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„Die Internationale”,
12. Juli 1925, Sonderheft zum Reichsparteitag. X. PARTEITAG DER KOMMUNISTISCHENPARTEI DEUTSCHLANDS Berlin, 12. bis 17. Juli 1925 Ansprache zur Eröffnung 12. Juli 1925 Parteigenossen und Parteigenossinnen! Der X. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands ist hiermit eröffnet. Die heutige Tagung hat insofern eine historische Bedeutung, weil hier in demselben Gebäude, in dein dieser Parteitag abgehalten wird, vor 6½ Jahren die ersten Führer und die Avantgarde des revolutionären Proletariats ebenfalls tagten und die Wurzel legten zu dem Stamm, der zu einem Baum angewachsen ist. Als im Dezember 1918 unter der Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg in dem Festsaal dieses Gebäudes die revolutionären Arbeiter Deutschlands tagten, um zu dem Kampf der deutschen Arbeiterklasse und zu allen politischen Aufgaben Stellung zu nehmen, da ahnte keiner, daß aus dieser kleinen Gruppe eine große, gewaltige Sektion einer Weltpartei werden sollte. Noch ahnte damals keiner, daß jene geistigen und theoretischen Führer im Kampfe für das Weltproletariat neben vielen Tausenden schon so bald auf dem Schlachtfeld der Freiheit fallen würden. Vom Jahre 1918 bis zum Jahre 1925 haben wir eine Kette großer historischer Ereignisse für das Weltproletariat zu verzeichnen. Als im Jahre 1920, ebenfalls in Berlin, der revolutionäre Teil der USPD mit dem Spartakusbund verschmolz und als hier zu den verschiedenen politischen Fragen Stellung genommen wurde, da sah man bereits, daß diese Partei, die zu einem Baum angewachsen war, in der Entwicklung der Bewegung des Weltproletariats eine große revolutionäre Rolle spielen würde. Heute beweist die Zusammensetzung des Parteitages, die Tatsache, daß aus allen Gauen Deutschlands die revolutionären Arbeiter aus den Großbetrieben vertreten sind, daß wir in unserer Partei die klassenbewußten Arbeiter haben, die Stellung nehmen wollen zu den wichtigsten ernsten Gegenwarts- und Zukunftsproblemen. Der gesamte Parteitag tritt in einer Situation zusammen, da bereits durch die Beschlüsse des Zentralausschusses der Partei vom Januar und Mai, wie auch durch die Beschlüsse der erweiterten Exekutive dokumentiert wurde, daß die pazifistische Ära im Weltmaßstabe beendet ist und daß sich mit dem Wachsen des Imperialismus die kriegerischen Konflikte verschärfen. Wir sehen, daß mit der gewaltigen Entwicklung der Komintern die Idee des Kommunismus in der ganzen Welt vorwärtsschreitet. Bereits vor zwei Jahren hat unser Führer Lenin, der den Reihen des revolutionären Proletariats durch den Tod entrissen wurde, angekündigt, daß sich der Schwerpunkt der Revolution nach Ostasien verlagern könnte, und er dachte dabei an jene gewaltige revolutionäre Entwicklung der Kolonialvölker in China, Marokko und Indien. Der Parteitag erinnert sich ferner der Tatsache, daß wir ein Jahr der sogenannten Stabilisierung Deutschlands hinter uns haben. Wir sehen, daß die deutsche Arbeiterschaft, das deutsche werktätige Volk in der Daweskolonie nicht nur von der deutschen Bourgeoisie geknechtet wird, sondern auch durch die Bestimmungen, die im Londoner Abkommen von der internationalen Bourgeoisie festgelegt worden sind. Wir sehen, daß sich gerade in den letzten Wochen und Monaten die ersten Auswirkungen des Sachverständigengutachtens in Deutschland zeigten, wir sehen, daß nach der Inflationswelle des Jahres 1923 eine Geldkrise entstand, eine Kreditkrise aufkam und heute eine wirklich ernste Produktionskrise vor uns steht, die sich in den nicht genügenden Absatzmöglichkeiten für die deutsche Wirtschaft zeigt. Wir sehen, daß auch die deutsche Arbeiterschaft zu erkennen beginnt, daß das Dawesabkommen nicht nur die Knechtung der deutschen Arbeiterschaft, der Beamten, der Kleinbauern und des Mittelstandes bedeutet, sondern daß die Auswirkungen auch ihre politische Bedeutung für die gesamten proletarischen Massen der Welt haben. Ich will nur darauf hinweisen, daß die englischen Gewerkschaften samt und sonders auf dem Standpunkt stehen, daß das Sachverständigengutachten auch für sie eine Verschärfung der wirtschaftlichen Lage bedeutet. Die englische Arbeiterschaft versteht, daß auch ihre Lage sich genauso verschärft wie die der deutschen Arbeiterschaft, daß auch sie genauso unterdrückt wird. In den letzten Jahren haben wir Tausende auf dem Schlachtfelde der Freiheit verloren. Ich glaube, daß es die vornehmste Aufgabe des Parteitages ist, dieser Tausende, sowohl der Führer des revolutionären Proletariats wie auch der großen Masse der hingeschlachteten Proletarier, die auf dem Schlachtfelde der Freiheit gefallen sind, zu gedenken. Wir haben ferner auch unserer Kämpfer zu gedenken, die heute in den Verließen und Festungen der Bourgeoisie schmachten und die von dort aus den Gruß an den Parteitag übersenden: daß sie ihre innere politische Überzeugung und die Idee des Kommunismus auch in den Verließen hochhalten und verteidigen. Ich glaube aussprechen zu können, daß der Parteitag den vielen Tausenden unserer Brüder, die in den Gefängnissen schmachten, revolutionäre Kampfesgrüße übersendet, und ich hoffe, daß die deutsche Arbeiterklasse die Kraft aufbringen wird, nicht nur für die Durchführung einer Amnestie zu kämpfen, sondern auch durch Kampf jene Festungen zu öffnen, damit unsere Kämpfer die Freiheit begrüßen können. Ich habe gesehen, daß die Delegierten sich zu Ehren all der Kämpfer erhoben haben, und spreche euch hiermit den Dank aus. Wir sehen, daß sich neben der Scheinstabilisierung im Weltmaßstabe, mit dem Wachsen des Imperialismus, zu gleicher Zeit auch die inneren Gegensätze verschärfen. Wir wissen, es ist unvermeidlich, daß kriegerische Konflikte entstehen, die Stichflammen kommender Weltbrände zeigen sich bereits. Es bestätigt sich schon heute, was Lenin in seinen Reden und Schriften voraussagte, daß gerade in der jetzigen Epoche mit dem Ausbruch eines Krieges stark zu rechnen ist. Dem Proletariat ist die Möglichkeit gegeben, den kapitalistischen Staat zu zerschlagen und an dessen Stelle die proletarische Diktatur zu setzen. Heute sehen wir die ersten ernsten politischen Konflikte, die sich in den Kämpfen in China und Marokko zeigen. Wie der Leninismus nicht nur bei den sogenannten kultivierten Völkern Einfluß gewonnen hat, dafür ist der Kampf eines 400-Millionen-Volkes, wie des chinesischen, ein neues revolutionäres Zeichen. Die Tatsache, daß heute Millionen kämpfen, daß die chinesischen und die anderen Kolonialvölker sich nicht mehr von dem Imperialismus der kapitalistischen Länder unterdrücken lassen wollen, zeigt mehr denn je die Notwendigkeit des Bündnisses der Arbeiter und Bauern der ganzen Welt. Dasselbe sehen wir in Marokko, wo die Rifkabylen mit militärischen Maßnahmen zur Erringung der Freiheit gegen den spanischen und französischen Imperialismus vorgehen. Der Kampf der Rifkabylen kostet dem französischen Imperialismus ungeheure Gelder, erschwert die Finanzlage Frankreichs aufs neue und bedeutet das Aufflammen der revolutionären Bewegung auch in Frankreich. Die französischen Kommunisten stellen dem französischen Militarismus die Kampfmethoden entgegen, wie sie Genosse Lenin vermittelt hat. Ich erinnere daran, daß die Genossen der Kommunistischen Partei Frankreichs, sowohl in den Parlamenten wie auf verschiedenen Kongressen und Tagungen der letzten Zeit, die Fackel der Internationale erhoben haben, wie es Karl Liebknecht erstmals am 2. Dezember 1914 und dann am 1.Mai 1916 mit der revolutionären Jugend in den Straßen Berlins getan hat. Wenn in dem französischen Parlament und auf dem letzten Kongreß in Paris, wo etwa 2200 Delegierte aus den Betrieben tagten, die 1200000 Arbeiter vertraten, gegen die große Kriegsgefahr und gegen die kapitalistische Offensive in Frankreich Front gemacht wurde, so ist auch dieser Massenkongreß wiederum ein Zeichen der revolutionären Kraft, die die Partei in der Arbeiterschaft ist. Ich glaube, daß zu gleicher Zeit auch die deutsche Arbeiterklasse und der deutsche Parteitag sich der Aufgaben bewußt sein müssen, daß bei diesen imperialistischen Konflikten die deutsche Arbeiterklasse ihre Bedeutung erkennt, die sie für die zukünftige weltpolitische revolutionäre Entwicklung hat. Wir sehen, daß momentan durch die Verhandlungen über den Garantiepakt, über das Sicherheitsangebot, über den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund in der Bourgeoisie gewisse Meinungsverschiedenheiten bestehen. Wir erinnern ferner daran, daß zu gleicher Zeit die deutsche Bourgeoisie versucht - trotzdem sie durch ihre nationale Demagogie die Massen täuscht -, sich durch einen sogenannten Schwanzimperialismus den kriegerischen Absichten des Weltimperialismus anzuschließen. Wenn Deutschland in den Völkerbund eintritt und der Garantiepakt angenommen wird, so bedeutet das, daß Deutschland Aufmarschgebiet werden soll für den Fall, daß die Imperialisten der Welt militärisch gegen die Sowjetunion vorgehen. Jedoch die heutige Epoche ist eine ganz andere als im Jahre 1914. Wir wissen, daß sich ein Sechstel der Welt, die Sowjetunion, in den Händen der Arbeiter und Bauern befindet. Daß die Sowjetunion existiert, bedeutet zugleich die Verschärfung der inneren Gegensätze der Imperialisten. In China, Marokko und anderen Gebieten ist der Einfluß der Arbeiter der Sowjetunion von großer Bedeutung, und der englische Imperialismus versucht energisch, erstens ökonomische Maßnahmen zu ergreifen, um die Sowjetunion zu blockieren, und zweitens die militärstrategischen Pläne auszuarbeiten um den Kampf gegen das einzige Land der proletarischen Diktatur vorzubereiten. Die deutsche Arbeiterklasse geht in dieser wirklich ernsten Bewegung langsam dazu über, auf internationalem Gebiete die Einheitskampagne der Gewerkschaftsbewegung zu unterstützen, was ebenfalls eine ernste revolutionäre Waffe der mit dem Weltproletariat verbundenen stärksten Arbeiterklasse gegen die Bestrebungen und Maßnahmen des gesamten Weltimperialismus bedeutet. Wir glauben, daß auch der deutsche Parteitag in Verbindung mit der Klarzeichnung des Imperialismus überall darauf hinweisen muß, daß die internationale Bourgeoisie versucht, die Idee des Kommunismus zu vernichten. Die Maßnahmen gegen das Proletariat in den verschiedenen Ländern der Welt verpflichten die deutsche Arbeiterklasse und die Kommunistische Partei, darauf die größte Aufmerksamkeit zu verwenden. Wir sehen im Rheinland wir sehen in Polen, in Indien und anderen Ländern diese reaktionären Maßnahmen. Besonders in Bulgarien werden Proletarier und Bauern niedergeschlagen und niedergemetzelt. über einhunert Todesurteile sind bereits gegen die bulgarischen Arbeiter und Bauern vollstreckt, die gegen das blutige Zankoff- Regiment rebellieren. Auch in Deutschland zeigt sich unter der Führung der Luther- Stresemann-Regierung, daß die Justiz mit allen Mitteln versucht, die Urteile des Staatsgerichtshofes und die Urteile, die zum Beispiel auf Grund der Oktoberkämpfe gefällt wurden, nur gegen die Kommunisten scharf anzuwenden. Wenn uns der Justizschrecken unsere besten Brüder raubt und in die Gefängnisse und Zuchthäuser bringt, so deshalb, weil man diese tapferen Kämpfer fürchtet. Es ist uns vor einigen Tagen gelungen, unsere Genossen Heckert und Pfeiffer aus der Untersuchungshaft herauszubekommen, ich will im Namen des Parteitages diese beiden hier anwesenden Genossen freudigst begrüßen. Und wenn wir jetzt Unterschriften für die Amnestie sammeln, so in dem Bewußtsein, daß unsere gefangenen Helden besonders die Oktoberkämpfer in Hamburg und Sachsen im Jahre 1923 - in den Kämpfen wirklich die ernste revolutionäre Kraft aufgebracht haben, deren wir zur Organisierung der Revolution bedürfen. Wir haben ferner auf dem Parteitag zu der außen- und innenpolitischen Situation Stellung zu nehmen. Wir glauben, daß dieser Parteitag in der Linie der Entwicklung der deutschen Arbeiterklasse mit dazu beitragen wird, daß er einen Fortschritt bedeutet für die innere revolutionäre Stärkung der deutschen Arbeiterklasse und das langsame Vordringen der klassenbewußten Arbeiterschaft gegen den heute noch stärkeren Teil des Reformismus. Wir haben verschiedene innenpolitische Probleme ernster Art zu besprechen. Ernste innere Überlegung, theoretische Klarheit ist notwendig, um die Perspektive richtig zu analysieren und daraus die praktischen Folgerungen der Taktik zu finden. Wir glauben, daß dieser Parteitag zu gleicher Zeit nicht nur ein revolutionärer Fortschritt für das deutsche Proletariat, sondern auch für das Weltproletariat sein wird. Wenn die russische Kommunistische Partei von 1903 an ununterbrochen auf dem Blutwege des Zarismus marschiert ist und nach der ersten verlorenen russischen Revolution von 1905 bis zum Jahre 1917 über Niederlage und Sieg hinweg vorwärtsschritt, so glaube ich, werden wir auch bei der Entwicklung in Deutschland - obwohl momentan hier nicht eine solch ernste Kampfsituation im Vordergrund steht - unbeirrt den gleichen Weg gehen. Wir müssen uns mehr der Tugend widmen, der kommenden Generation, daß sie in kommunistischem Sinne erzogen wird und in ihren Reihen noch mehr Mut, Tapferkeit und Glauben an den Sieg der proletarischen Revolution zeigt. Und wenn wir alle anderen Fragen noch erörtern, die in der Gegenwart und Zukunft an praktischen Aufgaben vor uns stehen, dann bin ich fest überzeugt, daß dieser Parteitag mit ein Parteitag sein wird, der in der Linie der Revolutionierung der Massen und der Organisierung der Revolution eine internationale Bedeutung haben wird. Wir sehen, daß die Bourgeoisie eine Kapitalsoffensive vorbereitet. Der allgemeine Kurs der Bourgeoisie ist - trotz aller Differenzen – ein reaktionärer, aber die Auswirkungen des Dawesgutachten zeigen sich noch nicht in dem Maße, wie es die nächsten Jahre mit sich bringen werden. Trotz alledem steht die Kommunistische Partei Deutschlands heute auf dem Standpunkt, daß, wenn sich auch heute noch ein großer Teil der Arbeiterschaft in den Reihen des Reformismus befindet, wir vorwärtsmarschieren. Denn wir glauben und wissen, daß in der zukünftigen Entwicklung diese Massen sich von den Fahnen des Reformismus lösen und zu den roten Fahnen des Klassenkampfes eilen werden. Der Parteitag hat unter der Parole „rückwärts nimmer, vorwärts immer“ die Aufgaben zu konkretisieren, die in den verschiedenen wirtschaftlichen und politischen Kämpfen notwendig sind. In diesem Sinne will ich zum Schluß jene Delegierten begrüßen, die von den verschiedenen Parteien der ganzen Welt hier anwesend sind: die Vertreter der französischen, englischen, tschechoslowakischen, belgischen, italienischen und anderen Parteien, die zu gleicher Zeit ein Interesse an der Tagung des deutschen Parteitages haben und die dazu beitragen werden, daß sich jenes Band der Solidarität, das die Sektionen der III. Internationale verbindet, mehr und mehr festigt. Heute ist die III. Internationale eine Weltpartei, heute marschiert die Idee des Kommunismus in der ganzen Welt. In diesem Sinne soll auch dieser Parteitag dazu beitragen, die Idee des Bolschewismus mehr und mehr in der deutschen Arbeiterklasse zu vertiefen, und die Beschlüsse, die hier gefaßt werden, sollen uns im Entwicklungsstadium der Revolution Leitmotiv für die Theorie und Praxis des Bolschewismus sein, in den Kämpfen, die der deutschen Arbeiterklasse noch bevorstehen. In diesem Sinne begrüße ich die anwesenden Delegierten und hoffe, daß dieser Parteitag unter dem revolutionären Banner des Klassenkampfes ernste und erfolgversprechende Arbeit leistet, daß die Maßnahmen, die wir in der nächsten Zeit durchzuführen haben, von bolschewistischem Geiste getragen sind. Wir werden vorwärtsmarschieren und im Verlaufe der verschiedenen Kämpfe und Kampfsituationen dazu übergehen, den Kapitalismus niederzuschlagen und die proletarische Diktatur aufzurichten. Der Kampf um die Gewerkschaftseinheit und die deutsche Arbeiterklasse 16. Juli 1925 Genossen! Im Mittelpunkt des Parteitages steht nicht nur die richtige Einschätzung der nationalen und internationalen Lage, aus der sich die taktischen Aufgaben der Partei für die Gegenwart und Zukunft ergeben, sondern das ernsteste Problem, welches der Parteitag zu behandeln hat, ist in erster Linie die Frage: Wie und auf welcher Basis und durch welche in Frage kommenden Organisationen gewinnen wir die Massen für die proletarische Revolution? In Verbindung mit diesem außerordentlich ernsten Problem steht zugleich die Frage, wie wir als Kommunistische Partei eine Massenpartei bleiben werden und gegenüber der SPD und der gesamten Arbeiterklasse in Zukunft unsere Basis verbreitern. Die Gewerkschaftsfrage ist die wichtigste politische Frage, die mit in den Aufgabenbereich der gesamten Parteiarbeit gehört. Besonders in der heutigen Entwicklung zwischen zwei Wellen der Revolution müssen wir uns um so mehr über den Charakter einer Massenpartei und einer bis ans Ende revolutionären, proletarischen Partei klarwerden. Je länger der Prozeß der Organisierung der Revolution ist, je schwieriger sich die Methoden des Kampfes gestalten, um so stärker müssen in den Massen das Kraftbewußtsein und der Glaube an den Sieg der proletarischen Diktatur geweckt werden. Dazu ist es in erster Linie notwendig, Gewerkschaftsmitglieder durch die Führung des Kampf es um die nächstliegenden wirtschaftlichen Aufgaben bis zu den Aufgaben des politischen Kampfes, für die Revolution zu gewinnen. Daher gehört zur Bolschewisierung der Kommunistischen Partei das theoretische und praktische Verständnis, daß die Gewerkschaftsarbeit in den Mittelpunkt der politischen Arbeit der Gesamtpartei zu stellen ist. In der jetzigen Epoche hat die internationale Gewerkschaftsbewegung eine ganz andere Bedeutung als noch bei Ausbruch des Weltkrieges. Die Gewerkschaftsbewegung hat, international betrachtet, nach dem Kriege zahlenmäßig ungeheure Fortschritte gemacht. Man rechnet mit einer Mitgliederzahl von etwa 16 Millionen in der Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale; die der Roten Gewerkschaftsinternationale angeschlossenen Verbände haben 7 Millionen Mitglieder, dazu kommen noch 3 Millionen Mitglieder der Minderheits- und Propagandakommissionen, die mit der Profintern 26 eng verbunden sind. Innerhalb der ganzen Welt rechnet man mit einer Zahl von über 45 Millionen organisierter Arbeiter. Welches ist nun die Rolle der Gewerkschaften im Kampfe der Arbeiterklasse sowohl in Deutschland wie in der ganzen Welt? In der Vergangenheit, noch bis zum Jahre 1900, waren die deutschen Gewerkschaften Kampforganisationen gegen die Bourgeoisie. Wir sehen zwar früher schon Tendenzen, daß die Gewerkschaftsbürokratie versucht, in der Frage des Massenstreiks, der Maifeier usw. einen Standpunkt einzunehmen, der vom Klassenkampf abweicht. Im Kriege änderte sich der Kurs der Gewerkschaftsbürokratie, die Gewerkschaften wurden zu imperialistischen Zwecken ausgenutzt und wurden Hilfstruppen des kapitalistischen Staates. Ich erinnere nur an die Burgfriedenspolitik, an das Hilfsdienstpflichtgesetz, an das Streikverbot, wonach Streiks nur mit Bewilligung des Generalkommandos geführt werden konnten. Wir haben dann im Laufe der Entwicklung während des Krieges gesehen, daß wirklich ernste imperialistische Ansätze seitens der Führung der Gewerkschaftsbürokratie hervortraten. Ich erinnere an Paul Müller, den damaligen Redakteur vom „Courier”, der unter 26 Rote Gewerkschaftsinternationale (Profintern. 1921 bis Ende 1937.) - Die RGI vereinigte die revolutionären Gewerkschaften der verschiedenen Länder. Sie bemühte sich ständig, mit dem IGB gemeinsame Aktionen durchzuführen und kämpfte konsequent für die Klasseninteressen des Proletariats und für den Frieden. Die RGI setzte sich unermüdlich für die Herstellung der Einheit der Gewerkschaftsbewegung im Weltmaßstabe ein. anderem folgendes in einem Artikel niederlegte: „Die deutschen Fahnen wehen über Antwerpen hoffentlich für immer.“ In der Revolution und bei den späteren großen politischen Kämpfen wurden die Gewerkschaften durch die reformistische Führung der größte Hemmschuh jeder revolutionären Entwicklung. Nicht nur in Deutschland, sondern überall in den kapitalistischen Ländern sehen wir eine ähnliche Entwicklung. Wie sich im Anfangsstadium der Gewerkschaften zwischen Ferdinand Lassalle und Karl Marx ernste Differenzen in der Frage der Existenznotwendigkeit der Gewerkschaften zeigten, so wurde auch in der späteren Entwicklung, zwar nur eine kurze Zeit, der Kampf der Generalkommission der Gewerkschaften mit der SPD in der Frage des politischen Massenstreiks geführt. Schon auf dem Gewerkschaftskongreß in Köln 1905 wurde die Resolution für den politischen Massenstreik abgelehnt, in jener Zeit, als die Sozialdemokratie noch zeitweilig versuchte, die deutsche Arbeiterklasse zum Kampf gegen die Bourgeoisie zu mobilisieren. Schon auf dem Parteitag der SPD in Mannheim im Jahre 1906 zeigten sich in dieser Frage das reformistische Gesicht der SPD und der Einfluß der Gewerkschaftsbürokratie in der Sozialdemokratischen Partei. Während die Partei als höchste Form der Klassenorganisation nur die bewußten Kämpfer umfaßt, sind die Gewerkschaften die erste primitive grundlegende Form der Abeiterorganisation. Zuerst verstehen die Arbeiter, daß sie ihre Berufsinteressen gemeinsam mit ihren Berufskollegen organisiert vertreten müssen; diese primitive Erkenntnis gewinnen sie im und aus dem Produktionsprozeß selbst. Darüber hinaus, zur politischen Erkenntnis, kommen sie erst durch die Partei. Erst durch die Partei begreifen sie, daß eine Klassenorganisation zur Vertretung ihrer Klasseninteressen notwendig ist. Der Aufschwung der Arbeiterbewegung ist immer mit dem Wachstum der Gewerkschaften verbunden, jeder Rückschlag zeigt sich im Rückgang der Zahl der Organisierten. Nach den großen Leiden und Opfern des Weltkrieges sehen wir eine allgemeine Radikalisierung der Arbeiterklasse, gefördert durch die russische Revolution und durch die Hoffnungen, die die Revolution in Mitteleuropa erweckte, sowie durch die Zugeständnisse, die die Bourgeoisie machte, um die Massen zu beruhigen. Ich erinnere daran, daß sich die deutschen Proletarier innerhalb 24 Stunden in der Revolution von 1918 den Achtstundentag errungen haben, daß das Betriebsrätegesetz, wenn auch mit allen kapitalistischen Bestimmungen, gegen die Bourgeoisie erkämpft wurde und auf verschiedenen Gebieten wesentliche Fortschritte als Errungenschaften der Revolution zu verzeichnen waren. Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
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