Answers for life. 50 Jahre Kemnath Ein Rückblick MedHistory Milestones
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- Die dritte große Erweiterungsphase Siemens erwirbt in den Jahren 1978 und 1986 anlie- gende Grundstücke, sodass das Werksgelände nun
- Werk Kemnath baut Rechenzentrum
- Zwei Feste fallen auf einen Tag
- Modernisierung der Fertigung
- Die Vorfertigung im Neubau
- 12.000 m 2 mehr Produktionsfläche
- Mit Investitionen Herausforderungen begegnen
- Werk Kemnath erhält eigene Verantwortung
- Prozess- und produktorientierte Fertigung
- Weitere Restrukturierungsmaßnahmen
- Umweltgütesiegel der Europäischen Union verliehen
Beschäftigungssituation Im Dezember 1976 ist das Werk Kemnath erstmals mit Kurzarbeit konfrontiert. Diese Situation bleibt mit Unterbrechungen bis 1979 bestehen. Auch 1987 und 1988 arbeiten die Mitarbeiter in Kemnath reduziert. Die Kurzarbeit betrifft Arbeiter und Angestellte des Fertigung Polystar
Fertigung 1987
21 Steuerschrank-Montage gesamten Unternehmensbereichs Medizintechnik (UB Med), und wird auch an den Standorten Bensheim, Erlangen und Kiel einge- führt. Ursache für diese Maßnahme ist die allgemein schlechte Auftragssituation. Erstmals seit zehn Jahren hat der Unternehmens- bereich Medizintechnik seinen Auftragseingang nicht steigern können. Mit der Einführung der Kurzarbeit sollen langfristig Ent- lassungen vermieden werden. Dies gelingt am Standort Kemnath. Der Rückgang der Mitarbeiterzahl in den Folgejahren ist mit der normalen Fluktuationsrate zu begründen. Trotz der angespannten Situation wird die Betriebstätte in diesen Jahren stetig durch Produk- tionsverlagerungen aus Erlangen aufgewertet und stabilisiert. d e-
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Die dritte große Erweiterungsphase Siemens erwirbt in den Jahren 1978 und 1986 anlie- gende Grundstücke, sodass das Werksgelände nun 141.000 m² umfasst. Um die Durchlaufzeiten in der Fertigung zu verkürzen und auf Auslagerungen verzichten zu können, folgt eine dritte Werks- erweiterung mit Modernisierungsmaßnahmen. Im November 1987 weiht Siemens Kemnath eine 196 x 66 Meter große Vorfertigungshalle ein, die Nutzfläche beläuft sich nun auf insgesamt 39.000 m². Eine besondere Neuerung ist, dass die Lager- technik von nun an in den Fertigungsprozess einge- bunden ist. In Kemnath ist das Zeitalter der compu- tergesteuerten Fertigung angebrochen. Bis 1989 hat Siemens rund 132 Millionen DM in den Standort investiert. Siemens kauft Grundstücksflächen Nach den Werkserweiterungen in den Jahren 1970 und 1975 ist ein weiterer Ausbau des Kemnather Werks nur nach dem Kauf von umliegenden Grundstücken mög- lich. Schon frühzeitig legen die Verantwortlichen den Grundstein für einen möglichen Ausbau und kaufen zunächst im Jahr 1978 ein 33.000 m² großes Grund- stück. Eine weitere Vergrößerung des Firmen-Areals folgt 1986 mit dem Kauf einer 52.000 m² großen Fläche. Damit ist die räumliche Voraussetzung für eine dritte Ausbaustufe geschaffen. Die Grundstücksflächen liegen zwischen dem bestehenden Gelände und der Staatsstraße.
Bevor die dritte große Werkserweiterungsphase be- ginnt, investiert der Standort Kemnath im Jahr 1985 zunächst noch rund 1,5 Millionen DM in den Bau eines Rechenzentrums. Weitere 1,2 Millionen DM fließen in den Kauf des Zentralrechners. Das IT-Zentrum findet auf insgesamt 600 m² in einem zweistöckigen Anbau Platz, der direkt an das bestehende Verwaltungsgebäu- de anschließt. Von dem Rechenzentrum profitieren zum Beispiel die Ingenieure in der Arbeitsvorbereitung, die jederzeit auf die technischen Grunddaten zugreifen können und sich über das Arbeitsmittel „Datensichtge- rät“ über den aktuellen Fertigungsstand eines jeden Gerätes informieren können. Mit dem Bau des Rechen- 25-Jahr-Feier 1987 25-Jahr-Feier 1987 zentrums wird am Standort Kemnath im Oktober 1985 die Gleitzeiter fassung eingeführt. Zwei Feste fallen auf einen Tag Am 27. November 1987 feiert das Werk Kemnath nicht nur die Einweihung der neuen Vorfertigungshalle son- dern auch das 25-jährige Bestehen des Werks. Rund 1.200 Feiernde, darunter 200 geladene Gäste, nehmen an dem Fest im Neubau teil. Zusammen mit dem Werk begehen an diesem Tag 43 Mitarbeiter ihr 25-jähriges Dienstjubiläum, darunter auch elf Meister. In der Halle sind an diesem Abend ein historisches und mehrere aktuelle Röntgengeräte ausgestellt. Unter den Aus- stellungsstücken befindet sich auch das Siremobil 4. Ein Exemplar dieses Gerätes spielt bei diesen Feier- lichkeiten eine besondere Rolle. Fertigungsleiter Klaus Hufnagel übergibt im Namen der Siemens AG ein Siremobil 4, das neueste Röntgengerät aus der Kemnather Produktionspalette, an das Kreiskranken- haus Kemnath. Zum Abschluss des Festes findet eine ökumenische Weihe der neuen Fertigungshalle statt. Werk Kemnath 1978 23
Modernisierung der Fertigung Mit dem Neubau vollzieht das Werk Kemnath auch den Schritt hin zur computergesteuerten Fertigung. In der neuen Halle ist ein IT-gestütztes Lagersystem eingebaut, mit dem die Blechtafeln und das Stangen- material automatisch an die entsprechende Arbeits- maschine herangeführt werden. Außerdem führt das System kontinuierlich eine Inventur durch. Dies ermöglicht nicht nur einen schnelleren Durchlauf der Röntgengeräte, sondern erlaubt auch ein schnelleres Reagieren auf Bestellungsschwankungen. Im Sinne einer kundenorientierten Fertigung werden keine Produktionsserien mehr hergestellt. Neben dem computergestützten Lagersystem werden im Werk Kemnath inzwischen auch in anderen Vor- fertigungsbereichen neue Technologien eingesetzt. So werden zum Beispiel die Bleche nun mit Laserstrah- len geschnitten und das Werk verfügt über Schweiß- roboter. Außerdem arbeiten die Mitarbeiter mit Datensichtgeräten – sogenannte Terminals – und es gibt computergesteuerte Bearbeitungszentren, die äußert präzise arbeiten und die Werkzeuge automa- tisch auswechseln. Arbeiten am Erweiterungsbau in Kemnath für die Vorfertigung fortzusetzen. Der Neubau der Lackiererei wird jedoch um zwei Jahre verschoben. Die Vorfertigung im Neubau Die Inbetriebnahme der neuen Halle findet Mitte des Jahres 1988 statt. Verantwortlich für das Bauprojekt, das im Oktober 1986 beginnt, ist das Bauunterneh- men Markgraf aus Bayreuth. In dem in Richtung Westen erweiterten Neubau, befindet sich ausschließ- lich die Vorfertigung. Dort findet die Blechbearbeitung statt, also das Zuschneiden und Biegen von Materia- lien, das Drehen und Fräsen, das Schweißen und die Schlosserarbeiten. Ein Viertel des Neubaus nimmt die Lackiererei und die Phosphatiererei ein. Rund 350 Mitarbeiter finden in der neuen Fertigungshalle Platz. Die Montage und Endprüfung ist nun in den älteren Werkshallen untergebracht, die ebenfalls komplett umorganisiert werden. Mit den Umbaumaß- nahmen verkürzt das Werk Kemnath seine Durchlauf- zeiten von zwölf Monate auf sechs Monate. Damit passt sich der Betrieb an die inzwischen geringeren Innovationszeiten an, die dazu führen, dass der Pro- duktionsstart von neuen Geräten in immer kürzeren Abständen erfolgt.
Seit geraumer Zeit muss der Betrieb auslagern und hat hierfür unter anderem im Raum Bayreuth 5.000 m² große Lagerräume an gemietet. Auch die Fertigung muss mit äußerst beschränktem Raum zurecht kommen weshalb ein Neubau geplant ist. Siemens (UB Med) investiert rund 60 Millionen DM in eigentlich konjunkturell angespannten Zeiten in die Fertigungsstätte Kemnath. Die Kosten für die Halle belaufen sich auf 27 Millionen DM, weitere 30 Millio- nen DM müssen für die Innenausstattung und Neu- ordnung der bereits bestehenden Werkshallen auf- gebracht werden. Während der Bauarbeiten kommt es zu einem Bau- stopp. Die geplante Halle, in der die Vor fertigung und Lackiererei untergebracht werden soll, steht zur Diskussion. Siemens kauft in dieser Zeit ein Werksge- lände in Forchheim, das als Erweiterungsfläche der Produk tion des Werks in Erlangen dient. Diese Ent- wicklung betrifft auch den Standort Kemnath. Die Frage, welche Fertigungsarbeiten an welchem Stand- ort geleistet werden sollen, wird neu erörtert. Aber die Verantwortlichen sprechen sich dafür aus, die Neubau März 1987 Neubau September 1987 Neubau innen 1987 Neubau 1987 Neubau 1987 Werk Kemnath 1999 24
Die Anfänge der computergestützten Fertigung Erster Schweißroboter 25 Am 1. Oktober 1989 wird das Zweigwerk in Kemnath im Rahmen einer generellen Umstruktu- rierung vom Hauptsitz des UB Med in Erlangen abgetrennt. Die Verlagerung der kaufmännischen Aufgaben von Erlangen nach Kemnath bringt eine Aufstockung des Personals um rund 40 neue Beschäftigte mit sich. In Kemnath sind 1990 rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ab 1997 wird der Standort als Profitcenter geführt und produziert nun auch für das medizintechnische OEM-(Original Equipment Manufacturer) Geschäft. Der Kom- petenzbereich „Factory Installation“– die Installa- tion und Endabnahme durch ein Spezialteam direkt beim Kunden – rundet das Aufgabenspektrum ab. Immer mehr Verantwortung Das Ablösen von Erlangen 1989 bedeutet für das Werks-Kemnath in erster Linie die Übernahme von kaufmännischen Funktionen. So führen neu einge- stellte kaufmännische Fachangestellte von nun an die Kalkulationsrechnungen für den Standort durch. Die Bilanzen werden jedoch weiterhin im Hauptsitz in Erlangen erstellt. Auf Grund der wachsenden Belegschaft reicht der Parkplatz am Standort Kemnath nicht mehr aus. 1989 stellt das Werk einen Antrag für den Bau einer rund 2.500 m² großen Parkfläche gegenüber der Haupteinfahrt des Werkes und schafft damit Platz für weitere 100 Fahrzeuge der Beschäftigten. Mit Investitionen Herausforderungen begegnen Die schwierige Lage in der Weltwirtschaft sowie weitreichende unternehmensinterne Entscheidungen kennzeichnen unter anderem die erste Hälfte der 90er-Jahre. Der Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die Wiedervereinigung Deutschlands eröffnen Siemens neue Märkte und bieten die Möglichkeit der Expansion. So übernimmt die Siemens AG 1991 unter anderem ein Werk für Medizintechnik in Dresden. 1992 verzeichnet der damalige UB Med Auftragsrück- gänge in den USA, sowie in weiteren wichtigen Aus- landsmärkten. Auch das Marktwachstum im Inland sinkt. Erschwerend ist außerdem der niedrige Dollar- kurs. All diese Faktoren führen zu einem starken Konkurrenzdruck auf dem Markt der Medizintechnik. Die Siemens AG muss eine Kostenreduzierung bei den Produkten vornehmen, um ihre Marktposition halten zu können. Auch der Standort Kemnath bleibt von den Folgen dieser Entwicklungen nicht verschont, Personalanpas- sungen stehen zur Diskussion. Mit Hilfe von Kurzarbeit kann ein geplanter Personalabbau auf 600 Stellen jedoch bis Ende des Jahres 1993 vermieden werden. Streiks gegen den Sozialabbau begleiten die un- sicheren Zeiten für die Beschäftigten am Standort Kemnath. Dank positiver wirtschaftlicher Entwick- lungen und einer guten Auftragslage können Entlas- sungen in den Jahren 1991 bis 1993 am Standort vermieden werden. Rund 70 Arbeitsplätze, die von natürlicher Fluktuation und Vorruhestand betroffen sind, werden jedoch nicht neu besetzt. Gleichzeitig können die Verantwortlichen den Mitarbeitern, dem Betriebsrat und der Öffentlichkeit die anhaltende Sorge bezüglich einer möglichen Schließung des Betriebs Kemnath im Jahr 1993 nehmen. In wirtschaftlich ungewissen Zeiten investiert Siemens stattdessen in den Standort Kemnath, um ihn zu stabilisieren und dabei auf die neuen Marktanforde- rungen zu reagieren. Wie bei der dritten Erweite- rungsphase entschieden, baut der Standort Kemnath Werk Kemnath erhält eigene Verantwortung 26
von März 1988 bis Juni 1991 eine neue Lackiererei auf, die eine lösemittelfreie Pulverbeschichtung ermöglicht. Zunächst beginnen die Bauarbeiten für die Erneuerung der Oberflächentechnik obererdig, anschließend wird auch der Keller entsprechend ausgebaut. Insgesamt 14 Millionen DM kostet der Um- und Neubau der Lackiererei, die den neuesten Umweltschutz- und arbeitstechnischen Anforderun- gen entspricht. Kemnath verfügt damit über eine der modernsten Lackierereien des Geschäftsbereichs. Der Umbau ermöglicht es neue Arbeitsplätze zu schaffen. Umschulungsmaßnahmen bereiten die Kemnather Mitarbeiter auf ihre Arbeit in der neuen Lackiererei vor. Weitere 3,5 Millionen DM fließen in die Neuanschaf- fung einer kombinierten Bohr- und Fräsmaschine, die rund um die Uhr in drei Schichten läuft und äußerst flexible Arbeitsvorgänge erlaubt. Außerdem schafft das Werk eine computergesteuerte Stanzlaser- maschine an, die eine weitere Million DM kostet. Im April 1994 wechselt in Kemnath die Standort- leitung. Gerhard Ditze folgt Klaus Hufnagel nach und übernimmt für rund zwei Jahre die Leitung des Standortes. „Verlängerte Werkbank“ in Tschechien steht zur Debatte 1996 plant der Vorstand von UB Med eine „verlängerte Werkbank“ im tschechischen Stahlavy aufzubauen. Teile der Kabel-, Bolzen- und Blechteilefertigung aus Kemnath, Dresden sowie Erlangen/Forchheim sind von der geplanten Verlagerung betroffen. Rund neun Monate später fällt jedoch die Entscheidung gegen die Gründung. Förderanlagen in Lackiererei 1988–1991 27
Prozess- und produktorientierte Fertigung Die Implementierung neuer strategischer Maßnahmen Mitte der 90er-Jahre trägt entscheidend zur Sicherung des Standortes Kemnath bei. Das Werk fertigt jetzt auch Produkte der niedrigeren Preisklasse und nimmt Abstand von der sogenannten funktionalen Produkti- on. Der Betrieb erprobt ein neues Produktionssystem und übernimmt hierfür die Pilotfunktion für andere Werke des Konzerns. Das Pilotprojekt sieht eine komplette Neustrukturie- rung des Geschäfts mit Hilfe einer prozessorientierten Fertigung vor. Ein neues Produktionssystem zielt dar- auf ab, kurze Innovationszeiten mit niedrigen Kosten und hoher Qualität zu verbinden und orientiert sich dabei an den Bedürfnissen der Kunden. Das komplette Röntgengerät wird erst nach Vorliegen einer Bestel- lung gebaut, geprüft und dann direkt an den Kunden ausgeliefert. Dieses Vorgehen verlangt, die Fertigung umzustrukturieren und getaktete Fließlinien aufzu- bauen. Das Fertigen und Prüfen der Geräte in dieser Systematik ermöglicht es, die Durchlaufzeiten um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Dies hat zum Vorteil, dass schneller auf Marktschwankungen reagiert wer- den kann. Außerdem verkürzen sich die Lieferzeiten deutlich und die Einhaltung dieser ist optimiert. Mit der Einführung dieses Produktionssystems halbieren sich langfristig die Kosten bei einer gleichzeitigen Qualitätssteigerung. Mit der erfolgreichen Übernahme des Pilotprojekts ist Kemnath ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Standortes geglückt. Neben der Fertigung werden im Folgenden auch die liniennahen Funktionen wie Dis- position, Fertigungsplanung und Qualitätsmanage- ment dezentral aufgebaut. Außerdem ist Kemnath von nun an alleine verantwortlich für die Produktion des Siremobils. Die Produktions zeiten für dieses Rönt- gengerät haben sich im Zuge der Restrukturierung um bis zu 20 Stunden gesenkt. Die nun verbleibende Arbeitszeit wird durch einen vermehrten Auftragsein- gang abgefangen.1995 zählt der Standort 705 Mit- arbeiter. Die Maßnahmen hin zu einer schlankeren Produktion sind ein Wendepunkt für das Werk. Neben der Produktions verantwortung für das Siremobil kon- zentriert sich der Standort von nun an auf die Herstel- lung elektromechanischer Komponenten. Der Betrieb bleibt weltweit einer der wichtigsten Fertigungsstand- orte des Unternehmensbereichs Medizintechnik und erlangt durch die Einrichtung des Entwicklungsbe- reichs mehr Eigenständigkeit. Die prozess- und produktorientierte Fertigung setzt voraus, dass die Arbeitnehmer zu flexiblen Arbeits- zeiten und Überstunden bereit sind. Am Standort Kemnath wird diese Bedingung mit der Einführung der Teamarbeit umgesetzt. Das Konzept „top“ (time optimized processes) sieht vor, dass die Arbeitnehmer einer Fließlinie als ein Team eigenverantwortlich und kreativ die Produktion des Röntgengeräts überneh- men. Die Teamarbeit schafft Transparenz und ermög- licht durch teaminterne Absprachen die Arbeitszeiten flexibel zu gestalten. Weitere Restrukturierungsmaßnahmen Im Jahr 1997 bekommt Kemnath im Zuge von erneu- ten Restrukturierungsmaßnahmen weitere Kompeten- zen übertragen. Die Umsetzung der neuen strate- gischen Vorgaben erfolgt unter Siegfried Russwurm, der 1996 die Standortleitung von Gerhard Ditze über- nimmt und diese Position bis November 1997 innehat. Eine der Maßnahmen ist es, den Standort Kemnath – wie die Werke in Dresden, Erlangen und Forchheim – zum Profitcenter zu machen. Das Werk ist nun neben der eigenen Umsatz- und Ergebnisermittlung auch verantwortlich für Innovation, Entwicklung, Fertigung und Auftragsabwicklung, sowie für die Produktbetreu- ung. Diese Maßnahmen stellen eine prozessorientierte Organisation sicher. Des Weiteren beinhaltet die neue strategische Ausrichtung auch, dass sich Kemnath auf seine Kernkompetenzen konzentriert. Als Schlüssel- technologien werden die komplexe spanende und spanlose Bearbeitung, die Verbindungstechnik, die Oberflächentechnik sowie verschiedene Sondertechni- ken definiert. Als weiteres Standbein plant Kemnath im Zuge der Restrukturierungsmaßnahmen in das OEM – Geschäft einzusteigen. Die Umsetzung dieses Vorhabens erfolgt im Jahr 1999. Bis dahin ist der Standort ausschließlich als Siemens-interner Lieferant von medizintechni- schen Komponenten tätig. Mit dem Einbeziehen von OEM-Kunden steigert der Standort sein Produktions- volumen und unterstreicht seine Führungsrolle im Bereich Komponenten auf dem Weltmarkt. Die Tiefen- blende und das Deckenstativ sind die ersten Produkte, die von Kemnath aus an externe Kunden geliefert werden. Das neue Geschäftsfeld verlangt ebenso ein eigenverantwortliches Produktmarketing. Der Beginn der Produktion von Radiographie-Geräten im Jahr 1998 führt zur Aufnahme des Service angebots „Factory Installation“ in den Aufgabenkatalog des Werks. Dabei wird das von Kemnath gefertigte, mon- tierte und geprüfte Gerät an den Kunden aus geliefert, direkt aufgestellt und in Betrieb genommen. Der Ver- kauf des Radiographie-Gerätes inklusive der Service- Leistung zum Pauschalpreis macht das Geschäftsfeld Radiographie für Siemens wieder lukrativ. Mit dem 1997 definierten Maßnahmenkatalog und den darin enthaltenen Leitzielen „Straffung, Abbau der Hierarchien, Transparenz, direkte Orientierung 28
am Kunden“ soll ein langfristiger wirtschaftlicher Aufschwung für das Werk erreicht werden. Im Jahr 1997 gründet Siemens eine eigene Gesell- schaft für Grundbesitz und Immobilien. Das haus- eigene Immobilienunternehmen kümmert sich als Besitzer des Werks Kemnath um die Abwicklung der Gebäudeinstandhaltung, die Ver waltung und die An- und Vermietung von Flächen. Siemens Kemnath wird zum Mieter des Werksgeländes und ist für die Innenausstattung zuständig. Mit der Auslagerung aller Angelegenheiten, die das Werksgelände betref- fen, soll das Augenmerk am Standort voll auf die Produk tion ausgerichtet und diese damit effektiver gemacht werden. In diesem von Veränderungen geprägten Jahr feiert der Siemens Konzern am 4. Oktober 1997 sein 150-jähriges Bestehen. Das Werk begeht dieses Jubi- läum mit einem Tag der offenen Tür. Kemnath wird global In den 90er-Jahren startet das Kemnather Werk auch seine ersten internationalen Aktivitäten. Mit dem chinesischen Staatsunternehmen „Shanghai Medical Instruments Co. Ltd.“ werden Verhandlungen über eine mögliche Kooperation geführt. In Kemnath werden rund 50 chinesische Entwickler, Planer und Facharbeiter ausgebildet. Die Trainingsmaßnahmen dauern zwei bis drei Wochen. Das Ziel ist es, das Rönt- gengerät Siregraph in China produzieren zu lassen. Zunächst scheitert dieses Vor haben, aber fünfzehn Jahre später kann die Zusammen arbeit mit Shanghai Medical realisiert werden.
Im Februar 1996 stellt sich der Standort erstmals einer Überprüfung nach dem Umwelt-Audit-Verfahren der Europäischen Union. Ein unabhängiger Gutachter prüft dabei die Umweltpolitik des Unternehmens, die Umweltziele und Programme der Fertigungsstätte, sowie die Umwelterklärung. Als erster Standort des Bereichs Medizintechnik besteht das Werk Kemnath diese Überprüfung und wird in das europaweite Standortregister aufgenommen. Durch die Umwelt- betriebsprüfung ist der Standort Kemnath seit 1996 nach der international gültigen Umweltnorm ISO 14001 zertifiziert. Auf dem Weg hin zu einem umweltfreundlichen Standort hat das Werk Kemnath zahlreiche Maßnah- men ergriffen. So reduziert der Betrieb die Schadstoff- belastung der Luft pro Jahr um 4,2 Tonnen Schwefel- dioxid, indem es zur Wärmeerzeugung Erdgas statt Heizöl verwendet. Außerdem kann der Standort durch die Einrichtung neuer Wasserkreisläufe und einer Prozessoptimierung der Oberflächenbehandlung von Metallen jährlich 10.000 Kubikmeter Wasser einspa- ren. Schon seit einigen Jahren verzichtet das Werk Kemnath außerdem auf halogenierte Lösungsmittel. Auch schadstoffhaltige Transformatoren und Konden- satoren sind komplett aus der Fertigung verschwun- den. Des Weiteren implementiert der Standort ab- wasserfreie Ober flächenreinigungsanlagen in der Fertigung. Dank der Einführung des Pulverbeschich- tungsverfahrens bei der Oberflächenbehandlung kommt das Werk mit 40 Prozent weniger Lösungsmit- tel als bisher aus. Für den betrieblichen Umweltschutz spielen aber auch die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. Sie tragen mit Energiesparmaßnahmen und einer konsequenten Abfalltrennung ihren Teil zur umweltfreundlichen Produktionsstätte bei. Die neuen Fließlinien Mitte der 90er-Jahre Mitarbeiter von Shanghai Medical Instruments Co., Ltd. vor dem Werkstor in Kemnath. 29
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