Gewässerentwicklungskonzept Ybbs Leutzmannsdorf Kematen, km 35,3-15,6


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Gewässerentwicklungskonzept Ybbs

Leutzmannsdorf – Kematen,  km  35,3–15,6

Kurzfassung


I M P R E S S U M

Herausgeber und Medieninhaber:

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Amt d. NÖ Landesregierung, Abteilung Wasserbau

An der Ausarbeitung des GEK Ybbs beteiligte Personen:

DI Norbert Knopf, DI Erich Czeiner, Ing. Gerhard Alfanz, Klaus Fischer, Amt d. NÖ Landesregierung, 

Abteilung Wasserbau WA3

DI Klaus-Peter Hanten; Lebensministerium Abt. VII/5 – Schutzwasserwirtschaft 

Wasserverband Ybbs Unterlauf

DI Thomas Perz, DI Siegfried Pöll, DI Manfred Laschober, Clemens Höfer, 

PERZPLAN Ingenieurbüro DI Thomas Perz, Ternitz

DI Dr. Jürgen Eberstaller, DI Doris Eberstaller, DI Jan Köck; ezb – TB Eberstaller GmbH, Wien 

Dr. Werner Lazowski, TB Ökologie, Wien

DI Josef Schönherr, Ingenieurbüro Schönherr, Biberwier

DI Jörg Huber, Ing. Kathrin Fischl, IBL (Ingenieurbüro Dr. Lang ZT-GmbH), Amstetten

Inhalt, Text und Redaktion:

DI Doris Eberstaller-Fleischanderl

ezb – TB Eberstaller GmbH – Technisches Büro für angewandte Gewässerökologie; Fischereiwirtschaft, Kulturtechnik und Wasserwirtschaft; Wien

Bildnachweis: ezb – TB Eberstaller GmbH (falls nicht anders angegeben)

Grafische Bearbeitung: DI Norbert Novak; MEDIA-N.at, Wien

Druck: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

Copyright:

NÖ Bundeswasserbauverwaltung

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft

Wien – St. Pölten 2011

Lebensqualität

Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Österreich.

Lebensgrundlagen

Wir stehen für vorsorgende Verwaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundlagen

Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt.

Lebensraum

Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in Stadt und Land ein.

Lebensmittel

Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebensmittel und

nachwachsender Rohstoffe.

NACHHALTIG FÜR NATUR UND MENSCH

Unser Leitbild


G  

ewässerentwicklungskonzepte wie das vorliegende  

 „GEK Ybbs – Leutzmannsdorf bis Kematen a. d. Ybbs“ 

sind übergeordnete flussgebietsbezogene Planungen. Um 

den Zielen von Hochwasserrichtlinie (HWRL) und Wasser-

rahmenrichtlinie (WRRL) gerecht zu werden sind Lösungen 

zu entwickeln, die Hochwasserschutzmaßnahmen mög-

lichst effizient mit den Erfordernissen zum Schutz und der 

Sicherung naturnaher Lebensräume in Einklang bringen. 

Die Bearbeitung von GEK’s erfolgt interdisziplinär, Schutz-

wasserbau, Raumplanung sowie Natur- und Gewässer-

schutz arbeiten eng zusammen. So berücksichtigen die 

im Rahmen des vorliegenden GEK’s entwickelten Maßnah-

men neben schutzwasserwirtschaftlichen Aspekten auch 

ökologische und raumplanerische Belange.

Gemeinsam mit dem im Jahr 2000 abgeschlossenen Ge-

wässerentwicklungskonzept „Ybbs Unterlauf“ liegt somit 

eine flächendeckende Bearbeitung des gesamten Überflu-

tungsraumes der Ybbs von der Mündung in die Donau bis 

nach Kematen vor. Die im Rahmen dieser Planungen entwi-

ckelten Maßnahmen bilden die Fachgrundlagen für aufbau-

ende konkrete Einzelprojekte und sollen die Ybbs auf ihrem 

Weg zu einem „lebendigen und sicheren Fluss“ begleiten.

Das Anliegen dieser Broschüre ist es, über alle wesentli-

chen Inhalte des Gewässerentwicklungskonzeptes zu in-

formieren und zu vermitteln, wie die Umsetzung der erar-

beiteten Ziele erfolgen soll. Wir laden Sie hiermit ein, sich 

über die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten der Un-

teren Ybbs zu informieren! 

Vorwort


HR DI Norbert Knopf 

Amt der 


NÖ Landesregierung, 

Abteilung Wasserbau

MR DI Dr. Heinz Stiefelmeyer

Bundesministerium für Land- und Forstwirt-

schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft;  

Abteilung VII/5: Schutzwasserwirtschaft



Die Ybbs gehört zu den sogenannten „Voralpenflüssen“ 

und ist mit einem Einzugsgebiet von 1.300 km² der größ-

te rechtsufrige Donauzubringer im westlichen Niederöster-

reich (Mostviertel). Die drei Quellbäche der Ybbs entsprin-

gen in der Nähe von Mariazell an den nördlichen Abhängen 

des Großen Zellerhutes (1.639  m) und des Dürrensteins 

(1.878 m). Das Gesamteinzugsgebiet besitzt Anteile an der 

Flyschzone, den Kalkvoralpen und an der Terrassen- und 

Riedellandschaft mit tertiären und quartären Ablagerungen 

im Donaubereich. 

Der Höhenunterschied zwischen dem Ursprung und der 

Mündung in die Donau beträgt ca. 1.000  m. Bis zur Ein-

mündung des Lunzer Seebaches trägt sie den Namen 

„Weisse Ois“. Ab Lunz durchfließt die Ybbs die Gemeinden 

Göstling, Hollenstein, Opponitz, Waidhofen und Amstetten 

und mündet nach 138 km Lauflänge schließlich östlich der 

Stadt Ybbs auf 224 m ü. A. in die Donau.

Gewässerentwicklungskonzepte an der Ybbs

Mit dem Gewässerentwicklungskonzept (GEK) Ybbs Leutz-

mannsdorf – Kematen a. d. Ybbs liegt nun die bisher zwei-

te flussgebietsbezogene Planung an der unteren Ybbs vor. 

Bereits im Jahr 2000 wurde das „Schutzwasserwirtschaftli-

che Grundsatzkonzept Ybbs-Unterlauf unter Berücksichti-

gung der Gewässerökologie“ fertig gestellt, das die letzten 

16 km der Ybbs vor der Mündung in die Donau behandelte. 

Das Untersuchungsgebiet des vorliegenden GEK’s schließt 

räumlich nahtlos an die vorangegangene Studie an. Somit 

liegen nun flächendeckende Bearbeitungen des Ybbs-Un-

ter- und Mittellaufes vor, die den gesamten, intensiv durch 

Landwirtschaft, Gewerbe und Siedlungstätigkeit genutzten 

Überflutungsraum der Ybbs von der Mündung in die Donau 

bis ins Ybbstal nach Kematen umfassen. Die Ergebnisse 

und Maßnahmenvorschläge der vorangegangenen Studie 

werden im aktuellen GEK mitberücksichtigt.

Einführung

Die Lage des Projektgebietes: 

Als zweitgrößter Fluss Niederös-

terreichs überwindet die Ybbs bis 

von der Quelle bis zur zur Mün-

dung in die Donau mehr als 

1.000 Höhenmeter und legt 

138 km Lauflänge zurück. 

Bis Amstetten durchfließt sie 

von Süden nach Norden das 

Ybbstal, bis sie bei Amstetten 

das Alpenvorland erreicht 

und in nordöstlicher Rich-

tung der Donau zufließt. 

Entlang des Flusses sind 

zahlreiche metall- und 

holzverarbeitende Betriebe 

angesiedelt.

Das Bearbeitungsgebiet des 

GEK widmet sich einem 20 km 

langen Teilabschnitt der Ybbs 

zwischen Kematen a. d. Ybbs (KW 

Dorfmühle, Fluss-km 35,6) und Leutz-

mannsdorf (Haslauer Brücke, Fluss-km 15,6). 

Das Bearbeitungsgebiet schließt direkt an das im 

Jahr 2000 fertigggestellte „Schutzwasserwirtschaftliche 

Grundsatzkonzept Ybbs-Unterlauf unter Berücksichtigung der 

Gewässerökologie“ an, das von der Mündung der Ybbs in die Donau 

flussauf bis zur Projektgebietsgrenze bei Leutzmannsdorf (16 km) reicht. 

4


Das Bearbeitungsgebiet des GEK befindet sich im Groß-

raum der Bezirksstadt Amstetten im westlichen Niederös-

terreich und umfasst die Ybbs und ihre Vorländer zwischen 

Leutzmannsdorf (Haslauer Brücke, Fluss-km 15,6) und Ke-

maten a. d. Ybbs (KW Dorfmühle, Fluss-km 35,6). Die Län-

ge der bearbeiteten Flussachse beträgt ca. 20 km, die seit-

liche Ausdehnung umfasst die Vorländer der Ybbs bis an 

den Rand der unteren Terrassenkante (entspricht dem Ab-

flussraum des 300-jährlichen Hochwassers). Die größten 

Zubringer der Ybbs im Projektgebiet sind die südwestlich 

von Amstetten in die Ybbs mündende Url (E=259 km²) und 

der Zauchbach (E=74,5 km²). Durch den nördlichen Teil des 

Einzugsgebietes des Ybbsfeldes erhält das Flusssystem 

noch Anteil an den rasch anschwellenden Zubringern der 

Ausläufer der Böhmischen Masse.

Abhängig von Geologie und Geomorphologie (Talform, 

Flusstyp) können innerhalb des Projektgebiets zwei unter-

schiedliche Abschnitte abgegrenzt werden. Im oberen Teil 

des Projektgebietes (ca. Fluss-km 35,6 bis 24) liegt die Ybbs 

als schmaler, tief ins Konglomerat eingeschnittener Talmä-

ander im Sohlenkerbtal vor. Ab Winklarn weitet sich der Tal-

boden, die Ybbs geht langsam in die breite Talebene über. 

Unterhalb von Amstetten verläuft die Ybbs in ihrer eige-

nen Alluvion. Innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen 

ein Verwaltungsbezirk (Amstetten) und sechs politische Ge-

meinden: Euratsfeld, St. Georgen am Ybbsfelde, Amstet-

ten, Winkarn und Kematen an der Ybbs.

Wasserkörper

Das Projektgebiet liegt zu Gänze im Basis-Wasserkörper 

4088100 der sich von Kematen bis zur Mündung in die Donau 

erstreckt. Ohne die Anteile der Url weist dieser eine Gesamt-

länge von ca. 35,5 km auf (BMLUFW, 2004). Der Basiswas-

serkörper unterteilt sich weiter in vier Detail-Wasserkörper:

•  DWK 408810029 (Kematen bis KW-Greinsfurth, ca. 12,7 km)

•  Ausleitungsstrecke 408810030 (ca. 2,4 km)

•  Triebwasserkanal 4088100027 (ca. 1,7 km)

•  DWK 408810031 (ab Rückmündung der Ausleitung KW

Allersdorf bis zur Mündung in die Donau, ca. 21,7 km, 

davon ca. 6 km im Projektgebiet)

Das Untersuchungsgebiet

Am unteren Ende des Untersuchungsgebiets, beim Pegel Greimpersdorf 

km 19,850 hat das Einzugsgebiet eine Größe von 1117 km². Der mittlere 

Jahresabfluss beträgt 29,3 m³/s, das Niederwasser (NQ) 4,58 m³/s. Nahezu 

ein Viertel des Einzugsgebiets entfällt auf die Url, den größten Zubringer im 

Untersuchungsgebiet.

Gewässersteckbrief

Gesamtlänge: 138 km 

Einzugsgebiet (Pegel Greimpersdorf): 1.117 km² 

Hauptzubringer im Projektgebiet: Url, Zauchbach

Flussordnungzahl: FOZ 5, Url: FOZ 4

Klima im Projektgebiet: Alpenvorlandklima

Regimetyp: nivo-pluviales Abflussregime mit erhöhten Basis-

abflüssen in den Monaten März–Mai und einem Minimum der 

Basisabflüsse im Spätsommer und Herbst (August–November)

Mittlere Niederschlagsmenge: 800–1.000 mm; Mai–August: 

niederschlagsreichste Monate; Gewitter vor allem im Zeitraum 

Mai–August; Schneefall von November–April möglich; mittlere 

jährliche Zahl der Tage mit Schneebedeckung bei rund 48 Ta-

gen (Gesamtschneehöhe > 1 cm).

Fischregion: Kematen-Greinsfurth: Äschenregion (Hyporhi-

thral); Amstetten – Donaumündung: Barbenregion (Epipotamal)

Ybbs


Einzugsgebiet: ca. 825,4 km

2

Profil: Greinsfurth (Wehranlage)



HQ

300


 = 966 m

3

/s



HQ

100


 = 835 m

3

/s



HQ

30

 = 687 m



3

/s

HQ



10

 = 548 m


3

/s

HQ



5

 = 466 m


3

/s

Url



Einzugsgebiet: ca. 259,8 km

2

Profil: vor Mündung in die Ybbs



HQ

300


 = 286 m

3

/s



HQ

100


 = 246 m

3

/s



HQ

30

 = 200 m



3

/s

HQ



10

 = 156 m


3

/s

HQ



5

 = 137 m


3

/s

5



Zentrale Zielstellungen des GEK sind die Sicherstellung eines ausreichenden 

HQ

100



-Hochwasserschutzes für Siedlungs- und Gewerbegebiete, die Erhal-

tung und Verbesserung des Wasserrückhaltes in den Überflutungsflächen 

sowie eine stabile Flusssohle durch die Annäherung an einen ausgeglichenen 

Feststoffhaushalt.

Ziele des Gewässerentwicklungskonzeptes

Zentrale Zielstellungen sind die Sicherstellung eines aus-

reichenden HQ

100


-Hochwasserschutzes für Siedlungs- und 

Gewerbegebiete, die Erhaltung und Verbesserung des 

Wasserrückhaltes in den Überflutungsflächen sowie eine 

stabile Flusssohle durch die Annäherung an einen ausgegli-

chenen Feststoffhaushalt. Das Erreichen des ökologischen 

Zielzustandes gemäß WRRL durch die Wiederherstellung 

der Durchwanderbarkeit bei derzeit nicht passierbaren 

Sohlstufen sowie die Verbesserung der Flussstruktur sind 

Schwerpunkte zum Erhalt und zur Wiederherstellung eines 

intakten Ökosystems. 

Endergebnis des Gewässerentwicklungskonzeptes bildet 

ein interdisziplinäres Maßnahmenkonzept für die langfris-

tige Entwicklung der Ybbs. Damit sollen die Fachgrundla-

gen zur Beurteilung anstehender Projekte erarbeitet sowie 

die Grundlagen für darauf aufbauende Detailprojekte ge-

schaffen werden.

folGende ZielsetZunGen sollen im rahmen 

des Gek behandelt werden:

•  Sicherstellung  eines  ausreichenden  HQ

100


-Hochwasser-

schutzes für Siedlungs- und Gewerbegebiete entspre-

chend den Vorgaben der Bundeswasserbauverwaltung 

•  Erreichung  und  Sicherung  eines  guten  ökologischen  Zu-

standes gemäß Wasserrechtsgesetz (WRG) bzw. EU-Was-

serrahmenrichtlinie (WRRL)

•  Minimierung  des  Restrisikos  bzw.  des  HW-Schadenspo-

tenziales bei Extremhochwässern (Ereignisse >HQ

100

)

•  Optimierung  des  Feststoffhaushaltes  zur  Vermeidung  der



Eintiefung der Flusssohle bzw. der Grundwasserabsenkung

•  Erhaltung und Verbesserung des Wasserrückhaltes (Retention)

•  Ökologische  Dynamisierung  der  Abflussverhältnisse  im

Fluss und Aubereich

•  Abstimmung  der  Entwicklung  mit  der  Öffentlichkeit  zur

besseren Umsetzbarkeit/Akzeptanz (Gemeinden, Bezirks-

hauptmannschaften, Verbände, ...)

•  Minimierung der Kosten für erforderliche Instandhaltungs-

maßnahmen 

•  Ausweisung und Sicherung der für die Umsetzung der Ziele

und Maßnahmen erforderlichen Flächen

6


Die Zielvorgabe von GEK’s erfordert die fachübergreifende Bearbeitung 

durch ein Team aus WasserbautechnikerInnen, HydrologInnen, BiologInnen, 

ÖkologInnen und RaumplanerInnen. Hinsichtlich der Projektstruktur hat sich 

die Gliederung in Projektphasen sowie in fachlich und räumlich abgrenzbare 

Arbeitspakete bewährt. 

Struktur Leitbild (vgl. Technische Richtlinien Wasserbau (RIWA-T, 2006)

Istbestands-Aufnahme

Gewässerspezifisches Leitbild

Maßnahmenkonzept

Abgestimmter Zielzustand und Grundsatzüberlegungen

Sektorale

Referenz- und 

Zielzustände

Rahmen-


bedingungen

Abiotik


Biotik

Abiotik


Biotik

Abiotik


Biotik

Abiotik


Biotik

Defizit-


Analyse

Sektorale

Ziele

Organisation, Projektstruktur



Das Gewässerentwicklungskonzept Ybbs wird gemäß den 

Technischen Richtlinien des BMFLUW (RIWA-T) als inter-

disziplinäres, schutzwasserbauliches Projekt mit fachspe-

zifischen Arbeitspaketen (Modulen) erstellt. Aufgrund der 

vielfältigen Aufgaben und Ziele eines GEK’s sowie der 

Komplexität des Gewässersystems arbeiten zahlreiche 

Fachdisziplinen zusammen. 

Das Projekt wird in folgende Arbeitsphasen gegliedert:

1. Vorstudie 

2. Ist-Bestandsaufnahme

3.  Leitbild und Maßnahmen

4. Öffentlichkeitsarbeit 

Als erster Arbeitsschritt dient die Vorstudie zur Abklärung 

der projektspezifischen Problembereiche, vorhandenes 

Datenmaterial wird gesichtet und aufgearbeitet, die Bear-

beitungsschwerpunkte für den weiteren Projektablauf fest-

gelegt. In Arbeitsphase II (Ist-Bestandsaufnahme) erfolgt 

die Aufnahme der aktuellen Situation im Projektgebiet. 

Für den wasserwirtschaftlichen Bereich konzentriert sich 

die Bestandsaufnahme im GEK Ybbs auf die Fachgebie-

te Hydrologie, Hydraulik sowie Gewässer- und Umlandnut-

zung (Raumordnung), die ökologische Bestandsaufnahme 

erfolgte anhand der Fachbereiche Vegetation, Aquatische 

Ökologie (Fische inkl. Makrozoobenthos & Phytobenthos) 

sowie Flussmorphologie und Flussgeschichte.

Auf Basis dieser Erhebungen werden in der Arbeitsphase 

„Leitbild und Maßnahmen“ von den einzelnen Fachgrup-

pen ökologische und schutzwasserwirtschaftliche Ziele 

entwickelt. In einer interdisziplinären Diskussion werden 

die Defizite dargestellt und die sektoralen Ziele der ein-

zelnen Fachgebiete in Hinblick auf realistisch umsetzba-

re Maßnahmen in einem gewässerspezifischen Leitbild zu-

sammengeführt. Schwerpunkt der Bearbeitung liegt auf 

dem Projektgebietsteil östlich von Amstetten, da hier fluss-

bauliche und gewässerökologische Defizite vorliegen. Für 

diesen Abschnitt wird als Grundlage für die weitere Tätig-

keit der NÖ Bundeswasserbauverwaltung ein Maßnahmen-

paket erarbeitet. 

Die interessierte Öffentlichkeit und betroffene Institutionen 

(Gemeinden, Kammern, Verbände, etc.) werden in den Pla-

nungsprozeß eingebunden. 

  I.  VORSTUDIE 

 

 

AP 1:



Projektkoordination 

 

Ausschreibung 



 

CAD/GIS 


Bericht 

 

Grundlagen 



 

 

Bearbeitung 



 

 

 



Workshop 1: Startbesprechung 

II.  IST-BESTANDSAUFNAHME 

AP 2: Laserscanning, Geländemodell 

AP 3:  Terrestrische Vermessung  

 

 



AP 4:  Hydrologie und Hydraulik 

 

(2D-Modellierung) 



AP 5:  Gewässer- u. Umlandnutzung 

CAD/GIS 


Zwischen- 

 

Raumordnung  



Bearbeitung 

Bericht 


AP 6:

Flussmorphologie 

und Flussgeschichte  

AP 7:

Terrestrische Ökologie 

(Vegetation, Fauna) 

 

AP 8:



Aquatische Ökologie 

(Fischerei, Gewässergüte) 

 

Workshop 2: Zwischenpräsentation Bestandsaufnahme 

 

III.  GEWÄSSERSPEZIFISCHES LEITBILD UND MASSNAHMEN 

AP 9: 


Leitbild und Maßnahmen 

CAD/GIS 


 

Zusammenf. 

 

Ziele, Maßnahmen, Prioritäten  



Bearbeitung 

 

Bericht 



 

Workshop 3: Leitbild und Maßnahmen 

 

IV.  ÖFFENTLICHKEITSARBEIT 

 

 



AP 10:

Öffentlichkeitsarbeit 

 

Broschüre 



CAD/GIS 

Bearbeitung 

Zusammenf. 

AP 11:


Endbericht 

Präsentation 

Bericht 

 

Ausfertigungen 



 

 

Endpräsentation 

7


Das Arbeitspaket „Gewässer- und Umlandnutzung“ umfasst die Darstellung 

der aktuellen Flächenwidmung und Besitzverhältnisse, des öffentlichen 

Wassergutes, der Infrastruktur, der Schutzgebiete, der Wasserrechte und der 

abflussrelevanten Bauwerke.

Die Erfassung der Raumnutzung im Bearbeitungsgebiet dient als wesentliche 

Grundlage für die Ausweisung des Handlungsbedarfes für schutzwasserwirt-

schaftliche Maßnahmen (Hochwasserschutz). Die Analysen zeigen planungs-

relevante Gefährdungsursachen auf, und stellen mögliche Nutzungskonflikte 

bei der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen dar.

Erhebung des Ist-Zustands

Wasserwirtschaftliche und ökologische Maßnahmen lassen 

sich nur nach einer eingehenden Untersuchung der aktu-

ell vorliegenden abiotischen und biotischen Rahmenbedin-

gungen erarbeiten. In Zusammenarbeit aller notwendigen 

Fachdisziplinen wird daher am Beginn des GEK’s der der-

zeitige Zustand („IST-Zustand“) der Ybbs im Projektgebiet 

erfasst und dargelegt. 

Untersucht werden Flächennutzung, Abflussverhalten (Hy-

drologie, Hydraulik) und Hochwasserrisiko. Die Aufnah-

me der Tiergruppen (Fische, am Gewässerboden lebende 

Kleintiere, Algen und Wasserpflanzen) sowie der im Pro-

jektgebiet vorhandenen Vegetationseinheiten schließen die 

Zustandserhebung ab. 

Gewässer- und umlandnutzung 

Außerhalb der Siedlungsgebiete wird das Projektgebiet 

hauptsächlich intensiv land- und forstwirtschaftlich ge-

nutzt. 48 % der Flächen im untersuchten Abflussraum des 

300-jährlichen Hochwassers (HQ

300

) entfallen auf landwirt-



schaftliche Nutzungen (Grünland). Forstlich genutzte Flä-

chen nehmen einen Anteil von 28 % ein. An dritter Stelle 

kommen die Gewässerflächen (23 %) vor den Verkehrsflä-

chen (1,3 %) und Bauland (0,4 %). Die restlichen Flächen-

anteile entfallen auf kleinere Grünlandkategorien, Sonder-

nutzungen und Eisenbahnflächen. 

Die Ybbs selbst wird energiewirtschaftlich genutzt, zwi-

schen Kematen und Amstetten befinden sich insgesamt 

vier Wasserkraftanlagen. Diese sind Wehranlage und Kraft-

werk Dorfmühle (km 35,500, Betreiber EVN), Wehranlage 

und Kraftwerk Theresiental (km 30,750, Betreiber Fa. Mon-

di), Wehranlage und Kraftwerk Hofmühle (km 29,640, Betrei-

ber Fa. Mondi) sowie Wehranlage Greinsfurth (km 24,110), 

mit Ausleitung Werkskanal und KW Allersdorf (Stadtwerke 

Amstetten). Teilweise zählen diese Anlagen zu den ältesten 

in Niederösterreich und stehen mit der Entwicklung der In-

dustriegebiete in direktem Zusammenhang. 

Obwohl das Umland von Amstetten lokal hohem Druck 

durch Besiedlung, Landwirtschaft, Schottergewinnung und 

Teichwirtschaft ausgesetzt ist, konnten auf Höhe der Ort-

schaften Greimpersdorf und Leutzmannsdorf noch bis heu-

te Teile der historisch großflächig ausgebildeten Auwälder 

bestehen bleiben. 

Landschaftsstrukturen und Katastergrenzen lassen hier 

noch heute den ehemals pendelnd-mäandrierenden Ybbs-

lauf erkennen. Große Teile dieses Gebietes werden bereits 

bei Hochwässern geringer Jährlichkeit überflutet.

8


Im Stadtbereich von Amstetten soll die Ybbs als Naherholungsbereich stärker 

genutzt werden. Neue Begleitwege an der Ybbs fördern die Freizeitnutzung. 

(Foto: Perzplan)

Natura 2000-Gebiet (orange), Brunnenschutzgebiete (türkis und türkis schraf-

fiert) sowie Hochwasseranschlagslinien im Augebiet nahe Doislau und Ding-

furth. Großräumig stellt die Ybbs den Vorfluter für den Grundwasserkörper 

dar, maßgeblicher Grundwasserträger ist der quartäre Kies. Die Grundwasser-

strömungsrichtung verläuft nach Osten.

 

Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete



Große Teile des Untersuchungsgebietes liegen innerhalb 

des NATURA 2000 – Fauna-Flora-Habitat Gebietes „Nie-

derösterreichische Alpenvorlandflüsse“. Das Schutzgebiet 

beinhaltet eine Vielfalt an verschiedenen Lebensraumtypen 

die großteils als regional bedeutend bzw. von nationaler 

Bedeutung eingestuft sind. Das Landschaftsschutzgebiet 

„Ybbsfeld-Forstheide“ reicht von Kematen an der Ybbs bis 

nach Leutzmannsdorf (Marktgemeinde St. Georgen) und 

umfasst vor allem den Nahbereich des Ybbs-Flusses.

Wasserschutzgebiete

Die drei im Untersuchungsgebiet liegenden Wasserschutz-

gebiete besitzen eine große Bedeutung für die zentrale 

Wasserversorgung der Stadtwerke Amstetten. Die beiden 

wichtigsten Trinkwasser-Brunnenfelder, das Werk Wasser-

ring und die Doislau liegen südlich der Ybbs. Die Brunnen 

Doislau 1+2 sowie auch der Großteil des Wasserschutzge-

bietes selbst liegen im HQ

100


-Abflussbereich. Die Brunnen 

Wasserring (Werk VI), Brunnen 1–4 sowie das Wasserwerk 1 

liegen weit außerhalb des Hochwasserabflussbereichs. Ihre 

Wasserschutzgebiete berühren den HQ

300

-Abflussbereich 



nur am Rande. Die Quelle Ulmerfeld und die Brunnen Haus-

mening Neufurth wurden bereits 1994 stillgelegt. 

9


hydrologie – hydraulik 

Im Arbeitspaket „Hydrologie – Hydraulik“ werden die für 

das gesamte Projektgebiet bestimmenden hydrologischen 

und hydraulischen Grundlagen ermittelt. Die Bearbeitungen 

umfassen die Darstellung und Beschreibung der Überflu-

tungsbereiche der Ybbs für HQ

5

, HQ


10

, HQ


30

, HQ


100

, HQ


300

 

und die Berechnung der bordvollen Abflusskapazitäten für 



das linke und das rechte Ufer. Ergänzend erfolgt die Erstel-

lung einer Restrisikoanalyse für das Siedlungsgebiet von 

Amstetten bis HQ

300


 gemäß den Richtlinien für die Bundes-

wasserbauverwaltung (RIWA-T). 

Auf Basis eines zweidimensionalen Rechenmodells wer-

den die Hochwasserabflüsse im Untersuchungsgebiet si-

muliert und die schrittweise Überflutung der Überschwem-

mungsgebiete dargestellt. Damit können Abflussverteilung, 

Abflusstiefen, Wasserspiegellagen, Fließgeschwindigkeiten 

und Schleppspannungen bei verschiedenen Hochwassers-

zenarien ermittelt werden. Das Berechnungsnetz für die 

hydraulische 2D-Modellierung setzt sich aus Laserscan-

Daten und den Daten der terrestrischen Vermessung im 

Flussschlauch zusammen.

Als Grundlage dienten die Ergebnisse des Arbeitspake-

tes „Terrestrische Vermessung“ sowie Geländedaten aus 

dem Arbeitspaket „Laserscanning“ (Befliegung 2005). Vor 

der Durchführung der Berechnungen der Extremereignis-

se wurde das numerische Modell anhand von Pegelmess-

daten, Abflussganglinien und Hochwassermarken von ver-

gangenen Hochwasser-Ereignissen (Hochwasser 2006) 

geeicht. 

Mittels dieser Daten wurden die angesetzten Rauheiten 

des Geländemodells verifiziert und so lange angepasst, bis 

die Modellberechnungen mit den Messungen in der Natur 

übereinstimmten.

Hochwasserrisiko – Hochwasserschutz 

Die Überlagerung von Hochwasserüberflutungsflächen 

und bestehenden Nutzungen zeigt, welche Siedlungsge-

biete im Projektgebiet hochwassergefährdet sind. Auf Ba-

sis dieser Ergebnisse können entsprechende Schutzmaß-

nahmen für höherwertig genutzte Gebiete geplant und 

umgesetzt werden. 

Im Falle eines 100-jährlichen Hochwassers nur sind wenige 

Siedlungsgebiete von einem (HQ

100


) betroffen. 

Die Anschlaglinie des HQ

100

 streift überwiegend am Bau-



land entlang, die geschlossenen Siedlungsgebiete sind bei 

HQ

100



 hochwasserfrei. 

Überflutungsbereiche, Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten der 

verschiedenen Hochwasserszenarien werden mit Hilfe eines zweidimensi-

onalen Rechenmodells ermittelt.

Erhebung des Ist-Zustands

10


Gegenüberstellung Damm-OK Amstetten vs. HW-Stände 30/100/300: Der 

linksufrige Damm der Ybbs im Bereich Amstetten ist als zentrales Schutz-

bauwerk für die Stadt von besonderer Bedeutung. Bei einem 300-jährlichen 

Hochwasserereignis liegt ein Freibord von 30 bis 50 cm vor. Beim HQ

100

 

beträgt der Freibord 80 bis 120 cm.



Lokale Defizite bestehen bei Einzelobjekten, im bzw. am 

Hochwasserüberflutungsbereich befinden sich fünf erhal-

tenswerte Gebäude im Grüngürtel. Nur im Bereich von Eg-

gersdorf werden bei HQ

100

 Teile der als Bauland-Sonderge-



biet gewidmeten Flächen überflutet. 

Auch Verkehrs- und Infrastruktureinrichtungen sind nur zu 

geringen Anteilen durch Überflutungen betroffen (1,3 % der 

HQ

100



-Fläche). Mit Ausnahme der Brücke „Südumfahrung 

Amstetten Ost, B1“ (Freibord 0,32 m) können alle Brücken 

ein 100-jährliches Hochwasser mit einem Freibord über 

0,5  m abführen. Der linksufrige Damm zum Stadtgebiet 

Amstetten weist auch beim HQ

300


 noch ein Freibord von 

30 – 50  cm  auf.

Insgesamt umfasst der Abflussbereich des 100-jährlichen 

Hochwassers im Untersuchungsgebiet ca. 525 ha. Drei 

Viertel des Überflutungsbereiches werden von Flächen 

mit Grünlandwidmung eingenommen, wobei die Land-

wirtschaft (48 %) über den Forstwirtschaftsflächen (28 %) 

überwiegt. An dritter Stelle kommen Gewässerflächen mit 

einem Anteil an 23 %. Nur 2,3 ha (ca. 0,5 %) der Fläche 

entfallen auf Bauland. Großräumigere Überflutungen finden 

nur im Grünland, vor allem im Bereich der Einmündungen 

des Zauchbaches, des Mühlbaches und der Url statt.

Darstellung der Überflutungsbereiche von HQ

100


 (blau) und HQ

300


 (gelb) im 

Raum Amstetten: Bei Hochwässern kommt es zu großflächigen Überflu-

tungen in den Auwaldgebieten, auf Bauland und Verkehrsflächen entfallen 

insgesamt nur geringe Flächenanteile des Überflutungsgebietes.

11


Die Ybbs 1820 im oberen Teil des Projektgebietes:  

Gestrecktes und nur lokal verzweigtes Gewässerbett bei Winklarn.

Kartendarstellung von THOMAYR 

1820–21: „Der Ybbsfluss samt seiner 

nächsten Umgebung von Greinsfurth 

bis zur Donau.“ Vor der Regulierung 

erreichte das gewunden-furkierende 

und in mehrere Haupt- und Nebenarme 

aufgezweigte Flussbett Breiten bis zu 

1,3 km. Bei Hochwässern erfolgten 

häufige Verlagerungen des Flussbettes 

im lockeren Schotteruntergrund, was 

eine ständige Ausbildung neuer Seiten- 

und Totarme ermöglichte. 

flussbau – flussmorphologie

Die historische Ybbs

Auf Grund der Rahmenbedingungen und lokalen Gegeben-

heiten wird die morphologische Ausformung der Ybbs im 

natürlichen Zustand abgeschätzt. Diese gibt Aufschluss 

über die natürlichen, ursprünglich prägenden hydrologi-

schen und hydraulischen Verhältnisse, und gibt Hinweise 

zu den gewässertypspezifischen Feststoffverhältnissen. 

Die im „Leitbild“ erarbeiteten Werte sind wichtige Grundla-

gen für die weitere Bearbeitung beginnend von der von De-

fizitanalyse bis hin zum Maßnahmenkonzept.

Als Datengrundlage zur Beschreibung des gewässertypi-

schen Zustandes werden historische Kartenaufnahmen aus 

den Jahren 1810 bis 1820 herangezogen, die den weitge-

hend von menschlichen Nutzungen unbeeinflussten Ge-

wässerverlauf der Ybbs abbilden. Während von Kematen 

bis Greinsfurth auch heute teilweise noch Flussabschnit-

te mit Referenzstreckencharakter vorliegen (Teilabschnitte 

Kröllendorf/Hausmening, Winklarn), muss der gewässerty-

pische Zustand der Ybbs flussab Amstetten gänzlich an-

hand historischer Unterlagen sowie durch Vergleiche mit 

typologisch ähnlichen Gewässern abgeleitet werden.

Ybbstal und Ybbsfeld – Unterschiedliche Verhältnisse 

im Projektgebiet

Bedingt durch die Morphologie im Projektgebiet lassen 

sich innerhalb des Projektgebietes zwei unterschiedliche 

Abschnitte voneinander abgrenzen. 

Im oberen Teil des Projektgebietes (KW Dorfmühle bis 

Greinsfurth) hat sich die Ybbs tief in das Konglomeratge-

stein, oftmals bis zu 20 m tiefer als das angrenzende Um-

land, eingeschnitten. Das Gewässerbett ist gestreckt, es 

existieren nur wenige Nebengewässer. Die Auenstufe ist 

schmal ausgebildet, auf weiten Strecken grenzt der Hang-

wald unmittelbar an den schmalen Talmäander der Ybbs an. 

Erst ab Winklarn beginnt sich der Talboden zu weiten, das 

Sohlgefälle der Ybbs nimmt langsam ab. Ab Amstetten ist 

die breite Talebene des Ybbser Feldes erreicht. Der Fluss-

typ wandelt sich, historisch nehmen zahlreiche, stark im 

Radius wechselnde Flussbögen und dazwischengeschalte-

te Verwerfungsabschnitte nehmen den gesamten Talboden 

in Anspruch. Die Verlagerungstendenz der Flussarme ist 

im vergleichsweise leicht erodierbaren Schottergrund stark 

ausgeprägt, die Auen weisen ein gut ausgebildetes Fein-

relief mit einem hohen Neben- und Stillgewässeranteil auf.

Erhebung des Ist-Zustands

12


Durch die Abtrennung von Seitenarmen infolge von Ge-

schiebeablagerungen bzw. Flussverwerfungen bei größe-

ren Hochwasserereignissen bildeten sich ständig neue Alt- 

und Totarme. Begleitet wurden die Flussbögen von ständig 

durchflossenen Nebenarmen und breiten Auwäldern. Auch 

der Verlauf der Zubringerbäche ist eng mit der flussmorpho-

logischen Entwicklung der Ybbs verknüpft. Das Bachbett 

durchfließt oft ehemalige Seitenarme der Ybbs und wies – 

wie die Ybbs selbst – vielfältige Bett- und Uferstrukturen auf.

Historische Landnutzung

Aufgrund der ständigen Hochwassergefahr vermied die 

ortsansässige Bevölkerung eine Besiedelung der Ybbs-

Auen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die tief gele-

genen, damals noch vernässten Lagen wurden zu einem 

hohen Prozentsatz als Wiesen oder Weideflächen genutzt. 

 Die wenigen Siedlungen waren auf lokal erhöhte Gelände-

teile beschränkt. Der Abstand der Dörfer und Gehöfte auf 

der Franziszeischen Karte (1909 – 1919) und die Anlage der 

Eisenbahn Wien – Linz sowie das Straßen-und Wegenetz 

zeigen, wie weit im 19. Jahrhundert mit Hochwässern ge-

rechnet wurde. Nur Mühlen, Sägen, Hammerwerke wurden 

innerhalb der Überflutungs- und Gefährdungsbereiche der 

Ybbs errichtet. 

Noch heute erinnert der geschwungene Verlauf vieler Ge-

meinde- und Katastergrenzen, Flurränder und Geländemul-

den an den ursprünglichen Verlauf der Ybbs. Ende des 19. 

Jahrhunderts drang der Siedlungsraum von Amstetten nach 

Süden ans Ybbsufer vor. Die Errichtung des Hochwasser-

schutzdammes Amstetten (1899) nach den großen Hoch-

wässern 1897 und 1899 zeigte die Überschreitung der bis-

herigen Siedlungsgrenzen in die Überflutungsbereiche an.

Regulierung der Ybbs

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten erste gro-

ße Regulierungsmaßnahmen unterhalb von Amstetten 

(Starhembergdurchstich). Mit dem Ziel der ackerbaulichen 

Landgewinnung wurde die ehemals gewunden-furkierende 

Ybbs auf einen linearen Verlauf begradigt und das Auen-

system auf einen schmalen Begleitsaum reduziert.

Der historische Verlauf der Ybbs im Jahr 1820 und aktuelles Luftbild: 

Ausgeprägte Flussbögen lagen nahe den Ortschaft en Greimpersdorf, Was-

serring und Doislau.

13


Bis auf wenige hundert Meter im direkten Nahbereich der Kraftwerke finden 

sich an der Ybbs im oberen Untersuchungsgebiet keine Regulierungen. Fluss-

typspezifische Strukturen wie Uferanbrüche, Konglomeratbuchten und unter-

spülte Ufer blieben erhalten. Kiesbänke sind häufig, in Flussbettaufweitungen 

kommt es zur Ausbildung von vegetationsbedeckten Inseln mit natürlicher 

Sukzession. Weniger günstig stellt sich die Situation flussab Amstetten dar. 

Regulierung und Ausleitung verändern den Gewässerlebensraum nachhaltig.

In den 1940er-Jahren lagen trotz Begradigung, großräumiger Durchstiche 

und Abtrennung von Nebenarmen noch lokale Bettbreiten bis zu 400 m 

vor. Im Zuge von Hochwässern wurden die Schotterflächen häufig umge-

lagert und verlegt, weitgehend unbewachsene bzw. mit Pioniergehölzen 

bewachsene Schotterflächen dominierten das Gesamtbild (Foto oben).

Die Ybbs während der Mittelwasserregulierung (um 1950): 

Buhnenfelder und Blockwurfschüttungen fixieren das Mittelwasserbett der 

Ybbs. Nach der Mittelwasserregulierung wurde das Flussbett auf eine durch-

gehende Breite von maximal 70 m reduziert. Die durchgehende Regulierung 

sowie weitere nachfolgende Eingriffe führen zu massiven Veränderungen des 

Gewässerlebensraumes.

Sämtliche der für diesen Ybbsabschnitt typischen Fluss-

bögen wurden durch Durchstiche begradigt, die Lauflänge 

des Flussbettes im Abschnitt Amstetten bis Haslauer Brü-

cke in Summe um rund 50 % verkürzt und stark eingeengt. 

Ursprünglich kommunizierende Nebengewässer und Auge-

biete wurden abgetrennt. Mit ihnen verschwanden die ehe-

mals vielfältigen Flussbettstrukturen.

Durch die starke Erhöhung des Gefälles war bereits kurze 

Zeit nach der Regulierung eine rasch fortschreitende Eintie-

fung des Gewässerbettes festzustellen. Um diese Entwick-

lung zu verlangsamen, wurde ab den späten 1950er-Jah-

ren des letzten Jahrhunderts mit dem Bau von Sohlrampen 

flussab von Amstetten begonnen. 

Heute ist das Mittelwasserbett durchgehend durch Ufersta-

bilisierungen und einer Vielzahl von Sohlrampen reguliert. 

Dieser Zustand setzt sich weiter flussab, bis zur Mündung 

in die Donau fort. 

Weite Teile der Ybbs im oberen Teil des Projektgebietes 

konnten hingegen ihren natürlichen Charakter bis zum heu-

tigen Tag erhalten. Bis auf jene Gewässerabschnitte mit 

Wasserkraftnutzung und die Regulierung eines kurzen Auf-

zweigungsbereiches bei Winklarn wurden die freien Fließ-

strecken in ihrem Verlauf kaum verändert. 

Erhebung des Ist-Zustands

14


Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sieht eine (gesamt)ökologische 

Betrachtung der Gewässer vor und verlangt, dass bis zum Jahr 2015 bzw. 

2027 der „gute Zustand“ erreicht werden muss. Damit ist die Wasserqualität 

(Biologische Gewässergüte) nicht mehr der alleinige Bewertungsmaßstab für 

Fließgewässer. Ebenso wichtige Zielkriterien sind eine möglichst naturnahe 

Gewässerstruktur, möglichst von künstlichen Wanderbarrieren freie Gewässer 

und eine möglichst naturnahe Wasserführung. 

Der Unterlauf der Ybbs (Wasserkörper-Nr. 408810031 und 408810030) zeigt 

einen unbefriedigenden ökologischen Zustand an Hand der Fische und damit 

eine Zielverfehlung auf Grund hydromorphologischer Defizite. Gründe hierfür 

sind die Regulierung des Gewässerbettes, die Unterbrechung des Kontinu-

ums durch eine Vielzahl an Rampen und der damit einhergehende Verlust des 

Fließstreckencharakters.

Foto: Perzplan

Gewässerökologie

Der aktuelle ökologische Zustand der Ybbs wird im Rah-

men des GEK nach den Anforderungen der WRRL erho-

ben. Die Indikatoren zur Bewertung des ökologischen Zu-

standes sind Fischfauna, Makrozoobenthos (Bodenfauna) 

und Phytobenthos (Algen). Da bezüglich Algenaufwuchs 

und wirbelloser Bodenfauna (Makrozoobenthos) bereits 

eine gute Datenlage (Landesmessstellen und Daten der ös-

terreichischen Wassergüteerhebung (WGEV)) gegeben ist 

konzentrieren sich die Aufnahmen im Rahmen des GEK auf 

die Erhebung der fischökologischen Verhältnisse. Durch 

EU-einheitliche Bewertungsverfahren wird für jede Indi-

katorgruppe eine Benotung durchgeführt, wobei im Ziel-

zustand keine Komponente schlechter als „gut“ bewertet 

werden darf. 

Gewässergüte und Nährstoffbelastung

Noch bis in die 1980er-Jahre war der Unterlauf der Ybbs 

einer der am stärksten verschmutzten Gewässerabschnitte 

Österreichs. Durch den Bau von Kläranlagen in Waidhofen 

a.  d. Ybbs und Amstetten sowie durch die Reinigung der 

Abwässer der Papierfabrik in Ulmerfeld-Hausmening und 

der Zellstoffproduktion in Kematen konnten Verschmut-

zung und Nährstoffbelastung der Ybbs schrittweise redu-

ziert werden. 

Heute entspricht die Wasserqualität der Ybbs wieder der 

Güteklasse II, die Umweltziele hinsichtlich der „Wasser-

qualität“ sind trotz vorliegender Grundbelastung und struk-

tureller Defizite erreicht. Es liegen ein sehr guter „Chemi-

scher Zustand“, ein guter ökologischer Zustand an Hand 

„national geregelter Schadstoffe“ und ein guter ökologi-

scher Zustand an Hand der saprobiellen Gewässergüte und 

der Nährstoffbelastung vor. Sowohl das Makrozoobenthos 

(wirbellose Bodenfauna) als auch das Phytobenthos (Algen) 

erreichen hinsichtlich der Gewässergüte und Nährstoffbe-

lastung den Zielzustand. 

Weniger positiv zeigen sich hingegen die Bewertungen der 

Gewässerstruktur. Vor allem flussab Amstetten sind die 

Ausprägungen des Gewässerverlaufes, der Sohle, der Ufer 

und der Vegetation stark durch Regulierung beeinflusst.

Güteband des biologischen Qualitätselements Fische: 

Grüne Signatur: guter Zustand (II)

Orange: unbefriedigender Zustand (IV)

Rot: Schlechter Zustand (V) – (roter Querstrich = Kontinuumsunterbre-

chung, grüner Querstrich = FAH), nicht bewertet ist der kurze, isolierte 

Abschnitt bei Hausmening und die Restwasserstrecke bei Greinsfurth. 

Der Ybbs-Unterlauf ist nicht als erheblich verändertes Gewässer ausge-

wiesen, womit der gute ökologische Zustand als Umweltziel gilt.

15


fische

Historische Fischartenzusammensetzung

Vor der Regulierung war die Ybbs aus fischökologischer 

Sicht eines der bedeutendsten Fließgewässer Niederöster-

reichs. Aufgrund der intakten Verbindung zur Donau be-

saß sie ein reiches Fischartenspektrum. Zahlreiche Fischar-

ten aus der Donau, wie beispielsweise Huchen, Barbe oder 

Nase, zogen zum Laichen in die Ybbs. 

Insgesamt umfasste das historische Fischartenspektrum 

der Ybbs flussab Amstetten 38 Arten. 28 Arten sind für die 

Ybbs selbst belegt, weitere zehn Arten sind für die Donau 

im Nahbereich der Ybbsmündung nachgewiesen. Diese 

werden ebenfalls zum autochthonen Bestand gezählt, da 

angenommen werden kann dass diese auch in die Ybbs 

einwanderten.

Flussauf Amstetten ist das zur Beurteilung des fischökolo-

gischen Zustandes herangezogene gewässertypische Ar-

tenspektrum deutlich kleiner. 

Aufgrund des gestreckten Gewässerlaufes und dem gerin-

geren Anteil an Nebengewässern fehlten auch historisch 

viele ruhigwasserliebende und strömungsindifferente Arten. 

Fischregionen

Aufgrund der unterschiedlichen Gewässercharakteristik 

teilt sich das Untersuchungsgebiet in zwei Fischregionen 

auf. Während die Ybbs im oberen Abschnitt des Untersu-

chungsgebiets dem Hyporhithral (Äschenregion) zugeord-

net wird entspricht, die Ybbs ab der Einmündung der Url 

bereits dem Epipotamal (Barbenregion). 

Aktueller Zustand

Die beiden naturnahen Fließstrecken im oberen Projekt-

gebietsteil (Kematen bis Amstetten) weisen derzeit fisch-

ökologisch den guten Zustand (II) auf. Von den insgesamt 

17 im Leitbild enthaltenen Fischarten kommen alle Leitar-

ten sowie drei, der insgesamt neun typischen Begleitar-

ten vor. Die Bewertung der beiden Stauräume fällt hinge-

gen schlecht (V) aus. Hauptursache für diese Bewertung 

sind die geringen Biomassen, wobei auch das Fehlen vieler 

Fischarten und der unausgewogene Altersaufbau die Errei-

chung des guten Zustands verhindern.

Elektro-Befischung im regulierten Gewässerabschnitt flussab Amstetten: 

Durch die Verschlechterung der Lebensraumbedingungen für wenig tolerante 

Fischarten kommt es zu einem starken Ungleichgewicht in der Artenvertei-

lung und damit zu einem einseitigen Vorkommen anspruchsloser Fischarten. 

Zudem unterbrechen die in allen Bereichen vorliegenden Querbauwerke 

das Fließgewässerkontinuum, so dass eine freie Durchgängigkeit für Fische 

derzeit nicht gegeben ist. Aufgrund der geringen Biomasse wird der Abschnitt 

derzeit nur als unbefriedigend (IV) bewertet.

Eine Barbe wie aus dem Bilderbuch.  

  Foto: Ratschan, ezb TB Zauner

Historisch belegtes Artenspektrum der Ybbs flussab 

Amstetten (Leitbild) und aktuell im Zuge der Unter-

suchungen festgestellte Arten.

Nase

Barbe


Schneider

Aitel


Äsche

Huchen


Strömer

Gründling

Bachschmerle

Hasel


Laube

Flussbarsch

Elritze

Aalrutte


Streber

Weißflossen Gründling

Bachforelle

Sterlet


Koppe

Zope


Rußnase

Zingel


Schrätzer

Schied


Brachse

Regenbogenforelle

Rotauge

Güster


Nerfling

Hecht


Rotfeder

Steingressling

Zander

Frauennerfling



Kesslergründling

GoldSteinbeißer

Wels

Aal


Steinbeißer

Karpfen


Giebel

Kaulbarsch

Donaukaulbarsch

Bitterling

Moderlieschen

Neunauge


Summe Leitarten

Summe typ. Begleitarten

Summe seltene Begleitarten

Summe


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