Ernst Thälmann als Leitfigur der kommunistischen Erziehung in der ddr


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Ernst Thälmann (Erich Weinert)
Moskau 1936
Er haust in seinem Grab von Stein 
Sie hätten längst ihn umgebracht
Mit schmerzgequälten Gliedern, 
Und heimlich ihn begraben;
Drei Jahre lang mit sich allein.
Doch sehn sie, daß man ihn bewacht,
Da weht kein Wort zu ihm herein, 
Daß die Genossen Tag und Nacht
Kein Wort von seinen Brüdern.
Die Augen offen haben.
Drei Jahre fühlt er das Gewicht 
So taub und dick die Mauern sind,
Von rohen Henkertatzen.
Die seine Gruft umschließen,
Er sieht kein Menschenangesicht, 
Er fühlt der Welt geheimen Wind,
Sieht um sich nur in halbem Licht 
An jedem Tag, der ihm verrinnt,
Den Spuk gedunsner Fratzen. 
Fühlt er, daß wir ihn grüßen.
Wenn ihn der Feind uns auch entriß,
Er kann den Geist nicht töten.
Der überlebt die Finsternis.
Er weiß: es ist der Tag gewiß,
Wo wir zum Sturm antreten.
Dieses Gedicht gehörte nicht zu den regulär thematisierten im Deutschunterricht der Klasse 5 (Lehr-
plan Deutsche Sprache und Literatur Klasse 5 bis 10, 1987, S. 16).


Klasse 6
Im Lesebuch der sechsten Klasse ist von 1970 bis 1984 kein spezieller Text zum Thälmann-Bild ent-
halten. Der Lehrplan verweist jedoch auf die außerunterrichtliche Lektüre der Bücher Kuddel und
Fietje von Willi Meinck und Buttje Pieter und sein Held von Max Zimmering (Lehrplan Deutsche
Sprache und Literatur Klassen 5 bis 7, 1979, S. 106; Meinck 1964; Zimmering 1954).
Erst in die Neuausgabe (1985) ist ein Ausschnitt aus dem Kinderbuch „Dann werde ich ein Kranich
sein“ von Gisela Karau (original: Karau 1975) aufgenommen (Lesebuch Klasse 6, 1985, S. 173-176;
Dokument D 2.g). Mit Hilfe der Kinderbuchlektüre sollten die Schüler befähigt werden, die Beweg-
gründe für die Handlungen der Hauptfiguren zu erkennen und zu werten. Sie sollten unter diesem
Gesichtspunkt im Buch wichtige Textstellen herausfinden üben und erkennen lernen, daß in dem
„spannenden Handlungsgeschehen gesellschaftliche Bezüge, politische und moralische Fragen zu
entdecken und zu beantworten sind“ (Lehrplan Deutsche Sprache und Literatur Klasse 5-10, 1987,
S. 45). Das Lesen dieses Abschnittes wie auch des gesamten Buches von Karau gehörte nicht zur
zwangsläufigen Lektüre. Allerdings ist das Buch im Kanon der empfohlenen Freizeitlektüre enthalten
(ebenda, S. 54).
Klasse 7 und 8
In den Lesebüchern der siebten und auch der achten Klasse aus den 70er/80er Jahren sind keine ex-
pliziten Texte zum Thälmann-Bild enthalten. Für die außerunterrichtliche Lektüre konnte den Schü-
lern das Buch Der gute Stern des Janusz K.von Gisela Karau empfohlen werden (Lehrplan Deutsche
Sprache und Literatur Klasse 5-10, 1987, S.110; original: Karau 1976).
Klasse 9/10
Das einbändige Lesebuch für Klasse 9 und 10 enthält in allen Ausgaben des Untersuchungszeitrau-
mes durchgängig den Essay Held Thälmann von Heinrich Mann aus dem Jahr 1936. Mann beschreibt
den inhaftierten KPD-Vorsitzenden als weltbekannten Helden, der sehr stark sei, „viel stärker als
seine Peiniger, die ihn verschwinden lassen möchten und es nicht wagen. Thälmann ist ein wirklicher
Arbeiter mit Fäusten und einem gesunden Verstand. der Feind, der ihn gefangenhält, stellt von allem
das Gegenteil dar. Held Thälmann hält durch, obwohl sie ihm, wie manchem anderen proletarischen
Kämpfer, natürlich angeboten haben, er braucht nur zu verraten – Verrat an seiner Sache und Klasse
–, dann würden sie ihn in ihre Bande aufnehmen und er hätte den Reichtum und die Macht. Nein! Er
pfeift auf ihre lausige Macht und ihren geklauten Reichtum. Er begreift mit einem gesunden Ver-
stand: das Gefängnis macht ihn stärker von Tag zu Tag. Das Gefängnis überzeugt viele, die es nie
geglaubt hätten, von der Gerechtigkeit seiner Sache“ (Lesebuch Klasse 9/10, 1981, S. 14f.; 1987, S.
213; Dokument D.2h).
Der Essay steht ebenfalls in der Reihe von Texten, die behandelt werden konnten, aber nicht behan-
delt werden mußten. Hieran sollten die Schüler ihre Fähigkeit üben, literarische Werke unterschiedli-
cher Form weitgehend selbständig zu erschließen und ausgewählte Textstellen bis hin zu sprachlichen
Details sorgfältig zu interpretieren, was die Fähigkeit einschließt, Inhalt-Form-Beziehungen in ihrer
Funktion zu erfassen und Gestaltungsmittel richtig zu bezeichnen. Des weiteren konnte hier die Fä-
higkeit des parteilichen Wertens und die begründete Äußerung und Argumentation geübt werden
(Lehrplan Deutsche Sprache und Literatur Klasse 5 bis 10, 1987, S. 114).
Für die Vermittlung des Thälmann-Bildes gleichfalls relevant war das Buch Nackt unter Wölfen von
Bruno Apitz (1958). Es stand als Pflichtlektüre auf dem Leseplan der neunten Klasse. Apitz schildert
im Roman die illegale Tätigkeit der im Konzentrationslager Buchenwald organisierten Kommunisten.
Auch von der Ermordung Thälmanns ist die Rede (siehe auch Teil II.1; Dokument B 3.1a). Die
Lektüre des Buches erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem die Jugendlichen die Nationale Mahn- und
Gedenkstätte Buchenwald bereits im Rahmen der Jugendstunden besucht haben sollten (siehe Teil
IV. 4.2). Der Lehrplan sah die Romanbehandlung in folgender Weise vor.


„Nackt unter Wölfen“ wird als Roman erschlossen, in dem der Kommunist Apitz Erlebnisse und Erfah-
rungen vom antifaschistischen Widerstandskampf aus historischer Sicht gestaltet, die durch seine aktive
Teilnahme am Aufbau des Sozialismus in der DDR mitgeprägt ist. Als Hohelied auf den proletarischen
Internationalismus, auf den Kampf der Antifaschisten unter Führung der Kommunisten, auf den soziali-
stischen Humanismus erweckt der Roman Stolz auf unsere revolutionären Traditionen im Kampf gegen
den Faschismus und alle Erscheinungsformen der Menschenverachtung und Barbarei, begeistert er für
wahres Heldentum und echte Kameradschaft, setzt er mit der sittlichen Größe und weltanschaulichen
Überlegenheit der von den Faschisten Geknechteten und Verfolgten verpflichtende Maßstäbe für politi-
sche und weltanschaulich-moralische Haltungen sozialistischer Menschen Diese Maßstäbe sind den
Schülern bewußt zu machen und am Beispiel einzelner Helden des Romans auch emotional erlebbar.
[...] Die Lösung des Konflikts in seiner über den Augenblick hinausweisenden Bedeutung; die Bezie-
hung zwischen dem Widerstandskampf, der Befreiung des Lagers und der Aussicht auf eine humanisti-
sche Ordnung (Perspektivgestaltung – Symbolgehalt des Schlußbildes). [...]
Die Wirkung des Romans; der Roman als eine bedeutende künstlerische Leistung der DDR-Literatur.
Die Erzählung „Das Buchenwaldlied“ von Otto Gotsche wird in die Behandlung des Romans von Apitz
einbezogen. Die Schüler erleben, wie das Vorbild eines deutschen Kommunisten das Denken, Fühlen
und Handeln anderer Menschen nachhaltig beeinflußt und entscheidend geformt hat. (Lehrplan Deutsche
Sprache und Literatur Klasse 5 bis 10, 1987, S. 133f.)
Die nachfolgende Übersicht verdeutlicht die Präsenz von expliziten Texten über Ernst Thälmann in
den Lesebüchern der DDR in den 70er und 80er Jahren. Eine Kontinuität zeigt sich besonders in der
Unterstufe, zum Beispiel in der Fibel und mit dem Text aus den Erinnerungen an meinen Vater.
Auch wenn ein Teil der Texte in Neuausgaben in den 80er Jahren ausgetauscht wurden: die Präsenz
des Vorbildes blieb erhalten. Waren die Texte in den unteren Klassenstufen obligatorisch (besonders
in Klasse 1 und 2 im Zusammenhang mit dem Heimatkundeunterricht), so galt das für die höheren
Klassenstufen nicht mehr.
Klasse
1970 ... 1989: Lesestücke
1
1974/1989: Lesetext: „Janas Bruder“
2
1970/1989: aus Gabel-Thälmann
1970/1982: Baumert / 1983/1989: aus Chowanetz (1977)
3
1970/1983: M. Kuhn / 1984/1989: aus Chowanetz (1977)
4
1971/1984: aus Gabel-Thälmann (2 Texte) / ab 1985 ---
5
1970/1980: aus Zimmering / 1984/1989: Weinert (Gedicht)
6
1970/1984: --- / 1985/1989: aus Karau (1975)
7
---
8
---
9/10
1970/1989: H. Mann („Held Thälmann“)
Übersicht 3: Texte über Ernst Thälmann in den Lesebüchern der POS (1970-1989)
1.2 Heimatkunde
In enger Verbindung mit der muttersprachlichen Bildung stand in den Klassen 1 bis 4 der allgemein-
bildenden polytechnischen Oberschule der Erwerb von Grundkenntnissen aus dem Leben der soziali-
stischen Gesellschaft. Das Unterrichtsfach Heimatkunde als Teilbereich des Deutschunterrichts in
diesen Klassenstufen der Unterstufe diente zur Vermittlung entsprechender Kenntnisse und sollte die
Schüler so auf den späteren Fachunterricht Geschichte vorbereiten (Neuner u.a. 1973, S. 318).
Systematisch und planmäßig wurde auch das Thälmann-Bild in diesem Fach vermittelt. Das fand vor
allem in den Unterrichtsbereichen „Die Kinder als Schüler und Jungpioniere“ (Klasse 1- 3) und


„Einführung in das gesellschaftliche Leben“ (Klasse 1 - 4) statt. Gerade im Fach Heimatkunde zeigt
sich die enge Verbindung von politisch-ideologischer Erziehung und Bildung, denn in den beiden
genannten Teilbereichen wurde im wesentlichen das Wissen vertieft, was die Kinder aus der Pionier-
arbeit kannten und im Unterricht anwenden sollten. Thälmann wurde den Kindern im Laufe der vier
Unterstufenschuljahre als vorbildliche Figur in der Geschichte der deutschen Arbeiterklasse vermittelt
(APW 1979, S. 60f.; Schmidt u.a. 1984, S. 112ff.; Dokument D 1.a).
In den beiden ersten Klassenstufen gab es kein eigenständiges Lehrbuch für das Fach Heimatkunde.
Die Schüler nutzten die Fibel und das Lesebuch der Klasse 2. Die Lehrer zogen Kinderbücher und
die ABC-Zeitung für die Unterrichtsgestaltung heran. Auch standen ihnen die üblichen Unterrichts-
mittel zur Verfügung, zum Beispiel Diaserien oder Tonbildserien (zum Beispiel  Tonbildserie Nr. T-
R 166: Ernst Thälmann, Unterrichtshilfe Heimatkunde Klasse 4, 1985, S. 100). Im Lehrerbuch Hei-
matkunde für die Klassen 1 bis 4 (Dose u.a. 1981, S. 33-45, S. 191f.) sind neun Texte über Thäl-
mann aus biographischen Publikationen angeordnet, auf die zurückgegriffen werden konnte.
Für Klasse 3 und 4 stand den Schülern dann ein Heimatkundebuch zur Verfügung. Die Bücher beider
Klassenstufen erfuhren Mitte der 80er eine Neugestaltung. Der Vergleich der alten und der neuen
Ausgabe läßt erkennen: an der wesentlichen Qualität der Darstellung Thälmanns insgesamt änderte
sich nichts. Lediglich ist die zuvor gleichmäßig auf beide Klassenstufen verteilte Darstellung in der
neuen Ausgabe mehr im Lehrbuch der dritte Klasse plaziert. Die neue Ausgabe des Lehrbuches der
Klasse 4 verzichtete daraufhin auf den Abdruck von Porträtfotos Thälmanns, weil diese nun bereits
im Lehrbuch der vorherigen Klasse abgebildet waren. Quantitativ gesehen bedeutete die Umgestal-
tung jedoch einen Zuwachs an Informationen. Der Tatsache folgend, daß die Präsentation des Thäl-
mann-Bildes im gesamten Heimatkundeunterricht einheitlich blieb, stelle ich die verschiedenen Lehr-
buchausgaben und Lehrpläne nur da gegenüber, wo wichtige Unterschiede erkennbar sind.
Klasse 1
Die Vermittlung des Thälmann-Bildes im Heimatkundeunterricht der ersten Klasse stand im Zusam-
menhang mit dem Kennenlernen der Person Ernst Thälmanns als Namensgeber und Vorbild der Pio-
nierorganisation (Lehrplan Deutsch Klasse 1, 1989, S. 75). In dieser agitatorischen Form ist auch der
Lesetext in der Fibel verfaßt (Dokument D 2.a). Für den Heimatkundeunterricht sah der Lehrplan
gleichfalls die Erklärung der Pioniersymbolik vor. Aus diesem Grund war für die Schüler der Besuch
des schuleigenen Pionierzimmers innerhalb des Unterrichts geplant. Hier befanden sich gewöhnlich
auch ein Thälmann-Porträt und weitere Dokumente über Ernst Thälmann (Schmidt u.a. 1984, S.
112). Auch sah der Lehrplan die Vermittlung der Gebote der Jungpioniere und die politische Erzie-
hung der Kinder in deren Sinne vor. Die Kinder lernten auf diese Weise ihre Rechte und Pflichten als
Jungpioniere kennen (Lehrplan Deutsch Klasse 1, 1989, S. 75).
Klasse 2
Im Heimatkundeunterricht der zweiten Klasse erweiterte sich die Vermittlung des Thälmann-Bildes.
Anhand von Episoden aus dem Lesebuch (Dokumente D 2.b; D 2.c1; D 2.c2) und aus Kinderbü-
chern (in erster Linie Erinnerungen an meinen Vater“ von I. Gabel-Thälmann) erfuhren die Schüler
vom Leben des Arbeiterführers. So steht im Lehrplanwerk für das Fach Heimatkunde der zweiten
Klasse (Neuner u.a. 1973, S. 317): „An Beispielen aus dem Leben Ernst Thälmanns gewinnen die
Schüler Vorstellungen über seinen Kampf für ein besseres Leben aller Werktätigen und über sein
Verhältnis zu den Arbeitern. Sie werden angehalten, durch fleißiges Lernen und durch gutes Verhal-
ten diesem Vorbild nachzustreben“. Die methodisch-konzeptionellen Vorgaben zur Vermittlung des
Thälmann-Bildes im Lehrplan waren folgende.
1.2. Aus dem Leben Ernst Thälmanns (2 Std.)
Ausgehend von den in Klasse 1 erworbenen Kenntnissen über die Pionierorganisation, lernen die Schü-
ler weitere Beispiele aus dem Kampf Ernst Thälmanns für ein besseres Leben der Werktätigen, für den


Frieden und gegen den Faschismus kennen. Sie gewinnen Vorstellungen über sein Leben und seinen
Kampf für ein besseres Leben der Arbeiter und erfahren, warum Ernst Thälmann Vorbild für alle Pio-
niere ist.
Inhaltliche Schwerpunkte:
Episoden aus der Kindheit Ernst Thälmanns.
Vom Kampf Ernst Thälmanns:
Beispiele für sein mutiges und entschlossenes Eintreten als Führer der Arbeiter für ein besseres Leben
aller Werktätigen und für den Frieden, gegen Faschismus und Krieg; das Verhältnis zwischen Thälmann
und den Arbeitern.
Hinweis
Zur Vorbereitung des Unterrichts kann sich der Lehrer auf das Buch von Irma Thälmann „Erinnerungen
an meinen Vater“ stützen. Der Lesetext „Aus der Kindheit Ernst Thälmanns“ steht im Lesebuch für die-
se Stoffeinheit zur Verfügung. (Lehrplan Deutsch Klasse 2, 1983, S. 57).
Die Schüler der zweiten Klasse wurden innerhalb des Heimatkundeunterrichts auch über die Gedenk-
stätten des Heimatortes informiert und über deren Bedeutung aufgeklärt (Lehrplan Deutsch Klasse 2,
1983, S. 62). Wie eine solche Exkursion zu einem Thälmann-Denkmal in der Region mit den Schü-
lern innerhalb des Heimatkundeunterrichts durchgeführt werden konnte, verdeutlicht Dokument D
3.e. Nicht zuletzt war die persönliche Auseinandersetzung der Schüler mit Thälmann als Vorbild bei
der Vorbereitung auf den 1. Mai, dem Internationalen Kampftag der Werktätigen möglich, denn sie
waren aufgefordert, in Vorbereitung darauf Zeitungsausschnitte zu sammeln und in Zusammenwir-
ken mit der Pionierarbeit eine Wandzeitung zu gestalten (ebenda, S. 64; APW 1979, S. 112).
Klasse 3
Der Heimatkundeunterricht in der Klasse 3 sollte in erster Linie die Jungpioniere auf ihre Aufnahme
in die Reihen der Thälmannpioniere vorbereiten. An historischen Beispielen der aktiven Teilnahme
der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ am gesellschaftlichen Leben in der DDR sowie unter Be-
zugnahme auf die Gebote der Jungpioniere und die Gesetze der Thälmannpioniere sollte bei den
Schülern die enge Verbundenheit mit der Kinderorganisation und der Stolz auf die Mitgliedschaft in
dieser Organisation entwickelt werden (Lehrplan Deutsch Klasse 3, 1986, S. 67). In dem in der drit-
ten Klasse eingeführten Lehrbuch zum Fach Heimatkunde sind Gelöbnis und Gesetze der Thälmann-
pioniere abgedruckt; der folgende Text leitet das Kapitel ein. Die Fragen können auch als Aufgaben-
stellungen des Lehrers verstanden werden (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3, 1977, S. 105).
An dem Tag, an dem du als Thälmannpionier aufgenommen wirst, gelobst du, nach den Gesetzen der
Thälmannpioniere zu leben und Ernst Thälmann nachzueifern. Das wird dir nicht schwerfallen, wenn du
schon als Jungpionier dein Pionierversprechen gehalten hast. Kennst  du das Pionierversprechen und die
Gebote der Jungpioniere? Handelst du immer nach ihnen? Die Gesetze der Thälmannpioniere, mit denen
du dich bekanntmachen wirst, sollen dir helfen, dich nach deinem Vorbild zu richten und so zu leben,
daß du später ein tüchtiges Mitglied der Freien Deutschen Jugend wirst. (Lehrbuch Heimatkunde Klasse
3, 1977, S. 105).
Weiterhin sollten die Schüler erkennen, „daß die Leninpioniere durch fleißiges Lernen und andere
gute Taten genauso wie die Thälmannpioniere ihren Beitrag zur Stärkung ihres sozialistischen Va-
terlandes leisten und damit ihre Liebe zur Heimat beweisen. Die Bereitschaft, auf dieser Grundlage
aktive freundschaftliche Beziehungen zwischen den deutschen und sowjetischen Pionieren zu ent-
wickeln und zu vertiefen, ist bei den Schülern zu wecken und zu fördern“ (Lehrplan Deutsch Klasse
3, 1986, S. 67).
Auch das bereits erworbene Wissen über Ernst Thälmann sollte dabei vertieft werden. Den Schülern
waren laut Lehrplan Persönlichkeitseigenschaften von Ernst Thälmann zu vermitteln, die als vorbild-
stiftend für deren eigenes Verhalten beschrieben wurde. Hierzu zählten in erster Linie Mut, Disziplin
und Strebsamkeit (Lehrplan Deutsch Klasse 3, 1986, S. 67f.). Von den zur Verfügung stehenden
acht Stunden der Themeneinheit „Vorbereitung der Jungpioniere auf ihre Aufnahme in die Reihen


der Thälmannpioniere“ war die Hälfte für das Thema „Ernst Thälmann – Vorbild der Pioniere“ ein-
geplant.
3.2. Ernst Thälmann – Vorbild der Pioniere (4 Std.)
Inhaltliche Schwerpunkte:
Aus dem Leben Ernst Thälmanns:
Sein Geburtstag (16. April 1886); seine Kindheit; sein mutiges und entschlossenes Eintreten für ein bes-
seres Leben der Werktätigen, das Verhältnis zwischen Thälmann und den Arbeitern (Wiederholung aus
Klasse 2).
Ernst Thälmann als Vorsitzender der KPD und als Vorbild für alle Antifaschisten:
Beispiele aus seinem Kampf gegen die Unterdrückung des Volkes und gegen die Herrschaft der Faschi-
sten und den Krieg, seine ständige Verfolgung durch die Polizei.
Verhaftung durch die Faschisten (1933); seine Verbindung zu den Genossen und seine Standhaftigkeit
im Zuchthaus.
Seine Überzeugung vom Sieg der Sowjetunion über die deutschen Faschisten; die internationale Solida-
rität für Ernst Thälmann; seine Ermordung durch die deutschen Faschisten (1944).
Hinweis
Koordinierung mit Lesen „Frühlingsgruß“, „Der kleine Trompeter und sein Freund“.
(Lehrplan Deutsch Klasse 3, 1986, S. 68)
Im Lehrbuch Heimatkunde sind auf die „sozialistischen Errungenschaften“ der DDR zum großen Teil
auf farbigen Fotos dargestellt. Sie stehen den historischen Abbildungen in schwarz-weiß gegenüber,
in denen sich deutlich das Elend der Zeit zeigt, wie es vor der Gründung der DDR herrschte. So zei-
gen zwei solcher Fotos auch den unfreiwillig eingekerkerten Ernst Thälmann im Zuchthaus der Fa-
schisten: eines beim Lesen von Zeitungen in der Zelle, ein anderes beim Gang auf dem Gefängnishof
(Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3, 1977, S. 43f.). Diese Bilder sind am Ausgang des Kapitels „Aus
dem Leben und dem Kampf der Arbeiter in früherer Zeit“ angeordnet. Daran anschließend folgt das
Kapitel „Die Sowjetunion besiegt die deutschen Faschisten“. Hier vom „schweren Anfang“ und „der
weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft“ die Rede. Der Text kennzeichnet
Thälmann an dieser Stelle als Kämpfer für die sozialistische Gesellschaft. Folgende Episode steht
unter der Überschrift Begegnung mit Teddy; ein Autorenname ist nicht genannt).
Ernst Thälmann wurde während der Kerkerhaft von den faschistischen Aufsehern streng bewacht. Von
dieser Zeit erzählt ein deutscher Antifaschist:
„Eines Tages ging ich auf dem Gang des Gefängnisses in fünf Metern Entfernung an ihm vorbei. Ich
ballte meine rechte Faust, ohne sie zu erheben. Einen Augenblick nur schaute Ernst Thälmann auf meine
Faust. Er machte keine Bewegung, aber seine Augen grüßten mich – sie leuchteten auf. Er wußte nun,
daß seine Einlieferung in das Gefängnis in kurzer Zeit in den Zellen bei allen Antifaschisten bekannt
sein würde. Schon beim Abendessen konnte ich dem Gefangenen, der mir das Essen einfüllte, zuflüstern:
‘Thälmann ist im Hause!’ Ich wußte, er würde diese Nachricht weitergeben.
Am nächsten Tag machten wir wie immer unseren Rundgang auf dem Hof. Die einen gingen den inneren
Kreis in der Richtung des Uhrzeigers, die anderen im äußeren Kreis, entgegengesetzt. Beim Vorbeigehen
flüsterten die Antifaschisten sich zu: ‘Teddy ist hier!’ Bei dieser Nachricht strahlten die Augen der
Häftlinge. Die Aufseher brüllten zwar ab und zu: ‘Ruhe!’, aber die Neuigkeit verbreitete sich mit Win-
deseile. ‘Wir haben ihn noch, unseren Teddy, er ist sogar unter uns’, so dachten damals die Kommuni-
sten.
Manch einer unter uns, der zweifelte und niedergedrückt war, richtete sich wieder stolz auf, er wurde
wieder zuversichtlicher. Damals konnte ich nicht wissen, daß ich unseren geliebten ‘Teddy’ zum letzten
Mal gesehen hatte. Immer, wenn ich später an ihn dachte oder wenn sein Name fiel, sah ich vor mir sein
offenes, ehrliches Gesicht und das Aufleuchten seiner Augen.“ (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3, 1977,
S. 43f.)
Dem Text sind folgende Aufgabenstellungen für die Schüler begeordnet: „1. Nenne Namen von An-
tifaschisten deines Heimatortes! 2. Nenne Straßen, Einrichtungen und Plätze in deinem Heimatort,
die nach Antifaschisten benannt sind! 3. Erkundige dich, wie diese Antifaschisten gegen die Faschi-
sten damals gekämpft haben!“ (ebenda, S. 44).


In der Neugestaltung des Heimatkunde-Buches (1984) ist dem Thälmann-Bild, das in der Ausgabe
zuvor nur auf zwei Seiten ausgeführt worden war (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3, 1977, S. 43f.),
nun ein ganzes und dazu umfangreiches Kapitel gewidmet (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 3, 1988,
S. 59-66). Dokument D 3.a gibt die wichtigsten Passagen des Kapitels wieder.
Klasse 4
Im Lehrbuch Heimatkunde der Klasse 4 beschränkte sich die Thematisierung von Leben und Wirken
Ernst Thälmanns auf den Bereich „Einführung in das gesellschaftliche Leben“. In diesem Zusammen-
hang stand die Vermittlung der kommunistischen Traditionen im Vordergrund. Unter der Überschrift
„Vom langen und opferreichen Kampf der Arbeiter für das sozialistische Vaterland“ folgt die Dar-
stellung Ernst Thälmanns nach der von Marx, Engels und Lenin sowie von Karl Liebknecht und Rosa
Luxemburg. In der Unterrichtseinheit „Vom heldenhaften Kampf der deutschen Arbeiter unter Füh-
rung der Kommunisten gegen Unterdrückung, Krieg und Faschismus“ lernten die Schüler die Grün-
dung der KPD als „entscheidendes Ereignis im Kampf der deutschen Arbeiterbewegung“ kennen. Die
Ermordung von Liebknecht und Luxemburg mochten sie als „Ausdruck des unbändigen Hasses der
Kapitalisten gegen die Kommunisten“ begreifen (Unterrichtshilfen Heimatkunde Klasse 4, 1985, S.
47). An dieses Wissen knüpfte die Vermittlung des Thälmann-Bildes unter dem Thema „Vom Kampf
der KPD unter Führung Ernst Thälmanns gegen Hunger und Arbeitslosigkeit, für die Einheitsfront
gegen den Faschismus“ an. Die Unterrichtshilfen Heimatkunde Klasse 4 (1988, S. 50) enthalten fol-
genden Vorschlag für die Gestaltung der beiden Unterrichtsstunden (Dokumente D 3.b und D 3.c.).
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