Answers for life. 50 Jahre Kemnath Ein Rückblick MedHistory Milestones
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- 50 Jahre Kemnath Ein Rückblick Inhalt Der Standort stellt sich vor
- „Made in Kemnath“ – Ausgewählte Erzeugnisse aus fünf Jahrzehnten
- Der Standort Kemnath stellt sich vor
- Sehr geehrte Damen und Herren
- Norbert Gaus – CEO der Division Clinical Products (CP)
- Roland Köppel – Leiter der Business Unit Components Vacuumtechnology
- Alfred Koch – Standortleiter Siemens Healthcare in Kemnath
- Werner Nickl – Erster Bürgermeister der Stadt Kemnath
- Im Januar 1962 kaufen die SRW das 52.000 m² große Werksgelände der Spinnerei und Zwirnerei Meiler in Kemnath und gründen damit ein
- Arbeitgeber in der Region. SRW entscheiden sich für ein Zweigwerk in Kemnath
- Die Geschichte des Werks Kemnath Hintergründe zur Stadt Kemnath 1962 1962 leben in der Kreisstadt Kemnath 2.800 Ein
- Planen und vorbereiten
- Die ersten Fertigungsjahre
50 Jahre Kemnath Ein Rückblick Inhalt Der Standort stellt sich vor Vorworte Die Geschichte des Werkes Kemnath 1962 – Gründung des Standortes Ausbildung im Werk
Das Werk wächst Die zweite große Erweiterungsphase 03 04 08 08 14 16 18 21 23 26 30 32 36 Auf dem Weg von der „verlängerten Werkbank“ zum Kompetenzzentrum Die dritte große Erweiterungsphase Werk Kemnath erhält eigene Verantwortung Standort übernimmt Forschungs- und Entwicklungsverantwortung
Synergieeffekte durch Zusammenführung Globales Kompetenzzentrum für Mechatronik von Healthcare
1962–1972: SRW-Kassetten, Fernsehwagen und Polyskop 1972–1982: Siregraph 2, Uroskop und Optiplanimat 1982–1992: Siremobil 3, Mammomat und Subsysteme 1992–2002: Multix Pro/Top, Siremobil 2000, Polystar und Iconos R200 2002–2012: Arcadis Varic/Orbic/Avantic, Artis zee-Systemfamilie, Linac und Multix Fusion 44 45 46 47 48 50 2
Der Standort Kemnath stellt sich vor Wenn irgendwo auf der Welt ein Patient mit einem Röntgensystem, einer Angiographieanlage, einem Magnet- resonanz- oder einem Computertomographen untersucht wird, ist oft Kemnather Technik mit im Spiel. In Kemnath steht eine der modernsten Fertigungsstätten für Komponenten und Produkte der Medizintechnik des Siemens Sektors Healthcare. 1962 siedelt sich die Medizintechnik von Siemens – damals noch Siemens-Reiniger-Werke – als reiner Auftragsfertiger in der Oberpfalz an. 50 Jahre später ist daraus der weltweit größte Standort für Mechatronik im Geschäftsfeld der bildgebenden Medizintechnik geworden. Mit seiner engen Vernetzung zu Standorten in China, Indien, den USA und den direkten Lieferungen in alle Welt ist das Werk Kemnath ein „Global Player“ und dennoch eng mit der Region der Stadt Kemnath verbunden. Der Standort verfügt über eine geschlossene Prozess- und Kompetenzkette von der Innovation über Entwicklung, Fertigung, Montage und Systemprüfung bis hin zur Inbetriebnahme im Krankenhaus. Im Jahr 2012 wurde der Standort für die erfolgreiche Umstrukturierung der Technologiefertigung und die enge Ein- bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als „Fabrik des Jahres“ in der Kategorie „Hervorragendes Veränderungs- management“ ausgezeichnet. Kemnath ist darüber hinaus nach der internationalen Norm im Umweltmanagement DIN EN ISO 14001 zertifiziert. „Emotion in motion“, so lautet der Leitgedanke des Standorts Kemnath. Die Gesetze der Bewegung und der Wille, sich auch selbst zu bewegen und zu verändern, stehen dabei im Mittelpunkt. Das 50-jährige Bestehen bietet den Anlass, sich auch einmal in die Vergangenheit zurück zu bewegen und die Geschichte des Standorts zu betrachten. 3
Sehr geehrte Damen und Herren, weltweit konnten so neue, wichtige Kompetenzen aufgebaut werden. Und genau dieses internationale Netzwerk ist es auch, das Kemnath dabei helfen wird, künftige Herausforderungen anzugehen. Obwohl Kemnath bereits ein vorbildlicher Entwick- lungs- und Produktionsstandort ist, setzen die Teams hier alles daran, noch effektiver und produktiver zu werden. Diese Bemühungen honoriert in diesem Jahr die Auszeichnung „Fabrik des Jahres“. Mein herzlicher Glückwunsch gebührt jedem einzelnen Mitarbeiter! Ohne Kemnath ist Healthcare heute kaum denkbar: Fast keines unserer Systeme wird beim Kunden installiert, das nicht mit mindestens einem Teil aus Kemnath ausgestattet ist – sei es in der Angiographie, Computertomographie oder Magnetresonanztomo- graphie. Den Mitarbeitern, aber auch ihrem persönlichen Um- feld, das deren Arbeit unterstützt, danke ich herzlich. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser gelungenen Chronik und schöne Stunden auf den Veranstaltungen anlässlich dieses stolzen Jubiläums Ihr Hermann Requardt seit 50 Jahren werden etliche Komponenten unserer medizintechnischen Systeme in Kemnath produziert. Damit ist der Standort in der Oberpfalz selbst zu einem zentralen Bestandteil des Healthcare Sektors geworden. Von der „verlängerten Werkbank“ Erlangens kann heute längst keine Rede mehr sein: Die hier entwickel- ten Ideen und Konzepte, die übergreifenden Platt- formen und hier gefertigten Produkte kommen mittlerweile in nahezu allen unseren Systemen zum Einsatz: von Komponenten für die Computertomogra- phie, Angiographie, Chirurgie und Radiographie über Teile, die in die Systeme für die In-vitro-Diagnostik eingebaut werden, bis hin zum Roboterarm unserer High-Tech-Anlagen fürs Herzkatheterlabor. Und auch andere Hersteller, sogenannte OEM-Anbie- ter (OEM steht für Original Equipment Manufacturer), setzen auf Komponenten aus Kemnath. So kommt die hier produzierte innovative Technik noch weit mehr Patienten zugute. In all den Jahren ist es Kemnath gelungen, sich ein wertvolles Netzwerk für die Entwicklung neuer Kom- ponenten aufzubauen. In enger Zusammenarbeit mit Divisionen, Business Units und anderen Standorten 4
Hermann Requardt Mitglied des Vorstands der Siemens AG CEO Healthcare Sektor 5
Norbert Gaus – CEO der Division Clinical Products (CP) „Innovation, Produktivität und Kosteneffizienz sind wesentliche Prinzipien bei Siemens. Nach diesen Grundregeln arbeitet auch der Standort Kemnath. In den letzten 50 Jahren hat sich das Werk zu einem Vorzeigemodell entwickelt. Das Geheimnis des Erfolgsrezeptes liegt dabei in der umfassenden Aufstellung: Die Kombination von Entwicklung, Fertigung und Montage in einem Werk bringt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Denn durch die enge Verzahnung werden innovative Produkte und Lösungen kostengünstig entwickelt und produziert. Daneben ist auch die weltweite Zusammenarbeit mit Partnern eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Mit standardisierten Plattformen und Lösungen gelingt es den Mitarbeitern in Kemnath immer wieder, Kostensyner- gien zu nutzen und die Produktivität zu erhöhen. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Mitarbeiter hat sich Kemnath zu einem vertrauenswürdigen Partner für alle Business Units bei Siemens Healthcare ent- wickelt. Darauf können unsere Mitarbeiter in Kemnath stolz sein. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Kollegen und dem Führungsteam für ihr Engage- ment bedanken und wünsche allen ein schönes Jubiläumsfest und weiterhin viel Erfolg.“ Roland Köppel – Leiter der Business Unit Components & Vacuumtechnology „Der Standort in Kemnath begann vor einem halben Jahrhundert, einfache Montage- und Fertigungstätigkeiten für Erlangen auszuführen. Aus dieser „verlängerten Werkbank“ ist heute ein Kompetenzzentrum für Mechatronik geworden. Produkte „made in Kemnath“ sind heute in Krankenhäusern und Praxen auf der ganzen Welt im Einsatz. Dabei haben viele Mitarbeiter mitge- holfen, denen ich auf diesem Weg danken möchte. Heute – in einem globalen, sich schnell verändernden Markt – ist es wichtiger denn je, wettbewerbsfähig zu bleiben. Damit die Produkte und Lösungen aus Kemnath diesen Anspruch auch in Zukunft erfüllen können, ist jeder einzelne Mitarbeiter gefragt – heute wie früher. Seine Tätigkeiten immer wieder neu zu überdenken, Ideen zur Verbesserung von Abläufen vorzuschlagen und umzu- setzen, sich schnell auf neue Situationen einzustellen, sind dabei nur einige Beispiele dafür. Ausschlaggebend wird das perfekte Zusammenspiel von Men- schen und Technologie, von Ideen und deren Umsetzung in neue Produkte und Lösungen sein. Ein durchdachtes Qualitätsmanagement sollte all dies abrunden und Kemnath auch für die Zukunft fit machen. Ich wünsche allen Interessierten gute Unterhaltung beim Eintauchen in die Geschichte des Siemens-Healthcare-Standortes in der Oberpfalz.“ 6
Alfred Koch – Standortleiter Siemens Healthcare in Kemnath „Der Name Siemens steht in Kemnath seit einem halben Jahrhundert für einen der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Er bietet für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele interessante und spannende Aufgaben, die sich im Laufe der Jahre stark gewandelt haben und an deren Umsetzung viele mitgearbeitet haben. Heute gibt es in Kemnath über 1.200 hochqualifizierte Arbeitsplätze, fast 850 junge Menschen erhielten eine fundierte Ausbildung und über 140 In- genieure beschäftigen sich mit Innovation und Entwicklung für neue medizini- sche Platt formen und Lösungen. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass in den Shedhallen eines ehemaligen Textilbetriebes einmal hochkomplexe medizintechnische Komponenten und Geräte entwickelt und produziert werden, die in tausenden Kliniken, Praxen und medizinischen Forschungszentren auf der ganzen Welt zu finden sind? Kemnath wurde immer mehr zu einer Leitfabrik und hat – gemeinsam über das Joint Venture mit SSME „Shanghai Medical Equipment Works“ – einen neuen Standort aufgebaut. Kemnath trug auch dazu bei, die Entwicklung und Produktion von medizinischen Komponenten als internationales Geschäft in China und Indien mit anzukurbeln. Auch heute setzen wir auf die intensive Zusammenarbeit mit einem Netzwerk von Partnern in der ganzen Welt und pflegen engen Kontakt zu verschiedenen Hochschulen, Instituten, Lieferanten, aber auch zu unseren Partnerwerken und Lieferanten in Asien und Osteuropa. Wir sind stolz darauf, eine wesentliche Rolle in diesem globalen Netzwerk zu spielen und Menschen, von überall her, für unseren Standort begeistern und gewinnen zu können.“
„Als im Jahre 1962 die Geburtsstunde des Siemens-Standortes in Kemnath schlug, hatte die Kreisstadt mit gerade mal 2800 Einwohnern eine starke landwirtschaftliche Prägung. Dieser absolute Glücksfall für Kemnath leitet den Wandel zum indu striell geprägten Wirtschaftsstandort für die gesamte Region ein. Heute bietet unsere Stadt weit über 3000 Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Gewerbe an, der mit Abstand größte Arbeitgeber ist Siemens Healthcare. Viele junge Leute erhalten hier die Möglichkeit zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung und können im heimatlichen Raum bleiben. Gerade das ist überle- benswichtig für uns, denn nur damit ist die Abwanderung in die Ballungsräume zu stoppen. Allein die Investitionen, die beim Aufbau des Siemens-Werkes während der letz- ten 50 Jahre getätigt wurden, belaufen sich auf weit über 100 Millionen Euro. Die örtliche Wirtschaft, die Betriebe in der Umgebung profitierten von diesen Investitionen in hohem Maße. Nicht wenige Betriebe sind als Zulieferer und Dienstleister heute auf den größten Arbeitgeber der Region angewiesen. Bei den Verknüpfungen zwischen dem Haus Siemens, den örtlichen Unternehmen, den Schulen und der Kommune sind alle Beteiligten Gewinner. Ich wünsche dem Hause Siemens Kemnath im Namen der Stadt, aller Bürgerin- nen und Bürger der Region weiterhin eine gedeihliche Entwicklung und viel Erfolg im Wettstreit auf der Weltbühne der Wirtschaft zum Wohle des Hauses Siemens, aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Stadt Kemnath.“ 7
In die enge Auswahl kommt 1960 zunächst der Kauf eines Textilwerks in Osterode in Niedersachsen, am Rande des Harzes. Der Standort scheint alle Anforderungen zu erfüllen, so dass es sogar zur Ausarbeitung mehrerer Pachtverträge kommt. Zustande kommt der Kauf des Werks in Osterode jedoch nicht, stattdessen bekunden die SRW 1961 ihr Interesse an einem Grundstück in der Stadt Starnberg. Auch diese Verhand lungen scheitern. Erst nach diesen Überlegungen rückt der Standort Kemnath in das Blickfeld der Verantwortlichen. Dort steht das Werksgelände der Spinnerei und Zwirnerei Meiler zum Verkauf. In Retroperspektive schildert der Fabrikeigen tümer Ewald Meiler, die Verkaufsge- spräche folgendermaßen: „Ich [habe] erfahren, dass die Siemens-Reiniger weitere Kapazitäten suchen. Ich habe mich [...] an die Firma gewandt und dann kamen zwei Herren. Es waren dies Herr Dir. Wünsch und Herr Dir. Bergmann und haben den Betrieb besichtigt. [...] Der Vertrag wurde in meinem Büro, im Betrieb Kemnath geschlossen.“ Im Januar 1962 kauft SRW das Werksgelände der Firma Meiler und gründet damit ein Zweigwerk in der Oberpfalz. Der Kauf wird bei der Hauptversammlung der Aktien- gesellschaft am 26. Februar 1962 offiziell bekannt gegeben. Im Januar 1962 kaufen die SRW das 52.000 m² große Werksgelände der Spinnerei und Zwirnerei Meiler in Kemnath und gründen damit ein Zweigwerk des Stammwerks Erlangen. In der 4.300 m² großen Shedhalle beginnt am 10. Juni 1962 die Fertigung von einfachen mechanischen und elektromechanischen Teilen und Baugruppen. Das Zweigwerk liefert insgesamt sieben verschie- dene Erzeugnisse nach Erlangen und entlastet damit die dortige Röntgengerätefertigung. SRW schafft innerhalb eines Jahres in Kemnath 120 Arbeitsstellen und wird zu einem wichtigen Arbeitgeber in der Region. SRW entscheiden sich für ein Zweigwerk in Kemnath Die SRW schließen das Geschäftsjahr 1960/61 mit einer außerordentlichen Umsatzsteigerung um 20 Prozent auf insgesamt 178 Millionen DM ab. Die stetig wachsende Nachfrage nach elektromedizini- schen Geräten auf dem Weltmarkt führt bei SRW zu Produk tionsengpässen, die mit den bestehenden Kapazitäten jedoch nur bedingt überwunden werden können. Um die Produktionsmöglichkeiten zu erwei- tern, begeben sich die Direktoren der SRW auf die Suche nach neuen Fertigungsstätten.
Luftaufnahme von Kemnath 1963 8
Werk Kemnath 1967 9 Spinnmaschine der ehemaligen Firma Meiler Inbetriebnahme erster Maschinen 1962 Erstes Firmenschild an der Shedhalle 10
bedingungen für das Zweigwerk. Das Fertigungspro- gramm der „verlängerten Werkbank“ sieht zunächst die Vorfertigung von Halberzeugnissen bis zur Oberflächenveredelung vor. Diese soll im Erlanger Hauptwerk verbleiben, da die dafür notwendigen be- trieblichen Anlagen zu teuer sind. Damit ist auch die Montage und die Abnahme und Verpackung nicht im Werk Kemnath vorgesehen. Außerdem ist geplant, dass das Zweig werk vorübergehend die Dentalstuhl- fertigung übernimmt, bis diese in das neu errichtete Werk nach Bensheim übergeben werden kann. Auch die weiteren Pläne für das Zweigwerk unter- streichen den Charakter der „verlängerten Werkbank“. Die Lieferungen von Erlangen nach Kemnath erfolgen mit einem Lieferschein und nicht mit einem Versand- schein. Außerdem verbleibt die Wartung der Stanz- und Allgemein-Werkzeuge im Mutterwerk, die diese bei Bedarf nach Kemnath verleiht. Das Lager in Kemnath ist als Fertigungs- und Bereitstellungslager kon zipiert, nur das Lager für Betriebs- und Hilfsstoffe wird als Bestandslager geführt. Zweimal wöchentlich gibt es einen Pendelverkehr zwischen dem Zweig- und Mutterwerk. Auch liegen alle kaufmännischen Auf gaben und Entscheidungen in Erlangen. Noch im März schickt der Personalverantwortliche Oskar Meier 25 Schlosser, Schweißer und sogenannte Anzulernende nach Erlangen, um sie mit den dortigen Arbeitsmethoden vertraut zu machen. Im April über- nimmt SRW sieben Mitarbeiter der Firma Meiler. Der eigentliche Fertigungsbeginn wird auf den 10. Juni festgelegt, als der größte Teil der in Erlangen weiter- gebildeten Kemnather ihre Arbeit im Zweigwerk aufnimmt. Mit Umschülern, die im Juli ihre Arbeit beginnen, sind am 2. Juli 1962 insgesamt 45 Mitarbei- ter in der Produktion beschäftigt. Die noch nötigen Umbauarbeiten in der Shedhalle – wie das Montieren von Leuchtquellen in Reihe oder das Verlegen von Pressluftleitungen – werden an Kemnather Hand- werksbetriebe vergeben. Die Raumaufteilung und Einrichtung folgt dem Grundsatz eines möglichst reibungslosen und fließenden Arbeitsablaufs. Damit kann das Zweigwerk in Betrieb genommen werden. Auf dem erstandenen Werksgelände befinden sich ne- ben einer Fertigungshalle mit einem 5,5 Meter breiten Büro anbau ein größeres Wohnhaus sowie ein Ange- stelltenwohnhaus mit sechs Wohnungen und eine Trafostation. Die Betriebsgebäude bestehen beim Kauf erst drei Jahre. Für rund 2,3 Millionen DM wechselt die Fabrik den Besitzer. Weitere 1,7 Millionen DM kalkuliert SRW für die Einrichtung der sogenannten Shedhalle ein. Das Kemnather Zweigwerk ist direkt dem Verantwor- tungsbereich der Fabrikleitung des Erlanger Haupt- werks unterstellt, das zu diesem Zeitpunkt Hans Bergmann leitet. Er berichtet in einer Aktennotiz am 22. Januar 1962 über eine Betriebsversammlung der Firma Meiler in Kemnath, die ihren Mitarbeitern den Verkauf der Fabrik bekannt gibt. Die Firma Meiler beschäftigt zu diesem Zeitpunkt 150 Mitarbeiter, davon sind 115 weiblich. Ihnen allen bietet Bergmann noch bei der Betriebs versammlung an, sich bei SRW um einen Arbeitsplatz zu bewerben. Am 1. März zieht der Arbeitskreis derjenigen nach Kemnath, die von SRW mit dem Anlauf des Zweig- werks betraut wurden. Es handelt sich hierbei um Fertigungsleiter Otto Kreul, Hans Bauer, verantwort- lich für Bau- und Betriebsunterhaltung, sowie um Oskar Maier, dessen Aufgabe es ist Personal anzuwer- ben und dieses dann zur Einarbeitung nach Erlangen zu schicken. Zu diesem Zeitpunkt teilen sich die SRW und die Firma Meiler noch die Fertigungsräume. Während Siemens in Shedhalle 1 und 2 bereits über ein Lager für die eingehenden Maschinen und Einrich- tungsgegenstände verfügt, Vorbereitungen für die Fertigung trifft und sogar schon die erste Vertikalfräß- maschine in Betrieb nimmt, surren auf der anderen Seite noch die Spinnmaschinen, während andere zum Abtransport bereitstehen. Erst am 31. März zieht sich die Firma Meiler komplett vom Werksge lände zurück.
Bei Fabrikbesprechungen entscheiden die Erlanger Verantwortlichen im Januar 1962 über die Rahmen-
Gewerbeanmeldung der SRW von 1962 11
Die ersten Fertigungsjahre Schnell erkennt man, dass das Konzept des Zweig- werks als ausschließliche „verlängerte Werkbank“ Verbesserungspotenziale aufweist. So ist etwa der Einsatz der Maschinen schwierig zu planen, da immer wieder Engpässe an den unterschiedlichen Maschi- nengruppen vorkommen. Außerdem müssen die Mit- arbeiter universell einsetzbar sein, da die Einarbeitung bei den sich immer wechselnden Erzeugnissen nur beschränkt möglich ist. Entgegen der ersten Pläne kommt die Dentalstuhlfer- tigung nicht nach Kemnath. Stattdessen wird im Spätherbst des Jahres 1962 die Kabelbaum-Fertigung für Tridoros- und Pleophos-Schalttische übernommen. Anschließend folgt die Verlagerung der Röntgenfilm- Kassetten-Fertigung nach Kemnath. Beide Arbeiten eignen sich besonders für weibliche Arbeitskräfte. Auch die Schlosserei und Schweißerei sind inzwischen erweitert und verfügen über einen größeren Maschi- nenpark, zu dem unter anderem auch eine Punkt- schweißmaschine und eine Bandschleif maschine gehören. Für die Fertigung von Kassetten ist eine Lackiererei erforderlich, die am 18. Mai 1963 in Kemnath in Betrieb genommen wird. Sie verfügt über drei Spritz- hauben und einen Durchschiebe-Einbrennofen. Mit dem Einbau einer Lackiererei im Werk steht der Verla- gerung der Gerätemontage, Endprüfung, Abnahme und Verpackung nach Kemnath nichts mehr im Wege. Einzug in die Shedhalle 1962 12
Einzige Ausnahme bleiben die Erzeugnisse, für die eine Galvanisierung erforderlich ist. Diese Ober- flächenbehandlung ist weiterhin nur in Erlangen möglich. Im Werk Kemnath arbeiten 1963 rund 150 Mitarbei- ter. Auf Grund der rückläufigen Aufträge in diesem Geschäftsjahr können nicht wie geplant weitere Einstellungen vorgenommen werden. 1965 wird Gerhard Winzer zum ersten Betriebsrats- vorsitzenden des Werks gewählt. Walter Zenner ist 1968 sein Nachfolger. Nach dem Tod von Otto Kreul, der bis 1969 Fertigungsleiter des Zweigwerks ist, übernimmt Theo Walz diese Aufgabe.
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