Gewässerentwicklungskonzept Ybbs Leutzmannsdorf Kematen, km 35,3-15,6
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- I. VORSTUDIE
Gewässerentwicklungskonzept Ybbs Leutzmannsdorf – Kematen, km 35,3–15,6 Kurzfassung
I M P R E S S U M Herausgeber und Medieninhaber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Amt d. NÖ Landesregierung, Abteilung Wasserbau An der Ausarbeitung des GEK Ybbs beteiligte Personen: DI Norbert Knopf, DI Erich Czeiner, Ing. Gerhard Alfanz, Klaus Fischer, Amt d. NÖ Landesregierung, Abteilung Wasserbau WA3 DI Klaus-Peter Hanten; Lebensministerium Abt. VII/5 – Schutzwasserwirtschaft Wasserverband Ybbs Unterlauf DI Thomas Perz, DI Siegfried Pöll, DI Manfred Laschober, Clemens Höfer, PERZPLAN Ingenieurbüro DI Thomas Perz, Ternitz DI Dr. Jürgen Eberstaller, DI Doris Eberstaller, DI Jan Köck; ezb – TB Eberstaller GmbH, Wien Dr. Werner Lazowski, TB Ökologie, Wien DI Josef Schönherr, Ingenieurbüro Schönherr, Biberwier DI Jörg Huber, Ing. Kathrin Fischl, IBL (Ingenieurbüro Dr. Lang ZT-GmbH), Amstetten Inhalt, Text und Redaktion: DI Doris Eberstaller-Fleischanderl ezb – TB Eberstaller GmbH – Technisches Büro für angewandte Gewässerökologie; Fischereiwirtschaft, Kulturtechnik und Wasserwirtschaft; Wien Bildnachweis: ezb – TB Eberstaller GmbH (falls nicht anders angegeben) Grafische Bearbeitung: DI Norbert Novak; MEDIA-N.at, Wien Druck: AV+Astoria Druckzentrum GmbH, Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Copyright: NÖ Bundeswasserbauverwaltung Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Wien – St. Pölten 2011 Lebensqualität Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Österreich. Lebensgrundlagen Wir stehen für vorsorgende Verwaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundlagen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt. Lebensraum Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in Stadt und Land ein. Lebensmittel Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebensmittel und nachwachsender Rohstoffe. NACHHALTIG FÜR NATUR UND MENSCH Unser Leitbild
G ewässerentwicklungskonzepte wie das vorliegende „GEK Ybbs – Leutzmannsdorf bis Kematen a. d. Ybbs“ sind übergeordnete flussgebietsbezogene Planungen. Um den Zielen von Hochwasserrichtlinie (HWRL) und Wasser- rahmenrichtlinie (WRRL) gerecht zu werden sind Lösungen zu entwickeln, die Hochwasserschutzmaßnahmen mög- lichst effizient mit den Erfordernissen zum Schutz und der Sicherung naturnaher Lebensräume in Einklang bringen. Die Bearbeitung von GEK’s erfolgt interdisziplinär, Schutz- wasserbau, Raumplanung sowie Natur- und Gewässer- schutz arbeiten eng zusammen. So berücksichtigen die im Rahmen des vorliegenden GEK’s entwickelten Maßnah- men neben schutzwasserwirtschaftlichen Aspekten auch ökologische und raumplanerische Belange. Gemeinsam mit dem im Jahr 2000 abgeschlossenen Ge- wässerentwicklungskonzept „Ybbs Unterlauf“ liegt somit eine flächendeckende Bearbeitung des gesamten Überflu- tungsraumes der Ybbs von der Mündung in die Donau bis nach Kematen vor. Die im Rahmen dieser Planungen entwi- ckelten Maßnahmen bilden die Fachgrundlagen für aufbau- ende konkrete Einzelprojekte und sollen die Ybbs auf ihrem Weg zu einem „lebendigen und sicheren Fluss“ begleiten. Das Anliegen dieser Broschüre ist es, über alle wesentli- chen Inhalte des Gewässerentwicklungskonzeptes zu in- formieren und zu vermitteln, wie die Umsetzung der erar- beiteten Ziele erfolgen soll. Wir laden Sie hiermit ein, sich über die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten der Un- teren Ybbs zu informieren! Vorwort
HR DI Norbert Knopf Amt der
NÖ Landesregierung, Abteilung Wasserbau MR DI Dr. Heinz Stiefelmeyer Bundesministerium für Land- und Forstwirt- schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Abteilung VII/5: Schutzwasserwirtschaft Die Ybbs gehört zu den sogenannten „Voralpenflüssen“ und ist mit einem Einzugsgebiet von 1.300 km² der größ- te rechtsufrige Donauzubringer im westlichen Niederöster- reich (Mostviertel). Die drei Quellbäche der Ybbs entsprin- gen in der Nähe von Mariazell an den nördlichen Abhängen des Großen Zellerhutes (1.639 m) und des Dürrensteins (1.878 m). Das Gesamteinzugsgebiet besitzt Anteile an der Flyschzone, den Kalkvoralpen und an der Terrassen- und Riedellandschaft mit tertiären und quartären Ablagerungen im Donaubereich. Der Höhenunterschied zwischen dem Ursprung und der Mündung in die Donau beträgt ca. 1.000 m. Bis zur Ein- mündung des Lunzer Seebaches trägt sie den Namen „Weisse Ois“. Ab Lunz durchfließt die Ybbs die Gemeinden Göstling, Hollenstein, Opponitz, Waidhofen und Amstetten und mündet nach 138 km Lauflänge schließlich östlich der Stadt Ybbs auf 224 m ü. A. in die Donau. Gewässerentwicklungskonzepte an der Ybbs Mit dem Gewässerentwicklungskonzept (GEK) Ybbs Leutz- mannsdorf – Kematen a. d. Ybbs liegt nun die bisher zwei- te flussgebietsbezogene Planung an der unteren Ybbs vor. Bereits im Jahr 2000 wurde das „Schutzwasserwirtschaftli- che Grundsatzkonzept Ybbs-Unterlauf unter Berücksichti- gung der Gewässerökologie“ fertig gestellt, das die letzten 16 km der Ybbs vor der Mündung in die Donau behandelte. Das Untersuchungsgebiet des vorliegenden GEK’s schließt räumlich nahtlos an die vorangegangene Studie an. Somit liegen nun flächendeckende Bearbeitungen des Ybbs-Un- ter- und Mittellaufes vor, die den gesamten, intensiv durch Landwirtschaft, Gewerbe und Siedlungstätigkeit genutzten Überflutungsraum der Ybbs von der Mündung in die Donau bis ins Ybbstal nach Kematen umfassen. Die Ergebnisse und Maßnahmenvorschläge der vorangegangenen Studie werden im aktuellen GEK mitberücksichtigt. Einführung Die Lage des Projektgebietes: Als zweitgrößter Fluss Niederös- terreichs überwindet die Ybbs bis von der Quelle bis zur zur Mün- dung in die Donau mehr als 1.000 Höhenmeter und legt 138 km Lauflänge zurück. Bis Amstetten durchfließt sie von Süden nach Norden das Ybbstal, bis sie bei Amstetten das Alpenvorland erreicht und in nordöstlicher Rich- tung der Donau zufließt. Entlang des Flusses sind zahlreiche metall- und holzverarbeitende Betriebe angesiedelt. Das Bearbeitungsgebiet des GEK widmet sich einem 20 km langen Teilabschnitt der Ybbs zwischen Kematen a. d. Ybbs (KW Dorfmühle, Fluss-km 35,6) und Leutz- mannsdorf (Haslauer Brücke, Fluss-km 15,6). Das Bearbeitungsgebiet schließt direkt an das im Jahr 2000 fertigggestellte „Schutzwasserwirtschaftliche Grundsatzkonzept Ybbs-Unterlauf unter Berücksichtigung der Gewässerökologie“ an, das von der Mündung der Ybbs in die Donau flussauf bis zur Projektgebietsgrenze bei Leutzmannsdorf (16 km) reicht. 4
Das Bearbeitungsgebiet des GEK befindet sich im Groß- raum der Bezirksstadt Amstetten im westlichen Niederös- terreich und umfasst die Ybbs und ihre Vorländer zwischen Leutzmannsdorf (Haslauer Brücke, Fluss-km 15,6) und Ke- maten a. d. Ybbs (KW Dorfmühle, Fluss-km 35,6). Die Län- ge der bearbeiteten Flussachse beträgt ca. 20 km, die seit- liche Ausdehnung umfasst die Vorländer der Ybbs bis an den Rand der unteren Terrassenkante (entspricht dem Ab- flussraum des 300-jährlichen Hochwassers). Die größten Zubringer der Ybbs im Projektgebiet sind die südwestlich von Amstetten in die Ybbs mündende Url (E=259 km²) und der Zauchbach (E=74,5 km²). Durch den nördlichen Teil des Einzugsgebietes des Ybbsfeldes erhält das Flusssystem noch Anteil an den rasch anschwellenden Zubringern der Ausläufer der Böhmischen Masse. Abhängig von Geologie und Geomorphologie (Talform, Flusstyp) können innerhalb des Projektgebiets zwei unter- schiedliche Abschnitte abgegrenzt werden. Im oberen Teil des Projektgebietes (ca. Fluss-km 35,6 bis 24) liegt die Ybbs als schmaler, tief ins Konglomerat eingeschnittener Talmä- ander im Sohlenkerbtal vor. Ab Winklarn weitet sich der Tal- boden, die Ybbs geht langsam in die breite Talebene über. Unterhalb von Amstetten verläuft die Ybbs in ihrer eige- nen Alluvion. Innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen ein Verwaltungsbezirk (Amstetten) und sechs politische Ge- meinden: Euratsfeld, St. Georgen am Ybbsfelde, Amstet- ten, Winkarn und Kematen an der Ybbs. Wasserkörper Das Projektgebiet liegt zu Gänze im Basis-Wasserkörper 4088100 der sich von Kematen bis zur Mündung in die Donau erstreckt. Ohne die Anteile der Url weist dieser eine Gesamt- länge von ca. 35,5 km auf (BMLUFW, 2004). Der Basiswas- serkörper unterteilt sich weiter in vier Detail-Wasserkörper: • DWK 408810029 (Kematen bis KW-Greinsfurth, ca. 12,7 km) • Ausleitungsstrecke 408810030 (ca. 2,4 km) • Triebwasserkanal 4088100027 (ca. 1,7 km) • DWK 408810031 (ab Rückmündung der Ausleitung KW Allersdorf bis zur Mündung in die Donau, ca. 21,7 km, davon ca. 6 km im Projektgebiet) Das Untersuchungsgebiet Am unteren Ende des Untersuchungsgebiets, beim Pegel Greimpersdorf km 19,850 hat das Einzugsgebiet eine Größe von 1117 km². Der mittlere Jahresabfluss beträgt 29,3 m³/s, das Niederwasser (NQ) 4,58 m³/s. Nahezu ein Viertel des Einzugsgebiets entfällt auf die Url, den größten Zubringer im Untersuchungsgebiet. Gewässersteckbrief Gesamtlänge: 138 km Einzugsgebiet (Pegel Greimpersdorf): 1.117 km² Hauptzubringer im Projektgebiet: Url, Zauchbach Flussordnungzahl: FOZ 5, Url: FOZ 4 Klima im Projektgebiet: Alpenvorlandklima Regimetyp: nivo-pluviales Abflussregime mit erhöhten Basis- abflüssen in den Monaten März–Mai und einem Minimum der Basisabflüsse im Spätsommer und Herbst (August–November) Mittlere Niederschlagsmenge: 800–1.000 mm; Mai–August: niederschlagsreichste Monate; Gewitter vor allem im Zeitraum Mai–August; Schneefall von November–April möglich; mittlere jährliche Zahl der Tage mit Schneebedeckung bei rund 48 Ta- gen (Gesamtschneehöhe > 1 cm). Fischregion: Kematen-Greinsfurth: Äschenregion (Hyporhi- thral); Amstetten – Donaumündung: Barbenregion (Epipotamal) Ybbs
Einzugsgebiet: ca. 825,4 km 2 Profil: Greinsfurth (Wehranlage) HQ 300
= 966 m 3 /s HQ 100
= 835 m 3 /s HQ 30 = 687 m 3 /s HQ 10 = 548 m
3 /s HQ 5 = 466 m
3 /s Url Einzugsgebiet: ca. 259,8 km 2 Profil: vor Mündung in die Ybbs HQ 300
= 286 m 3 /s HQ 100
= 246 m 3 /s HQ 30 = 200 m 3 /s HQ 10 = 156 m
3 /s HQ 5 = 137 m
3 /s 5 Zentrale Zielstellungen des GEK sind die Sicherstellung eines ausreichenden HQ 100 -Hochwasserschutzes für Siedlungs- und Gewerbegebiete, die Erhal- tung und Verbesserung des Wasserrückhaltes in den Überflutungsflächen sowie eine stabile Flusssohle durch die Annäherung an einen ausgeglichenen Feststoffhaushalt. Ziele des Gewässerentwicklungskonzeptes Zentrale Zielstellungen sind die Sicherstellung eines aus- reichenden HQ 100
-Hochwasserschutzes für Siedlungs- und Gewerbegebiete, die Erhaltung und Verbesserung des Wasserrückhaltes in den Überflutungsflächen sowie eine stabile Flusssohle durch die Annäherung an einen ausgegli- chenen Feststoffhaushalt. Das Erreichen des ökologischen Zielzustandes gemäß WRRL durch die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit bei derzeit nicht passierbaren Sohlstufen sowie die Verbesserung der Flussstruktur sind Schwerpunkte zum Erhalt und zur Wiederherstellung eines intakten Ökosystems. Endergebnis des Gewässerentwicklungskonzeptes bildet ein interdisziplinäres Maßnahmenkonzept für die langfris- tige Entwicklung der Ybbs. Damit sollen die Fachgrundla- gen zur Beurteilung anstehender Projekte erarbeitet sowie die Grundlagen für darauf aufbauende Detailprojekte ge- schaffen werden. folGende ZielsetZunGen sollen im rahmen des Gek behandelt werden: • Sicherstellung eines ausreichenden HQ 100
-Hochwasser- schutzes für Siedlungs- und Gewerbegebiete entspre- chend den Vorgaben der Bundeswasserbauverwaltung • Erreichung und Sicherung eines guten ökologischen Zu- standes gemäß Wasserrechtsgesetz (WRG) bzw. EU-Was- serrahmenrichtlinie (WRRL) • Minimierung des Restrisikos bzw. des HW-Schadenspo- tenziales bei Extremhochwässern (Ereignisse >HQ 100 )
Eintiefung der Flusssohle bzw. der Grundwasserabsenkung • Erhaltung und Verbesserung des Wasserrückhaltes (Retention) • Ökologische Dynamisierung der Abflussverhältnisse im Fluss und Aubereich • Abstimmung der Entwicklung mit der Öffentlichkeit zur besseren Umsetzbarkeit/Akzeptanz (Gemeinden, Bezirks- hauptmannschaften, Verbände, ...) • Minimierung der Kosten für erforderliche Instandhaltungs- maßnahmen • Ausweisung und Sicherung der für die Umsetzung der Ziele und Maßnahmen erforderlichen Flächen 6
Die Zielvorgabe von GEK’s erfordert die fachübergreifende Bearbeitung durch ein Team aus WasserbautechnikerInnen, HydrologInnen, BiologInnen, ÖkologInnen und RaumplanerInnen. Hinsichtlich der Projektstruktur hat sich die Gliederung in Projektphasen sowie in fachlich und räumlich abgrenzbare Arbeitspakete bewährt. Struktur Leitbild (vgl. Technische Richtlinien Wasserbau (RIWA-T, 2006) Istbestands-Aufnahme Gewässerspezifisches Leitbild Maßnahmenkonzept Abgestimmter Zielzustand und Grundsatzüberlegungen Sektorale Referenz- und Zielzustände Rahmen-
bedingungen Abiotik
Biotik Abiotik
Biotik Abiotik
Biotik Abiotik
Biotik Defizit-
Analyse Sektorale Ziele Organisation, Projektstruktur Das Gewässerentwicklungskonzept Ybbs wird gemäß den Technischen Richtlinien des BMFLUW (RIWA-T) als inter- disziplinäres, schutzwasserbauliches Projekt mit fachspe- zifischen Arbeitspaketen (Modulen) erstellt. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben und Ziele eines GEK’s sowie der Komplexität des Gewässersystems arbeiten zahlreiche Fachdisziplinen zusammen. Das Projekt wird in folgende Arbeitsphasen gegliedert: 1. Vorstudie 2. Ist-Bestandsaufnahme 3. Leitbild und Maßnahmen 4. Öffentlichkeitsarbeit Als erster Arbeitsschritt dient die Vorstudie zur Abklärung der projektspezifischen Problembereiche, vorhandenes Datenmaterial wird gesichtet und aufgearbeitet, die Bear- beitungsschwerpunkte für den weiteren Projektablauf fest- gelegt. In Arbeitsphase II (Ist-Bestandsaufnahme) erfolgt die Aufnahme der aktuellen Situation im Projektgebiet. Für den wasserwirtschaftlichen Bereich konzentriert sich die Bestandsaufnahme im GEK Ybbs auf die Fachgebie- te Hydrologie, Hydraulik sowie Gewässer- und Umlandnut- zung (Raumordnung), die ökologische Bestandsaufnahme erfolgte anhand der Fachbereiche Vegetation, Aquatische Ökologie (Fische inkl. Makrozoobenthos & Phytobenthos) sowie Flussmorphologie und Flussgeschichte. Auf Basis dieser Erhebungen werden in der Arbeitsphase „Leitbild und Maßnahmen“ von den einzelnen Fachgrup- pen ökologische und schutzwasserwirtschaftliche Ziele entwickelt. In einer interdisziplinären Diskussion werden die Defizite dargestellt und die sektoralen Ziele der ein- zelnen Fachgebiete in Hinblick auf realistisch umsetzba- re Maßnahmen in einem gewässerspezifischen Leitbild zu- sammengeführt. Schwerpunkt der Bearbeitung liegt auf dem Projektgebietsteil östlich von Amstetten, da hier fluss- bauliche und gewässerökologische Defizite vorliegen. Für diesen Abschnitt wird als Grundlage für die weitere Tätig- keit der NÖ Bundeswasserbauverwaltung ein Maßnahmen- paket erarbeitet. Die interessierte Öffentlichkeit und betroffene Institutionen (Gemeinden, Kammern, Verbände, etc.) werden in den Pla- nungsprozeß eingebunden. I. VORSTUDIE
Projektkoordination
Ausschreibung CAD/GIS
Bericht
Grundlagen
Bearbeitung
Workshop 1: Startbesprechung II. IST-BESTANDSAUFNAHME AP 2: Laserscanning, Geländemodell AP 3: Terrestrische Vermessung
AP 4: Hydrologie und Hydraulik
(2D-Modellierung) AP 5: Gewässer- u. Umlandnutzung CAD/GIS
Zwischen-
Raumordnung Bearbeitung Bericht
AP 6: Flussmorphologie und Flussgeschichte AP 7: Terrestrische Ökologie (Vegetation, Fauna)
Aquatische Ökologie (Fischerei, Gewässergüte) Workshop 2: Zwischenpräsentation Bestandsaufnahme III. GEWÄSSERSPEZIFISCHES LEITBILD UND MASSNAHMEN AP 9:
Leitbild und Maßnahmen CAD/GIS
Zusammenf.
Ziele, Maßnahmen, Prioritäten Bearbeitung
Bericht Workshop 3: Leitbild und Maßnahmen IV. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
AP 10: Öffentlichkeitsarbeit
Broschüre CAD/GIS Bearbeitung Zusammenf. AP 11:
Endbericht Präsentation Bericht
Ausfertigungen Endpräsentation 7
Das Arbeitspaket „Gewässer- und Umlandnutzung“ umfasst die Darstellung der aktuellen Flächenwidmung und Besitzverhältnisse, des öffentlichen Wassergutes, der Infrastruktur, der Schutzgebiete, der Wasserrechte und der abflussrelevanten Bauwerke. Die Erfassung der Raumnutzung im Bearbeitungsgebiet dient als wesentliche Grundlage für die Ausweisung des Handlungsbedarfes für schutzwasserwirt- schaftliche Maßnahmen (Hochwasserschutz). Die Analysen zeigen planungs- relevante Gefährdungsursachen auf, und stellen mögliche Nutzungskonflikte bei der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen dar. Erhebung des Ist-Zustands Wasserwirtschaftliche und ökologische Maßnahmen lassen sich nur nach einer eingehenden Untersuchung der aktu- ell vorliegenden abiotischen und biotischen Rahmenbedin- gungen erarbeiten. In Zusammenarbeit aller notwendigen Fachdisziplinen wird daher am Beginn des GEK’s der der- zeitige Zustand („IST-Zustand“) der Ybbs im Projektgebiet erfasst und dargelegt. Untersucht werden Flächennutzung, Abflussverhalten (Hy- drologie, Hydraulik) und Hochwasserrisiko. Die Aufnah- me der Tiergruppen (Fische, am Gewässerboden lebende Kleintiere, Algen und Wasserpflanzen) sowie der im Pro- jektgebiet vorhandenen Vegetationseinheiten schließen die Zustandserhebung ab. Gewässer- und umlandnutzung Außerhalb der Siedlungsgebiete wird das Projektgebiet hauptsächlich intensiv land- und forstwirtschaftlich ge- nutzt. 48 % der Flächen im untersuchten Abflussraum des 300-jährlichen Hochwassers (HQ 300 ) entfallen auf landwirt- schaftliche Nutzungen (Grünland). Forstlich genutzte Flä- chen nehmen einen Anteil von 28 % ein. An dritter Stelle kommen die Gewässerflächen (23 %) vor den Verkehrsflä- chen (1,3 %) und Bauland (0,4 %). Die restlichen Flächen- anteile entfallen auf kleinere Grünlandkategorien, Sonder- nutzungen und Eisenbahnflächen. Die Ybbs selbst wird energiewirtschaftlich genutzt, zwi- schen Kematen und Amstetten befinden sich insgesamt vier Wasserkraftanlagen. Diese sind Wehranlage und Kraft- werk Dorfmühle (km 35,500, Betreiber EVN), Wehranlage und Kraftwerk Theresiental (km 30,750, Betreiber Fa. Mon- di), Wehranlage und Kraftwerk Hofmühle (km 29,640, Betrei- ber Fa. Mondi) sowie Wehranlage Greinsfurth (km 24,110), mit Ausleitung Werkskanal und KW Allersdorf (Stadtwerke Amstetten). Teilweise zählen diese Anlagen zu den ältesten in Niederösterreich und stehen mit der Entwicklung der In- dustriegebiete in direktem Zusammenhang. Obwohl das Umland von Amstetten lokal hohem Druck durch Besiedlung, Landwirtschaft, Schottergewinnung und Teichwirtschaft ausgesetzt ist, konnten auf Höhe der Ort- schaften Greimpersdorf und Leutzmannsdorf noch bis heu- te Teile der historisch großflächig ausgebildeten Auwälder bestehen bleiben. Landschaftsstrukturen und Katastergrenzen lassen hier noch heute den ehemals pendelnd-mäandrierenden Ybbs- lauf erkennen. Große Teile dieses Gebietes werden bereits bei Hochwässern geringer Jährlichkeit überflutet. 8
Im Stadtbereich von Amstetten soll die Ybbs als Naherholungsbereich stärker genutzt werden. Neue Begleitwege an der Ybbs fördern die Freizeitnutzung. (Foto: Perzplan) Natura 2000-Gebiet (orange), Brunnenschutzgebiete (türkis und türkis schraf- fiert) sowie Hochwasseranschlagslinien im Augebiet nahe Doislau und Ding- furth. Großräumig stellt die Ybbs den Vorfluter für den Grundwasserkörper dar, maßgeblicher Grundwasserträger ist der quartäre Kies. Die Grundwasser- strömungsrichtung verläuft nach Osten.
Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete Große Teile des Untersuchungsgebietes liegen innerhalb des NATURA 2000 – Fauna-Flora-Habitat Gebietes „Nie- derösterreichische Alpenvorlandflüsse“. Das Schutzgebiet beinhaltet eine Vielfalt an verschiedenen Lebensraumtypen die großteils als regional bedeutend bzw. von nationaler Bedeutung eingestuft sind. Das Landschaftsschutzgebiet „Ybbsfeld-Forstheide“ reicht von Kematen an der Ybbs bis nach Leutzmannsdorf (Marktgemeinde St. Georgen) und umfasst vor allem den Nahbereich des Ybbs-Flusses. Wasserschutzgebiete Die drei im Untersuchungsgebiet liegenden Wasserschutz- gebiete besitzen eine große Bedeutung für die zentrale Wasserversorgung der Stadtwerke Amstetten. Die beiden wichtigsten Trinkwasser-Brunnenfelder, das Werk Wasser- ring und die Doislau liegen südlich der Ybbs. Die Brunnen Doislau 1+2 sowie auch der Großteil des Wasserschutzge- bietes selbst liegen im HQ 100
-Abflussbereich. Die Brunnen Wasserring (Werk VI), Brunnen 1–4 sowie das Wasserwerk 1 liegen weit außerhalb des Hochwasserabflussbereichs. Ihre Wasserschutzgebiete berühren den HQ 300 -Abflussbereich nur am Rande. Die Quelle Ulmerfeld und die Brunnen Haus- mening Neufurth wurden bereits 1994 stillgelegt. 9
hydrologie – hydraulik Im Arbeitspaket „Hydrologie – Hydraulik“ werden die für das gesamte Projektgebiet bestimmenden hydrologischen und hydraulischen Grundlagen ermittelt. Die Bearbeitungen umfassen die Darstellung und Beschreibung der Überflu- tungsbereiche der Ybbs für HQ 5 , HQ
10 , HQ
30 , HQ
100 , HQ
300
und die Berechnung der bordvollen Abflusskapazitäten für das linke und das rechte Ufer. Ergänzend erfolgt die Erstel- lung einer Restrisikoanalyse für das Siedlungsgebiet von Amstetten bis HQ 300
gemäß den Richtlinien für die Bundes- wasserbauverwaltung (RIWA-T). Auf Basis eines zweidimensionalen Rechenmodells wer- den die Hochwasserabflüsse im Untersuchungsgebiet si- muliert und die schrittweise Überflutung der Überschwem- mungsgebiete dargestellt. Damit können Abflussverteilung, Abflusstiefen, Wasserspiegellagen, Fließgeschwindigkeiten und Schleppspannungen bei verschiedenen Hochwassers- zenarien ermittelt werden. Das Berechnungsnetz für die hydraulische 2D-Modellierung setzt sich aus Laserscan- Daten und den Daten der terrestrischen Vermessung im Flussschlauch zusammen. Als Grundlage dienten die Ergebnisse des Arbeitspake- tes „Terrestrische Vermessung“ sowie Geländedaten aus dem Arbeitspaket „Laserscanning“ (Befliegung 2005). Vor der Durchführung der Berechnungen der Extremereignis- se wurde das numerische Modell anhand von Pegelmess- daten, Abflussganglinien und Hochwassermarken von ver- gangenen Hochwasser-Ereignissen (Hochwasser 2006) geeicht. Mittels dieser Daten wurden die angesetzten Rauheiten des Geländemodells verifiziert und so lange angepasst, bis die Modellberechnungen mit den Messungen in der Natur übereinstimmten. Hochwasserrisiko – Hochwasserschutz Die Überlagerung von Hochwasserüberflutungsflächen und bestehenden Nutzungen zeigt, welche Siedlungsge- biete im Projektgebiet hochwassergefährdet sind. Auf Ba- sis dieser Ergebnisse können entsprechende Schutzmaß- nahmen für höherwertig genutzte Gebiete geplant und umgesetzt werden. Im Falle eines 100-jährlichen Hochwassers nur sind wenige Siedlungsgebiete von einem (HQ 100
) betroffen. Die Anschlaglinie des HQ 100 streift überwiegend am Bau- land entlang, die geschlossenen Siedlungsgebiete sind bei HQ 100 hochwasserfrei. Überflutungsbereiche, Wassertiefen und Fließgeschwindigkeiten der verschiedenen Hochwasserszenarien werden mit Hilfe eines zweidimensi- onalen Rechenmodells ermittelt. Erhebung des Ist-Zustands 10
Gegenüberstellung Damm-OK Amstetten vs. HW-Stände 30/100/300: Der linksufrige Damm der Ybbs im Bereich Amstetten ist als zentrales Schutz- bauwerk für die Stadt von besonderer Bedeutung. Bei einem 300-jährlichen Hochwasserereignis liegt ein Freibord von 30 bis 50 cm vor. Beim HQ 100
Lokale Defizite bestehen bei Einzelobjekten, im bzw. am Hochwasserüberflutungsbereich befinden sich fünf erhal- tenswerte Gebäude im Grüngürtel. Nur im Bereich von Eg- gersdorf werden bei HQ 100 Teile der als Bauland-Sonderge- biet gewidmeten Flächen überflutet. Auch Verkehrs- und Infrastruktureinrichtungen sind nur zu geringen Anteilen durch Überflutungen betroffen (1,3 % der HQ 100 -Fläche). Mit Ausnahme der Brücke „Südumfahrung Amstetten Ost, B1“ (Freibord 0,32 m) können alle Brücken ein 100-jährliches Hochwasser mit einem Freibord über 0,5 m abführen. Der linksufrige Damm zum Stadtgebiet Amstetten weist auch beim HQ 300
noch ein Freibord von 30 – 50 cm auf. Insgesamt umfasst der Abflussbereich des 100-jährlichen Hochwassers im Untersuchungsgebiet ca. 525 ha. Drei Viertel des Überflutungsbereiches werden von Flächen mit Grünlandwidmung eingenommen, wobei die Land- wirtschaft (48 %) über den Forstwirtschaftsflächen (28 %) überwiegt. An dritter Stelle kommen Gewässerflächen mit einem Anteil an 23 %. Nur 2,3 ha (ca. 0,5 %) der Fläche entfallen auf Bauland. Großräumigere Überflutungen finden nur im Grünland, vor allem im Bereich der Einmündungen des Zauchbaches, des Mühlbaches und der Url statt. Darstellung der Überflutungsbereiche von HQ 100
(blau) und HQ 300
(gelb) im Raum Amstetten: Bei Hochwässern kommt es zu großflächigen Überflu- tungen in den Auwaldgebieten, auf Bauland und Verkehrsflächen entfallen insgesamt nur geringe Flächenanteile des Überflutungsgebietes. 11
Die Ybbs 1820 im oberen Teil des Projektgebietes: Gestrecktes und nur lokal verzweigtes Gewässerbett bei Winklarn. Kartendarstellung von THOMAYR 1820–21: „Der Ybbsfluss samt seiner nächsten Umgebung von Greinsfurth bis zur Donau.“ Vor der Regulierung erreichte das gewunden-furkierende und in mehrere Haupt- und Nebenarme aufgezweigte Flussbett Breiten bis zu 1,3 km. Bei Hochwässern erfolgten häufige Verlagerungen des Flussbettes im lockeren Schotteruntergrund, was eine ständige Ausbildung neuer Seiten- und Totarme ermöglichte. flussbau – flussmorphologie Die historische Ybbs Auf Grund der Rahmenbedingungen und lokalen Gegeben- heiten wird die morphologische Ausformung der Ybbs im natürlichen Zustand abgeschätzt. Diese gibt Aufschluss über die natürlichen, ursprünglich prägenden hydrologi- schen und hydraulischen Verhältnisse, und gibt Hinweise zu den gewässertypspezifischen Feststoffverhältnissen. Die im „Leitbild“ erarbeiteten Werte sind wichtige Grundla- gen für die weitere Bearbeitung beginnend von der von De- fizitanalyse bis hin zum Maßnahmenkonzept. Als Datengrundlage zur Beschreibung des gewässertypi- schen Zustandes werden historische Kartenaufnahmen aus den Jahren 1810 bis 1820 herangezogen, die den weitge- hend von menschlichen Nutzungen unbeeinflussten Ge- wässerverlauf der Ybbs abbilden. Während von Kematen bis Greinsfurth auch heute teilweise noch Flussabschnit- te mit Referenzstreckencharakter vorliegen (Teilabschnitte Kröllendorf/Hausmening, Winklarn), muss der gewässerty- pische Zustand der Ybbs flussab Amstetten gänzlich an- hand historischer Unterlagen sowie durch Vergleiche mit typologisch ähnlichen Gewässern abgeleitet werden. Ybbstal und Ybbsfeld – Unterschiedliche Verhältnisse im Projektgebiet Bedingt durch die Morphologie im Projektgebiet lassen sich innerhalb des Projektgebietes zwei unterschiedliche Abschnitte voneinander abgrenzen. Im oberen Teil des Projektgebietes (KW Dorfmühle bis Greinsfurth) hat sich die Ybbs tief in das Konglomeratge- stein, oftmals bis zu 20 m tiefer als das angrenzende Um- land, eingeschnitten. Das Gewässerbett ist gestreckt, es existieren nur wenige Nebengewässer. Die Auenstufe ist schmal ausgebildet, auf weiten Strecken grenzt der Hang- wald unmittelbar an den schmalen Talmäander der Ybbs an. Erst ab Winklarn beginnt sich der Talboden zu weiten, das Sohlgefälle der Ybbs nimmt langsam ab. Ab Amstetten ist die breite Talebene des Ybbser Feldes erreicht. Der Fluss- typ wandelt sich, historisch nehmen zahlreiche, stark im Radius wechselnde Flussbögen und dazwischengeschalte- te Verwerfungsabschnitte nehmen den gesamten Talboden in Anspruch. Die Verlagerungstendenz der Flussarme ist im vergleichsweise leicht erodierbaren Schottergrund stark ausgeprägt, die Auen weisen ein gut ausgebildetes Fein- relief mit einem hohen Neben- und Stillgewässeranteil auf. Erhebung des Ist-Zustands 12
Durch die Abtrennung von Seitenarmen infolge von Ge- schiebeablagerungen bzw. Flussverwerfungen bei größe- ren Hochwasserereignissen bildeten sich ständig neue Alt- und Totarme. Begleitet wurden die Flussbögen von ständig durchflossenen Nebenarmen und breiten Auwäldern. Auch der Verlauf der Zubringerbäche ist eng mit der flussmorpho- logischen Entwicklung der Ybbs verknüpft. Das Bachbett durchfließt oft ehemalige Seitenarme der Ybbs und wies – wie die Ybbs selbst – vielfältige Bett- und Uferstrukturen auf. Historische Landnutzung Aufgrund der ständigen Hochwassergefahr vermied die ortsansässige Bevölkerung eine Besiedelung der Ybbs- Auen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die tief gele- genen, damals noch vernässten Lagen wurden zu einem hohen Prozentsatz als Wiesen oder Weideflächen genutzt. Die wenigen Siedlungen waren auf lokal erhöhte Gelände- teile beschränkt. Der Abstand der Dörfer und Gehöfte auf der Franziszeischen Karte (1909 – 1919) und die Anlage der Eisenbahn Wien – Linz sowie das Straßen-und Wegenetz zeigen, wie weit im 19. Jahrhundert mit Hochwässern ge- rechnet wurde. Nur Mühlen, Sägen, Hammerwerke wurden innerhalb der Überflutungs- und Gefährdungsbereiche der Ybbs errichtet. Noch heute erinnert der geschwungene Verlauf vieler Ge- meinde- und Katastergrenzen, Flurränder und Geländemul- den an den ursprünglichen Verlauf der Ybbs. Ende des 19. Jahrhunderts drang der Siedlungsraum von Amstetten nach Süden ans Ybbsufer vor. Die Errichtung des Hochwasser- schutzdammes Amstetten (1899) nach den großen Hoch- wässern 1897 und 1899 zeigte die Überschreitung der bis- herigen Siedlungsgrenzen in die Überflutungsbereiche an. Regulierung der Ybbs In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgten erste gro- ße Regulierungsmaßnahmen unterhalb von Amstetten (Starhembergdurchstich). Mit dem Ziel der ackerbaulichen Landgewinnung wurde die ehemals gewunden-furkierende Ybbs auf einen linearen Verlauf begradigt und das Auen- system auf einen schmalen Begleitsaum reduziert. Der historische Verlauf der Ybbs im Jahr 1820 und aktuelles Luftbild: Ausgeprägte Flussbögen lagen nahe den Ortschaft en Greimpersdorf, Was- serring und Doislau. 13
Bis auf wenige hundert Meter im direkten Nahbereich der Kraftwerke finden sich an der Ybbs im oberen Untersuchungsgebiet keine Regulierungen. Fluss- typspezifische Strukturen wie Uferanbrüche, Konglomeratbuchten und unter- spülte Ufer blieben erhalten. Kiesbänke sind häufig, in Flussbettaufweitungen kommt es zur Ausbildung von vegetationsbedeckten Inseln mit natürlicher Sukzession. Weniger günstig stellt sich die Situation flussab Amstetten dar. Regulierung und Ausleitung verändern den Gewässerlebensraum nachhaltig. In den 1940er-Jahren lagen trotz Begradigung, großräumiger Durchstiche und Abtrennung von Nebenarmen noch lokale Bettbreiten bis zu 400 m vor. Im Zuge von Hochwässern wurden die Schotterflächen häufig umge- lagert und verlegt, weitgehend unbewachsene bzw. mit Pioniergehölzen bewachsene Schotterflächen dominierten das Gesamtbild (Foto oben). Die Ybbs während der Mittelwasserregulierung (um 1950): Buhnenfelder und Blockwurfschüttungen fixieren das Mittelwasserbett der Ybbs. Nach der Mittelwasserregulierung wurde das Flussbett auf eine durch- gehende Breite von maximal 70 m reduziert. Die durchgehende Regulierung sowie weitere nachfolgende Eingriffe führen zu massiven Veränderungen des Gewässerlebensraumes. Sämtliche der für diesen Ybbsabschnitt typischen Fluss- bögen wurden durch Durchstiche begradigt, die Lauflänge des Flussbettes im Abschnitt Amstetten bis Haslauer Brü- cke in Summe um rund 50 % verkürzt und stark eingeengt. Ursprünglich kommunizierende Nebengewässer und Auge- biete wurden abgetrennt. Mit ihnen verschwanden die ehe- mals vielfältigen Flussbettstrukturen. Durch die starke Erhöhung des Gefälles war bereits kurze Zeit nach der Regulierung eine rasch fortschreitende Eintie- fung des Gewässerbettes festzustellen. Um diese Entwick- lung zu verlangsamen, wurde ab den späten 1950er-Jah- ren des letzten Jahrhunderts mit dem Bau von Sohlrampen flussab von Amstetten begonnen. Heute ist das Mittelwasserbett durchgehend durch Ufersta- bilisierungen und einer Vielzahl von Sohlrampen reguliert. Dieser Zustand setzt sich weiter flussab, bis zur Mündung in die Donau fort. Weite Teile der Ybbs im oberen Teil des Projektgebietes konnten hingegen ihren natürlichen Charakter bis zum heu- tigen Tag erhalten. Bis auf jene Gewässerabschnitte mit Wasserkraftnutzung und die Regulierung eines kurzen Auf- zweigungsbereiches bei Winklarn wurden die freien Fließ- strecken in ihrem Verlauf kaum verändert. Erhebung des Ist-Zustands 14
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sieht eine (gesamt)ökologische Betrachtung der Gewässer vor und verlangt, dass bis zum Jahr 2015 bzw. 2027 der „gute Zustand“ erreicht werden muss. Damit ist die Wasserqualität (Biologische Gewässergüte) nicht mehr der alleinige Bewertungsmaßstab für Fließgewässer. Ebenso wichtige Zielkriterien sind eine möglichst naturnahe Gewässerstruktur, möglichst von künstlichen Wanderbarrieren freie Gewässer und eine möglichst naturnahe Wasserführung. Der Unterlauf der Ybbs (Wasserkörper-Nr. 408810031 und 408810030) zeigt einen unbefriedigenden ökologischen Zustand an Hand der Fische und damit eine Zielverfehlung auf Grund hydromorphologischer Defizite. Gründe hierfür sind die Regulierung des Gewässerbettes, die Unterbrechung des Kontinu- ums durch eine Vielzahl an Rampen und der damit einhergehende Verlust des Fließstreckencharakters. Foto: Perzplan Gewässerökologie Der aktuelle ökologische Zustand der Ybbs wird im Rah- men des GEK nach den Anforderungen der WRRL erho- ben. Die Indikatoren zur Bewertung des ökologischen Zu- standes sind Fischfauna, Makrozoobenthos (Bodenfauna) und Phytobenthos (Algen). Da bezüglich Algenaufwuchs und wirbelloser Bodenfauna (Makrozoobenthos) bereits eine gute Datenlage (Landesmessstellen und Daten der ös- terreichischen Wassergüteerhebung (WGEV)) gegeben ist konzentrieren sich die Aufnahmen im Rahmen des GEK auf die Erhebung der fischökologischen Verhältnisse. Durch EU-einheitliche Bewertungsverfahren wird für jede Indi- katorgruppe eine Benotung durchgeführt, wobei im Ziel- zustand keine Komponente schlechter als „gut“ bewertet werden darf. Gewässergüte und Nährstoffbelastung Noch bis in die 1980er-Jahre war der Unterlauf der Ybbs einer der am stärksten verschmutzten Gewässerabschnitte Österreichs. Durch den Bau von Kläranlagen in Waidhofen a. d. Ybbs und Amstetten sowie durch die Reinigung der Abwässer der Papierfabrik in Ulmerfeld-Hausmening und der Zellstoffproduktion in Kematen konnten Verschmut- zung und Nährstoffbelastung der Ybbs schrittweise redu- ziert werden. Heute entspricht die Wasserqualität der Ybbs wieder der Güteklasse II, die Umweltziele hinsichtlich der „Wasser- qualität“ sind trotz vorliegender Grundbelastung und struk- tureller Defizite erreicht. Es liegen ein sehr guter „Chemi- scher Zustand“, ein guter ökologischer Zustand an Hand „national geregelter Schadstoffe“ und ein guter ökologi- scher Zustand an Hand der saprobiellen Gewässergüte und der Nährstoffbelastung vor. Sowohl das Makrozoobenthos (wirbellose Bodenfauna) als auch das Phytobenthos (Algen) erreichen hinsichtlich der Gewässergüte und Nährstoffbe- lastung den Zielzustand. Weniger positiv zeigen sich hingegen die Bewertungen der Gewässerstruktur. Vor allem flussab Amstetten sind die Ausprägungen des Gewässerverlaufes, der Sohle, der Ufer und der Vegetation stark durch Regulierung beeinflusst. Güteband des biologischen Qualitätselements Fische: Grüne Signatur: guter Zustand (II) Orange: unbefriedigender Zustand (IV) Rot: Schlechter Zustand (V) – (roter Querstrich = Kontinuumsunterbre- chung, grüner Querstrich = FAH), nicht bewertet ist der kurze, isolierte Abschnitt bei Hausmening und die Restwasserstrecke bei Greinsfurth. Der Ybbs-Unterlauf ist nicht als erheblich verändertes Gewässer ausge- wiesen, womit der gute ökologische Zustand als Umweltziel gilt. 15
fische Historische Fischartenzusammensetzung Vor der Regulierung war die Ybbs aus fischökologischer Sicht eines der bedeutendsten Fließgewässer Niederöster- reichs. Aufgrund der intakten Verbindung zur Donau be- saß sie ein reiches Fischartenspektrum. Zahlreiche Fischar- ten aus der Donau, wie beispielsweise Huchen, Barbe oder Nase, zogen zum Laichen in die Ybbs. Insgesamt umfasste das historische Fischartenspektrum der Ybbs flussab Amstetten 38 Arten. 28 Arten sind für die Ybbs selbst belegt, weitere zehn Arten sind für die Donau im Nahbereich der Ybbsmündung nachgewiesen. Diese werden ebenfalls zum autochthonen Bestand gezählt, da angenommen werden kann dass diese auch in die Ybbs einwanderten. Flussauf Amstetten ist das zur Beurteilung des fischökolo- gischen Zustandes herangezogene gewässertypische Ar- tenspektrum deutlich kleiner. Aufgrund des gestreckten Gewässerlaufes und dem gerin- geren Anteil an Nebengewässern fehlten auch historisch viele ruhigwasserliebende und strömungsindifferente Arten. Fischregionen Aufgrund der unterschiedlichen Gewässercharakteristik teilt sich das Untersuchungsgebiet in zwei Fischregionen auf. Während die Ybbs im oberen Abschnitt des Untersu- chungsgebiets dem Hyporhithral (Äschenregion) zugeord- net wird entspricht, die Ybbs ab der Einmündung der Url bereits dem Epipotamal (Barbenregion). Aktueller Zustand Die beiden naturnahen Fließstrecken im oberen Projekt- gebietsteil (Kematen bis Amstetten) weisen derzeit fisch- ökologisch den guten Zustand (II) auf. Von den insgesamt 17 im Leitbild enthaltenen Fischarten kommen alle Leitar- ten sowie drei, der insgesamt neun typischen Begleitar- ten vor. Die Bewertung der beiden Stauräume fällt hinge- gen schlecht (V) aus. Hauptursache für diese Bewertung sind die geringen Biomassen, wobei auch das Fehlen vieler Fischarten und der unausgewogene Altersaufbau die Errei- chung des guten Zustands verhindern. Elektro-Befischung im regulierten Gewässerabschnitt flussab Amstetten: Durch die Verschlechterung der Lebensraumbedingungen für wenig tolerante Fischarten kommt es zu einem starken Ungleichgewicht in der Artenvertei- lung und damit zu einem einseitigen Vorkommen anspruchsloser Fischarten. Zudem unterbrechen die in allen Bereichen vorliegenden Querbauwerke das Fließgewässerkontinuum, so dass eine freie Durchgängigkeit für Fische derzeit nicht gegeben ist. Aufgrund der geringen Biomasse wird der Abschnitt derzeit nur als unbefriedigend (IV) bewertet. Eine Barbe wie aus dem Bilderbuch. Foto: Ratschan, ezb TB Zauner Historisch belegtes Artenspektrum der Ybbs flussab Amstetten (Leitbild) und aktuell im Zuge der Unter- suchungen festgestellte Arten. Nase Barbe
Schneider Aitel
Äsche Huchen
Strömer Gründling Bachschmerle Hasel
Laube Flussbarsch Elritze Aalrutte
Streber Weißflossen Gründling Bachforelle Sterlet
Koppe Zope
Rußnase Zingel
Schrätzer Schied
Brachse Regenbogenforelle Rotauge Güster
Nerfling Hecht
Rotfeder Steingressling Zander Frauennerfling Kesslergründling GoldSteinbeißer Wels Aal
Steinbeißer Karpfen
Giebel Kaulbarsch Donaukaulbarsch Bitterling Moderlieschen Neunauge
Summe Leitarten Summe typ. Begleitarten Summe seltene Begleitarten Summe
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