Die abteilung der deutschen philologie der student des III. Studienjahres rasulbek tolliboyev


 Puristische Bestrebungen des 17. und 18. Jahrhunderts


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KURS ISHI TOLLIBOYEV RASULBEK

3  Puristische Bestrebungen des 17. und 18. Jahrhunderts
„Jeder Kontakt mit einer anderen Kultur hat sich als sprachlich bereichernd erwiesen und mehr oder weniger deutlich erkennbare Spuren hinterlassen. Diese Entlehnungen spiegeln Kriege und historisches Geschehen, Ideologien, Moderichtungen, Kulturwandel, wissenschaftliche und technische Entwicklung.“29
Der ausschlaggebende Punkt, dass die deutsche Sprache immer mehr in das Zentrum der Bemühungen rückte, waren fremde Einflüsse und deren Auswirkungen auf das Deutsche. Stedje macht deutlich, dass diese Folgen ganz natürlich im Zusammenhang mit zahlreichen historischen Ereignissen, kulturellen Einflüssen sowie unterschiedlichsten Entwicklungen stehen. Das folgende Kapitel beschäftigt sich daher mit ausgewählten Aspekten, welche das deutsche Sprachgebiet besonders prägten und formten und somit einen Zustand entstehen ließen, der im 17. und 18. Jh. Anlass zu puristischen Bemühungen gab.
Das 17. Jh. war, kulturell und sprachlich betrachtet, stark geprägt durch den Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 sowie durch die Alamodezeit. Der Einfluss der romanischen Sprachen und dabei insbesondere der Französischen auf den deutschen Wortschatz war in diesen Perioden besonders groß. Zuvor, im 16. Jh., war es der Humanismus mit der lateinischen Sprache, welcher sich auf das Deutsche auswirkte und bis ins 17. Jh. hinein Nachwehen zeigte, indem die Gelehrten noch überwiegend lateinisch schrieben.30 Nachdem der Dreißigjährige Krieg „das kulturelle Leben in Deutschland stark beeinträchtigt und [...] gar die deutsche Sprache erheblich in Mitleidenschaft gezogen“31 hatte, indem er zur „Sprachmengerei“32 beigetragen hatte, wuchs der französische Einfluss immer mehr. Dies drückte sich darin aus, dass sich Adel und höheres Bürgertum nach der Mode Frankreichs richteten, da die französische Sprache als vornehm galt und eine Abgrenzung nach unten ermöglichte. Der Einfluss des Französischen war damals so groß, dass zahlreiche französische Lehnwörter das Deutsche überfluteten. Erst im 19. Jh. nahm dieser Einfluss wieder ab, sodass der deutsche Adel noch im 17. Jh. vorrangig französisch schrieb. Zu Beginn des 18. Jhs. sind die Folgen des Dreißigjährigen Krieges einigermaßen überstanden gewesen, doch durch die „regionale und auch noch sprachliche Zersplitterung Deutschlands“33 lag die „Entstehung eines Nationalstaates noch in weiter Ferne“34. Dementsprechend existierte auch noch keine Nationalliteratur.35 Es gab somit kein politisches oder kulturelles Zentrum für das gesamte deutsche Sprachgebiet, was eine sprachliche Vereinheitlichung nicht gerade erleichterte. Demzufolge waren die „Voraussetzungen für eine Pflege und Normierung der deutschen Sprache [...][im 17. und 18. Jh. – H.B.] nicht sehr günstig“. Doch das „Ausmaß der Mehrsprachigkeits- und Sprachmischungstendenz [...] hatte seit dem frühen 17. Jh. eine aristokratisch-bildungsbürgerliche Bewegung für die bewusste, gezielte Kultivierung der deutschen Sprache zur Folge“37.
Die erste deutsche Sprachgesellschaft, die Fremdwörtern entgegenwirken wollte, war die Fruchtbringende Gesellschaft, die 1617 gegründet wurde. Es folgten weitere Sprachgesellschaften mit ähnlichen Zielen.
Pointiert zusammengefasst wurde die sprachliche Situation in der populären satirischen Flugschrift Teutscher Michel (um 1638):[3]
Ich teutscher Michel /
Versteh schier nichel,
In meinem Vatterland /
Es ist ein schand.
Man thuet jetz reden /
Als wie die Schweden /
In meinem Vatterland /
Es ist ein schand.

Ein jeder Schneyder /


Will jetzund leyder
Der Sprach erfahren sein /
Vnd redt Latein:
Welsch vnd Frantzösisch /
Halb Japonesisch /
Wann er ist voll und doll /
Der grobe Knoll.

Ihr fromme Teutschen /
Man solt euch beutschen /
Daß jhr die Muettersprach
So wenig acht.
Ihr liebe Herren /
Das heißt nit mehren /
Die Sprach verkehren /
Zerstöhren.
In der Folge kam es immer wieder zu Eindeutschungen insbesondere lateinischer und französischer Begriffe.
Vom Schriftsteller Philipp von Zesen (1619–1689) stammen Begriffe wie „Abstand“ (für Distanz), „Bücherei“ (für Bibliothek oder Liberey), „Augenblick“ (für Moment), „Leidenschaft“ (für Passion), „Entwurf“ (für Projekt), „Anschrift“ (für Adresse), „Briefwechsel“ (für Korrespondenz), „Lustspiel“ (für Komödie), „Mundart“ (für Dialekt), „Rechtschreibung“ (für Orthographie), „Tagebuch“ (für Journal) oder „Verfasser“ (für Autor). Erfolglos blieben dagegen Wortschöpfungen wie „Zeugemutter“ (für Natur), „Entgliederer“ (für Anatom), „Jungfernzwinger“ (für Nonnenkloster), „Meuchelpuffer“ (für Pistole), die Zesen den Spott seiner Zeitgenossen eintrugen.[4]

Christian Wolff
Der Philosoph Christian Wolff (1679–1754) legte durch die Eindeutschung lateinischer Fachbegriffe die Grundlage für den Aufschwung der deutschen Philosophie im 18. Jahrhundert („Grundlage“ ist eine Bildung Wolffs für lat. fundamentum).

Joachim Heinrich Campe
Auf den Schriftsteller, Pädagogen und Verleger Joachim Heinrich Campe (1746–1818) gehen Wörter wie „Altertum“ (für Antike), „Erdgeschoss“ (für Parterre), „tatsächlich“, „Feingefühl“ (sowohl für Delikatesse[5], als auch für Takt[6]), „Hochschule“ (für Universität), „Stelldichein“ (für Rendezvous), „Schreckensherrschaft“ (für Terrorismus), „Zerrbild“ (für Karikatur), „Mannweib“ (für Amazone) oder „Randbemerkung“ (für Marginalie) zurück. Auch für grammatikalische Begriffe schuf Campe deutsche Bezeichnungen, zum Beispiel „Einzahl“, „Mehrzahl“, „Nachsilbe“, „Schaltsatz“ oder „Verhältniswort“. Andere von Campes Vorschlägen konnten sich dagegen nicht durchsetzen, etwa „Geistesanbau“ (für Kultur), „Zwischenstille“ (Pause), „Dörrleiche“ (Mumie), „Polsterbett“ (Sofa), „Kunsthöhle“ (Grotte), „Schalksernst“ (Ironie) oder „Zwangsgläubige“ (Katholiken).[7]
Ob es sich bei dem berühmten „Gesichtserker“ für „Nase“ je um einen ernstgemeinten Vorschlag[8] oder vielmehr um eine Satire auf den Sprachpurismus gehandelt hat, ist unklar.
In vielen Fällen existieren heute sowohl der ursprüngliche als auch der puristische Begriff parallel weiter (wie das bereits erwähnte Paar „Fundament“/„Grundlage“), wobei es gegebenenfalls Bedeutungsunterschiede, Unterschiede in der regionalen Verbreitung und Nutzung (manche Begriffe gelten als regional oder veraltet) oder andere Unterschiede geben kann.
Kritik erfuhr der Sprachpurismus auch von Johann Wolfgang von Goethe, der sich dafür aussprach, Fremdwörter nicht zu verpönen, sondern produktiv aufzunehmen:
Xenien (Goethe/Schiller), 152. Der Purist.
Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern,
Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.
Gleichzeitig ließ er verlauten: Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern, ist das Geschäft der besten Köpfe,[9] und sprach sich somit dafür aus, der Sprache unbrauchbare Wörter zu nehmen und ebenso nützliche Wörter – auch aus anderen Sprachen – hinzuzufügen.

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