Marx-engels-lenin-stalin-institut beim zk der sed
Download 5.01 Kb. Pdf ko'rish
|
„Bericht über die Verhandlungen des X. Parteitages
der Kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Internationale), Berlin, vom 12. bis 17. Juli 1925”, S. 271-275, 519-544 und 627-637. Zum 11. Internationalen Jugendtag Zehn Jahre sind vergangen, seit auf der Berner Konferenz vom April 1915 zum erstenmal von der Jugendinternationale beschlossen wurde, in allen Ländern am ersten Sonntag im September den Internationalen Jugendtag mit großen Demonstrationen zu begehen. Die deutsche Arbeiterjugend hat am diesjährigen Jugendtag keine Siege zu feiern, aber wohl jeder spürt, daß trotz aller Schwierigkeiten, trotz des trüben Daseins der Arbeiterjugend im ersten Jahre der kapitalistischen Stabilisierung, trotz aller Verfolgungen, trotz der Polizeiknüppel und der Gefängnisriegel im deutschen Proletariat eine neue Sammlung zu neuen Kämpfen beginnt. Die Jugend muß in erster Reihe marschieren! Unsere Partei hat viel zu spät und viel zu zögernd die Bedeutung des Kampfes um die Seele der Arbeiterjugend erkannt. Es gibt in Deutschland nicht weniger als fünf Millionen Jungproletarier - 20 Prozent der gesamten deutschen Arbeiterklasse. Davon sind eine Million Lehrlinge: die Ausgebeutetsten unter den Ausgebeuteten des deutschen Kapitalismus. Von diesen Millionen junger Proletarier ist nur eine jämmerlich geringe Zahl gewerkschaftlich organisiert: ganze 264000 Mann. Unsere junge kommunistische Jugendorganisation, der KJVD, ist noch viel zu schwach. Große gegnerische Organisationen stehen ihm gegenüber. Die Sozialistische Arbeiterjugend, die trotz des ehrlichen revolutionären Willens vieler ihrer proletarischen Mitglieder eine Hilfstruppe der schlimmsten sozialdemokratischen Führer ist, zählt 90000 Mitglieder. Hunderttausende von jungen Proletariern stehen heute noch im Lager der kapitalistischen Parteien. Allein der Verband katholischer Jugend- und Jungmännervereine - eine ausgesprochene klerikale Organisation, die das Klassenbewußtsein der Arbeiterjugend ertötet - zählt 3835 Vereine mit 363206 Mitgliedern. Zusammen mit den 620000 Mitgliedern des Zentralverbandes der katholischen Jungfrauen Deutschlands steht heute also fast eine Million, größtenteils werktätige Jugendliche, unter dem gehirnverkleisternden Einfluß des Klerikalismus. Das ist eine bitter ernste Tatsache, die uns alle aufrütteln soll. Das Wesen unserer bolschewistischen Taktik besteht in der Eroberung der proletarischen Massen für den Kommunismus, für die proletarische Diktatur, für die Revolution. Diese Aufgaben könnten wir nicht erfüllen, ohne die ausgebeutetste, kampffähigste, von den opportunistischen Traditionen der legalen Vorkriegszeit freieste Schicht der Arbeiterklasse zu gewinnen: die proletarische Jugend. Der diesjährige Jugendtag hat nicht nur für die kommunistische Jugend und für die gesamte Jungarbeiterschaft Bedeutung, sondern er muß ein Weckruf, ein Alarmruf auch für die Partei, für alle ihre Organisationen und Bezirke, sein. Er muß zum Auftakt einer grundlegenden Änderung unseres Verhältnisses sowohl zum Kommunistischen Jugendverband wie auch zur gesamten Jungarbeiterschaft werden. Die Losung des diesjährigen Jugendtages heißt für die Kommunistische Partei Deutschlands: Die größte Aufmerksamkeit, die intensivste Arbeit, die stärksten Kräfte für den Kampf um die proletarische Jugend! Wir müssen unseren jungen, noch schwachen Kommunistischen Jugendverband zehnmal mehr als bisher unterstützen. Die Zusammenarbeit zwischen ihm und der Partei muß von beiden Seiten zehnmal energischer gefestigt und ausgebaut werden. Die Bolschewisierungsthesen der letzten erweiterten Exekutive der Komintern fordern mit vollem Recht von allen Parteien, die sich bolschewistisch nennen wollen: „Eine der Aufgaben der Bolschewisierung besteht darin, restlos die Arbeiterjugend der ganzen Welt zu erobern, jene Generation von Arbeitern, die unter den Verhältnissen des imperialistischen Weltkrieges und des Beginnes der Weltrevolution herangewachsen ist. Wenn die Sozialdemokratie sich vorwiegend auf die am meisten verbürgerlichte Spitze der in der Friedensperiode entstandenen Arbeiteraristokratie stützt, so haben die kommunistischen Parteien der ganzen Welt unter anderem die Aufgabe, die restlose Organisierung der gesamten proletarischen Jugend der neuen Epoche unter unserem Banner anzustreben.“ [„Erweiterte Exekutive, März/April 1925, Thesen und Resolutionen”, Berlin-Hamburg 1925, S. 27. Die Red.] Die Jugendwoche vom 30. August bis 6. September muß sowohl die Parteiorganisation wie die Organisation des Jugendverbandes aufrütteln, sie für die ganze künftige Arbeitsperiode vorbereiten. Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands muß seine Organisation besser ausbauen, sie innerlich festigen, ihr ideologisches Niveau heben, ihre Schlagkraft in den zahllosen Tageskämpfen der arbeitenden Jugend in Betrieben und Gewerkschaften stählen. Der Jugendtag ist ein Kampftag gegen die Kriegsgefahr, gegen die Vorbereitungen des neuen Angriffs auf die Sowjetunion, dem einzigen Lande der Welt, in dem zugleich mit der gesamten proletarischen Klasse auch die Arbeiter- und Bauernjugend von allen Fesseln befreit ist. Der Jugendtag ist ein Kampftag für die dringendsten Interessen und Forderungen der ausgebeuteten, unterdrückten Arbeiterjugend, der Lehrlinge und Jungarbeiter, in allen Betrieben. Er ist ein Kampftag, welcher nicht nur für die brennendsten Fragen der Jugend, sondern für das gesamte Proletariat Bedeutung hat. Aus diesem Grunde muß er ein Ausdruck des gemeinsamen Kampfwillens für die Einheitsfront der jungen und erwachsenen Arbeiter, für die internationale Gewerkschaftseinheit sein. Der Jugendtag muß die Aufmerksamkeit der deutschen jungen Proletarier auf die Sowjetunion lenken. Die erste Arbeiterdelegation ist aus dem Lande der proletarischen Diktatur ins Land der Schupo, der Reichswehr, der Schutzzölle und der Lehrlingsschinderei zurückgekehrt. Es ist dringend notwendig, daß auch die gewerkschaftlich organisierte Arbeiterjugend eine Delegation in die Sowjetunion sendet, um ungehindert durch die Verleumdungen der sozialdemokratischen Presse ein wirkliches Bild des Lebens der russischen Arbeiterklasse und besonders der russischen Arbeiterjugend im achten Jahre der Sowjetmacht zu gewinnen. Unsere Partei muß alle diese Losungen in den breitesten Massen verfechten; sie muß mit allen Kräften die Jugendwoche, den Internationalen Jugendtag unterstützen. Vor allen Dingen muß sie in den Gewerkschaften gemeinsam mit den Jugendvertretern unermüdlich und unbeirrbar für die Interessen der proletarischen Jugend gegenüber der reaktionären Bürokratie kämpfen. Die Kommunisten müssen in allen Betrieben die Vorkämpfer für die Interessen der Jungarbeiter und Lehrlinge werden. Sie müssen bei den Betriebsräten auf die Erfüllung der jungproletarischen Forderungen drängen. Sie müssen zusammen mit dem Kommunistischen Jugendverband ihre ganze Werbekraft dafür einsetzen, daß die fünf Millionen deutscher Jungproletarier in die Gewerkschaften gehen, anstatt außerhalb der proletarischen Massenorganisationen ein Spielball der Unternehmerwillkür zu bleiben. Es lebe der Internationale Jugendtag! Vorwärts für die Organisierung der gesamten proletarischen Jugend der neuen Epoche unter unserem Banner, dem Banner des Bolschewismus! „Die Rote Fahne” vom 3. September 1925. Die Bedeutung der Arbeiterdelegationen Wir begrüßen die Delegation deutscher Arbeiter, die heute aus der Sowjetunion nach Deutschland zurückkehrt. Jedes Mitglied der Delegation wird sich bewußt sein, daß er Teilnehmer eines historischen Schrittes war. Es waren keine Staatsmänner und Weltpolitiker, die nach der Sowjetunion fuhren, sondern einfache deutsche Arbeiter, größtenteils aus dem Betriebe, in der überwiegenden Mehrheit Sozialdemokraten, Angehörige einer Partei, deren Führer mehr als einmal Maschinengewehre gegen den Kommunismus in Tätigkeit treten ließen. Die mehr als fünfzig deutschen Arbeiter fuhren in die Sowjetunion, um sich zu überzeugen, wer die Wahrheit über die russischen Zustände redet: Wir, die Kommunisten, die Verteidiger der proletarischen Diktatur, oder sie, die sozialdemokratischen Führer, der „Vorwärts”, die Todfeinde der Sowjetunion. Die Arbeiterdelegation hatte die Möglichkeit, frei und unbehindert alle Winkel der Sowjetunion zu durchstreifen. Sie waren in Leningrad und Moskau, im zentralrussischen Textilgebiet, im Kaukasus, in Georgien und in der Ukraine, im Ural und im Donezbecken. Der gewaltigste Eindruck, den die deutschen Arbeiter sammeln konnten, war wohl der jubelnde Empfang, die brüderliche Sympathie, die brausende Solidarität, mit der sie in allen Städten der Sowjetunion vom russischen Proletariat empfangen wurden. Wer zufällig Gelegenheit hatte, diesen Kundgebungen beizuwohnen, der konnte nur lachen über die Behauptung, das seien „künstlich gemachte Demonstrationen”. Die sowjetischen Arbeiter und Bauern waren sich bewußt, daß diese Delegation von über 50 einfachen Arbeitern historische Bedeutung hat. Sie spürten, welche Tragweite diese Reihe von Pilgerzügen aus allen kapitalistischen Ländern der Welt nach dem roten Leningrad und Moskau haben wird. Es ist das Signal einer langsamen, unendlich langsamen, aber unaufhaltsam wachsenden neuen Orientierung des internationalen Proletariats. Die Engländer begannen. Ihnen folgten die Belgier, dann die Schweden und die Deutschen. Jetzt folgen Franzosen und Finnen. Keine Macht kann die Arbeiterklasse der Welt aufhalten, ihr Bewußtsein und ihr Interesse der siegreichen proletarischen Diktatur in der Sowjetunion selbst zuzuwenden. Vergeblich bemühen sich der „Vorwärts” und alle antibolschewistischen Blätter, die Reise von Arbeiterdelegationen zu verhindern. Vergeblich ändern sie die Marxsche Losung „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!” in den kläglichen Ruf „Proletarier aller Länder, bleibt zu Hause”. Die sozialdemokratischen Arbeiter reisen. Sie reisen aus dem imperialistischen England, reisen aus dem Deutschland Noskes und Hindenburgs. Sie werden aus dem Frankreich des Marokkokrieges und aus dem Italien Mussolinis reisen. Legal oder illegal, rechts oder links, sozialdemokratisch oder parteilos: sie reisen! Und wehe den sozialdemokratischen Führern, wenn diese Welle wachsen wird. Sie können die Arbeiter gegen den Bolschewismus „schulen”, „einstellen”, aufhetzen soviel sie wollen. Sobald die Delegation mit der Arbeiterklasse der Sowjetunion in Berührung kommt, fällt der Nebel von den Arbeiterschädeln: eben weil es Arbeiterschädel sind und keine Bourgeoisschädel. Was hat die deutsche Delegation in der Sowjetunion gesehen? Sie erstattet ihren Bericht. Soweit man aus ihren Veröffentlichungen in der russischen Presse, die von Sozialdemokraten unterschrieben sind, sehen kann, hat sie gesehen, daß das Proletariat die Macht, die Kultur und die Wirtschaft erobert hat, daß die Arbeiterklasse herrscht und nicht die Bourgeoisie, daß die Arbeiterklasse die Wirtschaft leitet und nicht die Bourgeoisie. Die Mitglieder der deutschen Arbeiterdelegation werden in die Versammlungen gehen und Bericht erstatten. Wir fordern die Redakteure des „Vorwärts”, die Wels, Hermann Müller und Hilferding auf, ihre eigenen Parteigenossen von der Arbeiterdelegation zu fragen, was sie gesehen haben: Skelette, ermordete Kinder, Typhusleichen oder gesunde Arbeiter in anständigen Kleidern und Stiefeln, ausreichend ernährt, voller Stolz und Klassenbewußtsein, frei, selbstbewußt, ohne Reichswehr und Schupo und kapitalistische Klassenjustiz. Der „Vorwärts” wird schreiben: Man hat euch „Potemkinsche Dörfer” gezeigt. Aber hier macht der „Vorwärts” einen Rechenfehler. Man kann zehn oder hundert Potemkinsche Dörfer bauen, aber wenn alle die Hunderttausende sowjetischer Dörfer potemkinsch sind, dann, bitte schön, machen wir aus Deutschland solche Potemkinschen Dörfer. Der „Vorwärts” wird schreiben, die Arbeiter, die der Delegation ihre Zufriedenheit und ihren Stolz über die Sowjetmacht zeigten, waren bestochen. Aber Verzeihung, man kann einige Zehntausende Arbeiter durch Beteiligung an den kapitalistischen Profiten bestechen, wie es die westeuropäische Bourgeoisie mit der Arbeiteraristokratie tut, aber wenn die vielen Millionen des russischen Proletariats „bestochen” sind, dann, bitte schön: wir wollen nichts anderes, als die fünfzehn Millionen deutscher Arbeiter „auf diese Weise”, das heißt auf bolschewistische Weise „bestechen”, indem wir die Kapitalisten hinausschmeißen und die Fabriken eben in die Hand dieser fünfzehn Millionen Arbeiter übergeben. Ernst gesprochen: Die Reise in die Sowjetunion hat den Delegierten der deutschen Arbeiterschaft gezeigt, daß die Erzählungen des „Vorwärts” und der ganzen sozialdemokratischen Provinzzeitungen ganz Deutschlands über die „russischen Zustände” Lüge und Betrug sind. Es gilt jetzt, die Lehren aus dieser Erkenntnis zu ziehen. Zunächst müssen die Teilnehmer der Delegation selbst einige Lehren ziehen. Erstens: Die Delegation hat keine Vergnügungsreise unternommen, sondern sie fuhr im Namen und Auftrag der deutschen Arbeiterschaft. Sie darf sich nicht mit der individuellen Aufnahme ihrer Eindrücke begnügen, sondern muß vor ihren Mandatgebern, den Arbeitern in den Betrieben und Gewerkschaften, Bericht erstatten. Zweitens: Die mehr als fünfzig Arbeiter, die in die Sowjetunion gereist sind, müssen sich für die Folgerungen, die sie aus dem, was sie sahen, ziehen, einsetzen. Sie müssen Tausende, Hunderttausende deutscher Arbeiter aufklären, ihnen die Wahrheit sagen. Drittens: Die Delegation hat, wie ihre bisherigen Äußerungen in der sowjetischen Presse zeigen, mit eigenen Augen gesehen und öffentlich festgestellt, daß die Sowjetmacht besser ist als der Kapitalismus. Sie muß noch einen Schritt weitergehen, wenn sie konsequent und im Geiste von Marx und Engels international sein will. Sie soll ihre Solidarität nicht nur dem siegreichen Kommunismus in der Sowjetunion, sondern auch den unterdrückten, verfolgten, eingesperrten, kämpfenden Kommunisten in Deutschland entgegenbringen. Wir fordern von keinem sozialdemokratischen Arbeiter, daß er ohne weiteres seiner Partei den Rücken kehrt und ein kommunistisches Mitgliedsbuch erwirbt. Aber wir fordern von jedem, der überzeugt ist, daß in der Sowjetunion nicht „asiatische Barbarei”, sondern das siegreiche Proletariat herrscht, daß er gemeinsam mit der Kommunistischen Partei Deutschlands die rote Einheitsfront der deutschen Arbeiterklasse zum Kampfe gegen die Bourgeoisie schließt. Die ganze deutsche Arbeiterklasse muß sich diese Lehren der ersten deutschen Arbeiterdelegation, die heute aus der Sowjetunion heimkehrt, zu eigen machen. Schließlich müssen auch wir selbst, die KPD, einige Lehren aus der Reise in die Sowjetunion ziehen. Nämlich: Erstens: Ein Teil der Sozialdemokraten, die sich in der Sowjetunion mit den proletarischen Verteidigern des siegreichen Kommunismus verbrüderten, fuhren von Stettin als ehrliche, aber eingefleischte Feinde des Kommunismus ab. Das eingehende und gewissenhafte Studium der wirklichen Lage in der Sowjetunion genügte, um ihnen die Augen zu öffnen. Was geht daraus hervor? Die Sozialdemokratische Partei, wenigstens soweit es die Arbeitermassen ihrer Mitglieder betrifft, ist nichts Feststehendes, nichts Unveränderliches, nichts Ewiges. Feststehend und unveränderlich ist nur die konterrevolutionäre, verräterische Rolle der sozialdemokratischen Führer, die der Partei ihren offiziellen Charakter geben. Zu gewinnen, zu überzeugen, geistig zu erobern sind dagegen die sozialdemokratischen Arbeitermassen im Betrieb. Wir müssen ernste Schritte unternehmen, um diese Aufgabe zu lösen. Wir müssen dabei auch einige Fehler korrigieren, die wir bisher machten. Wir können nicht nur die sozialdemokratischen und parteilosen Arbeiter gewinnen, sondern wir müssen sie gewinnen, wenn wir siegen wollen. Diesem großen Ziel müssen wir mehr als bisher unsere ganze Arbeit, unsere gesamte Agitation, unsere politischen Losungen anpassen. Brandler versuchte durch ein Techtelmechtel mit Zeigner, losgelöst von den Betrieben, die Arbeiter zu gewinnen. Sein Versuch endete mit einer schmählichen Niederlage. Aber daraus folgt nicht, daß wir hochmütig auf die wirkliche Gewinnung der sozialdemokratischen Arbeitermassen verzichten müssen. Im Gegenteil. Wir sind nur dann die einzige Arbeiterpartei Deutschlands, wenn wir an diese Aufgabe mit größter Energie herangehen. Wir müssen die neuen Strömungen im Proletariat sehen und einzuschätzen verstehen. Wir müssen unserer Agitation den trockenen, heiseren Ton nehmen und ihr die Stimme der Arbeitermassen verleihen. Wir müssen unsere ganze Propaganda für die Sowjetunion, für die proletarische Diktatur, für die Revolution mit der geduldigen Agitation für die jetzt mit Wucht hereinbrechenden Tages- und Lohnkämpfe des Proletariats verbinden. Zweitens: Die Arbeiter, die in die Sowjetunion fuhren, waren nicht nur in der Mehrheit Sozialdemokraten, sondern sie waren auch ausnahmslos freie Gewerkschafter. Die Lehren ihrer Reise müssen sich nicht nur in der SPD, sondern vor allem im ADGB auswirken. Jeder weiß, welche Folgen die Reise der englischen Gewerkschaftsdelegation unter Führung Purcells in der englischen Gewerkschaftsbewegung hatte. Die Lage in Deutschland ist schwieriger. Aber es ist die dringendste Aufgabe unserer Partei, auch in der deutschen Gewerkschaftsbewegung eine englische Entwicklung zu schaffen. Die Reise der Arbeiterdelegation muß der erste Ausgangspunkt dazu sein. Wir müssen unser eigenes Machtbewußtsein (das nichts mit Selbstüberhebung und Kritiklosigkeit zu tun hat) heben, um der deutschen Arbeiterklasse jenes proletarische Machtbewußtsein wiederzugeben, das ihr durch die jahrzehntelange opportunistische Entartung der sozialdemokratischen Führer geraubt wurde. Das sind die wichtigsten Lehren aus der Reise der ersten deutschen Arbeiterdelegation in die Sowjetunion, und in diesem Sinne begrüßen wir sie auf deutschem Boden in der Hoffnung, daß auch sie mit dazu beitragen, den Sieg der deutschen Arbeiterklasse zu beschleunigen im unermüdlichen revolutionären Kampfe gegen die Bourgeoisie und ihre Helfershelfer. „Neue Zeitung“, Großthüringen, vom 4. September 1925. Um den Kurs der Berliner Organisation Aus einem Artikel Die nachstehenden Ausführungen erfolgen im Einverständnis mit der Exekutive. Die Exekutive fordert in ihrem Brief an die deutsche Parteimitgliedschaft eine klare Entscheidung aller Organisationen der KPD für oder gegen die Beschlüsse der Komintern. Die große Mehrheit der Partei, ihre führenden Organisationen, haben sich entschlossen für den Brief der Komintern eingesetzt. Die Partei begreift, worum es geht. Sie begreift, daß es sich weder um einen Angriff auf die deutsche Linke noch um einen Kampf gegen einzelne handelt. Sie begreift, daß es um die Grundfragen der bolschewistischen Politik geht: 1. Die Verteidigung der leninistischen Theorie und Taktik, gegen die Maslow mit seiner „Revision” des III. Weltkongresses einen Vorstoß unternimmt. 2. Das richtige Verhältnis der Kommunistischen Partei zu den Arbeitermassen. Die Herausbildung eines linken Flügels in der deutschen Arbeiterbewegung. 3. Unsere Gewerkschaftsarbeit, das heißt Kern und Knoten der revolutionären Politik in der gegenwärtigen Periode. 4. Die Demokratisierung des innerparteilichen Kurses, die Normalisierung und Proletarisierung unseres Parteilebens, seine Befreiung von jeder Cliquenwirtschaft und persönlichen Diktatur. 5. Die Einheit der Partei, die Ausmerzung der fraktionellen Reminiszenzen, die Schaffung einer bolschewistischen Partei aus einem Guß. 6. Die Heranziehung und Verbreiterung der führenden Kader der Partei. Die Herausbildung einer wirklichen Parteiführung, die sich auf Tausende bewußter kommunistischer Betriebsarbeiter stützt. 7. Das richtige Verhältnis der Kommunistischen Partei Deutschlands zur Komintern. Die rücksichtslose Niederkämpfung aller antibolschewistischen, antisowjetischen Tendenzen - sei es in der Theorie oder in der Praxis, sei es unter rechter oder unter „linker” Flagge. Alle diese sieben Fragen sind nicht von untergeordneter Bedeutung, sondern es sind Grundprobleme des Bolschewismus, Grundprobleme der Partei, Grundprobleme der Revolution. Um nichts anderes als um diese Grundprobleme geht für uns der Kampf. Aus diesem Grunde ist es eine sehr ernste Tatsache, daß sich in der Berliner Bezirksleitung und im Berliner Zentralvorstande 37 eine Mehrheit gegen den Brief der Komintern gefunden hat. 37 Es handelt sich um den Zentralvorstand des Bezirks Berlin-Brandenburg der Kommunistischen Partei Deutschlands, der nach dem Vereinigungsparteitag der KPD und USPD (Dezember 1920) entstand. Der Zentralvorstand war neben der Bezirksleitung und dem Bezirksparteitag eines der leitenden Organe des Bezirks Berlin-Brandenburg. Er setzte sich aus den Mitgliedern der Bezirksleitung und den politischen Leitern der Bezirke (gleichbedeutend mit den Verwaltungsbezirken) Groß-Berlins zusammen, in den Zentralvorstand wurden zusätzlich außer den Vertretern der Provinz Brandenburg noch die Vertreter der kommunistischen Fraktionen verschiedener Organisationen und die Vertreter von Kommissionen delegiert, zum Beispiel die der Betriebsräte, der Gewerkschaften, der Konsumgenossenschaften und andere, ferner die Vertreter der in Berlin- Brandenburg gewählten Reichstags- und Landtagsabgeordneten und der Fraktion der Stadtverordneten sowie die Vertreter der Frauen und der Jugend. Der Zentralvorstand war also eine höhere Instanz als die Bezirksleitung, kontrollierte die Tätigkeit der Bezirksleitung und behielt sich die Entscheidung in wichtigen politischen, organisatorischen und personellen Fragen vor. Auf dem Bezirksparteitag vom 17. und 18. November 1925 wurde der Zentralvorstand aufgelöst; an seine Stelle trat die Bezirksleitung. Der Berliner Bezirk ist die wichtigste Organisation der Partei. In den jahrelangen Kämpfen, die wir gemeinsam gegen den Brandlerismus geführt haben, war es die gute revolutionäre Tradition Berlins, gemeinsam mit uns Hamburgern, mit dem Ruhrgebiet und mit den fortgeschrittensten Industriebezirken der Partei die Linie der Komintern gegen alle Feinde zu verteidigen. Brandler machte bankrott, als er versuchte, die Komintern gegen Berlin und die verschiedenen Bezirke im Reiche gegeneinander „auszuspielen”. Berlin ließ sich weder durch Levi noch durch Friesland, noch durch Brandler an seiner Treue zur Komintern irre machen. Die Berliner Arbeiter, die Berliner Kommunisten, gehörten zu den Pionieren des Bolschewismus in Deutschland, als in der Parteiführung der schlimmste Opportunismus herrschte. Wir fragen: Sind die Arbeiter der Berliner Organisation, die durch hundert Kämpfe gegangen sind, die in jahrelangem Streit den Opportunismus aller Schattierungen geschlagen haben, die den KAPDismus besiegt haben, die den Brandlerismus gestürzt haben - sind diese Berliner, der Stolz unserer Partei, gewillt, mit ihrer Tradition als Vorkämpfer der Komintern zu brechen? Wir sind fest überzeugt, daß alle Verwaltungsbezirke, alle Gruppen, alle Abteilungen und alle Betriebszellen Berlins wie ein Mann antworten werden: Nein! Niemals! Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß die Mehrheit der Berliner Bezirksleitung den Brief der Exekutive - entscheidende Beschlüsse der Komintern in einer entscheidenden Situation - abgelehnt hat. Der Zentralvorstand ist diesem Beispiel gefolgt und hat gleichfalls mit 48 gegen 22 Stimmen den Brief der Exekutive abgelehnt. Die Tragweite dieser Entscheidung kann durch nichts abgeschwächt werden. Auch nicht dadurch, daß der Zentralvorstand in einer weiteren Resolution von der „politischen Billigung des Briefes der Exekutive” spricht. Auch nicht dadurch, daß er erklärt, die Berliner Organisation „wird beweisen, daß sie in der Durchführung der Beschlüsse der Komintern” - der gleichen Beschlüsse, die sie abgelehnt hat! - „an der Spitze steht”. Wir wollen mit den alten Methoden der Diplomatie und des Verschweigens brechen. Darum erklären wir mit voller Offenheit: Kein Arbeiter, weder ein Kommunist noch ein Parteiloser, wird verstehen, daß man gleichzeitig den Brief der Exekutive ablehnt und „politisch billigt”, daß man in einem Atemzuge bereit ist, die Beschlüsse der Komintern niederzustimmen und „bei ihrer Durchführung an der Spitze zu stehen”. Die Gruppe Maslow-Ruth Fischer machte gerade wegen ihrer Methode der „doppelten Buchführung” gegenüber der Komintern bankrott. Wir dürfen diese Methoden keinen Tag länger fortsetzen. Die Mitglieder der Berliner Organisation müssen auf jedes Versteckspiel verzichten und sich offen aussprechen: Für oder gegen die Komintern, für oder gegen ihren Brief, für oder gegen die neue Linie. Eine Stellungnahme „für” mit Bedenken und „gegen” mit Vorbehalten in den Grundfragen der Partei ist unmöglich und unwürdig. Für die ablehnende Haltung der Bezirksleitungsmehrheit gibt es nur zwei Erklärungen: Entweder: Die Genossen haben sich die Schwere und Tiefe der Fragen noch nicht völlig klargemacht und klammern sich daher an Personen, wo es um die Politik der ganzen Partei geht. Oder (und dies gilt für die engere Gruppe Maslow-Ruth Fischer): Sie wollen zwar nicht den offenen Kampf, aber die stillschweigende Resistenz gegen die neue Linie. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, daß die meisten derjenigen Genossen, die gegen die Exekutive stimmten, nur aus dem ersten Grunde schwankten. Sie werden im weiteren Verlaufe der Parteidiskussion sehr schnell erkennen, daß die Komintern recht hat und nicht die Gruppe Maslow-Ruth Fischer. Es zeigt sich bereits, daß die Berliner Organisation ihre besten Kominterntraditionen nicht vergessen hat. Moabit, einer der ältesten linken Bezirke, hat sich für den Brief der Exekutive erklärt und die Abstimmung der Bezirksleitungsmehrheit mißbilligt. Unsere Leipziger Organisation, eine Hochburg der alten Linken, hat einstimmig einen Appell an die Berliner Genossen gerichtet, „sich nicht von sentimentalen, rein persönlichen Gefühlsmomenten leiten zu lassen, sondern gemeinsam mit den übrigen Bezirken die Fehler und Mängel, wie sie die Exekutive mit Recht festgestellt hat, zu beseitigen”. Das Zentralkomitee schließt sich voll und ganz diesem Appell an. Schluß mit allen antisowjetischen Bestrebungen in Berlin! Schluß mit der versteckten Stellungnahme gegen die Komintern! Schluß mit der Opposition gegen die neue Politik, die uns auch in Berlin den Weg zur Eroberung der Massen bahnen soll! Download 5.01 Kb. Do'stlaringiz bilan baham: |
Ma'lumotlar bazasi mualliflik huquqi bilan himoyalangan ©fayllar.org 2024
ma'muriyatiga murojaat qiling
ma'muriyatiga murojaat qiling