Das Lächeln der Frauen
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Das Lächeln der Frauen
dich furchtbar angelogen, aber ... es ging gar nicht anders, das mußt du mir
glauben! Ich ... ich war in einer schrecklichen Zwickmühle. Bitte! Ich kann es dir erklären ...« Ich schnitt ihm das Wort ab. »Weißt du was, André Chabanais? Ich verzichte auf deine Erklärungen. Du wolltest von Anfang nicht, daß ich mit Robert Miller zusammenkomme, du hast dich immer dazwischengestellt und schwierig gemacht, aber dann ... dann ist dir was viel Besseres eingefallen, nicht wahr?« Ich schüttelte den Kopf. »Wie kann man sich etwas so Perfides ausdenken?« »Aurélie, ich habe mich in dich verliebt - und das ist die Wahrheit«, sagte er. »Nein«, entgegnete ich. »So behandelt man keine Frau, die man liebt.« Ich nahm seine Sachen vom Stuhl und warf sie ihm ins Gesicht. »Hier«, sagte ich. »Zieh dich einfach an und geh!« Er hob die Kleidungsstücke auf und sah mich unglücklich an. »Bitte gib mir eine Chance, Aurélie.« Vorsichtig machte er einen Schritt auf mich zu und versuchte den Arm um mich zu legen. Ich drehte mich weg und verschränkte die Arme. »Gestern ... das ... war das Schönste, was ich jemals erlebt habe ...«, sagte er mit einschmeichelnder Stimme. Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. »C'est fini!« stieß ich zornig hervor. »Es ist aus! Es ist aus, bevor es noch richtig angefangen hat. Und das ist gut so. Ich lebe nämlich nicht gern mit einem Lügner!« »Ich habe nicht wirklich gelogen«, sagte er da. »Wie kann man nicht wirklich lügen? Das ist ja lächerlich!« erwiderte ich aufgebracht. Offenbar hatte er sich jetzt eine neue Taktik überlegt. André stellte sich in seinem grauen Frotteebadehandtuch vor mich hin. »Ich bin Robert Miller«, sagte er verzweifelt. Ich lachte auf, und selbst in meinen Ohren klang meine Stimme schrill. Dann musterte ich ihn von oben bis unten, bevor ich sagte: »Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Du bist Robert Miller? Ich habe ja schon viel gehört, aber diese freche Lüge ist wirklich die Krönung. Das wird ja immer absurder.« Ich stemmte meine Hände in die Hüften. »Pech für dich, aber ich habe Robert Miller gesehen, den echten Robert Miller, auf der Lesung! Ich habe sein Interview im Figaro gelesen. Aber du bist Robert Miller, alles klar!« Meine Stimme überschlug sich. »Weißt du, was du bist, André Chabanais? Du bist einfach nur lächerlich! Du kannst diesem Miller nicht das Wasser reichen - das ist die Wahrheit. Und jetzt geh einfach, geh! Ich will nichts mehr hören, du machst alles nur noch schlimmer!« »Aber versteh doch - Robert Miller ist nicht Robert Miller!« rief er aus. »Das war ... das war ... ein Zahnarzt!« »Raus!« schrie ich und hielt mir die Ohren zu. »Verschwinde aus meinem Leben, André Chabanais, ich hasse dich!« Als André ohne ein weiteres Wort und mit hochrotem Gesicht die Wohnung verlassen hatte, brach ich schluchzend auf dem Bett zusammen. Vor einer Stunde noch war ich der glücklichste Mensch von Paris gewesen, vor einer Stunde noch hatte ich gedacht, ich stünde am Anfang von etwas ganz Wunderbarem - und nun hatte alles eine katastrophale Wendung genommen. Ich sah die beiden noch vollen Kaffeetassen auf meinem Nachttisch und brach erneut in Tränen aus. War es denn mein Schicksal, betrogen zu werden? Mußte mein Glück immer in einer Lüge enden? Ich starrte hinaus in den Hof. Mein Bedarf an Männern, die mich belogen, war jedenfalls gedeckt. Ich seufzte tief. Ein langes ödes Leben tat sich vor mir auf. Wenn das so weiterging, würde ich als verbitterte Alte enden, die auf Friedhöfen herumspazierte und auf Gräbern Blumen pflanzte. Nur daß ich nicht so vergnügt wäre wie Mrs. Dinsmore. Plötzlich sah ich uns alle wieder in der Coupole sitzen, an Mrs. Dinsmores Geburtstag, und hörte sie vergnügt ausrufen: »Kindchen, der ist genau der Richtige!« Ich ließ mich kopfüber ins Kissen fallen und schluchzte weiter. Ein unglücklicher Gedanke gebiert den nächsten, und ich mußte daran denken, daß bald Weihnachten war. Es würde das traurigste Weihnachten meines Lebens werden. Der Zeigefinger der kleinen Uhr auf meinem Nachttisch rückte vor, und mein Herz fühlte sich mit einemmal ganz alt an. Irgendwann stand ich auf und brachte die Tassen in die Küche. Ich streifte die Zettel an der Gedankenwand, und ein Gedanke segelte zu Boden. »Kummer ist ein Land, wo es regnet und regnet und doch nichts wächst«, stand auf dem Zettel. Das war unbestreitbar richtig. All meine Tränen würden die Dinge nicht ungeschehen machen. Ich nahm das Stück Papier und heftete es behutsam wieder an die Wand. Und dann rief ich Jacquie an, um ihm zu sagen, daß ein Attentat auf mein Herz verübt worden war und daß ich in den Weihnachtsferien mit ans Meer fahren würde. |
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