Answers for life. 50 Jahre Kemnath Ein Rückblick MedHistory Milestones


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Beschäftigungssituation

Im Dezember 1976 ist das Werk Kemnath erstmals 

mit Kurzarbeit konfrontiert. Diese Situation bleibt mit 

Unterbrechungen bis 1979 bestehen. Auch 1987 und 

1988 arbeiten die Mitarbeiter in Kemnath reduziert. 

Die Kurzarbeit betrifft Arbeiter und Angestellte des 

Fertigung 

Polystar


Fertigung 

1987


21

Steuerschrank-Montage

gesamten Unternehmensbereichs Medizintechnik (UB Med), und 

wird auch an den Standorten Bensheim, Erlangen und Kiel einge-

führt. Ursache für diese Maßnahme ist die allgemein schlechte 

Auftragssituation. Erstmals seit zehn Jahren hat der Unternehmens-

bereich Medizintechnik seinen Auftragseingang nicht steigern 

können. Mit der Einführung der Kurzarbeit sollen langfristig Ent-

lassungen vermieden werden. Dies gelingt am Standort Kemnath. 

Der Rückgang der Mitarbeiterzahl in den Folgejahren ist mit der 

normalen Fluktuationsrate zu begründen. Trotz der angespannten 

Situation wird die Betriebstätte in diesen Jahren stetig durch Produk-

tionsverlagerungen aus Erlangen aufgewertet und stabilisiert. 

e-

mens-



Ent-


mnath. 

t der 


pannten 

rch Produk-

isiert. 

Fertigung des

 

Siregraph 2



Fertigung Pantoskop

22


Die dritte große Erweiterungsphase

Siemens erwirbt in den Jahren 1978 und 1986 anlie-

gende Grundstücke, sodass das Werksgelände nun 

141.000 m² umfasst. Um die Durchlaufzeiten in 

der Fertigung zu verkürzen und auf Auslagerungen 

verzichten zu können, folgt eine dritte Werks-

erweiterung mit Modernisierungsmaßnahmen. 

Im November 1987 weiht Siemens Kemnath eine 

196 x 66 Meter große Vorfertigungshalle ein, die 

Nutzfläche beläuft sich nun auf insgesamt 39.000 

m². Eine besondere Neuerung ist, dass die Lager-

technik von nun an in den Fertigungsprozess einge-

bunden ist. In Kemnath ist das Zeitalter der compu-

tergesteuerten Fertigung angebrochen. Bis 1989 

hat Siemens rund 132 Millionen DM in den Standort 

investiert.

Siemens kauft Grundstücksflächen

Nach den Werkserweiterungen in den Jahren 1970 und 

1975 ist ein weiterer Ausbau des Kemnather Werks nur 

nach dem Kauf von umliegenden Grundstücken mög-

lich. Schon frühzeitig legen die Verantwortlichen den 

Grundstein für einen möglichen Ausbau und kaufen 

zunächst im Jahr 1978 ein 33.000 m² großes Grund-

stück. Eine weitere Vergrößerung des Firmen-Areals 

folgt 1986 mit dem Kauf einer 52.000 m² großen 

Fläche. Damit ist die räumliche Voraussetzung für eine 

dritte Ausbaustufe geschaffen. Die Grundstücksflächen 

liegen zwischen dem bestehenden Gelände und der 

Staatsstraße. 

Werk Kemnath baut Rechenzentrum

Bevor die dritte große Werkserweiterungsphase be-

ginnt, investiert der Standort Kemnath im Jahr 1985 

zunächst noch rund 1,5 Millionen DM in den Bau eines 

Rechenzentrums. Weitere 1,2 Millionen DM fließen 

in den Kauf des Zentralrechners. Das IT-Zentrum findet 

auf insgesamt 600 m² in einem zweistöckigen Anbau 

Platz, der direkt an das bestehende Verwaltungsgebäu-

de anschließt. Von dem Rechenzentrum profitieren 

zum Beispiel die Ingenieure in der Arbeitsvorbereitung, 

die jederzeit auf die technischen Grunddaten zugreifen 

können und sich über das Arbeitsmittel „Datensichtge-

rät“ über den aktuellen Fertigungsstand eines jeden 

Gerätes informieren können. Mit dem Bau des Rechen-

25-Jahr-Feier 1987

25-Jahr-Feier 1987

zentrums wird am Standort Kemnath im Oktober 1985 

die Gleitzeiter fassung eingeführt. 



Zwei Feste fallen auf einen Tag

Am 27. November 1987 feiert das Werk Kemnath nicht 

nur die Einweihung der neuen Vorfertigungshalle son-

dern auch das 25-jährige Bestehen des Werks. Rund 

1.200 Feiernde, darunter 200 geladene Gäste, nehmen 

an dem Fest im Neubau teil. Zusammen mit dem Werk 

begehen an diesem Tag 43 Mitarbeiter ihr 25-jähriges 

Dienstjubiläum, darunter auch elf Meister. In der Halle 

sind an diesem Abend ein historisches und mehrere 

aktuelle Röntgengeräte ausgestellt. Unter den Aus-

stellungsstücken befindet sich auch das Siremobil 4. 

Ein Exemplar dieses Gerätes spielt bei diesen Feier-

lichkeiten eine besondere Rolle. Fertigungsleiter 

Klaus Hufnagel übergibt im Namen der Siemens AG 

ein Siremobil 4, das neueste Röntgengerät aus der 

Kemnather Produktionspalette, an das Kreiskranken-

haus Kemnath. Zum Abschluss des Festes findet eine 

ökumenische Weihe der neuen Fertigungshalle statt.

Werk Kemnath 1978

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Modernisierung der Fertigung

Mit dem Neubau vollzieht das Werk Kemnath auch 

den Schritt hin zur computergesteuerten Fertigung. 

In der neuen Halle ist ein IT-gestütztes Lagersystem 

eingebaut, mit dem die Blechtafeln und das Stangen-

material automatisch an die entsprechende Arbeits-

maschine herangeführt werden. Außerdem führt 

das System kontinuierlich eine Inventur durch. Dies 

ermöglicht nicht nur einen schnelleren Durchlauf der 

Röntgengeräte, sondern erlaubt auch ein schnelleres 

Reagieren auf Bestellungsschwankungen. Im Sinne 

einer kundenorientierten Fertigung werden keine 

Produktionsserien mehr hergestellt. 

Neben dem computergestützten Lagersystem werden 

im Werk Kemnath inzwischen auch in anderen Vor-

fertigungsbereichen neue Technologien eingesetzt. 

So werden zum Beispiel die Bleche nun mit Laserstrah-

len geschnitten und das Werk verfügt über Schweiß-

roboter. Außerdem arbeiten die Mitarbeiter mit 

Datensichtgeräten – sogenannte Terminals – und 

es gibt computergesteuerte Bearbeitungszentren, die 

äußert präzise arbeiten und die Werkzeuge automa-

tisch auswechseln.

Arbeiten am Erweiterungsbau in Kemnath für die 

Vorfertigung fortzusetzen. Der Neubau der Lackiererei 

wird jedoch um zwei Jahre verschoben. 



Die Vorfertigung im Neubau 

Die Inbetriebnahme der neuen Halle findet Mitte des 

Jahres 1988 statt. Verantwortlich für das Bauprojekt, 

das im Oktober 1986 beginnt, ist das Bauunterneh-

men Markgraf aus Bayreuth. In dem in Richtung 

Westen erweiterten Neubau, befindet sich ausschließ-

lich die Vorfertigung. Dort findet die Blechbearbeitung 

statt, also das Zuschneiden und Biegen von Materia-

lien, das Drehen und Fräsen, das Schweißen und die 

Schlosserarbeiten. Ein Viertel des Neubaus nimmt 

die Lackiererei und die Phosphatiererei ein. Rund 

350 Mitarbeiter finden in der neuen Fertigungshalle 

Platz. Die Montage und Endprüfung ist nun in den 

älteren Werkshallen untergebracht, die ebenfalls 

komplett umorganisiert werden. Mit den Umbaumaß-

nahmen verkürzt das Werk Kemnath seine Durchlauf-

zeiten von zwölf Monate auf sechs Monate. Damit 

passt sich der Betrieb an die inzwischen geringeren 

Innovationszeiten an, die dazu führen, dass der Pro-

duktionsstart von neuen Geräten in immer kürzeren 

Abständen erfolgt. 

12.000 m

2

 mehr Produktionsfläche

Seit geraumer Zeit muss der Betrieb auslagern 

und hat hierfür unter anderem im Raum Bayreuth 

5.000 m² große Lagerräume an gemietet. Auch die 

Fertigung muss mit äußerst beschränktem Raum 

zurecht kommen weshalb ein Neubau geplant ist. 

Siemens (UB Med) investiert rund 60 Millionen DM in 

eigentlich konjunkturell angespannten Zeiten in die 

Fertigungsstätte Kemnath. Die Kosten für die Halle 

belaufen sich auf 27 Millionen DM, weitere 30 Millio-

nen DM müssen für die Innenausstattung und Neu-

ordnung der bereits bestehenden Werkshallen auf-

gebracht werden. 

Während der Bauarbeiten kommt es zu einem Bau-

stopp. Die geplante Halle, in der die Vor fertigung 

und Lackiererei untergebracht werden soll, steht zur 

Diskussion. Siemens kauft in dieser Zeit ein Werksge-

lände in Forchheim, das als Erweiterungsfläche der 

Produk tion des Werks in Erlangen dient. Diese Ent-

wicklung betrifft auch den Standort Kemnath. Die 

Frage, welche Fertigungsarbeiten an welchem Stand-

ort geleistet werden sollen, wird neu erörtert. Aber 

die Verantwortlichen sprechen sich dafür aus, die 

Neubau März 1987

Neubau September 1987

Neubau innen 1987

Neubau 1987

Neubau 1987

Werk Kemnath 1999

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Die Anfänge der computergestützten Fertigung

Erster Schweißroboter



25

Am 1. Oktober 1989 wird das Zweigwerk in 

Kemnath im Rahmen einer generellen Umstruktu-

rierung vom Hauptsitz des UB Med in Erlangen 

abgetrennt. Die Verlagerung der kaufmännischen 

Aufgaben von Erlangen nach Kemnath bringt 

eine Aufstockung des Personals um rund 40 neue 

Beschäftigte mit sich. In Kemnath sind 1990 rund 

1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ab 1997 wird der 

Standort als Profitcenter geführt und produziert 

nun auch für das medizintechnische OEM-(Original 

Equipment Manufacturer) Geschäft. Der Kom-

petenzbereich „Factory Installation“– die Installa-

tion und Endabnahme durch ein Spezialteam direkt 

beim Kunden – rundet das Aufgabenspektrum ab.

Immer mehr Verantwortung

Das Ablösen von Erlangen 1989 bedeutet für das 

Werks-Kemnath in erster Linie die Übernahme von 

kaufmännischen Funktionen. So führen neu einge-

stellte kaufmännische Fachangestellte von nun an 

die Kalkulationsrechnungen für den Standort durch. 

Die Bilanzen werden jedoch weiterhin im Hauptsitz 

in Erlangen erstellt. 

Auf Grund der wachsenden Belegschaft reicht der 

Parkplatz am Standort Kemnath nicht mehr aus. 

1989 stellt das Werk einen Antrag für den Bau einer 

rund 2.500 m² großen Parkfläche gegenüber der 

Haupteinfahrt des Werkes und schafft damit Platz 

für weitere 100 Fahrzeuge der Beschäftigten.



Mit Investitionen Herausforderungen 

begegnen

Die schwierige Lage in der Weltwirtschaft sowie 

weitreichende unternehmensinterne Entscheidungen 

kennzeichnen unter anderem die erste Hälfte der 

90er-Jahre. Der Zusammenbruch der Sowjetunion 

sowie die Wiedervereinigung Deutschlands eröffnen 

Siemens neue Märkte und bieten die Möglichkeit der 

Expansion. So übernimmt die Siemens AG 1991 unter 

anderem ein Werk für Medizintechnik in Dresden. 

1992 verzeichnet der damalige UB Med Auftragsrück-

gänge in den USA, sowie in weiteren wichtigen Aus-

landsmärkten. Auch das Marktwachstum im Inland 

sinkt. Erschwerend ist außerdem der niedrige Dollar-

kurs. All diese Faktoren führen zu einem starken 

Konkurrenzdruck auf dem Markt der Medizintechnik. 

Die Siemens AG muss eine Kostenreduzierung bei 

den Produkten vornehmen, um ihre Marktposition 

halten zu können. 

Auch der Standort Kemnath bleibt von den Folgen 

dieser Entwicklungen nicht verschont, Personalanpas-

sungen stehen zur Diskussion. Mit Hilfe von Kurzarbeit 

kann ein geplanter Personalabbau auf 600 Stellen 

jedoch bis Ende des Jahres 1993 vermieden werden. 

Streiks gegen den Sozialabbau begleiten die un-

sicheren Zeiten für die Beschäftigten am Standort 

Kemnath. Dank positiver wirtschaftlicher Entwick-

lungen und einer guten Auftragslage können Entlas-

sungen in den Jahren 1991 bis 1993 am Standort 

vermieden werden. Rund 70 Arbeitsplätze, die von 

natürlicher Fluktuation und Vorruhestand betroffen 

sind, werden jedoch nicht neu besetzt. Gleichzeitig 

können die Verantwortlichen den Mitarbeitern, dem 

Betriebsrat und der Öffentlichkeit die anhaltende 

Sorge bezüglich einer möglichen Schließung des 

Betriebs Kemnath im Jahr 1993 nehmen. 

In wirtschaftlich ungewissen Zeiten investiert Siemens 

stattdessen in den Standort Kemnath, um ihn zu 

stabilisieren und dabei auf die neuen Marktanforde-

rungen zu reagieren. Wie bei der dritten Erweite-

rungsphase entschieden, baut der Standort Kemnath 



Werk Kemnath erhält eigene Verantwortung

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von März 1988 bis Juni 1991 eine neue Lackiererei 

auf, die eine lösemittelfreie Pulverbeschichtung 

ermöglicht. Zunächst beginnen die Bauarbeiten für 

die Erneuerung der Oberflächentechnik obererdig, 

anschließend wird auch der Keller entsprechend 

ausgebaut. Insgesamt 14 Millionen DM kostet der 

Um- und Neubau der Lackiererei, die den neuesten 

Umweltschutz- und arbeitstechnischen Anforderun-

gen entspricht. Kemnath verfügt damit über eine 

der modernsten Lackierereien des Geschäftsbereichs. 

Der Umbau ermöglicht es neue Arbeitsplätze zu 

schaffen. Umschulungsmaßnahmen bereiten die 

Kemnather Mitarbeiter auf ihre Arbeit in der neuen 

Lackiererei vor. 

Weitere 3,5 Millionen DM fließen in die Neuanschaf-

fung einer kombinierten Bohr- und Fräsmaschine, 

die rund um die Uhr in drei Schichten läuft und 

äußerst flexible Arbeitsvorgänge erlaubt. Außerdem 

schafft das Werk eine computergesteuerte Stanzlaser-

maschine an, die eine weitere Million DM kostet.

Im April 1994 wechselt in Kemnath die Standort-

leitung. Gerhard Ditze folgt Klaus Hufnagel nach 

und übernimmt für rund zwei Jahre die Leitung des 

Standortes.



 

„Verlängerte Werkbank“ in Tschechien 

steht zur Debatte

1996 plant der Vorstand von UB Med eine „verlängerte 

Werkbank“ im tschechischen Stahlavy aufzubauen. 

Teile der Kabel-, Bolzen- und Blechteilefertigung aus 

Kemnath, Dresden sowie Erlangen/Forchheim sind 

von der geplanten Verlagerung betroffen. Rund neun 

Monate später fällt jedoch die Entscheidung gegen die 

Gründung. 

Förderanlagen in Lackiererei 1988–1991

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Prozess- und produktorientierte Fertigung

Die Implementierung neuer strategischer Maßnahmen 

Mitte der 90er-Jahre trägt entscheidend zur Sicherung 

des Standortes Kemnath bei. Das Werk fertigt jetzt 

auch Produkte der niedrigeren Preisklasse und nimmt 

Abstand von der sogenannten funktionalen Produkti-

on. Der Betrieb erprobt ein neues Produktionssystem 

und übernimmt hierfür die Pilotfunktion für andere 

Werke des Konzerns. 

Das Pilotprojekt sieht eine komplette Neustrukturie-

rung des Geschäfts mit Hilfe einer prozessorientierten 

Fertigung vor. Ein neues Produktionssystem zielt dar-

auf ab, kurze Innovationszeiten mit niedrigen Kosten 

und hoher Qualität zu verbinden und orientiert sich 

dabei an den Bedürfnissen der Kunden. Das komplette 

Röntgengerät wird erst nach Vorliegen einer Bestel-

lung gebaut, geprüft und dann direkt an den Kunden 

ausgeliefert. Dieses Vorgehen verlangt, die Fertigung 

umzustrukturieren und getaktete Fließlinien aufzu-

bauen. Das Fertigen und Prüfen der Geräte in dieser 

Systematik ermöglicht es, die Durchlaufzeiten um 

bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Dies hat zum Vorteil, 

dass schneller auf Marktschwankungen reagiert wer-

den kann. Außerdem verkürzen sich die Lieferzeiten 

deutlich und die Einhaltung dieser ist optimiert. Mit 

der Einführung dieses Produktionssystems halbieren 

sich langfristig die Kosten bei einer gleichzeitigen 

Qualitätssteigerung. 

Mit der erfolgreichen Übernahme des Pilotprojekts 

ist Kemnath ein wichtiger Schritt zur Sicherung des 

Standortes geglückt. Neben der Fertigung werden im 

Folgenden auch die liniennahen Funktionen wie Dis-

position, Fertigungsplanung und Qualitätsmanage-

ment dezentral aufgebaut. Außerdem ist Kemnath 

von nun an alleine verantwortlich für die Produktion 

des Siremobils. Die Produktions zeiten für dieses Rönt-

gengerät haben sich im Zuge der Restrukturierung 

um bis zu 20 Stunden gesenkt. Die nun verbleibende 

Arbeitszeit wird durch einen vermehrten Auftragsein-

gang abgefangen.1995 zählt der Standort 705 Mit-

arbeiter. Die Maßnahmen hin zu einer schlankeren 

Produktion sind ein Wendepunkt für das Werk. Neben 

der Produktions verantwortung für das Siremobil kon-

zentriert sich der Standort von nun an auf die Herstel-

lung elektromechanischer Komponenten. Der Betrieb 

bleibt weltweit einer der wichtigsten Fertigungsstand-

orte des Unternehmensbereichs Medizintechnik und 

erlangt durch die Einrichtung des Entwicklungsbe-

reichs mehr Eigenständigkeit.

Die prozess- und produktorientierte Fertigung setzt 

voraus, dass die Arbeitnehmer zu flexiblen Arbeits-

zeiten und Überstunden bereit sind. Am Standort 

Kemnath wird diese Bedingung mit der Einführung 

der Teamarbeit umgesetzt. Das Konzept „top“ (time 

optimized processes) sieht vor, dass die Arbeitnehmer 

einer Fließlinie als ein Team eigenverantwortlich und 

kreativ die Produktion des Röntgengeräts überneh-

men. Die Teamarbeit schafft Transparenz und ermög-

licht durch teaminterne Absprachen die Arbeitszeiten 

flexibel zu gestalten. 



Weitere Restrukturierungsmaßnahmen 

Im Jahr 1997 bekommt Kemnath im Zuge von erneu-

ten Restrukturierungsmaßnahmen weitere Kompeten-

zen übertragen. Die Umsetzung der neuen strate-

gischen Vorgaben erfolgt unter Siegfried Russwurm, 

der 1996 die Standortleitung von Gerhard Ditze über-

nimmt und diese Position bis November 1997 innehat. 

Eine der Maßnahmen ist es, den Standort Kemnath – 

wie die Werke in Dresden, Erlangen und Forchheim – 

zum Profitcenter zu machen. Das Werk ist nun neben 

der eigenen Umsatz- und Ergebnisermittlung auch 

verantwortlich für Innovation, Entwicklung, Fertigung 

und Auftragsabwicklung, sowie für die Produktbetreu-

ung. Diese Maßnahmen stellen eine prozessorientierte 

Organisation sicher. Des Weiteren beinhaltet die neue 

strategische Ausrichtung auch, dass sich Kemnath auf 

seine Kernkompetenzen konzentriert. Als Schlüssel-

technologien werden die komplexe spanende und 

spanlose Bearbeitung, die Verbindungstechnik, die 

Oberflächentechnik sowie verschiedene Sondertechni-

ken definiert. 

Als weiteres Standbein plant Kemnath im Zuge der 

Restrukturierungsmaßnahmen in das OEM – Geschäft 

einzusteigen. Die Umsetzung dieses Vorhabens erfolgt 

im Jahr 1999. Bis dahin ist der Standort ausschließlich 

als Siemens-interner Lieferant von medizintechni-

schen Komponenten tätig. Mit dem Einbeziehen von 

OEM-Kunden steigert der Standort sein Produktions-

volumen und unterstreicht seine Führungsrolle im 

Bereich Komponenten auf dem Weltmarkt. Die Tiefen-

blende und das Deckenstativ sind die ersten Produkte, 

die von Kemnath aus an externe Kunden geliefert 

werden. Das neue Geschäftsfeld verlangt ebenso ein 

eigenverantwortliches Produktmarketing. 

Der Beginn der Produktion von Radiographie-Geräten 

im Jahr 1998 führt zur Aufnahme des Service angebots 

„Factory Installation“ in den Aufgabenkatalog des 

Werks. Dabei wird das von Kemnath gefertigte, mon-

tierte und geprüfte Gerät an den Kunden aus geliefert

direkt aufgestellt und in Betrieb genommen. Der Ver-

kauf des Radiographie-Gerätes inklusive der Service-

Leistung zum Pauschalpreis macht das Geschäftsfeld 

Radiographie für Siemens wieder lukrativ. 

Mit dem 1997 definierten Maßnahmenkatalog und 

den darin enthaltenen Leitzielen „Straffung, Abbau 

der Hierarchien, Transparenz, direkte Orientierung 

28


am Kunden“ soll ein langfristiger wirtschaftlicher 

Aufschwung für das Werk erreicht werden.

Im Jahr 1997 gründet Siemens eine eigene Gesell-

schaft für Grundbesitz und Immobilien. Das haus-

eigene Immobilienunternehmen kümmert sich als 

Besitzer des Werks Kemnath um die Abwicklung der 

Gebäudeinstandhaltung, die Ver waltung und die 

An- und Vermietung von Flächen. Siemens Kemnath 

wird zum Mieter des Werksgeländes und ist für die 

Innenausstattung zuständig. Mit der Auslagerung 

aller Angelegenheiten, die das Werksgelände betref-

fen, soll das Augenmerk am Standort voll auf die 

Produk tion ausgerichtet und diese damit effektiver 

gemacht werden.

In diesem von Veränderungen geprägten Jahr feiert 

der Siemens Konzern am 4. Oktober 1997 sein 

150-jähriges Bestehen. Das Werk begeht dieses Jubi-

läum mit einem Tag der offenen Tür. 



Kemnath wird global

In den 90er-Jahren startet das Kemnather Werk auch 

seine ersten internationalen Aktivitäten. Mit dem 

chinesischen Staatsunternehmen „Shanghai Medical 

Instruments Co. Ltd.“ werden Verhandlungen über 

eine mögliche Kooperation geführt. In Kemnath 

werden rund 50 chinesische Entwickler, Planer und 

Facharbeiter ausgebildet. Die Trainingsmaßnahmen 

dauern zwei bis drei Wochen. Das Ziel ist es, das Rönt-

gengerät Siregraph in China produzieren zu lassen. 

Zunächst scheitert dieses Vor haben, aber fünfzehn 

Jahre später kann die Zusammen arbeit mit Shanghai 

Medical realisiert werden. 

Umweltgütesiegel der Europäischen 

Union verliehen 

Im Februar 1996 stellt sich der Standort erstmals 

einer Überprüfung nach dem Umwelt-Audit-Verfahren 

der Europäischen Union. Ein unabhängiger Gutachter 

prüft dabei die Umweltpolitik des Unternehmens, die 

Umweltziele und Programme der Fertigungsstätte, 

sowie die Umwelterklärung. Als erster Standort des 

Bereichs Medizintechnik besteht das Werk Kemnath 

diese Überprüfung und wird in das europaweite 

Standortregister aufgenommen. Durch die Umwelt-

betriebsprüfung ist der Standort Kemnath seit 

1996 nach der international gültigen Umweltnorm 

ISO 14001 zertifiziert. 

Auf dem Weg hin zu einem umweltfreundlichen 

Standort hat das Werk Kemnath zahlreiche Maßnah-

men ergriffen. So reduziert der Betrieb die Schadstoff-

belastung der Luft pro Jahr um 4,2 Tonnen Schwefel-

dioxid, indem es zur Wärmeerzeugung Erdgas statt 

Heizöl verwendet. Außerdem kann der Standort durch 

die Einrichtung neuer Wasserkreisläufe und einer 

Prozessoptimierung der Oberflächenbehandlung von 

Metallen jährlich 10.000 Kubikmeter Wasser einspa-

ren. Schon seit einigen Jahren verzichtet das Werk 

Kemnath außerdem auf halogenierte Lösungsmittel. 

Auch schadstoffhaltige Transformatoren und Konden-

satoren sind komplett aus der Fertigung verschwun-

den. Des Weiteren implementiert der Standort ab-

wasserfreie Ober flächenreinigungsanlagen in der 

Fertigung. Dank der Einführung des Pulverbeschich-

tungsverfahrens bei der Oberflächenbehandlung 

kommt das Werk mit 40 Prozent weniger Lösungsmit-

tel als bisher aus. Für den betrieblichen Umweltschutz 

spielen aber auch die Mitarbeiter eine entscheidende 

Rolle. Sie tragen mit Energiesparmaßnahmen und 

einer konsequenten Abfalltrennung ihren Teil zur 

umweltfreundlichen Produktionsstätte bei.

Die neuen Fließlinien Mitte der 90er-Jahre

Mitarbeiter von Shanghai Medical Instruments Co., Ltd. 

vor dem Werkstor in Kemnath. 

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