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Die morphologische Silbentrennung


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2.2 Die morphologische Silbentrennung
Die morphologische Silbengrenze liegt zwischen den einzelnen Morphemen. Bei den folgenden drei Ausnahmen wird nicht nach dem Grundprinzip getrennt.
Bei Wörtern mit konsonantisch anlautenden Suffixen trennt man nur das Suffix ab. Phonologische Trennung morphologische Trennung
wir - klich wirk lich
Wa - gnis Wag nis
Wortformen, die ein Präfix aufweisen, trennt man zwischen Präfix und Stammmorphem.
phonologische Trennung morphologische Trennung
en - traten ent raten
au - flassen auf lassen
Zusammengesetzte Wörter trennt man erst nach ihren morphologischen Bestandteilen und diese dann bei Bedarf nach phonologischen Silbengrenzen.
phonologische Trennung morphologische Trennung
Hau - stür Haus tür
Mie - trecht Miet recht
Die Trennung dieser Beispiele nach morphologischen Prinzipien haben Muttersprachler schon sehr verinnerlicht und stellt selten eine Schwierigkeit dar. Die phonologische Trennung ist ihnen in diesem Falle meist befremdlich.
2.3 Neuregelung der Silbentrennung
Die Gesetzmäßigkeiten der morphologischen und phonologischen Silbentrennung werden in der "Amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung" in einer verständlichen und nutzerfreundlichen Form dargestellt. Dabei kommt es in einzelnen Paragraphen zu einer Vermischung von phonologischer und morphologischer Silbentrennung. Im Folgenden werden wir die Umsetzung der Gesetzmäßigkeiten in den Regelungen erläutern und kommentieren.
-107 Geschriebene Wörter trennt man am Zeilenende so, wie sie sich beim langsamen Sprechen in Silben zerlegen lassen.
Dieser Paragraph folgt ausschließlich dem phonologischen Silbentrennungsprinzip. Dem das allgemeine Silbenbaugesetz mit dem Sonoritätsschema zu Grunde liegt. In diesem Paragraphen wird nach Augst die Hauptregel der Silbentrennung "Folge dem Syllabieren!"5 benannt. Zu kritisieren ist, dass "langsames Sprechen" und nicht "lautes Vorlesen" als Kriterium benannt wird. Denn nur lautes Vorlesen macht sich an der Struktur des geschriebenen Wortes fest. Wohingegen das Sprechen meist unabhängig von der Schriftstruktur stattfindet.
-108 Steht in einfachen Wörtern zwischen Vokalbuchstaben ein einzelner Konsonatenbuchstabe, so kommt er bei der Trennung auf die neue Zeile. Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben dazwischen, so kommt nur der letzte auf die neue Zeile.
In diesem Paragraphen werden der erste Fall der phonologischen und die ersten zwei Ausnahmen der morphologischen Silbentrennung vereint. Das Kriterium der Trennung ist nicht ersichtlich, sondern es wird nur graphematisch motiviert. Im Paragraphen 108 wird nicht mehr der zweite Fall der phonologischen Silbentrennung berücksichtigt. Statt dem Trennungskriterium "wohlgeformter Anfangsrand", tritt hier eine Pauschalisierung auf. Das heißt, nur der letzte Konsonant gehört zur zweiten Silbe. Dies soll der Verständlichkeit dienen, denn "Nicht-Grammatiker" wissen wohl kaum, wann ein Anfangsrand wohlgeformt ist oder nicht.
Im zweiten Satz ist von mehreren Konsonantenbuchstaben die Rede. Das sind nicht die Phoneme, sondern die Grapheme. Der Paragraph ist daher eine Graphemregel. Nach dieser Regel würde nach und nach getrennt werden. Erst ein späterer aber nicht über- oder untergeordneter Paragraph schränkt diese Ungenauigkeit erst ein. §109 Stehen Buchstabenverbindungen wie ch, sch; ph, rh, sh oder th für einen Konsonanten, so trennt man sie nicht. Dasselbe gilt für ck .
Dieser Paragraph bedarf eigentlich keiner Eigenständigkeit, da er nur eine Einschränkung des vorhergehenden darstellt und nur als solcher gekennzeichnet hätte werden sollen. Mit "einen Konsonanten" sind hier die Phoneme gemeint, die Mehrgraphen sind. Unverständlich ist, warum in diesem Paragraphen die Nichttrennung von mit festgeschrieben wird, da kein Mehrgraph ist. Vielmehr steht für eine Verdopplung des Konsonantenbuchstabens und kennzeichnet damit ein Silbengelenk Aus diesem Grunde ist auch die Nichttrennung sehr fragwürdig und die Festlegung mutet willkürlich an. §110 In Fremdwörtern können die Verbindungen aus Buchstaben für einen Konsonanten + l, n oder r entweder entsprechend §108 getrennt werden, oder sie kommen ungetrennt auf die neue Zeile.
Nach der alten Regelung wurden Fremdwörter nach den morphologischen Grenzen der Herkunftssprache getrennt. Da diese dem Deutschsprachigen meist nicht zugänglich sind, kann in Zukunft auch nach den phonologischen Grenzen getrennt werden. §111 Zusammensetzungen und Wörter mit Präfix trennt man zwischen den einzelnen Bestandteilen.
In diesem Paragraphen werden die Ausnahmen zwei und drei der morphologischen Silbentrennung wiedergegeben. Erstaunlich ist dabei, dass die Affixe nicht vollständig benannt werden, sondern nur die Präfixe. Zudem bleibt unklar, dass die morphologischen "Bestandteile" gemeint sind.
Das Regelwerk weist unter diesem Paragraphen darauf hin, irreführende Trennungen zu vermeiden.
-112 Wörter, die sprachhistorisch oder von der Herkunftssprache her gesehen Zusammensetzungen sind, aber oft nicht mehr als solche empfunden oder erkannt werden, kann man entweder nach §108 bis §110 oder nach §111 trennen.
Der letzte Paragraph weist darauf hin, dass die Möglichkeit besteht, bei Zusammensetzungen, die nicht mehr als Zusammensetzungen erkannt werden nach dem phonologischen Prinzip getrennt werden dürfen. Er ist eigentlich nur eine Einschränkung von §111, denn es handelt sich um eine Abweichung von den Trennungen bei zusammengesetzten Wörtern.
Die Neuregelung der Orthographie versucht die Silbentrennung dem Sprachgefühl der Schreiber weiter anzupassen. Da das Trennen nach phonologischen Grenzen uns wesentlich leichter fällt, geht die Tendenz auch bei den wenigen Ausnahmen der Trennung nach morphologischen Prinzip hin zu einer allgemeinen phonologische Silbentrennung.
Die Neuregelung der Silbentrennung bleibt in seiner Darstellung sehr fragwürdig. Die einzelnen Paragraphen stehen scheinbar wild durcheinander. Der §107 stellt die Oberregel dar, dies ist aber vollkommen falsch. Eine Oberregel müsste besagen, dass man erst die Komposita in ihre morphologischen Bestandteile trennen muss und dann die Einzelteile weiter getrennt werden , wie es in den Regeln für die deutsche Rechtschreibung von 1902 noch im ersten Absatz zur Silbentrennung vermerkt ist.6 Schon im Vorschlag zur Neuregelung der Orthographie greift Günther zu Recht die Struktur der Paragraphen der Silbentrennung an: "Es fehlt [...] eine klare Gliederung, aus der hervorgeht, was eine Regel ist, was eine Illustration, und was eine (unverbindliche) Empfehlung."7 Das Problem wurde nicht behoben und liegt immer noch so vor. Es handelt sich um schwerwiegende Formfehler, die dazu führen, dass man bei Trennungsschwierigkeiten erst einmal alle Paragraphen lesen muss, um sich dann intensiver den herauszusuchen, der Anwendung findet. Das Problem der Undurchsichtigkeit und "Unordnung" zieht sich unser Erachtens durch das ganze neue Regelwerk.
So scheint es vielleicht verständlich, dass nicht nur bei den Worttrennungen sich die Nachschlagewerke Duden und Bertelsman sehr häufig widersprechen.
Wenn man sich auf das moderne Hochdeutsch beschränkt und ein paar Spitzfindigkeiten außen vor lässt, kann man "Sprechsilben" folgendermaßen definieren: Jede Silbe enthält im Kern einen Vokal oder Diphthong, der natürlich zu dieser Silbe gehört; Beispiel: "Haus" hat 1 Silbe, "Papier" hat 2 und "beachten" hat. Wenn zwei dieser (vokalischen) Silbenkerne durch genau einen Konsonanten getrennt sind, gehört dieser zur nachfolgenden Silbe: "U-fer", "schau-feln", "pa-cken".
Sind sie hingegen durch mehr als einen Konsonanten getrennt, dann gehört der letzte davon zur nachfolgenden Silbe und alle anderen zur vorhergehenden: "Ras-pel", "Sänf-te".
Vier Ergänzungen:
Es geht hier um Sprechsilben, d. h. um gesprochene Sprache; die Rechtschreibung spielt keine Rolle; "sch", "ng", "ch", "ph" usw. gelten als ein Konsonant.
Gleichwohl gilt die Fiktion der Doppelkonsonanten, d. h. bei in der Schrift verdoppelten Konsonanten (wie "nn" in "rennen") tut man so, als ob auch zwei Konsonanten gesprochen würden (obwohl in Wirklichkeit nur einer gesprochen wird), und trennt "ren-nen", "Was-ser" und "Schat-ten". Diese Fiktion gilt nach der neuen Rechtschreibung nicht mehr für "ck" (also "E-cke" und nicht mehr "Ek-ke").
Die Trennung nach Kompositionsgliedern hat Vorrang vor der Trennung nach Sprechsilben; deshalb "be-stat-ten" und nicht "bes-tat-ten".
Obiges ist eine pragmatische Definition von "Sprechsilbe" für Zwecke der deutschen Silbentrennung, und als solche ist sie gut; aber als sprachwissenschaftliche Definition ist sie eine Katastrophe. Hier muß man vielmehr eine "Sonoritäts-Hierarchie" oder "Öffnungsgrad-Hierarchie" betrachten (etwa: {/p/ /t/ /k/} < {/b/ /d/ /g/} < {/s/ /f/ /ch/} < {/m/ /n/ /ng/} < {/r/ /l/} < {/j/ /w/} < {/i/ /u/} < {/o/ /e/} < /a/) und sich dann die einzelnen Phoneme eines Wortes anschauen: jedes lokale Maximum definiert eine Silbe, und die lokalen Minima dazwischen bilden die Grenzen zwischen den Silben (wobei das lokale Minimum selbst immer zur Folgesilbe gehört)

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