Das Lächeln der Frauen


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Bog'liq
Das Lächeln der Frauen

Lächeln der Frauen, und in dem Buch steckte der Brief von Miller. Mit
zitternden Händen zog ich die handbeschriebenen Seiten hervor.
»Sehr ergeben, Ihr Robert Miller.« Ich flüsterte die Schlußworte des
Briefes leise vor mich hin, als ich jetzt hastig das Buch aufschlug und auf
die Widmung starrte. »Für Aurélie Bredin mit sehr herzlichen Grüßen von
Robert Miller«. Robert Miller hatte zweimal unterschrieben. Doch die
Signatur der Widmung war eine völlig andere als die Unterschrift des
Briefes. Ich drehte den Umschlag um, auf dem noch der kleine gelbe Postit-
Zettel von André Chabanais klebte, und stöhnte auf. Es war André, der den
Miller-Brief geschrieben hatte, und ich war die ganze Zeit über belogen
worden!
Benommen setzte ich mich aufs Bett. Ich dachte daran, wie André mich
mit seinen braunen Augen so treuherzig angeschaut hatte, gestern abend im
Restaurant, wie er gesagt hatte »Es tut mir so leid, Aurélie«, und eine kalte
Wut stieg in mir auf. Dieser Mann hatte meine Gutgläubigkeit ausgenutzt,
er hatte sich einen Spaß daraus gemacht, mich an der Nase herumzuführen,
er hatte sein Spiel mit mir getrieben, um mich ins Bett zu bekommen, und
ich war darauf hereingefallen.
Ich sah aus dem Fenster, wo die Sonne immer noch in den Hof schien,
doch das schöne Bild eines glücklichen Morgens war zerstört.
André Chabanais hatte mich belogen, genauso wie mich Claude belogen
hatte, aber ich würde mich nicht mehr belügen lassen, nie mehr! Ich ballte
meine Hände zu Fäusten und atmete in kurzen schnellen Zügen ein und aus.
»So, mein Herzchen, der ganze Tag gehört uns.«


André war ins Zimmer getreten, er hatte sich ein großes dunkelgraues
Badetuch umgeschlungen und aus seinen braunen Haaren tropfte das
Wasser.
Ich starrte zu Boden.
»Aurélie?« Er trat näher, stellte sich vor mich und legte die Hände auf
meine Schultern. »Meine Güte, du bist ja ganz blaß im Gesicht. Geht's dir
nicht gut?«
Ich nahm seine Hände von meinen Schultern und stand langsam auf.
»Nein«, sagte ich und meine Stimme zitterte. »Mir geht es nicht gut. Mir
geht es überhaupt nicht gut.«
Er sah mich verwirrt an. »Was hast du? Aurélie ... Liebes ... kann ich
irgend etwas für dich tun?« Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich fegte seine Hand weg. »Ja«, sagte ich drohend. »Faß mich nie wieder
an, hörst du, nie wieder!« Er wich erschrocken zurück.
»Aber, Aurélie, was ist denn nur los?« rief er aus.
Ich merkte, wie eine Welle der Wut in mir aufstieg. »Was los ist?« fragte
ich gefährlich leise. »Du willst wissen, was los ist?«
Ich ging zu der Stelle, an der ich das Photo hatte fallen lassen, und fischte
es mit einer einzigen Bewegung auf. Ich hielt ihm das Photo hin.
»Das ist los!«schrie ich und stürzte an meinen Nachttisch. »Und das ist
los!« Ich griff nach dem gefälschten Brief und warf ihn André vor die Füße.
Ich sah, wie sich sein Gesicht rot verfärbte.
»Aurélie ... bitte ... Aurélie«, stammelte er.
»Was?!« schrie ich. »Willst du mir jetzt noch eine Lüge auftischen? Oder
reicht es?« Ich nahm das Buch von Robert Miller und hätte es ihm am
liebsten um die Ohren gehauen. »Das einzige, was an dieser ganzen
verlogenen Geschichte stimmt, ist dieses Buch. Und du, André, Cheflektor
der Editions Opale, du bist das letzte für mich. Du bist noch schlimmer als
Claude. Der hatte ja wenigstens einen Grund, mich zu belügen, aber du ...
du ... du hast dir einen Spaß daraus gemacht ...«
»Nein, Aurélie, es war ganz anders ... bitte ...«, rief er verzweifelt.
»Ja«, sagte ich. »Das war es in der Tat. Du hast meinen Brief geöffnet,
anstatt ihn weiterzuleiten. Du hast mir einen gefälschten Brief zukommen
lassen, und dann hast du dich wahrscheinlich totgelacht, in der Coupole, als
ich dir nichts von dem Brief erzählen wollte. Alles sehr schlau eingefädelt,
Kompliment!« Ich machte einen Schritt auf ihn zu und blickte ihn voller
Verachtung an. »In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Menschen


kennengelernt, der sich so scheinheilig am Unglück anderer weidet.« Ich
sah, wie er zusammenzuckte. »Nur eines mußt du mir noch erklären - es
interessiert mich nämlich wirklich, wie du das eingefädelt hast. Wer hat
gestern abend im Restaurant angerufen? Wer?«
»Das war wirklich Adam Goldberg. Er ist ein Freund von mir«, sagte er
zerknirscht.
»Ach, er ist ein Freund? Na, das ist ja großartig! Wie-viele Freunde
dieser Sorte gibt's denn noch, na? Wieviele lachen denn jetzt schon über die
dumme naive Kleine, hein, willst du es mir nicht verraten?« Ich geriet
immer mehr in Rage.
André hob abwehrend die Hände und ließ sie dann schnell wieder sinken,
als sein Handtuch rutschte. »Keiner lacht über dich, Aurélie. Bitte denke
nicht schlecht über mich ... ja, ich weiß, ich habe dich angelogen, ich habe

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