Marx-engels-lenin-stalin-institut beim zk der sed
Download 5.01 Kb. Pdf ko'rish
|
Die Massenbewegung der internationalen Gewerkschaften
Nach Beendigung des Krieges sehen wir in verschiedenen kapitalistischen Ländern einen großen Zustrom zu den Gewerkschaften. Ich möchte hierfür einige Zahlen anführen: In England hatten wir 1913 3600000, 1920 7200000 und haben heute knapp 5 Millionen Gewerkschaftsmitglieder. In Frankreich hatten wir 1913 400000, 1920 2700000 und haben momentan, wo die Gewerkschaftsbewegung zersplittert ist, in der CGTU 400000 und in der CGT 27 300000 Mitglieder. In Amerika hatten wir vor dem Kriege 2600000, 1920 4200000 27 Die CGT (Confédération Générale du Travail - Allgemeiner Gewerkschaftsbund) wurde im Jahre 1895 auf dem Kongreß von Limoges gegründet. Sie stand lange Zeit unter dem Einfluß der Anarcho-Syndikalisten und Reformisten. In ihren Reihen entwickelte sich während des ersten imperialistischen Weltkrieges eine revolutionäre Opposition, die nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution wachsenden Einfluß unter den Massen gewann. Innerhalb der Gewerkschaften bildeten sich die Komitees der revolutionären Gewerkschafter. Einige Fachverbände, die unter dem Einfluß der revolutionären Gewerkschafter standen, wurden auf Betreiben der reaktionären Gewerkschaftsführer aus der CGT ausgeschlossen und gründeten im Juni 1922 die CGTU (Confédération Générale du Travail Unitaire), die für die Verwirklichung der Ziele der Roten Gewerkschaftsinternationale kämpfte. Der Druck der Massen zwang die reformistische Führung der CGT, dem von der CGTU vorgeschlagenen Zusammenschluß zuzustimmen, der auf dem Kongreß von Toulouse (2. bis 5. März 1936) vollzogen wurde. und haben momentan 2400000 Mitglieder. In Deutschland waren es 1913 3100000, 1920 8800000, und heute rechnet man mit nicht ganz 5 Millionen im ADGB organisierten Mitgliedern. Die Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale, die 1913 etwa 12 Millionen Mitglieder hatte, zählte 1920 28 Millionen und hat momentan 16 Millionen Mitglieder. Reformistische Entartung Dem organisatorischen Wachstum der Gewerkschaften entspricht keinesfalls ein Wachsen des politischen Einflusses, der Sicherung und Erweiterung der Errungenschaften der Revolution. Wir haben uns die Frage vorzulegen: Wie konnte eine solche Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung entstehen? Mit dem Zustrom der Massen zu den Gewerkschaften, mit ihrer organisatorischen und finanziellen Stärkung, entstand zugleich die Tendenz zur reformistischen Entartung, zur Bildung einer ausgedehnten, gut situierten, am ruhigen Bestand des Kapitalismus interessierten Gewerkschaftsbürokratie. Die Bourgeoisie benutzte diese Bürokratie zur Korrumpierung eines Teiles der Arbeiterschaft, der Arbeiteraristokratie, um so die Arbeiterschaft zu spalten und Teile von ihr am Kapitalismus und an der imperialistischen Politik zu interessieren. Diese Tendenz war schon vor dem Kriege sehr stark. Die Gompers-Gewerkschaften 28 in Amerika versuchten schon vor dem Kriege gemeinsam mit der Bourgeoisie, die wirtschaftlichen Kämpfe niederzuschlagen. Die englischen Gewerkschaften waren ganz im Fahrwasser des Imperialismus. In Deutschland war die Gewerkschaftsbürokratie die Stütze der Rechten in der Sozialdemokratie. Mit dieser reformistischen Entartung zeigte sich ebenfalls eine Gegentendenz, eine bewußte Linksopposition innerhalb der modernen Gewerkschaftsbewegung. Diese Tendenz wurde um so stärker, je mehr die reformistische Entartung den Bankerott der Gewerkschaftsbewegung offenbarte, je größer die Klassengegensätze wurden, je mehr die Arbeiter das Herannahen großer Kämpfe fühlten. Gewerkschaftsopposition gegen Reformismus Nach dem Kriege zeigten sich in den Kreisen der Gewerkschaftsbürokratie diese linken Tendenzen sehr stark, ich erinnere an Fimmen 29 usw. So war zum Beispiel D’Aragona 30 in Italien bereit, in die Rote Gewerkschaftsinternationale einzutreten. In Deutschland spielte Dißmann 31 eine radikale Opposition, und die Linksschwenkung der englischen Gewerkschaften war eine Folge der Krise des englischen Imperialismus. Diese 28 Gemeint ist die American Federation of Labor (AFL), die Vereinigung eines Teiles der Gewerkschaftsverbände der USA, die 1881 von Samuel Gompers, einem erbitterten Feind des Sozialismus und der Sowjetunion, gegründet wurde. Gompers war bis zu seinem Tode Präsident der AFL und beeinflußte entscheidend deren Politik. Die Führer der Föderation stellen eine Agentur des amerikanischen Imperialismus in der Gewerkschaftsbewegung der USA dar und betreiben eine Spaltertätigkeit innerhalb der internationalen Arbeiterbewegung. 29 Edo Fimmen - niederländischer Gewerkschaftsfunktionär; war von August 1919 bis November 1923 Sekretär der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale und anschließend Generalsekretär der Internationalen Transportarbeiterföderation (ITF). Innerhalb der ITF vertrat er besonders in den Jahren der revolutionären Nachkriegskrise den Gedanken der Einheitsfront mit den sowjetischen Gewerkschaften und den anderen Verbänden der RGI mit dem Ziel, die drohenden Angriffe der Imperialisten gegen die Sowjetunion abzuwehren und den Kampf gegen Krieg, Faschismus und Reaktion zu führen. 30 D’Aragona - einer der Führer des reformistischen Flügels der italienischen sozialistischen Partei und der Gewerkschaften. Mit dem Anwachsen der revolutionären Bewegung trat er in Worten für eine einheitliche Gewerkschaftsbewegung ein, ging jedoch Mitte der zwanziger Jahre zum äußersten rechten Flügel über und unterstützte aktiv Mussolini. 31 Dißmann - von 1919 bis 1926 Vorsitzender des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Gehörte bis 1922 der USPD und anschließend der SPD an. Seine „linken“ Manöver hatten den Zweck, die Arbeiter vom revolutionären Kampf abzuhalten. Linksbewegung verspricht dauernder und tiefer zu werden, sie hat einen internationalen Charakter angenommen, weil die internationale Entwicklung des Imperialismus die Arbeiterschaft aller Länder bedroht. Durch die Zuspitzung der imperialistischen Gegensätze sind Kriege unvermeidlich. Internationale Einheitsbewegung Der reaktionäre Kurs und die Offensive des Weltkapitalismus erzeugen in den Reihen der Arbeiterschaft neue Widerstände. diese Oppositionserscheinungen werden für die revolutionäre Gewerkschaftsbewegung eine große Bedeutung haben. Auf dem III. Kongreß der Roten Gewerkschaftsinternationale, der zu den Beschlüssen des V. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale Stellung nahm, wurden in der Frage der internationalen Einheit eine Reihe ernster Schritte unternommen, die den Kampf um die Einheit der revolutionären Gewerkschaftsbewegung vorwärtsbrachten. Der Kampf um die Einheit der internationalen Gewerkschaftsbewegung stieß überall auf die Sabotage und den Widerstand der reformistischen Bürokratie. Ich will versuchen, im folgenden einige wichtige Erscheinungen im internationalen Maßstabe zu kennzeichnen und zeigen, in welcher Form seit dem III. RGI-Kongreß und dem V. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale die Einheitsbewegung Fortschritte gemacht hat. In Frankreich Im August und September des vergangenen Jahres gingen die französischen Verbände der Buchdrucker, Lehrer, Friseure, Textilarbeiter, Bergarbeiter, Lederarbeiter und andere, die der reformistischen wie der unitären Konföderation angehören, dazu über, die Frage der Vereinigung der beiden Konföderationen und der internationalen Einheitsbewegung aufzurollen. Es fanden zentrale Verhandlungen statt, die aber durch das Ausweichen der Reformisten resultatlos waren. Am 30. Januar dieses Jahres wiederholten die revolutionären Gewerkschaften ihren Vorschlag und schlugen den Reformisten vor, im September einen Vereinigungskongreß abzuhalten und eine gemischte Kommission einzusetzen, die die Vorbereitungen zur Konferenz und zur Vereinigung der Konföderationen treffen sollte. Am 12. Februar lehnten das die Reformisten ab und erklärten, daß sie auf ihrem Kongreß im September zu diesen Fragen Stellung nehmen würden. Trotzdem sprachen sich einige reformistische Verbände, wie die Eisenbahner von Orleans und Tarbes, das Transportarbeitersyndikat des Pariser Kreises, die Seeleute von Dünkirchen, der Nationalrat der Post-, Telegrafen- und Telefonangestellten und noch andere für die Vereinigung aus und stellten sich auf den Standpunkt, daß man die Einheitsbewegung zu fördern habe. Die französische Kommunistische Partei nahm sich der internationalen Gewerkschaftseinheitsbewegung an und mobilisiert alles, um im September, wenn die beiden Kongresse - an einem Tage in Paris - stattfinden, eine Einigung herbeizuführen. Dabei wird ein Teil der reformistischen Verbände, die ohnehin starke Neigung zur Vereinigung haben, sich höchstwahrscheinlich den revolutionären Verbänden anschließen. Bei dem dann verbleibenden Rest wird auch dann noch eine Spaltung unvermeidlich sein. Am 4. Juli fand in Paris ein Betriebsrätekongreß statt, der von über 2200 Delegierten beschickt war, die 1200000 Arbeiter vertraten, und der Stellung nahm zu verschiedenen politischen Fragen, wie zur Marokkokrise und zur Frage der Einheit. Der belgische sozialdemokratische Gewerkschaftssekretär Liebert, der eine interessante Broschüre über die Lügenmeldungen über die Sowjetunion geschrieben hat, forderte dort die Vereinigung der Gewerkschaftsbewegung im Anschluß an das englisch-russische Einheitskomitee 32 . Die Einheitsbewegung wird bestimmt Fortschritte machen, weil in Verbindung mit der finanziellen und der Marokkokrise die Entwicklung in Frankreich ernste revolutionäre Ansätze zeigt. Wir sehen überall eine starke Unzufriedenheit in den reformistischen Verbänden, weil diese unter Führung von Jouhaux versuchen, eine neue Burgfriedenspolitik mit der französischen Bourgeoisie zu machen; bereits die Hälfte der Organisationen wehrt sich gegen diese nationalistischen imperialistischen Tendenzen. Wir können für die Zukunft der Bewegung in Frankreich voraussagen, daß voraussichtlich im September ein Teil der reformistischen Verbände mit den revolutionären zu einer Einigung kommen wird. In England Die bedeutendsten Erfolge der Einheitsbewegung zeigen sich in erster Linie in England. In England sind etwa 5 Millionen organisiert, die in ungefähr 1500 Verbänden und 200 Föderationen zusammengefaßt sind. Die Ursachen der Erfolge sind erstens in der ernsten ökonomischen Krise Englands und zweitens in dem imperialistischen Vorstoß Englands gegen die Sowjetunion zu suchen. Es herrscht eine starke Kohlenkrise, und in vielen anderen Industrien ist ebenfalls die Arbeitslosigkeit im Steigen begriffen. Momentan zählt man etwa 1½ Millionen Erwerbslose. Seit dem 1. November 1924 sind allein 361 Bergwerke mit 72000 Beschäftigten geschlossen worden. Mit dieser ökonomischen Krise wächst die Revolutionierung in der Arbeiterschaft Englands, besonders in Schottland. Wenn es Chamberlain nicht gelungen ist, jetzt die Sowjetdiplomaten auszuweisen und die diplomatischen Beziehungen zur Sowjetunion abzubrechen, so nur wegen des energischen Widerstandes, den die englische Arbeiterbewegung ihm entgegensetzte. Mit der einsetzenden Unternehmeroffensive, die einen brutalen Charakter anzunehmen droht, will man bei den Bergarbeitern, bei den Schiffbauern und bei den Eisenbahnern eine Lohnreduzierung von 10 bis 20 Prozent durchführen. Dadurch wird die Bewegung weitere Fortschritte machen. Am 4. Juni dieses Jahres fand in London eine Konferenz statt, auf der über 100 Gewerkschaftsführer anwesend waren, die 2½ Millionen Berg-, Metall-, Transportarbeiter und Eisenbahner vertraten, und die den Beschluß faßte, einen sogenannten Viererverband zu gründen. Das bedeutet, daß die Gewerkschaften versuchen wollen, die kommenden Kämpfe zentral zusammenzufassen. Ob die Möglichkeit besteht, daß dieser Viererverband schon bei den nächsten Kämpfen in Aktion tritt, kann man noch nicht mit Bestimmtheit voraussagen. Es ist klar, daß unter solchen Umständen die Bewegung für die internationale Einheit der Gewerkschaften mehr und mehr Fuß faßt. Zu den allgemein bekannten Ereignissen der Konferenz in Hull 33 , der Reise der englischen Gewerkschaftsdelegation zum Kongreß des Allrussischen Gewerkschaftsrates, ihrer Berichterstattung in England empfehle ich den Delegierten des Parteitages, die Broschüre des Genossen Heckert über die Einheit der internationalen Gewerkschaftsbewegung und den Bericht der englischen Gewerkschaftsdelegation besonders nachzuprüfen und zu lesen, weil in 32 Das englisch-sowjetische oder englisch-russische Einheitskomitee (Vereinigtes beratendes Komitee der Gewerkschaftsbewegung Großbritanniens und der UdSSR) wurde auf Initiative des Zentralrats der Gewerkschaften der Sowjetunion auf der englisch-russischen Gewerkschaftskonferenz, die vom 6. bis 8. April 1925 in London tagte, gebildet. Dem Komitee gehörten Vertreter des Zentralrats der Gewerkschaften der Sowjetunion und des Generalrats des Kongresses der englischen Trade-Unions an. Wegen der verräterischen Politik der reaktionären Führer der englischen Trade-Unions hörte das Komitee im Herbst 1927 auf zu existieren. 33 Auf dem 56. Jahreskongreß der englischen Trade-Unions in Hull (1. bis 6. September 1924) zwang die revolutionäre Opposition, an deren Spitze Harry Pollitt und Palme Dutt standen, den Generalrat der Trade- Unions, sich zumindest formell für die internationale Gewerkschaftseinheit auszusprechen. Der Kongreß brachte die englischen und die sowjetischen Gewerkschaften einander näher und führte zur Bildung des englisch- sowjetischen Einheitskomitees. diesem Bericht alles über die Entwicklung der internationalen Gewerkschaftsbewegung enthalten ist. Auf einer Minderheitskonferenz, die am 25. Januar dieses Jahres in London stattfand - auf der 567 Delegierte etwa 600000 Arbeiter vertraten und auf der man zu den sowjetischen Vorschlägen Stellung nahm -, ging man dazu über, zu beschließen: 1. ein Programm für die Gewerkschaftsarbeit zu fordern und 2. die in Frage kommenden Vorschläge der sowjetischen Gewerkschafter zu akzeptieren. Neuerdings sind wesentliche Fortschritte auch in der Frage der Verbindung zu verzeichnen, so daß heute die sowjetischen Gewerkschaften in einem viel engeren Verhältnis zu den englischen Gewerkschaften stehen, als es noch Anfang des Jahres der Fall war. Inzwischen ist eine Frauendelegation aus den Kreisen der Nähmaschinenarbeiter und der Textilarbeiter nach der Sowjetunion gefahren und hat schon unter den Frauen in England Bericht erstattet. Wenn momentan eine neue Delegation von Abgeordneten der Labour Party nach der Sowjetunion fährt, so wird auch diese Delegation nach ihrer Rückkehr in den Kreisen der Labour Party den Standpunkt vertreten, der in der Linie der Delegation der englischen Gewerkschaftsbewegung liegt. In England sind allerdings starke Bestrebungen der Reformisten vorhanden, die versuchen, diesen langsamen Revolutionierungsprozeß zu hemmen. Wenn einzelne Gewerkschaftsführer, die als Minister in die MacDonald-Regierung eintraten, auf Grund der statutarischen Bestimmungen der Gewerkschaften in England aus der Führung der Gewerkschaftsbewegung ausscheiden mußten - so unter anderem der Sekretär der Eisenbahner und zugleich der Vorsitzende der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale, Herr Thomas -, so sind jetzt, nachdem die MacDonald-Regierung beseitigt ist, bereits Bestrebungen in die Wege geleitet, diese Führer wieder in den Generalrat der englischen Gewerkschaften hineinzuwählen. Der Generalrat, der gegen wenige Stimmen einen Antrag angenommen hat, einen Weltkongreß der Vertreter der Amsterdamer und der RGI einzuberufen, versucht mit allen Mitteln, durch seinen Druck auf die Amsterdamer das durchzuführen. Dieser Beschluß, der an den Kongreß keine Bedingungen stellt, wird von der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie in der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale sabotiert. Es zeigen sich in der Bewegung Englands, besonders in der Gewerkschaftsbewegung, verschiedene Tendenzen, aber auch schärfere Gegensätze zwischen der Labour Party einerseits und den Gewerkschaften und dem Generalrat andererseits. In England, wo die Frage der Einheit der Gewerkschaftsbewegung wirklich eine ernsthafte Bewegung auslöst, die festen Fuß in verschiedenen Gewerkschaften und Betrieben, in Genossenschaften usw. gefaßt hat, sehen wir die wirklich ernste innere politische Überzeugung in den Massen, daß es notwendig ist, der Kapitalsoffensive und den Bestrebungen des englischen Imperialismus eine revolutionäre Einheitsfront der Arbeiterklasse gegenüberzustellen. Wenn Thomas dazu übergegangen ist, mit MacDonald zu empfehlen, man müsse versuchen, mit den deutschen Arbeitern eine englisch-deutsche Allianz zu bilden, so tut er es deshalb, um einen neuen Block gegen die englisch-russische Allianz zu bilden. Wir sehen, daß die Bourgeoisie in England auf diese Lakaien bereits reagiert und sich, wie in Deutschland, solidarisiert mit MacDonald, Thomas und der reformistischen Gewerkschaftsbürokratie. Es hat eine unverbindliche Verhandlung zwischen einigen Führern der Labour Party und dem Generalrat der Gewerkschaften stattgefunden. Bei dieser Gelegenheit wurde erörtert, ob man nicht über den Rahmen der bis jetzt gepflogenen Verhandlungen mit den sowjetischen Gewerkschaften hinaus dazu übergehen sollte, zu versuchen, ebenfalls mit der deutschen Gewerkschaftsbewegung und ihrer Führung irgendwelche Verhandlungen in die Wege zu leiten. Bei dieser Gelegenheit haben Mitglieder des Generalrats erklärt: Wir werden später zur deutschen Arbeiterklasse gehen. Es zeigen sich ferner Gegensätze in der Frage des Kampfes zur Behebung der Arbeitslosigkeit. Die englischen Gewerkschaften gehen dazu über, ohne daß sie die Labour Party mit unterstützt, große Arbeitslosendemonstrationen zu veranstalten, die Gegenmaßnahmen gegen die konservative Baldwin-Regierung sind, welche versucht, die Ausgaben für die Erwerbslosenunterstützung herabzusetzen. Die Forderung der Gewerkschaften, auf einer Kreditgrundlage den Handel mit der Sowjetunion zu eröffnen und zur Erhöhung der Produktion zu entwickeln, wird ebenfalls von der Labour Party nicht unterstützt. Außerdem gibt es in der Bildung der Allianz verschiedene Tendenzen. In der Frage der Zentralisation der wirtschaftlichen Kämpfe durch die Gewerkschaften wird die Labour Party mit allen Mitteln versuchen, diesen Bestrebungen der oppositionellen Gewerkschaftsführung gegenüber ihre reformistische Einstellung durchzusetzen. Auch in der Beurteilung des Dawesgutachtens gibt es starke Meinungsverschiedenheiten. Der schottische Gewerkschaftskongreß, der über 1 Million Arbeiter vertritt, hat eine Resolution gegen das Dawesgutachten angenommen, weil die englischen Arbeiter sehr stark zu spüren beginnen, daß das Dawesgutachten für sie ebenfalls eine Verschlechterung der Lebenslage bedeutet. Die Schließung verschiedener Bergwerke, die Stillegung anderer Betriebe, die immer größer werdende Erwerbslosigkeit usw. sind die ersten wirtschaftlichen und politischen Erschütterungen, die die Auswirkungen des Dawesgutachtens zeigen. Eine weitere Differenz besteht in der Stellung zur Nationalisierung der Bergwerke. Die Labour Party vertritt den Standpunkt, ähnlich wie unsere Sozialdemokraten in den Jahren 1918 und 1919, daß man dazu übergehen soll, eine Entschädigungsform zu finden, um auf diesem Wege die Sozialisierung vorzunehmen, während die Exekutive der Bergarbeiter auf dem Standpunkt steht, man solle die Nationalisierung konfiskatorisch durchführen. Andere Gewerkschaften haben auf Grund dieses Beschlusses der Exekutive der Bergarbeiter zu dieser Frage ebenfalls Stellung genommen und ähnliche Beschlüsse gefaßt. Außerdem gibt es Meinungsverschiedenheiten in der Stellung des Generalrats zur Labour Party, in der Beurteilung des Kampfes in Marokko und China. Wenn MacDonald dazu übergeht, seine ganze Kraft anzuwenden, um gegen diese oppositionelle Strömung eine andere Verbindung einzuleiten, so darum, weil die Labour Party sieht, daß es in ihren Reihen zu bröckeln beginnt und daß der anglo-russische Block an Bedeutung gewinnt. Deutlich ist festzustellen, daß die Führer der II. Internationale und die verwandten Reformisten der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale versuchen, mit allen Mitteln gegen die revolutionäre Opposition der Gewerkschaften und der mit ihnen verwandten Kommunistischen Partei Englands vorzustoßen. Momentan steigt die Kraft der revolutionären Bewegung noch. Aber man muß auch hier aussprechen, daß es nicht unmöglich ist, wenn sich die Kräfteverhältnisse im Generalrat verändern sollten, wenn die früheren Minister in den Generalrat hineinkommen, wie zum Beispiel Thomas, daß dann immerhin Gefahren von den Reformisten drohen. Aber die bevorstehenden wirklich ernsten wirtschaftlichen Kämpfe in England werden die englische Arbeiterschaft dazu bringen, ihre ganze Kraft anzuwenden, um diesen Prozeß der internationalen Einheitsbewegung auf das entschiedenste zu fördern. Interessant ist es in England, daß die Kommunistische Partei mit nur 5000 Mitgliedern jene gewaltig vorwärtsstrebende Bewegung leitet. Diese 5000 Mitglieder versuchen mit aller Kraft, diese Bewegung überall in England zu unterstützen, und so ist zu erwarten, daß im Laufe der Entwicklung durch den Prozeß der inneren Revolutionierung der Gewerkschaften gleichzeitig auch die Kommunistische Partei Englands an politischer und zahlenmäßiger Bedeutung gewinnen wird. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©fayllar.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling
ma'muriyatiga murojaat qiling