Ernst Thälmann als Leitfigur der kommunistischen Erziehung in der ddr


Vorschlag für die Gestaltung der 3./4. Stunde


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Vorschlag für die Gestaltung der 3./4. Stunde
Thema: Vom Kampf der KPD unter Führung Ernst Thälmanns
1. Wiederholung

 
Reaktivieren der Kenntnisse über die Gründung der KPD und ihrer Führer [...]

 
Auswerten der Erkundung: Wie ehren wir heute in unserer Republik Karl Liebknecht und Rosa Lu-
xemburg (Vortragen der Ergebnisse)
2. Zielerorientierung
Wir wollen erfahren, wie die deutschen Kommunisten den Kampf unter Führung Ernst Thälmanns fort-
setzten.
3. Arbeit am neuen Stoff

 
Vermitteln von Vorstellungen und Kenntnissen über die Solidarität mit dem ersten Staat der Arbeiter
und Bauern (Lesen des LB-Textes S. 72/73 nach Aufgabenstellung, Hinweis auf Lesen „Olaf aus
Narvik“)
Begründen durch die Schüler:
Warum unterstützten die deutschen Arbeiter den ersten sozialistischen Staat der Welt?
Warum war die Kommunistische Partei der Sowjetunion den deutschen Kommunisten ein Vorbild?

 
Vermitteln von Kenntnissen über den Kampf der KPD gegen Hunger und Arbeitslosigkeit (Lehrver-
anstaltung auf der Grundlage des Textes, Lehrbuch, S. 73, Auswerten der Abbildungen)
Aufgabenstellung (evtl. als Tafelbild):
Wie kämpften die Arbeiter gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch die Kapitalisten?
Wer führte die Arbeiter in ihrem Kampf? (Belegen mit entsprechenden Textstellen des Lehrbuches)
Erweiterung des Wissens über den Kampf der KPD gegen Faschismus und Krieg (stilles Lesen des
Textes), Lehrbuch, S. 73/74
 
Aufgaben:
Welche Gefahr bedeutete es für das deutsche Volk, wenn die Faschisten an die Macht kämen?
Wodurch gelang es den Faschisten dennoch, die Macht zu ergreifen?
Wie hätte die Machtergreifung durch die Faschisten verhindert werden können? (Unterstreichen der ent-
sprechenden Textstelle [Folie], Vorlesen)
4. Zusammenfassung der Kenntnisse – Entwicklung eines Tafelbildes
Tafelbild (Stichpunkte):
Kommunisten warnten vor Faschismus und Krieg – riefen alle Werktätigen zum gemeinsamen Kampf
auf – Faschisten belogen das Volk – viele Menschen hörten nicht auf Thälmanns Warnung


(Übernahme des Tafelbilds ins Heimatkundeheft. Zusammenhängende mündliche Wiedergabe)
5. Anwenden des Wissens aus Klasse 3
Welche Folgen hatte die Herrschaft der Faschisten für das Leben der Menschen in unserer Heimat?
(Auswertung – vorbereiteter Schülervortrag, Bewerten!)
6. Abschluß
Lied: „Ich trage eine Fahne“ (Hören oder Singen)
(Unterrichtshilfen Heimatkunde Klasse 4, 1988, S. 50; Hervorhebungen im Original)
Im Anschluß daran lautete die nächste Stoffeinheit „Vom antifaschistischen Widerstandskampf“. In
deren Rahmen stand Ernst Thälmann als erstgenannter Widerstandskämpfer vor Artur Becker, Wer-
ner Seelenbinder, Liselotte Hermann. Laut Lehrplan sollte das Wissen aus Klasse 3 über Thälmann
angewendet und gefestigt werden. Dem Lehrer werden in diesem Zusammenhang die Nutzung von
Bildern und Tonbildreihe empfohlen (Unterrichtshilfen Heimatkunde Klasse 4, 1985, S. 48). Unter-
schiedlich sind die beiden Ausgaben der Lehrbücher hierzu gestaltet. In der Ausgabe bis 1984 ist
neben einem Foto, das Thälmann „im Hof des Zuchthauses“ zeigt, auch eine Passage aus den „Erin-
nerungen an meinen Vater“ zu finden (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4, 1983, S. 104-107; Doku-
ment D 3.b). Die Kommunisten – und hier vor allem Ernst Thälmann – seien es gewesen, die große
Anstrengungen unternahmen, die Arbeiter vor den Faschisten zu warnen. Aber die Warnungen waren
umsonst; „die Feinde“ kamen an die Macht und verhafteten die Kommunisten – doch die Siegeszu-
versicht und Standhaftigkeit von Ernst Thälmann konnten sie nicht brechen; sie sei Beispiel für alle
anderen Antifaschisten gewesen (Dokument D 3.b sowie D 3.e).
Ernst Thälmanns Standhaftigkeit und Siegeszuversicht in den Zuchthäusern der Faschisten
Im Jahre 1933 rissen die Faschisten die Macht an sich. Nun begann eine Verfolgung aller Hitlergegner.
Ernst Thälmann wurde verhaftet und mit ihm viele Tausende von Arbeitern. Man quälte und schlug ihn
und hielt ihn monatelang in einer Zelle gefangen, die bei Tag und Nacht grell erleuchtet war. Dann
mußte Ernst Thälmann viele Jahre in Einzelhaft verbringen. Die faschistischen Henker wollten ihn
zwingen, seine Partei und Genossen zu verraten. Sie hofften, auf diese Weise die Antifaschisten von ih-
rem Widerstandskampf abzuhalten. Aber Ernst Thälmann blieb, was er immer war: der tapfere, un-
beugsame Führer der deutschen Arbeiterklasse, der Feind des Faschismus und der mutige Kämpfer ge-
gen die Kriegstreiber. Deshalb fürchteten die Faschisten ihn auch noch im Gefängnis. (Lehrbuch Hei-
matkunde Klasse 4, 1983, S. 104).
Eine neue Gestaltung dieser Passage zeigt das Lehrbuch ab 1985. Sie enthält kein Porträt von Thäl-
mann; die anderen oben genannten Antifaschisten sind dagegen mit Foto vorgestellt (Lehrbuch Hei-
matkunde Klasse 4, 1988, S.72-77). Mehrere Texte verweisen auf Thälmanns politische Absichten –
vor seiner Verhaftung. So konnten die Schüler hier über die Freundschaft Thälmanns zur Sowjetuni-
on und über den Kampf der KPD gegen Hunger und Arbeitslosigkeit lesen (ebenda; Dokument D
3.c). In diesen Texten sind „die Kapitalisten“ wie auch „die Faschisten“ eindeutig als „die Feinde“
vorgeführt. Sie seien gegen die Sowjetunion gewesen und schuldig an Arbeitslosigkeit und Hunger
der Arbeiter und deren Kinder. Ernst Thälmann aber habe das deutsche Volk vor Faschismus und
Krieg gewarnt. Da es „die Feinde“ jedoch verstanden hätten, das Volk zu betrügen, wäre es den Fa-
schisten gelungen, an die Macht gekommen. Die Faschisten verboten daraufhin Parteien und Ge-
werkschaften und verhafteten viele Kommunisten wie auch – und dies ist im Vergleich zur vorheri-
gen Ausgabe neu – Sozialdemokraten, Christen und andere Widerstandskämpfer (ebenda, S. 74).
Ernst Thälmann warnte das deutsche Volk vor Faschismus und Krieg
Ernst Thälmann hatte die Pläne der macht- und geldgierigen deutschen Kapitalisten und Großgrundbe-
sitzer durchschaut. Deren Ziel war es, jene an die Macht zu bringen, die mit Gewalt ihre Interessen ver-
treten würden, die Faschisten. Die deutschen Kommunisten wußten, daß das Krieg bedeutete. Ein Krieg
bedrohte aber nicht nur das Leben von Arbeitern. Dem Krieg würden auch Bauern, Künstler, Lehrer,
Ärzte und andere Menschen zum Opfer fallen.
Die Kommunisten hatten erkannt, wie man dieser Gefahr begegnen konnte. Auf Flugblättern und in ih-
rer Zeitung „Die Rote Fahne“ riefen sie die Werktätigen in Stadt und Land zum gemeinsamen Kampf
auf.


Aber die Feinde des Volkes verstanden es noch immer, viele Arbeiter, Bauern und andere Werktätige zu
betrügen. So konnte es geschehen, daß 1933 die Faschisten mit Hilfe der Kapitalisten und Großgrund-
besitzer zur Herrschaft gelangten. Jetzt zeigte sich, wie recht Ernst Thälmann hatte, als er alle Gegner
der Faschisten aufforderte, in einer Front zu kämpfen. Die Faschisten verboten alle anderen Parteien
und die Gewerkschaften. Vor allem Kommunisten, aber auch Sozialdemokraten, Christen und andere
Widerstandskämpfer wurden während der zwölfjährigen Herrschaft der Faschisten eingekerkert, gefol-
tert, viele ermordet. Auch Ernst Thälmann fiel in die Hände der Faschisten. Er mußte elfeinhalb Jahre in
Einzelhaft verbringen. Die Faschisten folterten ihn. Er sollte seine Partei, seine Genossen verraten. Er
blieb standhaft. Die Faschisten konnten seinen Mut nicht brechen. Deshalb ermordeten sie ihn 1944 fei-
ge und hinterhältig. So wie Ernst Thälmann blieben viele Kommunisten ihrer Partei treu und kämpften
tapfer gegen die Faschisten. (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4, 1988, S. 73f.).
Die Aufgabenstellung zur Stoffeinheit für die Schüler lautete: „1. Fasse zusammen, wofür die KPD
unter der Führung Ernst Thälmanns kämpfte! Schreibe Stichpunkte auf!; 2. Erkundet, wie die Antifa-
schisten Artur Becker, Liselotte Hermann und Werner Seelenbinder in unserer Republik geehrt wer-
den!; 3. Informiert euch über das Leben und den Kampf von Antifaschisten eures Heimatbezirkes!
Wie werden sie geehrt?“ (ebenda, S. 77). Die wesentlichen Aussagen der Stoffeinheit sind im Buch
noch einmal zusammengefaßt; wiederum stehen hier die Kommunisten unter der Führung Ernst
Thälmanns im Vordergrund der Betrachtung.
Die Kommunistische Partei Deutschlands wurde 1918 von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg ge-
gründet. Die KPD wollte in Deutschland jene Ziele verwirklichen, die Karl Marx und Friedrich Engels
im Manifest der Kommunistischen Partei allen Arbeitern gestellt hatten. Nach dem Vorbild der Arbeiter
und Bauern kämpften die deutschen Kommunisten für einen Staat des Friedens und des Sozialismus, in
dem die Arbeiter die Macht ausüben.
Die KPD stellte sich darum seit ihrer Gründung fest an die Seite der Partei Lenins und des ersten sozia-
listischen Staates der Welt. Die Führer der KPD, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, wurden von
den Feindes des Volkes feige ermordet.
Unter Leitung Ernst Thälmanns führte die KPD einen beharrlichen und opferreichen Kampf gegen Hun-
ger und Arbeitslosigkeit, gegen die Faschisten und den Krieg.
Während der faschistischen Herrschaft fielen Tausende von Kommunisten und andere Widerstands-
kämpfer den faschistischen Henkern in die Hände, wurden eingekerkert, gefoltert und ermordet. Sie
blieben bis zu ihrem Tode standhaft wie Ernst Thälmann. Ihr Andenken wird in der Deutschen Demo-
kratischen Republik hoch in Ehren gehalten. (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4, 1988, S. 77)
Im Sinne der Aussage des letzten Satzes ist auch die Abbildung zu sehen, die als einzige im gesamten
Buch ab 1987 ausgetauscht worden ist. Sie zeigt das Thälmann-Denkmal in Berlin während der Ein-
weihungsfeier 1986. Irrtümlich (?) wurde jedoch die Bildunterschrift des vorher hier plazierten Bildes
weiter abgedruckt, die lautete „Nationales Jugendfestival der DDR 1984. Die Jugend demonstriert
für Frieden und Sozialismus“ (ebenda, S. 108). Dieses Bild steht am Schluß des Kapitels „Die DDR
– ein starker, in der Welt geachteter Staat des Friedens und des Sozialismus“. Der darauffolgende
Text läßt sich als kindgerechte Formulierung des „Thälmannschen Vermächtnisses“ verstehen.
In der DDR haben alle Werktätigen Arbeit. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Jeder hat das
gleiche Recht auf Bildung und auf den Schutz der Gesundheit. Diese Errungenschaften gilt es zu schüt-
zen und zu verteidigen. Je stärker der Sozialismus ist, desto sicherer ist der Frieden! Nach dieser Er-
kenntnis handeln die Arbeiter und Genossenschaftsbauern und auch die Jugend unseres Landes unter
Führung der SED. (Lehrbuch Heimatkunde Klasse 4, 1988, S. 108).
Über das Thälmann-Bild, das im Heimatkundeunterricht der Klasse 4 vermittelt wurde, lernten die
Schüler das Geschichtsbild der SED in groben Zügen kennen. Zugleich sollten sie dazu befähigt wer-
den, geschichtliche Fakten mit Textstellen aus dem Lehrbuchbuch zu belegen, Bilder zu beschreiben
und Tatbestände politisch zu werten sowie die geschichtlichen Ereignisse zeitlich richtig einzuordnen
(Unterrichtshilfen Heimatkunde Klasse 4, 1985, S. 47).


1.3
Geschichte
*
Der Geschichtsunterricht in der POS sollte dazu beitragen, daß sich die Schüler „in den komplizier-
ten Problemen des Klassenkampfes in unserer Zeit zurechtfinden, den Klassenstandpunkt der Arbei-
terklasse vertreten, den Feind durchschauen lernen, gegen alle Einflüsse des Gegners unanfechtbar
sind, ihnen entgegentreten und im Geiste des sozialistischen Patriotismus und Internationalismus
handeln“. Für die Herausbildung und Fundierung sozialistischer Grundüberzeugungen, Charakterei-
genschaften und Verhaltensweisen habe er daher große Bedeutung (Neuner u.a. 1973, S. 249). In
diesem Sinne erfolgte die Darstellung des Geschichtsbildes der SED von Klasse 5 bis 10; im Geiste
der sozialistischen Weltanschauung und Moral bekamen die Schüler Wissen über den historisch de-
terminierten Entwicklungsweg von der Urgesellschaft bis zum Sozialismus bzw. Kommunismus ver-
mittelt. In Anknüpfung an historische Kenntnisse aus dem Heimatkundeunterricht der dritten und
vierten Klasse sowie in Korrespondenz mit dem Staatsbürgerkundeunterricht stand die weitere Aus-
prägung des sozialistischen Geschichtsbewußtsein im Vordergrund (Gentner/Kruppa 1975). Den
Schülern der beiden letzten Klassenstufen der POS sollte ein – im Wortlaut der SED – „konkret wis-
senschaftlich begründetes Geschichtsbild von der weltgeschichtlichen Epoche des Übergangs vom
Kapitalismus zum Sozialismus“ vermittelt werden; das meint den Zeitraum von der Großen Soziali-
stischen Oktoberrevolution 1917 bis zur Gegenwart (Lehrplan Geschichte Klasse 9, 1987, S, 5).
Die Vermittlung des Thälmann-Bildes erfolgte in diesem Kontext in Klasse 9 und war laut Lehrplan
in das folgenden historische Umfeld eingebettet.
In Klasse 9 sind den Schülern konkrete Kenntnisse über den Kampf der fortschrittlichen Kräfte des
deutschen Volkes von der Novemberrevolution bis zum Ende des zweiten Weltkrieges und über die in
diesem Kampf entwickelten revolutionären Traditionen zu vermitteln. Die Schüler sollen die führende
Rolle der revolutionären Kräfte der deutschen Arbeiterklasse und ihrer Partei im Kampf um die Vertei-
digung und Erweiterung der demokratischen Errungenschaften gegen Imperialismus, Militarismus, Fa-
schismus und imperialistischen Krieg erkennen. Sie gewinnen innere Beziehungen zu diesem Kampf und
erfassen die Bedeutung der Entwicklung der KPD zur marxistisch-leninistischen Partei und deren wis-
senschaftliche Leistung im Ringen um die Ausarbeitung der Strategie zur Eroberung der politischen
Macht. In der Auseinandersetzung mit den Klassenkämpfen dieser Zeit und mit Grundfragen unserer
Epoche (vgl. Staatsbürgerkunde) ist den Schülern bereits bewußtzumachen, daß in der DDR unter Füh-
rung der SED die entscheidenden Lehren aus der Geschichte verwirklicht und die revolutionären Tradi-
tionen der deutschen Arbeiterklasse fortgeführt werden. (Lehrplan Geschichte Klasse 9, 1987, S. 6)
Die für das Thälmann-Bild relevante Stoffeinheit thematisiert die „Geschichte des deutschen Volkes
(1919-1933)“ innerhalb von zehn Stunden. Im Mittelpunkt dieser Stoffeinheit wurde den Schülern
nahegebracht, wie die von der KPD geführte deutsche Arbeiterklasse in dieser Zeit um die schritt-
weise Verwirklichung ihrer historischen Mission gerungen und wie sie in diesem Kampf die Lehre
Lenins und die Lehren aus der Novemberrevolution zur Richtschnur ihres Handeln gemacht habe.
Zur Entwicklung des historischen Denkens sollten die Schüler auch dazu veranlaßt werden, „die
prinzipielle Übereinstimmung der Politik der deutschen Arbeiterklasse und der KPD mit der Lebens-
situation des deutschen Volkes und der historischen Entwicklungsrichtung in unserer Epoche sowie
die führende Rolle der Arbeiterklasse im nationalen und sozialistischen Kampf nachzuweisen“. Es
sollten weiterhin die Überzeugungen gefestigt werden, „daß der Kampf gegen den raffinierten, hin-
terhältigen und aggressiven deutschen Imperialismus und gegen den Revisionismus den fortschrittli-
chen Kräften ein Höchstmaß an theoretischer und ideologischer Klarheit, Mut, Prinzipienfestigkeit
und Wendigkeit abverlangt und den vollen Einsatz jedes einzelnen erfordert“ (ebenda, S. 37). Laut
Lehrplan sollte dementsprechend das Leben und Wirken hervorragender Führer der deutschen Ar-
beiterbewegung so nahe gebracht werden, daß die Schüler zum einen die Rolle der Persönlichkeiten
*
 In diesem Abschnitt werden im Vergleich zu den beiden vorangegangenen eindeutig längere Passagen aus dem
Lehrbuch Geschichte Klasse 9 zitiert. Der Grund dafür ist, daß die folgenden Texte im Vergleich zu den vorherigen
nicht so einheitlich sind, daß sie in die Dokumentation eingefügt werden konnten und daher im laufenden Text ein-
gefügt sind.


im revolutionären Kampf der Arbeiterklasse erkennen und zum anderen diese Persönlichkeiten zu-
gleich als Vorbilder für das eigene gesellschaftliche Handeln und Verhalten gewinnen. Allen voran
wurde das Wirken Ernst Thälmanns und Wilhelm Piecks in diesem Zusammenhang besonders ge-
würdigt (ebenda, S. 37).
Die Passagen über Ernst Thälmanns tauchen erstmals im Lehrbuchkapitel „Die Zuspitzung der Klas-
senwidersprüche nach 1920“ auf. Die KPD ist hier beschrieben als „konsequenteste Verfechterin der
Lebensinteressen des werktätigen Volkes“. Thälmann erscheint als Vertreter der „starken linken
Strömung“ der USPD und gehörte zu denen, die sich für einen Zusammenschluß mit der KPD ausge-
sprochen und so einen „bedeutenden Schritt zur Überwindung der Spaltung in der Arbeiterbewe-
gung“ vorbereitet hätten, die sodann „revolutionäre Massenpartei“ gewesen sei (Lehrbuch Ge-
schichte Klasse 9, 1987, S. 92).
Die KPD war in dieser Zeit die konsequenteste Verfechterin der Lebensinteressen des werktätigen Vol-
kes. Das erkannten auch immer mehr Mitglieder der USPD. Eine starke linke Gruppierung dieser Partei,
zu der Ernst Thälmann (Hamburg), Wilhelm Florin und Walter Stoecker (Ruhrgebiet), Wilhelm
Koenen (Mitteldeutschland) und andere gehörten, sprach sich für eine Vereinigung der beiden Arbeiter-
parteien aus. Diese linken Kräfte setzten sich im Oktober 1920 mit 237 gegen 156 Stimmen auf einem
außerordentlichen USPD-Parteitag in Halle durch. Die in der Minderheit gebliebenen rechten Delegier-
ten verließen den Parteitag und spalteten damit die USPD. Noch leidenschaftlicher als zuvor rangen da-
nach die KPD und die linken Kräfte der USPD um ihre ideologische und organisatorische Vereinigung.
Im Dezember 1920 war es soweit. Der revolutionäre Flügel der USPD vereinigte sich mit der KPD
auf einem Parteitag in Berlin. Dieser Zusammenschluß war ein bedeutender Schritt zur Überwindung
der Spaltung in der Arbeiterbewegung. Die KPD war nun eine revolutionäre Massenpartei.
Diese Entwicklung ließ Monopolkapitalisten und Militärs um ihre Pläne bangen. Aber auch die sozial-
demokratischen Politiker fürchteten um ihren Massenanhang in der Arbeiterbewegung. Deshalb griffen
sie zum Mittel der Provokation. [...] Die Provokation hatte jedoch ihr Ziel – die KPD zu schwächen –
nicht erreicht. [...] Anlaß für scharfe Protestaktionen der Arbeiterbewegung gaben im Verlaufe der fol-
genden Monate auch jene bewaffneten Organisationen der Konterrevolution, die einst die Kapp-
Putschisten unterstützt hatten. Entgegen allen Versicherungen der Regierung waren sie ungeschoren ge-
blieben und konnten deshalb noch immer ihr Unwesen treiben. Inzwischen waren sie sogar noch zahlrei-
cher geworden. [...] Auf Drängen der Kommunisten legten die Vertreter der drei Arbeiterparteien und
der Gewerkschaften in einem Abkommen gemeinsame Schritte für diesen Kampf fest. Als jedoch die
Arbeitermassen mit eindrucksvollen Demonstrationen und Warnstreiks ihren Forderungen Nachdruck
verliehen, versuchten die rechten SPD- und Gewerkschaftsführer, ihre Anhänger erneut mit leeren Ver-
sprechungen hinzuhalten. Die KPD war jedoch noch nicht stark genug, um diese Kämpfe allein zum Er-
folg zu führen. (Lehrbuch Geschichte Klasse 9, 1987, S. 92f., Hervorhebungen im Original)
In den „verschärften Klassenkämpfen im Jahr 1923“ wird Thälmann im Buch die „hervorragende
Rolle“ im Hamburger Aufstand zugeschrieben (ebenda, S. 96).
Im Herbst des Jahres 1923 verstärkten sich die revolutionären Aktionen der Werktätigen in Deutsch-
land. Die KPD gewann in jenen Monaten großen Einfluß und viele neue Mitglieder. Im Oktober kam es
in Sachsen und Thüringen gegen den Willen der SPD-Zentrale in Berlin zur Bildung von sozialdemo-
kratisch-kommunistischen Koalitionsregierungen, die Arbeiterregierungen genannt wurden. Diese Tat-
sache verunsicherte Monopolherren, Bankiers, Militärs, Junker und reaktionäre Politiker. Deshalb
übertrug der Reichspräsident Ebert, gestützt auf den Artikel 48 der Weimarer Verfassung [...], die voll-
ziehende Staatsgewalt dem Reichswehrchef Hans von Seeckt. Er sollte den imperialistischen Kräften
Gelegenheit verschaffen, sich zu sammeln. Dazu mußten die Klassenauseinandersetzungen schnellstens
mit Hilfe der Reichswehrtruppen zugunsten der Bourgeoisie entschieden werden.
Als sich die Reichswehr in Marsch setzte, um die Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen zu be-
seitigen, beschloß die KPD-Führung am 20. Oktober 1923, den Generalstreik zu proklamieren und die
Arbeiter zum bewaffneten Widerstand aufzufordern. Die KPD unterbreitete ihren Vorschlag am näch-
sten Tag einer Konferenz der sächsischen Arbeiterregierung in Chemnitz (heute Karl-Marx-Stadt), fand
aber bei den anwesenden linken Sozialdemokraten keine Zustimmung. Die Kommunisten hoben darauf-
hin ihren Beschluß vom Vortag wieder auf. In Unkenntnis dieser veränderten Sachlage löste die Ham-


burger KPD-Organisation am 23. Oktober 1923 entsprechend dem zuvor gefaßten Beschluß den be-
waffneten Aufstand aus. Eine hervorragende Rolle spielte dabei Ernst Thälmann. [...]
Als sich jedoch herausstellte, daß der Hamburger Aufstand von den Arbeitern anderer Teile Deutsch-
lands nicht unterstützt wurde, traten die Kämpfer den geordneten Rückzug an. [...]
Am 29. Oktober 1923 besetzte die Reichswehr die Ministerien in Dresden. Die Arbeiterregierungen in
Sachsen und Thüringen wurden beseitigt. In ganz Deutschland herrschte bis in das Jahr 1924 hinein mi-
litärischer Ausnahmezustand. Die Arbeiterorganisationen wurden verboten, die KPD zur Illegalität
gezwungen. Ihre Führer wurden verfolgt, gejagt, vor die Justizbehörden gezerrt, verurteilt. Politische
Häftlinge, vor allem Kommunisten, auch sozialdemokratisch organisierte Arbeiter, Parteilose, selbst
bürgerliche Demokraten, füllten die Gefängnisse. Nach schweren Klassenauseinandersetzungen erlitt am
Ende des Jahres 1923 das revolutionäre Proletariat in Deutschland eine Niederlage. Die revolutionäre
Nachkriegskrise [...] ging zu Ende. (Lehrbuch Geschichte Klasse 9, 1987, S. 96f., Hervorhebungen im
Original)
Ein die Hamburger Kämpfe bewertendes Zitat von Thälmann („Ernst Thälmann über das Ergebnis
des Hamburger Aufstandes“) ist dem Text beigefügt: „Hamburg wurde geschlagen. Die Barrikaden-
kämpfer wurden niedergeworfen ... Die proletarische Revolution hat mehr als eine blutige Niederlage
ertragen. Sie ist niemals daran verblutet. Sie ist stärker, stolzer, entschlossener weitergeschritten“
(ebenda, S. 96). Im Lehrbuch-Kapitel „Die verstärkte Ausbeutung der Werktätigen und die Ent-
wicklung der KPD zur marxistisch-leninistischen Massenpartei“ ist der weitere politische Weg Ernst
Thälmanns bis an die Spitze der KPD 1925 wie folgt dargestellt.
Die Führung der KPD bemühte sich in dieser Zeit nach 1924, das entstandene Kräfteverhältnis mög-
lichst genau einzuschätzen und praktische Schlußfolgerungen für den Klassenkampf abzuleiten. Einige
ungeduldige Funktionäre der KPD hofften, schon bald durch einen bewaffneten Aufstand die Macht zu-
erobern und die Ausbeuterordnung in Deutschland für immer beseitigen zu können. Das widersprach je-
doch den objektiven Bedingungen. In der Auseinandersetzung mit diesen fehlerhaften Auffassungen
mahnten besonnenere, erfahrenere kommunistische Führer, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu
tun, und erinnerten an die Erfahrungen der Bolschewiki in Rußland. Sie erklärten deshalb die Gewin-
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