
zuverlässigste  Hilfstruppe  der  reaktionären  Front  des  englischen  Imperialismus  im  Kampf 
gegen  die  Sowjetunion  und  die  revolutionäre  Arbeiterschaft  der  ganzen  Welt. Je  stärker  die 
Linksentwicklung der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland, um so  größer ist die Gefahr 
für  die  Pläne  der  internationalen  Bourgeoisie,  weil  Deutschland  das  Land  sein  wird,  das 
möglicherweise  bei  Ausbruch  von  kriegerischen  Konflikten  gegen  die  Sowjetunion  das 
Aufmarschgebiet  des  Ententeimperialismus  werden  kann,  ähnlich  wie  es  Belgien  im 
Weltkriege für den Durchmarsch der Truppen war. 
Und  gerade,  weil  die  Amsterdamer  gemeinsam  mit  dem  Imperialismus  die  offene 
Konterrevolution dokumentieren und auf der anderen Seite die Sowjetunion im Bündnis mit 
der  internationalen  revolutionären  Einheitsfront  der  Arbeiter  der  ganzen  Welt  steht,  ist  es 
notwendig,  daß  auch  die  deutsche  Arbeiterklasse  von  der  reaktionären  Front  getrennt  wird 
und  sich  der  revolutionären  Front  des  internationalen  Proletariats  angliedert.  Aus  diesem 
Grunde  müssen  wir  alle  Kräfte  in  der  Partei  anspannen,  um  den  Gewerkschaften  den 
revolutionären Charakter zu geben. Die Genossen müssen, wenn sie zu jeder Zeit bereit sind, 
mit dem Gewehr auf den Barrikaden zu kämpfen, auch in den Betrieben und Gewerkschaften 
Barrikadenkämpfer für das gesamte Proletariat werden. Im zähen unermüdlichen Kleinkampf 
muß  die  Aufrichtung  der  Barrikaden  der  revolutionären  Front  in  den  Gewerkschaften  und 
Betrieben  vorbereitet  werden.  Wenn  wir  auf  diesem  Parteitag  die  wirklich  ernsten 
parteipolitischen  Fragen  klären  und  zu  gleicher  Zeit  auf  dem  Gebiete  der  praktischen 
Gewerkschaftsarbeit  den  politischen  Wert  dieser  Arbeit  mehr  denn  je  ernsthaft  erkennen, 
dann  wird  der  X.  Parteitag  für  die  deutsche  Partei  einen  Fortschritt,  einen  neuen  Kampfruf 
bedeuten,  wird  er  die  Genossen  aufrufen,  alles  einzusetzen,  im  zähen  Kleinkrieg  um  jedes 
Proletarierhirn  ringen,  über  die  verschiedenen  Gefechte  und  Kämpfe  hinaus  bis  zur 
Hauptschlacht  für  den  Sieg,  für  die  proletarische  Diktatur.  Ich  glaube,  daß  bei  der 
Kompliziertheit  des  ganzen  Fragenkomplexes  die  Genossen  versuchen  müssen,  in  der 
Diskussion  manches  noch  zu  ergänzen,  aus  den  Erfahrungen  ihrer  täglichen  Arbeit  und 
Kämpfe  Beispiele  und  Anregungen  zu  bringen,  damit  der  Parteitag  in  der  Lage  ist,  in  der 
eingesetzten Gewerkschaftskommission alle diese Dinge zu behandeln und die Resolution so 
zu  vervollkommnen,  daß  es  eine  wirklich  praktische,  politisch-gewerkschaftliche  Plattform 
wird,  die  uns  die  Aufgabe  stellt,  das  reformistische  Gesicht  des  ADGB  zu  ändern,  die 
reformistischen  Arbeiter  zur  Erfüllung  der  Arbeit  für  die  Organisierung  der  Revolution 
herüberzuziehen.  Daß  wir  ferner  in  der  politischen  Linie  unserer  Arbeit  jene  Fortschritte 
machen,  die  uns  die  Gewähr  geben,  uns  auf  die  große  verantwortungsvolle  Arbeit  der 
internationalen revolutionären Linie einzustellen, das heißt auf den Sieg. Es geht darum, diese 
Etappe  der  proletarischen  Revolution  zu  verkürzen,  darum,  daß  die  Partei  mit  ihrer  ganzen 
Kraft  und  Energie  versteht,  diese  Arbeit  mit  Lust  und  Liebe  durchzuführen  und  mit  dem 
Glauben an den Sieg der Revolution an diese Arbeit heranzutreten!

Schlußwort 
 
17. Juli 1925 
 
Genossen!  Bevor  ich  auf  die  Diskussion  über  das  politische  Referat  und  über  die 
Gewerkschaftsfrage eingehe, will ich mir folgende Vorbemerkung erlauben: 
Genosse Voigt hat hier behauptet, daß der Parteitag nicht das Spiegelbild der Mitgliedschaft 
abgebe. Diese Behauptung bedeutet: 
1. eine Beleidigung des gesamten Parteitages und der Mitgliedschaft der deutschen Partei, 
2.  eine  Verhöhnung  der  anwesenden  Delegierten  von  Westsachsen,  die  sich  unbedingt  dazu 
äußern müssen. Sollte in Westsachsen der Modus übergangen worden sein, daß die Mitglieder 
ihre Delegierten zum Bezirksparteitag wählen, auf dem dann die Wahl der Delegierten zum 
Parteitag  vorgenommen  wird,  so  ist  es  notwendig,  daß  die  anwesenden  Delegierten  von 
Westsachsen sich dazu äußern. Ich erachte es für notwendig, im Auftrage der Zentrale diese 
Feststellung zu machen, zumal auf allen Bezirksparteitagen, auf denen ich anwesend war, die 
Mitgliedschaft ihre Delegierten gewählt hat. 
Einiges  zur  Gewerkschaftsfrage:  Ich  spreche  mein  Bedauern  aus,  daß  gerade  in  der 
Hauptfrage  der  Gesamtpartei,  die  auf  dem  Parteitag  behandelt  wird,  in  der 
Gewerkschaftsfrage,  die  Delegierten  nicht  genügende  Anregungen  und  positive  Winke 
gegeben haben, die das Referat in einigen Punkten hätten ergänzen können. Das ist entweder 
eine Bestätigung dafür, daß das Referat ziemlich alles umfaßt, was an politischer Arbeit usw. 
in den Gewerkschaften  notwendig ist, oder aber auch, was ich annehme, die Diskussion hat 
die allgemein Schwäche, in der Gesamtpartei in der Frage der Arbeit in den Gewerkschaften 
widergespiegelt. 
Ich will versuchen, noch einige positive Dinge anzuführen, damit die Delegierten in der Lage 
sind, mit der Mitgliedschaft über diese wichtigen Probleme ernsthaft zu diskutieren und die 
Arbeit danach einzurichten. 
Neben  den  Gewerkschaften  gibt  es  noch  andere  große  Massenorganisationen,  zum  Beispiel 
die  Sportorganisationen,  Konsumgenossenschaften  und  andere  mit  uns  sympathisierende 
Organisationen, wie zum Beispiel die der Kriegsbeschädigten, den Roten Frontkämpferbund 
usw.,  in  denen  Millionen  Proletarier  organisiert  sind.  Hier  gilt  es  politisch  zu  arbeiten. 
Natürlich muß man jene politisch-organisatorische Arbeit, die ich bei der Gewerkschaftsfrage 
zeigte, auch auf die Sportorganisationen übertragen. Auch die Kommunistische Partei hat ein 
großes Interesse an der Sportbewegung. Sie erzieht die Arbeiterjugend und die Arbeiter nicht 
wie  die  Bourgeoisie,  um  sie  auszubeuten  und  zu  imperialistischen  Zwecken  zu  benutzen, 
sondern um die Arbeiterschaft körperlich für die Aufgaben der proletarischen Revolution zu 
ertüchtigen. In dieser Linie hat der Rote Frontkämpferbund die Aufgabe, die Jugend und die 
auf  dem  Boden  des  Klassenkampfes  stehende  Arbeiterschaft  körperlich  und  anderweitig  zu 
erziehen, wie dies die Bourgeoisie bei den faschistischen Verbänden ebenfalls tut. 
Genauso  ist  es  mit  den  Konsumgenossenschaften,  wo  man  durch  Zellenbildung  versuchen 
muß,  politische  Arbeit  zu  leisten,  weil  sie  nicht  nur  national,  sondern  international  von 
Bedeutung sind. Neben  den  gewaltigen Gewerkschaften haben wir in der Sowjetunion auch 
große  Konsumgenossenschaften  und  Sportorganisationen,  die  auf  internationaler  Basis  die 
internationale  Einheitsbewegung  der  Gewerkschaften  verfolgen.  Sie  helfen  dadurch  den 
einzelnen  Sektionen  der  Weltpartei  jenen  Wall  von  sympathisierenden  Organisationen 
international zusammenzufassen. 
Ich  hoffe,  daß  diese  kurzen  Andeutungen  schon  genügen,  um  zu  verstehen,  daß  die 
Kommunisten  ebenfalls  verpflichtet  sind,  in  diesen  sympathisierenden  Organisationen  in 
Zukunft eine viel tiefergehende politisch-organisatorische Arbeit zu leisten, als es bisher der 
Fall gewesen ist. 

Wenn auch keine prinzipiellen Streitigkeiten in der Debatte zum Ausdruck kamen, so waren 
es andere wichtige politisch-organisatorische Fragen, die von einigen Genossen vollkommen 
falsch  gestellt  wurden.  Genosse  Galm,  Offenbach,  zum  Beispiel  kritisierte,  daß  die 
Resolution, die dem Parteitag vorliegt, in meinem Referat nicht erörtert wurde. Sie enthält die 
Grundgedanken  und  Grundlinien  meines  Referats,  die  ich  ausführlich  behandelt  habe.  Auf 
Einzelheiten in der Resolution einzugehen, war nicht meine Aufgabe, sondern ist besonders 
die Aufgabe jener vom Parteitag gewählten 21köpfigen Gewerkschaftskommission, die auch 
auf  diesem  Gebiete  verschiedene  Punkte  in  der  Resolution  geprüft  und  wirklich  ernste 
politische  Ergänzungen  hineingebracht  hat.  Der  Berichterstatter  der  Kommission  wird 
nachher zeigen, auf welchen Gebieten die Kommission versucht hat, politische Ergänzungen 
in  die  Resolution  einzufügen,  damit  die  Resolution  die  Grundgedanken  und  Grundlinien 
ernster Gewerkschaftsarbeit enthält. Außerdem ist doch dem Parteitag eine zweite Resolution 
neu unterbreitet worden, weil die erste nicht umfassend genug war und in ihr die praktischen 
Aufgaben nicht genügend gezeigt wurden. Daran ist schon erkennbar, daß auf dem Parteitag 
in der Gewerkschaftsfrage alles getan wurde, was im Interesse der Partei und der deutschen 
Arbeiterschaft notwendig ist. Ich hoffe, daß auch nach dem Parteitag unsere Genossen in den 
Bezirken den Ernst dieser Arbeit zu schätzen verstehen. 
Ferner  wird  dem  Parteitag  durch  die  Gewerkschaftskommission  ein  Antrag  vorgelegt,  der 
bedeutet,  daß  wir  den  Beschluß  des  ZA 
[Zentralausschuß.  
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